Während Amelie auf Knien zu Shirashai betete, verschwand die Priesterin für einen kurzen Moment im hinteren Bereich des Tempels, der nur der Anhängerschaft der Göttin zugänglich war. Als sie zurückkehrte, hielt sie in jeder ihrer porzellanfarbenen Hände ein kleines, kristallenes Fläschen, eines von hellblauer und eines von zartrosaner Farbe. Stumm verharrte sie hinter Amelie und wartete ab, bis diese ihr Gebet vollendet hatte. Entschlossenheit lag im Blick der Nymphe, obwohl Shiareé spürte, dass ihr der Umgang mit der Göttin noch wenig vertraut war.
Als sie sich schließlich vom marmornen Boden des Palast erhob, wies die Priesterin Amelie erneut an, ihr zu folgen. In einem nicht einsehbaren Winkel des Tempels hielt sie der Nymphe schließlich die Fläschen entgegen, jedes zwischen zwei Fingern. Das spärliche Licht, das durch die Fenster in den Raum fiel, fing sich in den Flakons und warf kleine Lichtflecken auf Stein und Haut.
Shiareé hielt das rosa-farbenen Gefäß ein wenig höher und blickte Amelie bedeutungsvoll an: „Diese Tinktur wird alle Gefühle, die jemand dir gegenüber hegt, verstärken. Nutze sie weise, denn dies betrifft auch alles Negative.“ Dann hob sie das andere Fläschchen: „Diese Tinktur wird dafür sorgen, dass die anderen Sterne, die dir deinen Platz am Himmel streitig machen, für eine Weile weniger hell strahlen.“
Shiarée wartete darauf, dass ihr Gegenüber die Flakons entgegen nehmen würde. Tatsächlich war die erste Flüßigkeit nichts weiter als ein Mittel, dass den Betroffenen in einen Rausch versetzte. Und das zweite Wässerchen führte dazu, dass der Geschädigte für eine Weile sein Heim nicht mehr verlassen würde, weil ihn Bauchschmerzen plagten.