Die Geschichte der Klingentänzer

  • Blitzende Klingen, Angriffe, so schnell, dass das menschliche Auge sie kaum wahrnehmen kann. Präzise Stiche und Schnitte, all dies verbunden in der Form des Ey’alijdye, dem Tanz des Lebens und des Schicksals. Dies alles macht das Bild eines Klingentänzers aus. Wahrlich mächtige Kämpfer der Elfen, die ihr Volk gegen das Böse in all seinen Formen schützten ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber woher kommen diese Meister der Schwertkunst? Diese Schrift soll ein wenig Licht ins Dunkel bringen. In ein Kapitel, dass wahrlich kein gutes ist.


    So begab es sich, dass die Elfen von Beleriar im Jahre 465 in großer Not waren. Sie wurden von dunklen Mächten angegriffen und nichts schien sie aufhalten zu können. Über Monate ging das Chaos auf der Insel herum. Elfen wurden getötet, ihre Körper entsetzlich verstümmelt und entstellt. Ihre abgeschlagenen Köpfe wurden öffentlich auf Pfählen aufgespießt und ausgestellt. Aber niemand schien zu wissen, wer hinter diesem grauenhaften Geschehen steckte. Immer lauter wurden die Stimmen, die Hilfe forderten. Aber wer sollte diese Hilfe bringen? Die Götter schienen zu schweigen. Alle Gebete und Zauber brachten keinen Erfolg und viele Elfen suchten Schutz in der Einsamkeit der tiefsten Wälder, da die meisten Opfer in den dichter bevölkerten Gegenden zu beklagen waren. Wie man sich denken konnte, wurden aber auch nach einiger Zeit in den Wäldern, getötete Elfen gefunden.


    Das Grauen hörte einfach nicht auf. Der König der Elfen, Alirendras, war ratlos. Alles Mögliche war getan worden um heraus zu finden, wer hinter dem Entsetzen steckte. Alle Maßnahmen waren ohne Erfolg. Die Angst regierte nun beim alten Elfenvolk. Eines Nachts jedoch sollte sich das Schicksal wenden. Ein junger Elf namens Darylaron, wahrlich gesegnet von den Göttern, insbesondere von Narion und Eriadne, wurde von schattenhaften Wesen attackiert. Seine Begleiter fielen den Unbekannten zum Opfer, wie das Gras der Sense. Nur Daylaron nicht. Er war ein talentierter Meister im Umgang mit der traditionellen Elfenklinge und verstand sich perfekt darauf, diese im Kampf zu nutzen. Seine Bewegungen waren schnell, so schnell, dass es an Zauberei grenzen musste. Und wahrlich, es war Zauberei im Spiel. Daylarons Körper besaß eine eigene Magie, Kräfte, welche ihm bei seiner Geburt von den Göttern geschenkt worden waren. Er war schnell, schneller als andere seines Volkes. Seine Wendigkeit entsprach der einer Katze und schnell wurde seinen Lehrern beim Fechten klar, dass dieser junge Mann womöglich, der beste elfische Schwertkämpfer in der Geschichte des Elfenvolkes darstellte. Und dies stellte er beeindruckend zur Schau. Er besiegte die Angreifer im Kampf, bei dem er selber auch verletzt wurde und mit blutenden Wunden schaffte er es, eine nahe gelegene Elfensiedlung zu erreichen. Dort versorgte man seine Wunden und für einige Nächte hörten sogar die Angriffe auf das Volk der Elfen auf. Ruhe wollte jedoch nicht ernsthaft einkehren. Daylaron erholte ich sehr schnell und machte sich auf den Weg zum Hofe des Königs Alirendras, um ihm seine Dienste im Kampf gegen die schattenhaften Mörder anzubieten. Man lauschte seinen Worten bedächtig und als der junge Schwertmeister den Adligen klarmachte, dass man die Angreifer töten konnte, entzündete sich ein Funke der Hoffnung. Daylaron wurde beauftragt, die Schattenmörder zu jagen. Er suchte die besten Schwertkämpfer der Garden aus und begann schon am nächsten Tage, sie in seiner eigenen Kunst zu unterweisen. Vereinzelt kam es in den Nächten zu weiteren Angriffen aber es schien, als ob der unbekannte Angreifer vorsichtig geworden war. Dies lag wohl daran, dass bisher kein namhafter Widerstand angetroffen worden war. Es verging einiges an Zeit, welche der Schwertmeister nutzte, um die Gardisten zu trainieren. Er jagte sie durch die Wildnis, ließ sie schier gewaltige körperliche Strapazen auf sich nehmen und härtete sie ab. Gleichzeitig mussten sie geistige Übungen über sich ergehen lassen. Meditation, Konzentrationsübungen und im nächsten Augenblick schnelle Schwertattacken und auch die Erlernung komplizierter Muster von Bewegungen, die einem Tanz ähnelten. Er unterwies sie im so genannten Kreis der Meister. Daylaron zog dazu einfach einen großen Kreis im Boden. Er trat in diesen Kreis und zog im Inneren des ersten, großen Kreises, einen weiteren und noch einen. Dann stellte er sich in die Mitte des kleinsten Kreises und wies seine Schüler an, ihn anzugreifen. Es muss nicht erwähnt werden, dass er sie alle besiegte und an diesem Abend alle schmerzhafte blaue Flecken am ganzen Körper hatten.

  • Die Feuertaufe für die Schwertkämpfer kam in der Nacht zum Jahreswechsel ins Jahr 466. Eine große Feier wurde am Hofe des Königs Alirendras gehalten. Elfen aus allen Ecken der Insel Nir’alenar waren eingeladen worden, selbst angesehene Elfen aus Ländern jenseits der Ozeane waren geladen. Die Feier sollte berauschend werden. Aber etwas anderes hatte das genaue Gegenteil geplant und wollte die Feier nutzen, um dem elfischen Volke, das Grauen wieder bei zu bringen. Als die Feier auf dem Höhepunkt war, geschah es.
    Wie aus dem Nichts erschienen schattenhafte humanoide Wesen und begannen ein regelrechtes Massaker unter den Besuchern anzurichten. Aber die Elfen waren nicht ohne jeglichen Schutz. Daylaron und seine Männer und Frauen waren unter den Gästen. Alle bewaffnet und bereit, jeden Angreifer zu vernichten. Sie leisteten heldenhaften Widerstand. Ein Angreifer nach dem anderen fiel ihnen zum Opfer und es gelang ihnen, den König und seinen Hofstaat vor ernsthaftem Schaden zu bewahren. Sie fielen wie Heuschrecken über die Angreifer her, erledigten sie so schnell es ihnen möglich war. Nach einer Stunde war der Kampf vorbei. Daylarons Haufen war bis auf vier seiner Kämpfer dezimiert aber die Angreifer hatten alle ihr Leben verloren. Überall lagen die Toten und Verletzten. Es war ein Anblick, den man nicht vergessen würde. König Alirendras aber war erleichtert. Es gab nun eine Gruppe von Kriegern, die bewiesen hatte, dass man die Schatten besiegen konnte.


    Am nächsten Morgen trat der Rest des hohen Adels der Elfen zusammen. Daylaron und der klägliche Rest seiner Kämpfer wurden herbeizitiert. Man offenbarte ihnen, dass man ihnen eine wichtige Aufgabe übertragen würde. Gespannt hörten sie die Worte des Königs. Er verkündete, dass Daylaron der erste Schwertmeister seiner Leibgarde werden solle und gleichzeitig die besten Schwertkämpfer und Schwertkämpferinnen Beleriars um sich scharen sollte, damit er aus ihnen eine Waffe gegen die Schatten formen konnte. Niemals mehr sollte ein Elf Angst haben, im Dunkeln zu wandeln. Daylaron nahm diese Aufgabe mit Freuden an und er tat dies gewissenhaft und voller Tatendrang. Er wählte einen Namen für sich und seine Schüler, der für viele hundert Jahre, Schrecken und Angst in die Gegner der Elfen einfahren ließ. Die Klingentänzer. Ein jeder, der die Prüfungen erfolgreich absolvierte, durfte sich Klingentänzer nennen. Gleichzeitig musste er schören, dass Volk der Elfen zu schützen, auch wenn es das Ende seines eigenen Lebens bedeuten könnte. Mancher Gelehrte behauptet, dass dieser elfische Orden praktisch das Gegenstück zu vielen menschlichen Ritterorden darstellte. Nur dass kein Orden diese Form der Schwertkunst beherrschte.


    Weit mehr als zweihundert Jahre gingen ins Land und die Klingentänzer waren eine feste Institution im Leben der elfischen Kriegskunst geworden. Sie stellten den Gipfel der Kampfkunst dar und es gab Nichts, was in einem Schwertkampf mit einem Klingentänzer bestehen konnte.


    Nichts? Nein, leider war dies nicht die ganze Wahrheit. In einem fernen Land, weit weg von Beleriar, gab es einen Orden, der von einem Günstling Shirashais, mit Namen Bain-Hdel, angeführt wurde. Sie nannten sich „Die Klingen der Nacht“ und waren ein Orden von Kriegern und Kriegerinnen, die in der Einsamkeit einer steinernen Wüste in einem alten Tempel die hohe Kunst des Kampfes erlernten. Im Gegensatz zu den Klingentänzern aber, hatten sie keinen Kodex und sie nutzten jedes nur erdenkliche Mittel, um ihren Gegner zu besiegen. Die Göttin der Nacht besuchte sogar in unregelmäßigen Abständen ihre Schwertkämpfer. Sie hatte Gefallen an dem Gedanken gefunden, eine Waffe zu formen, die sie gegen die Anhänger ihrer Schwester Eriadne einsetzen konnte und das Beste daran, war die Tatsache, dass sie überhaupt nicht in Erscheinung treten musste. Die Klingen der Nacht wuchsen innerhalb von drei Jahren zu einer mächtigen Organisation heran. Hunderte von ausgebildeten Schwertmeistern befanden sich in ihren Reihen und ihr Anführer Bain-Hdel begann seine Klauen nach wertvollen Zielen auszustrecken. Er war ein Mensch mit elfischer Abstammung und aufgrund seiner fast Raubtierhaften Mentalität von seiner Familie verstoßen worden. Diese Schmach konnte er nicht verwinden und er hatte lange Jahre auf Rache gesinnt. Rache, die ihn und seine Getreuen auf die Insel Beleriar im Jahre 673 führte, wo seine Familie nun lebte. Bain-Hdel brauchte nur wenige Wochen, um heraus zu finden, wo er seine Verwandten finden würde und er schickte Gebete des Dankes an seine Göttin, die ihn für die kommenden Aktionen segnete. Bain-Hdel war siegessicher und somit befahl er den Angriff auf das Jagdschloss der Elfenfürstin Niyilia, wo seine Cousine Shinae und sein Halbbruder Laynodil als Angestellte der Fürstin lebten. Shinae war eine Wasserzauberin und Laynodil ein angehender Klingentänzer. Bain-Hdel befahl seinen Kämpfern, das Schloss anzugreifen, seine Verwandten zu töten und keine Zeugen am Leben zu lassen.

  • Und somit begann sich das Rad des Schicksals zu drehen. Die Klingen der Nacht schlichen sich in das Innere des kleinen Schlosses und niemand bemerkte sie. Sie waren lautlos wie Katzen. Ihre Augen konnten perfekt in der Dunkelheit sehen und ihre Klingen waren eine Verlängerung ihres Körpers. Als Erstes fiel ihnen Shinae zum Opfer. Bevor sie auch nur reagieren konnte, beendeten die Klingen der Nacht präzise ihr Leben. Sie wusste nicht einmal was sie tötete. Dann machten sie sich auf den Weg, ihr nächstes Opfer zu finden. Laynodil. Sie fanden ihn im Hof des Schlosses, wo der Adept des Klingentanzes einige Übungen machte. Sein geschulter Geist verriet ihm, dass er nicht alleine war. Blitzschnell begannen die heimtückischen Klingen der Nacht ihre Attacke. Aber ihr Gegner war nicht wehrlos. Die erste Attacke wehrte er mit spielerischer Leichtigkeit ab und tötete einen Angreifer. Dies machte seine Gegner vorsichtiger, aber auch gnadenloser. Der Kampf war schnell und präzise und am Ende war der junge Klingentänzer Laynodil nur noch ein weiterer toter Elf, ebenso alle Bewohner des Schlosses, etwa dreißig an der Zahl. Die Klingen der Nacht verließen den Ort des Geschehens hastig, als sie eine größere Gruppe Reiter bemerkten, die den Hof des Schlosses betraten. Sie trugen das Banner des Königs der Elfen und zwei von ihnen waren Mitglieder des Ordens der Klingentänzer. In der Eile hatten sie aber vergessen, ihre toten Kameraden mit zu nehmen. Bestürzt stellten die Gardisten fest, dass alle Bewohner des Schlosses tot waren. Es wurde Alarm geschlagen und eine magische Nachricht zum Hofe geschickt. Die Gardisten sicherten die Spuren und der Zaubere Ghileine ließ eine Magie wirken. Ohne Erfolg. Shirashais Segen machte seine Versuche zunichte, die Spur der Mörder zu finden. Er konnte nur sagen, dass sie keine übernatürlichen Wesen waren.


    Bain-Hdel tobte, als er erfuhr, dass die Gefallenen nicht mitgebracht worden waren. In seiner Wut erschlug er den Anführer der Gruppe. Dann befahl er den Rückzug in die Wälder. Er wollte warten bis Gras über die Sache gewachsen war. Auch wenn Shirashai ihn mochte. Ihr göttlicher Schutz war keine Garantie für eine erfolgreiche Rache.


    Mehrere Wochen vergingen aber niemand konnte eine Spur der Mörder finden. Bain-Hdel hatte sich ruhig verhalten und Informationen gesammelt. Er wusste nun, dass er hier auf Beleriar den Ursprungsort der Klingentänzer gefunden hatte und dass jeder Schritt gefährlich war. Seine Rache konnte sein Ende bedeuten und das Ende der Klingen der Nacht. Somit beschloss er, die Insel zu verlassen. Irgendwie hatten die verdammten Elfen und ihre Klingentänzer es geschafft, seine Spur aufzunehmen. Dies war in der Tat so. Unter der Führung des Schwertmeisters Coamdir und der Lichtmagierin Hana, war es gelungen, die Klingen der Nacht aufzuspüren. Ab jetzt standen sie unter ständiger Beobachtung. Ein ganzes Duzend Klingentänzer stand bereit, um auf Befehl ihres Anführers die Mörder zu stellen. Als sie ihren Schlupfwinkel verließen, startete Coamdir den Angriff. Es kam zu einem äußerst heftigen und gnadenlosen Kampf. Keine der beiden Gruppen konnte den Sieg erringen. Beide Gruppen hatten gleichstarke Verluste und Bain-Hdel befahl so schnell als möglich zu fliehen. Die Klingentänzer folgten ihnen bis sie das Schiff erreichten, welches Bain-Hdel und seine Getreuen in ihre Heimat bringen sollte. Das Schiff legte ab aber es war den Klingentänzern gelungen, an Bord zu gelangen. Der folgende Kampf ging in die Geschichte beider Orden ein. Klingentänzer und Klingen der Nacht waren ebenbürtig. Der Kampf ging über eine Stunde bis nur noch Bain-Hdel und Coamdir am Leben waren. Sie standen sich gegenüber, beide Männer bluteten aus unzähligen Wunden. Bain-Hdel hatte Nichts zu verlieren. Sein Gegner war würdig und wenn er starb, würde er in Shirashais Hallen wandeln. Aber Shirahai passte dies nicht. Sie setzte ihre Magie ein, als die beiden Meister gleichzeitig angriffen und blendete Coamdir mit ihrer Schattenmagie. Bain-Hdels Schwert durchbohrte seinen Gegner tödlich. Der Großmeister der Klingen der Nacht konnte erfolgreich fliehen. Noch viele Jahre stießen seine Kämpfer mit den Klingentänzern zusammen, bis er durch das Gift seiner Geliebten, einer Ashaironi, verstarb. Aber die Klingen der Nacht waren eine ständige Bedrohung für jeden Klingentänzer, wie auch umgekehrt keine Klinge der Nacht sicher vor der Rache der Klingentänzer war.


    Der Orden der Klingentänzer war einer der erfolgreichsten Orden, der jemals existiert hatte. Aber gegen die Macht der Götter konnte auch ein Klingentänzer nicht ankämpfen. Als die Insel Beleriar in den Fluten des Ozeans versank, verschwand für viele Mitglieder, die in anderen Ländern dienten, jegliche Möglichkeit, mit ihrem Orden zu kommunizieren. Die alten Feinde des Ordens nutzten die Gunst der Stunde und begannen eine Hetzjagd auf jeden Klingentänzer. Schließlich und endlich war auf der Oberfläche der Welt nur noch eine Handvoll Klingentänzer übrig. Sie verschwanden ins Exil und schworen, ihren Orden eines Tages wieder neu zu beleben. Einige wurden Gründer von Kampfschulen, wo aber nur wenige Auserwählte als Schüler angenommen wurden, egal welchem Volke sie angehörten. Sie lernten die körperlichen Fähigkeiten des Klingentanzes, nicht jedoch die Magie. Diese konnte nur von den Großmeistern des Tanzes gelehrt werden. Die jedoch waren alle beim Untergang der Insel Beleriar spurlos verschwunden. Ob jemand von ihnen auf der Oberwelt ist, kann niemand sagen. Möglich ist es aber. Andere Überlebende fristen ihr Dasein als Eremiten in einsamen Gegenden, immer auf der Hut vor dem immer noch existierenden Bund der Klingen der Nacht.

  • Heute ist die Geschichte um die Klingentänzer eine Legende. Eine Legende, der man kaum noch Bedeutung zuspricht. Aber jede Legende hat einen Funken in sich, der schnell wieder zu einem Feuer werden kann. Ich Arvanor Shet A’kil habe immer an diese Legende geglaubt. Ich habe Wissen gesammelt und meine Fechtkunst perfektioniert. Alte Bücher und Schriften erlaubten es mir, die traditionelle Klinge der Klingentänzer, die Lairadjen Nelefis, anfertigen zu lassen. Eine wunderbare Waffe, leicht, elegant, tödlich und die perfekte Verlängerung des Körpers im Kampf. Und obwohl sie so eine alte Klinge ist, ist sie unseren heutigen Schwertern überlegen. Dies führe ich auf die Art zurück, wie diese Waffe erschaffen wird. Hohe elfische Schmiedekunst kombiniert mit dem Tanz des Lebens und des Schicksals schaffen eine Symbiose, die ihres Gleichen sucht. Ich habe dank meiner Studien herausgefunden, dass auf der Oberwelt einige wenige Klingentänzer überlebt haben, welche die Kunst des Klingentanzes weitergegeben haben. Ihre Form dürfte anders sein, nicht mehr der ursprüngliche Stil, wie ich suche. Äußere Einflüsse dürften den Klingentanz verändert haben und wenn den Klingen der Nacht nicht gelungen ist, die letzten Meister auf der Oberwelt zu eliminieren, dann gibt es vielleicht eines Tages eine Möglichkeit mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Falls ich sie finde.
    Aber ich schweife wohl ab. Meine Suche nach den Trainingsmethoden des Klingentanzes war hart und hätte mich beinahe mein Leben gekostet. Ich fand eine Schrift, die von einer legendären Schwertkämpferin berichtete, die man als Klingenfee bezeichnete. Eine überirdisch schöne Elfenfrau, deren Schwertkunst die tödlichste aller Kriegskünste darstellen sollte. Ja, tödlich ist sie wirklich. Eigentlich war ich tot. Sie hat mich mehrmals getroffen, bevor meine letzte Gegenattacke sie leicht streifte. Ja, ich Arvanor Shet A’kil, der ich immer gedacht habe, der beste Fechter von ganz Nir’alenar zu sein, war nur in der Lage gewesen, sie mit meiner Klinge zu kratzen. Ja mehr war es nicht. Aber dies reichte, um mein Leben zu retten. Ihr müsst wissen, die Klingenfee ist in Wirklichkeit die Manifestation der Seelenenergie der verstorbenen Großmeister des Klingentanzes.
    Nun diese Begegnung ist jetzt fast zwei Jahre her. Ich habe das gesamte Wissen des Klingentanzes in meinem Geist verankert. Und nun ist es an der Zeit, den alten Orden der Klingentänzer wieder mit neuem Leben zu erfüllen. Geeignete Schüler habe ich ausgewählt, nur wissen die alle noch nichts von meinen Plänen. Im Gegenteil, die meisten wissen nicht einmal, dass ich sie beobachtet habe. Und wenn mein Vater davon wüsste, würde er womöglich wieder zu einem jungen Mann werden und versuchen, mich windelweich zu hauen. Aber das geht zu meinem Glück nicht. Der alte Herr hatte einen guten Schlag drauf.


    Der neue Orden wird anders. Ich werde den Kodex lehren, ich werde die Magie lehren aber ich werde auch meinen eigenen Weg darin einweben. Ich habe Schriften gefunden, die Techniken beschreiben, welche sich hervorragend mit dem Klingentanz kombinieren lassen. Sie stammen aus einem weit entfernten Kaiserreich, das hinter einer undurchdringlichen Wand aus magischem Nebel liegen soll und auf den Namen Tsing-Chiao hört. Ob dies der Wahrheit entspricht? Ich habe keinerlei Ahnung. Wie sollte ich das auch herausfinden? Ich kann die Insel nicht verlassen, da ich ein Opfer des Fluches der Götter bin wie alle hier unten Geborenen. Aber die Kampftechniken, ob nun wirklich von jenem sagenhaften Imperium oder nicht, sind wie geschaffen dafür, um mit dem Klingentanz kombiniert zu werden. Aber jetzt schweife ich erneut ab. Ich habe der Klingenfee geschworen, dass ich den Orden neu belebe und sollten wir jemals wieder das Licht der Sonne sehen, die Klingen der Nacht vernichten werde. Dazu ist es mir gegönnt, dass mein Körper jung bleibt, was immer dies heißen mag. Ich weiß, diese Aufgabe ist fast unmöglich zu schaffen. Ich bin ein Mensch, kein Elf, aber bei den Göttern, ich bin gewillt, dieses Opfer zu bringen. Schließlich regen sich die Schatten wieder. Das Böse erstarkt wieder und es ist an der Zeit, den Bewohnern der Insel wieder Licht zu schenken. Und dieses Mal werden wir nicht scheitern. Nein das dürfen wir auch nicht. Ich habe viele Mühen auf mich genommen. Ich habe es sogar geschafft einen Kreis der Meister zu errichten, wie er nur am Hofe des alten Elfenhofes des Königs Alirendras existiert hat. Ja dieser magische Kreis ist eine gute Hilfe für das Training. Er gibt mir die Möglichkeit, ohne große Verletzungsrisiken die neuen Schüler zu trainieren. Erst wenn sie die Grundregeln beherrschen, werde ich ihnen den Umgang mit dem Lairadjen Nelefis beibringen. Vorher wird es eher wie eine normale Fechtschule wirken. Eine Wunschschülerin hätte ich ja schon, nur bezweifle ich, dass die Schwarze Rose gewillt ist, so hart zu trainieren. Aber ihre Körperbeherrschung ist hervorragend geeignet für den Klingentanz. Das ist schade. Sie hätte das Zeug dazu. Sogar Sarandir Eisenklinge wäre ein geeigneter Schüler, seine Fechtkunst ist gut, aber er kann kein Schüler werden. Sein Geist ist mit zu vielen Makeln behaftet. Schließlich zählt nicht nur das körperliche Talent, nein, der Geist muss ebenso gewisse Qualitäten aufweisen. Geist und Körper müssen eine Einheit bilden und der Geist muss irgendwann in der Lage sein, den Körper alles tun zu lassen, was er verlangt. Der Geist besiegt die Materie, wenn man dies schafft, ist man unbesiegbar, ohne Angst, eine perfekte Vereinigung von Leben und Tod in einem Körper. Nun denn, auf ans Werk. Ich muss mein Versprechen einlösen!


    Arvanor Shet A’kil, Großmeister des Klingentanzes

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