Ein geheimnisvolles Treffen

  • Oder wollt ihr Wahrheiten, Tatsachen und kühle berechnende Fakten, die den ganzen Abend zerstören würden und an denen ihr euch nebenbei vielleicht die wundervollen Finger verbrennt? Was wollte er damit nur sagen? Shiya musterte den geheimnisvollen Mann aufmerksam und überlegte, was er mit diesen Worten hatte ausdrücken wollen. Er hatte die ganze Zeit über in Rätseln gesprochen, hatte die Cath'shyrr in seinen Bann gezogen und ihre Neugierde geweckt. Doch nun begann sie dieses Spiel zu nerven. Sie hasste es, dass dieser Mann die Kontrolle über sie hatte, ja, sogar eine gewisse Macht besaß, da sie nun nicht mehr gehen würde - egal was er noch tat oder sagte, denn sie war viel zu gefesselt von ihm. Und Shiya hasste sich dafür, dass dem so war. Warum konnte er ihr nicht ein Mal, nur ein enizges Mal, eine ehrliche Antwort geben und ihr nicht immer ausweichen?


    Shiya kniff die Augen zusammen und funkelte den Menschen an, als dieser sich erhob und ihr ein weiteres Mal so nah kam. Dieses Mal zuckte sie nicht zusammen, saß aber dennoch ein wenig angespannt da und starrte ins Leere. Das, was er nun sagte widersprach dem zuvor Erwähnten. Vorhin hatte er gesagt, an der Wahrheit würde sie sich womöglich verbrennen und nun sollte sie ihn blass und fade erscheinen lassen? Er wusste offensichtlich nicht, wie er sie noch länger hinhalten konnte und das wiederum gefiel Shiya. Als er sie dann noch küsste, nahm sie es hin. Und obwohl sie es nicht wollte, genoss sie auch diese Geste des Fremden. Warum nur faszinierte er die Cath'shyrr so? Sie hatte keine Erklärung dafür, konnte sich nicht vorstellen, was er verbarg, wie diese gefährliche Wahrheit aussehen könnte. Es reizte sie jedoch nun noch mehr, es herauszufinden.


    Als der Mann plötzlich verschwand, sah Shiya sich um wohin, doch sie konnte ihn nicht mehr sehen. Ihr Herz schlug schneller, da sie nicht wusste, was er vor hatte. War er gegangen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Und da erschien er bereits wieder in ihrem Blickfeld, hielt einen Teller in der Hand. Shiya drehte sich rasch um, schloss kurze Zeit die Augen und atmete tief ein und aus. Sie wollte ruhig und gelassen wirken, wenn er wieder zurückkehrte und das schaffte sie.


    Als er sich gesetzt hatte, bestaunte sie die Leckereien auf dem Teller. Der Fremde wusste jedenfalls wie man Cath'shyrr verwöhnte. Shiyas Augen leuchteten, als sie über all die Früchte blickten und sich letztendlich für eine davon entschieden. Sie griff nach ihr, tauchte sie noch ein wenig in Honig und biss genüsslich hinein. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie so hungrig gewesen war, doch als sie die süße Sünde in ihrem Mund schmeckte, konnte sie nicht anders, als sich direkt die nächste zu nehmen. Als sie einige verschlungen hatte, besann sie sich wieder auf ihre guten Manieren und lächelte entschuldigend.
    "Irgendwann, nein, bald, werdet Ihr es mir verraten müssen! Alles!" Ihre Worte hatten tatsächlich einen drohenden Unterton.


    Und nun war es an Shiya sich zu erheben und um den Tisch herumzugehen. Ihre linke Hand legte sie sanft auf seine Schulter während sie sich vorbeugte und eine weitere Frucht vom Teller nahm, sie langsam in Honig tauchte und sie letztendlich dem Fremden vor den Mund hielt. Die süße Flüssigkeit berührte seine Lippen, doch als er zubeißen wollte, zog Shiya sie wieder zurück und aß sie selber.


    "Oder wollt Ihr Euch etwa dem Willen einer Cath'shyrr widersetzen? Das würde ich Euch nicht raten." Shiya erhob sich wieder und ging unendlich langsam wieder zu ihrem Platz zurück. Dabei umspielte ein zuckersüßes Lächeln ihren Mund, als sie sich setzte und eine weitere Frucht nahm. Ihre Augen ruhten auf dem Unbekannten.

  • Vanathor hatte bemerkt, dass das Spiel vorbei war, die Cat'Shyrr war seiner Ungenauigkeit überdrüssig geworden. Seine Augen glommen in kaltem Feuer und für einen Moment kam sein Erbe durch, seine Körperhaltung und der Gesichtsausdruck strahlten unmittelbare Gefahr, aber auch unbändige Kraft und Willenskraft aus.


    "Ihr seid euch sicher, das ihr das wollt, denn wenn nicht, gibt es kein Zurück mehr. Jetzt habt ihr die Chance."


    Er war sich sehr sicher, das genau dieser Wandel sie vollständig in seinen Bann geschlagen hatte, und erwartete mit Vorfreude ihren neugierigen Blick und ihre Zustimmung. Wieviel würde er ihr verraten können, ohne zuviel zu sagen, wieviel war genug, man mußte sehen.

  • Shiya musste schlucken, denn ihr entging das Feuer in den Augen des fremden Mannes keineswegs. Oder hatte sich nur ein Licht in ihnen gespiegelt und sie gefährlich schimmern lassen? Nein, es war Feuer gewesen, dessen war sie sich sicher. Was für ein Mann, schoss es der Cath'shyrr bewundernd durch den Kopf, doch dann breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie hatte es geschafft, er würde ihr etwas erzählen. Bestimmt nicht alles, dafür genoss er seine geheimnisvolle Art viel zu sehr, aber er würde ihr zumindest so viel erzählen müssen, dass ihre Neugierde befriedigt wäre. Mit weniger würde Shiya sich nicht zufrieden geben.


    Und so lehnte sie sich ein bisschen nach vorne und nickte eifrig. "Kein Zurück. Ich will alles wissen!" Nun glomm in ihren Augen das Feuer der Neugierde. Sie war äußerst gespannt, was der Mann ihr nun offenbaren würde und sie hatte keinen Augenblick Zweifel daran, dass es ihr Interesse womöglich nicht wecken konnte. Dieser Mann war niemand, der nur so tat, als habe er ein gefährliches Geheimnis um interessant für Frauen zu sein. Seine gesamte Art war ein Geheimnis und es musste ein unheimlich beeindruckendes sein.

  • Vanathor lehnte sich zurück und verschänkte die wohlgeformten Arme vor der Brust, wie auf Befehl oder als ob es geplant wäre, verschwand sein gesicht bis auf die Partie um den Mund blieb vom flackernden, warmen Licht der Kerze auf dem Tisch erleuchtet. Shiya wußte dennoch genau, wo seine augen waren, denn die Sprenkel in ihnen glühten wieder wie kleine Flämmchen, aber jetzt nicht nur weil sie so hell in seinen dunklen Augen waren, nein, sie glühten wirklich und zeigten ihr seinen Blick aus dem Dunkel heraus in Ihre Augen.


    "Wo fange ich an mit meiner 'Beichte'?" sein Mund verzog sich zu einem gewinnenden Lächeln


    "Ich bn nicht was ich zu sein vorgebe, das habt ihr schnell herausgefunden. Ich bin kein Händler und kein einfacher Bürger, der gerne einmal großspurig auftritt. Ich bin der Sohn einer adeligen Familie. Ich glaube, soweit wart ihr auch schon, nicht wahr hübsche Frau."


    Er zwinkerte ihr zu und lächelte wieder.


    "Warum ich mich hier mit euch getroffen haben entsprach jedoch der Wahrheit. Ihr gingt mir nicht mehr aus dem Kopf, seit ich euch das erste Mal erblickte. Das war neu, oder? Ich würde euch wirklich gerne in den Hallen des Schwertes begegnen. Nur um zu wissen ob ihr das haltet, was eure Haltung und euer Auftreten versprechen und keine Sorge, ich werde schon nicht verletzt."


    Er schloss kurz die Augen, hob den Arm um eine Bedienung an ihren Tisch zu rufen und sah Shiya dann wieder an, vorgebeugt, so dass der Effekt seiner Augen wieder ein wenig seiner Wirkung verlor.


    "Nun seid ihr dran, Warum trefft ihr euch mit einem Wildfremden Mann an einem Ort den ihr nicht kennt, ich hätte sonstwer sein können, Sucht ihr etwas? Vielleicht etwas," Er lehnte sich vor, und seine gefährliche Ausstrahlung war wieder sehr stark und seine Augen brannten erneut vor den Ihren," etwas dass ihr hofftet bei mir zu finden, immerhin, Ihr wisst nun den Anfang...!"

  • Beichte. Ja, das gefiel Shiya. Sie lächelte zufrieden und machte damit beinahe dem gewinnenden Lächeln des Fremden konkurrenz. Sie nahm noch eine der köstlichen Früchte während sie zuhörte, was der Mann nun von sich preisgab. Er war also der Sohn einer Adelfamilie. Ja, das hatte sie geahnt, aber warum hatte er sich als einfacher Händler ausgegeben? Es war keineswegs eine Schande einer reichen, wohlhabenden Familie anzugehören. Im Gegenteil, mit dieser Wahrheit würde er doch ebenso viele Frauen beeindrucken und verführen können wie durch seine geheimnisvolle Art. Warum also machte er sich solche Mühe? Machte es ihm Spaß mit anderen, mit den Frauen zu spielen? Wahrscheinlich.
    Shiya hoffte, dass er ihr noch Weiteres offenbaren würde, doch dem war nicht so. Unwillkürlich verzog Shiya das hübsche Gesicht. Verdammt, wie konnte sie ihn nur dazu bringen mehr zu verraten? Nun, er war kein Händler, seine Absichten ihr gegenüber schienen jedoch aufrichtig. Aber dennoch hatte Shiya das Gefühl, dass sich noch weitaus mehr versteckte hinter dieser angenehmen, charismatischen Fassade. Was verbarg der Mensch nur? Und was würde sie nur in den Hallen des Schwertes erwarten? Ihre Neugierde war so groß, dass sie sich bereits ein wenig in Wut und Ungeduld zu kippen drohte. Aber die Cath'shyrr schluckte ihren Unmut hinunter und aus ihrem Gesicht sprach Ruhe und Gelassenheit. Sie würde es schließlich nicht riskieren wollen, dass er sich gänzlich verschloss und ihr nichts mehr verriet, womöglich sogar ging. Also biss Shiya die Zähne zusammen und versuchte sich auf seine weiteren Worte zu konzentrieren.


    Sucht Ihr etwas? Sie horchte auf und zog die Augenbrauen skeptisch zusammen. Warum stellte er ihr eine solche Frage? Wusste er etwas über ihre Vergangenheit? Shiya versuchte sich daran zu erinnern, ob sie nur ein Wort verloren hatte über ihren Wunsch oder ihre Vergangenheit, die im Dunklen lag. Sie hatte es nicht, dessen war sie sich sicher. Also warum fragte er sie dann? Hatte er etwas damit zu tun, dass sie nun hier unter dem Meer war und nicht wusste, wie sie wieder an die Oberfläche würde gelangen können? Ach, das kann nicht sein. Shiya schüttelte den Kopf und schloss kurz die Augen, um ihre Gedanken zu ordnen. Was suchte sie? Antworten, warum sie hierher gekommen war. Antworten, wie sie wieder an die Oberfläche und ihre Heimat gelangen könnte. Aber warum ging er nur davon aus, dass sie diese Antworten oder gar Hilfe bei ihm erwartet hatte? Hatte sie das? Shiyas Kopf begann zu schmerzen, denn sie wusste nicht was sie nun tun sollte. Sie war zu stolz, um ihm von ihren Sorgen und Wünschen zu erzählen, aber noch immer war die Wut in ihrem Bauch und so konnte sie nicht still sein und ihm nicht antworten.


    Also sah sie den Menschen trotzig an und sagte schnippisch: "Ja, ich suche etwas. Etwas, dass Ihr mir jedoch nicht zu geben vermögt! Oder seid Ihr in der Lage die Insel wieder an ihren eigentlichen Platz zu bringen und den Fluch aufzuheben, damit ein jeder wieder den blauen Himmel sehen kann?" Shiya lachte, doch es zeigte keine Freude. Sie hatte eigentlich keinerlei Abneigung gegen Nir'Alenar und doch fühlte sie sich gefangen. Wie albern, hatte sie doch auch an der Oberfläche keine Verbindung mehr zu ihrer Familie gehabt. Aber würde sie irgendwann den Drang verspüren, ihre Heimat wiederzusehen, so wäre sie dazu nicht in der Lage.
    Shiya hob den Kopf und starrte den Fremden an. Ihr Blick lag zwischen Wut auf ihn, Hass auf sich selbst und der Hoffnung, dass er nun etwas sagen würde, was ihr Zuversicht geben würde.


    Und in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie voreilig gehandelt hatte. Womöglich war seine Frage auf etwas anderes gezielt gewesen und nun hatte sie sich verraten. Aber ihre Worte konnte sie nicht zurücknehmen, sie waren unwiederbringlich ausgesprochen und Shiya konnte nur auf die Reaktion des geheimnisvollen Mannes warten. Sie atmete tief ein und wieder aus, um sich selbst zu beruhigen. Was hatte sie schließlich schon zu verlieren?

  • Das war es, sie war verbittert, gefangen, eine Katze gefangen in einem Käfig. In seinem Kopf bildete sich das Bild einer Grosskatze die unruhig auf und ab ging und die durch die Gitterstäbe nach aussen sah. Er musste verständnisvoll lächeln, was seine augen wieder brennen ließen. Wo konnte er ansetzen.


    "Hm, ihr wollt gerne den blauen Himmel wieder sehen ud die frische Luft riechen, nicht unter der Kuppel den Fischen beim schwimmen zusehen. Ich kenne das Gefühl, versuche ich doch selbst es in den Hintergrund zu drängen.Doch, ihr könnt mir glauben, vielleicht habe ich deswegen immer an euch denken müssen, weil ich bemerkte, dass wir einen gemeinsamen Wunsch haben. Ich weiß aber, dass das nicht geht, wollt ihr euch gegen Götter auflehnen? Wenn wir eine Möglchkeit hätten den Fluch zu brechen, glaubt mir, ich würde alles tun."


    Er sah sie an, nippte erneut an seinem wein und gab ihr nicht das Gefühl, sie hätte etwas falsche gesagt, er griff mit seinen Händen, nachdem er den Kelch wieder abgestellt hatte nach den ihren die auf dem Tisch lagen um ihr ein wenig die Unsicherheit zu nehmen die sie offensichtlich verspürte.

  • Er hegte also den gleichen Wunsch wie sie selbst? Tat er das tatsächlich oder wollte er lediglich ihr Vertrauen gewinnen? Shiya kniff misstrauisch die Augen zusammen. Sie wusste noch immer nicht viel über den fremden Mann, konnte nicht ahnen oder gar wissen, ob er nun die Wahrheit sprach oder nicht. Aber welchen Grund sollte er haben Shiya anzulügen? Um dich um den Finger zu wickeln, gesprächiger zu machen, antwortete eine argwöhnische Stimme in ihrem Kopf. Doch darüber konnte sie nicht lange nachdenken, denn als der Fremde auf die Götter zu sprechen kam, musste die Cath'shyrr lachen.


    Spöttisch antwortete sie: "Gegen die Götter auflehnen? Ich? Das würde ich nie tun." Ihre Worte waren voller Ironie, war es doch genau das, was sie in ihrer Kindheit getan hatte - jetzt wollte sie wieder an die Oberfläche und würde womöglich auch erneut den Zorn der Götter riskieren, auch wenn sie wusste welche Konsequenzen das haben konnte.


    Shiyas Gedanken begannen um die Götter zu kreisen, um den längst vergangenen Krieg, welcher der Auslöser für das Versinken Beleriars war. Der Krieg zwischen Narion und Eriadne. Eriadne war es die schließlich die Insel versenkte. Dieser Gedanke versetzte Shiya einen Stich und plötzlich war sie wütend auf diese Göttin, von der sie im Grunde nicht sehr viel wusste. Doch welchen Grund hatte es für ihr Handeln gegeben? Eine Strafe, die bis in alle Ewigkeit dauern sollte? Eine Strafe, die auch die traf, die zu dieser Zeit nicht einmal gelebt hatten?


    Die Cath'yhrr sah ihrem Gegenüber fest in die Augen und erwiderte leichthin: "Und zudem: gegen welche Götter? Nur eine verdient es sich gegen sie aufzulehnen, denn nur eine hat uns dieses Schicksal beschehrt."
    Sie wusste, dass ihre Worte voller Naivität waren, denn Shiya wusste so wenig über den Krieg oder die beteiligten Götter. Und doch tat es gut einmal ihre Wut auf nur eine Person zu richten. Ihr war bewusst wie gefährlich ihre Worte waren, aber sie spürte einige Erleichterung mit einem Fremden darüber zu reden. Womöglich machte die Anonymität sie leichtfertig, mutiger. Vielleicht war auch der Wein schuld.


    Ihre Hände hatten sich kurze Zeit verkrampft, was er natürlich bemerkt haben musste. Jetzt, wo sie diese Worte gesprochen hatte, entspannte Shiya sich wieder. Mit großen Augen betrachtete sie den Fremden. Was er nun wohl von ihr dachte? Wenn er selbst den Wunsch hatte, den Fluch aufzuheben, so musste er ihre Gedanken zumindest verstehen, wenn nicht sogar teilen.

  • Vanathor sah Shiya bei ihren ausführungen ganz besonders angestrengt in die Augen um herauszufinden, ob sie es ernst meinte, oder nur nach seinem Mund sprach, doch auch ihre Augen waren von einem Leuchten erhellt, das allen Zweifel ausräumte. Shiya, diese zarte Person vor ihm war voller Wut. Noch unkanalysiert und auf alles in ihrer ohnmacht auf die eizige Göttin, die man in Nir'Alenar besser nicht beschimpfte, weil es niemals ungehört blieb. Sein Blick wandte sich ohne nachzudenken genau in die Richtung in der Elerias Turm war und fixierte durch die Wände hindurch, als könnte er es sehen ihren Balkon und ihre Wohnstatt, dann drehte er sich in Gedanken wieder zu Shiya um.


    "Eure Gedanken und wünsche sind bei niemandem besser aufgehoben als bei mir meine Liebe," umschmeichelte seine Stimme, plötzlich ganz sanft, ihre Ohren, "Ich weiß tatsächlich was ihr fühlt, wie ihr fühlt und ich versichere euch, ich fühle ebenso. Wir wurden betrogen, uns wird etwas vorenthalten, wir werden für etwas bestraft, das wir nicht mit verantwortet haben. Ihr, die ihr nichtmal hier geboren seid, wie ich es aus unserem Gespräch zu entnehmen mir herausnahm trefft es noch schlimmer, ihr könnt nicht wieder zurück und seid hier gefangen. Lasst uns darauf trinken nicht alleine zu sein und uns gefunden zu haben und vielleicht können wir uns gegenseitig helfen."


    Er erhob das Glas mit dem blutroten Wein und hielt es Shiya zum Anstossen hin, während er mit der nadern Hand die ihre immer noch hielt und sanft den daumen über ihren Handrücken streichelte.

  • Shiya hatte das Gefühl als spreche der Fremde ihre eigenen Gedanken und Gefühle aus. Alles was er sagte, entsprach ihren eigenen Empfindungen und die Cath'shyrr begann noch einmal zu zweifeln, ob er all dies nur sagte um ihr Vertrauen zu gewinnen - aber woher sollte er ihre Gefühle kennen? Er konnte bestimmt einiges erraten, doch bestimmt nicht alles, sodass sie den Eindruck hatte, er spreche aus ihrem Herzen.


    So starrte Shiya den Mann an und wusste nicht was sie sagen sollte. Sie wusste nicht einmal, was sie fühlen sollte. Angst, Freude, Misstrauen? Aber was spielte das für eine Rolle? Sie wusste, dass sie seinen Worten glauben schenken wollte. Und egal was ihr Verstand ihr riet: sie würde bleiben und ihm weiter zuhören. Denn es würde ihr einige Zeit Zuversicht schenken, dass es noch andere gab, die ihre Gefühle teilten. Sie konnte für einen Augenblick daran glauben können, dass es eine Möglichkeit gab etwas zu ändern. Und diese Möglichkeit würde Shiya nicht ungenutzt verstreichen lassen.


    Also nahm sie mit ihrer freien Hand ihren Becher und stieß mit dem Unbekannten an, dabei sah sie ihm fest in die Augen. Nachdem sie einen Schluck Wein genommen hatte, schenkte sie ihm ein aufrichtiges Lächeln.
    "Und wie könnten wir uns gegenseitig helfen? Was habt ihr mir zu bieten, was ich nicht selber tun könnte?"
    Bei ihren eigenen Worten hatte Shiya einmal mehr das Gefühl, dass dieser Mann etwas sehr Wichtiges vor ihr geheim hielt und sie war fest entschlossen dieses Geheimnis zu lüften. Denn wer konnte einer Cath schon widerstehen?
    Mit einem Zwinker fügte sie noch an: "Es muss schon etwas sehr Bedeutendes sein, um eine Cath'Shyrr zu beeindrucken. Und um ihr wirklich zu helfen."

  • "Auf eure Frage muss ich mit einer Gegenfrage antworten, schöne Frau!"


    Er beobachtete sie einen Moment, zog diesen Moment in die Länge. Sein Gesicht wurde ernst, von einem inneren Lechten erhellt. seine augen brannten erneut in einem inneren Feuer das niemlas zu erlöschen schien. Ein sicheres Zeichen, das in diesem Moment, als sei eine Tür geöffnet und eine andere geschlossen, das Vorgeplänkel beendet war. In seinem Gesicht zeigte sich immernoch das interesse an Shiya als Person, als Frau, dass sie beide doch hierher gebracht hatte, doch es war aufgrund der wichtigkeit dieser Frage für vanathor in den hintergrund getreten.
    Dann fragte er leise.


    "Wie weit würdet ihr gehen?"

  • Wäre Shiya nicht bewusst gewesen, wie ernst und bedeutend die Situation, das Gespräch geworden war, hätte sie gelacht. Schon wieder wich er aus - eine Gegenfrage, schon wieder! Wie oft hatte dieser Mann an diesem Abend ihre Fragen geschickt umgangen? Normalerweise wäre die Cath'shyrr schon längst wütend geworden, ungeduldigt und vielleicht sogar beleidigend. Womöglich wäre sie bei jedem anderen bereits gegangen.


    Aber hier saß dieser geheimnisvolle Mann, der sie wie kein anderer in seinen Bann zu ziehen vermochte. Und er hatte angedeutet, dass er ihr helfen konnte. Womöglich waren dies nur leere Worte, aber Shiya nahm sie begierig auf und wollte so sehr daran glauben. Und dann die Frage, wie weit sie gehen würde. Ja, wie weit würde sie gehen? Was würde sie tun, was alles geben, um ihre Ziele zu erreichen?


    Alles!


    Warum auch nicht? Sie hatte nichts und niemanden zu verlieren. Außer vielleicht ihre Freiheit - aber inwiefern war sie hier unter der Kuppel überhaupt frei? Eigentlich überhaupt nicht... Das war es ja, was sie störte. Natürlich war Beleriar groß und bisher hatte sie nichts gesehen, außer Nir'alenar. Aber allein der Gedanke, dass es diese Kuppel, diese unüberwindliche Grenze, gab, die den wirklichen Himmel für immer unerreichbar erscheinen ließ, machte Shiya wütend.


    Ihre gelb leuchtenden Augen fixierten die dunklen Augen des Fremden, ein wenig nachdenklich, aber auch fest entschlossen blickte sie ihn an. Er hatte ihr Hoffnung gegeben, dass es doch nicht allzu unmöglich war. Und wenn er sie zum Narren halten sollte, um sich auf ihre Kosten zu amüsieren, dann würde er den wahren Zorn einer Cath'Shyrr schon zu spüren bekommen!


    Nach dieser langen Pause, die Shiya gar nicht so lange erschienen war, antwortete sie endlich: "Wie weit ich gehen würde, wollt Ihr wissen?" Dann beugte sie sich noch weiter nach vorne und zischte flüsternd: "Alles würde ich tun!" Ihre Augen funkelten dabei wild entschlossen und niemand würde auf die Idee kommen, dass sie ihre Worte nicht ernst meinte.
    Dann lächelte sie schief und fügte noch hinzu: "Also, was wollt Ihr von mir? Und was bietet Ihr mir als Gegenleistung?"

  • Vanathor sah kurz auf die Tischplatte, er hatte gewonnen. Er sah wieder auf, fixierte sie erneut, dann goss er ihr von dem vorzüglichen Wein in ihren Kelch und schob ihn ihr entgegen.


    "Was ich will? Ich sage es euch. Ich will euch! Ich will eure Begeisterung für eine Sache, die ihr dachtet verloren zu haben. Ich will eure Aufopferung für ein Ziel, von dem ihr nie mehr träumtet es zu bekommen. Ich benötige eure Verbundenheit mit eurem Traum um euch diesem näher zu bringen und ich brauche euren Willen etwas zu tun, das von anderen vieleicht als falsch angesehen wird. Werdet ihr das machen? Werdet ihr diesen Schritt tun?
    Denn als Gegenleistung bekommt ihr die Verbindungen die ihr benötigt um Dinge zu erreichen die ihr alleine nicht schafft. Ihr bekommt Verbindungen zu Leuten die genauso denken wie ihr. Ihr werdet Veränderung erleben und daran mitarbeiten, Veränderungen von denen ihr alleine nicht geträumt hättet und ich biete euch einen Sinn in diesem Spiel."


    Seine Augen brannten, sie reflektierten das Herdfeuer, als wäre dieses in ihnen gefangen, das erste mal seit beginn dieses Gespräches, war Vanathor ehrlich, offen, ohne Hintergedanken, er ließ erkennen, dass er nicht nur Mensch war. Er erschien Größer als er vorher war, erhabener, offenbarte seine Herkunft!


    "Ich kann es euch anbieten ich habe die Macht dazu euch dieses Geschenk zu machen, wenn ihr zugreift, denn ich habe den Glauben der Gemeinde Narions hinter mir, ungebrochen, denn ich bin Narions Sohn!"


    Er hatte leise gesprochen, der Nachbartisch hatte nichts mitbekommen. Doch die eindringlichkeit seiner Stimme getragen von der Kraft seiner Abstammung war bis ins Mark zu spüren.
    Er begab sich auf dünnes Eis sich so zu präsentieren, doch er hielt es für den richtigen Moment.

  • Er will mich? Meine Begeisterung? Shiyas Gedanken überschlugen sich als ihr Gegenüber seine flammende Rede hielt und seine Worte sie in seinen Bann zogen.
    Doch was sollte sie mit Verbindungen zu Fremden? Stets war sie Einzelgängerin gewesen, war nicht angewiesen auf die Hilfe anderer, musste sich immer nur auf sich selbst verlassen und niemandem vertrauen. Und nun bot dieser geheimnisvolle Mann ihr dies als Gegenleistung? Etwas, das sie eigentlich nie gewollt hatte?
    Aber er versprach ihr mit dem was er sagte, dass sie ihrem Traum näher kommen würde. Und letztendlich konnte niemand Shiya die Freiheit nehmen, selbst zu entscheiden. Sie würde immer die Möglichkeit haben zu gehen, wenn es ihr nach dem Sinn stand. Freiheit war doch das wichtigste in ihrem Leben und sie beschloss diese nie ganz aufzugeben auch wenn sie sie womöglich zunächst verlor, indem sie sich mit diesem Mann einließ.


    Und ein "Sinn in diesem Spiel" - dieser Gedanke reizte sie außerordentlich. Der Fremde bot ihr eine Aufgabe, einen Sinn in ihrem Leben, den sie mit ihrem eigenen Ziel würde verbinden können.


    Aufmerksam betrachtete die Cath'shyrr den Mann und hört ihm weiter gespannt zu. Doch mit dem, was er nun sagte, hatte Shiya nicht gerechnet. Hatte er soeben gesagt, er sei Narions Sohn? Narion... Dieser Name hallte in ihrem Kopf wider und formte langsam ein Gefühl der Furcht. Nie wollte sie sich mit Göttern einlassen. Im Grunde verabscheute Shiya sie doch.


    Aber Narions Sohn saß ihr gegenüber und sagte ihr die Dinge, die sie so gerne hören wollte, machte ihr die Versprechungen, die sie so gerne glauben wollte. Shiya atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus, blickte dem Sohn Narions dabei ruhig in die Augen. Dieser ruhige Blick täuschte jedoch, denn im Inneren war sie unsicher und aufgewühlt, wusste nicht, was sie nun erwidern sollte.


    Also entschied sie sich zunächst für eine einfache Frage: "Narions Sohn wollt ihr sein? Ich habe noch nie etwas von einem Sohn gehört. Woher also soll ich wissen, dass Ihr mich nicht zum Narren haltet?"


    Dann kam Shiya ein weiterer Gedanke: "Und wenn Ihr tatsächlich Narions Sohn seid und ich mich auf Eure Seite schlage, was, wie ich zugeben muss, äußerst verlockend wäre, was genau wären meine Aufgaben? Was würdet Ihr von mir verlangen? Meine reine Begeisterung bringt wahrscheinlich keine Wunder hervor."

  • Vanathor lehnte sich zurück, weg vom Tisch, die Hände unter seinem Kinn gefalltet, den Kopf und den Oberkörper in dem Schatten so dass alles was noch zu sehen war die Augen waren, die brannten. Wortwörtlich brannten, seine Iris leuchtete erhellt durch die feurigen, umhertanzenden Sprenkel in der farbe eines lodernden Feuers. Er wurde ruhig, sah sich Shiya an, musterte sie und sagte kein Wort. Dann hörte sie ihn kurz luft holen um zu sprechen.


    "Ich möchte euch, euren Glauben daran, dass sich etwas ändern kann. Euer Vertrauen auf das ziel und die Gemeinschaft die sich sammelt und weiter möchte ich nichts. Vielleicht bitte ich euch das ein oder andere Mal mir einen gefallen zu tun, doch seid ihr nicht verpflichtet etwas zu machen. Ihr habt die letzte Wahl, denn ist es nicht genau dass, was uns vorenthalten wird hier? Unsere Wahlmöglichkeit, frei zu wählen, ob ich hier bleiben möchte oder zurück an die oberfläche gehe. Ich werde nicht den gleichen Fehler machen und für euch entscheiden und genau diese Freiheit will euch mein Vater auch geben."


    Er ließ die Worte sacken und wartete, weiterhin im Schatten auf ihre Erwiderung.

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