Niralits Lippen kräuselten sich ebenfalls zu einem kühlen Lächeln. Ein Spiel aus Drohungen, ein Kampf auf kleiner Flamme, mit Wörtern so scharf wie Klingen ausgetragen, das gefiel ihr. Sie liebte jede Art von Kampf und glaubte auch, sich auf jedem Schlachtfeld gut zurechtfinden zu können. Das Leben war ein einziges Spiel aus Strategie, Aktionen und Reaktionen für Niralit. Niemals würde sie vergessen und niemals würde sie aufgeben …
Als die Dai’Vaar einen Blick aus dem Fenster warf, überlegte Niralit, an was sie sich wohl dabei erinnert hatte. Einen Moment später bekam sie die Antwort jedoch schon. War ihr Gegenüber also doch nicht ganz so neu, wenn sie schon dabei war, ein Häuschen zu erwerben. Niralit fragte sich, wo sie das Geld dafür her hatte. Sie selbst wohnte und agierte auf Kosten ihres Reiches, ihres Volkes, denn ihre Ergebnisse waren wertvoll genug dafür.
Niralit verzog keine Miene bei dem langgezogenen Wort Künstlerviertel. Sie konnte einfach nichts mit diesen melancholischen Gestalten anfangen. Die einzige Kunst, die sie kannte und schätzte, war die des Schwertes und die der richtigen Worte. Mehr brauchte sie nicht, um ihre Aufgabe zu erledigen. Etwas anderes wollen wir nicht.
Dann weiteten sich ihre Augen aber doch und tauchten mit einem Mal in schillerndes Silber. Fast als wäre sie blind geworden, als hätte sie den Blick verächtlich vor dem lächerlichen Angebot abgewandt. Wie kam man auf eine solche Idee? Unter einem Dach mit dem Künstlerpack zu leben … Grollend wollte sie widersprechen.
Stattdessen schloss sich ihre Hand um den Schwertgriff. Schutzsuchend, wofür sie sich selbst hasste. Naira führte etwas im Schilde. Sie hatte Verwendung für die Yassalar, oder glaubte zumindest, dass diese ihr noch nützlich sein könnte. Niralit selbst dachte ähnlich, jetzt, wo sie die gefährliche Kraft der Dai’Vaar gesehen hatte. Ein kurzer Blick zu den verkohlten Fingerabdrücken im Holz – dann nickte sie steif.
„Heute habe ich ebenfalls zu tun, aber ich werde Euer Angebot annehmen. Ist es denn schon sicher, dass ihr das Häuschen bekommt?“ Herausfordernder Spott mischte sich in ihre Stimme. Das hämische Grinsen schluckte sie allerdings hinunter. „Ihr werdet allerdings akzeptieren müssen, dass ich Euer Domizil nicht jede Nacht aufsuchen werde. Einen Wachhund müsst Ihr woanders suchen.“
Da glühten ihre Augen dunkelviolett auf, schon fast blutrot. Nachdem sie den erhaltenen Zettel in eine Tasche gestopft hatte, erhob sie sich. „Wir sehen uns, nicht wahr?“, meinte sie zum Abschied mit einem weiteren feinen Grinsen. Eine interessante Bekanntschaft.