Parfumerie Norelia

  • Das Geschäft der jungen Parfumeurin befindet sich in einem Gebäude von schlichter Schönheit, ein Stück weit vom Marktplatz entfernt. Über der schmalen Glastür, welche die meiste Zeit des Tages und oft auch nachts offen zu finden ist, steht in goldenen, kunstvoll geschwungenen Buchstaben Parfumerie Norelia geschrieben.
    Sobald man den breiten, sonnendurchfluteten Raum betritt, wird man von einer Wolke exotischer Gerüche umhüllt, deren Vielfalt fast jeden ihrer Kunden einen Moment inne halten und die Augen schließen lässt, um den betörenden Duft zu genießen. Nicht einmal der seichte Luftzug, der ständig durch den Eingang hereinweht und mit zart schimmernden Tüchern spielt, welche die Fenster verhängen, vermag ihn zu vertreiben.


    In Kristallfläschchen sind Chavariyas Kreationen auf schmiedeeisernen Regalen verteilt, die sich bis an die Decke erstrecken. Die Wendeltreppe, welche hinauf in die Wohnung der Frau führt, befindet sich in einer Ecke auf der linken Seite und wird von einer bunt gemusterten Trennwand verborgen.
    Neben einer mit Wasser gefüllten Karaffe und einer kleinen Auswahl an zweitklassigem Schmuck, steht auf einem wuchtigen Holztisch ein kleines Kästchen in dem sie ihre Einnahmen aufbewahrt.


    Die Frau selbst befindet sich meist in einem Nebenraum, wo die hergestellten Blüten- und Kräuterextrakte in bauchigen Gefäßen gelagert sind. Doch sobald ein Kunde in ihre Welt der Düfte eintritt, öffnet sich die stets gut verschlossene Tür zu diesem Arbeitszimmer und Chavariya begrüßt ihn mit freundlichem Lächeln. Auch wenn er sich nicht einmal durch das geringste Geräusch bemerkbar gemacht hat.

  • Mit einem winzigen Päckchen in der Hand trat Chavariya wieder in ihr Geschäft ein. Gerade hatte sie auf dem Marktplatz und in einigen Gasthäusern ihre Suche nach einem Lehrling bekannt gegeben. Sicher, sie war noch eine sehr junge Parfumeurin, aber immerhin eine, die den Meistertitel trug und noch dazu aus Deleùna stammte. Das qualifizierte sie sicher mehr als jeden Fachmann dieser Stadt, jemanden in ihrer Kunst auszubilden. Und falls sie es wirklich schaffte wollte ihre Pläne in die Tat umzusetzen, war eine erstklassige Parfumeurin in dieser Stadt nicht genug.
    Sie ließ sich auf einen Stuhl hinter ihrem Tisch im Verkaufsraum sinken und legte das Päckchen behutsam vor sich ab. Ein ewartungsvolles Glänzen in den Augen, betrachte sie es einen Moment und begann dann das Papier abzuwickeln.
    Ein zierliches Parfumfläschchen kam zum Vorschein. Es war in verschlungenen, reichverzierten Buchstaben mit dem Namen seines Herstellers beschriftet. Sie griff nach einem der Tücher und nahm mit Daumen und Zeigefinger den gläsernen Verschluss von der Flasche. Um den Duft im Raum zu verteilen träufelte sie etwas davon auf das Tuch und schwang es kurz hin und her.
    Dann schloss sie Augen, konzentrierte sich ganz auf die Noten und blendete alles andere um sie herum aus. Wahrscheinlich hätte sie nicht einmal mitbekommen wenn ein Sturm sämtliche Regale umgeworfen oder ein Dieb ihr das Messer an die Kehle gehalten hätte.
    Manchmal glitt ein Lächeln über ihr Gesicht, bevor sie etwas wie, "Kopf Orange...hm...und...Melisse", vor sich hin murmelte. Oder sie runzelte ärgerlich die Stirn und fächelte sich mit einer Hand den Geruch zu.
    Chavariya wollte dieses Parfum zerlegen bis zum Herz. Einen Duft aus dieser Quelle bekam sie schließlich nicht alle Tage.

  • Zandhros hatte sich in große Viertel der Händler begeben und war mehr per Zufall auf die kleine Parfümerie Norelia gestossen. Er mochte Düfte, besonders bei einer attraktiven Frau, was ihn immer wieder an eine gewisse Nymphe aus seiner Jugend erinnerte. So betrat er das Geschäft und schaute sich ein wenig um.

  • Noch immer saß die Parfumeurin an ihrem Tisch, das filigrane Fläschchen und ein Pergament mit flüchtigen Notizen daneben. Sie war kurz davor den Schlüssel zu finden, nur noch eine Note fehlte, die nur eine wirklich geschulte Nase zu entschlüsseln wusste. Und zwar das Herz. Das Geheimnis eines jeden Duftes.
    Zum ersten Mal seit Wochen war sie wieder so aufgeregt, dass sie fast das Knistern der Luft um sie herum hören konnte. Sie griff nach dem Tuch und atmete den Duft ein. Sie musste doch die Kreation dieses Stümpers - ein seichter Luftzug wehte einen herben Duft zu ihr heran. Obwohl war er wirklich herb? Nein, nicht wirklich zu definieren. Sie hielt die Luft an und klammerte die sich an der Tischkante fest. War ihr gelungen, was nicht einmal Shadea geschafft hatte?
    "Zitronengras?!", sagte sie laut und die Brauen zogen sich zusammen, die Stirn wurde von tiefen Falten durchfurcht. "Nein....nein das kann einfach nicht sein." Ihre Stimme war nun noch lauter als zuvor und hatte einen ungläubigen Unterton. Das konnte nicht das Geheimnis sein. Sicher, es war ansprechend, aber für das Herz?


    Sie blinzelte mehrere Male, bevor sie die Augen ganz öfffnete. Erschrocken zuckte sie zusammen und ruschte fast von ihrem Stuhl, als sie den Mann entdeckte, der in ihrem Geschäft stand. Wie lange war er schon hier, ohne dass sie ihn bemerkt hatte?
    Sie erhob sich hastig, stopfte ihre Notizen und den Duft in eine Schublade und ging langsam auf ihn zu. Als sie noch einen Schritt entfernt war hielt sie inne und verdrehte seufzend. Je näher sie ihm kam, desto intensiver wurde der Duft. Wäre auch zu einfach gewesen. "Hallo Zitronengras", sprach sie ausversehen ihre Gedanken laut aus.
    "Ich...ehem....ich meine...", die Parfumeurin räusperte sich kurz, fing sich wieder und setzte ein freundliches Lächeln auf. "Wie kann ich Euch helfen?"

  • Neben Zandhros materialiserte sich seine kleine Schattenfee, lautstark kichernd. "Zitronengras? Das find ich gut..." Zandhros schaute etwas skeptisch in Richtung seiner kleinen Begleiterin auf seiner rechten Schulter. "Ja, nun, ich heisse nicht Zitronengras, sondern Zandhros. Und was ich suche? Ich weiss es noch nicht aber ich mag schöne frische Düfte. Habt Ihr da etwas, etwas für mich. Selbst ein Zauberkundiger wie ich geht ein weng mit der Mode."

  • Chavariya warf der Fee einen interessierten Blick zu und wandte sich dann an ihren Kunden. "In Mode ist gerade eher die blumige Note." Die Parfumeurin musterte Zandhros abschätzend. "Aber ich nehme an Ihr bevorzugt einen leichteren Duft." Sie ging auf ein Regal auf der rechten Seite des Raumes zu und nahm ein halbes dutzend Fläschchen heraus. "Vielleicht etwas bitter"; murmelte sie während sie das erste Fläschchen öffnete und die anderen auf einem kleinen Tisch abstellte. Sie tröpfelte etwas von der Flüssigkeit auf ein weißes Tuch und reichte es dem Mann. "Dieser ist zur Zeit sehr beliebt bei jungen Männern. Nicht zu schwer und ein wenig herb, durch die Kräuter."

  • Zandhros nickte zustimmend. "Ich bevorzuge für mich selber einen frischen, belebenden Duft." Er schnupperte testend an dem vorgeschlagenen Duft. Es roch nicht übel aber es war nicht das, was Zandhros wollte. "Hmm habt Ihr noch andere Düfte in der Richtung? Ich hatte mal einen Duft, der war, hmm, ja minzig frisch und er hielt recht lange."

  • Chavariya überlegte kurz, musterte den Mann noch einmal und nickte dann knapp. Sie hob einen Zeigenfinger, wie um zu sagen er solle einen Moment warten und ging dann zu ihrem Tisch, um die Schublade aufzuschließen. Die Parfumeurin kniete sich davor hin, öffnete sie und nahm mit beiden Händen behutsam ein kleines, reichverziertes Kästchen heraus. Nachdem sie es auf dem Tisch abgestellt hatte, schlug sie den Deckel auf und pickte mit Daumen und Zeigefinger eines der winzigen Fläschchen heraus. Damit ging sie zu Zandhros zurück und lächelte zufrieden. "Es ist etwas speziell", begann sie stockend, " aber ich denke es ist das, was Ihr sucht. Frisch und belebend auf jeden Fall." Sie löste den Verschluss und streckte die freie Hand aus. "Bitte reicht mir Eure Hand. Ich muss wissen, ob sich der Duft mit dem Euren verträgt."

  • Zandhros hob neugierig und skeptisch die rechte Augenbraue aber er tat wie ihm geheißen und hielt die Hand hin. Jetzt war doch mal gespannt, was für ein Wunderdüftchen in dieser kleinen Flasche war. Er vermutete eine magische Verstärkung, die sich mit seiner Aura eventuell verbinden würde. "Gut, dann laßt das Düftchen wirken. Ich bin wahrlich neugierig!"

  • Chavariya träufelte ein wenig der Flüssigkeit auf sein Handgelenk und verharrte einen Moment mit geschlossenen Augen. Nicht um sonst war sie die Schülerin einer Nymphe gewesen. Ihr Gegenüber sah zwar nicht aus, als hätte er einen sehr anspruchsvollen Geschmack, aber doch so, als könne er den Preis dieses sehr eigenen Duftes schon eher aufbringen als ihre übliche Kundschaft. Sie wartete, bis sich der Duft mit dem seinen verbunden hatte und deutete dann ein Nicken an. Es passte sogar noch besser zueinander als sie erwartet hatte, beinahe perfekt. Die Parfumeurin lächelt Zandhros auffordernd an, damit er sich selbst davon überzeugte. Schon jetzt breitete sich der Geruch nach Orange und Nachthyazinth im Raum aus und umschmeichelte ihre Sinne. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Magier keinen Gefallen daran fand.

  • Auf Zandhros Schulter räkelte sich das kleine, geflügelte Wesen, sichtlich angetan von dem Geruch, herum. Zandhros schaute ein wenig irritiert, lächelte aber dann verstehend. Er brauchte nicht weiter im Sortiment der Händlerin der Düfte zu suchen. Die Entscheidung war ihm von seiner langjährigen Begleiterin und Freundin abgenommen worden. "Ein vortrefflicher Duft, den nehme ich ich sehr gerne." Zandhros sah fragend die Besitzerin des Ladens an und wartete darauf, dass sie einen Preis nannte. Vielleicht mußte er ja sogar feilschen.

  • Chavariya lächelte zufrieden und schritt langsam um den Tisch herum, auf dem ihre Kasse stand. Sie stellte das Fläschchen ab, zog eine Schublade auf, in der sie wieder einen Moment kramte, bevor sie ein kleines Holzkästchen heraus nahm und das Parfum hineinlegte. Behutsam legte die Parfumeurin es ab und schob es in die Richtung des Magiers.
    Sie musterte ihn noch einmal mit funkelnden Augen. "Nun....", begann sie nachdenklich und strich mit der Fingerspitze über die Tischplatte. "Es ist wirklich ein sehr kostbarer Duft und ich muss zugeben.....es ist selten, dass sich einer meiner Kunden dafür entscheidet. Da habe ich mir über den Preis noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Die Frage wäre wohl eher....was Ihr bereit wärt dafür zu zahlen?!" Chavariya`s Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefem Lächeln und sie blickte Zandhros erwartungsvoll an.

  • "Nun ich dachte eigentlich, Ihr nennt einen Preis und wenn er mir zu hoch erscheint, erzähle ich euch eine Leidensgeschichte von meinen zwei Frauen und den fünf Kindern, die mein Erspartes regelrecht auffressen. Dann nenne ich Euch eine Summe, die ich zahlen würde, worauf Ihr ganz entrüstet auf die Qualität Eurer Waren hinweist und wie kostbar der Duft ist und wie ich es überhaupt wagen könnte, so wenig Geld für eure Arbeit zu zahlen. Dieses Spiel zieht sich einie Minuten dahin, bis wir uns auf einen Preis einig geworden sind, der uns Beiden paßt. Allgemein als Feilschen bezeichnet." Zandhros lächelte. "Aber keine Angst, ich bin Heute nicht in der Stimmung um eine lange Schlacht voller Feilscherei hinter mich zu bringen. Die Stunden in der Schule der Zauberei waren hart genug und meine Begleitung will langsam nach Hause." Er deutete auf die kurz sichtbar gewordene kleine Frau auf seiner linken Schulter. Ja, ihr Kunde war ein Zauberer. "Also ich denke, für diesen Duft zahle ich Euch drei Goldseesterne, aber auch nur weil einen leichten Hauch von Magie verströmt. Sind wir uns Einig?" Bei diesen letztenWorten veränderten sich kurz die Augen des Zauberers. Sie waren für einen Augenblick komplett Schwarz wie die Nacht, nur um im nächsten Augenblick wieder völlig normal zu wirken.

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