Treffen am See

  • Amelie ging ein paar Schritte vor ihm her. Wohin sie ihn wohl füren würde. Irgendwie kam ihm die nymphe nun plötzlich reichlich still vor. Doch was sollte er tun, er war wohl selbst nicht der gesprächigste Wolf im Wald. Dies brachte ihm auf eine Idee. Als Tua'Tanai gehörte nicht in eine Stadt und sollte er wieder zurück wollen, wäre es wohl besser dort nicht gleich offensichtlich als Tua'Tanai zu erscheinen. Er beschleunigte seine Schritte, bis er auf Amelies höhe war. Sie schmunzelte. Worüber wohl, doch eigentlich war diese Frage zu beantworten für ihn im Moment nicht wichtig. Dennoch war es schön zu sehen, dass sie wohl etwas hatte, worüber sie sich amüsierte. Hälst du mal kurz. Mit diesen Worten und einem Grinsen auf den Lippen drückte er ihr seinen Bogen samt leeren Pfeilköcher in die Hand. Kaum waren die Worte ausgesprochen und Amelies Hände von Argons Utensilien voll, machte der Wandler seinem Titel alle Ehre. Das Haar wurde länger und glit den Nacken über Schultern bis zur Sohle hinunter, umschlung bald den ganzen Körper. Das gesicht verzog sich zu einer Fratze und weiter zu dem Maul des Wolfes. Nichts erinnerte mehr an den Humanoiden, der eben noch an dieser Stelle stand. Ein schwarzer Wolf mit roten strähnen um dessen Maul herum stand nun neben Amelie.

  • Während sich Amelie in Gedanken ausmalte, wie wohl das Wiedersehen ausfallen würde, trat Argon an ihre Seite. Gedankenverloren nahm sie Bogen und Köcher entgegen. Doch jäh wurde sie aus ihren Träumereien gerissen, als sie erkannte, was sich da vor ihren Augen abspielte. Argon verwandelte sich in einen Wolf. Es war seltsam. Zwar war sie selbst ein Wesen des Waldes und ist schon vielen Tua'Tanai begegnet, doch hatte sie noch nie gesehen, wie sich einer verwandelte. Vielleicht zogen sie es im Allgemeinen vor, sich zum Verwandeln zurückzuziehen? Doch dies war nebensächlich. Ihr Blick wanderte von dem Wolf, zurück zu Bogen und Köcher, blieben dort haften, bevor sie sich wieder dem Tier widmeten. "Kurz halten ja? Wie willst du das denn jetzt noch tragen?" Amelie lachte kopfschüttelnd, war es doch ein seltsames Gefühl, sich mit einem Tier zu unterhalten. Aber war eine richtige Unterhaltung jetzt noch möglich? Zweifelnd musterte sie Argon. "Kannst du mich verstehen?" Blöde Frage. Auch wenn er sie verstehen konnte, würde er es ihr ganz bestimmt nicht sagen können. Also gab sich Amelie vorerst damit zufrieden, dass sie wohl bis zur Stadt niemandem zum Reden hatte, warf sich Köcher und Bogen um die Schulter und ging weiter ihres Wegs.

  • Auf Amelies berechtigte Bedenken über seine Fähigkeiten Bogen und Köcher wieder zurück zu nehmen, hatte der Wolf nur ein breites Grinsen zu erwiedern, auch wenn dieses bei einem Wolf wohl nicht leihct zu erkennen war oder von fletschen der Zähne zu unterscheiden war. Er verstand sie gut, verstand jedes einzelne ihrer Worte und war sich auch durchaus ihrer Bedeutung voll im klaren. Nur das Antworten ging etwas schwer, wenn sie nicht grad die Zeichen der Tiere zu deuten wusste, doch zumindest kräftig mit dem Kopf nicken konnte er auf ihre Frage hin. Hechelnd lief er neben ihr her, fast wie ein brav erzogenes Hündchen, nur eben etwas größer, ein Wolf eben. Dabei blickte er immer wieder fragend zu ihr auf und zog an ihren Sachen, in der Hoffnung, dass sie sein Fragen, über ihr genaues Ziel verstand.

  • Das Zähnefletschen irritierte sie im ersten Moment jedoch machte sie sich darüber keine weiteren Gedanken, war dies sicher nicht bösartig ihr gegenüber gemeint. Als Argon mit dem Kopf nickte, wurde Amelie klar, dass er sich sehr wohl verständigen konnte, nur eben auf seine Art und Weie. Sie musste einfach nur genau auf seine Zeichen achten. Als Argon anfing, an ihren Sachen zu zupfen, musste Amelie lachen. "Hey. Lass das", tadelte sie den Wolf, was aber ganz offensichtlich nicht böse gemeint war. "Ward`s ab. Sei nicht so neugierig". Die Nymphe war bei bester Laune, beschleunigte ihren Schritt und fing kurz darauf zu laufen an. "Los beeil dich. Umso schneller sind wir da", rief sie ungeduldig.

  • Sei nicht so neugierig? Was glaubt sie denn wieso ich hier mitkomme, doch nur wegen meiner Neugierde und nun wirft sie mir diese vor. Na warte, ich überleg mir schon was für dich. Dachte der Wolf so bei sich und ließ es in seinen Augen funkeln. Doch noch ehe er sich einen klienen Wolfsstreich überlegen konnte, lief Amelie bereits. Soso, sie will also ein kleines Wettrennen. Argon beschleunigte nun ebenfalls, hatte er zuvor noch etwas Rückstand, da sie vor ihm los gelaufen war, hatte er diesen doch zügig und mühelos überwunden. Hechelnd rannte der verspielte Wolf neben ihr her. Das nennst du schnell. Nun legte er vor und rannte schenller und schneller, ohne wirklich zu wissen, wo es hingehen sollte.

  • Amelie lief, so schnell sie ihre Beine trugen, als sie bemerkte, dass der Wolf sie schon bald einholte. Doch natürlich konnte sie nicht mithalten und ließ nach einiger Zeit nach. Sie waren am Waldrand angelangt und Amelie ließ sich auf einer großen Baumwurzel nieder, um sich eine Verschnaufpause zu gönnen. Kopfschüttelnd sah sie Argon nach, der immer noch weiterlief. "Du weißt doch gar nicht wohin", rief sie ihm lachend und außer Atem nach.

  • Schon bald hatte er sie angehängt. Wen verwunderte dies, vier Pfoten waren un mal schneller als zwei Füße, aber wo waren die beiden Füße abgeblieben. Argon war blindlinks voraus gerannt, ohne Sinn und Verstand. Nach einer Weile ohne etwas von ihr zu bemerken hielt er inne um sich um zu sehen. Da hörte er ihre lachende, wenn auch leicht außer Atem klingende, Stimme. An dieser orientieren, lief er gemütlich wieder zu ihr zurück. Auf einer Wurzel erholte sie sich von dem kruzem Spaß. Und sie wollte Tänzerin sein, dachte er so bei sich, wohl nicht grad in Topform. Als er so vor ihr stand, legte er den Kopf schief. Los weiter, signalisierte ihr die hastig wedelnde Rute des Wolfes.

  • Amelie machte es sich auf der Wurzel bequem und beobachtete den näher kommenden Wolf. Als dieser vor ihr stand und seinen Kopf schief legte, lehnte sie sich an den Baumstamm hinter ihr und neigte ihrerseits auch ein bisschen den Kopf. Nachdem sie ein paar Sekunden so verharrte, fasste sie sich ein Herz und stand auf. "Na schön. Gehen wir", erbarmte sie sich mit einem Lächeln. "Dafür dass du vorhin noch so unsicher warst, kannst du es jetzt wohl kaum erwarten was?" Während sie gemütlich nebeneinander hergingen, fragte sich die Nymphe, welchen Eindruck sie in der Stadt wohl machen würde, wenn sie dort mit einem Wolf an ihrer Seite auftauchen würde. Je weiter sie gingen umso mehr näherten sie sich der Zivilisation. Vereinzelte Häuser standen verstreut über Wiesen und Felder, der Wald lichtete sich und die Bäume wurden immer weniger.

  • Langsam aber stetig näherten sich die Beiden dem Waldrand. Selten war Argon so nah am Rande, das letzte Mal wohl mit Layia. Doch selbst damals hatten sie den Wald nicht verlassen. Die Bäume vergrößterten ihre Abstände und mehr und mehr Licht ließen sie auf den Boden des Waldes durch. Hier und da nutzten dies vereinzelt stehende Blumenfelder, die so gedeihten. Argons Schritte wurden langsammer. Nun war es so weit, sie würden den Wald verlassen und in eine Stadt gehen. Immer wieder wandete er sich dem hinter ihnen liegenden dichten dunklem Wald zu. Dies war es was er kannte, wo er sich auskannte, wo ihm alles bekannt war. Dort im hinter ihm liegenden Wald hatte er all die Jahre gelebt, überlebt. Nie gab es zuvor eine Zeit, in der er dem Wald den Rücken gekehrt hatte. Pfote für Pfote setzte er sie langsam eine vor die andere. Er trauerte dem Wald nicht hinterher, er ersehnte nicht seine Rückkehr in jenen, noch nicht. Es war mehr eine Grenze, die zu überschreiten es nun galt, was gut überlegt sein sollte. Nein, er würde nun keinen Rückzieher mehr machen. Er hatte sich doch alles schon überlegt. Schnell richtete er seinen BLick wieder nach vorne und lief wieder schneller. Doch als die ersten häuser aufkamen blieb er stehen. Hielt inne. Zwar hatten auch die Tuas Hütten und ähnliches, dennoch. Solche Häuser waren ihn fremd. Stein auf Stein, gradlinig. Alles an ihnen vom Menschen geformt. Jeder Stein gleichmäßig, passte sich dem anderen an. Nie würden sie wohl so in der Natur vorkommen. Dies war Menschenwerk.

  • Die Nymphe bemerkte Argons Unsicherheit und ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Während er sich zum Wald umsah, verlangsamte sie ihren Schritt und blickte immer wieder zu ihm zurück, bis er sich schließlich wieder in Bewegung setzte. Langsam näherten sie sich den ersten Häusern und Argon blieb nun endgültig stehen. Amelie kniete sich vor ihn und sah ihn an. "Wir müssen nicht sofort in die Stadt. Lass dir soviel Zeit, wie du brauchst", erklärte sie ihm, während sie der Versuchung nicht widerstehen konnte, und das Fell des Wolfes zwischen seinen Ohren kraulte.

  • Der Wolf reckte den Kopf ihr entgegen, als dieser gekrault wurde, dennoch wandte er seinen Blick noch nicht von den Häusern ab. Es war Zeit. Er konnte nicht ewig auf der Schwelle warte und hoffen das etwas passierte. Er wollte diesen sChritt tun, also sollte er dies nun auch durchziehen. Er wollte in die Stadt und dort standen sicherlich dutzende von diesen Häusern Wand an Wand, da sollte er sich jetzt doch nciht von ein paar vereinzelten Formen aufhalten lassen. Er sah zu Amelie auf und nickte und signalisierte, dass es weiter gehen konnte. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, blieb aber diesmal eng an ihrer Seite. Dort wo sie hingehen würden, kannte er nur sie.

  • "Bist du sicher?", fragte sie ihn, als er signalisierte, dass er weiter gehen wollte. "Na schön". Amelie stand auf und sie setzten sich wieder in Bewegung. Immer weiter gingen sie. Die Bäume wurden weniger und verschwanden irgendwann ganz, wichen den Häusern, deren Abstände nun immer geringer wurden. "Ich glaube, die Leute in der Stadt haben mehr Angst vor dir, als du vor ihnen haben musst", erklärte sie Argon amüsiert. "Aber bleib auf jeden Fall bei mir. So lange sie sehen, dass du zu jemandem gehörst und kein Streuner bist, lassen sie dich in Ruhe". Schon bald begegneten sie den ersten Menschen, die das seltsame Paar verwundert ansahen. Erst jetzt merkte Amelie, dass sie die ganze Zeit mit einem Wolf redete. Kein Wunder, dass sie von allen Seiten gemustert wurde. Doch dies amüsierte Amelie nur und sie konnte ein Grinsen nicht verbergen bis ...


    "Hey Mädchen. Nimm deinen Köter gefälligst an die Leine!", hörte sie einen Mann von der anderen Straßenseite rufen. "Das ist kein Köter!", gab Amelie in ebenso empörten Tonfall zurück. Am liebsten hätte sie dem Kerl noch ein bisschen die Meinung gegeigt, doch Argon zuliebe riss sie sich zusammen und ging weiter.

  • Sie hatte wohl recht. Nein mit Sicherheit hatte sie recht. Erzählten sich die Menschen nicht sogar Gruselgeschichten vom großen bösen Wolf. Auch er hatte in seiner Jugend Geschichten von Wölfen gehört, doch für ihn waren es immer ehr edle Tiere als reißende Bestien. So gingen sie ein Stück. Argons Augen wurden größer und größer je mehr er sah. Die Häuser wurden immer ungewöhnlicher wie es ihm erschien.
    Köter? Welcher Köter. Argon sah sich verdutzt um, ehe er merkte, dass er damit gemeint war. Köter! Sein Fell streubte sich und er knurrte heftig in die Richtung aus der diese dumme Beschuldigung kam. Ein Köter soll ich sein ja. Glaub du hast noch nie nen Köter mit so spitzen Zähnen gesehn. Er fletschte sie kräftig. Komm nur näher und ich geb dir ein Autogramm, das du so schnell nicht vergisst.

  • Amelie hörte Argons Knurren und drehte sich um. "Reg dich doch nicht über den auf. Es gibt auch Menschen, die es einfach nicht wert sind, beachtet zu werden", versuchte sie ihn zu beruhigen, während sie dicht neben ihn trat und ihre Hand auf das Fell in seinem Nacken legte. "Es ist nicht mehr weit. Das Händlerviertel liegt gleich um die Ecke und dann sind wir fast da. Zumindest hoffte Amelie das, denn sie war noch nie im Vogelhandel

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