Rache

  • Der Wachmann gab sich gekonnt gelassen und warf seinem Kollegen einen scharfen Blick zu als dieser bei der Aussprache des Namens der Familie hörbar die Luft einzog.


    "Ich habe all ihre Personalien aufgenommen und lassen sie sich gesagt sein, vor dem Gesetz ist jeder gleich und die Gesetze sind dazu da, den Freiden in einer so großen Stadt mit so vielen Einwohnern zu sichern. Weder ihre Abstammung"; damit wandte er sich Sicil zu, drehte sich zu Beron," Noch ihre Herkunft", damit sah er Shizar an,"macht sie zu etwas besserem. Ich lasse mich nicht von privaten Gefühlen beeinflussen, und ich lasse mir nicht drohen. Zum besseren Verständniss, Mein Name ist Wachman Refa und das ist..."
    "Ich bin Wachman Morden. Ich stimme in dieser Angelegenheit meinem Kameraden voll und ganz zu."
    "Noch irgendwelche Fragen zum weiteren Ablauf? Wenn nicht, möchte ich sie bitten, ihre Heime aufzusuchen und mich morgen zur Zehnten Stunde am Hauptgebäude der Stadtwache im Palastviertel zu treffen, damit die Aussagen aufgenommen werden können.Fragen?"


    Er Stand dort in der Mitte der Anwesenden mit seinem gezückten Griffel und sah alle der Reihe nach an.

    Häßlichkeit schändet nicht die Seele,
    aber eine schöne Seele adelt den Leib.


    Es ist nicht der Tod, den wir fürchten sollten,
    das wirklich Tragische wäre ein Leben, das nicht gelebt würde.


    Willst du das Licht sehen, ertrage den Schatten,
    denn beides gehört zu Dir.

  • "Nein, keine Fragen.", erwiderte Elaiya knapp und leise, indes ihre Hand Sicils fester fasste. Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass Beron nur allzu schnell wieder auf freiem Fuß sein würde - ihr Vertrauen in die Stadtwache war nachhaltig erschüttert, und sie konnte nur hoffen, dass sie sich darin irrte.

    Une éternité
    Cerclée de poussière
    Perce l'éphémère


    All winds and tides
    Sand and silence
    Over the distance
    Slipping through our hands

  • Astragar schüttelte leicht den Kopf. "Nein, keine Fragen meinerseits," antwortete er. Shizars Familienname sagte ihm natürlich nichts, aber die Reaktion der Wacheleute brachte ihn dazu sie genauer zu mustern. Er konnte sich zwar an keinen Grund erinnern warum, aber er fand es ungewöhnlich Personen mit 'höhere' Herkunft alleine auf der Straße zu treffen. Alleine, wenn man mal von der Fee absah.

  • Wunderbar - eine Aussage am nächsten Morgen. Nein, Shizar hätte sich wahrhaftig keinen schlimmeren Verlauf dieser Nacht vorstellen können. Wenn sie eines nicht wollte, dann war dies sicherlich, in irgendeiner Art und Weise Aufsehen zu erregen. Trotzdem nahm sie den Kommentar des Wachmannes schweigend und gelassen hin und quittierte die Reaktion des anderen lediglich mit einer empor gezogenen Braue. Es gab keinen Bedarf an weiteren Worten ihrerseits und so beließ sie es bei einem innerlichen Seufzen und verfluchte sich dafür, sich an diesem Abend überhaupt in Gesellschaft begeben zu haben.
    Erst der forschende Blick des Fremden, der sich Astragar nannte, riss Shizar aus ihrer Welle des ungewohnten Selbstmitleides und ließ sie in die Realität zurückkehren. Im Gegensatz zu der Reaktion des Wachmannes, sprach aus ihm keineswegs die Ehrfurcht vor dem Adelsstand und die Halbelfe bereute es nicht zum ersten Mal, daß sie die Kunst des Gedanken Lesens nicht beherrschte...

  • Auch Sicil quitierte mit einem Kopfschütteln, dass er keine weiteren Fragen an den Wachmann hatte. Er erwiederte den Händedruck Elaiyas, war aber mit seinen Gedanken im Moment woanders. Morgen früh eine Aussage machen zu müssen brachte ihn in die missliche Lage bei tageslicht die Stadt zu betreten. Leute mit Kapuze an einem sonnigen Tag erregten aufsehen, erst recht wenn unter der Kapuze ein nachtelf versuchte sich vor dem tageslicht zu verbergen. Er würde es morgen sicherlich nicht schaffen, im Schatten zu bleiben.dafür waren einige Strassen zu weitläufig.

    '...by the pricking of my thumbs, something wicked this way comes...'
    William Shakespeare, Macbeth (IV, i, 44-45)
    "Life is Honour. It Ends when Honour Ends"
    Akinwande Oluwole Soyinka, Death and the King's Horseman
    Initiative für mehr :hug:

  • "Gut, dann möchte ich sie bitten diese versammlung jetzt zu beenden und sich nach Hause, oder sonstwohin zu begeben, wir sehen uns morgen zur zehnten Stunde. Komm mit Beron, Morden",er drehte sich rum,"Die Damen, die Herren!"
    Mit einem Angedeuteten Kopfnicken in die Richtung jedes Anwesenden gingen sie vom Marktplatz runter. Sie unterhielten sich leise, so dass die Leute das nicht verstanden.

    Häßlichkeit schändet nicht die Seele,
    aber eine schöne Seele adelt den Leib.


    Es ist nicht der Tod, den wir fürchten sollten,
    das wirklich Tragische wäre ein Leben, das nicht gelebt würde.


    Willst du das Licht sehen, ertrage den Schatten,
    denn beides gehört zu Dir.

  • "Ich habe kein gutes Gefühl bei der ganzen Angelegenheit. aber mein gefühl könnte mich auch trügen, die wache hat sich mir gegenüber nicht von ihrer besten Seite gezeigt."
    Er drehte sich zu Elaiya um,
    "Wenn ich morgen nicht pünktlich komme, dann sag bitte ich werde auf jeden fall auftauchen, ich muss durch die halbe Stadt tagsüber. Mach dir bitte keine Gedanken, ich schaffe das schon es könnte nur etwas länger dauern."

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  • "Nun, wenn das alles ist, werde ich mich verabschieden." meinte Astragar zu den anderen. "Auf Wiedersehen." Sollte er nicht aufgehalten werden, machte er sich wieder auf den Weg nach Hause. Immerhin brauchte er kein Blut von seinen Klingen putzen.

  • "Auch für mich ist es Zeit zu gehen. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe."


    War da die Andeutung eines ironischen Lächelns auf Shizars Gesicht gewesen? Wie auch immer, in der Dunkelheit des Marktplatzes war es schwer zu sagen und es konnte ebenso gut eine Täuschung gewesen sein. Sie neigte den Kopf, um sich schließlich umzudrehen und in Richtung des Adelsviertels davon zu gehen. Shizar hatte sich selten so sehr nach der Ruhe ihrer Villa gesehnt, wie nach diesem Abend, der für ihren Geschmack allzu viel und vor allem zu engen Kontakte mit Fremden bereit gehalten hatte.
    Im Davongehen konnte man deutlich vernehmen, daß die Schattenfee auf ihrer Schulter leise kicherte und das Wort an die Magierin richtete, die ihre Worte schließlich ausgesprochen ungehalten kommentierte. Doch worüber sie wohl sprechen mochten, war nicht mehr zu verstehen.

  • Elaiya blieb stumm, bis Shizar, Astragar und die Wachen sich entfernt hatten. Erst dann wandte sie sich Sicil zu, doch auch jetzt viel ihr nicht viel ein, was sie sagen könnte. Soeben hatte sich bewahrheitet, was Sicil mal vorrausgesagt hatte, dass es sie in Gefahr bringen könnte, wenn sie sich mit einem Nachtelfen einließe. Sie wusste noch sehr genau, was das letzte Mal geschehen war, als es so ausgesehen hatte, als könne er sie in Gefahr bringen. Ob Sicil sich auch diesmal wieder von ihr zurückziehen würde? Nachdem dieser Zweifel ersteinmal in ihr Fuß gefasst hatte, kamen weitere dazu. Ob sie wirklich die Richtige für ihn war? Er war ein geschöpf der Nacht, sie ein Kind der Sonne. Ungebeten erschienen Gesichter vor ihrem inneren Auge. Shizar. Eine Wolfsfrau namens Layia. Kinder der Nacht...

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  • Sicil sah den Kameraden der Nacht hinterher, dann sah er Elaiya an und las in ihrem Gesicht genau diese gedanken, die ihn damals übermannt hatten, als Elaiya vor Shirashai stehen mußte und zusehen, wie die Göttin ihn benutzte. Er erahnte was in ihr vorging, ihre Augen hatten ihren Glanz für diese Nacht verloren. Der Anblick traf Sicil bis ins Mark. Er fasste ihre Hand, drehte sie zu sich herum, fasste auch die andere und sah ihr tief in die Augen.
    "Ich habe gelernt und lange darüber nachgedacht, du hast den Weg gewählt und würde ich dich nicht unterstützen, wäre ich nicht besser als alle anderen die glauben zu wissen wie ich mich fühle oder handle nur aufgrund meiner Herkunft. Ich werde deine Entscheidung respektieren, ich tue es schon. Du weißt was du tust, wer bin ich denn deine entscheidung ein zweites mal in Frage zu stellen. Ich bleibe, es gefällt mir nicht, nicht dagewesen zu sein um dir zu helfen, aber ich kann nicht überall sein. Magst du mit zu mir kommen, meine Unterkunft ist näher als dein Haus. Dann gehen wir morgen zusammen zu dieser 'Vernehmung'"
    Er sah sie an und seine Augen schienen zu leuchten. Er drückte ihre Hand und wartete auf Elaiyas reaktion.

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  • Elaiya nickte und senkte den Blick. "Es tut mir leid.", erwiderte sie. "Ich hätte so etwas nicht einmal denken dürfen, aber die Erinnerung an jene Nacht... und jetzt Beron...." Sie merkte, dass sie wohl ziemlich zusammenhangloses Zeug stammelte. Aber schon allein der Gedanke an Berons Atem und seinen Blick ließ sie erschauern und gleichzeitig fühlte sie sich so erschöpft, als hääte sie tagelang keinen Schlaf gefunden, jetzt wo alles mehr oder weniger vorbei war. Sie merkte, dass ihre Knie regelrecht zitterten und lehnte sich gegen Sicil. Seine Idee, zu ihm zu gehen, war plötzlich ungeheuer attraktiv, aus mehreren Gründen. Erstens brauchte sie nach den Schrecken des Überfalls diese Nacht dann nicht allein zu verbringen, außerdem glaubte auch sie, dass der recht weite Wegt in ihr Haus vor den Toren der Stadt jetzt ein wenig sehr anstrengend wäre, und die Aussicht, nicht allein bei dieser Befragung erscheinen zu müssen, war auch erleichternd. Dies sagte sie Sicil auch. "Danke für das Angebot. Ich komme wirklich gerne mit zu Dir..." Ein klein wenig neugierig war sie ja auch auf Sicils Unterkunft.


    Dann sah sie sich nach Shir'elei um. Die Sandkatze hatte den Wachleuten hinterhergestarrt und kam nun, um sich gegen Elaiyas Beine zu drücken. Sicil ignorierte sie gefloissentlich - was genau genommen schon eine Verbesserung war. Während sie sich auf den Weg machten, sagte Elaiya noch: "Mach dir aber keine Vorwürfe, dass du nicht hier warst, um mir zu helfen. Erstens stimmt das ja nicht, zweitens, wie du selbst sagst, kannst du nicht überall sein." Nachdenklich ging sie ein paar Schritte weiter. "Aber du hast recht, mir gefällt das Verhalten dieser beiden Wachleute auch nicht. Irgendwie war ihre reaktion sehr merkwürdig."

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  • Der nächste Tag brach an, Beron der Wachmann hatte die Gastfreundschaft der Zelle genießen dürfen. Nach und nach trudelten die Wächter der Tagschicht ein, ließen sich von ihren übernächtigten Kollegen einweisen in die Geschäfte des tages. Die einzigen, die vor dem Büro Hauptmann Janus warteten waren Refa und Morden. Sie hatten mit ihm etwas zu besprechen.


    "Kommt rein ihr zwei"


    "Morgen Hauptman," beide salutierten," Wir haben heute Nacht Beron aufgelesen, wir sind von einem Nachtelfen geholt worden, Beron hat wohl Ärger gemacht und Streit angefangen, jedoch waren die Leute uns nicht ganz geheuer, deshalb bitten wir die Befragung selbst durchführen zu dürfen."


    "Genehmigt, Im Moment ist sowieso viel los. Beron Hm, der hat in letzter Zeit ne Menge Ärger am Hals, und schon wieder ein Nachtelf, was! Ich möchte euren Bericht von der Nacht postwendend auf meinem Tisch sehen und außerdem geht eure Mitschrift direkt zu mir, weder geht ihr vorher essen, noch auf die Toilette, also los!"


    "Danke Hauptmann!"


    Die beiden verließen das Büro und gingen in den Eingangsbereich um die ankommenden 'Gäste' direkt abzufangen und in die Räume zu geleiten.

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    Es ist nicht der Tod, den wir fürchten sollten,
    das wirklich Tragische wäre ein Leben, das nicht gelebt würde.


    Willst du das Licht sehen, ertrage den Schatten,
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  • Elaiya wollte nicht auch noch dadurch auffallen, dass sie zu spät erschien, deshalb hatte sie Sicil gedrängt, früh aufzubrechen. Nun standen sie hier vor dem Wachhaus herum, und die Halbelfe wusste nicht so recht, was sie erwarten sollte. Aber sie hatte sich seit vergangener Nacht ein wenig gefasst und sah der ganzen Sache doch gelassener entgegen als zuvor. Was sollte auchgroßartig passieren? Darüber, dass Beron vielleicht auf freien Fuß kommen würde, dachte sie lieber nicht nach. Aber das würde dann höchstens ein Anlass sein, endlich damit zu beginnen, den Dolchkampf zu erlernen.


    Sie brauchten nicht allzu lange zu warten. Recht bald wurden sie hereingebeten. Hoch erhobenen Hauptes folgteElaiya den beiden Wachmännern, denselben, die schon in der Nacht dabeigewesen waren. Nun wurde sie doch nervös, aber sie würde sich dies um keinen Preis anmerken lassen.

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