Beiträge von Saniya

    Saniya verstand immer noch nicht, wie der Schiffbruch sie unter die Kuppel bringen konnte. Von Erzählungen wusste sie, dass dies gar nicht so ohne Weiteres möglich ist. Eine Woche ist vergangen, in der sich die übrig gebliebenen ihrer Truppe in der Nähe des Hafens ein kleines Lager errichtet hatten. Diese Umstände passten Saniya überhaupt nicht aber nun war sie nunmal hier und das wichtigste: sie lebte. Tag für Tag erzählte die selbsternannte Wahrsagerin der Spielleute etwas von Vorherbestimmung. Es sei das Schicksal, das ausgerechnet sie hier gelandet seien. Blablabla.


    Dieses Gespräch wollte Saniya sich nicht zum wiederholten Male antun und sie schlich davon, Richtung Hafen, um sich unter die Leute zu mischen. Vielleicht hatte ja ihr Vater sich hierher verirrt. Sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass er den Schiffbruch überlebt hat und sie ihn irgendwann finden würde.


    Das Stimmengewirr drang immer lauter vom Hafen her an ihre Ohren und als sie endlich angelangt war, war sie umgeben von Menschen. Hier herrschte ein reges Treiben. Selbst wenn ihr Vater hier wäre, wie sollte sie ihn nur finden? Nein. Sie brauchte Hilfe. So viel stand fest. Von ihrer Spielmannstruppe würde ihr keiner helfen. Die waren alle zu sehr damit beschäftigt, die nächsten Auftritte zu planen. Wie konnten sie nur? Ein leiser Hass stieg in Saniyas Herz auf. Sie waren gerade mal eine Woche hier. In einer fremden Welt, hatten so viele Verluste hinter sich. Doch ständig dachten sie daran, wie sie schnellstmöglich Geld verdienen könnten. Immer deutlicher spürte Saniya den Drang, der Truppe endgültig den Rücken zu kehren und ihr eigenes kleines Leben hier zu beginnen.


    Sie ging keine 5 Schritte, als plötzlich ein Sirren unmittelbar hinter ihr ertönte und ein Pfeil gefährlich nah an ihrer Schulter vorbei zischte. Reflexartig duckte sich Saniya und ihre weißblonden Haare fielen wie ein Vorhang über ihr Gesicht. NETTE BEGRÜßUNG, murmelte sie bei sich, als sie wieder aufblickte. Langsam drehte sie sich um, damit sie eventuell ausfindig machen konnte, wer dieser Schütze war. Doch dieser schien längst in der Menschenmenge das Weite gesucht zu haben. Hatte es etwa jemand auf ihr Leben abgesehen? Aber wieso? Das konnte nicht sein. Vielleicht galt der Schuss ja jemand anders.
    Ja. Ganz bestimmt. Wer sollte sie denn umbringen wollen? Saniyas Blick folgte der Flugrichtung des Pfeils und diese endete an einer Holzkiste. Eine durchdringende Stimme ließ Saniya abermals zusammenzucken. WER IST DA? GEBT EUCH ZU ERKENNEN. In einigen Metern Entfernung von ihr stand ein Mann mit suchendem Blick, der hinter seinem Rücken einen anderen Mann verbarg. Dies war ein seltsamer Anblick, denn der Mann hinter ihm hatte einen Marder auf der Schulter. Neugierig näherte sie sich den beiden, die offensichtlich auch nach dem Schützen suchten, der diesen Pfeil abgefeuert hat. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit, denn diese beiden sahen nicht gerade freundlich gesinnt aus.