Beiträge von Erelthea

    Das Flammenmädchen hatte nicht lange gebraucht, um zu seinen Kontakten zu kommen. Sie kannte diese Stadt zu gut und fühlte sich hier auch wohl. Also war sie problemlos und vor allem auf den kürzesten Weg dorthin gelangt und hatte eine harte, aber ebenso kurze Verhandlung geführt. Sie wusste, dass es wichtig war, dass heute alles schnell und vor allem gut ging. Sie hoffte es so sehr…
    Eine knappe Stunde später war sie wieder da, an der selben Stelle, an welcher sie Dranko hatte stehen lassen. Nur dass er nicht mehr hier war. Erelthea schnaubte. Wo, bei allen Göttern, war er nur hin? Hatte sie nicht unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht verschwinden und vor allem keine Aufmerksamkeit erregen sollt? Aber vielleicht hatte er genau dies getan und war jetzt in den Klauen dort drinnen. Doch ein unauffälliger Blick verliert ihr, dass die Wachen noch immer so gelassen waren, wie ein Stunde zuvor und das war doch ein eindeutiges Zeichen, dass sie ihn nicht hatten. Gut. Oder auch nicht gut, denn sie wusste nicht, wo sie ihn finden sollte.
    Mit dem Bündel unterm Arm machte sie sich also auf die Such und hatte kurz darauf auch schon Glück.
    „DRANKO!“ Sie senkte schnell ihre Stimme wieder und boxe ihn hart gegen die Schulter. „Schläfst du hier gerade tatsächlich?“, fragte sie voller Unglauben.

    Leise ließ das Flammenmädchen ein Schnauben aus. „Natürlich spüre ich es.“ Also hatte sie offenbar einen Poeten aufgegabelt. Nicht, dass es sie wieder störte, doch sie konnte wenig damit anfangen. Mit der Schönheit des Mondes und den Göttern. Der Mond, oder eher das Fehlen des Lichtes von diesem war für sie nur ein gutes Zeichen, dass es leichter wurde dort hinein zu gelangen. Es würde noch immer sehr gefährlich werden, doch man musste jeden Vorteil nutzen, welchen man geschenkt bekam.


    Sie folgte ihm leichtfüßig und hatte schnell aufgeholt. „Ich würde sagen, wir treffen uns in einer Stunde wieder hier. Ich werde dann alles dabei haben, was du benötigen wirst.“ Sie war sicherlich alleine schneller und wie sie schon gesagt hatte, hatte sie Kontakte, welche ihr genau das geben konnten, was sie brauchen würde. Und das zu einem Preis, den man wirklich nur bekam, wenn man sich in diesen Kreisen bewegte. So wie sie es nun schon seit vielen Jahren tat.
    „Halte dich aber von dem Haus fern. Wenn sie dich dort sehen, dann werden sie vielleicht denken, dass du etwas vorhast und misstrauisch werden. Das wollen wir nicht, dann sind sie auch aufmerksamer.“ Alles Anfängerfehler. Man sollte sich niemals so lange an einem Ort aufhalten, welchen man ausspionierte, dass es jemanden auffallen könnte. Zumindest nicht ohne einen guten Grund. Aber einfach nur herum stehen oder im Kreis gehen war kein guter Grund.


    „Also dann. Wir werden uns in Kürze wieder sehen.“ Sie zwinkerte ihm noch einmal verschmitzt zu, bevor sie in einer Seitengasse in der Dunkelheit verschwand. Nach nur Sekunden war nichts mehr von ihr zu hören.

    Es geht halbwegs, es war eine geplante Operation, deswegen aber nicht besser. Es ist momentan einfach alles sehr kompliziert, weil sie noch immer nicht gescheit gehen kann.

    Hallo!


    Ich melde mich auch einmal wieder zurück…
    Ich weiß, ich war wirklich lange weg und das tut mir auch Leid. Irgendwie ging es bei mir drunter und drüber… Meine Mutter hatte eine schwere Operation, ich hatte Matura und Diplomprojekt… Darüber hinaus habe ich es tatsächlich einfach vergessen. Das tut mir Leid!


    Aber jetzt bin ich wieder da :)

    Der Dai’Vaar entging der Blick ihres Artgenossen nicht und sie konnte sich vor stellen, was ihm durch den Kopf ging. Doch sie war professionell genug, dass sie diesen Gedanken weiter verfolgte, sondern war mit den Gedanken rein bei der Aufgabe, welche vor ihnen lag.
    Ihr Blick wanderte ein weiteres Mal über das Grundstück, welches vor ihnen lag. Sie war sich sicher, dass sie das hinbekommen würden. Sie mussten es hinbekommen, an die Alternative wollte sie gar nicht erst denken. Sie hatte zumindest nicht vor, ihre Freiheit oder ihr Leben für einen Dolch einzutauschen, selbst wenn ihr das Unmengen an Geld einbringen würde.


    „Natürlich weiß ich das. Doch ich würde dir raten dort nicht allein hinzugehen. Sie würden sofort erkennen, dass du nicht aus dem entsprechenden Milieu bist und würden dir dein Geld aus dem Beutel ziehen. Und das würden wir doch am liebsten vermeiden. Ansonsten würde das Vergnügen danach nicht so viel Spaß machen.“
    Sie begann ihn langsam zu umkreisen und seinen Körper zu mustern. Sehr genau. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihn musterte. Sie würde für ihm die Kleidung besorgen, das würde einerseits schneller gehen und andererseits konnte er dann nichts falsches kaufen. Denn sie war sich sicher, dass er auch eine gute Ware wollte, für das Geld, welches er ausgeben würde.


    „Die Kleidung besorge ich dir. Meine Kontakte sind mir gegenüber treuer. Deine Größe kann ich etwa einschätzen, auch wenn noch nicht so gut, als wenn…“ Sie sah ihm direkt in die Augen und zwinkerte. „Aber das muss sich gedulden, bis wir Zeit dafür haben. Nun sollten wir sie nicht für fleischliche Gelüste nutzen.“

    Das Lob wurde mit einem Winken abgetan. Doch di Locken flogen, als Erelthea den Kopf schüttelte. "Nein, schwarze Kleidung wäre einer der klischeebehafteten Fehler", sagte sie erbost und sah den anderen Dai'Vaar mit tadelnden Blick an. "Wir wollen mit den Schatten verschmelzen und diese sind niemals vollkommen schwarz. Wäre es tatsächlich so dunkel, würde man nichts mehr sehen. Wir wollen Graue Kleidung, welche in den besten Fällen auch noch leicht fleckig ist. Du wirst dafür sorgen müssen, dass deine Haare nicht zu sehen sind." Sie kannte das Problem, immerhin hatte sie die selbe, feurige Haarpracht. "Und du wirst dafür sorgen müssen, dass möglichst wenig von deiner Haut zu sehen ist. Diese wird geradezu heraus leuchten. Aber die Kleidung darf dich auch nicht behindern, ansonsten könnte es in einer hektischen Situation zu einem unguten Vorfall kommen. Außerdem wirst du keine großen Waffen mitnehmen können und nichts was scheppert oder Lärm macht. Und ich würde dir weiche Schuhe anraten, welche keine Geräusche machen und dir einen guten Halt geben."
    Sie selbst brauchte keine Kleidung mehr, ihr Montur, welche für einen nächtlichen Besuch ausgelegt war, entsprach diesen Ansprüchen in allen Punkten.


    "Um auf dem Zeitpunkt zurück zu kommen… Wir müssen einen Zeitpunkt wählen, an welchem die Bürger, welche zu Hause geblieben sind, schon schlafen, die Straßen aber nicht so leer sind, dass es auffällig ist, wenn man unterwegs ist. Da wir möglichst schnell hinein und hinaus wollen, sollten wirklich nicht länger als eine Stunde brauchen. Selbst die volle Stunde wäre schon… Bedenklich. Ich würde also eine oder zwei Stunden nach Mitternacht vorschlagen. Damit laufen wir auch keinen Frühaufstehern in die Arme." Mit ihren fachmännischen Gedanken und Planungen merkte man schon, dass sie wusste, was sie tat. Wenn sie in etwas gut war, dann war es genau das. Das Einbrechen und Stehlen. Und verführen und sinnliche Abende. Aber das stand gerade absolut nicht an.

    Konzentriert blickte sich Erelthea um. Sie achtete darauf, dass es nicht zu auffällig wirkte, so als würde sie das Gebäude ausspähen, doch sie musste sich einen Überblick verschaffen, wenn sie heute Nacht tatsächlich schon hier einsteigen wollte. Das würde sicherlich nicht leicht werden, so viel stand fest. Aber unmöglich war es nicht. Unmöglich war nichts!
    Sie schlenderte den Weg entlang, betrachtete die Mauer und schätze ab, wie schwer es sein würde, sie zu erklimmen. Und was es dafür gebrauchen würde, dass sie dort hinüber kam.Das wäre eine Möglichkeit, aber es gab auch andere. Bestechen der Wachen. Ablenken, und durchschleichen. Es mag noch viele mehr, welche ihr auf anhieb einfielen, doch das würde zu riskant werden, als das sie und Dranko dort hinein kamen. Und sie würde ihn nicht zurück lassen können.


    Nach einer Weile, in welcher sie nicht nur die Umgebung, sondern auch die umstehenden Gebäude mehr als deutlich betrachtete hatte, kehrte sie zu Franko zurück, um ihn zu berichten, was sie heraus gefunden hatte und wie sie, ihrer Meinung nach, dort hinein kommen würden. Und auch wieder hinaus. Es hatte sich schon ein Plan in ihrem Kopf gebildet, welchen es heute Nacht auszuführen galt. Wenn Dranko damit zufrieden sein würde.


    Sie sprach mit gesenkter Stimme, sodass nur der andere Dai’Vaar sie verstehen konnte.
    „Ich bin der Meinung wir sollten über die Mauer einsteigen. Sie zu überqueren wird zwar schwer, aber ist noch einfach als alle anderen Möglichkeiten. Es gibt eine Stelle, welche in der Nacht besonders dunkel sein wird, sodass die Wachen uns nur schwer sehen werden, wenn wir vollkommen leise sind. Und uns entsprechend Kleiden. Von dort aus geht es über eine Rasenfläche zu einem niedrigen Fenster. Dieses sollte zu knacken sein. Dort können wir hinein. Und so sollten wir auch wieder hinaus. Wenn alles nach Plan verläuft, bemerkt keiner, dass wir auch nur dort drinnen gewesen sind. Und das ist es auch, was wir wollen. Sollten Leichen oder Bewusstlose gefunden werden, würde dies auf uns aufmerksam machen.“

    Natürlich appellierte er an ihre Fähigkeiten. Er wusste eben, welche tasten er bei ihr spielen musste, damit sie auch ansprang. Und auch jetzt hatte er sich nicht verspielt. Ein Grinsen breitete sich aus ihren Lippen aus und sie schnaubte. „Du bist glatt wie ein Aal und das weißt du auch, da brauchst du mir nichts vorspielen.“ Sie schüttelte leicht den Kopf.


    Und doch hatte er Recht, Sie würde sich jetzt nicht mehr abwenden. Sie würde ihn nicht damit alleine stehen lassen. Die Freude an dem Einbruch hatte sie gepackt und sie wollte nun sich selbst herausfordern und versuchen es zu schaffen. Nein, nicht versuchen. Sie wollte es durchziehen. Sie würde es durchziehen und sich noch möglichst gut vorbereiten. Die Gefahr und das Gold lockten.


    „Du hast Recht, Ich bin dafür am besten geeignet.“ Nicht nur weil sie hervorragend in ihrem Gewerbe war und ihren Spaß daran hatte, auch weil sie verrückt genug war es zu versuchen. Unabhängig von ihren Chancen. Und so lange er mit machte und auf ihre Worte horchte, würde es schon gut gehen. Irgendwie. ‚Möge Narion auf uns herabblicken und unsere Schritte von Askalar aus den dunklen Weg geführt werden.‘


    Auch sie hüpfte von der Kiste herab und sah ihren Begleiter ab. Nur selten begegnete sie andere Dai’Vaar und das Feuer, welches zwischen ihnen brannte, juckte sie in den Fingern. Aber mit solchen Spielereien würde sie sich bis nach dem Auftrag gedulden müssen. Das Feuer müsste sich inzwischen noch von ihrer Freude nähren.
    „Machen wir uns auf den Weg.“

    „Also für solche Informationen hätte ich deinem Informanten einen Tritt in den Hintern gegeben, nichts weiter“, murrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie über seine Informationen nachdachte. „Das hätte man auch mit ein, zwei Tagen beobachten herausfinden können. Außer vielleicht das mit dem Safe, aber ich glaube das wird noch unser geringstes Problem werde. Ich werde den restlichen Tag noch nutzen, um mir das einmal selbst anzusehen.“ es gab einiges, was sie noch wissen wollte. Gab es eine Mauer um das Grundstück – wovon sie ausging – und wie viele Pflanzen gab es auf diesem? Wurde es zu einem strikten und schönen Garten getrimmt, oder war er wild und würde viele Deckungsmöglichkeiten bieten? Hatten die Wachen eine Route, welche sie abliefen und gab es gewisse Routinen? Wie gut waren die Fenster und Türen gesichert, wie verwinkelt war das Haus und wann war das Haus leer und wann bewohnt? Wann gingen die Bewohner schlafen, wo schliefen sie und gab es in diesem Fall etwas zu beachten?


    Doch diese ganzen Gedanken behielt sie fürs erste für sich und würde in den paar Stunden, welche ihr noch blieben, versuchen etwas davon herauszufinden. Denn das alles würden wichtige Faktoren sein. Einfach so dort hinein zu schlendern und zu hoffen, dass man sie nicht erwischte, würde dem Selbstmord gleich kommen. Solch einen Einbruch, besonders bei solch einem gut geschütztem haus, würde man sehr genau Planen müssen. Denn dann könnte sie sich auch eine Alternative überlegen.


    „Ich denke, dass es verdammt schwer sein wird dort hinein zu kommen. Und mit Sicherheit hat die Sicherheit den Befehl zu erst zu töten und dann zu Fragen zu stellen. Also werden wir keinen offenen Kampf suchen können. Sollte die Mauer nicht besonders gesichert sein, würde ich meinen, dass diese unser geringstes Problem darstellen wird. Dann würde ich ein Fester bevorzugen, denn die werden nicht bewacht. Und wie gesagt, wir sollten ein Geist sein, der dort hinein huscht, sich schnappt was wir brauchen und dann wieder hinaus. Und das ohne dass es jemand merkt.“ Sie sah ihn an, mit einem zweifelnden Blick. „Momentan sind unsere Chancen nicht gerade die Besten, mein Lieber.“

    Die Sonnenstrahlen fanden selten ihren Weg in ihr versteck. Sie hatte keine Fenster, außer einem ganz kleinen und dieses war die meiste Zeit über mit einem schweren Stoff verhangen, sodass man weder hinein noch hinaus sah. Sie drehte sich noch einmal murrend auf ihrem Nachtlager um, bevor sich das Flammenmädchen dazu zwang, aufzustehen. Sie tapste verschlafen zu einem Spiegel mit angelaufenem Rahmen und betrachtet sich darin. Die letzten Nächte waren der pure Wahnsinn gewesen und dass hatte seine Spuren an ihr hinterlassen. Nicht nur die Narbe am Arm, welche sie sich im Kampf zusammen mit der Schwarzschuppe geholt hatte, sondern auch zahlreiche klein Verletzungen vom Abend davor blitzen hervor. Allen voran ein Schnitt über ihre Wange, welche sie aber schon und er Nacht zuvor verpflegt hatte.


    „Dann auf, auf, du hast eine Aufgabe vorzubereiten.“ Sie wandte sich von ihrem Spiegelbild ab, zog sich aus und wandte sich einer Schüssel zu, in welche sie kaltes Wasser leerte. Mit diesem wusch sie sich, bevor sie sich wieder frische Kleidung anzog, welche an die Verhältnisse im Seeviertel angepasst waren. So würde sie nicht so sehr auffallen. Und die flammend roten Haare wurden unter ein Kaputt verborgen. Nach einem letzten Blick in den Spiegel verließ sie ihr Versteck und machte sich auf den Weg.


    Als sie in Richtung des Treffpunktes ging, kam sie an einem kleinen markt vorbei, wie sie so zahlreich hier waren. Die Händler priesen lautstark ihre Waren an, Fische, Brot, Obst und andere Lebensmittel. Doch man wusste, an wem man sich wenden musste, konnte man auch andere Waren bekommen. Alkohol, Drogen, sogar gelegentlich Waffen. Das hier war nicht nur ein Markt, sondern zugleich eine Möglichkeit seine ersten Kontakte zu der dunklen Seite der Stadt zu knüpfen.
    Sie hatte das nicht nötig, sie war geradezu in den Schatten aufgewachsen und könnte sich nicht vorstellen, diese wieder zu verlassen. Ein ehrliches Leben, ohne einer guten Rauferei oder einem kleinen Diebstahl? Langweilig und nicht lebenswert. Denn das war es, wonach sie strebte: Einem Leben, dass Lebenswert war und die Einsamkeit verdrängte, welche sie nur allzu oft überfiel. Sie wollte keinen Liebhaber, Seelengefährten, Partner oder wie auch immer man es nennen wollte. Aber sie wollte ein Aufgab haben, ein Ziel…


    Im Vorbeigehen ließ sie einen Apfel unter ihrem Umhang verschwinden, welchen sie auf den Weg dann verspeiste. Sie sah hinauf in den Himmel. Sie würde ein ganzes Stückchen zu früh da sein, aber es war ihr egal. Etwas anderes hatte sie zur Zeit nicht vor und um so schneller sie das hier hinter sich brachte, um so schneller würde sie Geld in ihrem Beutel haben. Mit einem breiten Lächeln eilte sie durch die Gassen, bevor sie vor dem Lagerhaus stand. Einen Moment blieb sie stehen, bevor sie es betrat und sich umblickte. Es war relativ leer und auf jeden Fall staubig. Wunderbar. Mit einem Lächeln erklimmt sie eine große Kiste, auf welche sie sich setzte und ihren Apfel fertig aß, während sie auf Dranko wartete.
    Und letzten Endes kam er auch. Sie sagte nichts, blieb nur bewegungslos, mit der grauen Kapuze, seines Umhangs, sitzen und sah ihm entgegen.

    Kurz betrachtete die Rothaarige ihre kleineren Verletzungen. Das war doch halbwegs gut ausgegangen, wie sie selbst feststellen musst. Schramm, Schnitte, blaue Flecken. Aber nichts weltbewegendes. Nichts wie die Verletzung am Arm… Oder im Geist. Als sie an die Schwarzschuppe dachte, musste sie grinsen. Ein wenig hinterhältig, aber ansonsten freundlich. Dann wandte sie sich wieder Dranko zu, welcher ihr dankte. Sie tat diesen Dank aber nur mit einer wegwischenden Handbewegung ab. Sie hatten sie zwar nicht direkt bedroht, aber ohne Dranko würde sie kein Geld bekommen. Also musst sie sich darum kümmern, dass auch er es überleben würde. Anderenfalls würde sie kein Geld bekommen.
    „Süßer, pass das nächste Mal auf, mit wem du dich anlegst. Vielleicht bin ich das nächste Mal nicht da, um dir deinen hübschen Hintern zu retten.“ Sie grinste ihn dreckig an, bevor sie sich der Türe zuwandte. „Also, wir sehen uns dann morgen, im Seeviertel. An unserem altbekannten Platz.“ Da sie früher schon öfters den einen oder anderen Streifzug gemeinsam durchgezogen hatten, würde er hoffentlich noch wissen, welchen Platz sie meinte. Anderenfalls würde er am nächsten Tag viel Spaß dabei haben, sie zu suchen.
    Und ohne in weiters Wort von sich zu geben, zog sie die Kapuze über ihren Kopf und huschte hinaus. Sie verschmolz draußen beinahe mit den Schatten, in ihrem dunklen Umhang und schlich sich durch das Viertel. Die schwarze Katze war in dem baufälligsten Teilen der Stadt zu finden und ihr Zuhause war nicht so weit weg. Sie nahm nicht gerade die beleuchteten Wege, sondern nach Umwege durch die dunklen Gassen. Der Satyr war noch immer auf freiem Fuß und nach dem Tritt zwischen die Beine war er sicherlich auch nicht grade gut gelaunt ihr gegenüber. Und man musste keinen weiterem Kampf provozieren.

    Der andere Begleiter des Satyr schien alles andere als begeistert davon, eine wild schreiende Furie auf sich zukommen zu sehen. Die Dolche blitzen bedrohlich in ihren Händen und in ihren Augen glitzerte die Kampfeslust. Noch war das Adrenalin präsent genug, um sie keiner ihrer kleinen Verletzungen spüren zu lassen, die alte Wunde pochte nur leicht, die Kratzer und Prellungen, welche sie von den Stürzen erlitten hatte, bemerkte sie aber gar nicht. Doch es war etwas anderes, was ihr hier half. Denn sie war in der Schwarzen Katze bekannt. Und so sehr sich viele der Rüpel hier über sie ärgerten, mochten sie es noch weniger, wenn sie ihr Mädchen angriffen. Und so geschah es, dass mit einem Mal der Cath’shyrre über ein plötzlich auftauchendes Paar Beine stolperte, als er zurück weichen wollte. Mit einem überraschten laut fiel er rücklings hin und als Erelthea auf ihm landete, hatte er die Augen weit aufgerissen. Doch als sie ihm mit dem Heft ihres Dolches gegen die Schläfe schlug, verdrehte er die Augen. Sie hatte nicht vor zu warten, bis er sich wieder erholte und sprang schnell wider auf und wandte sich dem Cath’shyrre zu, dem sich Dranko angenommen hatte.
    „Hey, wenn du nicht die Finger von hm nimmst, werde ich dir ein solches Feuer unter deinem Arsch machen, dass du noch ein Monat lang nicht sitzen können wirst“, hallte ihre Stimme durch die Schenke. Allgemeines Gelächter war die Antwort. Der Kampf war nicht unbemerkt geblieben.

    Als der Satyr den Sessel gegen die Beine bekam, begann er zu straucheln. Diesen Moment nutze das Flammenmädchen und nutzte den Sessel als Absprungpunkt. Sie landetet auf seiner Brust und landete schwer am Boden. Sie konnte sich nicht abfangen, da sie beide Hände voll mit ihren Dolchen hatte und landete so mit ihrem Gesicht auf seiner Brust. Aber eilig rappelte sie sich wieder auf die Beine auf, als er mit einem unschön aussehenden Messer nach ihr stach. Doch sie ließ ihm nicht die Chance sie wirklich zu verletzten, die gerade erst verheilte Wunde an ihrem Arm pochte wie als schmerzende Erinnerung, was geschah wenn man sich im Kampfrausch verlor.
    „Du widerliches…“ Doch sie hatte den Satz noch nicht ausgesprochen, als sie mit dem Rücken gegen einen Tisch knallte und auf diesen landete. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Gesicht des Satyr, welches über ihr auftauchte. Er griff nach ihren Händen, welche neben ihr lagen, doch das war sein Fehler. Sie umfasste nun seine Handgelenke und er schrie auf. Auf ihren Händen waren kleine Flammen erschienen, für sie selbst harmlos, aber für andere sehr schmerzhaft.
    Sie nutzte sie Chance und trat ihm in die Weichteile. Sehr fest. Der würde keine Kinder mehr bekommen. Er jaulte auf und ging zu Boden, winselnd wie ein Hund. Doch lange Zeit ließ sie sich nicht. Sofort kam sie wieder auf die Beine und wandte sie sich dem nächsten Feind zu…

    Eigentlich hatte das Flammenmädchen schmollen oder über Dranko lachen wollen. Wie sollte er sie aufhalten, wenn sie sich entschied, wirklich mit dem Dolch zu verschwinden? Er kannte sie, oder um genauer zu sagen, er kannte ihre Vergangenheit und ihre vergangene Persönlichkeit, doch auch sie hatte sich in den Jahren, in welchen sich die beiden nicht hatten sehen können, verändert. Mit Sicherheit war sie verschlagener geworden, manchen gegenüber freundlicher, doch den meistens nahm sie noch immer ohne zu zögern das Geld aus der Tasche. Oder für eine heiße Nacht war sie auch hin und wieder zu haben. Am besten war es natürlich, wenn sie beides miteinander verbinden konnte.
    Dass der Rotschopf nicht besonders gut im Betrügen war verwunderte sie hingegen weniger. Er sah schon so aus, als würde er eher mit der Faust zuschlagen, als sein Gegenüber hinter Licht zu führen. So wenig er sich dessen bewusst war, er stand deutlich weniger in den Schatten als sie selbst das tat. Doch Erelthea war sich dessen durchaus bewusst und gerade diese Gratwanderung zwischen Licht und Schatten, Feuer und Eis, Leben und Tod machte den Reiz des Lebens aus. Viel mehr hatte sie nicht. Ihre Existenz bestand aus nur wenig und dazu zählten sicherlich nicht die guten Erinnerungen, welche andere an sie haben würden.


    Der Fluch, welcher Ereltheas Lippen entkam, als sie letzten Endes doch angegriffen wurden, war alles andere als schön und damenhaft. Doch sie hielt sich nicht lange damit auf, darüber zu Ärgern das Dranko so unvorsichtig gewesen war, sondern wich mit einem Hechtsprung zur Seite aus und betrachtete dann ihre Gegner nur allzu genau. Unterschätze niemals deinen Gegner. Das könnte sie schneller zu ihren Ahnen bringen, als ihr lieb war. Sie hielt ihre Dolche vor sich verkreuzt, angriffsbereit und trat dann einen Stuhl von sich weg, sodass er vor die Beine des Satyrn landete und sie hetzte gleich hinterher, nicht ohne noch einen kurzen Blick auf die anderen Gegner zu werfen. Er würde sicherlich nicht ihre Geldquelle zum verstummen bringen und wenn er das ins Fleisch geschnitten bekommen sollte, soll es so sein. Sie scheute den Kampf nicht und als ihr Blut zu kochen begann, schienen in ihren Augen kleine Flammen zu tanzen beginnen.

    "Mein lieber Dranko… Was machst du nur?", fragte sie kopfschüttelnd nach und nahm dabei einen weiteren Schluck. "Du kannst deine Opfer dich doch nicht erwischen lassen! Also wirklich." Sie streckte sie und ließ kurz die Schultern kreisen, bevor sie die Hände ins Kreuz verschwinden und sie danach in den Schoss legte. Die beiden Dolche in ihren Händen blitzten, eine stumme Warnung an alle, welche nahe genug kamen, um sie zu sehen. Sollte jemand der Meinung sein, ihr Gespräch unterbrechen zu müssen, würde sie jenen wissen lassen, was sie davon hielt: Nichts.Und sie war nicht gerade zimperlich, wie in der Schwarzen Katzen allgemein bekannt war. Sie nutzte alle Gelegenheiten und Möglichkeiten, welche sie ihr boten. "Also, der Dolch an sich ist schon ein großer Schatz… Mehr wert, als was du bezahlt bekommst?", fragte sie nach, als hätte nie einer Unterbrechung stattgefunden. Sie war weder auf der hellen, noch der dunklen Seite. Sollten sie aber dadurch, dass sie den Dolch verhökern, mehr Geld machen, als was sie bezahlt bekamen, was sollte sie davon abhalten, genau dies zu tun? Sie wollte Geld sehen, keine zufriedenen Gesichter.

    Das Flammenmädchen freute es zu hören, dass es ihrem Freund – inzwischen vielleicht entfernten Bekannten – gut ergangen war. Sie selbst könnte sich niemals in solch einer Dienerschaft begeben, dafür war sie einfach zu freiheitsliebend. Und sollte es noch so viel Einkommen dadurch geben, so lange sie nicht ihre Natur ausleben konnte, würde es ihr nichts bringen. Auch einer der Gründe, weshalb sie nicht Mitglied in der Diebesgilde war. Sie würde sich dort nur eingesperrt fühlen. Auch wenn es eine dumme Entscheidung gewesen war und sie hier mit dem Feuer spielte. Sollten sie wirklich Interesse an ihr haben und beginnen sie dafür zu verfolgen, dass sie ohne ihr Einverständnis raubte, könnte man sie vielleicht demnächst tot am Wegesrand finden.


    Erelthea hörte ihm konzentriert zu. Er schien schon eine Idee zu haben, wie sie das Ganze angingen, aber außer dem dem Informanten von Dranko, würde er noch eine weiter Bezugsquelle für Informationen nutzen wollen. Sie verließ sich nun einmal möglichst wenig auf andere – unabhängig davon ob befreundet oder nicht – denn dann konnte man sich sicher sein, dass die Arbeit gewissenhaft erledigt wurde. Wie sagte man so schön? Vertrauen ist gut? Nun, aber Kontrolle war besser und vor allem wichtiger. Man konnte sagen, was man wollte, verließ man sich zu sehr auf andere, geriet man nur allzu schnell in Schwierigkeiten. Besonders als das Geld zur Sprache kam, erschien ein Glänzen in ihren Augen, welches sehr bekannt war. Denn direkt nach der Freiheit stand das Geld auf ihrer Lieblingsliste. Sie steckte das Geld ein und grinste Dranko an. Er wusste, wie man sie Locken konnte, selbst wenn das nach ihrer Zusage nicht mehr nötig gewesen war.„Ein Dolch also, weißt du etwas über diesen? Hat er einen besonderen Namen? Liegt ein Zauber auf ihm? Irgendetwas?“ Es war immer gut, wenn man wusste, was genau man an sich nehmen wollte und ob es nicht eventuell sogar gefährlich werden konnte. „Alles was du darüber wissen könntest, kann uns helfen.“ Sie würde dann hauptsächlich noch Informationen über die Person,w welche sie bestehlen würden, heraus finden. Es war noch wichtiger, diese Person einschätzen zu können und damit auch, wie gut der Ort geschützt war.

    „Ah, tue nicht so. Weshalb sonst solltest du mich aufsuchen, wenn du nicht eine Bitte hast?“ Sie zwinkerte ihm kokett zu. „Zudem sehe ich ja, dass es dir gut geht. Sonst würdest du nicht hier vor mir stehen und mich darauf“ sie schwenkte ihr Glas „einladen.“ Nun wurde ihr Blick ernster und eine gewisse Härte schlich sich in ihre Miene. Es war schwer darin zu lesen, wohl ein wenig Eifersucht und Traurigkeit war darin zu finden. „Es scheint dir bei Bonduras ja gut ergangen zu haben.“ Erelthea nahm einen Schluck und senkte dabei den Bick. Doch als sie wieder aufblickte, waren keine der Emotionen mehr in ihren Augen zu sehen.Die Rothaarige stieß einen Pfiff aus, welcher zwischen Anerkennung und „du-hast-doch einen-Knall“ schwankte. Aber aus ihren Augen blitzte nicht nur die Begeisterung und der Schalk, sondern auch die Erfahrung von vielen Jahren auf der Straße. Sie wusste, solch ein Vorgehen konnte man nicht einfach so angehen, nein, das musste geplant werden. „Was sagt man dazu. Das hört sich ja… Interessant an.“ Sie grinste breit, als sie sich zu ihm nach vorne lehnte und die Arme vor der Brust verkreuzte. „Halal mah Shcadel… Das ist ein ganz schön gefährlichen Gegner, welchen du dir da ausgesucht hast“, meinte sie, doch keinerlei Angst schwankte darin mit, mehr Belustigung. „Aber was ist schon ein gefährlicher Gegner, wenn man die Aussicht auf eine gute Bezahlung hat?“ Sie lehnte sich wieder zurück in den Sessel und nahm ihren Wein in die Hand.„Ich denke, du kannst mich mit an Board zählen.“ Sie hob das Glas zum anstoßen.

    Das Flammenmädchen war noch leicht außer Atmen. Es war trotz allem ein anspruchsvoller Kampf gewesen, selbst wenn sie ihn gewonnen hatte. Nicht in jedermanns Augen gerecht, aber sie selbst war der Meinung, dass ihr alles vollkommen fair abgelaufen war. Als hinter ihr eine Stimme erklang, welche sich offenbar an sie richtete, wandte sie sich überrascht um und betrachtete ihr Gegenüber erst einmal erstaunt, bevor sich ein erfreutes Lächeln in das von Alkohol leicht gerötete Gesicht stahl. „Na wenn das nicht die alte Feuerfaust ist.“ Sie klopfte ihm fähig auf die Schulter. „Lange ist es her.“ Ihr Grinsen wurde nur noch breiter, als sie ihn etwas bestellen hörte. „Ja, ich muss sagen, dass passt wirklich gut. Ich könnte gerade etwas zum Trinken gebrauchen.“ Gemeinsam setzten sie sich an einen freien Tisch, wo sie ihn mit einem noch immer breiten Lächeln anstrahlte. Ja, der bisherige Alkohol hatte ihre Laune schon gut gelockert und sie freute sich so noch mehr darüber, dass sie Franko nach so langer Zeit wieder sah. Natürlich, sie lebten in der selben Stadt, aber eben jene war groß genug, dass man sich einige Zeit nicht über den Weg lief, wenn man darauf nicht abzielte. „Doch sag schon, was machst du hier?“ Auch wenn ihr Verstand leicht benebelt war von dem Alkohol, war es bei weitem noch nicht genug, dass sie nicht darauf kam, dass er etwas von ihr wollte.