[Corandir] Die Greifenreiter von Corandir

  • Mehrere Sekunden starrte Rhynn auf seine Hand. Angenehm und unangenehm zu gleichen Teilen, war die streichelnde Berührung, als Owatu sanft mit den Fingern über ihren Unterarm fuhr und eine Gänsehaut ihren gesamten Körper erfasste. Um Fassung bemüht, beschwor sie sich immer wieder, dass er gerade nicht er selbst sein konnte. Dass er das nicht tat, weil sie für ihn vielleicht doch mehr als ein Flügelmann war... sondern weil er einfach nicht zurechnungsfähig war und Unterstützung suchte. Seran hatte das Mittel viel zu stark dosiert... Ja daran musste es liegen.... Auch wenn Karrun daneben saß, wollte sie ihren Flügelmann nicht darauf aufmerksam machen, wie falsch man diese Geste verstehen konnte.
    „ Wenn du mir sagst welche Seife du für deine Haare verwendest... sag ich dir welches Balsam ich für meine Haut benutze...“ versuchte sie sich an einem belustigten Lächeln und spielte die Situation bewusst herunter. Sie war sich Karruns Blick nur zu deutlich bewusst, auch wenn sie ihn gerade nicht ansah. Zu gefesselt war sie von seinen dunklen Augen, die verträumt über ihre Züge zu wandern schienen. Doch dann war da plötzlich nurnoch Kälte, wo zuvor noch eine Warme Hand gelegen hatte und Karrun band wieder Owatus Arm fest. Entweder weil er befürchtete, dass Owatu ihr etwas tun könnte.. oder dass die anderen im Raum diese Geste sahen und zuviel hineininterpretierten. Vielleicht wurde der Schwadronsführer auch einfach nur Paranoid.
    Doch die folgenden Worte waren nun wirklich schwer falsch zu verstehen und wo Rhynn es gerade geschafft hatte ihren Puls wieder in den Griff zu bekommen, zog es plötzlich in ihrem Magen und blinzelnd sah sie ihren Flügelmann an und dann kurz Karrun der beinahe ebenso überfordert schien wie die Greifenreiterin. Wo sich für einen kurzen Moment der Gedanke einschleichen wollte, er würde sie veralbern, zeichnete sich unglaube in ihrem Gesicht ab. Weil das riesige Feilchen in ihrem Gesicht prangte und sie dunkle Augenringe haben musste und er niemals auch nur angedeutet hatte, dass er sie als etwas anderes als einen Kameraden sah. Und im nächsten Moment wollte sie sich selbst für den Gedanken Ohrfeigen, dass ihr Owatu etwas böses wollte. Owatu hatte sich nie an den Scherzen der Männer und den unterschwelligen Stichelleien beteiligt, aber das musste heissen, dass er es ehrlich meinte? Plötzlich drängte sich Karrun zwischen sie und ihren Flügelmann und unterbrach so die Verbindung. Sein Tonfall hatte beinahe etwas forsches als wollte er die Greifenreiterin vor weiteren Peinlichkeiten beschützen, jetzt wo er wusste, was in der einzigen Frau unter den Greifenreitern vorging.
    „ Man kann sich ne Frau auch schönsaufen...“ versuchte sie nun vor dem Menschen Owatus Aussage als nicht so bedeutend abzutun. Doch irgendetwas in Karruns Blick gefiel der Cath’Shyrr nicht. Wenn er sagte sie sei ‚ bezaubernd‘ war es in Ordnung? Aber wenn Owatu im Rausch behauptete sie sei hübsch war das ein Problem?
    „ Du solltest dich auch etwas ausruhen ... oder wenigstens frische Luft schnappen.“ erklärte Karrun besorgt und ließ wieder von dem Tua‘ Tanai ab.
    „ Manchmal sagt man Dinge die... vielleicht falsch rüberkommen...“ begann der Mensch als Rhynn nicht aufstand, sondern wieder zu Owatu sah. Er sah plötzlich so friedlich aus... die Augen geschlossen den Kopf in das Kissen gesunken und sein Atem so ruhig und gleichmäßig. Vielleicht hatte er genau das gebraucht? Rhynn schüttelte genervt den Kopf und rollte kurz mit den Augen. Hielt Karrun sie wirklich für so naiv? Dass sie sich gleich wirklich Hoffnungen machte, weil er im Wahn soetwas sagte? Und ihr Blick als sie den Kopf hoch, sprach genau dies aus.
    „ Ich bin Soldat und Sanitäter, Schwadronsführer... kein Naives Weibchen dass nach Komplimenten fischt. Ich kann sehr wohl eine Wahnvorstellung von etwas anderem unterscheiden und weiss wann jemand sachen sagt die er nicht so meint.... .“ entkam es der Cath’Shyrr forscher als gewollt und plötzlich fand sie sich auf den Beinen wieder. Beinahe hätte sie noch angefügt, dass sie nicht so verzweifelt war, dass sie gleich alles auf die Goldwaage legte, doch das wäre wohl gelogen. Denn unbewusst, hoffte sie wohl viel mehr als gut für sie war. Energisch zog sie die Decke ein wenig höher um Owatu bis zur Brust zuzudecken und erneut seinen Puls am Hals zu überprüfen. Er schien eingeschlafen zu sein oder wenigstens auf dem Weg dahin.
    „ Dass weiss ich doch... ich wollte nicht.“ begann der Mensch schuldbewusst und ging der Frau ein Stück aus dem Weg. Als sie das Bett ihres Flügelmanns verließ. Nicht ohne einmal über seine Schulter zu streichen und ihm innerlich zu versichern, dass sie wieder kommen würde. Sie hielt es hier nichtmehr aus. Owatu würde dass verstehen.
    „ Wie lange wird er schlafen?“ Erkundigte sie sich bei Seran und ignorierte den hinter ir hertipselnden Karrun und schritt neben Paranoels Bett bei dem er gerade versuchte eine Phiole einzugeben.
    „ Ich schätze so drei bis vier Stunden... wird es schon wirken...“ nickte der Satyr und fragte dann plötzlich alamiert nach.
    „ Wieso?“
    „ Ich würde gern raus... wenn das geht...“ meinte sie und strich sich ihr Haar hinters ohr, dass ungewohnt in ihr Gesicht fiel.

  • Meister Seran nickte. „Ja du brauchst dringend mal frische Luft.“ Setzte er die leere Phiole wieder ab.
    „Aber ess was!“ fügte er an, dann wanderten die Augen des Heilers zu dem Schwadronsführer, der nicht unweit von Rhynn stand. „Sorg bitte dafür, dass sie was isst.“ Bat er den Menschen.
    Karrun nickte. „Komm lass uns schauen, ob wir in der Küche noch was finden. Diese Gehilfin von Elandil hatte für mich nämlich auch nichts zu essen. Und ich für meinen Teil hab einen Mords Hunger.“
    Auffordernd blickte der Braunhaarige seine Untergebene an und beugte sich dann etwas zu ihr vor: „Ich befürchte der Tag wird lang und … „ den Rest des Satzes verschluckte er und schielte nur einmal kurz zu Owatu herüber. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass ihr Flügelmann sie brauchte, doch nach gerade schienen ihm dies die Falschen Worte zu sein.


    Einige Stunden waren vergangen und einmal hatte es Seran geschafft den General wegzuschicken. Dinge, von denen Owatu nichts wusste.
    Doch nun brachte ihn ein stetiges schaukeln wieder dorthin, wo es mehr gab, als nur Ruhe und Stille und das weite Land der Träume.
    Er sollte die Augen öffnen um zu schauen, was dieses Wackeln verursachte. Nur träge ließen sich die Lieder öffnen und verschwommen nahm er eine Gestallt vor sich war. Und eine Stimme, die Worte sprach aber nicht so wirklich mit Sinn dahinter. Oder war das sein Name? Irgendwer wollte was von ihm. Er musste die Müdigkeit aus seinen Augen bekommen, doch die Bewegung der Hand wurde gleich gestoppt.
    Es dauerte noch ein paar Momente, bis das Bild, was sich ihm bot klarer wurde und er nun endlich Leander vor sich erkennen konnte. Daneben ein ziemlich missmutig dreinblickender Seran und ein ungeduldig aussehender General. Langsam wurde ihm bewusst, was das bedeutete.
    Und als der Hauptmann begann die Riemen zu lösen war klar, dass sie ihn jetzt zu Ralinur bringen würden. Da würde kein Weg dran vorbei führen. Kurz Blickte er sich im Zimmer um und suchte nach Rhynn. Aber die Katze war nicht da. Mit einem Mal fühlte er sich alleine und dass das Pochen und Ziehen in seinem Brustkorb wieder stärker geworden war, machte es keinesfalls besser.
    Mit der nun endlich wieder freien Hand strich er sich durchs Gesicht.
    „Na dann los!“ sagte er resignierend. Seine Zunge fühlte sich schrecklich pelzig an. Und diese Worte halfen ihm nicht wie erhofft, die Angst etwas im Zaum zu halten.
    Doch bevor Owatu die Hand auffordernd dem Hauptmann entgegen strecken konnte, wurde dieser Sachte von Meister Seran zur Seite gedrückt. „Magst du was trinken?“ fragte der Heiler und hielt ihm den Becher schon unter die Nase. Die Flüssigkeit war Geruchlos und somit alle höchste Wahrscheinlichkeit Wasser. Der Tua’Tanai nickte. Und wenn es kein Wasser war, dann vermutlich auch nichts schlechtes, was von Seran kam, oder? Auch hier meinte die Angst ein Wörtchen mitreden zu müssen.
    Stützend ließ der Heiler seinen Patienten trinken. „Wir werden dich auf die Trage legen.“ Erklärte er, was als nächstes passieren würde. Doch Owatu schüttelte den Kopf. Er wollte da nicht hingetragen werden. Wenn dann ging er mit seinen eigenen Beinen. Schließlich hatte er sich die Rippen und nicht den Fuß brechen lassen.
    „Ich geh!“ so viel Stolz hatte er immerhin noch im Leib.

  • Rhynn war schon im Begriff sich zur Tür umzudrehen, als sie den Befehl des Heilers vernahm. Na toll.. genau vor ihm floh sie doch gerade. Zum Teil zumindest, denn eigentlich wollte sie für einen Moment der ganzen Deprimierten Stimmung entfliehen. Der Schwadronsführer ließ sich das nicht zweimal sagen und tat so, als hätte er Rhynns genervtes Schnauben nicht mitbekommen als er zu ihr aufschloss und sie mit einem Arm auf ihrer Schulter einfing.
    Energisch fuhr sich die Katze mit der Hand durchs Gesicht. Sie hatte überhaupt keinen Hunger, vor allem nicht weil sie wusste was Owatu in wenigen Stunden bevorstand aber Karrun würde sie auch nicht in frieden lassen.
    Der Schwadronsführer der sich hier wohl besser auskannte als die Cath`Shyrr führte die Greifenreiterin, zielstrebig an der Lesungstür vorbei bis zur vorletzten Tür im Gang. Der Raum war als Versorgungsraum vorgesehen, doch gerade jetzt befanden sich hier unmengen Stühle und Tische, die eigentlich in den Räumen standen, in denen nun das provisorische Krankenzimmer und der Verhöraum eingerichtet hatte. Das erste was Karrun tat, war eines der größeren Fenster zu öffnen und Rhynn auf einen Stuhl zu bitten. Nur widerwillig setzte die Katze einen Fuß vor den anderen auf den Holzstuhl zu. Warum durfte sie nicht einfach gehen? Doch allzuviel Fundament für einen Protest blieb ihr nicht. Sie war mehr oder weniger an der Frischen Luft und raus aus dem Krankenzimmer und sie wurde das Gefühl nicht los, dass Karrun es sich zur Aufgabe gemacht hatte sie zu überwachen. Skeptisch sah sie auf den Menschen der angefangen hatte die Schränke nach etwas anderen zu durchforsten, als das zurückgelassene Obst in dem Korb.
    " Wir finden sie schon... wir machen uns auf den Weg sobald wir unsere Befehle erhalten haben... " versuchte es Karrun und zog einen Korb aus dem angrenzenden Regal späte hinein und grinste Triumphierend. Doch Rhynn verzog noch mehr das Gesicht als er ihr eine Art süßes Gebäckstück unter die Nase hielt. Ging es ihm gerade nur darum? Owatu hatte die Lesung noch vor sich und er dachte gerade nur daran was wohl danach passiert... In seinem Geschwächten Zustand konnte alles mögliche davor mit Owatu passieren. Und was wäre dann?
    " Karrun.. ich will jetzt nicht drüber reden..." schüttelte Rhynn den Kopf und sah abwesend aus dem Fenster ohne nach dem angebotenen Essen zu greifen.. Natürlich konnte Karrun nichts dafür, doch unbeschreibliche Wut geboren aus Angst Verzweiflung und Sorge schwemmte gerade alles hinfort. Sie war einfach so absolut unbrauchbar in diesem Moment... sie konnte weder Owatu die Schmerzen nehmen noch durfte sie nacher mit hinein zur Lesung um wenigstens ihn wenigstens Moralisch zu unterstützen. Und immer wieder sah sie seinen getrübten Blick vor Augen. Und den Kummer als die Tränen sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten. Rhynn stütze sich mit dem Ellenbogen am Fensterbrett ab und legte ihr Kinn in die Handfläche.
    " Du solltest aber wirklich etwas essen." appelierte der Schwadronsführer und biss selbst von dem Stück ab, dass er ihr hingehalten hatte.
    " Ich werds überleben..." brummelte die Katze in ihre Hand und sah hinaus auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses und dann hinauf in den strahlend Blauen Himmel. Welch eine Ironie... solch ein schönes Wetter an so einem Tag... Eine Zeitlang verfolgte sie einen Sichelförmigen Schatten der hoch über dem Gebäude seine Kreise zog. Gefangen zwischen Deprimierenden Befürchtungen und dem seltsam Mulmigen Gefühl, dass Owatu fand dass sie ziemlich hübsch wäre lehnte sie ihren Kopf gegen das geöffnete Fenster und schlief irgendwann ein.
    Karrun wickelte indess sorgfältig ein kleines Fresspaket für die Greifenreiterin in ein Leinentuch und stellte es neben ihr auf die Fensterbank und erst als er sich wirklich sicher war, dass sie Schlief und nicht nur so tat, damit er verwand. ging er zurück zu Seran um dem Heiler bei seinen Patienten zu helfen.


    Es schienen ihr nur Sekunden vergangen, ehe Rhynn wieder an der Schulter wachgerüttelt wurde. Blinzelnd öffnete sie die Augen und das erste was sie sah war eine schmale schwarze Feder die auf dem Fenstersims neben dem Paket lag.
    "Rhynn.. Seran kann den General nichtmehr vertrösten.. sie wecken gerade Owatu auf ..." erklärte Karrun und machte ihr Platz damit sie aufstehen konnte.
    " Sie tun was?" fragte Rhynn empört und war schlagartig hell wach. Konnten sie ihn nicht einfach schlafen lassen?! Wie lange hatte sie überhaupt geschlafen?
    Die Katze stemmte sich aus dem Stuhl hoch und spurtete den Gang entlang. Der General kam ihr aus dem Krankenzimmer entgegen und schritt sie völlig ignorierend weiter. Schlitternd kam die Katze zu stehen, und drückte sich durch die Tür.
    Seran nickte missmutig. Auch wenn er das nicht guthieß, erkannte er dennoch den Stolz in den Augen des Tua´Tanais. Umsichtig schlug der Satyr die Decke zurück und bot dem Patienten eine Hand an, an der er sich hochziehen konnte.
    " Aber langsam..." stellte er die Bedingung und wartete darauf, dass Owatu nach der Hand griff.
    " Warum musstet ihr ihn Aufwecken?" raunte Rhynn wütend dem Hauptmann entgegen, als sie näher gekommen war. " Kommt es wirklich auf eine Stunde mehr oder weniger an?"
    Leander schüttelte beteuernd den Kopf.. " Es war nicht meine Idee..." resignierte er und ging ein Stück von dem Bett weg.
    " Ich will mit rein." verlangte Rhynn geradezu und fixierte den großen Mann mit den schönen Augen.
    " Du weisst das das nicht geht."
    " Warum nicht??... dann soll wenigstens Seran mit rein... ich will nicht dass dieser Spitzohrige Schlächter.. mit seinen Spinnenfingern an ihm herumdoktert. Und auf die Idee kommt ihm Eisen auf die Haut zu drücken damit er wieder wach wird..." knurrte Rhynn und senkte mit der Beleidung die Stimme etwas und trotzdem konnte sie wohl jeder im Raum hören.

    Weiter zog der Wind in Eile,
    denn es rief die Ferne ihn
    Weiter zog der Wind in Eile
    und das Mädchen folgte ihm
    Wie die Jahre so vergingen
    Wuchs die Freundschaft mit dem Kind
    Und so zogen sie gemeinsam,
    das Mädchen und der Wind

  • Mit leicht zittrigen Fingern griff der Tua’Tanai nach der Hand des Heilers und flehte ein bisschen innerlich, dass Seran dadurch nicht sofort wieder sein Einverständnis zurückziehen würde und doch verlangte, dass man ihn trug.
    Langsam, wie es der Gehörnte gesagt hatte zog er sich hoch. Eine schnelle Bewegung würde sowieso nur noch mehr den Druck auf seine Rippen erhöhen. Er kam sich vor wie ein alter Mann, als er etwas sehr wackelig zum Stehen kam. Aber dem Schwindel nachgeben wollte er auch auf keinen Fall. Leander griff ihm unter die Arme und bot ihm so sicheren Halt, auch wenn es nicht sein eigener war, so stand er wenigstens und lag nichtmehr.
    Und erleichtert lächelte er Rhynn an, als die Cath’Shyrr doch noch auftauchte. Das half irgendwie mehr als tausend Worte, weil es ihm klar machte, dass sie für ihn da war und dass er sich auf sie verlassen konnte. Für diesen Moment schaffte sie es, dass die Angst vor der Lesung ganz klein wurde.
    „Beruhige dich Rhynn!“ meinte Seran während auch er versuchte den Tua’Tanai von der anderen Seite zu stützen. „Er ist MEIN Patient! Also werde auch ICH mitkommen.“ Ganz klar ließ er durchblicken, dass er nicht zulassen würde, dass er seinen Patienten übergeben musste.
    Das Gezeter um ihn herum versuchte Owatu irgendwie zu ignorieren. Machte es wirklich einen Unterschied, welcher Heiler bei der Lesung anwesend war? Beide konnten gegen die Schmerzen nichts tun. Allerdings konnte Rhynn durchausrecht haben, dass das Spitzohr es mit Metall in seiner Nähe versuchen würde. Wobei das Gefühl von Metall auf seiner Haut vermutlich nichts gegen das Gefühl von Ralinur in seinem Kopf sein würde. Langsam setze er einen Fuß vor den anderen.
    Ohne die Stütze der beiden Männer, wäre er wohl nicht weit gekommen. Und es war ungemein anstrengend den Gang entlang zu schlurfen.
    „Was macht es für einen Unterschied, ob sie auch im Raum ist, oder nicht?“ wollte der Mauersegler wissen. Irgendwie wünschte er sich, dass sie dabei war. Einfach um jemandem zu haben, dem er wirklich vertraute.
    Leander schüttelte zur Antwort nur den Kopf. So eine richtige Erklärung, außer dass der General es so angeordnet haben mochte hatte er wohl auch nicht. Oder er würde zu weit aushohlen müssen.
    Oder lag es daran, dass in der Tür vor ihnen schon eben jener gehörnte Mann wartete und nun, wo sie ihn hinführten einen Schritt zurück trat.
    Wie angewurzelt blieb Owatu stehen, als er den Stuhl sah. Das sah jetzt schon aus wie ein Folterinstrument und die Eisenbeschläge jagten ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Da brauchte er das Metall noch nicht mal für berühren.
    „Das ist nicht euer ernst.“ Entrüstete sich Meister Seran, der wohl sehr deutlich merken musste, dass Owatus Puls in die Höhe Schoss.
    „Es tut mir leid.“ Raunte Leander.
    „Wir sind auf sowas nun mal nicht gut vorbereitet.“ Erklärte der General und stampfte energisch mit dem Huf auf. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass ihm das ganze hier doch auch irgendwie nahe ging. Vielleicht aber auch nur ein Zeichen von Genervtheit, weil er das nun schon zum Xten-mal hörte.
    Die wenigen Schritte bis zu dem makabren Stuhl musste er sich wirklich zwingen und mehr als einmal kam ihm doch der Gedanke, ob er nicht entweder irgendwie fliehen konnte, oder einfach davor zusammenbrechen. Letzteres gaben ihm seine Beine ein.
    Jetztverstand er auch endlich, warum es der Katze so wichtig gewesen war, dass er etwas anzog. Innerlich danke er Rhynn dafür, als er sich nun stockend auf dem Holz niederließ.
    Das Hemd reichte aus um das ekelhafte Gefühl der umschließenden Metallmanschetten von ihm fern zu halten, als der Hauptmann die Beschläge schloss. Aber es reichte nicht aus um die Angst vor dem Ausgeliefert sein abzuhalten.
    „Ich übernehme ab hier!“ schälte sich nun Elandil aus der Ecke des Raumes. Bisher hatte Owatu nur diesen schrecklichen Stuhl wahrgenommen. Doch jetzt wurde ihm auch die Anwesenheit von Ralinur und seiner Gehilfin gewahr.
    „Nein, ich bleib bei ihm, du übernimmst das Lazarett in der Zeit.“ Erklärte Seran bestimmt. Und als Oberstabsheiler und Leiter des Lazaretts war dies wohl auch sei gutes Recht.


    Karrun war auf den Gang hinaus getreten und hatte sich an Rhynn herangeschlichen. Nicht extra leise, aber auch eben nicht besonders auffällig.
    „Komm…“ zog er sie weg und ging dann in Flüstern über, „wir schleichen uns zum Fenster. Das ist zwar verhangen, aber ich habe es eben geöffnet.“

  • Er stand tatsächlich auf seinen Füßen und sein Lächeln machte ihr Mut, und ja er steckte sie damit trotz ihrer Wut an. Die Hoffnung keimte in ihr auf, dass er es vielleicht doch besser wegstecken würde als sie befürchtet hatte.
    Schlagartig zuckte sie zusammen, so einen Tadel hatte sie von dem Hauptmann erwartet, aber nicht von dem Satyrn der auf der anderen Seite Owatu stützte. Sie wollte schon zu einem `Na ist es nicht so`ansetzen, da drang die Bedeutung seiner Worte zu ihr durch. Seran würde sich nicht davon abhalten lassen, bei seinem Patienten zu sein... erleichtert nickte sie und vergab ihm den bösen Blick beinahe sofort. Dann hätte Owatu wenigstens ihn an seiner Seite statt dem Stümper. Der Tross setzte sich schleichend in Bewegung und wo Rhynn zuerst noch neben den Dreien hergehen konnte, wurde sie an der Tür einfach wie überschüssiger Teig an der Schüssel abgestriffen und war jetzt gezwungen hinter den dreien herzugehen.
    Dass Owatu auch danach fragte, wo denn das eigentlich Problem lag, dass sie ihn nicht begleiten konnte, versetzte ihr einen Stich... Der Tua`Tanai wollte, dass sie mit kam. Aber sie durfte nicht, dass wurde ihr nur zu deutlich, als sie von Naou`ru harsch an der Schulter aufgehalten wurde, weil sie dem Gespann folgen wollte. Wütend funkelte sie hinauf zu dem großen Tua`tanai, der nur bestimmt den Kopf schüttelte und sich ihr in den Weg stellte. Sie hatte ihm nichteinmal sagen können, dass sie hier warten würde... oder ihm gut zureden. Aber eigentlich hätte sie auch garnicht die richtigen Worte gefunden...
    Plötzlich fühlte sie Karruns Hand im Nacken und mit schwung zog er sie von dem Wachmann weg und bugsierte sie durch die Tür hinaus ins Freie.
    " Du hast was?" fragte sie überrascht und in Karruns Augen funkelte der Rebell, während sie leise um den Bau herumschlichen. " Ich sehs nicht ein, dass man mich aus diesem Raum ausschließt, während meine Männer da drinn sitzen.... Du hast ebenso ein Recht zu erfahren was deinem Flügelmann zugestoßen ist und wie man mit ihm umgeht. Ich hatte jetzt erst die Chance dazu.... und du bist eine der wenigen die das Risiko nicht scheuen." erklärte er und Rhynn tat es Karrun gleich, sich hektisch nach anderen Wachen und Menschen umzusehen während sie geduckt an der Hauswand entlang gingen. Gut dass die Büsche hier neben dem Gebäude wuchsen, so dass der Bereich unter den Fenstern ziemlich uneinsichtig waren.
    Der Schwadronsführer zählte die Fenster an denen sie vorbei kamen und blieb abrupt vor einem stehen. Hoch rankte hier der Wein und eine kleine Weide, bietete das perfekte Versteck. Ging ein wenig weiter in die Hocke und breitete die Arme rechts und links zu einer Halterung aus.
    "Komm auf meinen Rücken.. so können wir beide was sehen." flüsterte er und Rhynn kletterte ohne zu zögern zuerst auf Karruns Rücken und hielt sich an seinen Schultern ein.



    Nur kurz wechselte Elandil einen Blick mit dem General, doch dem Schien es einerlei, welcher Heiler sich nun um den Tua`Tanai kümmerte, wenn es nur endlich losgehen konnte, also verschwand der Elf langsam durch die Tür. Seran stellte sich neben Owatu und legte eine Hand an sein Handgelenk. "Seine Rippen sind gebrochen.. nach möglichkeit nicht so viel Druck auf seinen Brustkorb....." nickte er den Anwesenden zu ehe er sich an Owatu wandte," Ich bin hier. Wenn dir übel wird... oder dir irgendwas anderes auffällt.. Taubheitsgefühl... irgendwas.. sag einfach bescheid." raunte der Satyr und ging gleichzeitig in die Hocke, als Leander Owatu den Lederriemen um die Schulter band.
    " Nagut... auf ein neues..." seufzte der Magier und legte seine Hand an Owatus Stirn.
    " Versuch ruhig zu atmen... und lass es einfach zu... je mehr du dich wehrst umso schlimmer wird es. Versuch dich einfach an die Lichtung zu erinnern, wo ihr eine Rast eingelegt habt... Ich beginne jetzt..."
    Die Gehilfin legte Owatu eine Hand auf die Schulter und dann eine an die Stirn ihres Meisters.

  • Der Riemen engte noch mehr ein, als die Eisenbänder, denn jetzt konnte er noch mehr spüren, wie sein Herz hämmerte. Der Magier hatte leicht reden. Ihn einfach reinlassen, wie sollte das gehen? Seine kalten Finger an der Stirn schürrten nur noch mehr die Angst. Trotzdem versuchte er der Anweisung folge zu leisten und an eben jene Lichtung zu denken. Warum die Lichtung? Warum nicht das was auf der Bühne passiert war?
    “ruhig atmen. Versuch dich einfach erstmal nur auf deinen Atem zu konzentrieren.“ hörte er die ruhige Stimme Serans, als er schon die Augen geschlossen hatte um wenigstens diesen Raum nicht mehr wahrzunehmen.
    Er versuchte es, doch brachte dass nur die gegen seinen Atem pochenden Rippen in den Vordergrund. Aber vielleicht war es besser, als die Kopfschmerzen, die sich von den Druckpunkten bei Ralinurs Fingern ausbreiteten. Kurz wurd ihm schwindelig, dann nahm der Druck wieder ab und des Magiers Stimme erklang direkt in seinem Kopf. “sehr gut, genau so.... führ mich zur Lichtung.“
    Eine Aufforderung, die er gleich nach kam, Besser war das. Er spürte wie eindringlich dieser Befehl war. Irgendwie konnte er gar nicht viel dagegen tun.
    Er beendete den ruhigen Gleitflug, legte die Flügel an und ließ die kühle Luft an sich vorbeifließen. Mit rasender Geschwindigkeit wechselte er ein paar mal die Richtung. Der Wald war ein grünes Rauschen unter ihm und wind und Luftströmung schmiegten sich an ihn. So war er eins mit dem Himmel, doch irgendwas zog schwer an ihm. Überlkeit kündigte sich an. Fern und dumpf und mehr in seinem Kopf, als in seinem Magen. Er wollte dem Gefühl entfliehen, doch je dichter er über die Baumwipfel Schoß, desto stärker wurde es.
    “lass das!“ befahl ihm eine Stimme, die nicht seine eigene war.
    “was? Willst du nicht fliegen?“ je mehr sich dieser fremde Geist in seinem anstrengte, desto stärker arbeitete sein Achak gegen ihn. Doch damit schwoll auch der Schmerz in seinem Kopf an.
    “ICH HAB GESAGT DU SOLLST DAS SEIN LASSEN. BEI MEINER MACHT! GIB NACH UND FÜHR MICH ZU DER LICHTUNG!“
    Dröhnte die stimme zusammen mit schmerz in seinem Kopf. Und mit einemmal wollte er nurnoch, dass es aufhört. Er musste dem Luft machen, aber er kam nur dazu japsend nach Luft zu schnappen. Die Bänder hielten ihn fest auf dem Stuhl und er wollte sich nur noch herauswinden.


    “Irgendwas stimmt da nicht.“ raunte Karrun der Frau auf seinen Schultern zu. Auch wenn im Gegenlicht nicht allzuviel genaues zu erkennen war, so schien der Magier von jetzt auf gleich kreidebleich geworden zu sein und es kostete ihn jetzt schon enorme Anstrengung. Er hatte doch gerade erst begonnen. Die Hand des Menschen faste fester um Rhynns Handgelenk, als der Magier zu brüllen begann. Nein etwas Stimme ganz und gar nicht.

  • Rhynn hatte konzentriert die Augenbrauen zusammengezogen als sie mit Karrun durch den kleinen Spalt linste, der im Vorhang entstanden war. Was sie hier taten drang nur sehr langsam in ihr Bewusstsein vor. Karrun und sie spionierten hier Gardegeheimnisse aus, doch die Situation drängte gerade diese Befürchtung einer Bestrafung in den Hintergrund. Ihre Finger hatten sich angespannt an Karruns Hemdstoff festgekrallt Als Rarlinur seine Finger an Owatus Stirn gelegt hatte. Und beinahe war es so als erfasste sie wieder dieses seltsame Gefühl, als würde sich Rarlinur in ihren Kopf hinein winden. Bei dem ersten Protest des Magiers dachte sich Rhynn noch nicht viel... das hatte Rarlinur bei ihr auch gemacht. Doch plötzlich wurde er lauter als er sich wiederholte und plötzlich wankte der Mann und löste zuerst die Verbindung zum General um ein Aufstoßen zu unterdrücken, indem er die Hand an seinen Mund führte. Rhynn drückte sich weiter nach oben und griff nach dem Fenster, als wollte sie es weiter aufdrücken, doch der Schwadronsführer hielt es unerbitterlich fest.
    „ Nicht...“ raunte er ihr zu und Rhynn zuckte bei dem Schrei des Magiers zusammen. Karruns griff um ihr Handgelenk wurde fester um ihren Arm von seinem Hals wegzuziehen, mit dem sie gegen seinen Kehlkopf drückte.
    „ Was ist mit ihm?“ hauchte die Katze versuchte sich um Karrun herumzuhangeln um näher an das Fenster zu kommen. Rarlinur hatte Ruckartig von dem Tua‘Tanai abgelassen und kauerte keuchend am Boden. Laut schepperte ein Blecheimer, als der Magier ihn über den Steinboden zu sich zog und sich darein übergab. Eine seltsame Farbe hatte sein Gesicht angenommen irgendwas zwischen Grüner Farbe der Übelkeit und hochrotem Kopf vor Wut. Als er sich mit dem Ärmel über den Mund wischte und nun den Mann auf dem Stuhl anfunkelte.
    „ Findest du das witzig?! Lass diesen Scheiss! Oder ich Sorge dafür dass du jede Nacht deine Schlimmsten Albträume wieder und immer wieder durchlebst!“ drohte der Magier und rappelte sich auf die Füße den Finger drohend erhoben. Rhynn knirschte mit den Zähnen. Was konnte Owatu schon gegen Rarlinur tun? Wenn überhaupt war es die Hexe und nicht er! Warum sollte ihr Flügelmann dafür bestraft werden?!
    „ Was ist denn das Problem Meister Rarlinur?!“ wollte der General genervt wissen und warf den Kopf hoch. „ Macht bitte weiter.“
    „ Er macht sich einen Spaß daraus sein Geistwesen auf mich loszulassen! Blöder Vogel.“ blaffte der stolze Magier und wischte sich über die Nase aus der bereits jetzt das Blut tropfte.
    Rhynns ganze Muskeln spannten sich an. „ Sag noch einmal blöder Vogel und du lernst ne blöde Katze kennen... da gibts aber mehr als Na-„
    „ Scht..“ unterbrach Karrun ihre geflüsterte Schimpftirade.
    „ Ich muss Euch dennoch dazu anhalten weiter zu machen....“ forderte der Satyr ungerührt und wedelte auffordernd mit der Hand. Es dauerte einige Sekunden da spuckte der Robenträger unschicklich in den Eimer aus und ging wieder vor Owatu in die Knie. „ Wag das nicht noch einmal....“ knurrte er und legte eine Hand grob an die Stirn seines Opfers. Diesmal ging er weit weniger sanft vor und vor allem ohne Vorwarnung.
    „ Zu Lichtung. Jetzt.“

  • Der Schmerz ebbte plötzlich ab und nach und nach fand Owatu wieder in die Gegenwart zurück.
    Nur verschwommen und wie aus weiter Ferne, fast so, als würde sich alles sehr langsam bewegen nahm er Ralinur wahr und wie er sich übergab. Doch er konnte den Grund dafür nicht so recht zuordnen. Er war es doch, der ihm Schmerzen bereitet hatte. Sein Kopf kippte schwer nach vorne und Seran richtete ihn wieder auf.
    “wie geht es dir. “ raunte er ihm zu, doch noch ehe der Tua'tanai antworten konnte drohte ihm Ralinur und verständnislos schaute er den Magier mit hohlem Blick an.
    “was?“ fragte er, doch der General übergingen ihn einfach. Und so stellte er die Frage an sich selbst. Was war gerade geschehen? Er war doch nur geflogen. Wie Ralinur es verlangt hatte.
    “ich... Weg.. dahin!“ presste er hervor. Und erst bei den nächsten Worten des Zauberers wurde ihm klar, dass sein Achak versucht hatte ihn zu beschützen.
    “hab ... keinen.. einfluss!“ wollte er erklären. Nur dass der Magier ihn schon nicht mehr hörte, sondern mit voller Wucht und ohne Geschmeidigkeit in seinem Kopf vordrang.
    Wieder entfaltete er die Flügel, doch mit einem Mal war ihm so, als würde man ihn vom Himmel reißen.
    Owatu schrie auf, als der Schmerz so drastisch anschwoll. Stemmte sich kurz gegen die Fesseln, dann gewann der Magier und drückte sein Bewusstsein irgendwo in den Hintergrund.
    Wie ein Beobachter aus weiter Ferne sah er das Geschehen auf der Lichtung bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Nebel aufkam.
    Doch von dort ging es nicht weiter. Der Nebel blieb bestehen, schien sich in die Unendlichkeit auszubreiten. Immer wieder rannte er geführt von dem Magier gegen den Nebel an, der diese seltsame Müdigkeit brachte.
    “hab ich dich endlich, du kannst dich nicht verstecken!“ hallte die Fremde Stimme durch seinen Kopf und das einzige, was er sagen wollte und doch nicht im stande war, war, dass er ihn erdrückte und er sich nicht versteckte.
    Sein Atem ging schneller und nun schwoll auch der schmerzende Druck den Ralinur verursachte mehr und mehr an. Er wollte hinter den Nebel. Mit aller Macht.
    “LASS MICH REIN! ICH REIßE DIESE MAUER NIEDER. ICH KENNE DICH. DU KANNST MIR NICHT WIEDERSTEHEN!“ erklärte er donnernd und nun versteckte der Tua'tanai sich wirklich. In seinem eigen Kopf suchte er sich eine Höhle in einem Felsen. Eng und klein.
    So viel Schmerz konnte er nicht aushalten. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Doch die erlösende Schwärze war fern und unerreichbar.
    Und mit einem Mal lichtete sich der Nebel auf der Lichtung.
    Man hatte ihn Gefangen. Auf einen Tisch gebunden und Blut über seinen Körper gestrichen.
    Nein davor war noch etwas anderes.
    Eine Frau zwang ihn nicht Atmen zu können. Etwas zu schlucken.
    Er hielt den Atem an. Nein er wollte das nicht schlucken. Sie wollte ihn hindern zu seinem Achak zu werden. Angst.
    Pure Angst. Todesangst.
    Er taste in sein innerstes nach den schwarzen Flügeln, die ihn hier heraus brachten. Zerrte an den Fesseln, doch die Hände waren gebunden. Er konnte nicht entfliehen. Wo waren die Federn?
    Und er fand sie. Tief in sich drin war der kleine schnelle, alles entkommende Mauersegler.
    Seine Züge zerflossen. Unaufhaltsam.
    Irgendwo hörte er noch die Stimme des Magiers schreien.
    Auf dem Stuhl blieb ein Haufen heller Wäsche, ein Verband und ein Mauersegler zurück. Rotes Blut breitete sich leise und langsam in dem weißen Stoff aus.

  • Karrun sog scharf die Luft ein, als sich Rhynn über seine Schulter legte und dabei unabsichtlich ihre Krallen in seinen Oberarm bohrte. Sie musste da näher ran und durch den Spalt konnte sie kaum sehen was Seran da mit Owatu machte, doch der Schwadronsführer war mehr damit beschäftigt die Katze zu bändigen, die ihn als Gerüst benutzte, als dass er tatsächlich etwas sehen konnte. Bis zu dem Zeitpunkt, als er Rhynn einen Arm um die Taille schlingen konnte und sie so am weiterklettern hinderte. Nur leise war der Protest ihres Flügelmannes und Rhynn schüttelte entrüstet den Kopf. Natürlich konnte er nichts dafür dass musste der General doch wissen! Doch als die Prozedur fortgesetzt wurde. Hielten die beiden vor dem Fenster den Atem an und Rhynn schlug sich die Hand vor den Mund um nicht selbst erschrocken aufzuschreien, als plötzlich Owatu schmerzerfüllt brüllte. Der Tua`Tanai wand sich auf dem Stuhl und bäumte sich auf während Rhynn mit sich kämpfte nicht laut gegen das alles zu protestieren.
    "Nicht.. das war bei uns allen so..." drückte Karrun sich gegen ihr Ohr und Schüttelte energisch den Kopf. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen Rhynn das zu zeigen, aber er hatte ihren Gesichtsausdruck nichtmehr ertragen und jetzt gerade schien sie wirklich zu versuchen sich zusammenzureissen. Er konnte fühlen wie ihr ganzer Körper bebte, wie sich ihr Brustkorb immer wieder hektisch mit Luft füllte ja wie sie sich fast in die Hand biss, während sie wütend durch das Fenster starrte. Der Magier stöhnte laut und schien ebenfals mit Schmerzen zu kämpfen als er sich näher an Owatu herandrückte, als konnte er durch schiere physische Nähe mehr an magischem Einfluss gewinnen.
    Du musst loslassen.. hör auf dich zu wehren. flehte die Katze innerlich als sie Rarlinurs Forderung die er laut ausgesprochen hatte, vernahm. Es schmerzte ungemein Owatu so zu sehen, die Angst in seinen Zügen und das ruckartige Zucken, als könnte er irgendwie dem Entfliehen. Als er versuchte den Kopf aus Rarlinurs festem Griff zu winden musste Seran helfen ihn zu fixieren, damit er sich nicht zuviel bewegte. Rhynn wurde übel und noch immer presste sie ihre Hand auf ihren Mund, die Augen im entsetzen aufgerissen. Bei Karrun hatte die erste Lesung bei weitem nicht so heftig gewirkt... oder lag es daran dass es Owatu war der dort auf dem Stuhl saß? Doch dann plötzlich wurde alles Still.
    Owatu schien zusammenzuschrumpfen und verlohr sich in dem Hellen stoff seiner Kleidung. Die Anwesenden in dem Raum schienen überrumpelt von der Situation und blickten gemeinschaftlich auf den nunmehr augenscheinlich leeren Stuhl. Doch Rhynn packte die blanke Panik als sich das rot nur zu deutlich auf dem hellen Stoff abzeichnete.
    "Nein." hauchte sie entsetzt und schüttelte den Kopf und der hohe Schrille Schrei ging ihr in Mark und Bein. Er durfte sich nicht verwandeln!! Nicht in seinem Zustand! Hektisch begann sie zu zappeln und Karrun hatte Mühe das gleichgewicht zu halten. Sie musste zu ihm! Er würde sterben wenn sie die Blutung nicht stoppten! Wieviel Blut konnte schon in so einem kleinen Vogel drinn sein? Rücksichtslos drückte sie sich aus der festen Umklammerung des Mannes und fiel die gut anderhalb Meter von seiner Schulter hinunter ins Gras. Es war ihr egal, dass sie gerade keine Luft vom Aufprall bekam, jedweden Schmerz ignorierend rappelte sie sich hoch und rannte um das Gebäude herum, hinter sich konnte sie Karrun hören der versuchte sie einzuholen.. doch gerade war ihr alles egal.. und wenn sie Naou`ru würde niederschlagen müssen um zu ihrem Flügelmann zu gelangen....


    Seran zog vorsichtig den Kragen auseinander und als das Blut sich immer mehr ausbreitete schüttelte er entsetzt den Kopf. Der General streckte die Hand aus, als wollt er den Vogel einfangen doch Seran drückte im Reflex die Hand zur Seite.
    " NICHT ANFASSEN!" polterte der Heiler los und legte den Kopf des Mauerseglers frei. " Owatu.. du musst dich zurückverwandeln hörst du... ich kann dich so nicht behandeln.... Warum hört nie jemand auf mich?!" schien Seran plötzlich in Verzweiflung in Selbstmitleid zu versinken und hob wollte die Hände unter die Kleidung schieben.
    " Das kommt davon, weil Ihr nicht warten konntet!!!" brüllte der Satyr nun den General an. Doch der schwarze Vogel machte nicht den anschein, noch irgendetwas mitzubekommen.. aber es war wichtig dass er sich zurück verwandelte.... Wenn er nicht auf ihn hören wollte..? Rhynn...!
    " RHYNN!!! Hektisch galloppierte der Behufte zur Tür und riss sie schwungvoll auf und der Wachmann vor der Tür zuckte heftig zusammen. als der Satyr erneut nach der Greifenreiterin in den Gang hinein rief. Eigentlich hatte er erwartet dass die sture Frau vor der Tür hin und her tigern würde.. doch für einen Moment blieb der Gang leer. Dann schoss die Katze um die Ecke, rannte beinahe in den Falken hinein als sie um die Ecke schlitterte.
    "Wo warst du denn?!" keifte der Heiler und machte ihr Platz, weil sie kaum an Geschwindigkeit verlor und ungefragt weiter in den Lesungsraum rannte.
    " Ich kann ihn so nicht behandeln!" schüttelte Meister Seran den Kopf und Rhynn stolperte weiter auf den Stuhl zu.
    " Owatu?" fragte sie mit zitternder Stimme und fuhr vorsichtig mit einer Hand zwischen Hemdkragen und die Schwarzen Federn.
    - Du musst dich zurückverwandeln, du Dummkopf...- schimpfte sie ihn nun in der Sprache der Tiere, denn ihre normale Stimme wurde von einem enormen Kloß blockiert. -Du verblutest wenn du so bleibst...-
    Vorsichtig legte sie beide Flügel im Inneren des Hemdes an den kleinen Körper und zog ihn umsichtig aus dem kleinen Stoffgefängnis und total erschlafft lag Owatu in ihren Händen. Sein Herz schien zu rasen und der Schnabel stand offen, während das Blut in einem kleinen Rinnsal ihre Finger hinablief. -Tu mir das doch nicht an...- flehte sie und irgendwie wurde ihr Blick glasig.
    " Ich brauch das Harz von dem Baum am Hauptplatz...wenn er sich nicht verwandelt..." erklärte sie mit dünner Stimme, warum ihr der Name gerade nicht einfallen wollte, machte sie fertig... aber Karrun der hinter ihr stehen geblieben war, drehte sich schon um und wollte zur Tür hinaus.
    " Wieviel?"
    " Nicht viel.. einen Löffel voll in etwa.. aber frisch.." stotterte sie und pustete die Federn an der Wunde auseinander. -Bitte... verwandel dich zurück... Ich... was ist mit Tameqa? willst du sie wirklich alleine lassen? Und... mich? Du hast mir versprochen mit mir auf dem Fass zu steppen, wenn das hier alles vorbei ist... Du kannst mich hier nicht alleine lassen... -. Mit zitternden Fingern strich sie über den gefiederten Rücken und hinauf bis über den Kopf.
    " Ich brauch, Stionirs-Pulver.. und Schalmiaktinkur... das stoppt vielleicht die Blutung..." erklärte sie ins Blinde hinein und Hufe entfernten sich schnell aus dem Zimmer. Normalerweise, hätte Caror einen Vogel der dermaßen blutete und apatisch wirkte erlöst... Doch das kam für die Frau nicht in Frage, das hier war kein einfacher Vogel....
    -Du bist mein Flügelmann. wer gibt mir denn Rückendeckung wenn ich Mist baue? Bitte ich brauche dich. Ich weiss nicht wie schlimm es war was du erlebt hast.. aber es ist vorbei.. ich lasse nie wieder zu dass soetwas passiert. Mit wem soll ich denn Streiten, wenn du weg bist?-
    Seran ließ seine Tasche polternd fallen und reichte ihr ein kleines Fläschchen mit einem Weissen Pulver darin, das Rhynn sorgfältig über die tropfende Wunde verteilte.

  • Es gab nur noch Schmerz und ein Rauschen ins seinen Ohren. Er spürte seinen eigenen Herzschlag. Heftig. Den Schmerz immer weitertreibend. Er konnte ihr nicht entkommen, seine Flügel ließen sich nicht bewegen und er wollte erneut aufschreien, doch auch das gelang ihm nicht. Irgendwas helles war um ihn herum und lichtete sich nun. Wieder war er eingeengt, seine Flügel wurden ihm an den Körper gedrückt. Und der Schmerz dominierte einfach alles. Gab es überhaupt noch was anderes?

    Er musste sich verstecken. Irgendwohin, wo ihn keiner finden konnte. Und wo der Schmerz ihm nicht nachfolgen konnte.

    Stimmen rauschten um ihn herum. Ja soviel bekam er noch mit. Nur sie waren fern. Konnten ihm nichts mehr anhaben.

    Wenn nur endlich auch die Schmerzen aufhören würden.

    Leise bahnte sich Rhynns Stimme zu ihm durch. Er erkannte sie. Oder bildete er sich das nur ein? Seine Augen lieferten nur verschwommene Schemen. Irgendetwas Helles auf dem er lag und von dem er auch gehalten wurde. Nicht er war es, der seine Flügel bewegte. Sie hatte ihn doch bekommen. Dann würde er jetzt sterben. Er konnte fühlen, wie das Leben aus ihm heraus sickerte. Aber vielleicht nahm es auch den Schmerz mit.

    Wieder hatte er das Gefühl Rhynns Stimme zu vernehmen und irgendwo in dem Versteck, dass er sich in seinem eigenen Kopf geschaffen hatte, meldete sich dünn die Furcht davor dies alles hier zurück zu lassen. Nein er wollte noch nicht sterben. Aber es war unaufhaltsam und der Schmerz viel zu groß.

    Bis sich in taubes kribbeln einstellte. Das wars, oder?

    Aber hatte Rhynn ihn nicht gebeten sich wieder zu verwandeln? Vielleicht hatte sie ja einen Plan? Konnte ihn von der Hexe befreien?

    Ja er würde sich zurückverwandeln…. sie bat ihn darum. Vermutlich das Letze, was er tun würde.


    Karrun war neben Seran und Rhynn in die Hocke gegangen. Der General hingegen kümmerte sich tatsächlich um Ralinur, der blass und bleich den Kopf über den Eimer hielt. Wenigstens stand er nicht nur untätig herum. Doch der Mensch hatte nur einen verachteten Blick für den Magier übrig. Das war das Mindeste, was dem Robenträger passieren musste. Er konnte doch nicht bei einem seiner Männer so vorgehen, wie bei einem Verbrecher und den Willen seines Opfers einfach brechen. Der Magier war so brachial vorgegangen, dass es nur so enden konnte. Und gerade hatte alles den Anschein, als würde Owatu das hier nicht überleben. So verzweifelt und Hilflos hatte er Seran noch nie gesehen. Der Heiler wusste immer, was zu tun war. Aber beim Anblick des kleinen Vogels schien er überfordert. Ebenso Rhynn.

    „Kann man ihn nicht zurückverwandeln?“ fragte er die beiden mit bebender Stimme.

    „Nein!“ kam nur eine knappe Anwtort von Naou`ru. Der wachhabende Greifenreiter war nun auch in das Zimmer getreten, „Das kann nur er selber.“

    „Scheiße!“ entkam es Karrun.

    Doch Rhynns Gebrabbel, was sie beschwichtigend auf den Mauersegler abließ, schien irgendwie Wirkung zu zeigen. Die Kontur des schwarzen Vogel verschwamm langsam und unter den Federn kam Haut zum Vorschein, bis man Owatu wieder erkennen konnte. Doch das Bild, welches der Mann auf dem Boden ihm bot erschreckte ihn fast noch mehr, als den Federhaufen, der er zuvor gewesen war.

    Die Wunde zwischen den Rippen war aufgerissen und Blut klebte an seinem Oberkörper. Der Atem des Tua’Tanai ging schnell und extrem flach, dass konnte sogar er als Nichtheiler sehen. Auch dass er ungewöhnlich blas war und der Blick irgendwie hohl wirkte. Seine Augen waren offen, aber irgendwie seltsam trüb. Als ob.. ja.. irgendwie schien er nicht mehr derselbe zu sein.

    Wutentbrannt sprang der Schwadrohnsführer auf und legte mit einem Satz die Strecke zu Ralinur zurück. Am Kragen zerrte er den Magier weg von seinem Eimer.

    „WAS HASST DU MIT IHM GEMACHT?“ brüllte er den Zauberer an.

  • Kaum hatte das Pulver einen Teil der Blutung aufgesaugt, begann sich die Form des Mauerseglers langsam zu verändern. Eilig blinzelte sie die Träne weg, als die Hoffnung in ihr aufkeimte. Er verwandelte sich tatsächlich und jetzt standen seine Überlebenchancen eindeutig besser, als in dieser kleinen zerbrechlichen Form. Eilig griff sie mit den Händen um und rutschte ein Stück zur Seite, bis der Tua`tanai Neben ihr auf dem Boden lag. Noch immer stützte die Cath`Shyrr seinen Kopf. Doch die Hoffnung wurde sofort im Keim erstickt, als ihr die nunmehr viel größere Wunde an seiner Seite ins Auge sprang.

    "Nein.. Nein.. Nein. Nein." schimpfte sie vor sich hin un versuchte die Verletzung mit der linken Hand abzudrücken. Natürlich ging eine Verwandlung mit einer Verletzung nie ohne Nachwirkungen von statten, aber das es so schlimm war, musste an dem enormen Größenunterschied liegen. Doch eines war merkwürdig.... Owatu bewegte sich kaum und sein Kopf lag wie ein Stein in ihrer Hand. Ja er atmete aber müsste er nicht wenigstens stöhnen? Sie drückte gerade auf drei gebrochene Rippen und einen rießigen Bluterguss. Und fast Zeitgleich wie Karrun auf den Magier losging traf sie der trübe Blick ihres Flügelmannes wie ein Donnerschlag.

    " Was... Was ist mit dir..... Owatu?" stotterte sie und hektisch huschten ihre Augen zwischen den leblosen Pupillen hin und her. Plankes entsetzen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Würde er nicht atmen, hätte sie ihn für tot gehalten.. Kurz schüttelte sie leicht die Hand unter seinem Hinterkopf doch auch diesmal reagierte er nicht. " Sag was... Irgendwas!" rief sie nun verzweifelt und irgendwer hob umsichtig ihre Hand zur Seite, die auf Owatus Seite gepresst war. Seran schien sich wieder gesammelt zu haben und machte sich nun eilig daran die Wunde zu versorgen.

    " Ich hab g.. grmh... garnichts gemacht.." knurrte Rarlinur und Speichel tropfte ihm aus dem Mundwinkel während sich seine Hände Um die Handgelenke Karruns klammerten. " Ist.. doch nicht meine Schuld.. wenn sein Geist schwach ist... er hätte. nur kooperrrrhngg.."

    " Du Elender! Das hast du mit Absicht gemacht!! DU hast einen meiner Leute auf dem Gewissen!!" brüllte Karrun und zog den Mann auf höher an seine Brust.

    "D`Ragor! Lass ihn los! Du greifst hier gerade einen Würdenträger an!" ging nun der General dazwischen.

    Rhynns blutverschmierte Hand wanderte wie von alleine an die Wange ihres Flügelmannes und nun konnte sie die Tränen wahrlich nichtmehr zurückhalten. Gerade blendete sie alles aus und es war ihr egal was die anderen im Raum von ihr dachten. Nur ein Gedanke blieb. Sie hatte ihn verloren... Wenn er es überleben würde war er trotzdem nichtmehr hier. Rarlinur hatte ihren Flügelmann gebrochen. " Owatu.. Du musst zurück kommen.. Hörst du!.." versuchte sie es, doch irgendwie wusste sie dass es nicht helfen würde. " Du lässt mich hier nicht allein. Sonst bist du auch so stur.. warum nicht jetzt?" ihre Stimme war kaum mehr als ein Wimmern, als sie in diese trostlosen Augen starrte. Das schöne warme Braun seiner Augen, war kaum noch als solches zu erkennen und das stetige Streichen über seine Wange, hatte ein tödliches Muster auf seiner Haut hinterlassen. Irgendwer legte ihr eine Hand auf die Schulter, nur für einen Moment, doch Rhynn konnte jetzt gerade wohl garnichts trösten und die Hand die versuchte sie von hier wegzuziehen wurde energisch abgeschüttelt.

    "Manche kommen nach einigen Minuten wieder zu bewusstsein..." versuchte es der Magier noch halbherzig.. und Karrun ließ es sich nicht nehmen erneut den Mann in den Roben anzublaffen. " Das will ich im Namen aller Götter für dich hoffen!!"

    Es schien eine Ewigkeit und doch nur wie Sekunden, da hatten sie Owatu auf eine Trage gelegt,und wie in einem stumpfen Traum ging die Katzenfrau neben ihrem Flügelmann her. Ihre Finger klammerten sich Haltsuchend an seiner Hand fest. Doch sein Blick änderte sich nicht, noch immer starrte er ins Leere und Rhynn die nun völlig ausgebrannt schien, wich nicht von seiner Seite. 6

  • Er hatte es geschafft, er war ihr entkommen. Irgendwie hatte er es geschafft. Wie in einer schützenden Eierschale hatte er alles ausgesperrt, was um ihn herum war. Selbst der Schmerz brandete nur noch dumpf auf ihn ein. Allgegenwärtig, aber ausgesperrt. Ja sie konnten machen was sie wollten mit ihm. Doch das galt nur noch für seinen Körper. Hier drin würden sie ihn nicht mehr bekommen. Er merkte durchaus noch, was um ihn herum geschah, was sie mit ihm machten. Aber es war ihm egal. Es war ihm egal, dass irgendwer noch mehr Druck und Schmerz auf die Rippen und Wunde ausübte, dass ihm wer durchs Gesicht strich, oder dass sie ihn anhoben und irgendwohin trugen. Er sah Gesichter vor sich. Er sollte die Namen dazu kennen. Warum eigentlich?

    Der mit den Hörnern öffnete seinen Mund. Er verstand nicht warum. Und was er von ihm wollte. Die Flüssigkeit füllte seine Mundhöhle und lief dann seitlich weg. So dumpf wie der Schmerz waren auch der Geschmack und die Worte um ihn herum.

    Owatu hatte sich einen letzten Rückzugsort geschaffen, so klein, dass ihn hoffentlich niemand mehr finden würde. Schwarze Flügel breiteten sich über ihm aus und versperrten allen die Sicht auf das Ei.


    „Du musst das trinken.“ Setze Seran den Becher an. Ein wenig hatte er den Kopf des Tua’Tanai angehoben, nachdem sie den Verletzen mit vereinten Kräften auf den Tisch im Behandlungszimmer gelegt hatten. Doch der Mann reagierte nicht. Das Mittel, welches er ihm eingeben wollte ran ihm aus den Mundwinkeln, ohne dass er Schluckte. Seufzend stellte der gehörnte den Becher ab.

    „Machs dir doch nicht selber noch schwerer.“ Murmelte er leise vor sich hin.

    „Elandil! Ich brauche Zeberwurz und Dunkelmohnextrakt drei zu vier.“ Wies er hektisch den anderen Heiler an. Owatus Puls war viel zu schwach und viel zu hektisch. Irgendwie musste er ihn erstmal wieder stabiler bekommen.

    Der Elf tat wie ihm geißen wurde und mischte eilig das Mittel an. „Das ist ganz schön heftig!“ meinte Elandil, „unverdünnt sollte man das nicht..“

    „Ich kann es ihm nicht verdünnt geben!“ nahm Seran ihm die Phiole ab, in der der Elf die Zutaten gemischt hatte.

    „Bereite mir noch Rohnalin zu.“ Schickte er den Kollegen wieder weg und ischte sich eilige eine Locke aus der Stirn. Dann hielt er die Phiole Rhynn hin.

    „Geb ihm das ganz langsam und tropfen für Tropfen, so dass sich es in seinem Mund verteilen kann. Und wenn du eine Stunde dafür brauchst. Hauptsache er nimmt das irgendwie auf.“ Erklärte er ihr, die Aufgabe, für die er sie brauchte.

    „Karrun, bring mir eine Decke! Leg sie ihm über die Beine.“ Forderte er nun den Menschen auf, der sogleich wegsprang, genau dies zu tun, nachdem Seran ihn mit der Übernahme des Lappens auf der Wunde, ihn wieder von der Aufgabe entbunden hatte das Tuch auf die Blutung zu pressen.

    Vorsichtig hob der Heiler die Wundabdeckung wieder an. Seine erste Maßnahme hatte Wirkung gezeigt und es blutete bei weitem nicht mehr so stark.

    „Wasser und einen Lappen!“ weiß er nun Leander an. Nachdem er das geforderte in den Händen hielt begann er sorgfältig das Blut um die Wunde wegzuwischen. Die säuberliche Naht, die er gesetzt hatte war nicht nur einfach aufgegangen, sondern an manchen Stellen auch gerissen. Kein Wunder. Der Faden war nie für die Größe eines Vogels geeignet gewesen.

    Elandil trat von der anderen Seite an den Tisch heran und begann das zweite angeforderter mittel vorsichtige auf die Wunde aufzutragen. Auch wenn Owatu gerade den Anschein machte, als würde er nichts mitbekommen, so war sich Meister Seran dem ganz und gar nicht sicher. Und nachdem er ihn in seinem Zustand weder betäuben konnte, noch mehr Ubron verabreichen konnte mussten sie es halt so versuchen, wenigstens den äußeren Bereich um die Wunde zu betäuben. Seran befürchtete einfach, dass wenn er seinem Patienten noch mehr Schmerzen, als unbedingt nötig zufügte, dass er gar nicht mehr zurückkam. Die Paar Minuten, von denen Ralinur gesprochen hatte, waren schon um und der Zustand des Tua’Tanai war unverändert.

    „Wie geht das?“ fragte er an Rhynn gewandt nach, bevor er selbst begann den Rest des Fadens mit einer Pinzette aus dem Fleisch zu ziehen.

  • Rhynn blickte wie betäubt auf den Tua’Tanai. Die Tränen waren versiegt und stattdessen hatte sich eine Stumpfe Leere eingestellt. Irgendwer hatte sie auf einen Stuhl gedrückt und sie ans Kopfende des Tisches geschoben, damit Seran arbeiten konnte. Jemand sprach sie an und wollte wissen wie es ihr ging ob sie nicht ein Mittel haben wollte, doch ignorierte sie zunächst alles und jeden um sich herum. Es war ihr egal solange sie hier bleiben durfte. Ihre Linke Hand lag blutverklebt auf ihrem Schoß während die andere sich noch immer fest um seine Finger schlossen. Es war ihre schuld...Sie hätte nicht vorschlagen sollen, dass sie sich trennten um Unterstützung zu holen.. nur desswegen war eines zum anderen gekommen. Nur wegen ihr lag er jetzt hier. Mehr tot als lebendig. Sie hätte ihn nicht bitten sollen sich zurück zuverwandeln.... vielleicht hätte sein Achak ihn davor bewahren können sich zu verlieren? Nicht umsonst hatte er diese Gestalt angenommen....war da der eine Gedanke und im nächsten Moment wetterte eine andere Stimmedagegen. Aber er wäre als Mauersegler verblutet!

    Aber jetzt war er gefangen in seinem eigenen Körper... für Owatu war das wohl schlimmer. Genau das war es doch was ihm so Angst gemacht hatte zuvor noch. Gefesselt an ein Bett, mit der Angst jederzeit wieder kontrolliert zu werden... nie wieder frei sein zu können.....

    Und sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass sie ihn vielleicht hätte sterben lassen sollen um ihm dieses Schicksal zu ersparen. Sie hatte gewollt dass er bei ihr blieb, doch nicht um diesen Preis und nicht so..

    Rhynn blinzelte iritiert als ihr ein Fläschchen vor die Nase gehalten wurde und es schien als wurde sie aus einem Sog herausgerissen. Ein Sog der dunkel und taub ihre Gedanken einhüllte. Es dauerte einen Moment bis Serans Worte an sie durchdrangen. Eingeben? Langsam? Schwer hob sie ihre Hand aus dem schoß und klebrig löste sich das getrocknete Rot Von ihrer Haut um stattdessen auf der Hose festzusetzen Wozu jetzt noch das ganze ? Und wohl nur weil sie ihrem eigenen Urteil nichtmehr traute, begann sie wie betäubt sich von dem Stuhl zu erheben und vorsichtig sein Kiefer auseinander zu ziehen um Serans Forderungen nachzukommen. Sie drehte Owatus Kopf zur Seite und ließ den ersten Tropfen in seine Wangentasche fallen und schloss seinen Mund um mit den Fingern an seinem Kieferbogen das Mittel in sein Zahnfleisch einzumassieren. Langsam und nur gemächlich leerte sich die phiole.

    „ Nur langsam...“ erklang ihre Stimme kratzig als Seran sich nach den fortschreiten der Aufgabe erkundigte und hielt die noch zu dreiviertel gefüllte Flasche hoch.

    „ Hauptsache es geht...“ nickte der Satyr und fühlte am Hals seines Patienten nach dem Puls während die Zange mit dem Restfaden in der Luft schwebte.

    „ Immernoch zu schnell... aber besser...“ brummte er und wittmete sich wieder seiner Aufgabe. Als Nara‘tee sich rückwerts durch die Tür bugsierte. In der einen Hand eine glühende Räucherschale die stetig einen süßlichen Duft in dem Raum verteilte und in der Anderen einen grünlichen Sud in einem Holzbecher, während klimpernd einige geschnitzte Knochen an lederbändern um seinen Arm Baumelten und eine lederrolle hing über seiner Schulter.

    „ Ich war bei Qatea... sie meinte du sollst das...“ noch im herumdrehen erstarrte der Tua‘Tanai und mit entsetztem Gesichtsausdruck sah er auf seinen Volksmann.

  • Scheppernd fiel die Räucherschale zu Boden. Heiße Glut verteilte sich und hinterließ rote Sprenkel die das Holz langsam dunkel färbten.

    Panisch trat der große Tua’Tanai die Kohlestücke aus.

    „Was hab ihr… was ist mit ihm?“ Fragte er, doch die Antwort kannte er schon längst. „Der Achak’Tsee hat seine Seele geraubt.“ Erklärte er und stürzte geradezu neben Rhynn um seinem Volksmann in die Augen zu schauen. „Tsee! Tsee!“ schrie er geradezu, als den Blick des Mannes vor ihm sah.

    Seran hielt inne, die Nadel in der Hand, als der Tua’Tanai viel zu heftig am Kopf seines Patienten rüttelte.

    „Nara’Tee!“ ermahnte er den Mann. „Alle, die keine medizinische Ausbildung haben, verlassen jetzt sofort den Raum.“ Warf er kurzerhand die ganzen Leute, die um den Tisch herum standen hinaus.

    „Nein, nein nein…. Wir müssen ihn zu Qatea bringen!“ protestierte Nara’tee.

    „Nein, wir müssen zuerst dafür sorgen, dass ihn der Blutverlust nicht umbringt!“ erklärte Meister Seran. Die Stimme des Heilers war alles andere als Ruhig. Auch ihm ging das hier nahe. Doch er durfte sich nicht von Panik überwältigen lassen und eins nach dem anderen tun.

    „Nein, sie muss seine Seele wieder zurückbringen, bevor es zu spät ist!“ brüllte Nara’tee den Heiler an und versuchte tatsächlich den Satyren wegzudrücken um irgendwie an Owatu heran zu kommen. Offensichtlich wollte er den Mann einfach vom Tisch heben und zu seiner Schamanin bringen.

    „Nara’tee!“ rieß nun Karrun seinen Flügelmann herum. „Lass Seran seine Arbeit tun. Wenn er stirbt, dann gibt e…“ die Stimme versagte dem Schwadronsführer. Statt mit Worten versuchte er es nun nur noch mit Kraft, den Mann vom Tisch wegzuzerren.

    „IHR HABT DOCH ALLE KEINE AHNUNG VON TUA’TANAI!“ wehrte sich der Greifenreiter und wollte immer noch seinen Kameraden aufnehmen, musste aber nun gegen Karrun und Leander kämpfen, die den zeternden Mann wegdrückten und in Richtung Tür schleiften.

    Seran nahm wieder die Nadel auf. Dass dies hier eine schöne Naht werden würde, von dem Gedanken hatte er sich schon verabschiedet. Gerade war nur wichtig, dass es hielt und dass es aufhörte zu Bluten.

  • Stumm nickte Rhynn auf die Feststellung des Mannes und lehnte sich zurück, um der Hyäne Platz zu machen, der so bestimmt an ihr vorbeidrängte.Vielleicht war es gut so, dass der Mann die Sicht der anderen auf sie versperrte, so hatte sie Zeit die anbahnenden Tränen aus ihren Augenwinkeln zu wischen. Ob Achak’tsee oder Magier war doch auch schon egal. Noch immer brannten sich einige der Glühenden Kohlen in den Fußboden. Und langsam waberte der Rauch durch den Raum und der Duft nach Korbenzeisig und Dinkelmohn erinnerte Rhynn an Carors Hütte. Obwohl Nara‘tee wie wild an Owatu rüttelte, hielt die Katze ihren kameraden nicht auf. Er war der erste der wohl den Ernst der Lage aussprach und genauso reagierte wie einer sollte der gerade einen Kameraden verloren hatte. Doch Serans protest rüttelte Rhynn wieder wach. Es war unfair dem Tua‘tanai die Anwesenheit zu verbieten und ihn hier herauszukomplementieren.

    „ Was wieso?!!“ entrüstete sie sich und legte für eine Sekunde ihre Hand auf das Schulterblatt des Mannes der gerade der einzige zu sein schien der sie Verstand. Owatu war nicht mehr bei ihnen... das sie ihn nähten, wäre jetzt nurnoch Formsache. Er würde nicht wollen dass sie ihn zu lange quälten und Nara‘tee schien das genauso zu sehen. Vielleicht konnten sie wenigstens sein Achak befreien wenn sie ihn zu seiner Schamanin brachten... dann könnte er frei sein.... war sie ihm das nicht schuldig? Langsam schlug Rhynn die Decke zur Seite und wollte Nara‘tee helfen dass er ihn gleich würde mitnehmen können, da drangen durch die laute Auseinandersetzung der wahre Grund für Nara‘tees Nachdrücklichkeit in ihr Bewusstsein. Ein kleiner Funken entfacht in der Dunkelheit traf auf trockenes Stroh, doch da wurde der große Mann von ihrem Vorgesetzten herumgerissen und wie paralysiert starrte sie auf die Männer.

    „ Qatea kann seine Seele zurückbringen?“ flüsterte sie viel zu leise. Und sah nocheinmal zu Owatu. Es gab eine Chance... warum hatte sie das nicht gleich in Erwägung gezogen? Hatte sie nicht oft genug den geschichten am lagerfeuer von onkel caror gelauscht? Hatte er die Schamanen nicht immer in den Himmel gelobt? Die schiere ungreifbare und unterschätzte Macht der Geistführer? Für einen Moment wurde alles Still im Raum als Nara‘tee ihnen vorwarf keine Ahnung von seinem Volk zu haben

    „ So wird er sterben! Zwangsläufig!“ brüllte die Katze plötzlich los und die Männer die gerade versuchten die Hyäne durch den Türstock zu drücken blieben stehen. Die kleine Glut enfachte schlagartig einen Waldbrand in ihrem Inneren. Energisch setzte sie sich in Bewegung und packte Karrun am Hemdskragen und rüttelte daran

    „ Siehst du das?! Glaubst du er würde das wollen?!“ keifte sie und deutete auf das Bett. „Er ist doch schon fast tot! Da ändert es nichts ob die Wunde zu ist oder nicht! Die Schamanin ist seine einzige Rettung!! Ihr intolleranten Tate‘nar!! Ich schicke einen Greifen her und bitte Qatea um Hilfe... ihr macht ihn transportfähig!“ fauchte sie und baute sich vor den Männern auf, für einen Moment schien sie größer als jeder Mann in diesem Raum und Leander nickte schließlich. Wenn der Hauptmann seine Zustimmung gab, würde ihr das reichen. Kräftig drückte sie sich zwischen den Männern zur Tür hinaus. Schnell trommelten ihre Füße über festgetretenen Waldboden und über befestigte Wege. Es war keine Zeit zum verschnaufen. Keine Zeit um sich über irgendwas anderes Gedanken zu machen, als diese schamanin zu finden. Sie musste ihm helfen!!! Zuerst zu den Ställen das wäre noch immer schneller als von hier ausins Tua‘Tanai viertel zu rennen. Die katzenfrau sprang über einen Busch zwischen zwei häusern hindurch und kam schließlich Schlitternd auf dem Platz vor den Ställen zu stehen. Ihr erst Gedanke hatte Tameqa gegolten. Doch wenn die Greifin jetzt erfuhr wie es um ihren Reiter stand, wäre es unmöglich noch irgendetwas zu erreichen. Blieb also nur Zurulele, die wissen konnte wo genau Qatea zu finden war. Hektisch rannte sie zwischen den Boxen hindurch und rief abwechselnd nach Selphet und Zurulele.

    Zum Glück war Tameqa nirgends zu sehen und Plötzlich erschien Selphet flatternd vor den Stallungen. Erschrocken blickte er auf seine Freundin Besorgnis und Bestürzung fluteten über die Greifenreiterin herein, als sie die letzten Stunden kurz in mehreren Sequenzen zusammenfasste.

    *Ich hol ihn...und bring ihn rüber*brummte das Männchen und stubste sie kurz tröstend mit dem Kopf an und stieß einen hohen Schrei aus, der offensichtlich Zurulele rufen sollte. In der Ferne ertönte eine Antwort und schlagartig erhob sich der Braune in die Luft um In die Richtung zu verschwinden aus der sie Gerade gekommen war. Kaum vier Sekunden später, landete die rötliche Greifin vor ihr und tänzelte unruhig.

    * Was ist ? Ist was mit Nara‘tee?!!* fragte sie erschrocken und kam schnüffelnd näher.

    *Nein aber Owatu... Kannst du mich zu Qatea bringen??* fragte Rhynn hektisch und kaum dass die Greifin sich zur Seite gedreht hatte zog sich Rhynn auf den bloßen Rücken des stolzen Weibchens. Ob es wirklich zu klug war ohne Sattel zu fliegen, überdachte sie erst als es bereits zu spät war. Die Greifin startete ziemlich steil in die Lüfte und die Katze rutschte ein Stück nach hinten bis ihre Hände die Flügelansätze zu greifen bekam. Alles vor ihr war voller Federn und sie wollte Zurulele nicht weh tun.

    * Du musst dich schon festhalten!* polterte ihre Stimme durch ihren Kopf als sie in die Waagrechte ging und zielstrebig auf das Tua‘Tanaiviertel zuhielt.

    Die Rote tauchte zwischen den Hohen Bäumen hindurch, auf denen Baumhäuser sich zwischen die mächtigen Äste kuschelten und landete trittsicher vor einem Runden Bau, der eindeutig einem Schamanen gehören musste. In den Ästen der kleinen Bäume schaukelten Anhänger und stoffbahnen im Wind und ließen seine ganz eigenen Melodie erklingen.

    *Danke Zurulele.* wandt sie sich an die Greifin ohne zurückzusehen.

    Normalerweise betrat man so einen Ort nicht Ungefragt.. doch das hier war ein Notfall. Noch während sie auf das Holz klopfte schob sie das dicke Leder das als Verhang diente zur Seite und senkte den Blick. Führte eine Hand an die Stirn und dann an die Brust, so wie Caror es ihr gezeigt hatte und ging schließlich in die Knie den Blick noch immer auf den Boden gerichtet.

    „ Entschuldigt mein Eindringen, Aimak‘kireewetu! Aber ich erbitte flehendlich um die Hilfe der Geister und um Eure. Verzeiht dass ich nicht in Tanay zu Euch spreche,ich will nicht respektlos wirken, aber ich spreche kaum einen richtigen Satz eurer Worte. Bitte helft meinem Flügelmann wieder zurückzufinden.“

  • Noch viel weiter konnte er nicht fliehen. Er war schon in der verstecktesten Höhle, die er in sich selbst finden konnte, doch das Gerüttel und das beißende Gefühl von Metall in seiner Haut drängten ihn noch weiter. Es würde wohl nie aufhören. Er steckte den Kopf unter den Flügel, doch das Geschrei drang trotzdem zu ihm durch. Nur waren die Worte völlig ohne Bedeutung.


    Seran starrte der Cath’Shyrr hinterher und dann auf seine eigene Hand, in der er die Nadel hielt. Ja wenn sich der Geisteszustand des Tua’Tanai nicht ändern würde, dann war es egal, ob er die Wunde nähte oder nicht. Dann würde er zwangsläufig sterben. Aber wenn er die Wunde nicht verschloss, dann wäre die Zeit die sein Geist hatte sich vielleicht doch noch zu fangen und wieder zurück zu finden, noch kürzer. Der Mann vor ihm hatte so schon eine Menge Blut verloren. Auch wenn es nicht danach aussah, aber für den kleinen Vogel, war es viel gewesen und das schwächte den Mann jetzt.

    Vielleicht war die Schamanin wirklich eine Hoffnung, von solchen Dingen verstand der Heiler nicht viel. Und schon gar nicht von der Geisterwelt der Tua’Tanai. Nara’tee hatte igrendwas erwähnt, was ihm die Seele geraubt hatte. Seran machte zwar Ralinurs vorgehensweise verantwortlich, aber vielleicht half es Owatu, wenn jemand das ganze es aus seiner Glaubenswelt aus anging.

    Der Heiler nickte. „Ich werde es versuchen.“ Das hieß aber dennoch, dass er zuerst die Wunde nähen musste und sein Herz wieder dazu bekommen, dass es auch die Gliedmaßen wieder ordentlich durchblutete.


    Aus dem schumrigen Licht, das unter den Lederhäuten herrschte, schälte sich eine Gestalt. Für eine Tua’Tanai war Qatea ziemlich klein und rundlich. Ein Effekt, der noch dadurch verstärkt wurde, das sie um die Hüften einen Rock aus Lederstreifen trug, auf denen allerhand Zeichen und Bilder in weißer Farbe aufgemalt waren und der oben an der Hüfte einen breiten Kranz aus federn aufwies. Über die nackten Brüste hingen unzählige Holzperlen, die in feinen Reihen aufgefädelt waren und immer wieder größere blank polierte steinerne Kugeln umfassten. Hand- und Fußgelenke waren geschmückt mit Tätowierungen und Ketten an denen kleine Knöchelchen hingen. Das Haar hatte sie zu fünf gleichmäßig dicken Zöpfen zusammengefasst und ein Kopfputz aus Federn und Hörnern schmückte ihr Haupt.

    Freundlich lächelte sie die Neuankömmling an. Es war schon recht ungewöhnlich, dass sich jemand vom Volk der Cath’Shyrr hier her verirrte um genau zu sein kannte sie genau einen Mann, der hin und wieder vorbeischaute.

    „Hier werde ich Achak‘zee’Naneyqa genannt, aber komm rein mein Kind, du musst die Nichte von Caror sein, stimmts?“ begrüßte sie sie und strich der Cath’Shyrr über das Haar.

    Mit Schritten, die ruhig und bedacht wirkten wendete sie sich der Feuerstelle zu.

    „Setz dich, ich mach dir einen Tee.“ Erklärte sie und stelle einen Tonbehälter in die Glut.

    Der Wind strich durch eine der Öffungen in den Lederhäuten und spielte einen Augenblick klimpernd mit einer Reihe an Schilfrohren, die von der Decke hingen.

    „Ich glaube Nara’tee war aus dem gleichen Grund gerade bei mir. Ich hab ihm was gegeben, was Owatu helfen sollte. Und wenn euer Heiler ihn wieder gehen lässt, dann kommt er zu mir und ich kümmere mich um den Achak’tsee. Aber erstmal wird er nicht an Macht gewinnen können... es sei denn Euer Meister Seran ist so verbohrt, dass er ihn nichts trinken lassen wird, was er nicht selbst zubereitet hat.“ Erzählte sie und streute ein paar Kräuter über eine Räucherschale. Ein schwerer Duft verbreitete sich und wurde in kleinen Rauchfäden hin zum Feuer getragen.

    „Du kannst dringen etwas Ruhe gebrauchen, dein Geist ist ja völlig in Aufruhe.“ Stellte sie fest, als sie die Hände der Katze ergriff. „Und das ist es nicht, weshalb du hergekommen bist...!“ Der tiefe Blick in die Augen der Fremden zeigte ihr, dass mehr Schrecken in ihrer Seele herrschte. Verlust und Verzweiflung sah sie in den hellgrüngrauen Augen.

  • Rhynn hob langsam den Kopf, als sie die freundliche Stimme der Alten hörte. Leise klimperte der Schmuck an ihrem Körper und bei jedem Schritt schwankte der Rock seicht hin und her.

    Woher wusste sie das? Doch es stand ihr vermutlich nicht zu danach zu fragen, also hielt sie sich an die ehrerbietung.

    „ Ja, ich bin Rhynn...danke dass ihr mich anhört, Achak‘zee‘Naneyqa.“ wurde ihre Stimme ein wenig ruhiger, das musste an der Umgebung liegen. Angenehme kühle drang von dem erdigen Fußboden auf und der schwere Geruch der Kräuter schwebte vertraut in der Luft. Reinigend und ein Ort der Ruhe und Sicherheit, dass die Katze nicht umhin kam sich wohl zu fühlen. Ein gefühl, dass wohl niemals ein Tempel in ihr ausgelöst hatte. Auch die Hand auf ihrem Kopf hatte etwas fürsorgliches, dass sie für einen Moment die Augen schloss ehe sie der Aufforderung nachkam und aus dem Eingang ins Innere trat.

    Eigentlich hatten sie keine Zeit für Tee... doch Caror hatte sie immer gemahnt ruhiger und bedachter in gegenwart eines Schamanen zu reden, bisher hatte sie sich nie daran halten können, doch das hier wog so schwer, dass sie die Geister und vor allem Qatea nicht beleidigen wollte. Es ging hier um Owatu und nicht um einen einfachen Segen oder ein tägliches Gebet.

    „ Ich danke Euch.“ Sie senkte den Kopf und bemerkte erst jetzt wie sie aussah. Ihre Linke Hand war bis zum Ellenbogen verkrustet mit Blut und ihre Kleidung ebenfalls, vermutlich trug sie davon auch etwas im Gesicht... keine Angemessene Erscheinung für ein solches anliegen.

    „ Das wäre durchaus möglich....“ bestätigte sie der kleinen Frau die Annahme, dass Seran stur und ohne zu wissen, woraus der Sud genau bestandt es ihm nicht verabreichen würde. „ Er weiss nicht was Achak‘tsee alles anrichten können.“ Rhynn versuchte durch schlucken den Klos zu lösen doch es gelang ihr nicht und der Blick der Schamanin schien bis in ihr Innerstes zu sehen.

    „ Nein....“ kam es leise und belegt aus ihrem Mund. Wie hatte es Nara‘tee genannt? Kurz drückten ihre Finger die Hände der Frau ehe sie zu Boden sah

    „ Der Magier der ihn auf Geheis des Generals befragen sollte, war gnadenlos... Der Achak hatte keine Chance Owatu zu beschützen... ... und so konnte er dem ganzen nichts entgegensetzen... Ich... hatte gehofft ihr könntet ihm den Weg zurückweisen. Er ist schwer verletzt und... ich bin bereit jedes Risiko einzugehen, wenn die Geister es verlangen.“ schloss sie gerade so ihre Rede ehe sie die Erschöpfung zu übermannen drohte. Gerade fühlte es so an, als fiele irgendetwas von ihr ab. Es war ihr egal, dass sie schlecht vom General sprach ja sogar militärische Geheimnisse preisgab und es fühlte sich an, als viele irgendetwas von ihr ab, als legte sie gerade ihr und Owatus Schicksal in die Hände der Geister. Qatea blickte die Cath’Shyrr entschlossen an und rieb über ihren Handrücken

    „Bringt ihn auf die Lichtung... ich werde alles vorbereiten. Ich kann nichts versprechen, nur dass ich mein bestmöglichstes versuche.“

    Rhynn atmete laut vernehmbar aus und nickte.

    „ Ich danke Euch, Achak‘zee‘Naneyqa. Er wird zuerst hierhergebracht sobald er transportfähig ist... kann ich Euch zur Hand gehen?“ fragte die Katze hoffnungsvoll und klammerte sich an jeden winzigen Strohhalm.

  • Mit dem was die Cath’Shyrr erzählte ergaben Nara’tees kryptische Worte über diese Lesung Sinn. Der Greifenreiter hatte es tunlichst vermieden genaueres zu erklären, doch wo sie nun hörte, dass ein Magier an der Sache beteiligt war schwante ihr übles. Die Hermetiker unterwarfen einfach all die Magischen Ströme ihrem Willen und achteten nicht darauf, was sie neben ihrer erwünschten Wirkung alles zerstörten. Doch die Wut ließ sie sich nicht anmerken. Für Wut war später Zeit.

    „Du kannst mir später helfen, wenn er da ist.“ Erklärte sie. Wenn sie ihn erst einmal hier her brachten, dann würde sie ihn hier vorbereiten. Jetzt schon los zur Lichtung zu gehen war nicht sonderlich gut. Nicht nur Owatu brauchte Hilfe.

    „Setz dich.“ Forderte sie die Frau auf und deutete auf ein dunkles Fell in der Nähe des Feuers. Ein Paar Kräuter wanderten in das heiße Wasser.

    „Erzähl mir, was du weißt. Reagiert er noch, oder ist er wie tot?“ Sie nahm die Tonkanne von der Glut und füllte den duftenden Inhalt in einen kleinen Becher, den sie Rhynn reichte. „Trink das, es wird dir gut tun und ein wenig die Erschöpfung hinfort waschen.“

    Anschließend zupfte sie verschiedene Blätter von den Kräutern, die von der Decke hingen und warf sie in das restliche Teewasser. Die Kanne stellte sie auf den schmalen Tisch, der über und über mit irdenen Gefäßen belegt war. Kurz verschwand sie hinter einem Vorhang, der aus Rindenstücken zu bestehen schien und kam nur wenig später mit einem Tuch in der Hand zurück. Den Inhalt der Teekanne kippte sie in eine Schüssel und füllte sie mit kaltem Wasser auf.

    „Du kannst mir helfen ihn zu waschen. Aber zuvor solltest du dich selbst reinigen. Die Geister mögen nicht so viel Blut.“ Reichte sie der Katze das herbe Kräuterwasser. Für einen Moment ruhten ihre Hände auf den Schultern der jungen Frau.

    „Zuerst müssen wir ihn von seinen Schmerzen befreien, die blockieren sein Achak. Und danach wird es Zeit brauchen bis der Kesegowaase in ihm wieder so stark ist, um ihn den Weg zurück zu weisen.“ Sie beschrieb es extra so, dass sich ihr Vorgehen einfach anhörte und nach Gelingen. Die Angst, dass all ihr tun vergeblich sein könnte, wollte sie der Frau nicht zumuten. Sie war jetzt schon voller Verlustangst.

    „Wann werden sie ungefähr kommen?“ fragte die Schamanin nach. Sie würde hier etwas Platz schaffen müssen und noch mehr Wasser zum Kochen bringen.

  • „ Mach ich...“ nickte die Katze und strich sich mit den Fingerspitzen durch das noch immer offene Haar. Wenigstens durfte sie helfen und nicht nur tatenlos herumstehen...

    Setzen? Jetzt? Rhynn sah die Schamanin iritiert an und machte einige Schritte vorwärts auf den Platz zu der ihr zugewiesen worden war. Sie konnte sich jetzt doch nicht hier hersetzen? Was wenn die Männer herkamen und nicht wussten wohin sie gehen mussten? Doch den Gedanken verwarf sie sofort wieder. Nara‘tee war ja bei ihnen... langsam ließ sie sich auf dem Fell nieder und stützte die Arme auf die Knie.

    „Er... reagiert nicht. Kein bisschen. Seine Augen wirken wie tot. Er atmet... und sein Herz schlägt schwach und die Schleimhäute sind ganz hell, das bedeutet die Durchblutung ist schlecht... er hat aber auch viel Blut verloren..“ erklärte sie wie ein Heiler es wohl tun würde, beinahe als flüchtete die Frau wieder vor zuvielen Gefühlen und konzentrierte sich nun auf den Becher der ihr entgegengehalten wurde.

    „ Danke.“ murmelte sie und nahm das wärmende Getränk entgegen. Dampf stieg von der Oberfläche auf, ehe Rhynn einen kleinen Schluck nahm. Ein kräftiger Kräutertee.. vermutlich Knollenwurz und Erzmelisse... aber irgendwas war noch enthalten, das sie von Geschmack her nicht ganz zuordnen konnte.

    Die Schamanin sprach sie nun doch auf ihre Erscheinung an und Rhynn nickte eifrig.

    „ Natürlich... verzeiht ich hatte keine Zeit.“ die Greifenreiterin stellte den Becher neben sich auf den Boden und nahm die Schüssel entgegen, als sich schwer die Arme der Schamanin auf die Schulter legten. Rhynn blickte in die rostbraunen Augen der Schamanin, die versuchte ihr gut zuzureden und Rhynn wollte das alles hoffen, hoffen dass es so einfach war wie sie es aussprach. Doch das war es vermutlich nicht...

    Mit einem tiefen Seufzer versuchte die junge Frau sich irgendwie zu sammeln und fuhr sich müde mit einer Hand durchs Gesicht. Hoffentlich... sie wusste nicht so recht was sie darauf antworten sollte, doch ihr Gegenüber schien garkeine Antwort zu erwarten, denn sie erkundigte sich bereits über die Ankunft.

    „ Meister Seran war gerade dabei seine Verletzung zu nähen... aber Nara‘tee und Selphet werden schon nachdrücklich genug sein hoffe ich, dass sie ihn sobald wie möglich herbringen.“ langsam tauchte sie das Tuch in den warmen Teeaufguss und begann sich das Blut vom Arm zu waschen.

    „ Trink mein Kind.. solang er noch warm ist.“ erinnerte sie die Frau nachdrücklich und griff sich plötzlich selbst ein Tuch um es in das Wasser zu tunken. Ein kräftiger aber nicht unangenehmer Griff, fing ihr Kinn ein, nachdem sie den Becher wieder abgestellt hatte und begann die dunklen Schlieren an Stirn und Wange der Cath’Shyrr wegzuwischen. Rhynn fühlte sich gerade wie bei ihrer eigenen Mutter doch bei Qatea hielt sie still, genau das gegenteil von dem was sie bei ihrer Mutter getan hätte.

    „ Achak‘zee‘Naneyqa?“ erkundigte sich Rhynn leise und suchte den Blick der Frau. „ Können die Geister einen Hexenzauber... ehm... neutralisieren? Owatu und die anderen... sie stehen unter dem Einfluss einer Hexe... ich weiss nicht was genau ... aber es scheint sie noch immer zu beeinflussen....“ fragte sie Hoffnungsvoll und versuchte nun hinunterzuschielen um die Flecken aus dem hellen Stoff zu reiben.

  • „Willst du wirklich den Vorschlag dieser Frau umsetzen?“ fragte Elandil, nachdem die beiden Heiler die Wunde des Tua’Tanai verbunden hatten.

    „Ja!“ antwortete Seran knapp, doch bei der Hochgezogenen Augenbraue des Elfen, die wohl heißen sollte, wie der Oberstabsheiler sich auf so einen Hokuspokus einlassen konnte, legte der gehörnte den Löffel zur Seite, mit dem er gerade die Wurzelstücke aus dem Sud fischte. Sein Blick ging an dem Kollegen vorbei und blieb auf Owatu haften. Der Mann lag immer noch wie tot auf dem Tisch. Der Brustkorb hob und senkte sich zwar mittlerweile wieder ruhiger und hin und wieder blinzelte er, aber das war auch irgendwie schon alles, was darauf hindeutete, dass noch Leben in dem Mann war. Der gebrochene Blick machte dem Heiler durchaus Angst. Wäre der Tua’Tanai bewusstlos, dann würde er besser damit klarkommen. Aber so klangen die Worte von Nara’tee nur allzu war. Die Seele dieses Mannes war irgendwie verschwunden.

    „Ich kann mich um seinen Körper kümmern. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich ihn wieder zurück bringen soll. Die paar Minuten, die wie Ralinur erklärt hatte, in der jemand wieder zu sich kommt sind lange rum. Ja tatsächlich würde ich jetzt auch einen Priester hohlen. Weil anders weiß ich ihm auch nicht zu helfen.“ Gab er offen vor dem Elfen zu und hob hilflos die Hände.

    „Dann sollten wir einen Priester hohlen und ihn nicht durch die halbe Stadt tragen.“ Warf Elandil ein.

    Sorgte sich der Elf tatsächlich darum, dass der Transport zu anstrengend für den Tua’Tanai werden könnte? Oder hatte er einfach nur eine Abneigung gegen den Schamanismus des Waldvolkes. Er stand dem selbst einigermaßen skeptisch gegenüber. Doch Nara’tee hatte recht, er hatte nicht genug Ahnung von diesem Volk und ein Schamane konnte eventuell wirklich mehr ausrichten, als irgendein Priester, der Owatu völlig unbekannt war.

    Die Tür wurde erneut geöffnet und erstickte somit jede weitere Diskussion über Priester und Schamanen.

    „Wie geht es ihm?“ fragte der General in einem seltsamen vorsichtigen Ton, den man von dem Mann nicht gewohnt war.

    „Sehr schlecht!“ antwortet Seran barsch.

    „Wird er es überleben?“ anscheinend hatte das gerade Geschehene den Obersten Anführer endlich wachgerüttelt. Er sah betrübt und besorgt aus, ja sogar als ob er sich schuldig fühlen würde.

    „Vermutlich nicht, wenn er so bleibt und ich kann nichts dagegen tun.“ Erklärte er dem General und machte keinen Hehl daraus, dass er dem Satyrn die Schuld dafür gab

    „Wir werden ihn zu seiner Schamanin bringen!“ stellte er klar, dass das beschlossene Sache war und ihm die Einverständnis des Generals egal war.

    „Gut.“ Nickte dieser dennoch überraschenderweise.


    Die Schamanin hielt inne, als sie das Tuch erneut in die Schüssel tunkte.

    Nachdenklich zuckten ihre Mundwinkel: „Dafür müsste ich wissen, was es für ein Zauber ist. Nara’tee hat mir schon davon erzählt. Sie hat eure Leute dazu gebracht Anzugreifen, nicht wahr?“

    Sie wrang das Tuch wieder aus und tupfte nun vorsichtig über die Naht auf Rhynns Wange. Die Knochenstücke an ihrem Handgelenk klapperten leise bei der Bewegung und ganz unmerklich und fast noch leiser verfiel die Schamanin in einen Singsang, während sie sich um die wunde Stelle kümmerte. Hier war auch wieder nur die halbe Arbeit getan worden. Die Wunde war zwar verschlossen und geschützt vor Dreck, aber nicht vor dem Einfluss der Bösen Geister, die Furcht und Groll sähen konnten.

    „Hast du etwas persönliches von Owatu?“ fragte sie die Cath’Shyrr. Sie schien ihm ziemlich nahe zu stehen und mit Etwas, das den Geistern ein deutliches Zeichen war, wurden die Orakelsteine klarer in ihrer Antwort. Solange noch Zeit war, bis die anderen mit dem Verletzen eintrafen, wäre es Sinnvoll mehr zu erfahren, denn was das bloße Auge sah, war meist nicht das ganze Ausmaß. „Vielleicht ziehst du das besser aus.“ Meinte sie, als ihr Blick auf die Bemühungen der Katze fiel, den Dreck aus ihrer Kleidung zu bekommen. „Ich kann auch noch einen Scheit aufs Feuer legen, wenn dir zu kalt ist.“ Denn welche Funktion sollte sonst die viele Kleidung haben, die die Frau trug?

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!