Beiträge von Tordis

    Tordis verschluckte sich an ihrem Wasser, als Meyleen das Angebot des dritten Bettes ausschlug. Mit fragendem Blick schaute sie die Tritonin an: "Aber wo willst du denn dann nächtigen? Es wird sicherlich wieder ungemütlich werden." Nun blickte Tordis Novaria fragend und schulterzuckend an.


    Kurz darauf schnappte sie sich einen Apfel zum Nachtisch und begann darüber nachzudenken, wie der morgige Tag ablaufen werde. In ihren Gedanken erschien die Karte mit eingezeichneten Wegen, die sie zu Hause hat liegen lassen. Man könnte dem Lauf des Flusses "Dessibar" folgen oder nach Westen wandern und in "Shay' vinyar" rasten oder über die Grenze nach "Silvriar".
    Die Worte Dessibar, Shay' vinyar und Silvriar sagte die Blonde halb laut, gerade so, dass ihre beiden Begleiterinnen noch hören konnten.
    Die Karte in ihrem Gedächtnis begann zu verschwimmen. Tordis blickte müde in die Runde und war bereit das Zimmer aufzusuchen, welches sie für die Nacht beherbergen sollte.

    Bei uns ist es heute mal trocken gewesen. Dafür hatte es Freitag und Sonnabend runtergehauen. Freitag kam die Katze klitschnass wieder. Wollte sie abtrocken, aber das ließ sie sich nicht gefallen. Am nächsten Tag kamen die beiden dann vor dem Regen nach Hause als es anfing mit Donnern.

    Nun, da die drei wieder alleine waren, hoffte Tordis, dass sich die Spannungen wieder etwas legen werden. Vorsichtig holte Tordis Luft um zu fragen: "Es war eine anstrengende Reise bis hier her. Durch den Regen hat es sich ales sehr verzögert. Ich denke wir sollten morgen weiter gehen. Was meint ihr? Wie früh wollen wir aufbrechen?"


    Ein seltsames Gefühl machte sich in der jungen Frau breit und das schlechte Gewissen begann sie zu plagen. Der Streit mit Novaria tat ihr unendlich leid. Mit schuldbewusster Miene sah sie die Cath'Shyrr an: "Es tut mir leid, dass ich dir ein Pferd aufbinden wollte. Wenn du magst kannst du natürlich auch zu Fuß weiter gehen." An Meyleen gewandt sprach sie mit schuldbewusster Stimme weiter: "Du hast wahrscheinlich recht, dass es schwierig wird einen Boten zu entsenden, der das Tier wieder heil nach Wiesenfeld bringt. Wer weiß, was für Kreaturen uns in dieser Umgebeung erwarten." Ein kleines Lächeln, das Abenteuerlust versprüht huschte über das Gesicht der Blonden: "Und so ein Pferd ist auh viel schwieriger zu verstecken."


    Der Wirt tischte reichlich auf. 'Da wird Novaria sicher satt werden' , dachte Tordis noch schnell, bevor sie herzlich zugriff. So viele leckere Sachen. Schon bald verschwand das Gefühl der Schuld und wohlige Wärme strömte durch Tordis' Körper, was man auch an ihren roten Wangen sehen konnte.

    Wie gut, dass wenigstens einer die junge Bibliothekarin verstand. Zumindest deutete Tordis so Yovrils Zwinkern. Vielleicht könne er ja Meyleen und Novaria doch noch überzeugen, die Reise zu Pferd fortzusetzen oder wenigstens ein Pferd als Lastentier einzusetzen.


    Nun hatte auch Tordis die Gruppe eingeholt und wunderte sich, dass Novaria so zielstrebig auf das Gasthaus zu hielt. "Wir hätten auch bestimmt in der Gästehütte auf dem Hof meiner Eltern nächtigen können. Sie hätten morgen ein großes Frühstück aufgetischt", dachte die Blonde. Aber gut, sie sah, dass Novaria gereizt war und wollte keine Widerworte geben. Mit einem Schulterzucken drückte Tordis die Klinke der Gasthaustür hinunter und trat ein. Ein Blick durch den Gastraum zeigte am Fenster einen freien Tisch, der den vier Wanderern genügen Platz bot.
    Da Tordis den Wirt kannte, er war ein alter Freund ihres Vaters, trat er schnell an die Gruppe heran, begrüßte sie herzlich und wies ihnen den Weg zu dem Tisch, den Tordis vorher im Blick hatte. Schnell gestikulierte Tordis dem Wirt, er möge reichlich auftischen, da der Tag anstrengend war und die Wanderer hungrig waren.
    Einladend schaute Tordis ihre Begleiter an und ging auf den zugewiesenen Platz zu und setzte sich.

    Ich glaub meine Obernachbarin spinnt. Die hat gerade ne Schüssel Wasser nach unten gekippt, weil meine Katze lautstark ihr Revier verteidigt hat. X(
    Na, dann werd ich die kleene mal trocken rubbeln und dann ins Bedde springen :wave:

    Tordis freute sich, als die Getränke serviert wurden. Sie prostete der Frau am Nachbartisch freundlich zu und nahm einen kräftigen Schluck. Das ist ja Wein! schrie es erschrocken in ihren Gedanken. Hatte sie sich nicht ein Wasser bestellt? Blitzartig setzte Tordis den Weinkrug ab und fing an mit husten, als habe sie sich verschluckt. In ihr stieg eine Wärme auf, die sie vorher noch nie verspürte. es fühlte sich an, als würden ihre Wangen glühen und feuerrot aussehen. Die Wärme breitete sich überall aus. Selbst ihr kalten Füße waren nun so heiß, dass man ein Spiegelei darauf braten konnte.
    Der Boden begann langsam Wellen zu schlagen und Tordis traute sich nicht ein paar Schritte zu gehen. Sie blieb also sitzen und beobachtete eine Person, die ihr bekannt vorkam. Novaria? , dachte sie, aber war sich nicht sicher. Es hatte den Anschein, Novaria wolle die Taverne verlassen. Wie aus der Ferne hörte Tordis sich rufen: "Novaria!", sie winkte Novaria zu sich herüber. Immerhin kann sie doch noch nicht gehen. Die beiden haben sich ja noch gar nicht unterhalten und es gibt eine Menge zu erzählen.

    Tordis verstand immer noch nicht, warum die Mädels keine Pferde wollten. Aus Meyleens Frage antwortete sie: "An unserem Zielort wird es doch bestimmt jemanden geben, der solch Botengänge erledigt. Meinst du nicht, dass das klappen würde?" Das Wort 'Zielort' benutzte Tordis bewusst, da sie das Misstrauen ihrer Gefährtinnen gegenüber Yovril schon mehrfach andeuteten und sie Tordis mit einem besonderen Gesichtsausdruck ansahen, wenn sie mal wieder zu viel verriet.


    Die Frage Yovrils ließ Tordis jedoch aufhorchen und witterte eine neue Chance die Pferdeidee den beiden schmackhaft zu machen. Während die Blonde Yovril dabei zu sah, wie er sich um die kleine klitschnasse Fee kümmerte, antwortete sie ihm: "Es soll noch ein wenig weiter gehen als Wiesenfeld." Sie kam mit ihrem Kopf näher an ihn heran und flüsterte dem Magier zu: "Hast du eine Idee, wie ich die beiden davon überzeugen kann, sich ein Pferd zu besorgen? Der Fußmarsch wäre mehrere Tagesreisen. Zu Pferd ginge es wesentlich schneller."


    Ein Feldstein am Wegesrand zeigte den Wanderern an, dass es nicht mehr lange dauern würde, ehe sie Wiesenfeld erreichen würden.

    "Ach wie schön", seufzte Tordis vor sich hin als sie das Buch zuklappte. Nun war auch dieser schmalzige Roman ausgelesen. Sie griff nach ihrem Glas und einen letzten Schluck trinken doch das Glas war schon leer. Die Blonde hörte eine Frauenstimme "Wasser" sagen und beschloss sofort sich auch eines zu bestellen. Ruckartig drehte sie ihren Kopf herum, so dass ihre Haare im Kreis flogen. An die Damen am Nachbartisch gewandt: "Ja, ich hätte auch gerne ein Glas Wasser...Obwohl, der Wein schmeckte auch vorzüglich...oder könnt Ihr was anderes empfehlen?" Tordis versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen und verstrickte sich immer weiter in ihre Bestellwünsche. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn jetzt noch jemand wüsste, was die junge Frau letzt endlich trinken möchte.

    Noch drei Kapitel, dann würde Tordis das zweite Buch an diesem Tage beenden. Wieder so ein typischer Heldenroman mit einer Jungfrau in Nöten und einem Retter, der das Diebespack in die Flucht schlägt. Hier und da ein paar heimliche Treffen und ein paar Kämpfe zwischendurch. Doch das Ende ist immer das selbe: So lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende...


    Wieder hatte Tordis ihren freien Tag an einem Bootsteg im Hafenviertel verbracht und gelesen. Nun, da der Abend langesam seine Schatten über der Stadt ausbreitete, machte sich Tordis auf den Heimweg. Mit der Nase im Buch bog sie zielsicher in Straßen ein, die sie auf dem schnellsten Weg nach Hause bringen solltem. Nicht lange und die Dämmerung hatte sich so sehr ausgebreitet, dass die Leseratte keinen Buchstaben mehr erkennen konnte. Flink steckte sie das Buch in ihren kleinen Beutel, den sie schräg über den Oberkörper trug. Tordis blickte auf, um zu sehen, wann sie die nächste Abbiegung nehmen würde. Dabei fiel ihr eine Taverne auf, die sie vorher noch nie wahrgenommen hatte, da dies hier sicher nicht der Ort zum längeren Verweilen war. "Zur Schwarzen Katze" stand auf dem Schild über der Tür. Durch die Fenster konnte man nichts erkennen. Nur das Licht der Innenbeleuchtung fiel durch. Es sah nicht sehr einladend aus.
    Mit ihren Gedanken war die Blonde noch tief in dem Roman versunken. Von düsteren Kneipen wurde auch berichtet. Ob es in Wirklichkeit auch so zuging, dass die Bierfässer nur so geleert wurden und das Glücksspiele Prügeleien verursachten?
    Jedes vernünftige Mädel würde diesen Ort niemals betreten. Wer weiß, was in diesen Spelunken alles passieren kann, wenn man nur jemanden schief anschaute. Prüfend blickte Tordis nach links und rechts., ob sie auch ja niemand beobchtete. Als die Luft rein war, drückte sie vorsichtig und zaghaft. die Klinke der schweren Türe herunter und öffnete diese. Innen bot sich der Blonden ein Bild, was sie nicht einmal erahnt hätte: Das Gasthaus war so gut wie leer. Nur zwei Frauen waren anwesend. Eine Bühne war aufgebaut und es sah ganz so aus, als würde demnächst ein Wettkampf in einer Disziplin beginnen, die Tordis nicht erkannte.
    Tordis suchte sich einen Tisch, der unmittelbar neben dem stand, an dem eine der Frauen einen Rotwein trank. Sie sah sich um und schon wenige Augenblicke später kam die Kellnerin und Tordis bestellte sich ebenfalls einen Wein um den Tag ausklingen zu lassen. In der Zwischenzeit nahm Tordis wieder ihr Buch zur Hand. Mit ihm auf dem Tisch fühlte sie sich sicherer.