Von unten war nichts zu hören außer dem leisen Rascheln der Stoffe, die von den beiden männlichen Bediensteten in der Garderobe platziert wurden als Daerid Atashkada die Stufen hinauf geleitete. Kostbarer gewebter Teppich machte ihre Schritte unhörbar. Nichts auf dem Gesicht des Valisar verriet, was er von Atashkada's Gebaren bezüglich seiner Bediensteten hielt. Üblich war es nicht, dass eine Dame ihnen überhaupt Beachtung schenkte, aber die Dheoran war auch nicht hier, weil sie eine der üblichen Damen war. "Es ist ein wenig extravagant." gestand Daerid mit feinem entschuldigendem Lächeln obwohl er das Haus genau deswegen gekauft hatte. "Und ich kann mich leider nicht rühmen, dass etwa ich es entworfen hätte. Es stammt aus den Nachlass eines berühmten Architekten und Dozenten der Akademie, dem diese Ehre gebührt. Es stand zufällig gerade zum Verkauf als sich abzeichnete, dass ich mehrere Wochen im Jahr in Nir'alenar zubringen würde." der Assassine hob fast unmerklich die Schultern. Dass er damals über einen Auftrag eigenhändig dafür gesorgt hatte, dass es überhaupt zu einem Erbfall gekommen war, war ein glücklicher - aber nichtsdestotrotz tatsächlich ein reiner Zufall gewesen. "Mir gefiel seine klare Gliederung - Arbeiten, Wohnen, Leben auf jeweils einer Etage - und die ruhige abgeschiedene Lage." lächelte er zufrieden und mit einer kleinen Verneigung und führte Atashkada am Ende der Treppe rechter Hand die großzügige Balustrade an einigen verschlossenen Türen entlang bis ein offener Durchgang von ihr abzweigte. Ein größere Würdigung seines Heims war von einer Angehörigen ihres Volkes kaum zu erzielen, das war Daerid bewusst. "Für meine Ansprüche und Bedürfnisse ist es wie geschaffen und es ehrt mich, wenn es auch Euer Wohlwollen besitzt." schloss er bevor sie gemeinsam hindurch schritten.
Der Salon, der sich dahinter eröffnete, war nicht besonders groß. Seine Wände waren bis auf einen Kamin links und eine edle Glasvitrine rechts von Bücherregalen gesäumt und in der Mitte stand eine gediegene Sitzgruppe mit bequem wirkenden Polstern um einen runden Tisch, in dessen Platte kunstvoll das Spielbrett eines bekannten, anspruchsvollen Strategiespiels mit handgeschnitzten Figuren eingearbeitet war. Ein Feuer flackerte lebhaft im Kamin. Formvollendet geleitete der Valisar seine Begleitung zu einem Sessel, zog diesen passend für sie zurecht und bat mit unauffälliger Geste, dass sie sich setzen möge. Mit verschwörerischem Lächeln sah er seinen bezaubernden Gast an. "Ich ersuche Euch, Euch noch an einer kleinen Erfrischung zu laben und mich für einen winzigen Augenblick zu entschuldigen, damit ich noch schnell gewisse Pflichten eines guten Gastgebers und Hausherren wahrnehmen kann, Verehrteste." Das war die Wahrheit. Und andernfalls hätte der Assassine hier ohne zu zögern so getan als ob sie es wäre. Niemals hätte er sich vor einer Dame auch nur den Hauch des Anscheins gegeben, einen derartigen Besuch im voraus geplant zu haben. "Erweist mir die Ehre, Euch alles anzusehen, was Euch beliebt. Aber zunächst - Was darf ich Euch bringen ? Champagner ? Einen leichten frischen Wein ? Oder doch lieber eine fruchtige Limonade ?" dachte er höflich an ihre Ablehnung weiterer alkoholischer Getränke auf der Festlichkeit und auch ihres ausgiebigen Tanzes und sah die Dheoran erwartungsvoll an.