Es widerstrebte ihr. Warum? Nein, das war es nicht – Angst. Das Wort war gefunden. Das Wort, das alles umschrieb, was in diesem Moment vorging. Als auch ihren Hals eine Messerklinge zierte, so fest hineingedrückt, dass ihre Ader spürbar dagegenpulsierte und sie meinte, gleich müsste etwas platzen. Rotes Blut auf weißer Haut ...
Nein, natürlich fürchtete Losifa sich nicht vor einem einfachen, ungebildeten Messerstecher. Gewalt war nichts. Doch sie wagte nicht, daran zu denken, wenn sie es tun würde. Etwas sträubte sich, Zähne knirschten. Wenn sie sie nur in frisches Fleisch schlagen könnte, um sich endlich zu entladen! Doch nein, die Fesseln der Gesellschaft wogen schwer, zogen sie herunter. Sie sah schmutzigen Pflasterstein. Dreckiges, heruntergekommenes Stadtviertel, was bist du schon wert! Was war ihr Ruf ihr schon wert, das Etikett, das in der kurzen Zeit des Gasthausgesprächs an ihr haften geblieben war. Wenn sie klug war, zerstörte sie es. Ein innerer Kampf war kein Kampf, nur Dummheit. Übrig blieb der Sturkopf.
Gedanken flogen in Losifa hin und her, ja, nein, ich weiß nicht, zur Hölle! Shirashai war wahrlich eine treffende Gottheit, düster wie die Nacht und ebenso verwirrend ... es kam nur Unsinn heraus. Noch war sie unentschlossen.
„Kümmert euch nicht um mich! Ihr wisst, dass Saniya Eure Hilfe nötiger hat.“ Leise Worte, an Seoul gerichtet, so bedeutungslos, und doch hoffte sie, er würde verstehen. Die Stimme klang hoffnungslos, zu viele Ohren, doch konnten Blicke Botschaften transportieren? War fast versucht, daran zu glauben. Im Gegensatz zu dem hellhaarigen, unschuldigen Mädchen hatte sie einen Trumpf im Ärmel. Versuchte, zu täuschen. Erik ... sie hatte es doch gewusst!
Ruhig, ruhig ... man brauchte Konzentration.