Irgendwie wollte er Tameqa nicht von den Jungen losreißen müssen. Aber früher oder später war es wohl eh soweit. Zögerlich schritt er auf die Graue zu. Doch die Greifin hob sogleich den Kopf, als sie den Tua’Tanai näher kommen sah und ließ sich nicht weiter ablenken von dem kleinen Gekräuselten, dass nach ihren Halsfedern schnappte.
Als erstes verstaute der Greifenreiter die Lanze an der Sattelhalterung, dann legte er den Helm auf die Sitzfläche und strich nun mit der freien Hand über Tameqas Federn zwischen den Augen.
*Fühlst du dich wirklich bereit dazu?* fragte sie besorgt.
*Ja, sonst finden die anderen diesen Ort ja nicht.*
*Also nicht.* stellte die Graue fest, sie kannte ihn einfach zu gut.
*Ich komm nicht in meine Armschienen rein.* meinte er erklärend.
*Rhynn hilft dir sicherlich, oder Paranoel* antwortete Tameqa direkt.
*Nein das ist es nicht* sandte Owatu zurück und brachte den rest doch besser einfach mit Gefühlen da.
Mitfühlend senkte das Greifenweibchen den Kopf und stubste den Mann mit ihrem Schnabel an *Ich kann dir die Riemen durchbeißen, dann kannst du sie nicht tragen*
Wie gerne er nur dieses Angebot annehmen würde. Doch dann gab es neue Riemen.
Sie binden dich nicht, sie schützen dich doch. Versuchte er sich selbst zu beschwören und versuchte erneut das Leder über die Hände zu streifen, bis Selphet plötzlich einen Satz nach vorne machte und der Magier, der hinter Rhynn Platz genommen hatte kurz aufschrie. Den Mann mitzunehmen war vielleicht keine so gute Idee. Vor allem das Rhynn ihn mitnehmen musste, das würde ihre Beweglichkeit enorm einschränken und ein wenig glaubte er auch, das Selphet es nicht gut fand, dass er diesen Menschen auch noch tragen sollte. Wegen einer aufgerissenen Feder machte das Männchen jedenfals sonst nicht so ein Aufsehen. Ja er konnte da manchmal etwas überempfindlich sein, aber eher so, dass Rhynn, Tameqa und Owatu das bemerkten, aber nicht der ganze Platz mitbekam. Dafür hatte er in seiner Wehleidigkeit dann doch zu viel Stolz.
Kurz überlegte der Tua’Tanai, ob er sich an Selphet wenden sollte, aber so recht kamen ihm nicht die richtigen Worte in den Sinn, denn was konnte er schon an Karruns Entscheidung ändern?
„Der ist sonst nicht so.“ versuchte Karrun seinen Vetter gerade ein wenig zu beruhigen. „Das kann mal vorkommen, aber in der Luft ist er einer der besten Flieger, die ich kenne.“ Wollte er nun offenbar mehr an Selphet appellieren, als an den Magier.
Dann wandte er sich wieder an Rhynn: „Geht das denn für euch beide so?“
Sein Gesicht war ernst und er erwartete offenbar eine ehrliche Antwort. Es war nun, auch wenn Karrun sich das ausgedacht hatte, in Rhynns Verantwortung, denn wenn es nicht ging, dann hatten sie in der Luft ein wirkliches Problem, bei dem man ihnen nur schwer helfen konnte. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie zu zweit auf Selphet unterwegs war, aber das andere waren Übungen gewesen. Hier kamen gleich ein paar Dinge zusammen, die sie in den Übungen nicht vollständig simulieren konnten. Erstens war die Strecke unbekannt – ihnen allen – keiner wusste, wie lange sie fliegen würden, zweitens war der Mitflieger ein wirklich unerfahrener Reiter – selbst die Greifenreiterneulinge, die oftmals so herangeführt wurden ans fliegen, waren meist nicht so ängstlich wie Kerio und drittens, war sich Karrun absolut nicht sicher ober er der Frau nicht zu viel zumutete. Er hatte ihre Angst in der Vision gespürt und auch gesehen, dass ihr das heute Morgen noch lange angehaftet war.