Mutter Tilars Auffanglager für gestrandete Wesen aus dem Sternenmeer (alt)

  • Saniyas Ohren vernahmen nur ungefähr, was um sie herum geschah. Jemand hatte geschrien. Losifa sagte etwas. Es klang, als seien ihre Worte an den Fremden gerichtet. Doch dann zischte etwas durch die Luft. Es kam immer näher und näher, bis sie einen dumpfen Aufschlag vernahm. Der Griff um ihren Körper lockerte sich, das Messer ließ von ihrer Kehle ab.


    Die junge Frau hatte nun keinen Halt mehr und spürte, wie sie immer weiter nach unten rutschte und schließlich auf kalten Pflastersteinen aufkam. Dort angekommen, blieb sie reglos liegen. Der Schock saß zu tief, als dass sie sich in irgendeiner Weise rühren konnte. Vorsichtig blinzelnd öffnete Saniya die Augen und versuchte auszumachen, was um sie herum zu erkennen war.

  • Etwas ratlos verfolgte Losifa das Geschehen. Irgendetwas entzog sich da ihrer Kontrolle.


    Letztendlich fiel ihr nichts Besseres ein als an Saniyas Seite zu eilen, die junge Frau mit dem sonnigen Haar ein wenig aufzurichten und besorgt zu fragen: „Geht es Euch gut? Seid Ihr unverletzt?“ Ja, natürlich, so damenhaft! Aber was hätte sie denn tun sollen! Heftig schüttelte sie den Kopf, solche Gedanken hatten jetzt keinen Platz.


    Ob es vorbei war? Das hinterhältige Schlitzohr war verschwunden, doch seine Geisel war befreit und lebte noch. Damit hatte sich wohl auch die Frage nach der Zugehörigkeit des Fremden erledigt, dachte sie sarkastisch. Ihre Fragen waren nur überflüssig gewesen … Sie wartete lieber, was als Nächstes geschah und hielt vorerst den Mund.

  • Verschwommen nahm Saniya Losifas Gestalt wahr, die in ihre Richtung eilte. Unmittelbar neben ihr lag jemand. War dies der Unbekannte Retter? Noch ehe die junge Frau dies ausmachen konnte, verspührte sie helfende Hände, die sie aufrichteten. Losifas Stimme drang an ihr Ohr.


    Ob es ihr gut ging? Saniya überlegte kurz. In anbetracht dessen, dass es ihr nunmehr weitaus schlimmer hätte ergehen können, ging es ihr tatsächlich gut. Unwillkürlich glitt Saniyas Hand an die Stelle ihres Halses, an der eben noch die Klinge lag. Ein leichter Abdruck machte sich auf der zarten Haut sichtbar doch verletzt war sie nicht. Zu gerne hätte sie Losifa geantwortet doch der Schock saß immer noch tief und ließ kein Wort über ihre Lippen. Also nickte Saniya lediglich während sie selbst versuchte, sich aufzurichten.

  • Sicil stand auf und half Losifa dabei Saniya aufzurichten. Er steckte seine Dolche Weg und nickte Seoul zu.


    "Geht es euch gut?"


    schallte seine Frage dumpf und ein wenig verzerrt unter der Maske hervor.


    "Hat er euch etwas antun können?"


    Sicil drehte sich herum und musterte die beiden Verbrecher, die er hinter sich hatte liegen lassen.


    "Ich werde mich un diese beiden Kümmern, ihr solltet die anderen fesseln und einer von euch muss die Wache benachrichtigen. Gebt mir bitte ein wenig Zeit wegzukommen, dann ruft nach der Wache."


    Er löste sich nach einem prüfenden Blick von Saniya und begann die beiden Kerle die er niedergeschlagen hatte zu fesseln. Ab und an sah er zu der Gruppe auf um zu sehen, was sie machten und im Notfall schnell genug weg zu kommen.

    '...by the pricking of my thumbs, something wicked this way comes...'
    William Shakespeare, Macbeth (IV, i, 44-45)
    "Life is Honour. It Ends when Honour Ends"
    Akinwande Oluwole Soyinka, Death and the King's Horseman
    Initiative für mehr :hug:

  • Seoul war erleichtert als sich auf einmal alles schnell zum Besseren wendete. Er musterte den Maskierten.
    "Wollt ihr euch nicht zu erkennen geben?" Es war mehr eine Aufforderung als eine Frage. Er machte sich dabei die anderen zu fesseln, sah jedoch immer wieder zu dem Unbekannten herüber. Irgendwie kam er Seoul bekannt vor, aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein.

  • Zitternd stand Saniya nun auf den Beinen und beobachtete den Fremden, der diese Kerle fesselte. Die Arme fröstelnd um den Oberkörper geschlungen stand sie da und hätte am liebsten ihr Gesicht in einer tröstenden Schulter vergraben.


    Doch wer sollte sich hier schon freiwillig dazu bereit erklären, sie zu trösten, nachdem sie alle Warnungen missachtet hatte. Saniya wollte unbedingt noch in dieser Nacht aufbrechen und hatte Losifa und Seoul unnötiger Gefahr ausgesetzt.


    Langsam ging sie ein paar Schritt rückwärts. Was sollte sie noch hier? Am liebsten hätte sie sich still und leise aus dem Staub gemacht doch ehe sie sich gänzlich umwandte, blieb sie stehen und richtete ihr Wort an den Fremden. "Danke", war das einzige, was sie hervorbrachte, aber auch das mindeste. Prüfend schweifte ihr Blick zwischen Losifa und Seoul hin und her, in der Hoffnung, irgendeine Gefühlregung ihr gegenüber ausmachen zu können.

  • Sicil hatte seine Aufgabe beendet und sah sich die Frau an, deren Leben auf dem Spiel gestanden hatte. Er hatte diesen Blick schon öfter gesehen und immer hatte er ob seiner Herkunft nichts versucht, die Maske war ein Segen und wahrscheinlich auch ein Fluch. Leise ging er auf sie zu, sie hatte ihm den Rücken zugewandt um die anderen beiden zu beobachten. Er sprach so, dass nur sie ihn hören konnte, und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter.


    "Verschließt eure Furcht nicht in euch, sie wird euch verzehren! Geht auf die beiden zu, sagt ihnen, dass ihr ein wenig Aufmerksamkeit benötigt, sie haben sich um euch gesorgt, also sind sie eure Freunde. Ihr seid stark, das hat man eben gemerkt, doch auch starke Leute brauchen Hilfe. Wenn ihr dennoch mit mir reden wollt, mich vielleicht etwas fragen wollt oder etwas braucht, besucht Arion Falkenauge, ich werde dort sein."


    Sicil ließ die Hand sinken, ballte si zu einer Faust und wartete noch einen Moment, falls sie ihm etwas sagen wollte. Er hatte geholfen, fühlte sich jedoch im Moment hilflos. Er hoffte er hatte sich in Seoul nicht getäuscht und der Nachtelf würde der Frau Trost schenken, den sie jetzt nötig hatte.

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  • Dem blonden Mädchen schien es doch noch nicht so gut zu gehen. Schock wahrscheinlich. Zu gerne hätte Losifa gehört, was der Maskierte ihr da zuflüsterte. Immer diese Neugier.


    Doch unter einer scheinbar harten Schale besaß auch Losifa Gefühlsregungen. Obwohl manchmal unterkühlt, abweisend, konnte sie doch auch Zuneigung zu denen empfinden, die sie umgaben. Man musste nur genau hinsehen. Schließlich war sie kein Eisblock. Nein, war sie nicht! Deshalb war alles, was sie tun konnte, sich um andere zu kümmern, da sie im Kampf ja kläglich versagt hatte.


    Deshalb sagte sie jetzt sanft: „Ich hoffe doch, es ist wirklich alles in Ordnung mit Euch.“ Kurzes Zögern – sollte sie so weit gehen? So etwas erlebte man doch nicht alle Tage. „Ist es Euch recht, in ein paar Tagen noch einmal darüber zu reden? Wollt Ihr mir sagen, wo Ihr wohnt?“


    Sie fühlte sich plump, ungeschickt. Normalerweise waren es andere, die sich vorsichtig annäherten, nach weiteren Kontakten fragten. Nir'alenar war in mehr als einer Hinsicht anders, und obwohl sie schon eine Weile hier lebte, entdeckte sie immer wieder Neues. In der Umgebung, aber auch in ihrem Inneren. Welch Wunder eine Stadt wirkte, von deren Gemeinschaft man sich nicht einfach abschotten konnte. Ja, man steckte immer mittendrin, konnte nie vorhersagen, was als Nächstes geschah, und darauf wollte Losifa sich endlich einstellen. Freunde konnten da nicht schaden.

  • Seine Worte drangen leise an ihr Ohr und doch nahm sie jedes einzelne davon sorgfältig in sich auf. Sie sei stark? Wann wollte er das gesehen haben? Saniya zweifelte daran, dass er dies ernst gemeint haben könnte. Und dennoch drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an. Viel erkennen konnte sie leider nicht aber es interessierte sie, welches Wesen hinter dieser Maske steckte. Arion Falkenauge


    Dieser kleine Gedanke breitete sich in ihrem Kopf aus. Vielleicht würde sie eines 'Tages mehr über ihren Retter erfahren doch im Moment beließ sie es dabei. "Ich danke euch vielmals", entgegnete sie lediglich erneut und versuchte sich an einem freundlichen Lächeln.


    Sogleich jedoch richtete sich Saniyas Aufmerksamkeit auf Losifa, die scheinbar dennoch um ihr Wohlergehen bekümmert war. Ihre Worte taten gut. Wo sie wohnte? Saniya bezweifelte, dass Losifa Gefallen daran finden könnte, in einem Waffenladen einzukehren, der noch dazu von einem Yassalar geführt wurde. Doch dies war die Entscheidung der Tua'Tanai also antwortete sie: "Aatelistos Degen und Zubehör. Dort könnt ihr mich finden. Wenn ihr mögt." Insgeheim hoffte die junge Frau, sie würde kommen. Dann schweifte ihr Blick hinüber zu Seoul. Konnte auch er ihr verzeihen?

  • Seoul ärgerte sich, dass der Maskierte seine Worte ignoriert hatte. Er kam aus Saniya und damit auch auf den Fremden zu. Sein Blick war düster als er sich auf den anderen Mann richtete. "Danke für eure Hilfe. Ihr seid...?" Er ließ den Satz extra offen. Ein erneuter Versuch zu erfahren, wer der Mann war.
    Dann wandte er sich an Saniya. "Geht es euch wieder etwas besser? Soll ich euch lieber nach Hause bringen?" Es war unwahrscheinlich, dass sie jetzt noch alleine durch die Straßen gehen wollte.

  • "Ein Freund, das ist im Moment alles, das ich preis zu geben willens bin. ich möchte helfen wie ich kann und wo ich kann. Bitte drängt mich nicht weiter. Ich werde mich verabschieden."


    Er wandte sich zu Saniya,


    "Ihr wisst mich zu finden, wenn ihr micht braucht! Haltet euch an ihn", Sicil zeigte auf Seoul "Er ist vertrauenswürdig und weiß, das ihr im Moment eine Schulter und Freunde braucht, auch die Dame weiß das, ihr seid nicht allein."


    Sicil zog seinenUmhang wieder um sich, versperrte den Anwesenden einen Blick auf seine Statur und seine Bewaffnung, er war ein dunkler Schemen in einer dunklen Strasse, einzig seine Maske zeigte genau wo sein Gesicht war. Ein angedeutetes Nicken dann drehte er sich von den Anwesenden weg und zog die weite Kapuze über. Nach zwei Schritten war er verschwunden, als wäre er nie dagewesen

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  • Den Worten des Fremden stimmte Losifa stillschweigend zu, Saniya hatte das schwerste Los in diesem verrückten Abenteuer gezogen. Man musste eben seine eigenen Gefühle zurückstellen, um anderen zu helfen. Auch wenn man bisher genug Freiraum gehabt hatte, um viel zu egoistisch zu sein. Sie würde sich bemühen, manchmal allerdings stieß auch sie an ihre Grenzen.


    Nachdenklich sah sie dem flatternd verschwindenden Umhang hinterher, sollte sie es ihm gleichtun? Noch immer pochte es in ihrem Kopf auf Weglaufen, Fliehen, und sie konnte nichts gegen dieses Verlangen tun. War sie Saniya doch genug beigestanden …


    Schließlich bat diese Seoul um Gesellschaft. Und wenn ein Nachtelf bei Saniya war, musste Losifa sich keine Sorgen machen, oder? Sie räusperte sich verlegen. „Wenn Seoul Euch begleitet, solltet Ihr für heute sicher sein. So etwas kann einfach nicht zweimal in derselben Nacht geschehen … Ich selbst muss mich verabschieden, werde aber bestimmt bei Aatelisto vorbeischauen!“ Die letzten Worte waren mit Nachdruck gesprochen – sie würde den Namen nicht vergessen, sie würde kommen, wenn sie sich beruhigt hatte.

  • Seoul sah dem Fremden nach. Unzufrieden damit, dass er nicht seine Identität preisgegeben hatte. Doch hatte er nicht die Möglichkeit diesem zu folgen.
    Er wandte sich an Losifa. "Seid ihr sicher, dass ihr alleine gehen wollt?" fragte er. Dann dachte er an das was er gesehen hatte. Wenn er auch nicht sicher war, was er gesehen hatte. Vielleicht konnte sie sich wirklich selbst schützen, wie sie es gesagt hatte.

  • Unangenehm wurde sie an ihre Halbverwandlung erinnert, daran, dass sie sich gezeigt hatte. Stärke und Schwäche zugleich. Doch eine Kleinigkeit, das Fallenlassen einer bloßen Maske, die auch nicht wirklich getäuscht hatte, wollte sie, durfte sie jetzt nicht belasten.


    So nickte Losifa entschlossen. „Ja. Ich weiß mich zu wehren, wie Ihr gesehen habt.“ Nur ein paar Augenblicke musste sie noch. Blickte ein letztes Mal sorgenvoll zu Saniya, die jedoch nichts einwenden zu wollen schien. So war es also beschlossen. „Lebt wohl und hoffentlich sehen wir uns wieder!“, verabschiedete sie sich warm, die vergangenen Erlebnisse verbanden sie so stark!


    Noch ein paar Momente, in denen man der im Dunkeln der Gassen verschwindenden Gestalt nachsehen konnte, dann war sie um eine Ecke gebogen. Nach Hause, nach Hause.

  • Nun war er mit Saniya allein. "Wollen auch wir uns auf den Weg machen? Ich kann mir vorstellen, dass ihr Ruhe braucht." Fragend sah er sie an.
    Eine seltsame Situation.

  • Saniya sah Seoul dankbar an und trat auf ihn zu. "Ja. Ich möchte von hier fort", entgegnete sie lediglich und sah sich schauernd in der nunmehr ruhigen Umgebung um, in der sich kurz zuvor noch das große Abenteuer abgespielt hatte. Ein Abenteuer, welches in den Augen der jungen Frau eiine Nummer zu groß war, ist sie doch stets behütet herangewachsen und hätte sich so etwas nicht im Traum vorgestellt. Langsam setzte sie sich in Bewegung und sah Seoul dabei abwartend an.

  • Seoul holte mit wenigen Schritten auf und bot Saniya den Arm an. Er wollte sich bei ihr entschuldigen, dafür dass er sie nicht hatte beschützen können, obwohl er sie deswegen begleitet hatte, doch er wusste nicht wie.
    "Vielleicht versucht ihr es noch einmal bei Tage bei Mutter Tilar..." meinte er schließlich. Er wusste einfach nicht worüber er mit Saiya reden sollte.

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