Beiträge von Tári

    Tári war etwas überfordert mit der Situation. Was wollte Corrin da von ihr? Und das Pony? Es drohte ihr? Sie konnte verstehen, dass es unglücklich und wütend war. Hier lebte das Pony? In einem Bretterverschlag, im Halbdunkeln und es hatte Schmerzen. Ja da konnte man schon wütend werden. Einmal, als Tári noch sehr klein war und sich mal wieder davongestohlen hatte. Hatte man sie danach in ihr Zimmer eingesperrt. Die Fenster so verriegelt, dass sie nicht anders als aus der Türe hätte hinaus gekonnt. Tári hatte noch viel schlimmer gewütet, als dieses Pony hier. Das ganze Zimmer war verwüstet gewesen und ihre Finger hatten geblutet von den unablässigen Bemühungen sich doch irgendwie zu befreien. Warum sollte es anderen Wesen nicht auch so ergehen und das hier war schlimmer. Zumindest in ihren Augen. Auch wenn sie wusste, dass es Plätze gab, an denen es Tiere noch schlechter treffen konnten. Sie war kurz davor eine innerliche Barriere zu errichten, um zumindest den Schmerz an ihrem Rücken nicht mehr spüren zu müssen, aber dann hätte sie nicht ein Wort von dem Pony verstehen können. So entschied sie sich das nicht zu tun. Vorerst. 'Was ich bin?', fragte Tári Pietsch in Gedanken zurück. Ich bin eine Halbelfe, dachte sie für sich. Das war ja nun auch nicht allzu schwer zu erraten, befand sie. Sie wand sich kurz an Corrin. Sie wusste gerade so gar nicht was sie tun sollte. DIESEM Pony konnte sie nicht so einfach irgendwelches Zeug auflegen. Nicht so wie es sich gerade verhielt. „Immer so…“, wiederholte sie steif und stand noch immer wie angewurzelt da. „Was weißt du über ihn?“ Sie brauchte etwas Zeit um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie sah das Pony an und es schmerzte nicht nur ihr Rücken, nein auch ihr Herz war nun schwer geworden. Ein glückliches, fröhliches Geschöpf wäre ihr um Welten lieber gewesen. 'Ich will dir nichts tun.', meinte sie vorsichtig zu dem Pony ohne, dass es Corrin hätte hören können… Hoffentlich kam Tamrin bald, aber was dann?

    Tári schmeckte dieses Unterfangen nicht, noch weniger schmeckte es ihr, dass Tamrin sie mit Corrin nun alleine ließ. Ihre Augen hafteten noch einen Moment an ihrem jungen Verlobten, ehe sie sich dem Jungen zuwandte. Es machte keinen Sinn zu lange über etwas zu reden, schnell sollte es gehen. Sie wollte einfach nur aus all dem Stoff endlich wieder raus und wenn… WAS? WIE hatte er sie gerade genannt? Tári knurrte und das leise aber drohend. Gerade wünschte sie sich er wäre ein Welpe. Dann wüsste sie genau was sie zu tun hätte. Aber so? Sie konnte ihn schlecht im Nacken packen und auf den Rücken werfen, sich drohend über ihm aufbauen. Gut sie hätte es schon gekonnt, aber was dann? Rasch folgte sie dem Bengel. Das Pony! Sie mahnte sich einfach an das Pony zu denken, sicheres Terrain. So trat sie hinter Corrin in den Schuppen. Plötzlich begann Tári der Rücken zu brennen und sie unterdrückte ein Keuchen. Die warnenden Worte die mit einem Mal in ihrem Kopf klangen ließen sie zurück weichen und der Geruch der die Luft und langsam auch das Tuch durchtränkte, ließ sie flach atmen. Damit hatte sie nun nicht gerechnet und es forderte viel ihrer Beherrschung nicht sofort rückwärts aus dem Stall zu stolpern. „Das ist Pietsch?“, fragte sie mit leiser Stimme. Das Pony sah erbärmlich aus. Jede Menge Fragen und Gedanken schossen ihr durch den Kopf, aber nicht eine wollte aus ihrem Mund. Was hätte es auch gebracht? Nicht jedes Pferd oder Pony konnte es so gut haben wie die eigenen bei ihnen, aber das? Tári blinzelte und räusperte sich. Dieses Pony hatte Tamrin also gebissen? Aber warum? Pietsch mochte Corrin scheinbar nicht sonderlich und damit war Tári das Pony auf einen Schlag sympathisch. Aber es ging nicht, dass das Pony um sich biss wie wild, auch wenn es wohl eher seinem Zustand geschuldet war, als den Personen die es umsorgten? 'Pietsch?', sprach sie das Tier also in Gedanken an. Zumindest heute sollte keiner gebissen werden…

    „Aber es schadet nicht, wenn du es lernst.“, meinte Tári ernsthaft. Es ging weiter durch die Gassen und Tári wünschte Tamrin hätte einen breiteren Durchgang gewählt, sie verkrampfte sich auch kurz, gewann aber mehr und mehr Gelassenheit mit ihrem jungen Verlobten an ihrer Seite. Die Halbelfe ignorierte den Wortwechsel von Corrin und Tamrin, aber als es um das Pony ging wurde sie hellhörig. Aber WIE? Tamrin wollte sie mit dem Bengel alleine lassen? Tári musterte Corrin und verzog das Gesicht. Diesmal konnte sie dem Drang voll und ganz nachgeben, denn das Tuch verbarg ihre Grimasse. „Einverstanden. Und mach dir keine Sorgen, ich pass schon auf.“, versicherte sie Tamrin. Dann sah sie Corrin an. „Du gehst vor.“

    Hier und da kam der viele Stoff Tári ein wenig in die Quere, aber nichts was sie wirklich aufgehalten hätte. Kurzweilig verschwand sie in einer dunklen Nische der Gasse und wartete darauf, dass Tamrin an ihr vorbeizog. Sie legte den Kopf schief und beobachte ihn eine kurze Weile, wie er mehr stolperte, als sich flüssig mit den anderen Personen zu bewegen. Wenn einer von ihnen Aufmerksamkeit auf sich zog, dann er. Aber auch wurde ihr warm ums Herz denn es sah so aus, als würde er sie suchen. Doch da unterschätzte er sie wohl ein wenig. SIE war der Jäger, eindeutig. Aber sie wollte ihn nicht länger so durch die Menge stolpern lassen und schloss daher zu ihm auf. „Daran müssen wir aber noch arbeiten.“, schmunzelte sie hinter dem Tuch. „Du bist auffälliger als der Junge.“, ging sie in ein tadeln über, berührte aber kurz zärtlich Tamrins Hand. Er sorgte sich und das war der Grund, zumindest nahm sie das an. Der junge Mann war eigentlich alles andere als ungeschickt.

    Bei Tamrins Worten lächelte Tári. Es waren nicht viele Worte die sie brauchte um neue Hoffnung zu schöpfen. Aber wenn sie beide so für einander empfanden, dann konnten sie auch eine Lösung für ihre Misere finden. Wer wenn nicht sie? Ihre Eltern wussten doch was Liebe war, immerhin hatten sie deshalb geheiratet und eine Familie gegründet.
    „Die wird eh keiner sehen, bei so viel Stoff.“, antwortet Tári ihrem jungen Verlobten. Sie kam nur noch einmal dazu tief durchzuatmen und dann ging es auch schon los. Dieser Corrin, war…nun…sie wusste nicht was sie von ihm halten sollte. Vielleicht hatte er sein Herz am rechten Fleck, aber irgendwie… „Mach dir keine Sorgen, wenn wir uns aus den Augen verlieren. Bleib du einfach bei… ihm. Ich finde euch.“, meinte die junge Frau zu Tamrin, da Corrin abstob wie ein abgeschossener Pfeil. Mit diesen Worten tat Tári es dem Jungen gleich nur ohne das Geschrei und eigentlich tauchte sie geschickt in dem Trubel der Strassen ein und unter. Wie der Jäger der auf dem Zug nach Beute war. Nicht so wie gestern, als sie Kopflos durch die Straßen geirrt war. Nein, nun konnte sie sich voll und ganz darauf konzentrieren ungesehen oder so gut als, zu bleiben und dennoch hatte sie immer ein Auge auf Corrin und Tamrin…

    Tári drückte sich an den jungen Mann und wollte einmal mehr aus diesem Albtraum erwachen. Und am Fluss liegen, wo sie so schöne Stunden verbracht hatten. Nun wenn auch etwas sehr ungewöhnliche, aber dort war die Welt noch in Ordnung gewesen und dort hatten sie Pläne geschmiedet und… Tári ließ zu, dass Tamrin ihren Kopf anhob. Er was so ganz anders, als die vielen anderen und sie fühlte sich sicher und geborgen bei ihm, ganz davon zu schweigen was seine warmen grünen Augen in ihr auslösten, wenn sie nicht gerade ihre Welt zerbrechen sah. Und selbst dann… Sie atmete tief durch. „Unsere Notlösung?“, fragte sie mit etwas heiserer Stimme. Damit konnte sie vorerst leben. Wenn gar nichts mehr ging, würden sie weggehen und … und… ja was und? Sie hatte noch die Hütte im Wald, aber dort konnte Tamrin nicht das lernen was er wohl lernen wollte. Es war aber auch wie verhext. Seine Nähe brachte sie wieder mehr zur Ruhe. Keine neuen Tränen kamen nach, als der junge Mann ihr die Wangen getrocknet hatte. „Ich liebe dich.“, flüsterte sie leise und auf Elfisch. Wiederstrebend zog sie das Tuch über die gerümpfte Nase. „Gut, bin soweit.“, antwortete sie knapp.

    Tári fixierte Corrin mit den Augen und kniff sie immer weiter zusammen, bis sie es nicht mehr aushielt und mit einem Satz auf ihren Füßen stand. „SIE sind nicht meine Familie!“, knurrte sie den frechen Bengel an. Ihre Tante mochte auf Hochadel machen, aber nicht ihre Eltern. Ihre Eltern waren bodenständige und fleißige Leute und das was sie hatten, hatten sie sich alles erarbeitet. „Meine Eltern…“ …hatten sie verraten. Sie brach daher den Satz ab und trat wieder ein wenig zurück. Es dauerte etwas bis alles in ihrem Geist seinen Platz gefunden hatte. Leise verzweifelt sah sie Tamrin an. Sie würde ihm gern sagen, dass es ganz gut sei. Aber wie konnte es das? Wenn sie schon als verlobt galt? Sie war doch DAVOR davongelaufen. Wie kamen sie dann dazu? „Ich weiß es nicht. Wie kann es gut sein, wenn ich schon als verlobt gelte. Und das mit Fanorian? Ich will ihn nicht.“ Tränen begannen sich in ihren Augen zu bilden und sie wand Corrin den Rücken zu, drückte sich in Tamrins Arme. Was machte das alles für einen Sinn? Aber Gerüchte können doch auch falsch sein. Sie hatten gerade nicht mehr als dass Tamrin mit ihrer Tante sprach und bei ihr ordentlich Eindruck machen musste. „Wir könnten weggehen…“, wisperte sie kaum hörbar, aber diese Möglichkeit lag ihr schon so lange auf dem Herzen. Sie konnten auch wo anders glücklich werden… Aber bei diesem Gedanken begannen dann die Tränen zu laufen...

    Und ob so, dachte Tári für sich und rollte mit den Augen, als es an der Tür klopfte. "Mehr als das.", stimmte sie Tamrin zu und sah unzufrieden zur Tür. Nur ein kleines bisschen länger.... Wäre das zu viel verlangt gewesen? Sie musste doch nun eine Weile auf so etwas wohl verzichten. Aber die Berührung von Tamrins Lippen auf ihrer Haut ließ sie lächeln. Das machte alles besser, irgendwie. Corrins Auftritt entlockte ihr eine hochgezogene Augenbraue. Der Kleine war sehr von sich selbst überzeugt, woher er das wohl nahm? Tári verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Corrin löste diese reservierte Geste bei ihr einfach aus, wenn er sich so verhielt. Was er sagte war ihr nun ja nicht mehr neu. Zumindest seit gestern. Aber, dass es anderweitig bekannt war? Ein wenig wurde ihr Blick verzweifelt, da ihr bewusst war, dass Corrin nicht von Tamrin redete. "Und weiter?", fragte sie kühl.

    Die junge Frau betrachtete Tamrin ganz genau, wie sie es zuvor schon immer getan hatte. Wie hypnotisiert sah er ihr Bein an, dass sie ihm hinhielt und sie lächelte leicht. Ihr fielen gerade ganz andere Dinge ein, als sich anmalen zu lassen. Sie atmete tief durch und lachte kurz auf, als Tamrin seine Finger über ihre Fußsohle zogen und ein kribbelndes Gefühl hinterließen. "He!", kicherte sie. "So geht das nicht." Sie legte ihm ihren Fuß auf die Brust und strich mit ihm seinen Oberkörper hinab. Wenn er schon spielte, durfte sie das doch auch.

    Tári zuckte mit den Schultern. Vielleicht war es so wie er sagte und es würde keiner zu ihr sehen und selbst wenn, unter dem Umhang könnte sie ein paar Kinder verstecken… Tári lächelte vergnügt und versuchte dem Umhang irgendwie Herr zu werden und setzte sich dann auf die Bettkannte, hielt Tamrin ihren Fuß entgegen und zupfte sich das Stück Stoff vom Gesicht. „Ich tue es wieder hoch wenn wir los gehen, ja?“ Es nervte sie, das Ding vor der Nase zu haben, sie roch nur diesen Stoff und auch die Seife mit der es gewaschen wurde. Nichts was sie unbedingt dauerhaft in der Nase haben wollte. Nicht so wie… Sie sah den jungen Mann an…

    Tári sah Tamrins nackten Oberkörper an, als er kurz auf seine Kleidung zu sprechen kam und verkniff sich etwas zu sagen. Aber wegen ihr, hätte er sich nichts überziehen brauchen, befand sie. Als er von der Truhe sprach, wuppte sie den Stoff einfach dort hinein. Die Schuhe schmiss sie auch mit hinein und zu den Deckel. Sie wollte das Zeug einfach nicht mehr sehen. Aus den Augen, aus dem Sinn - oder so.... Dann nahm sie den Umhang von Tamrin entgegen. Noch mehr was sie sich anlegen sollte. Sie rollte mit den Augen. Am liebsten hätte sie ihn gefragt ob er nicht einfach etwas zaubern könnte, um all das hier unnötig werden zu lassen. Aber wenn er es könnte, dann hätte er das wohl selber vorgeschlagen und sie...sie könnte, aber sie war noch nicht so weit. Sie konnte es ihm noch nicht sagen. Nicht jetzt, nicht in dieser Situation. Also legte sich Tári den Umhang um die Schultern und kam sich reichlich dämlich vor. Die Sachen von Corrin zu kurz der Umhang von Tarmin zu lang. "Sie werden allein schon zu mir sehen, weil nichts zusammenpasst.", moserte Tári dann doch. "Barfuß? Überhaupt kein Problem!" Endlich mal etwas, was nach ihrem Geschmack war. Sie begann zu lächeln. "Nur dann musst du da auch noch Ruß dran machen...", lachte sie leise und ihre Augen blitzten kurz vergnügt.

    Mit Tamrin war alles so anders. Er drückte sie noch einmal an sich und Tári genoss auch diesen kurzen Augenblick. Normalerweise legte sie kaum Wert auf körperlichen Kontakt und schon gar nicht bei Leuten die sie kaum kannte eigentlich. Aber bei ihnen fehlte auch dieses Gefühl, was nur der junge Mann in ihr zum Klingen brachte. Tári wartete geduldig, während Tamrin ihr das Tuch umband, verzog aber missbilligend das Gesicht dabei, da er mit dem Rücken zu ihr stand sah der junge Mann es ja nicht. Auf seine Frage hin zuckte sie mit den Schultern. „Wird schon halten.“ Sie drehte sich um und kam sich so fehl am Platz vor, eigentlich fühlte sie sich nicht besser gerade, als in dem Schönen Kleid. Warum konnte Tamrin eigentlich nicht ihre Kleidung aus der Scheune holen? Aber damit gäbe es wohl nur mehr Probleme. Was wenn er gesehen würde und was wenn sie dann hier gesehen würde, wenn sie das Zimmer verlassen musste. Es würde ihr wohl nicht erspart bleiben, in diesen Dingen das Zimmer zu verlassen. Eine ihrer Hände fuhr wie von selbst nach oben und zog etwas an dem Tuch, fuhr an der Kante entlang. „Geht wirklich.“, versicherte sie. „Dann warten wir nur noch auf Corrin?“ Tári musste sich etwas ablenken und holte das Kleid hervor die Schuhe und den Beutel den sie gestern getragen hatte. Den Inhalt steckte sie sich in die Hosentasche, bis auf eine Münze. Die Frau der Tamrin das Kleid geben wollte, müsste gutes Garn und so weiter besorgen und dafür sollte diese Münze sein. Hauptsache keiner würde je erfahren was aus dem Kleid wohl geworden war. Danach wand sie sich an den jungen Mann. „Das können wir hier nicht so offen liegen lassen. Oder willst du es gleich Corrins Mutter geben?“

    Tári lächelte, als Tamrin sich einverstanden erklärte und seine sanfte Berührung auf ihrer Haut hinterließ eine feine Wärme die sich immer mehr vertiefte. Sie schob ihre Arme hinauf in seinen Nacken, zog sich eng an ihn und genoss es, als sich endlich ihre Lippen berührten. Sie fühlte sich wohl und alle Probleme rückten in diesem Moment sehr weit in den Hintergrund, waren für diesen zauberhaften Augenblick vergessen. Aber irgendwann musste sie Atem holen, denn diesen hatte der Kuss ihr genommen. Tári sah Tamrin mit verträumten Blick an. Jetzt konnten sie noch gehen, alles hinter sich lassen... Einmal noch drückte die junge Frau ihrem jungen Verlobten ihre Lippen auf seine und drehte sich dann in seinen Armen um. "Gut du kannst.", sagte sie mit belegter Stimme.

    Tamrin entwand sich der jungen Frau und Tári sah ihn erst noch etwas belustigt an, doch seine Worte zu ihrer Tante vertrieben das amüsierte Funkeln innert eines Wimpernschlags. Er würde heute mit ihr reden und sie musste ihn einfach anhören. Gut die sprachliche Barriere, aber das wird schon werden. Tamrin hatte in kurzer Zeit sehr viel gelernt und würde sie sicherlich verstehen wenn sie nicht... Oh wenn sie nicht wie eine Furie auf ihn einreden würde. Aber das war ein Problem dem sie sich später stellen mussten, denn gerade wedelte ihr junger Verlobter erneut mit dem Tuch vor ihrem Gesicht herum. Tári verzog das Gesicht und lächelte dann verschmitzt. "Gut, darfst du, wenn du mir zuerst noch einen Kuss gibst." Es würde wohl eh viel zu lange dauern, bis sie wieder Zeit für sich hätten. So wie am Fluss, einfach nur Tamrin und sie. "Einverstanden?"

    Tamrins Haut war so warm an Táris Wange und unter ihren Händen und sein Geruch umfing sie. Sie wollte gar nicht hören oder daran denken was ihr junger Verlobter zu sagen hatte. DENN er hatte leider ein weiteres Mal Recht. „Na gut.“, stimmte sie unwillig zu. „Aber so etwas liegt mir nicht.“ Aber für wen sollte sie es sonst tun, wenn nicht für den jungen Mann der sie so liebevoll in seinen Armen hielt? Sie rieb leicht ihren Kopf an ihm und begann seine warme Haut zu küssen und ihn auch etwas zu knappsen…

    Tári hob die Augenbrauen, als Tarmin von einer Drahtbürste sprach, ließ ihn dennoch gewähren und sich somit bemalen. Wenn auch mit gerümpfter Nase. Nein sie konnte das nicht leiden. Das ganze Theater was sie hier veranstalten mussten konnte sie nicht leiden. Warum konnten… Sie brach den Gedankengang ab, es lohnte nicht darüber nachzudenken, was wäre wenn. Es war nunmal so. Und nun mussten sie das Beste daraus machen. Tári verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich.bin.nicht.krank!“ Schon wieder mäkelte einer an ihrer Figur. Jaaa vielleicht war sie zu leicht für ihre Größe, aber das lag nicht daran, dass sie krank war, sondern weil sie ständig unterwegs war und bei den seltsamen Veranstaltungen kaum etwas hinunter brachte. „Ich werde nicht röcheln und husten.“ Das alles war viel zu anstrengend, wenn sie Tamrin reinen Wein einschenken würde, dann müsste er sich nicht all diese Gedanken machen aber was würde er davon halten? Wenn sich ihre Haut plötzlich zu verfärben beginnen würde oder noch ganz andere Sachen? Ihre Augen huschten unsicher in der kleinen Kammer umher. „Reicht das nicht? Ich wüsste auch gar nicht wer mich hier erkennen sollte und wenn wir die großen Straßen meiden laufen wir sicher niemandem über den Weg. Und überhaupt…“, murrte sie. „…wahrscheinlich suchen sich mich eher im Wald als in der Stadt…“ Tári tauchte an dem Tuch vorbei und schmiegte sich an den jungen Mann.

    Die Mütze. Tári nickte und zog sich diese mit unleidigem Schnauben über und zog sie so weit hinunter, dass weder Haaransatz noch eine einzelne Strähne zu sehen war. Und nun sollte sie auch noch einen Umhang anziehen? Na ja, DA gab es bei weitem schlimmeres und sie versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, während Tamrin näher kam. Dach dann rümpfte sie die Nase, als Tamrin mit dem Kohlestück wedelte, hielt ihm aber dann das Gesicht entgegen, fixierte dabei die grünen Augen des jungen Mannes. Egal was sie tun musste um mit ihm zusammen sein zu können, sie würde es tun. „Das wird ewig brauchen bis es von der Haut geht, da musst du mir aber helfen.“, grinste Tári ein weinig.

    Das nannte Tamrin Manieren? Nun ja eigentlich hatte Tári gerade selber nicht mit Manieren geglänzt, stellte sie ungerührt für sich fest und wenn ihre Tante das wüsste. Ein leiser Schauer lief ihr über den Rücken bei dem Gedanken an sie, aber dieser wurde viel zu rasch abgelöst durch etwas was nun in der Luft lag. Die junge Frau sah zu Tamrin, der mit dem Türriegel sprach und ging noch immer der Tätigkeit nach ihre Haare zu bändigen. Und plötzlich fiel ihr ein was Celeb am Fluss zu ihr gesagt hatte und ja, sie quälte ihn wohl gerade wieder und dafür hatten sie aber keine Zeit. Was der große Graue wohl auch gerade machte? Tári hielt widerwillig Corrins Kleider an sich und sah etwas unglücklich drein, als sie Tamrins Blick suchte. „Wird schon passen.“, versuchte sie sich an einem Lächeln und suchte sich ihre Unterwäsche, zog diese an, ehe sie in Corrins Hose schlüpfte. Einmal mehr wollte sie sich lieber hier verstecken. Sie hatte noch ein paar Münzen die ihnen für ein paar Dinge reichen sollten und für Essen könnte sie so sorgen. Sie war immerhin eine gute Jägerin und kannte sich mit den Pflanzen soweit aus um zu wissen was bekömmlich war. Sie würden nicht Hunger leiden müssen. Tári atmete tief durch als sie den letzten Knopf der Hose schloss. Kohle? „Dann muss ich mich so oder so später waschen.“ Ihre Finger verharrten unschlüssig am Bund, zu eng war die Hose nicht aber ein wenig kurz vielleicht. „Wie soll es weiter gehen, wenn ich aus der Stadt bin?“ Sie wusste es eigentlich schon. Tarmin würde arbeiten gehen, sie sich waschen, den Geruch verlieren, sich umziehen und dann irgendwann zu ihrer Tante zurückkehren. Und dann würde ein gewaltiges Donnerwetter über sie hereinbrechen. Nein alles sträubte sich in ihr, sie wollte nicht. ABER sie musste wie es aussah.

    Längst hatte Tári die Hände vor der Brust verschränkt. Nicht ein Wort von Corrin hatte ihr gefallen. „Kein Bart.“, knurrte Tári leise. Sie sollte ihn mal ordentlich für seine Frechheiten kneifen. „Er ist viel zu frech für sein Alter.“, murrte Tári nachdem der Bengel abgezogen war. Aber vielleicht durften Jungen das auch sein? Ob Tamrin auch einmal so ein Rotzlöffel war? Sie musterte ihn eingehend. Wahrscheinlich eher nicht, befand sie für sich. Seine weiteren Worte ließen sie nachdenklich die Stirn runzeln und mit der Schulter zucken. Sie wollte eigentlich gerade nicht, auch wenn sie wusste dass es sich gehört und dass es besser wäre. ABER Tamrins Geruch haftete noch an ihr und wenn sie sich jetzt waschen würde, wäre dieser Weg. Tári schlüpfte aus Tamrins Hemd. „Sag du es mir.“, meinte sie schlicht und begann damit die wirren Haare etwas zu sortieren und in einem Kranz rund um den Kopf zu flechten immerhin sollten sie ja unter die Mütze passen.

    Noch ehe Tári etwas fragen oder erwidern konnte hatten die festen Lippen von Tamrin schon die ihren gefunden. Genau in dem Moment rückten all die Sorgen, all die grässlichen Gedanken in die Ferne und hinterließen nur ein wohlig warmes Prickeln, das sich in ihr auszubreiten begann. Aber der Moment war ihnen nur kurz vergönnt. Viel zu kurz wie Tári befand. Sie seufzte an den Lippen des jungen Mannes. „Ich will nur dich.“, flüsterte sie in Elfisch und sah ihm fest in die Augen. Danach wandte sie dann den Kopf und ihre Augen sprachen Bände, ob des Verhaltens von Corrin. Tári setzte sich auf und wollte es Tamrin überlassen etwas zu dem Jungen zu sagen. Denn das was ihr gerade in den Sinn kam, war alles andere als nett und freundlich. Aber sie wollte den Jungen nicht verärgern. Sie brauchten ihn. Vorerst. So begnügte sie sich damit ihn finster anzustarren.