Treffen am See

  • Es war angenehm erfrischend. Den ganzen Tag war er schon in der Sonne gewandert, da bot ihm der See eine hervorragende Abwechslung. Argon schwamm schon seit einer halben Stunde im See. Auch wenn das Wasser etwas kalt war, war es doch genau das richtige um das Wetter voll zu genießen. Oben die Sonne und um mich herum das Wasser, was könnte besser sein. So im Gedanken zog Argon seine Bahnen über den See. Okina war allein unterwegs, wo wusste er nicht genau. Sie hatte sich als Falke aufgemacht und Argon genoss zur Abwechslung auch mal das allein sein. Wenn sie ihn brauchen würde, würde sie ihm das wissen lassen. Daher machte er sich auch keine Sorgen um sie. Bei einem so guten Wetter konnte es ihr auch nur gut gehen. Er schwamm nun seine letzte Bahn und kam dem Ufer wieder näher. Sein Bogen lag am Ufer unweit von seinem Pfeilköcher. Das Baumharz das den Bogen fast komplett überzogen hatte ließ ihn nicht nur biegsam werden, sondern auch leicht in der Sonne funkeln. Argon kam dem funkeln näher, Zug um Zug. Eigentlich schade schon wieder aus dem Wasser heraus zu müssen, aber er konnte ja nicht ewig drin bleiben. Da hätte er schon als ein Geschöpf des Wassers und nicht des Waldes geboren sein müssen. Es hat halt alles seine Vor- und Nachteile. Ebenso wie es seine Vorzüge hat als Wolf rum zulaufen, hat es doch auch so seine Nachteile. In seinem schwarzen Fell wäre ihm sicherlich etwas wärmer gewesen. Angekommen. Argon stieg aus dem Wasser und zog sich sein Oberteil, dass einer grünen Scherpe glich, wieder an, nahm seinen Umhang, samt Pfeil und Bogen und ging damit etwas näher an den Wald, wo er sich auf seinem Umhang in die Wiese legte und sich von der Sonne trocknen ließ.

  • Padens Augen glitzerten beinahe mit dem See im Sonnenschein um die Wette. Endlich hatte er sein Ziel erreicht, so nahm der Tua’Tanai zumindest an.
    Er saß auf einem der letzten Bäume an diesem Waldrand. Von seinem Platz auf einem stabilen Ast, sicher vier Meter oder mehr über dem Boden, hatte er einen hervorragenden Blick auf den See und das, was dort vorging. Dabei tat sich dort gar nichts Weltbewegendes. Ein Schwimmer zog seine Bahnen – das war alles. Es war nicht einmal die schlechteste Idee, befand Paden. Der junge Mann war zwar nicht der beste Schwimmer, aber bei dem Wetter konnte eine kleine Abkühlung gut tun.
    Paden schüttelte den Kopf und schalt sich selbst in Gedanken. Er war nicht an diesen Ort gekommen, um sich zu amüsieren, sondern um in den See zu blicken und seine Zukunft zu sehen. Darauf sollte er sich konzentrieren.


    Doch wurde der Tua’Tanai gleich wieder abgelenkt, als der Schwimmer aus dem Wasser kletterte. Voll Neugier beobachtete Paden, wie Mann sich anzog und die glitzernden Wassertropfen von seinem Körper perlten.
    Er griff Pfeil und Bogen – der Mann.
    Paden hatte sie bisher im Gras übersehen und auch jetzt verschwendete er nur einen kurzen Blick zu den Waffen. Er trug eigene. Die grünen Augen folgten dem Schwimmer, der zufällig auf den Baum zuschlenderte, auf dem Paden saß.
    Ein Tua’Tanai, wurde es dem Beobachter bewusst. Ein Mann von seinem Volk. Welch glücklicher Umstand. Ob dieser wohl auch in den See blickte?
    Aufmerksam beobachtete Paden, wie der Schwimmer sich nicht weit entfernt hinlegte. Er dachte nicht daran zu stören.


    Stattdessen schwang sich der Kletterer von seinem Ast und kam leichtfüßig auf dem darunter auf. Paden balancierte zwei winzige Schritte mit halb ausgestreckten Armen, sank dann in die Hocke und schlang die kräftigen Waden um das Holz. Rückwärts pendelte er hinab und ließ die Arme baumeln. Ein paar Sekunden verharrte er so und schätzte die Entfernung zum Boden ab. Dann löste er die Beine um den Ast, drehte sich halb in der Luft und kam hockend im Gras auf. Das ganze ging natürlich nicht lautlos von statten. Die Blätter rauschten und raschelten, während der Ast unter dem Gewicht des Tua’Tanai wippte. Aber es war in etwa so viel Lärm, wie der Wind selbst ihn veranstaltete und so viel er auch nicht weiter auf.


    Hockend huschten die grünen Augen über die Wiese, bis sie liegende Gestalt einfingen. Ein Lächeln huschte über Padens Lippen. Dann erhob er sich und ging aufrecht zum Seeufer hinüber. In gerader Richtung musste er zwangsläufig dicht an den Schwimmer vorbei – bis auf drei Schritte – um einen weiteren neugierigen Blick auf ihn zu werfen. Ein Gruß kam aber nicht über die Lippen jungen Mannes. Paden wollte die vermeintliche Ruhe nicht stören – noch nicht.


  • Seelenruhig lag Argon im Gras. Die Augen geschlossen, lauschte er in den Wald hinein und stellte sich bildlich vor, was dort passierte. Aus der Ferne hörte er ein paar Hufen auf den Boden aufkommen. Vielleicht ein Reh, das durch den Wald zog und etwas Futter suchte. Auch ein sehr leises Grunzen war zu hören. Im Gedanken formten sich zwei Ferkel, die im Unterholz umher tollten. Insgesamt war es aber doch sehr ruhig, nur ein leichtes Rascheln in den Bäumen. Der Wind oder auch ein Eichhörnchen, doch im Grunde war es Argon doch egal. Es war nichts in der Nähe das Gefahr bedeutete. Also blieb er weiterhin liegen und genoss die Sonne auf seiner braunen Haut. Die Wellen des Sees, die gegen das Ufer schlugen gaben einen ruhigen Rythmus vor in dem man sich verlieren konnte. Doch aufeinmal war noch etwas anderes da. Etwas hatte im Gras geraschelt, vier oder auch nur drei Schritte von ihm entfernt. Doch konnte er nicht hören, was das war. Die Augen wollte Argon noch nicht öffnen, er wollte das Tier, sollte es eines sein, nicht verschrecken. Er atmete einmal tief ein und liess sich von den Gerüchen durchströmen. Eine Fähigkeit, die er vom Wolf hatte, auch wenn er sich nicht gerne auf sie verliess, erschien es ihm hier angebracht. Wasser, Gras, Bäume, ein Eichhörnchen,... ein Tua'Tanai! Argon war sich sicher, doch es war nicht Okina. Was dieser hier wohl suchte. Da dieser Tua'Tanai ihn noch nicht angesprochen hatte, wollte dieser wohl lieber seine Ruhe. Argon liess ihm gewähren. Doch schlug er nun die Augen auf und starrte einfach nur Richtung Himmel.

  • Der See glitzerte in der Sonne. Wellen plätscherten leise gegen den Uferschlick. War man ganz still und lauschte, so hörte man ein Summen. Vielleicht war es eine Biene auf einer nahen Blüte oder eine Libelle über dem Wasser. Für Paden hatte es keine Bedeutung.
    Der See war gestern da und er würde auch noch morgen da sein.


    Dieser Artgenosse, der sich in der Sonne trocknete, konnte aber bereits im Stillen weiter gezogen sein, wenn der Tua’Tanai sich das nächste Mal nach ihm umdrehte. Weiter zu gehen war gleichbedeutend mit einer verpassten Gelegenheit.
    Alles durchaus logische Gedanken – wären sie gedacht worden.
    Paden verschwendete mit so etwas banalem wie Denken keine Zeit. Gewöhnlich handelte er impulsiv und aus dem Bauch heraus. Er reagierte ganz einfach auf seine Umgebung.
    Als der Schwimmer die Augen öffnete, war es für Paden ein Zeichen. Ob diese Augen ihn nun ansahen oder die Wolken bestaunten, war unwichtig.


    „Kireala mir dir.“ Eine helle Stimme, wie sie kaum zu einem Erwachsenen passte. Sie klang nicht weiblich, eher jugendlich. Paden war kleiner als jeder Tua’Tanai, den er kannte. Er war sogar kleiner, als die meisten Frauen. Der Rothaarige machte sich nichts daraus, wenn andere ihn aufgrund von Stimme und Körpergröße jünger einschätzten. Ganz im Gegenteil.
    Paden empfand seine Stimme als etwas Besonderes. Mit ihr unterschied er sich ebenso von der Norm, wie mit seiner Größe. Und dies geschah, ohne dass er dabei sonderlich auffiel. Hätte der Mann in einer Menge gestanden, so wäre er nur ein Jüngling in dieser gewesen. Wer hätte ihn nicht alles übersehen?


    Nun stand er aber allein auf einer offenen Wiese und wenn dieser Ruhende Paden übersehen wollte, müsste er schon blind sein. Und taub, wollte er ihn überhören.
    „Hast du in den See geblickt?“
    Die Frage mochte einfach lächerlich sein. Das Haar des Liegenden war noch nass; ein Beweis, dass er nicht nur in den See geblickt, sondern darin gebadet hatte.
    Doch Paden erhoffte eine Antwort auf eine Frage, die er gar nicht gestellt hatte. Die stumme Frage, ob dieser hier vielleicht sein wahres Ich und seine Zukunft gesehen hatte, so wie Paden sie noch sehen wollte. Eine Frage, von der Argon natürlich nichts wissen konnte.

  • Argon drehte den Kopf und sah sich den anderen Tua’Tanai genauer an und war sogleich erstaunt. Die Größe des Tua’Tanais war doch relativ gering. Doch zugleich konnte er sich ziemlich lautlos bewegen. Denn er war doch näher als Argon dachte. Kireala mit mir? Welch eigenartiger Gedanke. Argon hatte nie viel mit den Göttern zu tun, zum Leidwesen seiner Eltern. Er hatte nie etwas von den Göttern erbeten und hoffte, dass diese von ihm auch nie etwas verlangen würden. Aber sich den gegenseitig den Segen zum Gruß zu wünschen, konnte sicherlich nicht schaden. Kireala auch mit dir.


    Und schon kam die nächste Aussage die ihn überraschte. In den See geblickt?
    Nun ja, ich war drin. Und das ein oder andere Mal habe ich dabei auch sicherlich rein gesehen. Das kommt vor beim Schwimmen., erwiderte Argon und grinste dabei leicht, was ihn immer eher wie einen Wolf aussehen ließ. Einmal bin ich auch getaucht, dabei sah ich einige Fische und Wasserpflanzen. Interessierst du dich etwa für derlei Sachen?

  • Behru war spät dran. Normalerweise hielt sie nichts lange von den Seen Nir'alenars ab. Elue'Adar war hübsch, aber nunmal nicht ihr Schicksal.


    Die junge Nixe war schon auf dem Weg nach Nir'alenar gewesen, als sie von ihrem Vater zurück gerufen worden war. Sie hatte ihm helfen sollen und mit rollenden Augen hatte sie dies auch getan. Dabei wäre sie lieber gleich zum Morgengrauen in Nir'alenar angekommen. Sie mochte es, wie die Nacht vom Tag verdrängt wurde und unter der Kuppel war dieses Spektakel noch viel farbenfroher als im Meer.
    Das ihr Vater eigentlich nur ihr Bestes wollte, wußte Behru nicht. Warum sollte es auch ihr Bestes sein, wenn er sie mehr und mehr in das Leben im Meer versuchte einzubinden? Dennoch hatte sie ihm geholfen und nun war sie spät dran.


    So spät dran, dass sie etwas schneller als gewöhnlich durch die unterirdischen Kanäle huschte. Das schattige Wasser floß kalt an ihrem Körper herab und erst, als sie sich einem großen Wasserloch näherte, wurde es auch wieder Wärmer um sie herum.
    "Süßwasser!" registrierte sie sofort und freute sich. Normalerweise schwomm sie immer ein wenig weiter bis ins Inselinnere und den See, den sie nun ansteuerte, kannte sie nicht wirklich. Aber Behru war neugierig.


    Mit einem leisen Plätschern durchdrang die Nixe den Wasserspiegel und schnappte nach Luft. Dieses Verhalten hatte sie bei Wesen gesehen, die keine Kiemen besaßen und jedesmal, wenn sie an die Oberfläche kam, äffte sie es nach.


    Eigentlich wollte Behru sich gleich darauf einen hübschen Platz suchen um hier den Tag zu verbringen, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah. Behrus Herz schien einen Augenblick auszusetzen. Landwesen! Und gleich zwei! Aufgeregt schlug sie die Hände vor den Mund und tauchte gleich wieder ab. Sie wußte nicht, ob man sie gesehen hatte und wollte die beiden Fremden erst ein wenig beobachten, bevor sie sich zu zeigen gab.
    Ihre Gestalten waren durch die natürliche Lichtbrechung zwischen Wasser und Luft verschwommen, aber verloren dadurch doch nichts an Faszination für die kleine Nixe.

  • Paden lächelte, als der Schwimmer reagierte. Bei dessen Worten zog er allerdings die Stirn kraus und das Lächeln verblasste. Langsam und eindeutig irritiert schüttelte der Kleinere den Kopf. "Nein, ich interessiere mich überhaupt nicht für so etwas."
    Fische, Wasserpflanzen - was sollte es ihn interessieren? Grad soweit, dass auch niemand einen See leer zu fischen hatte. Und bei dem Gedanken, einen Blick in sein wahres Selbst werfen zu können, verblassten Fische und Algen zu... Nichts.


    "Hast du denn nicht dich gesehen?" Vermutlich hatte Paden sich einfach unglücklich ausgedrückt. So etwas sollte vorkommen. Er warf einen Blick zum See, in dem Platschte. Den Meeresbewohner dort sah der Tua'Tanai nicht. Er vermutete eher einen Karpfen oder einen Hecht hinter dem Geräusch.


    Vielleicht kann nur der jenige sein wahres Selbst erkennen, der es auch wirklich möchte. Das war doch eine logische Erklärung, oder nicht? Paden bedachte den größeren Artgenossen noch einmal kritisch, als der antwortete und wandt sich dann ohne weitere Worte zum See. Er wollte es endlich wissen, statt nur darüber zu reden.


    Der Bogen wurde behutsam ins Gras gelegt, als Paden sich hinhockte. Mit den Händen stützte er sich im Schlick ab und beugte sich vor, sein Spiegelbild zu betrachten.

  • Argon war die kurze Unruhe des Sees aufgefallen, aber der andere Tua’Tanai interessierte ihn mehr. Also für die Meereslebewesen interessierte er sich schon mal nicht, nun gut, aber wer war er. Argon stand nun auf, ließ seinen Umhang, auf dessen er sich gesonnt hatte liegen, schulterte aber wieder seinen Bogen und steckte die letzten zwei Pfeile in den Pfeilköcher, der mit seinem Gürtel verbinden war.
    Mich gesehen? Die Fragen des Tua’Tanais wurden immer merkwürdiger und gaben Argon zu denken. Worauf wollte er hinaus? Bevor Argon darauf antworten konnte ging dieser jedoch auf den See zu. Argon lief ihm mit etwas Abstand hinterher. Ein doch etwas merkwürdiger Zeitgenosse, was der wohl vor hat. Im lauf stellte sich Argon vor. Mein Name ist Argon aus der Familie der Tan-Serash. Die leben im Wald von Arvonar. Woher kommst du und wie lautet dein Name. Argon wurde zunehmend neugieriger. Inzwischen war Argon fast vollständig von der Sonne getrocknet, nur seine Haare waren noch etwas nass.
    Nun waren sie am Ufer angekommen und der andere Tua’Tanai sah sich die Oberfläche des Sees an. Dabei ging er sehr nah heran. Argon verzog das Gesicht, ein merkwürdiger Anblick.
    Wenn du trinken willst solltest du noch etwas tiefer gehen, so wirst du verdursten. Witzelte Argon herum.


    Für einen kurzen Moment nahm Argon etwas im See war, aber was war da, vielleicht hatte er sich auch geirrt und da war nichts so nah an der Wasseroberfläche.

  • Behru schwomm näher an den Rand des Sees heran. Sie war bedacht, die Oberfläche nicht zu berühren um sich nicht weiter zu verraten. Erst wollte sie sich die Fremden noch ein wenig näher ansehen. Doch ihr kleines Herz klopfte.


    Als sie ganz nah am Ufer war, hielt sie sich an einer Wasserpflanze fest. Hier wollte sie ein wenig verweilen. Wenn sie vorsichtig war, würde sie vielleicht sogar auftauchen können umzu hören, was die beiden Fremden da redeten.
    Doch bevor Behru weiter mit diesem Gedanken spielen konnte, glitt ein Schatten über den See und die kleine Nixe registrierte, dass sich einer der beiden Landbewohner wohl genähert hatte. Sie sah sich um und zog dann Geistesgegenwärtig die Pflanze aus dem schlammigen Boden. Dreck wirbelte auf und Behru kniff die Augen zu. Er sollte sie noch nicht sehen, nicht so.

  • Padens grüne Augen wanderten über den Artgenossen, ehe er sich ans Ufer hockte und für einen Moment überlegte er, ob er Argon kennen sollte? Aber nein, der Wald war groß und es gab einige Familien unter den Tua'Tanai.
    "Ich stamme auch aus dem Wald von Arvonar. Ich bin Paden, Sohn der Pris'Cillian", stellte auch er sich vor. Dann hockte sich der junge Mann aber wirklich ans Wasser.


    Aufmerksam und voller Erwartung schob der Tua'Tanai den Oberkörper über die spiegelnde Wasserfläche. Er glaubte einen Schemen zu erkennen, doch dann wirbelte etwas das Wasser auf und alles was er sah, was schwerfälliger Sand. Paden verzog das Gesicht und verflucht stumm den Karpfen, den er als Übeltäter glaubte.


    "Ich habe nicht vor zu trinken." Argon war wohl ein Spaßvogel. Im Grunde hatte Paden nichts gegen Scherze - ganz im Gegenteil. Aber das hier war einfach wichtig.
    "Ich will mich selbst sehen, mein Bild, mein Innerstes", versuchte er unbeholfen vor Aufregung zu erklären. Der junge Mann fixierte ungeduldig die Wasseroberfläche und wartete, dass der Schlamm wieder an den Grund sank.

  • Dein Innerstes? Wie kommst du darauf, dass du das hier sehen wirst? Ich denke in diesem See wirst du nichts anderes erkennen können als Schlick und Sand.
    Schon wieder, Argon sah das sich etwas im See bewegt hatte. Da war doch irgendwas. Aber was? War es etwas gefährliches? Er ergriff seinen Bogen und nahm einen Pfeil aus dem Köcher an seinem Gürtel. Verdammt nur noch zwei. Argon selbst konnte keine Pfeile herstellen, dies hatte schon immer Okina für ihn gemacht, doch sie war nicht hier. Trotzdem. Argon spannte den Bogen und zielte auf eine Stelle mitten im See.
    Hast du nicht auch die Bewegung war genommen?
    Wandte er sich mit ruhiger Stimme an Paden ohne diesen dabei anzusehen. So sehr Argon auch suf den See starrte, konnte er doch keine Bewegung mehr ausmachen.
    Eignige Schritte ging Argon in den See hinein, bis er bis zu den Knien im Wasser stand. Langsam lockerte er die Spannung seines Bogen, doch nur um ihn kurz danach doch wieder voll zu spannen und den Pfeil abzuschicken. Er sah zwar nichts, aber er wollte auch nichts Treffen, sondern nur aufschrecken. Der Pfeil schoss schnell durch die Luft traf auf die Wasseroberfläche auf und tauchte unter ohne an der Oberfläche Spuren zu hinterlassen. Im selbsen Moment sprang Argon ins Wasser und tauchte. Sich schnell wendent suchte er jegliche Bewegung im Wasser ab.

  • Behru hatte sich etwas mehr in die Mitte des Sees zurückgezogen, als ganz in ihrer Nähe ein Pfeil die Oberfläche des Wassers durchbrach. Die kleine Nixe zuckte überrascht zusammen und bewegte sich weiter hinab.
    Der See wurde dort merklich kühler und dunkler und Behru nahm sich zwei Sekunden um über den Pfeil nachzudenken. Sie wollten sie doch wohl nicht jagen? Nein, warum denn? Behru hatte doch niemanden etwas getan! Vielleicht wollten sie einen Fisch haben?


    Die Nixe lächelte. Nun, einen Fisch würde sie den beiden besorgen können. Sie würde einfach ein paar aufscheuchen und den Fremden in die Arme drängen.


    Doch bevor die blonde Nixe diesen Plan auch nur annähernd ausführen kam, sah sie etwas anderes. Ein Körper, der in den See hinab tauchte. Sie erkannte einen der beiden Männer und ihr Herz begann schneller zu klopfen. Sie mußte ihn retten! Wahrscheinlich ertrank er gerade! Wie Elue würde sie ihn sicher an Land bringen, sein Blick würde sie fixieren, sie würde ihm sein nasses Haar aus dem Gesicht streifen und sich unendlich in ihn verlieben.


    Vorfreude stieg in Behru auf und sie schwamm dem vermeindlich Ertrinkenden entgegen. Wie im Märchen fühlte sie sich, als sie Argons Hand ergriff und versuchte ihn zur Oberfläche zu ziehen.

  • Argon tauchte unter Wasser und konnte keine Bewegung erkennen. War sein Plan fehlgeschlagen, war da etwa doch nichts. Argon blickte sich weiter um, als plötzlich etwas mit sehr hoher Geschwindigkeit etwas auf ihn zu bewegte. Es war so schnell, dass Argon nicht wahrnehmen konnte, was es war. Es kam direkt auf ihn zu. Argon versuchte auszuweichen, aber es war viel zu schnell. Er wurde knapp verfehlt und bekam dabei eine Flosse zu sehen. War das ein Meeresbewohner? Es war vorbei, dachte er. Doch nur kurz nach dem das Wesen an ihm vorbei gezogen war, packte etwas seinen Arm. Was für eine Kraft. Argon spürte den enormen Ruck, der ihm wieder an die Oberfläche zog. Diese plötzliche Bewegung lies eine Sog entstehen, so dass Argon seinen Bogen, den er immer noch in der einen Hand hielt, fest umklammern musste. Argon war schneller wieder an der Oberfläche als er dachte, doch er wurde nicht nur an die Oberfläche, sondern auch in flacheres Wasser gezogen. Nun lag er im Sand immer noch im Wasser, das ihm bis zum Hals ging. Argon blickte sich um, welches Wesen konnte ihn mit einer derartigen Kraft hoch ziehen und wieso? Doch was er sah, ließ ihn sichtlich überrascht wirken. Blondes Haar und ein junges hübsches weibliches Gesicht blickte ihm entgegen. Argon konnte nicht anders als ihr einfach entgegen zulächeln. Mit vielem hatte er gerechnet, aber nicht damit. Argon lachte kurz aber dafür laut auf. An Paden wendend sprach er lachend. Ich hatte wohl mehr Glück als du. Vielleicht hast du es falsch verstanden und du solltest nicht in den See blicken, sondern schießen.
    Sein lachen verstummte langsam und lächelnd sprach er nun zu der blonden Schönheit.
    Danke… für’s… äh, wieder an die Oberfläche bringen. Ich bin Argon und wem habe ich die Hilfe zu verdanken?

  • "Geht es euch auch gut? Ich machte mir Sorgen um euch."
    Behru war versucht, ihrem Gedankenspiel nachzugeben und tatsächlich Argon über das nasse Haar zu streichen. Doch sein Lachen und die Anwesenheit Padens veranlassten die kleine Nixe dazu, dies nicht zu tun.


    Sie hukte sich neben Argon und lächelte zurück. Der erste Schritt war getan. Jetzt mußte er sich nur noch in sie verlieben. Wie im Märchen. Die Wangen der Nixe röteten sich. Argon hieß er also ein hübscher Name.


    "Mein Name ist Behru." Mit glockenklarer Stimme antwortete die Blonde. "Ich war gerade ein paar Fische ärgern, als ich zuerst euren Pfeil und dann euch ins Wasser stürzen sah."
    Schüchtern strich sie sich eine Strähne des blonden Haares zurück. "Soll ich euch den Pfeil zurückholen?" Sie lächelte und nun fiel ihr Blick das erste Mal richtig auf Paden. Auch er bekam ein schüchternes Nixenlächeln. "Ihr wolltet in den See blicken? Was sucht ihr? Einen hübschen Stein? Vielleicht eine Muschel, die sich hier her verirrt hat? Ich könnte es euch holen!"

  • Schlick und Sand. Ja, genau das konnte Paden erkennen. Aufgewühlt war der Grund genug und der Tua'Tanai starrte angestrenkt auf die Wasserfläche, bemüht etwas mehr zu entdecken. War da nun eine Bewegung? Ehe Paden auf die passende Frage antworten konnte, schoss Argon bereits einen Pfeil ab. Verwirrt sah der Rothaarige dem Geschoss nach. Wollte Argon so etwa einen Fisch fangen?
    Ah, nein, er wollte den Fisch nur erschrecken und dann mit bloßen Händen erlegen. Oder warum sprang der Jüngere in den See?


    Paden schaute nicht nur irritiert, sondern zunehmend auch verärgert drein. Wie im Namen aller Götter sollte er denn sein Spiegelbild - oder gar seine Zukunft - im Wasser erkennen, wenn es derart aufgewühlt wurde?


    Doch was dann geschah war unglaublich und ließ den Waldläufer allen Ärger vergessen. Natürlich hatte Paden schon von den Bewohnern des Meeres gehört - doch noch niemals bekam er einen von ihnen zu Gesicht. Was nicht unbedingt ein Wunder war, denn der Tua'Tanai hielt sich gewöhnlich in den dichten Wäldern und ganz sicher nicht an der Küste auf. Und überhaupt war ihm Wasser nicht ganz geheuer.
    Aber, dass es so etwas Hübsches birgt, wer hätte das gedacht?


    Paden rettete sich schließlich in ein verlegenes Grinsen, als ihm selbst auffiel, wie sehr er Argon und ganz besonders die kleine Nixe anstarrte. "Nein, keinen Stein und keine Muschel. Obwohl..." Überlegend strich sich der junge Mann eine rotbraune Haarsträhne aus der Stirn. "...gibt es dort unten so etwas?" Und vergessen waren alle Gedanken an die Zukunft. Für kleine Schätze hatte er nun mal eine Schwäche.

  • Mit ihren großen blauen Augen sah Behru Paden weiterhin an. Sie nickte entschlossen und das blonde Haar fiel in nassen Strähnen über ihre Schultern.


    "Aber natürlich! Die Ströhmung vom Meer ist hier manchmal sehr stark und immer wieder verirren sich einige Muscheln in diese Seen."
    Die Nixe lächelte und schwamm mit einem kräftigen Flossen schlag wieder ein Stück hinaus.
    "Soll ich euch eine schöne holen?" Vielleicht würde es die beiden beeindrucken, wenn sie mit einem besonders schönen Stück wieder kam. Behru wollte sie beeindrucken - auch wenn sie sich eigentlich ungerne von den Fremden löste. Was, wenn einer von beiden wirklich ihre große Liebe war und sie beide verschwanden, während sie hinab tauchte?


    Prüfend blickte sie Paden und Argon an und entschied sich dann, es doch zu versuchen und zu tauchen. Sie hatte den Kopf schon Unterwasser und die Flosse empor gereckt, als ihr etwas einfiel. Schnell tauchte sie wieder auf.
    "Ich heiße Behru!" Klärte sie diesmal auch Paden auf, der selbiges mit Sicherheit schon mitbekommen hatte. "Und ich hoffe, ihr verratet mir auch euren Namen für eine Muschel." Wieder röteten sich die Wangen und Behru tauchte erneut ab. Diesmal gelangte sie jedoch mit wenigen Schlägen tief hinab in den See.

  • Argon wusste nicht so recht was er antworten sollte. Er war nicht in's Wasser gefallen, sondern gezielt gesprungen. Aber sollte er sie das wissen lassen. Es wäre doch nur für beide unangenehm gewesen. Er hätte erklären sich müssen und sie einen Irrtum einräumen müssen. Wahrscheinlich war es besser sie in dem Glauben zu lassen, er sei gestürzt. Diese Gedanken beschäftigten ihn kurz und als er zu antwort ansätzte war sie auch schon fort. Was für ein merkwürdiges Wesen. Argon hatte noch nie zuvor eine Nixe gesehen. Sie war beeindruckend in jeglicher hinsicht. Ihre Kraft hatte er unter Wasser spüren können und doch wirkte sie so zierlich und unschuldig. Ein von Grund auf freundliches Wesen.
    Beruh, nie hatte er etwas vergleichbares gehört. Ein wunderbarer Name. Er blickte ihr noch etwas hinterher. Er konnte sie zwar schon längst nicht mehr sehen, aber das Wasser war an der Stelle, an der sie untergetaucht war, immer noch etwas unruhig.
    Er wandte seinen blick ab und richtete ihn gegen Paden.
    Wer hätte das gedacht. Erst schien es ein so ruhiger Tag zu werden und nun. Eine Nixe und du habt meinen Weg gekreuzt. War es das was du vom See sehen wolltest?
    Argon lag immer noch im seichten Wasser und doch machte er keinerlei anstallten sich zu erheben. Er wollte hier warten, bis sie zurück kommt.

  • Paden sprachlos zu bekommen, stellte gewöhnlich eine Herausforderung dar. Die kleine Nixe meisterte diese immerhin mit Bravour und das in den ersten Minuten, in denen sie sich überhaupt sahen.
    Nicht nur die Erscheinung, sondern auch diese direkte Art des Wesens, zogen den Tua'tanai in ihren Bann.
    "Ja", mehr bracht er auf ihre Frage nicht heraus, wobei immer noch ein leicht weg getretenes Grinsen seine Lippen zierte. Mehr konnte er aber auch gar nicht sagen, denn die Nixe machte sich umgehend ans Werk - nur um gleich wieder aufzutauchen.
    "Ich heiße Behru!" Paden konnte nicht anders, als lächeln und er hätte seinen Namen auch sofort genannt, währe Behru nicht gleich wieder abgetaucht. Sein Name für eine Muschel war aber auch ein annehmbarer Tausch. Ganz egal wie sie aussehen würde, es wäre ein Schatz vom Meeresgrund. Unvorstellbar wertvoll für einen Baumbewohner wie Paden. Hat sie mit mir geflirtet? Der junge Mann sah das Gesicht, die geröteten Wangen der Nixe, immer noch vor sich und so antwortete er erst mit einer kleinen Verspätung auf die Frage Argons.


    Die grünen Augen fixierten den Größeren, wobei Paden immer noch ein wenig irritiert drein sah. "Nein, eigentlich nicht. Ich wollte mein wahres Selbst und meine Zukunft sehen." Und wenn sie meine Zukunft ist?
    Die Augen des Tua'tanai huschten wieder zur Wasserfläche. In seinem Geister sah er sich selbst in den Wipfeln der Bäume. In seinem Arm hielt er die Nixe, die mit ihrem schuppigen Schwanz natürlich nicht viel Halt auf dem Ast fand. Ein wirklich seltsames Bild, das den Kletterer ein leises Lachen entlockte und den Kopf schütteln ließ. Nein, die Nixe war ganz gewiss nicht seine Zukunft. Zumindest nicht auf diese Weise.

  • Behrus Herz bebte vor Aufregung und heftig schlug sie ihre Flosse um so schnell wie möglich hinab in den See zu kommen. Das Wasser hier war kälter, doch das änderte nichts daran, dass Behrus Wangen noch immer gerötet waren.


    Aufmerksam suchte sie den Boden des Sees ab. Seegras, ein paar Fische, viele Kiesel. Doch Behru wollte den beiden Fremden etwas besonderes bringen. Etwas, dass sie immer an Behru denken ließ. Die kleine Nixe hob einen Stein nach dem anderen hoch, doch so wirklich zufrieden war sie mit keinem. Schlußendlich entschied sie sich für einen sehr glatten, weißen Kiesel. Er war nichts besonderes, aber wenigstens hübsch anzusehen.
    Jetzt benötigte sie nur noch etwas für den anderen Fremden. Die Nixe schnaubte und kleine Luftbläschen schoben sich an ihrem Gesicht vorbei. Hier mußte es doch einige vorwitzige Muscheln gegeben haben! Der See lag genau in der unterirdischen Strömung und.. Behru grinste. Sie hatte ihre Muschel gefunden.


    Die Muschel war recht groß. Fast so groß, wie Behrus Handteller. Die Schale war verlassen und beide Flügel lagen einzeln herum. Zunächst überlegte die Nixe, beide mitzunehmen und jedem Tua eine Hälfte zu geben, doch als sie die Muschel hochhob, sa sie, dass die eine Hälfte in einem wunderhübschen Ockergelb leuchtete, während die andere verdreckt und eingedrückt war. Behru schüttelte den Kopf und begutachtete ihre Beute.


    Neben der Muschel sah der Stein schmucklos aus und Behru sah sich schon wieder erneut am Seeboden suchen, als ihre Augen auf eine besonders große Wasserpflanze fiel. Unter ihr lag ein leeres, violettes Schneckenhaus, welches die Nixe gleich für gut empfund und an sich nahm. Der Kiesel sang schnell wieder auf dem Meeresboden.


    Behru hingegen stieg mit einigen Flossenschlägen wieder langsam der Wasseroberfläche entgegen.

  • Ein Zukunft mit einer Nixe? Dieser gedanke kam ihm doch ziemlich unsinnig vor. Aber die Zukunft mit einer Person musste ja nicht bedeuten mit ihr am selben Ort zu leben. Argon erhob sich nun aus dem Wasser. Wenn Okina wüsste das eine Nixe ihm so beeindruckt hätte das er mehrere Minuten wie benebelt im Wasser liegen geblieben ist, würde sie ihm wohl die Leviten lesen. Nach dem er wieder stand, drückte er einen Teil des Wassers aus seiner Kleidung. Zukunft. Ich wüsste gerne was einem die Zukunft bringt. Stammelte er vor sich hin. Bei diesen Worten ging er Richtung Paden. Während dessen legte er seinen Bogen in den Sand am Ufer. Aber ist es nicht auch etwas langweilig, wenn man weis, was auf einen zu kommen wird? Noch während er dies sagte, tauchte Beruh wieder auf. Fast zeitgleich stieg ein gewisser Rotton in seinem Gesicht auf. Schön dich wieder zu sehen, Beruh. Er ging wieder in's tiefere Wasser auf sie zu.

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