[Corandir] Die Greifenreiter von Corandir

  • Die geschickten Finger der Frau, zogen Rhynn in ihren Bann. Stramm und routiniert wickelte sie den Faden um die Äste und verwob das ganze zu einer Einheit. Und zustimmend nickte sie mit dem Kopf, als Karrun die Frage stellte, die ihr am meisten zu schaffen machte und nahm ihm wie betäubt den Faden ab den der Schwadronsführer ihr hinhielt und auf die Federn deutete. Was sollte sie denn damit machen? Angespannt drehte Rhynn den Bast zwischen den Fingern. Sie hatte sich nie wirklich mit Handarbeit beschäftigt.. Aber Onkel Caror hatte ein ähnliches Gebilde über seinem Lager hängen, Windschief und bei weitem nicht so sorgfältig geflochten wie Kasees. Aber dennoch konnte sie erahnen was Karrun von ihr erwartete. Rhynn sammelte eine der Federn ein, die ein Windstoß von dem Oberschenkel der Frau geweht hatte und legte umständlich eine Schlaufe um den Federkiel. Nara`tees Antwort jedoch war ernüchternd und genauso frustierend wie ihre Gedanken. Keiner schien zu wissen, wie genau man Owatu helfen konnte....

    Rhynn schnaubte leise, als der glatte Kiel sich einfach nicht mit der Schnur verknoten lassen wollte und versuchte nun vorher den Bast zu knüpfen und die Feder ungeduldig in den festen Knoten drücken. Doch auch das misslang, als Karrun plötzlich neben ihr Lospolterte und sie eine Hand benötigte um sich ihr ihm zugewandtes Ohr zuzuhalten.

    "Musst du denn so brüllen?" fragte die Katze erschrocken und Knetete sich das Ohr während sie ihren Vorgesetzten genervt anstarrte. Karrun war ebenso zusammengezuckt wie sie, doch vielmehr weil er garnicht so laut gesprochen hatte, dass man derart hätte zusammenfahren müssen.

    " Ich hab doch garnicht gebr..." stotterte er leise und blinzelte verwirrt. Langsam beugte er sich näher an die Cath`Shyrr heran und mit zusammengekniffenen Augen mussterte er die Katze. Jedoch begrenzte er seine Blicke außschließlich auf ihr Gesicht.

    " Was ... du ... " unsicher fuhr er sich über das Gesicht und seine Augen huschten zwischen ihren hin und her. Unbehaglich lehnte sich die Greifenreiterin ein wenig zurück und legte ihren Arm möglichst unauffällig über ihre Oberweite.

    " Was? Ich ?..." fragte sie skeptisch und sah zwischen den Anwesenden hin und her. Ja sie war immernoch nackt, aber Karrun schien das garnicht zu meinen, denn fast starrköpfig vermiet er seinen Blick zu senken. Noch immer strichen ihre Finger über das eigene Ohr, das sich irgendwie ungewohnt anfühlte, sacht strich sie über den nunmehr dichteren Ohrflaum.

  • Es mochte sein, dass er sich das nur einbildete. Das die letzen Tage viel zu nervenaufreibend waren. Ja die Sorge um seine Leute war schlimmer, als es jede Sorge vor einem bevorstehenden Einsatz gewesen war. Aber seit wann hatten Rhynns Augen diesen orangenen Schimmer? Er könnte schwören, dass er ihre Augen immer eher Grau waren, vielleicht mit einem Grünen Schimmer, aber Orange? Kurz blickte Karrun sich um. Das konnte unmöglich am Licht liegen.

    „Mir ist noch nie aufgefallen, dass deine Augen auch orange leuchten können.“ Erklärte er schließlich auf ihre Frage hin und zuckte mit den Schultern.

    Was für eine Belanglosigkeit! Aber ihm kam wohl gerade jede Ablenkung recht, die ihn ein bisschen von den Sorgen um Paranoel, Markun, Jankris und Owatu wegbrachten. Vor allem, weil dieses ganze Zauberzeug ihn maßlos überforderte. Dafür konnte er sich keine Lösung ausdenken, mit der man einfach ein bisschen die Regeln beugte, oder anders auslegte, oder die ganze Sache einfach mal von einer anderen Seite betrachtete. Die Regeln der Zauberei überstiegen seinen Verstand, das musste er zugeben. Weshalb er sich einfach nur hilflos fühlte. Blieb nur zu hoffen, dass die Magier eine Lösung fanden… und dann musste er ihnen Vertrauen, konnte es nicht hinterfragen. Ein weiterer Punkt, der ihn bedrückte.

    Nara’tee hatte sich gleich nachdem Karrun seine Beobachtung ausgesprochen hatte, zu Rhynn umgedreht und blickte der Katze nun auch in die Augen: „Das ist wohl der Preis.“ Murmelte er vor sich hin und der Mensch sah seinen Kameraden irritiert an. Wie Preis?

    „Was heißt das?“ fragte er erschrocken und blickte zwischen seinen beiden Greifenreitern hin und her. Hatten sie ein Übel gegen ein anderes getauscht? Momentan war der Mensch Magie gegenüber extrem skeptisch. Und das nicht zuletzt, weil er mit dafür gesorgt hatte, dass man Owatu Ralinur ausgesetzt hatte. Karruns Blick haftete kurz auf Nara’tee. Er durfte nicht zulassen, dass es dem Tua’Tanai genauso ging, keinem von seinen Männern, die noch oben waren. Dem Menschen fiel der Faden aus der Hand, als er aufsprang.

    „Ich muss zurück!“ erklärte er mit leichter Panik in der Stimme. Die Befürchtung, dass der General, trotz dem was, mit Owatu passiert war, weiter machen würde, verstärkte sich bei jedem Schritt, den er auf Marak zueilte.

  • Fassungslos starrte Rhynn ihren Schwadronsführer an. Was sollte das heissen `Orange leuchten`?

    " Ich hab keine..." stotterte sie und hätte gerade alles gegeben um an einen Spiegel zu gelangen. Die Greifenreiterin schluckte als sie Nara`tees Worte hörte. Sollte das heissen, der Geist hatte nicht nur ihr Versprechen verlangt? Fühlte sie sich desswegen so eigenartig? Jede noch so winzige Bewegung, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Zuvor hatte es gewirkt, als hätte Karrun viel zu laut gesprochen, oder war sie einfach überempfindlich? Ihr Herz begann zu rasen, als sie wieder über ihr Ohr fuhr und jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ihre Ohren fühlten sich nicht nur anders an... Sie WAREN anders.

    Karruns blick bohrte sich in sie als er erschrocken nachfragte, doch Rhynn brachte gerade selbst so schockiert kein Wort heraus. Qatea hatte gesagt, das ganze wäre nicht ohne Risiko. Aber davon hatte Lonahe kein Wort gesagt!

    " Ich wusste nicht, dass das passieren würde.. Ich... " flüsterte sie leise und überfordert fuhr ihre Hand an ihren Mund. Legte sich über ihre Lippen und leise brummte sie gegen ihre Handfläche.

    " Ich habe ihm lediglich versprochen...." begann sie ihr Gespräch mit dem Luchs zu erzählen, da sprang Karrun plötzlich wie von der Tarantel gestochen auf und Rhynn folgte seiner Geste unwillkührlich. Leise segelte die helle Feder zu Boden und verfing sich in den Halmen.

    "Warte! Wo willst du hin??" rief sie dem Menschen nach und schüttelte sacht den Kopf. Sie wusste nichteinmal ob es ihr gestattet war, die Wiese zu verlassen. Doch vielleicht konnte sie sich in der Stadt nützlicher machen als hier? Beim flechten dieses... Gebildes, dessen Bedeutung sich ihr so völlig entzog.

    " Vielleicht... sollte jemand versuchen herauszufinden, wie wir das Miststück umbringen oder wenigstens Festsetzen können??" brachen ihre Gedanken aus ihr heraus als Karrun sich in den Sattel seines Greifen schwang und Rhynn eilte näher an das dunkle Männchen heran.

    " Womöglich kommen wir ohne Magie garnicht an sie heran?!" warf sie ein und wedelte Karrun mit einer Hand zu sich, oder vielmehr sein Hemd." Leihst du mir deine.. hrmm..Tunika?" wollte Rhynn wissen, wobei sie rot anlief. Das letzte Mal als sie sein Hemd angehabt hatte, hatten alle gedacht, sie wäre mit Karrun im Wald verschwunden.

    " Achak`zee`Naneyqa? Verstimmt es die Geister, wenn ich zurück in die Stadt gehe um Informationen einzuholen?" wollte Rhynn wissen und blickte zu Qatea. " Ich komme auch wieder."

  • Rhynn folgte ihm, und ein bisschen tat es ihm, leid, dass er sie so einfach mitten im Wort hatte sitzen lassen. Es war nicht, dass es ihn nicht interessierte, was in dem Zelt passiert war. Es war nur… das andere war wichtiger! Was, wenn es Markun jetzt genauso erging, wie Owatu? Der Zwerg hatte noch schlechter ausgesehen, als der Tua’Tanai. Und Seran hatte mehrfach betont, dass beide nicht in der Verfassung für die Prozedur waren.

    Hoffentlich machte der General jetzt langsamer und hörte auf den Heiler. Was machte es denn bitteschön für einen Unterschied, ob Markuns Bann jetzt gebrochen wurde, oder in ein paar Tagen? Die meisten Informationen hatten sie doch schon, oder? Was war denn bei Owatu mehr herausgekommen, als bei Jankris und Paranoel? Über die Aufregung war dieses Thema völlig in Vergessenheit geraten.

    Karrun beugte sich wieder zu der Greifenreiterin hinunter.

    „Ich muss zurück in die Kaserne. Den General abhalten, Markun das gleiche anzutun.“ Raunte er ihr zu. Diese Worte in den Falschen Ohren konnten böse Folgen haben, auch wenn er nicht glaube, dass hier falsche Ohren anwesend waren. Nein ganz und gar nicht. Trotzdem, solcherlei zu sagen, lies ihn flüstern.

    „Ja wir müssen eine Lösung finden. Aber ich weiß nicht, wenn wir fragen können. Ich kenne nicht allzu viele Zauberer, oder Magier, oder Schamanen, oder Hexen, denen ich vertrauen würde. Um genau zu sein.. Keinen!“

    Letzteres spuckte er mit Verbitterung aus, den Ralinur hatte er durchaus einmal vertraut. Oder zumindest sehr großen Respekt vor ihm gehabt. Aber dies war nun vorbei.

    Eilig zog er seine Tunika über den Kopf. Jetzt also doch! Das Grinsen konnte er sich nicht ganz verkneifen, als er das Hemd über die Arme striff und seiner Kameradin reichte.

    Dann bedeutete er dem schwarzen Greifen seine Flügel zu spreizen und ihn zurück zu tragen.

    Mit einem Ohr bekam er noch mit, wie sich Rhynn an die Schamanin wandte und diese ruhig antwortete: „Nein mein Kind. Geh nur. Ruh dich etwas aus. Bis morgen kannst du hier nichts tun.“ Sie lächelte.

    Auch Selphet, der sich neben Tameqa niedergelassen hatte, war nun aufgesprungen und zu seiner Freundin  gesprungen.

    *Was hast du vor?* fagte er sie und ging ein wenig in die Knie, so das sie besser aufsteigen konnte. Denn eines war klar, sie wollte hier weg.

  • Das war es was ihn jetzt so plötzlich gepackt hatte? Sein ganzer Körper bebte förmlich und seine Stimme zitterte als er sich zu ihr gebeugt hatte.

    " Meinst du wirklich die machen das noch, nachdem das passiert ist?" flüsterte sie erschrocken und deutete auf das Zelt in dem Owatu lag. Natürlich konnte sie verstehen, dass Karrun jetzt keinerlei Vertrauen mehr in Magier hatte, doch Rhynn hatte gesehen, zu was Qatea in der Lage war und die Geister. Nicht jede Magie war schlecht, nein es war gerade Owatus einzige Chance gewesen um zu überleben. Gefangen in ihren Gedanken griff die Katze nach dem Stoff und suchte nach der Halsöffnung. Er traute keinem.. plötzlich schossen ihr Bilder von Kerio in den Sinn. Eigentlich hatten die beiden sehr vertraut gewirkt und er hatte ihn als seinen Vetter vorgestellt. Vertraute er nichteinmal ihm? Doch ehe sie ihn fragen konnte, erfasste sie ein wilder Windstoß und das laute Flügelschlagen Maraks trug ihren Schwadronsführer davon. Kurz verfolgte Rhynn den Schatten bis er über den Bäumen verschwand und nickte dann der Schamanin zu.

    " Ich werde da sein." meinte sie mit einer leichten Verbeugung und schlüpfte in das Hemd. Doch führ Ausruhen war keine Zeit, soviel stand fest. Doch der alten Frau widersprechen wollte sie nicht und manchmal war es besser einfach zu schweigen und zu tun was getan werden musste. Schlafen konnte sie noch immer wenn das alles durchgestanden war. Kaum hatte sie den Kopf aus dem Hemd gestreckt blickte sie in große Goldene neugierige Augen, als hatte er seine Reiterin in dem viel zu großen Hemd suchen wollen. Die Katze wich leicht zurück und drückte Selphets viel zu nahen Kopf ein Stück weg.

    *Ich muss herausfinden wie wir eine Hexe töten können...* erklärte sie und strich ihrem Gefährten über den Hals als er in die Knie ging um sie aufsteigen zu lassen.

    *Kennst du eine Hexe?* fragte er überrascht und gurrte leise als er die Flügel ausbreitete. Doch er selbst musste die Antwort kennen, denn Rhynn ließ für einen Moment nachdenklich ihren Blick sinken, er hatte ins Schwarze getroffen. Nein sie kannte keine Hexe... aber irgendwer musste doch etwas über Hexen wissen? Die Bibliothekare.. Magier... und wenn es nur Gerüchte waren...

    " Nein.. aber irgendwer wird es wissen...." nickte die Katze und versuchte sich mit ihren Beinen irgendwie auf dem ungesattelten Greifen festzuhalten, als er ruckartig abhob. Es war durchaus leichter als bei Zurulele, und obwohl es ungewohnt unsicher wirkte, hatte es doch seinen eigenen Reiz, die Muskelstränge Selphets direkt unter sich zu fühlen, die Wärme seines Felles. Freier und nicht so gezwungen wie mit Sattel, was nicht zuletzt auch daran lag wie freizügig sie gekleidet war. Rhynn gab Selphet ein Zeichen möglichst nah bei der Rüstkammer zu landen, und passte einen Moment ab, als möglichst wenig Soldaten auf dem Platz waren.

    *Warte hier* Eilig huschte sie ins Innere und auf ihre Nische zu. Hier fand sie zumindest ihre Ersatzkleidung die sie eilig mit dem Hemd Karruns tauschte um es grob zusammenzulegen und an Karruns Haken zu hängen.


    Vor den Bibliothekshallen landeten sie schwungvoll und Rhynn wäre beinahe über Selphets Schulter abgerutscht. Es dauerte Ewig bis sie einen der Schreiberlinge fand doch der junge Lehrling hatte selbst offensichtlich noch weniger Ahnung als sie und schickte sie zu dem Meister. Doch auch das war ernüchternt. Solche Bücher standen unter Verschluss und ohne sondergenehmigung, sollte sie sich gefälligst davonscheren und nicht seine Zeit vergeuden. Sie würde wohl mit Karrun oder Leander wieder kommen müssen. Erschöpft fuhr sich Rhynn durch das Haar als sie auf ihren Greifen zuging, der im Schatten eines Baumes lag und mit einem kleinen Satyrmädchen Steinchen über den Boden kullern ließ. Die kleine behielt dabei gebührlichen Abstand zu dem imposanten Greifenmännchen konnte aber offensichtlich ihrer Neugierde nichts entgegensetzen. Selphet nahm einen kleinen Zweig mit der Schnabelspitze auf und warf ihn in die Richtung des gelockten Kindes und stellte die Ohren auf.

    "Du solltest vorsichtig sein, wenn du dich einem Greifen näherst. Nicht alle sind so gutmütig wie er." lächelte Rhynn und streichelte dem Braunen über die Flanke.

  • Das Mädchen bückte sich gerade nach dem Stöckchen, das der Greif ihr zugeworfen hatte. Sie wusste nicht, was für ein Spiel sie spielten. Aber darauf kam es gar nicht an. Sie war fasziniert von dem mächtigen Geschöpf vor ihr und dass er so sanftmütig war. Das mittlerweile seine Reiterin wiedergekommen war, hatte sie daher gar nicht bemerkt und zuckte dementsprechend zusammen, als die Frau sich an sie wandte. Verlegen und schüchtern drehte sie den Stab in den Händen. Vor dem Greifen hatte sie irgendwie weniger Angst gehabt, als vor der Greifenreiterin. Das war DIE Greifenreiterin, oder? Es gab nur eine.

    „Du bist Rhynn, oder?“ fragte sie Schüchtern. Sie musste das wissen. Auch wenn sie es eigentlich schon wusste. Aber sie wollte die Bestätigung aus dem Mund der Frau hören. Vorsichtig kam sie näher. Jetzt wo sie da war, konnte sie sich dem braunen Greifen, doch noch ein bisschen mehr nähern, oder? Vielleicht sogar streicheln?

    „Am Marktplatz sitzt so einer wie du, der erzählt ganz viel über dich.“ Begann sie zu plappern umso ihre Nervosität zu unterdrücken. „Ich hab ihm ganz lange zugehört, stimmt es, dass du eigentlich nicht auf den Baum klettern durftest? Und das du mit dem Bogen schießen kannst, während du auf ihm stehst? Und dass du gestern einen Greifen bezwungen hast, der dich abwerfen wollte?“

    Ihre Augen wurden immer größer und die anfängliche Furcht vor der fremden Frau wisch der Bewunderung.

    Schließlich traute sie sich auch zu fragen: „Darf ich ihn mal streicheln?“ Die Hand des Satyrmädchen war schon erhoben, hielt aber bis zu einer Antwort inne.

    *Warum fragst du mich das nicht selber?* huschten da die schalkhaften Worte Selphets durch ihren Kopf und erschrocken machte das blondgelockte Kind einen Satz zurück. Ihr Herz raste, damit hatte sie nicht gerechnet und ungläubig huschte ihr Blick zwischen Greif und Cath’Shyrr hin und her. Ein ‚Darf ich?‘ lag ihr auf der Zunge, aber es wollte nicht hervorkommen. Hatte er wirklich gesprochen?

  • Entschuldigend sah Rhynn zu dem kleinen Mädchen, sie zu erschrecken war wirklich nicht ihre Absicht gewesen, also versuchte sie sich an einem beruhigenden Lächeln und sie ging leicht neben Selphet in die Knie. Ein wenig überrascht blinzelte die Katze auf die direkte Nachfrage der Satyra nickte aber schließlich. Für gewöhnlich wurde sie innerhalb der Garde mit Kylan angesprochen. Das schien einfach neutraler als ein Frauenname in den Reihen der Männer. Zaghaft setzte die Kleine einen Huf tipselnd vor den anderen und Rhynn beobachtete ihre nervösen Finger als sie zu brabbeln anfing und wie im Takt genauso unruhig ihre Kette vor der Brust verzwirbelte.

    " Am Marktplatz?" fragte sie überrascht nach und zogen die Augenbrauen zusammen als sie überlegte. Jemand wie ich der Gesichten erzählt? Konnte ja fast nur ihr Bruder sein... glaubte die Katze und rollte dann mit den Augen, als das Mädchen erzählte wie sehr Trerazin die Gerüchteküche weiter ankurbelte.

    " Das haben wir noch garnicht ausprobiert." lachte Rhynn los und sah ihren Greifen für einen Moment an und klopfte auf seine Schulter. Lachen fühlte sich falsch an... unter diesen Umständen, beinahe schlagartig erstarb ihr Lächeln wieder.

    " Bei dem Wettbewerb ja, aber bezwungen würde ich das nicht nennen. Zigrosh ist ja nicht unser Feind." erklärte sie mit einem gezwundenem Lächeln und sah etwas fragend zu Selphet, als das Mädchen ihre Frage stellte. Sie wusste dass Selphet ihr niemals etwas tun würde.. aber ob er sich streicheln lassen würde wie einen Schoßhund.. konnte schwer sie entscheiden oder?

    "Ehm..." begann sie und klopfte dem Braunen auffodernd gegen den Hals, doch der antwortete selbstständig und nicht wie erwartet Rhynn sondern offensichtlich und dem erschrockenen Blick nach zu urteilen, direkt der Behuften.

    " Och Selphet.. du kannst sie doch nicht so erschrecken.." tadelte die Katze ihren Begleiter, der belustigt brummelte und sich weiter auf den Boden duckte, damit das Mädchen an seinen Kopf herankam.

    "Ich werte das mal als ja..." nickte Rhynn und nahm ihre Hand von der Flanke des Gefiederten und streckte sie nach der Hand der Satyra aus. Nur langsam und schüchtern kam das Mädchen näher und griff nach Rhynns Hand um neben dem Greifen in die Hocke zu gehen.

    " Immer mit den Federn streicheln.. Siehst du?" erklärte Rhynn und machte es einmal über Selphets Auge vor. Übervorsichtig und verzückt von der Situation strich das Mädchen mit den Finger Spitzen über die weichen Schopffedern des Greifen, die er sogleich aufstellte als er das begeisterte Loben der Kleinen hörte.

    "Soo schön weich.." lachte sie ihr glockenhelles unschuldiges Lachen und langsam wurde sie sicherer, bis Rhynn sich schließlich weiter mit ihren Gedanken befasste. " Am Marktplatz sagtes du?" wollte die Greifenreiterin wissen und fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Trerazin und die Nacins kannten viele Gesichten... nicht alle waren wahr.. aber dennoch... vielleicht kannten sie jemanden an den sie sich wenden könnte? Vielleicht gab es jemanden außerhalb der Stadt aber in der Nähe?

    " Willst du bis zum Hauptplatz .. auf ihm reiten?" fragte Rhynn großzügig und erhob sich neben den beiden und ging nur kurz auf Selphets murren ein. * Wir gehen zu Trerazin.. vielleicht weiss er ja mehr... Das kurze Stück bis dahin hälst du schon aus. Sie wiegt doch nichts...*

  • Selphets Kopf flog herum und seine scharfen Augen funkelten die Katze an, so dass das Mädchen erschrocken die Hand wieder zurück zog.

    *Ich bin doch kein Pony* beschwerte sich der Braune grummelnd, erhob sich aber nicht, so dass das Mädchen tatsächlich aufsteigen konnte, wenn es denn gewollt hätte. Die kleine machte allerdings nicht den Eindruck, als würde sie sich trauen auf seinen Rücken zu klettern. Zaghaft schüttelte sie den Kopf mit den kleinen niedlichen Hörnern, die ihr aus der Stirn wuchsen.

    Dafür hatte sie doch ein bisschen zu viel Angst vor dem großen Tier. Was, wenn er plötzlich losfliegen würde.

    Also erhob sich Selphet und setzte sich in Bewegung Richtung Marktplatz. Die Strecke war zu kurz zum Fliegen und gerade auf dem Marktplatz konnte man nie sicher sein, ob es genügen Platz zum Landen gab. Die Händler hatten die Angewohnheit ihre Waren kreuz und quer über den Platz zu verteilen, so dass sich der Greif jedes Mal fragte, wie sie da noch Besitzansprüche an einzelne Teile haben konnten.

    Tippelnd lief das Satyrkind voraus, als wäre sie die Einzige, die wusste, wo es zum Markt und zu den Dheoran ging.

    Der große Platz war so, wie es Selphet befürchtet hatte. Dicht an dicht drängten sich Stände mit Waren, der widerliche Geruch von Gewürzen lag in der Luft und wehte geradewegs zu ihnen herüber. Händler brüllten den bestand ihrer Ware hinaus und schienen immer neue Augmente zu finden, warum ihre Äpfel nun die besten waren. Der Greif hasste das und legte die Ohren an, so dass die viel zu vielen Geräusche nicht so sehr auf ihn einprasselten. Wenigstens hatten die Leute genügend Respekt vor ihm und machten Platz, wenn er in eine der engen Gassen zwischen den Ständen trat.

    „Habt ihr die Verräter bestraft?“ platze es da plötzlich aus dem Mädchen heraus. Den ganzen Weg war die Satyra still gewesen und hatte genau über diese Frage nachgedacht. Es wurde so viel erzählt, aber jetzt hatte sie doch hier eine, die dabei gewesen war, oder? Dann könnte sie etwas dem Cath’Shyrr erzählen, wenn sie bei ihnen ankamen. Zielstrebig führte die Blonde die beiden zu dem Lager der Dheoran, die am Rande des Marktplatzes einen Baldachin mit Teppichen aufgeschlagen hatten und dort zusammen saßen um zu Musizieren.

  • Rhynn zuckte mit dem Kopf in Richtung Marktplatz, Selphets beleidigten Einwurf völlig ignorierend. Er hatte schließlich angefangen warum beschwerte er sich dann jetzt? Doch seine Sorge schien unbegründet, denn das kleine Mädchen schien ängstlich zurückzuweichen und beendete damit den kleinen disput zwischen Greif und Reiter. Als sie am Hauptplatz ankamen, schob sich Rhynn vor den Braunen um ihnen einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen.

    * Pass auf deine Flügel auf... Warte noch bis ich Trerazin gefunden habe.. dann gehen wir woanders hin.* versuchte die Cath`Shyrr den Greifen zu beruhigen, der sichtlich nervös zwischen den Menschen herumtänzelte. Es dauerte einen Moment bis die Bedeutung der Worte des Mädchens zu ihr durch den Lärm durchdrangen. Doch beinahe schlagartig blieb Rhynn stehen und sah nach unten zu dem gehörnten Kind. Ob sie die Verräter bestraft hatten?... Rhynns blick verdunkelte sich und kurz sah sie hilfesuchend zu Selphet. Owatu und die anderen waren keine Verräter... Doch sie hatte auch keine Instruktionen erhalten, was bereits an die öffentlichkeit geraten durfte oder war.

    Langsam beugte sie sich ein Stück hinunter und ging wesentlich langsamer auf die mitte des Platzes zu, blendete die Menschen um sich herum vollkommen aus. Auch wenn sie hinter dem Greifen bereits fluchten.

    " Weisst du.. nicht jeder der am Anfang wie ein Verräter wirkt, muss auch ein Verräter sein." erklärte sie ruhig und griff nach der Hand des Mädchens. Skeptisch und neugierig wurde sie aus großen grünen Augen betrachtet. " Vielleicht... wissen wir noch nicht alles... und ich bin nur Soldat.. Ich weiss auch nicht alles. Aber wir werden die Wahrheit herausfinden..." nickte die Greifenreiterin und hoffte, dass die Antwort zwar kryptisch aber dennoch zufriedenstellend für das Mädchen ausgefallen war. Wenn sie behauptete die anderen seien schuldig, konnte sie dies absolut nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Denn sie waren nicht Schuldig.... aber das ganze vehement abstreiten und Dinge ausplaudern, die die einfachen Bürger noch nichts angingen konnte sie auch nicht.

    Kurz nickte Rhynn einigen der Leute zu, die eindeutig zu dem Dheoran Tross gehörten, als sie sich hinter Trerazin stellte und in die neugierigen Kinderaugen blickte, die ihm zu Füßen saßen um seiner Musikalisch unterstützend Geschichte zu lauschen.

    " Jetzt erzählst du den Leuten schon ich könnte auf Selphets Rücken Saltos schlagen?" flüsterte sie ihm grinsend ins Ohr und sein zusammenzucken ließ seiner Flöte schreckliche Misstöne entweichen.

  • Der Cath’shyrr versuchte die Melodie wieder aufzunehmen und weiter zu spielen, als wäre nichts gewesen. So abrupt und schief konnte er das Lied nicht zu Ende bringen, das würde ihrem Puplikum nicht gefallen. Doch lange spielte er nicht weiter, sondern gab den anderen ein Zeichen, dass sie leiser wurden, langsamer und das Lied verklingen ließen. Trerazin setze die Flöte ab und blickte zu seiner Schwester. Ein grinsen breitete sich auf den Zügen des Katzenmanns aus und gefror schlagartig. Erschrocken sprang der Mann auf und drehte sich zu seiner Schwester um, während er sie gleichzeitig an den Schultern packte und ihr tief in die Augen schaute: „Sag mal, was hast du genommen?“ Rhynn sah nicht einfach nur fertig aus, ihre Augenfarbe hatte sich geändert. Denn auch, wenn er nicht mehr oft zuhause war, so wusste er genau, wie seine Schwester aussah. Es mochte sein, dass er nicht ganz mitbekommen hatte, wie sie zur Frau geworden war - sie war ja auch unheimlich gut darin sich zu verstecken – aber das ihre Augen gestern noch nicht orange gewesen waren, dass wusste er mit Sicherheit. Schnell zog er sie, ohne großartig darauf zu achten, ob sie sich wehrte oder nicht, fort von den anderen seiner Sippe. Dass er sie vor allen Leuten darauf angesprochen hatte tat ihm leid, da war wohl ein bisschen das Temperament der Dheoran, welches nach so langer Zeit auf ihn abgefärbt hatte, mit ihm durchgegangen. Die Schellen, die er sich fürs musizieren um den Fuß geschlungen hatte, klingelten bei jedem Schritt und veranlassten erst recht, dass die Leute ihnen nachschauten.

    „Entschuldigung.“ Nuschelte er leise, als sie etwas außer Reichweite waren. Er wusste genau, dass sie vor so vielen Leuten nicht zugeben würde, wenn sie irgendwas nahm, was ihr Vater in der hintersten Schublade unter Verschluss halten würde. Und wenn er sie dazu bringen wollte ihm anzuvertrauen, was gerade dafür sorgte, dass sie meinte Mittel nehmen zu müssen, die sie veränderte oder solche Nebenwirkungen hatte, dann musste er wesentlich behutsamer vorgehen. Denn es machte ihm enorme Sorgen. Rhynn kannte sich schließlich sehr gut aus mit diversen Tinkturen und Mitteln, die nicht nur ihr Vater verkaufte, sondern auch jene, die ihr Onkel zu mischen wusste.

    „Was ist los? Du siehst aus, als hättest du drei Tage nicht geschlafen.“ Meinte er ruhig im Schatten der Häuserwände und machte sich schon auf ein ‚Mir geht’s Gut‘, oder ein ‚Nichts, ich wollte dich nur besuchen‘ als Antwort gefasst um ihm Kopf schon einmal die möglichen Erwiderungen durchzugehen, weil sie in dem fall offensichtlich log. Aber das konnte er ihr ja nicht auf die Nase binden, damit würde sie erst recht abblocken.

  • Der Griff ihres Bruders an ihren Schultern war eisern und unnachgiebig. Und nur weil jeder Widerstand gegen seine Führung schmerzen in ihrem geschundenen Körper bereitete, ließ sie zu dass er sie so fixierte außerdem war sie zu geschafft um irgendwie dagegen zu arbeiten.

    " Ich hab nichts genommen.." schüttelte die Frau den Kopf und sah iritiert nach oben. Was meinte er damit? Dass sie sich an den Pulvern und Kräutern ihres Vaters bedient hatte? Niemals hatte sie das wirklich in betracht gezogen.. und doch musste sie zugeben das die Verlockung plötzlich ungemein lästig in ihren Hinterkopf pochte. Es würde ihr für wenige Stunden Ruhe bescheren... Schlaf und Unbekümmertheit. Dass sich ihre Augenfarbe offensichtlich verändert hatte, hatte sie bei der ganzen Aufregung schon beinahe wieder vergessen. Entschlossen zog ihr Bruder sie davon und Selphet trottete beinahe missmutig hinterher, den Kopf gesenkt sah er jeden genervt an der hier herumwuselte.

    ".. Hör auf.. Warte! Au!! ..Trerazin!.." rief sie und wollte sich aus seinem Griff winden, doch brachte sie kaum Kraft auf und eigentlich überlegte sie schon welches der Mittel wohl in ihrem Fall am besten Wirken würde. Seltsam dumpf wurde die Welt um sie herum als der Katzenmann sich bestimmt nach ihrem Befinden erkundigte. Es erschien alles so unwirklich. Es war doch garnicht so lang her, dass sie alle gemeinsam gefeiert hatten oder? Sovieles war geschehen...

    " Hab ich auch nicht.... nicht viel zumindest..." gab sie leise zu und lehnte sich gegen die Wand und strich mit der Flachen Hand über ihr Gesicht. Rhynn verzog den Mund, als sie über die Nähte an ihrer Wange strich . " Vielleicht hätte ich wirklich etwas von dem Colloum nehmen sollen..."

    Kurz sah sie in die sanftmütigen Augen, in denen sich gerade nur Sorge und Angst widerspiegelten.

    " Ich muss dich ja nicht fragen ob du das mitbekommen hast, das auf der Bühne passiert ist oder?" erkundigte sie sich leise und seufzte.

    Sie konnte ihrem Bruder vertrauen.. auch wenn er viele Gesichten erzählte und man meinen mochte, dass jemand der sich den Dheoran angeschlossen hatte, wohl kaum ein Geheimnis würde behalten können. Trerazin war ihr Bruder und er konnte das.... das hatte er oft bewiesen. Der gefleckte nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.

    " Vieles und doch nichts richtiges.." antwortete er und hob Rhynns Hand sanft von ihrer Wange weg. " War das..? Dein Flügelmann?" fragte er mitfühlend und deutete auf ihre Verletzung im Gesicht. Energisch schüttelte die Katze den Kopf und wurde ein wenig lauter. " Nein! Das war nicht Owatu... " noch immer schüttelte bestimmt ihr Haupt und ließ den Blick gen Boden sinken. Wieder schoss ihr das Bild vor Augen, wie der Tua`Tanai den Säbel nach ihr schwang.

    " Keiner von ihnen konnte etwas dafür.." erklärte sie und kratzte ein wenig Putz von der Wand. " Sie werden beeinflusst von der Frau die uns alle Gefangen genommen hatte... Es war ein Einsatz draußen im Wald. Sie haben uns überrumpelt mit Magie und... uns alle irgendwie.. Ist ja auch egal.. Sie können nichts dafür... Der General hällt es vermutlich noch unter Verschluss und... ich brauche jemanden der mir sagen kann wie ich gegen die Hexe ankomme.. Ich dachte mir ihr kennt viele Leute und Gesichten. Vielleicht könnt ihr mir helfen. Owatu ist schwer verletzt.. und.." die Katze stoppte abrupt und zwang blinzelnd einige Tränen zurück. Es Auszusprechen war doch etwas ganz anderes, als alles in sich hineinzufressen. " Erinnerst du dich an Carors Gesichten über die Achak und diese Geistreisen, die er mit seinem Schamanen gemacht hatte? Damals hatte sich fast sein Geist in der Traumwelt verloren... Und bei Owatu ist es gerade schlimmer.... Und er steht noch immer unter dem Bann der Hexe...und es sah so aus.. als würde er aufgeben..."

    Rhynn verfiel in ein Plappern, beinahe all ihre Sorgen brachen aus ihr heraus, doch weinen wollte sie nicht. Nicht vor ihrem Bruder, der so aufmerksam zuhört und einfach nur schwieg. Vor dem sie immer stark sein wollte, allerdings war er auch der einzige gewesen der sie immer verstanden hatte in ihrer Familie. " Wenn er wieder aufwacht.." meinte sie hoffnungsvoll und doch waren diese Worte so bitter. " Brauchen wir irgendwas, dass ihn - und die anderen drei beschützt.. vielleicht gibt es einen Zauber oder ein Ritual dass ihn vor ihrem Einfluss befreit oder wenigstens Abschirmt.. Ich will nicht... dass sie ihn wieder festbinden..."

  • Er war doch ein wenig überrascht, dass seine Schwester zugab nicht viel geschlafen zu haben. Das hieß, es musste ihr wirklich schlecht gehen. Seine Miene verfinstere sich etwas.

    Aber er konnte es ihr gut nachfühlen, wenn sich sein engster Vertrauter gegen ihn gestellt hätte, dann würde ihn das auch fertig machen.

    Ruhig und still hörte er seiner Schwester zu. Sie redete, da wollte er sie nicht unterbrechen. Doch erst so nach und nach begriff er, was Rhynn ihm da erzählte. Nicht nur, dass sie ihm anvertraute, was vermutlich gerade von allen Leuten in der Garde unter Verschluss gehalten wurde, sondern vor allem, dass ihr Flügelmann nach ihrem Verständnis unschuldig war und sie sich große Sorgen um ihn machte. Am liebsten hätte er sie augenblicklich in den Arm genommen, als sie es kaum ausgesprochen bekam, dass der Mann schwer verletz war, den sie ihren Flügelmann nannte.

    „Du meinst er steht unter einem Fluch?“ hakte er nach, ob er Rhynns Worte richtig verstanden hatte. Oder war es ein Bann? Aber nun verstand er, was seine Schwester so mitnahm. Sie glaubte der Mann war unschuldig und sie versuchte ihm irgendwie zu helfen, doch konnte es nicht. Dazu kam noch dass es wohl ziemlich schlecht um ihn stand. Ein wenig nachdenklich verzog er den Mund.

    Noch im Überlegen, was er tun konnte um ihr zu helfen zog er sie an sich heran und schloss die Arme um seine kleine Schwester. Von ihm selbst unbemerkt begann seine Hand durch ihr dichtes Haar zu kraulen und ein leises beruhigendes Schnurren stellte sich ein.

    Asmira könnte was wissen. Er war sich nur nicht sicher, ober er sie alleine fragen sollte, oder Rhynn zu ihr bringen. Alleine würde er vermutlich die Geschichte besser formuliert bekommen, ohne dass ganz genau klar wurde, dass seine Schwester gerade Gardegeheimnisse ausplauderte. Aber mit ihr konnten wichtige Fragen vielleicht gleich geklärt werden. Und wenn er sich bei einem sicher war, dann das Rhynn gerade nicht log und die Sache ganz anders aussah, als sie auf der Bühne geschienen hatte. Langsam löste er sich wieder von der zierlichen Frau: „Komm mit, möglicherweise weis Asmira etwas.“ Erklärte er, womit der Plan beschlossen war, und griff nach ihrem Handgelenk um seine Schwester durch das Gewusel der Menge hinter sich her zu ziehen. Als sie ihm erzählt hatte, dass sie den Tua’Tanai festgebunden haben mussten, war ihm ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen. Was gab es wohl schlimmeres, als seiner Freiheit beraubt zu sein, obwohl man unschuldig war.

    Mit einem unverständlichen gurren machte Selphet seiner Verwunderung Platz dass der Katzenmann Rhynn jetzt schon wieder hinter sich herziehen wollte und den Standort wechseln. Der Platz hier war doch gut gewesen, nicht so viele Leute, Schatten… aber nun mussten sie wieder da raus zwischen die Stände. Ein kleiner Mann, vermutlich ein Gnom, wie Selphet annahm, sprang dem Greifen eilig aus dem Weg und wäre fast in den Auslagen des Fischhändlers gelandet. Was für ein Glück, das Tameqa nicht dabei war, sonst…. Nein vermutlich ausnahmsweise hätte sie der Fisch nicht interessiert. Nicht nur, das er alt stank, sondern auch, dass seine Schwester sich gerade vermutlich vor Sorge um Owatu nicht zu lassen wusste. Es war schon gut, dass die Geistseherin ihr eine Aufgabe gegeben hatte.

    Trerazin führte die beiden vom Marktplatz und durch ein paar Gassen, bis sie zum Nordtor kamen.

    *wir hätten auch fliegen können* grummelte Selphet, nachdem klar war, wie weit der Weg gewesen war. Das wäre schneller gegangen und hatten sie es nicht eilig gehabt?

  • " Irgendein verdammtes Hexenzeug.. keine Ahnung was genau.." zuckte die Katze mit den Schultern. Spielte das eine Rolle? War ein fluch nicht irgendwas endgültiges? Doch die Hexe konnte ihre Männer noch immer direkt beeinflussen.. oder etwa nicht? Vielleicht lösten diese Angriffe irgendetwas anderes aus und es war wirklich ein Fluch? Eine Geste.. Eine Angst... irgendwas? Sie hatte als anhaltspunkt nur sich selbst und sie hatte durchaus das Gefühl die Hexe würde zu ihr sprechen, oder war auch das nur ihre Innere Stimme? Rhynn rauchte der Kopf. Die letzten Tage verschwimmten ineinander genauso die Überlegungen und Informationen. Rhynn wollte gerade ihr Gesicht in den Händen vergraben, als sich tröstlich Arme um sie schlossen. Erschöpft sackte die Katze gegen ihren Bruder, ließ sich vollends auf diese Umarmung ein. Der Kloß in ihrem Hals schwoll an und doch schwand zum ersten Mal diese pure Verzweiflung mit dem angenehm vertrautem Geräusch. Konnte er sie nicht einfach so halten, bis alles durchgestanden war? Haltsuchend krampften sich ihre Finger an seiner Weste im Rücken fest als wollte sie sich weigern jetzt schon diese Vertrautheit aufzugeben. Kälte erfasste sie als er sich gänzlich von ihr löste und gerade jetzt war die Verlockung groß es doch einmal mit dem Rauschmittel aus der Schublade ihres Vaters zu versuchen. Sie fühlte sich wie in Eiswasser gestoßen und beinahe so als kämpfte sie alleine gegen den Rest der Welt, auch wenn Trerazin offensichtlich Rat bei Asmira suchen wollte. Rhynn hatte die Frau einfach nur als sehr laut in Erinnerung und beinahe so, als sei sie die Anführerin der Truppe. Freundlich.. aber vielleicht auch nicht ganz dicht.. zumindest schien sie das letzte Mal so, das konnte allerdings auch an den Eigenheiten der Dheoran liegen und der Art wie sie alle herumscheuchte. Aber wenn ihr Bruder glaubte, dass sie helfen konnte wollte sie ihm nicht wiedersprechen. Tatsächlich würde sie nie wieder ein unangebrachtes Wort über diese Frau verlieren, wenn sie ihr nur irgendwie helfen konnte. Tatsächlich bekam Rhynn kaum mit wie ihr Bruder sie durch die Stadt führte, bis hinaus aus dem Nordtor und dort zielstrebig den Weg entlang. Die Schatten wurden länger und das Licht drang kaum noch durch das dichte Laub des Waldes, an dessen Rand sich die Karawane aufgereiht hatte um dort zu lagern. Fackeln und Lagerfeuer hüllten die bunten Wägen in warmes Licht und noch mehr Dheoran als in der Stadt zugegen waren, gingen gemütlich ihren Aufgaben nach.

    " Es ist der letzte Wagen.." erklärte Trerazin sanft und deutete auf die besagte Unterkunft der Frau. Einen Arm hatte der Cath`Shyrr um die Schultern seiner Schwester gelegt und Selphet trottete neben den beiden her. Manche der Anwesenden grüßten freundlich den Rückkehrer aber waren keineswegs aufdringlich, oder stellten fragen, sondern folgten lediglich dem imposanten Geschöpf mit den Augen. Ein kleiner Dheoran Junge kam aufgeregt angerannt wurde aber auf halbem Weg von seiner Mutter wieder abgefangen die Eilig den Kopf schüttelte und auf den Braunen deutete.

    Trerazin blieb vor dem Wagen stehen und Klopfte gegen den schweren Holzrahmen der Tür.

    " Asmira?" rief der Cath`Shyrr und lauschte einen Moment. " Dürften wir dich kurz sprechen?"

  • Asmira stellte den Kräutertee beiseite, als es an der Tür klopfte. "Trerazin? Was fragst du lange, kommt schon rein!", rief die Dheoran durch die Tür hindurch. Als ob sie jemals jemanden der Familie abweisen würde.. Als die beiden eintraten, wanderte ihr Blick prüfend aber nicht unfreundlich über die junge Cath Shyrr, die der Junge mitgebracht hatte. Sie war älter geworden, doch die Gesichtszüge waren eindeutig die von Rhynn. Allerdings wirkte sie.. verändert. Asmira erhob sich, um näher zu treten. "Was hast du, Kind? Was kann ich für euch tun, eh?" Alleine der Blick der beiden verriet, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. War Rhynn irgendwie krank? Sie konnte es nicht ganz festmachen, doch irgendetwas stimmte mit ihrem Gesicht nicht. Sie hob sanft aber bestimmt mit dem Zeigefinger das Kinn der jungen Greifenreiterin an, um genauer sehen zu können. Die Erschöpfung sprach aus den dunklen Ringen unter ihren Augen und ein eigenartiges Glimmen war in ihren Iris. "Wenn du mir sagst, was dir fehlt, finde ich sicher einen Weg, das wieder hinzubekommen, eh?", versuchte sie es aufmunternd. Sie mochte es ganz und gar nicht, dass ein so junger Mensch bereits so verzweifelt drein schaute. Mit einer ausladenden Geste lud sie ihre Gäste ein, auf einem der zusammen gewürfelten Stühle platz zu nehmen. Schnell hatte sie auch zwei weitere Tassen auf dem kleinen Tisch platziert und goss ohne großartig zu fragen Kräutertee ein. Der würde zumindest einmal eine leicht beruhigende Wirkung haben, eine Mischung, die sie selbst Abends recht gerne trank, um eine angenehme Nachtruhe zu haben. Ach wie war das doch gewesen als sie erst 80 gewesen war! Da hatte sie derartiges nicht gebraucht..

    Es fiel Schnee auf dein Herz
    Und der Winter schlich in deine Seele
    Du hast keinem getraut
    Und die Angst lähmte deine Gefühle


    Deinen Mut hat Man dir auf der Straße verkauft
    Und dein Blut wurde kalt dabei
    [...]
    Deine Sehnsucht nach Liebe war quälende Sucht
    So unendlich tief
    All die stummen Signale hab ich erst erkannt
    Als man mich zu dir rief
    Und ich schrie in die Nacht und weinte um dich
    Und mir wurde so kalt dabei

  • Der Cath’shyrr man trat lächelnd in den geräumigen Wagen ein und ließ sich schließlich auf einen der dargebotenen Stühle nieder. Während die Dheoran sich gleich auf Rhynn stürzte, die nunmal auch offensichtlich Hilfe brauchte – so widerstandslos hatte sich seine Schwester noch nie von ihm irgendwohin bringen lassen, selbst wenn sie auch dahin wollte ­– suchte Terazin noch nach Worten, wie er das Problem schildern konnte um möglichst wenig über die Garde zu verraten.

    Mit den Fingern strich er über das Holz des Tisches. „Wir sind nicht wegen Rhynn hier.“ Begann er und wünschte sich das Asmira vielleicht trotzdem auch etwas für die Katze hatte, damit es ihr ein wenig besser ging. Zudem ihm der Blick der Hexe bestätigte, dass er nicht der einzige war, der die Veränderung an Rhynn bemerkt hatte. Und das, obwohl sich die beiden Frauen nicht kannten. Doch seine Schwester war ausweichend gewesen und er wollte ihr glauben, dass sie nichts genommen hatte… nur leider waren das oftmals genau die Worte, die Leute benutzten, wenn sie abhängig waren. Vielleicht würde er sich später im Vertrauen nochmal an die Sippenführerin wenden.

    „Kennst du dich mit Flüchen aus? Oder mit einem Bann?“ fragte der Mann etwas unbeholfen und dabei völlig vergessend, dass die Frau das ja auch Rhynn beziehen könnte. Der Anblick seiner Schwester, die gerade irgendwie nur ein Schatten ihrer selbst war, ging ihm nahe, so dass er sie wieder an sich heran zog um ihr ein wenig Trost zu geben. Sachte strich er wieder über die Haare und stoppte dann plötzlich. Vielleicht war es ihr gar nicht so recht, wenn er sie so vor der fremden Frau betüdelte. Aber sie war doch nun mal seine kleine Schwester!

    Der große Kopf des Greifen tauchte im Fenster auf und lenkte so kurz die Aufmerksamkeit des Cath’shyrr ab, wonach er anschließend die Hand wieder auf den Tisch legte und nach der Tasse griff, die Asmira vor ihn gestellt hatte. Den anderen Arm ließ er aber um seine Schwester geschlungen. Wenn sie das wirklich nicht wollte, sollte sie sich wehren, dann wusste er wenigstens, dass Rhynn noch Rhynn war und nicht nur noch das Häuflein Elend, das da gerade saß.

  • Rhynn atmete langsam aus und sah unbehaglich auf ihre Füße. Leise klopfte etwas aufeinander und Rhynn zuckte leicht zusammen bei dem Lärm, den die Frau selbst durch geschlossene Türen veranstaltete. Es war echt zum verrückt werden, dass sie plötzlich so überempfindlich auf den Ohren war... und wieder kam ihr die Befürchtung, das der Luchs weit mehr einforderte, als nur diese eine Bitte, die er offen gestellt hatte. Wie weit mochte das gehen? Nara‘tee sprach von einem Preis den es zu zahlen galt. Doch war Owatu das nicht wert? Wen scherte es schon ob sie nun grüne oder orangene Augen hatte? Alle anderen schienen sich an diesem Detail aufzuhängen. Auch über vieles andere konnte sie hinwegsehen, wennsie all das für Owatus Gesundheit eintauschen musste, sollte der Luchs es haben. Wackelig trat sie auf die erste Stufe des Wagens und zog sich hinter ihrem Bruder ins Innere. Da knarzten schon die Holzdielen und die Frau mit den dunklen Haaren stürmte auf sie zu. Die tonlage stets eine Spur zu laut... und auch der persönliche Abstand schien ihr vollkommen einerlei. Seltsam kribbelte die Stelle am Kinn wo die Frau ihren Finger hingelegt hatte, und vor allem als sie in diese seltsam Pupillenlosen Augen sah. Verblasstes Flieder und doch warm.

    Fast Hilfesuchend sah sie zu ihrem Bruder, als die Dheoran ihre Frage stellte. Es ging hier doch nicht um sie... es ging um Owatu und ihre Männer. Doch laut protestieren wollte sie nicht, dass es ihr schon gut ging. Denn das tat es nicht und doch wollte sie keine Aufmerksamkeit darauf lenken. Asmira hatte ihren eigenen Kopf und legte häufig die Prioritäten nach ihrem eigenen Kopf aus.

    Dankbar ruhte Rhynns Blick auf Trerazin der scheinbar ihren Konflikt sofort erkannt hatte. Angespannt ließ sie sich neben ihrem Bruder auf den Stuhl sinken. Angespannt kneteten ihre Finger den festen Stoff ihrer Hose. Die Angebotene Tasse auf dem Tisch allerdings hatte sie noch nicht angerührt. Sie hatte heute schon zuviele Kräuter verabreicht bekommen. Vielleicht kam daher dieses dumpfe Gefühl?

    „ Es ist nicht ganz einfach...“ begann die Greifenreiterin leise und wusste nicht so recht wie die anfangen sollte. Seicht lehnte sie sich unauffällig gegen die Hand die ihren Kopf kraulte und für einen Moment war es als wollte der Cath’Shyrr ihr Mut machen.

    „ Kann ich auf Eure Verschwiegenheit vertrauen?“ wagte die Katzenfrau schließlich einen Anfang und die Antwort der Frau war eindeutig... oder auch nicht. Konnte ein Dheoran überhaupt eine Geschichte NICHT erzählen? Also gut dann die ungenauen Aussagen als wärst du bei den Taktischen Übungen, beschloss Rhynn nach Asmiras antwort. „ Ich brauche irgendetwas oder irgendwen der darüber Bescheid weiss, wie man gegen die Magie und den Einfluss einer Hexe vorgehen kann?“ erklärte sie doch diese Frage schien viel zu ungenau für die Frau ihr gegenüber. Konnte sie es denn noch schlimmer machen wenn die etwas genaueres erzählte? Trerazin schien ihr zu vertrauen...

    „ Nehmen wir mal an... Wir hätten eine Gruppe, die von jemandem Gefangen genommen worden wären, der unseres Wissens nach Hexenmagie verwendet. Zwei von ihnen wurden so beeinflusst, dass sie Dinge taten die sie nicht wollten, weil sie Stimmen in ihrem Kopf hörten. Immer und zu jeder Zeit... nur um sie vor den anderen in Verruf zu bringen.

    An den anderen vieren wurde ein... ich vermute Mal ein Ritual abgehalten, in dem Blut und ...“ kurz stoppte die Katzenfrau und rieb sich über die Stirn. Wer hatte das nochmal gesagt? Sie versuchte sich zu erinnern doch lediglich die zwei Worte hatten einen Weg in ihr Gedächtnis gefunden. „ eine Puppe? Vorkamen. Sie haben gewisse Momente in denen sie nicht wissen was sie tun... sie erinnern sich nicht was sie getan haben und scheuen nicht davor zurück ihre eigenen Leute anzugreifen. Kennt ihr irgendwen der vielleicht einen Gegenzauber oder eine Art Schutzritual abhalten könnte? Ich war in der bibliothek doch ohne sondergenehmigung komme ich nicht an informationen...“ erklärte Rhynn erschöpft und lehnte sich etwas mehr gegen ihren bruder

  • Asmira sah zwischen den beiden Geschwistern hin und her, versuchte, schlau aus dem zu werden, was sie fragten. Worin genau bestand denn nun das Problem? "Banne und Flüche, eh? Ich könnte den ganzen Tag darüber reden, ohne dass etwas dabei wäre, das euch hilft.", erklärte sie auf die Frage Trerazins. Es gab viele verschiedene Möglichkeiten, etwas derartiges zu bewirken. Alleine schon ihr Volk war zu Flüchen in der Lage, doch sie hoffte, dass es sich hierbei nicht um den Fluch eines Dheoran handelte. Es würde sie schmerzen, wenn einer ihres Volkes diesen beiden Kindern derartigen Schaden zugefügt hätte. Rynns Frage nach Asmiras Verschwiegenheit ließ die Augen der Frau blitzen. "Hältst mich für ein Tratschweib, eh? Wenn man mir etwas im Vertrauen sagt, kann ich durchaus auch schweigen. Und ich werde sicher niemandem der Meinen schaden, erst recht nicht durch Worte!" Wer, wenn nicht sie wusste, wie gefährlich Worte mitunter sein konnten. Ob ihnen nun Magie inne wohnte, oder nicht, der falsche Satz im falschen Ohr konnte einiges zerstören.
    Als Rhynn etwas zögerlich, wie es schien, begann zu sprechen, wurde Asmira ruhiger, wie jedes Mal, wenn sie einer Geschichte oder etwas ähnlichem lauschte. Es ging also um eine Hexe.. Asmiras Augen verengten sich, als ihr klar wurde, in welche Richtung es ging. Scharf stieß sie die Luft aus und automatisch legten ihre Hände in dem aufkommenden Groll in ihr, die über und über mit Runen tatowierten Arme frei, die ihre Magie darstellten. Spiralförmig wand sich Zeile an Zeile über die Haut und verschwand schließlich unter dem Stoff des Ärmels. "Eine Hexe, die ihre Magie missbraucht, eh?" Ihre Stimme war leiser als zuvor, schneidend. "Abschaum.. " Ihre Gedanken pendelten für einige Momente zwischen ihrem Ex-Partner und ihrer Tochter hin und her, bevor sie tief durchatmete und sich auf das nächstliegende konzentrierte. "Also.. das wichtigste zuerst. Ihr braucht Schutz, eh?" Sie murmelte vor sich hin, während sie geschäftig aufstand, ein Buch hervor zog und eilig die Seiten durchblätterte, bis sie das Gesuchte fand. "Das wird eine Weile brauchen. Bei Vodoo zaubern gilt es, den Geist des zu Schützenden nach außen hin abzuschotten. Man wird, je nach Stärke des Zaubers also merken, wenn Einfluss genommen werden soll, aber der Angreifer wird nicht in der Lage sein, den Geist zu übernehmen." Sie schaute sich zu Rhynn um. "Wie viele brauchen den Schutz? Wenn die Amulette fertig sind, sollte ein Tropfen Blut des Trägers darauf gegeben werden. Der eigene Körper und Geist wird mit dem Amulett verbunden und dadurch nach außen hin abgeschottet." Das Buch legte sie aufgeschlagen beiseite und kramte bereits nach den nötigen Zutaten für ein Schutzamulett. "Dass eines klar ist: wenn das hier gemacht ist, muss diese Hexe gestellt werden. Sie wird für ihre Taten grade stehen müssen. Die Hexemagie derart zu missbrauchen und in Verruf zu bringen..! Ich hatte genug mit Leuten, die diese Magie beherrschen, zu tun, um einige Einblicke zu bekommen. Hexe zu sein heißt Einklang mit der Natur, eh? Und was macht die? Ah!" Die Wut über ein derartig inakzebtables Verhalten war der Frau durchaus anzumerken, doch sie ließ sich dadurch nicht davon abhalten, weiter ihre Vorbereitungen für die Amulette zu treffen. Familie ging vor. Danach blieb noch immer genug Zeit, diesen Schandfleck zu beseitigen.

    Es fiel Schnee auf dein Herz
    Und der Winter schlich in deine Seele
    Du hast keinem getraut
    Und die Angst lähmte deine Gefühle


    Deinen Mut hat Man dir auf der Straße verkauft
    Und dein Blut wurde kalt dabei
    [...]
    Deine Sehnsucht nach Liebe war quälende Sucht
    So unendlich tief
    All die stummen Signale hab ich erst erkannt
    Als man mich zu dir rief
    Und ich schrie in die Nacht und weinte um dich
    Und mir wurde so kalt dabei

  • Trerazin hatte seiner Schwester wieder etwas Luft gelassen, als sie vage zu erklären begann, was passiert war. Und ein Schmunzelt huschte ihm über die Lippen, als sich Asmira empörte. Ja den Dheoran wurde nachgesagt, dass sie viel erzählten und dass bei ihnen kein Geheimnis sicher war. Aber eigentlich war genau das Gegenteil der Fall, denn wer so viel zu erzählen hatte, der konnte gut von den wirklich geheimen Dingen ablenken. Und es gab Geschichten, die mussten erzählt werden und es gab Geschichten, die brauchten Zeit, bis sie erzählt werden konnten. Diese hier gehörte zu letzterem. Denn in den Geschehnissen mischte sich noch zu viel von Lüge und Wahrheit, dass alles nur schlimmer werden konnte, wenn es an die falschen Ohren trat.

    Der Mann hob die Tasse zum Mund und lauschte Rhynn bei ihrem Erklärungsversuch. Der Tee hatte einen süßichherben Geschmack, und der Cath’shyrr fragte sich, wer wohl die anderen beiden beeinflussten waren. Die Vier auf der Bühne hatte er miterlebt und auch der Schrecken und der Unglaube, der durch die Menge gegangen war. Diese Hexe hatte weit mehr angerrichtet, als nur ein Attentat durch diese Männer zu steuern. Sie hatte es in diesem Moment auch geschafft das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Schutzgarde zu schwächen. Und wie musste es diesen Vieren gehen? Wenn sie unschuldig waren und doch alle glaubten sie seien Verräter. Diese Gschichte würde irgendwann erzählt werden müssen.

    Asmiras laute Entrüstung riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Blick folgte der Frau, die zu den Büchern ging und energisch zu blättern begann. Es war eine gute Idee gewesen Rhynn zu ihr zu bringen. Wieder nahm er die Schwester in den Arm. „Alles wird gut.“ Schnurrte er leise, jetzt wo zumindest er durch die Sippenführerin sehr viel mehr das Gefühl hatte, dass es Hilfe gab, auch wenn er selber nicht viel tun konnte.

    Trotzdem blickte er zu der Frau auf. „Kann ich dir irgendwie dabei zur Hand gehen?“

    Trerazin deutete auf die Utensilien, die die Hexe schon hervorgekramt hatte. Vielleicht gab es ja auch etwas ganz profanes zu tun, oder etwas zu besorgen.

  • Rhynns Luchsartige Augen zeichneten fasziniert die linien auf den Oberarmen der Frau nach. Was waren das nur für Zeichen? Vielleicht konnte Trerazin ihr nachher genauer erklären, was für eine Frau sie hier wirklich vor sich hatte...

    " Zumindest.. tut sie nichts gutes..." bestätigte Rhynn die Annahme der Dheoran. Nur zu deutlich erinnerte sie sich nun an diese Nacht, auch wenn sie am Anfang geglaubt hatte dass etwas ganz anderes passiert war. Nun da sie sie zweimal dank den Lesungen hatte durchleben müssen. Eine Gänsehaut erfasste sie. Nicht nur die Schmerzen des Trankes, Nein die ganze Tortur.. die Gefangenschaft und die Schmerzen die diese Leute ihr und den anderen zugefügt hatten. Der Anblick wie der Djirin nach Karrun trat... Nein es gab Dinge die würden sich für ewig in ihr Gedächtnis einbrennen. Ja Abschaum war wohl ein sehr treffendes Wort... Ja Schutz.. Nickte Rhynn stumm und zuerst war sich die Katzenfrau garnicht sicher, ob die Frau einfach nur wütend war und ihr jeden Moment eröffnen würde, dass sie ihr garnicht würde helfen können. Doch der Elan der die Frau antrieb ließ Rhynn alle Muskeln anspannen. Ihre Fingerknöchel schmerzten so fest griff sie nach dem Stoff und nur langsam drang zu Rhynn durch, dass Asmira tatsächlich helfen konnte! Die Cath`Shyrr vergrub ihr Gesicht für einen Moment in dem hellen bestickten Hemd ihres Bruders als er sie an sich zog. Hoffnung keimte hoch, schwoll mehr und mehr an. Die Frau versprach Hoffnung ebenso wie die Worte Trerazins. Sie würden Owatu nichtmehr festbinden müssen! Er konnte frei über sein Tun entscheiden! "Es wird ihn wirklich beschützen?" hauchte sie leise noch immernicht gänzlich in der Lage diesem unverhoften Wunder zu trauen. Für einen Moment sackte sie wirklich in Trerazins Armen zusammen. Erleichterung... Owatu, wenn er aufwachte.. Ja er musste aufwachen! Sie hatte etwas gefunden dass ihm die Freiheit wieder geben konnte!

    " Ehm.. Vier.. stehen aktuell unter diesem.. Bann?" nur langsam hob sie den Kopf und starrte nachdenklich auf den Ärmel während sie aufzählte ihre Augen waren glasig doch starrköpfig weigerte sie sich jetzt zu heulen." Karrun und Ich wir waren mit in dem Gemäuer.. wir waren eine Zeit lang bewusstlos.. keine Ahnung was sie sonst genau mit uns gemacht hat... ähm.. unsere Schwadron wird es sich nicht nehmen lassen sie aufzuspüren....Nara`tee und.. Hzrontis und Nim...Rangolf.. Wir wären.. 10 Reiter.. und 10 Greifen.. Hilft das gegen ihre Zauber oder nur direkt gegen diese.. Kontrolle?" wollte die Katze wissen und löste sich langsam von ihrem Bruder. " Wieviele könnt ihr denn herstellen?" War es denn anmaßend soviele Amulette zu erbitten?... Andererseits.. was konnten sie sonst wohl gegen diese ganze Magie ausrichten?

    "Wisst ihr eine möglichkeit sie aufzuspüren? oder wie wir sie besiegen können?"

  • Asmira nickte auf Trerazins Frage "Du kannst mir noch etwas Ishtir-Wurzel besorgen, die ist mir scheinbar ausgegangen, eh?", erklärte sie, während sie in dem entsprechenden Fach vergeblich nach Resten des erdenden Gewächses tastete. In Gedanken war sie bereits dabei, die Herstellung der Amulette zu planen und die einzelnen Schritte nochmals durchzugehen. Bei etwas derartigem war Präzision gefragt. Der Schutz sollte schließlich nicht einfach zu bröckeln beginnen. "Zehn.. Zwanzig.. Ja, das ist kein Problem. Ich mache euch noch ein paar mehr, eh? Nur für den Fall.. Allerdings wird es wohl bis morgen Mittag dauern, bis ich fertig bin." Kurz verweilten die Augen der Dheoran auf dem blassen Gesicht der jungen Frau. Ihr gefiel ganz und gar nicht, wie erschöpft das Mädchen aussah. "Es schützt lediglich vor den Auswirkungen. Um den Zauber selbst zu zerschlagen, muss man den Verursacher stoppen. Bevor diese Hexe nicht gefunden ist, sollte keiner das Amulett wieder ablegen. Zu keinem Zeitpunkt, eh?"
    Kurz legte sie die Zutaten beiseite und griff in ein Schränkchen, wo sie frisches Brot und ein Gläschen mit duftendem Honig hervorkramte. Mit routinierten Bewegungen trennte sie ein großzügiges Stück von dem Brot ab, bestich es großzügig mit dem goldenen Gelee und stellte alles vor Rhynn. "Iss erst mal was, bevor du mir noch umkippst, Mädchen! Der hier ist gut, wird dich wieder stärken, eh?" Die Frage des Aufspürens ließ sie allerdings wieder grüblerisch werden. Es würde nicht einfach werden. Wenn ihre Tochter hier wäre, könnte sie vielleicht helfen. Hexen spürten einander. Doch sie selbst.. Gab es nicht vielleicht eine andere Möglichkeit? Ihr Finger wanderte über die Buchrücken in ihrem Regal, bis sie bei einem hängen blieb. Es wäre nicht sehr genau.. aber immerhin. Sie zog das Buch heraus und überflog nach kurzem blättern die betreffende Seite. "Hiermit könnte man Orte finden, an denen Magie gewirkt worden ist. Damit hätten wir zumindest schon einmal eine Spur, eh?" Ein schadenfrohes Grinsen machte sich auf Asmiras Gesicht breit. Diese Hexe würde sich nicht ewig vor ihr verstecken können. Sie machte sich daran, die Zutaten für das erste Amulett zusammen zu binden. Es galt schließlich, keine Zeit zu verlieren!

    Es fiel Schnee auf dein Herz
    Und der Winter schlich in deine Seele
    Du hast keinem getraut
    Und die Angst lähmte deine Gefühle


    Deinen Mut hat Man dir auf der Straße verkauft
    Und dein Blut wurde kalt dabei
    [...]
    Deine Sehnsucht nach Liebe war quälende Sucht
    So unendlich tief
    All die stummen Signale hab ich erst erkannt
    Als man mich zu dir rief
    Und ich schrie in die Nacht und weinte um dich
    Und mir wurde so kalt dabei

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