[Corandir] Die Greifenreiter von Corandir

  • Seine Gedanken kreisten. Immer und immer wieder fragte er sich, Wass passiert war. Was passiert war in der Zeit, an der er sich offenbar nicht erinnern konnte. Wie konnte das sein? Er klammerte sich geradezu an den einen Moment aus Chaos, den er glaubte selbst wahrgenommen zu haben. Der ihm aber doch so wenig Aufschluss gab. Doch immer wieder mischte sich alles mit dem, was Tameqa ihm gezeigt hatte. Und er wusste bald nicht mehr, was nun seins und was ihres war.
    Die Tür wurde wieder aufgeschoben und jemand betrat den Käfig. Owatu machte sich gar nicht die Mühe gegen den Schmerz anzukämpfen und aufzublicken um irgendwas erkennen zu wollen. Es war ihm auch egal, wer das war, oder was derjenige von ihm wollte. Erstens war er gerade sowieso nicht in der Lage Widerstand zu leisten und zweitens konnte er dem General einfach nicht mehr sagen.
    Erst als die Zelle in blaues Licht getaucht wurde Blickte er blinzelnd zu der Person, die sich neben ihn gehockt und in einer Tasche gerammt hatte.
    „Rhynn?!“ kam es ihm überrascht über die Lippen, als er ihre Stimme hörte. Sein Mund war trocken und so klang alles was er sagte mehr wie ein angestrengten krächzen zwischen den Atemstößen, die er irgendwie zustande brachte.
    „Was machst du denn hier?“
    Im ersten Moment fühlte er Freude, das die Katze hier aufgetaucht war. Ja auch ihre Erklärung, weshalb sie hier war gab ihm für einen Augenblick Hoffnung. Doch dann brach Angst über ihn herein.
    „Komm mir besser nicht zu nahe….. Bleib weg…. besser du gehst wieder!“ presste er hervor.
    Was, wenn er sie wieder angreifen würde? Ihre Körperhaltung verriet, dass sie Angst vor ihm hatte. Die Ohren waren aufmerksam und sie war angespannt. Jederzeit bereit von ihm zurück zu weichen. Er hatte das wirklich getan. Sie traute sich noch nichtmal ihn richtig anzusehen.
    Ja hör auf deinen Instinkt. Komm besser nicht näher und fass mich erst recht nicht an. Er verspürte keinerlei verlangen sie anzugreifen, aber was, wenn sich das änderte, in dem Moment, wo sie ihn berührte? Er konnte sich selbst nicht trauen. Denn irgendwas musste ihn ja schonmal dazu veranlasst haben.
    „Hab ich?… Hab ich dich wirklich angegriffen?“ fragte er mit bestürztem Gesichtsausdruck und zu den Schmerzen in seiner Seite kam nun auch noch sein Magen, der sich verkrampfte. Er musste es einfach aus ihrem Mund hören. Als ob ihm das mehr Klarheit bringen würde.
    „War ich das?“ fragte er weiter entsetzt und versuchte langsam die Hand an seine Nase zu führen und bei der Bewegung einfach nicht zu atmen. In dem bläulichen Licht wirkte alles kühl und Farben ließen sich nicht so richtig zuordnen, aber unter Rhynns kleiner Nase befand sich sonst keine dunkle Stelle.
    Auftauchend versuchte er sich aufzurichten und weiter von ihr abzurücken. Das Leder seiner Rüstung schabte über die Steine, denn er hatte jetzt schon die Wand im Rücken.

  • Rhynn zuckte kaum merklich zusammen, als sie ihren Namen hörte in seiner Stimme klang Überraschung mit und vielleicht sogar eine Spur Freude. Doch wie atemlos er sprach, zeigte nur welche Schmerzen er hatte.
    „Ich versorge deine Verletzung.“ erklärte sie erneut und obwohl sie wieder in der Tasche wühlte, waren ihre Nerven zum zerreissen gespannt. Sie saß hier neben Owatu, ihrem Flügelmann und doch konnte sie nicht bestreiten, dass sie Angst hatte, Angst davor erneut diese Kälte in seinen Augen zu sehen. Vermutlich vermied sie es desswegen den Kopf zu heben und war bereit jederzeit aus seiner Reichweite zu springen. Er hatte bewiesen, dass er sie angreifen würde.
    Dann jedoch änderte sich der Tonfall, ja er wurde beinahe Panisch und nun war er es der vor ihr abrückte. Die Katze hielt Inne, das Stück der Roltarwurzel in der Hand, dass sie ihm gerade reichen wollte schwebte in der Luft. Er wirkte wie ein verletztes Tier dass in eine Ecke drängte und bekanntlich konnte dieses Verhalten schlagartig umschwenken. Sie war schon einmal in so einer Situation gebissen worden. Doch dann stellte er die Frage die sie aus ihrer Starre riss.
    Tief durchatmend hob sie nun doch den Kopf um ihn direkt anzusehen. Er schien wirklich nicht zu wissen was passiert war, so wie Tameqa es gesagt hatte. Und Rhynn hatte auch seine Unsicherheit durch sie gefühlt. Auch die Bestürzung in seinem Gesicht sprach dafür. Für einen Moment sah sie wieder den Säbel auf sich herabsausen und Rhynn griff nach einer der Bandagen.
    „ Du hast es versucht.“ antwortete sie ihm ruhig und gänzlich ohne Anschuldigung. „Und mich ordentlich erschreckt.“ Vielleicht hatte sie sich das doch nicht eingebildet... dass er anders gewesen war. Doch was versanlasste jemanden solche Dinge zu tun? Oder konnte Owatu einfach sehr gut lügen? Nein er hatte nie wie ein guter Lügner gewirkt.
    Rhynn schob die Tasche ein Stück auf ihn zu, als wollte sie testen wie er darauf reagierte.
    „ Was?“ fragte sie iritiert und betastete ihre Nase seiner Bewegung folgend. Sie hatte sich das Blut noch garnicht weggewischt.
    „ Nein .. das ist nur.. von der Aufregung.“ versicherte sie ihm und rieb sich über die Oberlippe. Soviele Fragen kreisten durch ihren Kopf, doch eigentlich wollte sie ihm endlich die Schmerzen nehmen, weil sie den Anblick nicht ertrug.
    „ Du... erinnerst dich wirklich nicht?“ fragte sie sorgenvoll und drückte ein wenig auf der Wurzel herum nur um direkt anzufügen:“Ich komm jetzt näher, ich muss mir deine Rippen ansehen.“ warnte sie ihn vor und es schien beinahe so, als pirsche sie geduckt durchs Unterholz um ihm das Schmerzmittel hinzuhalten.
    „ Kau das.. dann wird es leichter.“ forderte sie und rutschte näher an den Tua‘Tanai heran. Jede seiner Bewegungen genaustens im Blick streckte sie die Hand nach ihm aus.
    „ Ich helf dir aus der Rüstung, komm her.“ murmelte sie leise.

  • Ihre Worte hallten wie ein Echo durch seinen Kopf. Er hatte tatsächlich versucht sie anzugreifen. Und damit schwand auch das letzte bisschen Hoffnung, an das er sich geklammert hatte. Er hatte das getan, was man ihm vorwarf. Aber er konnte sich nicht daran erinnern. Beschämt blickt er zur Seite. Auch wenn sie keinen Vorwurf in ihrer Stimme hatte, so beschämte ihn dies. Und schürte noch mehr die Angst, das er das wieder tat.
    „Bleib da.“ versuchte er es noch nachdrücklicher als zuvor klingen zu lassen, als sie die Tasche weiter auf ihn zuschob.
    „Nein, mir fehlt alles, von dem Augenblick, als wir die Bühne betraten. Paranoel hat nicht salutiert…“ viel ihm wieder sein Gedanke ein. Warum konnte er sich an solche Details erinnern, aber nicht an das, was danach passiert war? „Hat mir irgendjemand auf Kopf geschlagen?“ fragte er. Es war Verzweiflung, denn so fühlte sich sein Kopf nicht an. Aber es wäre eine Erklärung.
    Owatu hob die Hand um ihr zu deuten, das sie einfach nicht näher kommen sollte. Worte schienen nicht zu helfen. Wie konnte man nur so starrköpfig sein? Das war nicht gut, wenn sie in seine Reichweite kam. Zögerlich nahm er ihr die Wurzel aus der Hand. „Das muss reichen.“ erklärte er und steckte sich die Wurzel zwischen die Zähne. Der Geschmack war vertraut und gehasst. „Du kannst nicht mehr für mich tun.“ versuchte er es und schob sich langsam an der Wand hoch um sich noch weiter in die Ecke zu drücken. Die rechte Hand suchte dabei automatisch die linke Seite um sie irgendwie zu stützen. Ein vergebener Versuch den Schmerz zu unterdrücken. Kurz schloß er die Augen, bis der Schmerz wieder etwas abebbte.
    Auf ihr Angebot ihm aus der Rüstung zu helfen, schüttelte er den Kopf. Ja das würde sicherlich Helfen, aber dann war sie viel zu nah.
    „Nein!“ schrie er fast schon. Doch besonders Laut war sein Widerspruch nicht. Allerdings bestimmt. „Was ist… wenn ich…ich will dir nicht weh tun!“ erklärte er panisch, denn sein einziger Gedanke, war, dass er wieder irgendwas tat, von dem er gedacht hätte, dass er es niemals tun würde.

  • Also doch....Es aus seinem Mund zu hören war nochmal etwas ganz anderes, aber wie konnte das sein?
    „Paranoel hat nicht Salutiert?“ fragte sie überrascht und in ihrem Kopf begann es zu rattern. Wenn die vier soetwas geplant hätten, war es dann nicht leichtsinnig sich mit so einer Unbedachtheit zu riskieren, dass die Leute misstrauisch wurden?
    „Hm...“ machte Rhynn und sie setzte den Korken wieder auf das nun weisse Licht um es oben auf der Tasche zu platzieren.
    „ Nein... nicht so, dass es einen Gedächtnisverlust verursacht.“ meinte sie und ging den Kampf nocheinmal im Kopf durch. Selbst als sie ihn umgerissen hatte, hatte er sich weitestgehend zusammengekrümmt.


    Seine Geste hielt sie für einen Moment auf Abstand. Doch als sie sah wie er versuchte sich aufzurichten schüttelte sie energisch den Kopf und sprang selbst auf.
    „ Bleib sitzen!“ wurde die Katzenfrau nun wütender. Jetzt reichte es ihr. Konnte er nicht wenigstens einmal auf sie hören?
    „ Lass mich dir helfen.“
    Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und war kurz davor nach seinem Arm zu greifen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Was meinte er damit? Für eine Drohung waren seine Worte zu ängstlich.
    „ WENN du mir weh tust?“ fragte sie skeptisch nach und ging wieder einen Schritt zurück um ihm ein wenig Freiraum zu geben.
    „ Willst du damit sagen... dass du vorhast mich anzugreifen? Oder... warte mal... “ grüberlisch zogen sich für einen Moment die Augenbrauen zusammen. Sie kannte das Gefühl. Sie hatte schoneinmal etwas getan, was sie nicht tun wollte. Sie hatte unter dem Bann der Frau gestanden. Was wenn? Erneut huschte ihr Blick über ihren Flügelmann.
    „ Du hast... Angst, dass du mir weh tun könntest!“ rief sie beinahe aus als der Groschen gefallen war.
    „ Wir brauchen Rarlinur! Gib mir deine Hände...“ forderte sie Händewedelnd und musste absurderweise grinsen, weil sie langsam Hoffnung schöpfte. Die Teile wollten sich nicht gänzlich zusammenfügen, aber Rarlinur konnte helfen!
    „ Hör jetzt auf rumzuspinnen und gib mir deine Hände damit ich sie zusammenbinden kann! Dann kann ich dich untersuchen und du kannst mir nichts tun...“

  • Nur zu gerne wollte er ihre Hilfe annehmen. Aber es war einfach zu gefährlich. Energisch schüttelte er mit dem Kopf, so dass der Schmerz wieder in seinem ganzen Körper ausbreitete. Egal, wie aufgebracht sie war.
    Der bittere Geschmack der Wurzel breite sich weiter in seinem Mund aus, aber noch setzte die Wirkung nicht ein. Zum Glück halfen aber endlich seine Worte und die Katze ging wieder etwas auf abstand.
    „Nein!“ erwiderte er, noch bevor sie ausgesprochen hatte. Er hatte nicht vor, sie anzugreifen. Auf keinen Fall hatte er das vor. Aber was, wenn er es trotzdem tat?
    „Ja.“ nickte er, als sie ihn endlich verstand. Ja er hatte Angst, dass er ihr weh tat. Warum war das so schwierig zu verstehen? Wo es doch für alle anscheinend leicht zu verstehen war, dass er den Priester angegriffen hatte und seine Kameraden.
    Irritiert schaute er die Katze an. Plötzlich wirkte sie aufgeregt. Ihre Ohren zuckten und hatte sie tatsächlich gerade kurz ein Grinsen gezeigt? Aber es war weniger die Erwähnung des Magier, die ihn verwirrte. Sondern viel mehr, dass sie seine Hände forderte. Hatte sie nicht gerade den Eindruck gemacht, verstanden zu haben, das sie nicht näher an ihn rankommen sollte? Doch dieses Mal, war er es, der erst eine weite Erklärung brauchte um zu verstehen, was sie vorhatte.
    Er versuchte sich noch ein bisschen weiter aufzusetzen, so dass er mit der rechten Schulter halt an der Mauer fand und steckte ihr die Hände entgegen. Ja, wenn sie ihn band, dann konnte er ihr nichts tun. Hoffte er.
    „Glaubst du mir?“ fragte er hoffnungsvoll, weil sie nicht von ihm abließ. Und ihn anscheinend nicht als grundsätzliche Gefahr einstufte, zumindest jetzt nichtmehr. Sie war entspannter in ihrer Körperhaltung geworden, als noch bei ihrem Eintritt in die Zelle. Erst dann kam ihm wieder in den Sinn, dass sie von Ralinur gesprochen hatte.
    „Meinst du…“ er wusste nicht, wie er das ausdrücken sollte. Aber doch gab ihm einfach der Gedanke, dass Rhynn anscheinend glaubte, dass etwa mit ihm nicht stimmte und dass er das vielleicht gar nicht aus freien Stücken gemacht hatte Hoffnung. Das erste mal Seit dem er auf der Bühne gelegen hatte, fühlte er sich nicht mehr ganz so elend. Was möglicherweise auch ein wenig daran lag, dass Rhynns Wurzel anfing zu wirken. Trotzdem ängstigte ihn der Gedanke etwas zu tun, auf das er keinerlei Einfluss hatte.
    „Meinst du… etwas hat mich beeinflusst?“ brachte er endlich den Satz zu Ende und seine Hände zitterten, wie er sie so ausgestreckt wie möglich nach vorne hielt. Wenn der Magier es schaffte so die anderen davon zu überzeugen, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Das er nicht wusste, was er getan hatte, oder das nicht geplant hatte. Dann sollte der Magier so viel in Siena Kopf herumgeistern, wie dafür nötig war.
    „Rhynn, alles in Ordnung, da drin?“ drang die besorgte Stimme Leaders durch die schwere Tür. Das sie beide lauter geworden waren, hatte ihn wohl alarmiert.

  • Die Cath’Shyrr wickelte die Bandage eilig um seine Handgelenke. Sie wollte es glauben, hoffe einfach dass es so war, dass er unter einem Bann stand und nichts dafür konnte, was er getan hatte. Und Karrun dachte genauso. Was gab denn das alles schon für einen Sinn? Vier Greifenreiter, die schon Jahre dienten, wobei Jeder einzelne durch und durch Ehrenhaft und der Stadt Treu ergeben ist. Sie hatten alle ihren Eid geleistet und dann sollte keiner mitbekommen haben, wie sie eine Verschwörung planten?
    „ Ja. Was für ein Flügelmann wäre ich wenn nicht?“ nickte sie ohne lang über seine Frage nachzudenken. Ja sie glaubte ihm. Sie wollte einfach dass es so war. „ Du warst auch für mich da.. als ich.. “ für einen Moment ruhte ihre Hand auf der Bandage, die als Fessel diente und Rhynn blickte zur Seite. Er war auch für sie da gewesen, obwohl ihre Geschichte so unglaubwürdig war. Die Katze knüpfte nickend einen Knoten und trat nun einen Schritt näher.
    „Ich will es nicht ausschließen... ich hoffe es...“ druckste sie herum, denn wenn dass einzige was übrig blieb, wenn es nicht so war, war doch dass er es tatsächlich in vollem Bewusstsein getan hatte und sie belog.
    „ Wenn du von nichtsmehr weisst... muss es so sein, oder nicht? Was gäbe es denn sonst für einen Grund?“ fragte sie nun und sah ihn direkt in die Augen.
    „ Du kannst dich gleich setzen.. ich mach nur schnell...“ erklärte sie und stellte sich neben ihm um vorsichtig die Schnallen an seinem Harnisch zu öffnen.
    Erzähl mir was du noch genau weisst... Bruchstücke... Du hast zornig gewirkt.... irgendetwas? ein Geruch... irgendetwas auffälliges auf der Bühne? Hast du Stimmen gehört? Und ab wann hattest du wieder das Gefühl du warst wieder du? Irgendwas dass mir und Karrun hilft.“
    Leanders Stimme ließ sie leicht zusammenzucken und ohne sich von ihrem Tun ablenken zu lassen rief sie dem Hauptmann durch die verschlossene Tür zu.
    „ Alles in Ordnung! Ich brauche noch etwas, das Mittel muss erst noch wirken, bevor ich richtig anfangen kann!“
    Vorsichtig half die Katze ihrem Flügelmann aus der Rüstung und versuchte vorsichtig die alte Bandage mit dem Umschlag zu entfernen.

  • Irgendwie beruhigte es ihn ungemein, als Rhynn ihm die Bandage um die Handgelenke legte. So konnte er ich doch nichts tun, oder? Er hoffte es so sehr. Und so schnell, wie sie den Stoff wickelte ging es ihr nicht anders. Ein bisschen fühlte er sich wie ein wildes Tier, das man bedingen musste. Oder ein Tua’tanai, der zu lange in der Form seines Achak verbracht hatte und nicht mehr wusste, wer er wirklich war.
    Kurz schaffte er es die Cath’Shyrr anzulächeln. Sie wollte ihm glauben, das schloss er aus ihren Worten. Und das bedeutete ihm tatsächlich genauso viel, wie das sie es wirklich tat. Es sagte ihm, dass sie ihm Grunde ihres Herzens ihm vertraute. Auch wenn sie nach Beweisen suchte. Und einmal mehr hoffte er, dass er dieses Vertrauen nicht erschütterte indem er etwas tat, was er nicht wollte.
    Er hielt die Luft an. Nicht bewusst. Aber als sie begann an den Schnallen rumzufriemeln wurde der Druck heftiger. Bis er sich zwischen dem Drang zu Atmen und dem Schmerz entscheiden musste. Doch als die obere Schnalle auch gelöst war, brachte dies Erleichterung und mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er wieder zu Atmen und ihr so gut es ging dabei zu helfen, dass sie ihm die Rüstung abnahm.
    Er hatte gar nicht gemerkt, wie nass geschwitzt sein Hemd war, bis Rhynn das Leinen anhob und kühle Luft an seine Haut kam. Nur seine Seite sandte weiterhin ein Glühen aus.
    Eine ganze Liste an Dingen, an die er sich erinnern sollte, zählte sie auf und lenkte in damit tatschlich ab. Fieberhaft überlegte er und ging noch einen Schritt gedanklich zurück. Wenn sie ihnen Vorwarfen das geplant zu haben… vielleicht hatten sie das? Und er erinnerte sich auch daran nicht?
    Doch wann war er denn mit Jankris, Markun und Paranoel mal alleine gewesen? Augenblicklich zog sich alles in ihm zusammen und kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Mit Paranoel war er tatsächlich alleine gewesen. Und sie hatten geheimnisse gehabt. Aber Rhynn wusste davon..
    … bis auf ihr Gespräch im Stall.
    Er schluckte. Und die bitter Flüssigkeit die die Wurzel abgab, ran seine Kehle hinunter. Owatu schloss die Augen. Wenn es nötig war, würde er Rhynn von der Sache mit dem Mauersegler erzählen. In der Hoffnung, dass sie ihm dann glaubte, dass er sich nicht mit dem Elfen verschworen hatte.
    Aber das war gar nicht ihre Frage gewesen. Erst ihre Antwort an Leander brachte ihn wieder zu ihrer eigentlichen frage zurück.
    „Ich weiß nicht…“ begann er, weil er glaube viel zu lange geschwiegen zu haben. „Was eigentlich Tameqa gesehen hat und was ich gesehen habe. Ich… glaube… es gab einen Moment, wo ich selber kurz sah, wie Jankris am Boden lag und Markun auf den Priester los ging. Aber…“ er senkte den Blick,“… Ich bin mir nicht sicher…. Vielleicht will ich das auch nur glauben?“ Das schrecklichste Bild, wie er mit erhobenem Säbel auf Rhynn los ging, war eindeutig von Tameqa, weil er sich selbst sehen konnte. „Dann weiß ich erst wieder sicher, dass ich die Bretter der Bühne vor meinen Augen habe und ein heftiger Schmerz mich erfüllte.“ „Erklärte er weiter. Aber ich hab nicht verstanden, warum man mich auf den Boden drückte.“
    Als ihre Finger vorsichtig an dem Verband, den Paranoel ihm angelegt hatte zupften konnte sich sein Körper nicht zwischen einer Gänsehaut und pochendem Schmerz entscheiden.
    „Sag, wenn ich mich irgendwie anders positionieren soll.“ Meinte er und versuchte die Arme zur Seite zu nehmen, damit sie besser arbeiten konnte.
    „Ich glaube an alles, an was ich mich erinnern kann hilft dir und Karrun nicht wirklich.“ Erklärte er, weil er sich nicht an etwas gesprochenes, oder an etwas, dass er gerochen hatte erinnern konnte. Da war einfach nichts.

  • Es war ein seltsames Gefühl, als Rhynn langsam seine Tunika nach oben schob um darunter nach dem Verband zu tasten, als würde sie etwas unanständiges machen, weil sie sonst den Körperkontakt so vermieden. Doch das hier war etwas anderes, er war verletzt und sie versorgte seine Verletzung, nichts weiter.
    „ Ja sie hat mir auch einige Bilder gezeigt...“ murmelte Rhynn und fand endlich den Anfang der Bandage, die Paranoel immer auf eine ganz bestimmte Weise zwischen die Bahnen steckte.
    Als er von den Schmerzen berichtete, sah sie kurz auf und das schlechte Gewissen übermannte sie.
    „ Entschuldige... ich wusste mir nicht anders zu helfen ich wollte dir nicht weh tun.“ meinte die Katze bedauernd und zog den Verband durch die Kleine Schlaufe und begann die alten Bahnen abzuwickeln ohne zu sehr daran zu ziehen.
    „ Es geht schon.“ beruhigte sie ihn und langsam lockerte sich der Umschlag. Die Grüne Paste klebte an dem groben Leinen und achtlos legte sie das wirre Bündel zur Seite. Auch wenn er glaubte, ihr nicht helfen zu können, es war beruhigend seine Sicht der Dinge zu hören.
    „ Vielleicht bringt jeder von euch einen kleinen Hinweis.... der dann zusammengesetzt eine Lösung bringt.“ überlegte Rhynn laut und hielt die Leuchtende Phiole zwischen sich und Owatu. Obwohl die Stelle noch zum Teil bröselig von der Paste bedeckt war, konnte man die Dunkle Verfärbung der Haut sehen und die Schwellung war großflächig.
    Vorsichtig tastete sie mit den Fingerspitzen über seine Seite, obwohl sie kaum Druck aufbaute, schien es ihn sehr zu schmerzen. Damit kam ein direktes Abtasten eigentlich nicht in Frage. Zaghaft legte sie eine Hand auf seinen Bauch und die Andere auf den Rücken. Sollte er doch denken was er wollte, wenn sie herausfinden wollte ob die Rippe wirklich gebrochen war, oder ob gar die Lunge verletzt war, musste sie dies tun. Man konnte hören, wie die zwei Bruchstücke aneinander rieben, und vielleicht konnte sie ihm so das schmerzvolle Abtasten ersparen.
    „ Halt still.“
    Die Katze kauerte sich ein wenig neben ihn und legte ihr Ohr an seine Seite und sie fühlte die Hitze seiner Haut an ihrer Wange. Oder war es ihre Wange die so glühte? Sie war ihm noch nie so nahe gewesen.
    „ Ich weiss dass es weh tut.. aber bitte Mehrmals tief einatmen.“ bat sie ihn und Rhynn musste die Hand in seinem Rücken ein Stück herunter gleiten lassen, weil es in ihren eigenen Schultern zog. „ und nicht sprechen dabei. Ich hör sonst nur dein Brummen.“

  • Irritiert schaute er sie an, als sie sich entschuldigte. Was meinte sie damit? Eine ganze Weile hallten ihre Worte in seinem Kopf nach. War sie es, die ihn zu Fall gebracht hatte? Irgendjemand musste es ja gewesen sein. Aber über diesen Punkt hatte er bisher noch nicht nachgedacht.
    „Du hast mich aufgehalten“ stellte er fest, ohne Vorwurf, oder Missbilligung.
    Owatu war hin und hergerissen, ihr in ihrem Tun mit dem Blick zu folgen, oder an die Decke zu starren. Ersteres versprach Vorwarnung, wenn der Schmerz schlimmer werden würde, zweiteres war nicht so angespannt, denn in dem fahlen Licht konnte man eh nicht viel erkennen. Denn der Schatten der Katze viel auf seinen Oberkörper und die vielen dunklen Flecken, die von Paranoels Paste, oder der Prellung oder dem neuen Schmerz herrührten konnte er gar nicht wirklich unterscheiden.
    Als sie mit ihren Fingern nur leicht über die Stelle tastet hielt er unterbewusst die Luft an und versuchte sich gleichzeitig nicht gegen den Schmerz zu verkrampfen. Seine Arme, die er von seinem Körper weghalten musste, damit Rhynn arbeiten konnte, wurden langsam schwer. Vor allem, der Rechte, der den Linken versuchte zu stützen, weil jede Bewegung mit diesem Arm bis in die Seite zog.
    Vorsichtig versuchte er ein Knie anzuwinkeln um die Arme abzulegen.
    „Ich Versuchs.“ Erklärte er, als sie ihre Hände auf seinen Bauch und Rücken legte und ihn mahnte still zu halten. Aber er zuckte trotz Schmerz und Anspannung zusammen, als er plötzlich ihr weiches Haar an seiner Seite fühlte und sie ihren Kopf sachte an ihn drückte. Allerdings kamen ihm dieses mal nicht der übliche Gedanke, dass ihm ihre Nähe vielleicht gefallen könnte und er sie besser auf Abstand hielt. Zu allgegenwärtig war der Schmerz und bei ihre Worten auch die Gewissheit, dass was immer sie so vorhatte, noch mehr weh tun würde.
    Wie sollte er den tief einatmen, wenn schon jeder flache Atemzug, den er geradeso zustande bekam brannte? Entsetzt schaute er die Katze an. Sagte aber nichts und versuchte langsam seine Lungen komplett mit Luft zu füllen. Mit zusammen gebissenen zähnen kämpfte er gegen den Druck an, bis er es wirklich nicht mehr aushielt. Die Luft anhaltend stellte er mit schrecken fest, dass die jetzt ja auch wieder raus musste. Nur in kleinen Stößen ließ er seinen Atem entweichen. Und das Rhynn geradezu wirkte, als ob sie auf seinem Bauch kuschelte trat dabei vollkommen in den Hintergrund. Er fühlte sich, als ob ihm jemand eine Klinge durch den Oberkörper getrieben hatte und brauchte einen Moment, bevor er das wiederholen konnte. Beim zweiten mal war es noch schwieriger, die Luft wieder entweichen zu lassen. Doch den Blick starr an die Decke gerichtet konnte er sich schließlich überwinden, bevor die Atemnot zu einem Krampfhaften Luftschnappen wurde und damit sicherlich noch schmerzhafter. Wenn er das jetzt nochmal tun sollte, dann würde er ein bisschen Zeit brauchen, dass der Schmerz nachließ und die Roltarwurzel ihre Wirkung voll entfaltet hatte.

  • Rhynn lauschte konzentriert und unverkennbar war das leise Knarzen direkt neben ihrem Ohr. Sie hatte ihm also tatsächlich die Rippen gebrochen. Mindestens zwei, dem Geräusch nach zu urteilen. Jetzt hoffte die Greifenreiterin, dass sonst nichts weiter Verletzt war.
    Sie fühlte die Anspannung seiner Muskeln unter ihren Händen und hörte das stoßweise Ausatmen ihres Flügelmanns, doch das Befürchtete Geräusch blieb, den Göttern sei Dank, aus. Kein Pfeifen, kein Blubbern.... zumindestens etwas. Keiner würde ihr jetzt die Erlaubnis erteilen einen Heilmagier zu holen, nicht unter diesen Umständen. Erleichtert atmete sie aus und verharrte noch einen Moment um sicher zu gehen.
    „ Gut... reicht schon..“ meinte sie leise und lehnte sich langsam zurück . „Die Lunge klingt gut... mindestens Zwei Rippen sind gebrochen vielleicht drei, das kann ich nicht genau sagen. Ich lege dir später eine Armschlinge“
    Die Katze räusperte sich leise und tastete über seinen Bauch und baute leichten Druck auf mehrere Organe aus, indem sie mit zwei Fingern leicht massierend darüber fuhr.
    „Du sagst bescheid, wenn es schmerzt. Wie fühlst du dich? Ist dir übel oder schwindelig?“
    Rhynn beobachtete bei jeder Bewegung seine Gesichtszüge.
    „ Du solltest versuchen normal zu atmen, sonst bekommst du Husten. Ich geb dir ein stärkeres Mittel.“ versuchte sie nun und lockerte ihren Griff um wieder in der Tasche zu kramen.Nachdenklich begann sie das Schmerzmittel mit etwas Wasser anzurühren und hielt ihm den Becher vor die Nase.
    „ Hier... es ist scharf..“ warnte sie ihn vor und half ihm das Mittel zu trinken.
    „ Ich hab nichtmehr viel Zeit. Leander steht vor der Tür und ich weiss nicht, ob sie mich nochmal zu dir lassen. Das Mittel sollte über Nacht wirken, ich lasse dir ein paar Wurzeln hier.“ erklärte Rhynn und legte drei Fingerlange Wurzeln auf ein Stück saubere Bandage und legte sie neben ihrer Tasche ab.
    „Tameqa macht sich Sorgen... kann ich ihr irgendwas ausrichten? Oder gibt es irgendetwas dass Karrun oder ich wissen sollte?“

  • Rhynns leichter Atem, strich kitzelnd über seinen Bauch. Doch es störte ihn nicht. Der kribbelnde Hauch war gerade das Einzige angenehme, was er fühlte.
    „So fühlt sich es auch an.“ Erklärte Owatu auf ihre Diagnose hin. Bitte lasse sie sie nicht richten wollen nicht hier unten und jetzt. Fehlte er innerlich. Hatte aber Angst, dass da kein Weg dran vorbeiführen würde, wenn sich die Rippen auch noch verschoben hatten. Es sei denn – und der Gedanke war ernüchternd – es lohnte sich sowieso nicht mehr für ihn. Die fünf Tage, die r noch leben würde, war es egal, wie seine Knochen standen. Er konnte froh sein über die Information, dass es nur seine Rippen waren, die so entsetzlich schmerzten und er nicht in der Nacht qualvoll ersticken würde, weil sich spitze Knochen in seine Lunge gebohrt hatten.
    Als sie begann langsam über seinen Bauch zu tasten, stellte er zunächst fest, dass seine Befürchtung ausgeblieben war Er hatte sie und das obwohl ihre Untersuchung die Schmerzen hatten größer werden lassen, nicht angegriffen. Dabei hätte er ihr gerade durchaus mit Leichtigkeit und trotz gefesselter Hände weh tun können. Er hätte einfach die arme über ihren Kopf schlingen können, oder mit voller Wucht zuschlagen. Aber diesen Drang hatte er nicht verspürt. Warum nur musste er irgend so etwas auf der Bühne verspürt haben?
    Den Druck, den sie auf seinen Bauchraum ausübte war nicht gerade angenehm, aber auch nicht schlimm. Bis auf die stellen, die zu nah an der geschwollenen und pochenden Verletzung lagen.
    Er nickte zuerst auf ihre Anweisung und meinte dann: „Hundsmiserabel.“ Eine bessere Beschreibung fiel ihm nicht ein. Denn Körperlich fühlte er sich Kaputt und Geistig übermannte ihn langsam aber sich die Angst, vor dem was war und vor dem was kommen würde. „Schwindlig ja, oder halt so…. mhh… erschöpft, aber schlecht ist mir nicht.“ Versuchte er es genauer zu erklären.
    „Ich versuche ja zu atmen…“ begann er und nickte dann aber nur noch. Wie auch immer er es schaffen sollte normal zu atmen, und warum, er Husten bekam, wenn er es nicht tat, war ihm nicht klar. Nur, dass er auf gar keinen Fall hier unten liegen wollte und mit dem Gefühl von Krallen, die sich unentwegt in seine Seite Bohrten, auch noch zu Husten. Beide Hände unter den Becher führend nahm er Rhynn ein wenig den Becher aus der Hand und trank. Es war wirklich scharf, so wie die Katze gesagt hatte und für den Moment, wo der dickflüssige Trank seine Zunge und Kehle hinunter brannte wünschte er sich lieber den bitteren Geschmack der Roltrawurzel. Schließlich ließ er die Hände wieder sinken, so dass sie ihm den Becher wieder abnehmen konnte.
    „Danke.“ Sagte er schließlich, als sie ihm noch ein paar Wurzeln hinlegte Aber vor allem, weil ihm bewusst wurde, dass sie dafür gesorgt hatte, hier her zu kommen. Vielleicht war es das letzte Mal, dass sie sich sahen. Oder zumindest so nah waren. Es sei denn, Rhynn fand irgendwas um seine Verhalten zu erklären. Oder zu beweisen, dass er das nicht getan hatte oder… Ansonsten würde er sie nur noch einmal beim Prozess sehen und dann…
    Er schluckte und die Angst davor spiegelte sich auf seinen Zügen wieder.
    „Leander sagt, ich darf Tameqa nochmal sehen um mich von ihr zu verabschieden.“ Erklärte er. Was sollte er denn jetzt Rhynn auf den Weg mitgeben? Er überlegte aber der Gedanke sich von der Grauen verabschieden zu müssen ließ einen riesen Kloß in seiner Kehle anschwellen. Das gleiche galt für Rhynn. Vielleicht würde er ihr überhaupt nichts mehr sagen können.
    „Ich… ich bereue es übrigens nicht, dass ich dein Flügelmann war. Und… ich hätte mir keinen besseren Flügelmann als dich vorstellen können.“ Erklärte er und starrte dann an die Decke und versuchte verzweifelt die Aufkommende Trauer über diesen Abschied niederzukämpfen.

  • Rhynn versuchte in dem ungewohnten Licht, die Ettiketten ihrer Tinkturen zu entschlüsseln und begann schließlich ein braunes Fläschchen zu schütteln nur um mit erschrockenem Gesichtsausdruck bei seinen Worten inne zu halten. Das konnte sie der Greifin nicht sagen, dann wäre sie nichtmehr zu bändigen. Das wäre das Gegenteil von Beruhigen. Die Graue würde alles tun um Owatu zu retten, sobald sie glaubte dass es keine Chance mehr für ihren Reiter gäbe. Aber die gab es !
    „Leander will die ganze Sache herauszögern, ich glaube er will auch die Wahrheit herausfinden .“ versuchte sie ihm optimistisch zuzureden. Sobald Rarlinur in seinen Kopf gesehen hatte, würden sie alle die Wahrheit kennen und eine Lösung finden. Ihre Männer waren unschuldig! Rhynns Augen wanderten wie gebannt über Owatus Gesichtszüge. Soviel Trauer lag darin und am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt um sie auf seine Wange zu legen. Sie wollte ihn trösten und ihm seine Schmerzen abnehmen ihm sagen, dass sie nicht aufgeben würde. Doch die alte Distanz hielt sie zurück und stattdessen schüttelte sie das Fläschchen wieder stärker. War das nicht zu weich? Zu glauben, dass ihre Berührung ihm Trost spenden konnte? Die Cath’Shyrr musste wieder an das Lazarett denken und daran wieviel Hoffnung er ihr damit geschenkt hatte, indem er einfach da war und gelegentlich ihre Hand gehalten hatte. Sie entkorkte die Flasche und wollte gerade ihre Handfläche mit dem Inhalt benetzen, als sie seine belegten Worte hörte. Beinahe wäre ihr das Fläschchen aus den Fingern gerutscht und ganz langsam sank ihre Hand zu Boden.
    Er bereute es nicht.... Ein Kloß setzte sich in ihrem Hals fest.
    „ Keinen... besseren..“ formten ihre Lippen seine Worte nach und ihr Herz schien ihr aus der Brust springen zu wollen, hin und hergerissen zwischen Freude über diese Worte und der endgültigen Bitterkeit dieser Situation. Er sagte ihr das, weil er glaubte, dass er sterben würde. Dass sie ihn hinrichten lassen würden. Und dass er das Wort ‚war‘ verwendete ließ sie ungläubig den Kopf schütteln. Sie bemerkte garnicht wie sie das Fläschen abstellte und den Korken fallen ließ bevor sie sich aufsetzte und die Arme über seine Schulter hinweg um seinen Hals schlang, möglichst darauf bedacht nicht zu viel Druck auf seinen Brustkorb auszuüben. Rhynn umarmte ihren Flügelmann, auch wenn es umständlich anmuten musste, war es tröstlich.
    „ Ich BIN dein Flügelmann.“ flüsterte sie Kopfschüttelnd und lehnte ihren Kopf mehr gegen seinen. „Das hier ist kein Abschied...Ich hol dich hier raus.“
    Während der Katzenfrau ein paar Tränen über die Flaumigen Wangen rannen, strich sie Owatu tröstend über den Rücken.
    „ Egal was passiert... ich komme wieder und werde dir hier raus helfen.“

  • oh, sie hatte diesen Gedanken wohl noch nicht gefasst. Mutmaßte er, als ihren erschrockenen Gesichtsausdruck sah. Und ein Teil von ihm wollte glauben, dass Leander es herausfinden wollte. Ein anderer fragte sich, was er denn Bitteschön dafür tat?
    „Warum zieht er dann nicht in Erwägung, das Tameqa ihm die Wahrheit sagen wird?“ fragte er skeptisch.
    „ich hab versucht ihr klar zu machen, das ich nichts getan hab… weil das mein Gefühl war… bis sie mich eines besseren Belehrt hat.“ erklärte er weiter und kam immer wieder ins Stocken. Rhynn würde das verstehen, oder?
    Und die Graue würde Rhynn auch auf keinen Fall anlügen. Auch Leander würde sie nicht anlügen. Nur etwas vor dem Hauptmann verschweigen, von dem sie annahm, dass es Owatu schaden könnte, das würde sie wahrscheinlich schon.
    Ob sie die Greifin vom Himmel hohlen würden, wenn er sich verwandelte und sie ihn einfach griff und floh? Nachdenklich verzog er den Mund. Vermutlich würden sie ihm diese Gelegenheit nicht geben. Viel eher würde ihr letztes Treffen so aussehen, dass er in einem Käfig steckte, aus dem er noch nichtmal eine Hand heraus bekommen würde und sie zu berühren.
    Er senkte den Blick er st wieder, als er es geschafft hatte, die Tränen, die seine Augen füllten wegzublinzelnd. Kurz folgte er Rhynns Tun mit dem Fläschchen und fragte sich noch, was sie wohl vorhatte, als sie plötzlich ihre Arme über seinen Kopf schwang und ihn an sich drückte.
    Im ersten Moment versteifte er sich. Eine Reaktion, die seine Seite gar nicht mochte und wieder hielt er mit schmerzverzerrtem Gesicht die Luft an, bis er es endlich zuließ. Ihre Wärme und ihre Weichheit so nah an sich zuließ. Ihre Worte spendeten ihm tatsächlich etwas Hoffnung, weil sie die Hoffnung noch nicht verloren hatte und ihm glaubte. Ja sie glaubte ihm wirklich. Ihre Tränen tropften leise auf seine Schulter und machten ihm klar, dass sie wohl alles für ihn tun würde. Er ließ seinen Kopf an ihre Seite lehnen. Sein Herz raste, aber ausnahmsweise mal nicht vor Angst.
    „Mach nichts dummes. Sonst sperren sie dich auch wegen Hochverrats ein.“ brachte er mit belegter Stimme hervor. Weil er jetzt gerade tatsächlich befürchten musste, dass sie nicht nur den Weg, des Wahrheit-herausfinden gehen würde.
    „Schiebst du mir die Wasserschale rüber, bevor du gehst?“ bat er sie als er seinen Kopf nach einiger Zeit wieder von ihr löste. Am liebsten wäre ihm gewesen, dass sie nie wieder aufhörte ihm über den Rücken zu streichen, doch wenn sie weiter so hier verweilten, kam sicherlich als nächstes Leander herein… wobei es jetzt auch eigentlich egal, war was Andere über ihn und Rhynn dachten… oder? Es sei denn sie glaubten dann, die Katze steckte auch mit drin.

  • ‚Lass locker...lass es einfach mal zu...‘ flehte Rhynn innerlich, als sie fühlte wie er sich unter ihrer Umarmung verkrampfte. Und tatsächlich, ganz langsam schmolz seine Anspannung dahin, ja er lehnte sich sogar ein wenig gegen sie. Seine Haare kitzelten über ihr Gesicht und mit einem langezogenem Ausatmen versuchte sie sich wieder zu sammeln, doch dir Tränen wollten sich nicht so recht vertreiben lassen. Du darfst nicht weinen... wie soll ihm das denn Mut machen? Langsam streichelte ihre Hand über seinen Rücken, und nach einem Schniefer legte sich ihre Hand in seinen Nacken um ihren Worten mit Druck ein wenig Nachdruck zu verleien.
    „ Als hätte ich jemals etwas Dummes getan.“ versuchte sie es mit einem angespannten Lächeln. Und ein einziger Trotziger Gedanke erfüllte die Kleine Frau. Und wenn schon... das Risiko würde sie eingehen. Sollten sie sie ein Leben lang Jagen, einsperren oder nach einem Verfahren hinrichten. Wenn sie für diese Überzeugung, ihn, einen Unschuldigen, vor solch einem unrechten Urteil zu bewahren, selbst verurteilt werden würde, sollte es ihr recht sein. Doch das würde sie hier nicht aussprechen. Er sollte sich nicht die Schuld dafür geben.
    Nach ein paar Sekunden löste sich die Wärme von ihrer Wange und Rhynn lehnter sich leicht zurück, wobei es schien als wollten ihre Hände möglichst lange den Kontakt aufrecht erhalten.
    „ Natürlich.“ nickte sie und rieb sich einmal mit dem Tunikazipfel der unter der Armschiene herrausragte über die Wange.
    „ Ich reibe dir noch die Tinktur ein... das lindert die Schwellung, dann seh ich das nächste Mal ob die Rippen verschoben sind... ich müsste sonst recht rabiat vorgehen um sie auf verdacht wieder einzurenken.“ begann die Katzenfrau zu plappern, und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.
    „ Dann leg ich dir die Armschlaufe um... das sollte es leichter machen.“
    Viel zu schnell war diese Arbeit erledigt und betretenes Schweigen begleitete die beiden Greifenreiter, als Rhynn die Tinktur sachte auf seiner Verletzung verteilte und ihm dann mit dem linken Arm in das Dreieckstuch half.
    Verzeifelt schob sie etwas von dem spärlichen Heu mit dem Stiefel in Owatus Richtung, obwohl sie wusste, dass egal wieviel Heu sie hier zusammenraffte, es ihm trotzdem nicht wirklich helfen würde. Doch irgendwie wollte sie nicht gehen und ihn hier in der Dunkelheit alleine lassen. Umsichtig trug sie die Wasserschale zu ihm hinüber und ließ den kleinen Hornbecher daneben stehen. So wäre es einfacher für ihn, daraus zu trinken.
    Widerwillig sammelte sie den rest ihrer Utensilien ein und legte ihre Hand auf seine.
    „ Vergiss nicht.. richtig Atmen auch wenns weh tut, beweg dich nicht soviel und vor allem....Halt die Ohren steif, Toko‘tsee. Wir lassen nicht locker...“
    Ein letztes Mal drückte sie seineHand und stand dann auf um sich von Leander aus der Zelle befreien zu lassen.

  • Irgendwie überkam ihn Kälte, als sie sich von ihm löste. Aber er hatte selbst den Impuls dazu gegeben, da konnte er das doch jetzt nicht bedauern.
    Er nickte, als sie ihm erklärte, wie sie weiter mit seiner Verletzung umgehen wollte. Und ein wenig hörte er sich so an, als ob sie einen Grund suchen würde um Leander davon zu überzeugen nochmal wiederkommen zu müssen. Vorausgesetzt der hielt das für nötig. Owatu lächelte die Cath’shyrr an und hob wieder ein bisschen die Arme, damit sie leichter an seine Seite kam. Der leichte Druck, den sie ausüben musste um die Tinktur aufzutragen, war weniger schmerzhaft, als er befürchtet hatte. Anscheinend wirkten ihr Schmerzmittel endlich. Und damit wuchs mehr und mehr die Angst, dass er in dem Moment, wenn sie ihm den Knoten um seine Handgelenke wieder löste, etwas tat, was er im Grunde seines Herzens nicht wollte. Doch es blieb aus. Er blieb Herr seiner Sinne und konnte sich endlich wieder mit der Rechten abstützen, während sie ihm half die Linke in die Schlinge zu legen. Stumm beobachtete er die Katze. Wusste nicht, was er noch sagen sollte. Suchte nach einem Grund, warum sie noch länger bleiben musste. Aber es gab keinen. Leander würde sie nicht ewig hier drin lassen.
    „Ich Versuchs.“ nickte er und tatsächlich ging es mittlerweile etwas besser, oder er hatte sich dran gewöhnt flach zu atmen.
    Als sich die Tür hinter Rhynn schloß starrte er noch eine ganze Weile auf den dunklen Fleck, wo sie verschwunden war. Er wollte nicht darüber nachdenken, was jetzt geschah, was geschehen würde, was konnte… Und fühlte sich dabei unglaublich Machtlos und Ausgeliefert.
    Umständlich rutschte er wieder etwas von der Wand herab um sich auf die Seite zu legen und die Augen ein wenig zu schließen. Als ob die Zeit, bis irgendwas passieren würde so schneller vorüber ging.



    „Wie geht es ihm?“ fragte Leander, als sie zwei Schritte getan hatten. Echte Besorgnis klang in seiner Stimme mit. „Hat er dir irgendwas erzählt? Oder bleibt er dabei, dass er nichts weiß?“ in letzteres schlich sich härte mit ein. Die entweder aus Wut, oder Verzweiflung herrühren konnte. Oder weil ein Teil von Leander immer noch aufgebracht über die Tat seiner Leute war.
    Kurz bevor sie den langen Gang zur Zelle von Paranoel, Markun und Jankris betraten, blieb er stehen und gab Rhynn die Zeit ausführlich zu berichten. Die Flamme einer Fackel erhellte flackernd seine angespannten Züge und die Arme hatte er vor der Brust verschränkt, als wollte er sich selbst vor irgendetwas schützen. Leander war eindeutig angespannt und hin und her gerissen, zwischen dem, was allem Anschein nach die Wahrheit war und dem, was er hoffte, was die Wahrheit war.

  • Rhynn lehnte sich einen Moment gegen die Mauer und starrte wie benommen auf den Schlüssel den Leander in der Tür herumdrehte. Es war unrecht... seine eigenen Leute unter diesen Bedingungen einzukerkern. Doch in deren Augen waren sie Schuldig... Hochverräter hatten kaum noch Rechte. Die Cath’Shyrr fühlte sich wie zermartert als sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte um Leander zu folgen.
    „ Nicht gut.“ murmelte sie und schulterte die Tasche.
    „Der Brustkorb sieht schlimm aus und er bekommt kaum Luft. Ich hab ihm Schmerzmittel gegeben aber bevor die Schwellung nicht zurückgegangen ist, kann ich die Rippen nicht einrenken.“ begann die Greifenreiterin zu erklären, wobei ihre Stimme den engstirnigen Tonfall annahm, den Meister Seran wählte, wenn er besonders nachdrücklich wirken sollte. Und da kam sie, die Frage auf die sie noch keine genaue Antwort wusste.
    „Ich kenne ihn.“ fing sie an und strich sich ein wenig eingeschüchtert durch die Haare. Musste Leander sie so ansehen? Doch wie sollte sie ihn überzeugen, wenn sie so geknickt dastand? Die Greifenreiterin stellte sich in einen festeren Stand und richtete sich weiter auf um dem Hauptmann in die Augen zu sehen. „ Er sagt er kann sich nicht erinnern irgendwas getan zu haben. Ich habe genügend Gründe ihm zu glauben. Zum einen Tameqa.. ich hab die volle Ladung ihrer Gefühle abbekommen, als es passiert ist. Sowohl ihre als auch seine. Paranoel hat nicht Salutiert.... wer ist so dumm und plant soetwas, und riskiert dann, bei soetwas Misstrauen zu schüren? Er hatte Angst, dass er mir wehtut. Ich habe ihn erst Fesseln müssen sonst hätte er mich nicht an sich rangelassen.. und die ganze Sache erinnert mich an meinen Bann. “ zählte die Katze auf und blickte zu dem mann hoch, der sich müde seufzend über die Nasenwurzel rieb. Beinahe so als würde er es bereuen eine Frau da reingeschickt zu haben. Als wäre sie zu weich um kritisch Dinge zu hinterfragen.
    „Ich hab seinen Blick gesehen...Leander... das war nicht er.... irgendwer muss ihn mit einem Bann belegt haben oder ihn irgendwie beeinflusst haben. Lass Rarlinur holen! Er wird es bestätigen.“
    Langsam steckte der Hauptmann seine Hand zurück in die Verschränkung.
    „ Dass kann ich nicht machen, Rhynn.“ schüttelte er den Kopf und die Frau riss entsetzt die Augen auf.
    „ Was? Warum nicht?! Bei uns habt ihr das au-.“empörte sie sich doch Leander schnitt ihr das Wort ab.
    „ Bei dir und Karrun war das ne ganz andere Situation.“ versuchte er es mit einfühlsamen Worten und legte ihr eine Hand auf die Schulter, die die Katze beinahe schlagartig abschüttelte.
    „ Ihr habt nicht vor hunderten Augenzeugen Würdenträger angegriffen und gerade bei Karrun war es sehr deutlich, dass er nicht er selbst war. Rarlinur hat sich euch nur angenommen, weil Paranoel sich für euch eingesetzt hat, normalerweise muss soetwas erst genehmigt werden. Aber Paranoel sitzt auch da drinn. Seine Worte sind für die da nichts mehr wert. Keiner, nichteinmal ich, kann da gegen den Magierrat argumentieren. Desswegen brauche ich Beweise. Keine Mutmaßungen und Nur weil wir das glauben... wird das den Prozess nicht aufhalten.“
    Der Hauptmann schüttelte erneut dem Kopf und richtete den richtigen Schlüssel für die Zelle her.
    „ Dann finde ich die Beweise.“ knurrte die Katze und das Licht der Fackel reflektierte in ihren Augen. Sie würde nicht aufgeben.
    „ Aber du solltest dich beeilen.“ nickte er und steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete den Riegel.
    „ Und du solltest mal über eine Pritsche in dem Tua’Tanai-Loch nachdenken.“ erwiederte sie und wollte wenigstens so einen Protest loswerden. Die Zustände in der Zelle waren eine Zumutung. Die Schwere Holztür schwang auf und Rhynn in die muffige Zelle.
    Das kleine vergitterte Loch, brachte kaum Frischluft, aber wenigstens einen dünnen Strahl Sonnenlicht. Jankris war der erste den sie sah. Und Paranoel war über ihn gebeugt und presste ein Tuch aus dem Stoff seiner tunika gegen die Stirn des Drachenmannes.
    Eilig stürmte die Katze auf die Beiden zu währen sich die Tür wieder hinter ihr schloss.
    „ Wie lange ist er schon bewusstlos?“ fragte sie hektisch und kramte in der Tasche.

  • Markun saß in einer Ecke. Paranoel hatte ihm offenbar aus der Rüstung geholfen und der rechte Ärmel seiner Tunika war abgetrennt, doch die Schlinge, in der sein Arm lag, stammte eindeutig aus der Tunika des Elfen. Dunkel hatte sich ein riesiger Fleck auf dem Oberarm des muskulösen Zwergen gebildet. Überrascht schaute der Zwerg zu Rhynn auf. „Was machst du denn hier?“ fragte er und fast gleichzeitig flog Paranoels Kopf herum, der ebenso überrascht wirkte.
    „Schon die ganze Zeit!“ erklärte der Heiler, „Und ich weiß nicht, was ihn so getroffen hat.“ fügte er bedauernd hinzu. Paranoel hatten den Kameraden auf die Seite gelegt und entweder irgendwie alleine, oder mit Markuns Hilfe, die Rüstung ausgezogen.
    „Hast du Riechsalz dabei? Und Roltrawurzel“ fragte der Blonde sogleich, als er die Tasche wahrnahm, die Rhynn auf den Boden stellte, beim letzen, deutet er mit einem Kopfwink auf den Zwergen, dann wandte er sich wieder dem Drachenmann zu. „Wir müssen ihn unbedingt wach bekommen.“ erklärte er und wendete sich ein Stück weiter Rhynn zu.
    Markun hingegen rappelte sich mühselig hoch, wobei er den rechten Arm zusätzlich mit der Linken stütze um anschließend zu den drei anderen herüber zu kommen.
    „Hat dich Karrun zu uns geschickt?“ fragte er mit einer Spur Hoffnung in seiner Stimme, doch dann wandelte sich sein Blick zu Besorgnis. „Weißt du wo sie Owatu hingebracht haben?“
    Und auch Paranoel blickte auf und ließ das Wasser, welches mittlerweile einen roten Schimmer angenommen hatte, aus dem Stoffstreifen tropfen, welches er gerade in die Wasserschale zu seinen Knien getunkt hatte.
    „Ja, wir fragen uns, wo sie ihn hingebracht haben. und warum? Oder werfen sie ihm nicht das gleiche vor, wie uns?“ erklärte er und durchaus klang es so, als ob er sich letzteres wünschte. „Markun sagt, sie hätten ihn auch abgeführt.“ fügte er an und wollte wohl eine Bestätigung dafür haben.
    „Und…“ begann er zögerlich. Seine Züge erfüllten sich dabei mit Furcht und Bedauern. „Wie geht es der Priesterin, die ich angegriffen haben soll?“ Verlegen strich er sich über den Arm, dann begann er schnell das Tuch auszuwringen und dem bewusstlosen Drak’hir wieder auf die Platzwunde an der Stirn zu legen.

  • Rhynn warf hektisch das überschüssige Gerümpel aus ihrer Tasche, dass sie zuvor achtlos hineingestopft hatte.
    „Die ganze Zeit?“ Fragte sie überrascht und warf Owatus Bandage beiseite. Hatte Meister Horgund nicht etwas erwähnt? Sie überlegte einen Moment und sie war froh um die zweite Frage des Elfen. Zielsicher griff sie nach dem Lederbeutel mit dem körnigen Inhalt und hielt ihn Paranoel entgegen nur um dann festzustellen, wie stark ihr Vorrat an Roltarwurzeln geschrumpft war. Vier ruhten noch in dem Seitenfach, doch es gab ja noch genug andere Kräuter die schmerzstillende Wirkungen hatten. Sie griff sich die verbliebenen Wurzeln und legte sie auf den kleinen Stapel sauberer Leinenfetzen,
    „ Der General hat ihm ne Kopfnuss verpasst. Soweit ich weiss...“ antwortete die Katze und wollte gerade ansetzen Jankris atmung zu überprüfen, allerdings wurde ihr in dem Moment bewusst, dass Paranoel das sicher schon getan hatte.
    „ Ich bin von Meister Horgund gebeten worden, mir eure Verletzungen anzusehen.“ antwortete die Katze auf Markuns Frage, nickte aber dem Zwergen und Paranoel sachte zu. Wer konnte schon wissen, ob die Wände hier nicht Ohren hatten. Karrun wollte sie dort nicht mit hineinziehen indem sie ihm hier anschwärzte.
    „ Was ist mit deinem Arm?“ fragte Rhynn besorgt bei dem Blick auf den blutigen Verband und bekam nur ein Achselzucken zur Antwort.
    „ Tua‘ Käfig... Drecksloch.. ich war grad bei ihm.“ nickte sie knapp und sah zu Paranoel auf, als sie die ängstliche Frage hörte. Also war es bei ihnen das gleiche. Sie schienen nicht zu wissen, was passiert ist.
    „ Sie wurde ins Lazarett getragen... ich weiss es leider nicht. Ich hab mich um den Kharadpriester gekümmert.“ erklärte sie knapp und schüttelte die nächste Leuchtphiole um sie zu entkorken. Mit dem Licht bewaffnet hob Rhynn Hand des Elfen mitsamt Tuch an um die Wunde anzusehen. Eine großflächige Beule prangte auf seiner Stirn und aus einem groben Riss sickerte das Blut.
    „Wir sollten das nähen, bevor wir ihn aufwecken.... wie geht es dir?“ fragte die Cath’Shyrr den Elfen und zog eine Stoffrolle heraus.
    „ Besser als den anderen.“ gab er bedauernd zu und nahm ihr das Nähzeug ab.
    „ Ein paar Prellungen und Kratzer nichts weltbewegendes... aber Ausgebrannt irgendwie ... obwohl ich nichteinmal weiss wie ich hier hergekommen bin. Gerade stand ich noch vor der Bühne und im nächsten Moment werde ich hier reingeschubst. Der General hat uns Dinge vorgeworfen... aber irgendwie..“ der blonde Mann schluckte und fädelte mit zitternden Händen einen Faden durch die Öse, während Rhynn den Lappen auf die Stirn des Drachenmannes drückte.
    „ Wie geht es Owatu?“ fragte er besorgt nachdem Rhynn ihm den Alkohol entgegenhielt.
    „ Seine Rippen sind gebrochen... und er atmet schwer... Ich kann nicht viel tun hier drinn.“ fauchte sie nun beinahe und nahm Paranoel den in Alkohol getränkten Lappen ab um ihn auf Jankris Stirn zu drücken. Kurz flatterten die Augenlider des Mannes, doch er blieb weiterhin unansprechbar.
    „ An was erinnert ihr Euch? Eine Person.. ein Geruch.. Bilder ..irgendwas?“ fragte sie verzweifelt und begann die Stirn des Mannes zu nähen.

    Weiter zog der Wind in Eile,
    denn es rief die Ferne ihn
    Weiter zog der Wind in Eile
    und das Mädchen folgte ihm
    Wie die Jahre so vergingen
    Wuchs die Freundschaft mit dem Kind
    Und so zogen sie gemeinsam,
    das Mädchen und der Wind

  • Paranoel schüttelte den Kopf: „An gar nichts. Nur kurz, meine ich, dass ich mich auf den Brettern liegend umsehen wollte, aber das ist so verschwommen, dass ich nicht weiß, ob es nicht eine heraufbeschworene Erinnerung von Markuns Überlegungen ist. Wir versuchen schon die ganze Zeit herauszufinden, was passiert war.“ Der Elf strich sich eine Haarsträhne zurück und strich sich mit der Hand durchs Gesicht.
    Der Zwerg hingegen ließ sich nun neben Paranoel niedersinken.
    „Hier kau das.“ hielt der Elf Markun eine der Wurzeln aus der Seitentasche hin.
    „Immer musst du mich mit dem Zeug quälen.“ meinte Markuns, nahm aber doch sichtbar dankbar das Schmerzmittel entgegen.
    „Ich erinnere mich auch nicht daran, was ich getan haben soll. Aber Aronus hat mir schreckliche Dinge gezeigt. Der war ganz aufgebracht, weil er mich die ganze Zeit wohl auch nicht erreichen konnte.“
    Paranoel nickte: „Ist das nicht seltsam? Hat Owatu auch sowas gesagt?“ unruhig zog der Elf an ein paar Fäden seiner aufgerissenen Tunika. Man konnte dem Mann durchaus ansehen, dass er sich unwohl fühlte. Gerade, wo es normalerweise seine Aufgabe war Wunden zu versorgen, aber er bisher ziemlich Machtlos und Mittellos gewesen war und nun Rhynn das übernommen hatte. Vorsorglich nahm er schonmal das Säckchen mit dem Salz in die Hand und drehte es zwischen den Fingern um es schließlich dem Kameraden unter die Nase zu halten, als die Katze fertig war mit nähen.
    „Meinst du, du kannst dafür sorgen, dass wir frisches Wasser bekommen?“ er deutete auf die Schale mit der blutgetränkten Flüssigkeit.
    Zuerst zuckte nur ganz kurz Jankris Kopf, doch dann hoben sich ganz leicht die Augenlieder des Mannes. Fast nur soweit, dass man nicht erkennen konnte, das er sie öffnete. Eine ganze Weile blieb er so regungslos liegen.
    „Jankris?“ fragte Paranoel, „Kannst du mich hören?….Großer?“
    Ein Brummen war nach einigen Augenblicken die Antwort.

  • Das konnte doch kein Zufall sein. Wenn einer sein Gedächtnis verloren hätte, konnte sie das verstehen, Bei Jankris wäre das sogar absolut möglich. Aber die anderen drei hatten jedoch garnichts gegen den Kopf bekommen. Sowohl Paranoel, als auch Markun bestätigten ihr erneut, dass sie nichts von der Sache mitbekommen hatten. Rhynn nähte Konzentriert die wenigen Stiche, die nötig waren um die Wunde zum Großteil zu schließen, als sie wieder dem Elfen in die Augen sah.
    Niemals, hätten die vier soetwas geplant oder in vollem Bewusstsein getan, da war sie sich absolut sicher. Paranoel war absolut friedfertig und vor allem würde er keine Frau verletzen. Auch in seinen Augen konnte die Greifenreiterin den Schmerz sehen. Als Paranoel sich nach Owatus Aussage erkundigte nickte Rhynn und legte dem großen Mann ein sauberes Tuch auf die frisch genähte Wunde.
    „ Das ist es allerdings...“erwiederte sie leise und zog einen Wasserbeutel aus ihrer Tasche.
    „ Ich kann euch den fürs Erste dalassen.“ meinte sie und drückte dem Zwerg den Lederbeutel in die Hand.
    Das Riechsalz schien Wirkung zu zeigen und Jankris öffnete nur langsam die Augen. Fiebrig und Matt war sein Blick, als könnte er kaum irgendetwas fokusieren.
    „ Wo.. wo bin ich?“ knurrte er und wollte sich langsam auf den Ellenbogen stützen, doch Rhynn drückte ihn an der Schulter wieder zurück.
    „ Bleib liegen..Jankris. Du hast eine Platzwunde und bestimmt auch eine Gehirnerschütterung...“erklärte der Elf mit ruhiger Stimme und suchte den Blickkontakt zu der Katze.
    „ Was meinst du?“ begann Rhynn und fuhr sich grübelnd durchs Haar. „ Ein Schmerzmittel und etwas Abschwellendes? Allerding könnte die Roltarwurzel negativen Einfluss auf seinen Kopf haben... „
    Paranoel machte ein kurzes“ Hm..“ und zog für einen Moment Jankris Augenlieder weit auseinander und wedelte mit der Lichtphiole vor den Augen des Drachenmannes herum.
    „ Kannst du uns sehen? jankris?“sprach sie ihre Befürchtung aus und für einen Moment sagte der Greifenreiter garnichts.
    „ Nicht richtig..“ brummte er stockend und zwinkerte mehrmals hintereinander. „ Was... Warum hat er das Gemacht?“ fragte der Drache und schloss wieder die Augen. Rhynn horchte auf.
    „ Wer hat was gemacht?“ wollte sie schnell wissen und ihr Gesicht war nurnoch wenige Zentimeter von seinem entfernt.
    „ Der General... er hat mir... arrghh.. mein Kopf platzt gleich...“
    „ Was hat der General gemacht Jankris?!“ rief sie nun nachdrücklicher und schüttelte an seinem Unterarm.
    „ Rhynn ..“ mahnte der Elf und hob ihre Hand von dem Patienten.
    „ Er hat mir seinen Schädel gegen den Kopf geschlagen... obwohl ich.. ich weiss nicht was da los war.. ich... erinner mich nicht an alles...“
    Presste erzwischenden Lippen hervor.

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