Beiträge von Zisch

    Seine Nägel krallten sich in ihre Hand, doch sie ließ ihn nicht los im Gegenteil drückte sie noch ein wenig mehr zu um ihn bei sich zu behalten.
    " Dann hat er es verdient, dieser... wie hast du ihn genannt? Dogge? Solche Leute braucht niemand, die die andere Kinder tyrannisieren, nur weil sie stärker... oder größer sind. Hoffentlich hast du ihn gescheit erwischt." Zu der anfänglichen Verbitterung, die einfach zeigte, dass auch sie das nur zu gut kannte, mischte sich am Ende Triumph und ein grinsen bahnte sich den Weg.
    " Ich muss da auch noch schnell ran." Sagte sie und deutete auf seine Wange und zog ihn ein Stückchen näher zu sich . In einer geschickten handdrehung benetzte sie ihre Hand mit dem Alkohol indem sie die durchsichtige Flasche schwenkte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen fuhr sie ihm mit der Hand schnell über die Kratzer in seinem Gesicht.
    " So jetzt hast dus geschafft." Sie ließ seine Hand erst wieder los, als sie sicher war das Tohe sich nicht rächen würde und ihr erster Griff führte tatsächlich selbst zu der Flasche als sie ihre Hand betrachtete. " Spitz wie Dolche...." erklang es beinahe fasziniert und sie sog scharf die Luft ein als sie das desinfizierende Mittel auf den kleinen punktuellen Wunden einrieb und schließlich ihre brennenden Fußsohlen betrachtete. Die Spitzen kieselsteine und zarte Glasscherben unten vor der Werft hatten ihr dort stellenweise die Haut aufgerissen also kippte sie auch dort den letzten Rest aus.

    "Aber es hilft manchmal..." flüsterte sie leise und mehr zu sich selbst, zum ersten Mal mit leichter Verbitterung in der Stimme. Ja tatsächlich es half zu vergessen und es betäubte die Sinne und die Gedanken zumindest für ein paar Stunden. Wenn man Hungerte, oder nach einem besonders schweren Schlag, in dem man alle Hoffnungen verlor, vergaß man die Verzweiflung, die man täglich mit sich rumschleppte. Ja sogar Nyx war gelegentlich aufgetaut und die beiden waren ehrlich zueinander gewesen,
    " Tief luft holen." riet die Gnomin und griff nach seiner Hand ehe sie dem Jungen schnell eine großzügige Portion Alkohol auf die geschundene Haut kippte und verteilte es reibend auf seinem Unterarm schnell und energisch , stets darauf gefasst, das Tohe bedingt durch den Schmerz nach ihr ausholte oder zusammenfuhr und obwohl seine Spitzen Fingernägel in ihre Hand stachen ließ sie nicht los, Einmal hatte sie die Schutzmechanismen von Jemandem unterschätzt und sich ordentlich eine Eingefangen als sie versuchte hatte eine Schürfwunde zu desinfizieren, dass würde ihr nicht nocheinmal passieren.
    " Entschuldige... es hört gleich wieder auf. " versuchte sie ihn zu trösten und drückte seine Hand für einen Moment.
    " Du musst an was anderes denken und tief ein und ausatmen. Haben sie dich aus dem Waisenhaus geworfen... oder bist du abgehaun?" fragte sie ihn um ihn von dem Schmerz abzulenken, es war nur zu offensichtlich das auch er aus einem Waisenhaus stammte, die Art wie er von anderen kindern sprach, ließ einfach keinen Zweifel zu und auch ihm schienen sie übel mitgespielt zu haben, so wie ihr früher.

    Gib lieber die ganze Flasche her.
    *kippt sich das angebotene Getränk auf ex rein, taumelt und kippt vom Stuhl*


    Diesmal darf ich aber das letzte wochenende schwänzen.... da hat er jemanden der ihn unterstützt... und ich drück mich vorm abbauen...

    Zisch wand sich von der letzten Narbe ab, die auf ihrem Ringfinger prankte. Nyx hatte versucht auf seine Weise eine Metallfeder zu spannen und hatte sich nicht erklären lassen wollen, wie es eigentlich funktionierte und in dem Moment als sie sich mit dem ganzen Gewicht gegen ihn drückte und die Falle zu fassen bekam, war das Ding wie eine Mausefalle zugeschnappt und hatte ihre Finger eingequetscht.
    " Vielleicht sogar mehr als ich... wobei das hat sich bei uns eigentlich die Waage gehalten." gab sie zu und sah für einen Moment skeptisch zu Grashüpfer. Es war ihr immernoch nicht ganz klar, was Tohe mit Nyx zu schaffen hatte. Denn ,dass der Halbdjirin ihn bei Majinny abgeholt hatte, verhieß dass er irgendwie in Verbindung mit ihm gestanden hatte oder es in Zukunft vor hatte. Es war beinahe auszuschließen, das Tohe sein Sohn sein konnte. Eher lag die Vermutung nahe, dass der Schattenschleicher einfach nicht aus seiner Haut konnte und noch immer Bandenmitglieder anwarb.
    " Aber... wir haben es auch geradezu herausgefordert. Die anderen hatten nie so viele Verletzungen wie Nyx und ich... wir waren auch selten einer Meinung, dass hat wohl zu vielem Beigetragen.. " gab sie zu und zeigte auf erneut auf die Narbe an der Hand.
    " Viele Situationen gab es nur, weil er ständig klüger sein wollte, als ich oder ich ihm nicht zugehört habe. Andererseits hat er viele Narben kassiert, weil er jemanden von uns retten musste. Der alte sture Angeber..."
    Erneut wanderte ihr Blick über den dürren Jungen der gerade nach der Alkoholflasche angelte. Irgendwie musste sie Grinsen weil ihre Worte scheinbar Wirkung gezeigt hatten und sie nahm ihm das Mittel aus der Hand.
    " Ich hab leider keinen Schnaps mehr da... und das Zeug sollte man nicht trinken." Erklärte sie ihm, denn das trinken war in der Bande Gang und Gäbe, wenn es jemanden zum verarzten oder Feiern gab und da spielte das Alter keine Rolle. Sie schüttelte die klare Flüssigkeit und entkorkte das Gefäß und verteilte einen Schluck zwischen ihren Händen. " Bereit?"

    Die Gnomin rieb sich kurz über das Knie als die krallenartigen Fingernägel in die Haut stachen, doch winkte sie gleich ab, als Tohe sich entschuldigte. Die Federn kitzelten über ihre bloßen Unterschenkel als der Rabenjunge seine Hand wieder positionierte.
    " War wohl mein Anteil. Keine Sorge, ich hab schon ganz andere Sachen überlebt." grinste sie und setzte beim letzten Splitter an und drückte die Haut zu einer Falte zusammen um auch diesen zu entfernen.
    " So.. jetzt haben wirs." Verkündete sie und warf einen letzten Prüfenden Blick auf die Unterarme und seine Frage ließ sie aufsehen. Zisch wusste nicht wie genau sie das beantworten sollte, ja es gab kaum eine Zeit in der sie keine Verletzungen hatte, doch lag es an mehreren Faktoren, woher diese Wunden stammten, nicht zwingend lag es daran, das sie in einer... Nyxs Bande gewesen war. Viele stammten einfach davon, dass sie beim experimentieren nicht vorsichtig genug gewesen war, andere jedoch hatte sie nur bekommen weil sie in die Einbrüche und Bandenrivalitäten involviert gewesen war.
    " Naja, jedes Straßenkind bekommt über die Jahre Narben." begann sie schließlich und zog ihr Nachthemd aus. Nur die Bandagen und eine einfache kurze Hose die als Unterwäsche diente, bedeckte nun ihren Körper und Tohe konnte das ganze Ausmaß der Verletzungen sehen, die sie über die Jahre erlitten hatte. In dem schein des Feuers, wurden die wulstigen Verbrennungsnarben sogar noch deutlicher, die sich über die Arme und Oberschenkel spannten. " Die hier..." Zisch zeigte auf eine lange schmale Schnittverletzung am linken Unterarm, die sich bis über den Ellenbogen erstreckte." da bin ich abgerutscht, als wir durch ein Fenster in eine Gaststube einsteigen wollten, Nyx wollte mich auffangen und hat gezogen, doch ich wollte vorwärts und nicht Rückwerts wieder raus und bin quasi direkt in die zerbrochene Scheibe gefallen.." dann drehte sie sich zur Seite und zeigte der Reihe nach auf ihren Oberen Rücken der übersäht war mit einer Reihe vieler kleiner Schnitten, dann auf eine Grobe längliche Narbe am rechten Oberarm, eine Platzwunde auf der Stirn die in den Haaransatz verlief und schließlich auf eine helle weisse Narbe die unter dem rechten Ohr am Hals begann und sich fast bis zum Kehlkopf erstreckte.
    " Da bin ich nicht rechtzeitig, aus dem Explosions Radius meiner eigenen Bombe gekommen. Da sind wir durch die Abwasser vor einer anderen Bande geflohen, denen wir die Beute aus ihrem Versteck geklaut hatten, geflohen und ich bin an einem Abflussgitter hängen geblieben. Da wurde ich geschubst und bin gegen die Tischkante geknallt. Und da... wollte jemand Nyx erpressen, unser Revier aufzugeben."
    Zisch hätte wohl stundenlang so weiter machen können, und gelegentlich musste sie Grinsen in Erinnerung an einige beinahe absurde Situationen, die ihnen passiert waren.
    " Da hab ich mir brennendes Öl drübergekippt, weil Mergo mich erschreckt hat und Nyx hat ihn danach verprügelt und das ganze Versteck ist dabei abgebrannt." grinste sie und deutete auf ihrem rechten Oberschenkel, eindeutig die größte Brandwunde die sie hatte.
    " Rattenbiss, Wache, Bettler mit Blechmesser, hingefallen, vom Dach auf Holzkisten gestürzt, Wache mit Pieke, Knallfrosch, Pfeil, Spinne als sie Klev rasieren wollte, Wache mit knüppel, Nyx Versuch eine Stinkbombe zu bauen." zählte sie weiter auf.

    " Das klingt grausam." gab sie zu und setzte sich wieder auf den Boden. Kamûk hatte ihr früher im Waisenhaus einmal einen großen Büschel Haare rausgerissen noch heute schmerzte ihre Kopfhaut bei dem Gedanken daran, wie mochte erst Tohe sich dabei gefühlt haben? Der brennende Alkohol schien ihm wirklich Angst zu machen wie sie nur zu deutlich heraushörte. Mit verständnisvoller Stimme versuchte sie ihm die notwendigkeit dafür zu verdeutlichen.
    " Ich weiss, es brennt wie Feuer. Aber es hört auch schnell wieder auf und glaub mir wenn sich das entzündet, tut es noch mehr weh." Für eine Weile beobachtete sie den Jungen wie er versuchte sich die Holzsplitter aus der Haut zu ziehen und leidete beinahe mit ihm, jedesmal wenn sich sein Gesicht schmerzvoll verzog. Als er bei einem Splitter dreimal neu ansetzte war sie unbewusst ein Stück näher herangerutscht und zu ihrem Erstaunen bat er sie um Hilfe. Offen und direkt. Verdutzt sah sie ihm in die dunklen Augen.
    " Klar." erklang ihre Stimme unsicher, hatte sie ihm doch zuvor versichert, dass sie ihm nicht wehtun würde, doch schmerzfrei würde das nicht von statten gehen. Sie nahm die Zange von Tohe entgegen. Früher war sie dafür zuständig gewesen, kleinere Verletzungen zu behandeln und hatte die Mitglieder ihrer Bande gelegentlich auch nähen müssen. Doch Nyx hatte nur in den seltesten Fällen auch nur mit der Wimper gezuckt egal wie schmerzhaft es war und beim Weinerlichen Klev, war sie selten vorsichtig gewesen, weil er einfach viel zu empfindlich war und ohnehin gejammert hätte. Doch hier wollte sie möglichst schonend vorgehen, um sein vertrauen nicht gleich zunichte zu machen.
    " Ich versuche es vorsichtig zu machen...." mit diesen Worten rutschte sie ein wenig näher und klopfte sich auf das Knie.
    " Du kannst deine Hand da ablegen, ich brauch beide Hände." bot Zisch ihm an und tunkte ein Ende des Stoffes in die Wasserschüssel, ehe sie -völlig Zisch untypisch- behutsam die Kratzer an seinem Arm betupfte. Die Kratzer waren nicht tief, aber viele und stellenweise verdreckt. Mit dem Handrücken schob sie sich ihre Brille vor die Augen und setzte langsam die Zange an einer Holzspitze an und redete sich im Geiste so zu, als müsste sie eine winzige Spieluhr reparieren.
    " Konzentrationsfalten bildeten sich auf ihrer Stirn und systemstisch behandelte sie so den Arm und befreite die geschundene Haut von den Fremdkörpern, die schlimmsten hob sie sich bis zum Schluss auf.
    Schwer atmete sie aus und lockerte die verkrampften Muskeln.
    " Da sind zwei... " sie zeigte auf beide Stellen abwechselnd, bei den anderen hätte sie es nichteinmal für nötig befunden irgendwas dazuzu sagen, doch sie fand es richtig Grashüpfer vorzuwarnen.
    " Ich mach es schnell, aber da kann ich nicht so vorsichtig sein, weil ich so nicht rankomme...." kaum ausgesprochen schob sie die Haut zusammen und als das fiese Mistding an die Oberfläche kam und sie ihn schnell mit dem Metall packte und herauszog.
    " Das gleiche nochmal...bereit?"

    Iritiert blickte sie abwechselnd von Tohe auf das Fenster und schließlich auf die Zange. Er hatte sich erhoben und war ein Stück zurückgewichen und Schreckenlag in seinem Gesicht. Was hatte sie denn nun wieder falsch gemacht? Doch der Rabenjunge schien sich wieder zu fangen und nahm ihr zögernd die winzige Zange ab.
    " Ich tu dir doch nichts.... du hast Holzsplitter in der Haut, die müssen raus und mit den Fingern bohrst du sie noch weiter rein." gab sie nun nachdrücklicher, aber nicht mit weniger Sorge zum Besten und zeigte dabei auf die Blutigen Schrammen. Es schmerzte sie ein wenig, wie Schreckhaft er war. Was musste er schon alles erlebt haben dass er so heftig reagierte? Erneut blieb ihr Blick an den ramponierten Federn hängen die nun deutlich zu sehen waren, und auch etwas längere Federn lugten hinter seinen Beinen hervor, da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    "Du.... dachtest ich will dir damit weh tun? Warum... sollte ich das tun? Ich sammel zwar viel... aber wenn ich Federn brauche geh ich zu Gerta die hat Hühner." ihre Stimme wurde ruhiger als sie die Arme in einer abwehrenden Geste hob um erneut kurz mit der Hand in Richtung Verletzung zu wedeln. " Aber wenn die Splitter vom Fischfass sind, sollten wir das von MaJinny anschauen lassen oder es gleich gut mit Alkohol übergießen."

    Die Gnomin unterdrückte ein Grinsen, als ihr Beispiel ihn offensichtlich nachdenklich stimmte. Doch die Decke die langsam das Geheimnis um seine Arme lüftete, ließ sie beinahe seine Frage überhören nach der Herkunft der Narbe und auch seine Erzählung über den Bettler bekam sie kaum mit. Zisch obwohl sie sehr neugierig war, senkte sie schnell den Blick und knetete ein wenig den ausgeblichenen Stoff zwischeb ihren Fingern. Dass er nach der Ursache fragte, wunderte sie ein bisschen, die ganze Zeit war er eher wortkarg gewesen und nachdenklich fiel ihr Blick erneut auf ihre Hand ehe sie anfing zu erzählen.
    " Ich... Nyx wollte mir zeigen wie man jemanden entwaffnet. Dabei hab in sein Messer gelangt und mir die ganze Hand aufgeschnitten." Ihr Finger strich dabei die Linie entlang die noch grob erahnen ließ wie der Schnitt verlaufen war.
    "Obwohl wir es gut mit Wasser ausgewaschen hatten, hat es sich stark entzündet. Ich lag beinahe 10 Tage ohne Bewusstsein bei MaJinny, als das Fieber immer höher stieg, wir hätten wohl den Alkohol nehmen sollen, bevor sich alles entzündet hat." fügte sie etwas kleinlaut an und zwang sich nicht gleich ihren Blick zu heben um Tohes Reaktion darauf zu sehen. " Lieber brennt es gleich und kurz, muss dass dafür nichtmehr durchmachen."
    Zisch griff nach dem Handtuch um es ihm hinzuhalten, als sie nun endlich einen Blick auf das erhaschen konnte, was er verbarg. Federn reihten sich von seinem Handgelenk den Unterarm hinab und schienen soetwas wie einen Flügel zu bilden, während die restliche Haut federlos war. Sie wirkten jedoch sehr zerknickt und streckenweise fehlte die Hälfte einzelner Kiele und auch der ganze Arm schien zerkratzt und war stellenweise blutig. Diesmal ging seine Frage nach der Art ihrer Bande gänzlich unter, als sie keine Kontrolle mehr über tun hatte.
    " Die sehen ganz schön mitgenommen aus..." entkam es ihr Sorgenvoll und eine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. " Liegt das daran... dass du das Hemd trägst? Oder ist das von Heute ? Du bist doch garnicht so nah am Fass gestanden..." ihre Stimme wurde immer dünner und abgehackter während sie Redete, weil sie dachte die Holzsplitter in seiner Haut kamen von dem explodierenden Fass auf dem Marktplatz ubd wären demnach ihre Schuld. " Es.. ich ... ich hab ne kleine Zange.." schnell sprang sie auf und die Decke rutschte dabei auf die Holzdielen. Schnell kruschten ihre Finger durch eine Schublade und fand die Zange die eigentlich Uhrmacher benutzten. " Soll .. ne hier mach du." wollte sie ihm zuerst den Vorschlsg unterbreiten die Splitter zu entfernen, entsann sich aber nach seiner letzten Reaktion anders und schob sie ihm zu.

    Das energische Kopfschütteln versetzte der Gnomin einen Stich. Er misstraute ihr, so sehr das er sich von ihr nicht behandeln lassen wollte, auf die Idee, dass es allein das desinfizieren war das er nicht mochte, kam sie garnicht. Sie stellte die Kiste auf den Tisch.


    Die Kupfermünze baumelte hin und her.
    "Klar hier, es is kein Palast, aber trocken und sicher." zuckte die Gnomin mit den Schultern, als sie seine verdutzte Miene sah. Für einen Moment war ihr Blick durch den Raum gewandert. Es war wirklich alles andere als ein schönes Zuhause. Das Werkzeug und Gerümpel stapelte sich bis unter das Dach und doch war es ihr Reich und jetzt gerade sogar - dank des Feuers- beinahe gemütlich.
    Tohe nickte und seine Hand streckte sich umsichtig aus der Decke und wieder erklang das leicht schabende Geräusch, das Zischs Aufmerksamkeit erregte. Doch so vorsichtig wie er sich bewegte, erpicht darauf nicht zu viel zu zeigen, konnte sie nichts genaues erkennen.
    Tohe schien ausweichen zu wollen und stellte ihr eine Frage, die garnicht so einfach zu beantworten war.
    " Nun... ich bin schon einige Zeit von der Straße weg...." begann sie zögernd, den Blick noch immer auf die Kratzer gerichtet. Nun wenn sie nicht helfen durfte, sollte er es selbst machen. Mit diesem Entschluss schritt sie zu ihrer Waschschüssel und kippte das alte Wasser darin in einen Eimer und füllte es mit dem angewärmten aus der Kupferkanne über dem Feuer. Schnappte sich ein stück Seife und einen halbwegs sauberen Leinenstoff während sie anfing aufzuzählen.
    " Damals gab es einige Banden, die kommen und gehen wie die Schiffe in Ilassea. Neben unserer Bande, gab es Tauschers... und die mit den roten Bändern gab es damals noch nicht. Es ist wichtig zu wissen welche Bande gerade wo ihr Revier hat, damit man Ärger aus dem Weg gehen kann. Wir waren damals Hauptsächlich in den Randbezirken, doch größere Banden wie damals die Maulwürfe waren recht unabhängig von Revieren, weil sie sich ihre eigenen wege gegraben haben und die sind irgendwann ganz in die alten Ruinen gezogen. Die bestanden Hauptsächlich aus Zwergen und waren recht eigenbrödlerisch und gingen mit Jungen Straßenkindern, oft nicht anders um als die Waisenhäuser. Sicherer Unterschlupf und Essen, gegen Arbeit in den Stollen oder in irgendwelchen Eisengießerein." Zisch stellte die Waschschüssel und die Kiste vor den Windvolkmischling und nickte auffordernd. " Da... du solltest es wenigstens saubermachen. Glaub mir du willst nicht, dass es sich entzündet. Sonst hast du sowas im Gesicht. Oder dir fault die ganze Backe weg." Ihre Stimme hatte etwas leicht verbittertes angenommen als sie ihm ihre stark vernarbte Hand hinhielt. Die Stelle die sich damals nach einem missglücktem Übungskampf mit Nyx stark entzündet und sie ins Delirium getrieben hatte.
    " die Bande von Zerania, hatte sich auf die Matrosen spezialisiert die in den Hafentavernen ihre Heuer versaufen. Alles junge Frauen, die den Männern schöne Augen machen und sie dann bis aufs letzte ausnehmen." Fuhr sie unbeirrt vor und strich sich über die seltsam taube Haut die sich wulstig über die Knochen spannte. " die Bettlerbanden wechseln ständig die Anführer, aber die gibt es heute sicher noch, die tun immer so unschuldig, sind es aber meist garnicht, von selbstverstümmelung, bis falsche Holzbeine ist dort alles vertreten, einschließlich Ansteckender Krankheiten. Und trotzdem geht es denen besser als denen in den Armen Häusern." Die Gnomin schüttelte den Kopf. Und setzte sich Tohe gegenüber auf die Holzdielen und zog ihre Decke von ihrem Bett und ballte sie vor ihrem Bauch zusammen um sich darauf zu stützen. " Kontakte sind halt wichtig um auf dem neusten Stand zu bleiben. Es gibt für beinahe jede Variante eine Bande, von Banditen bishin zu Einbrechern und Trickbetrügern. Schmarotzern und Leuten die einfach selbst schauen wo sie bleiben. Manche perfektionieren das Schleimen im Tempel und huldigen jedem Gott ohne es zu meinen." zuckte sie mit den Schultern.

    Die Gnomin ordnete wieder grob ihren Deckenhaufen, den sie durcheinander gebracht hatte und strich einmal beinahe zärtlich über die Decke mit den Segelschiffen. Irgendwie spukte ihr der Gedanke durch den Kopf, das Nyx etwa mit der Sache zu tun hatte, doch das schien absurd, oder? Die Stinkbombe die in Tauschers Versteck gelandet war, hatte sie selbst entwickelt. Boran und Aslan konnten es unmöglich geweseb sein und Mergo, hatte sich stets von dem Untergrund ferngehalten. Nyx war der dritte im Bunde der wusste wie man diese Konstruktion baute. Hatte er jemandem anderen verraten wie man soetwas baute? Ihre Erfindung als Ware benutzt? Nur weil sie damals verschwunden war?Beinahe wütend über sich selbst, schon wieder Gedanken an den Schattenschleicher zu verschwenden und darüber wie dieser Halbdjirin es wagen konnte, warf sie energisch ein paar dünne Holzbretter in das alte verrußte Fass, das einen Ofen bildete und schüttete ein wenig Öl mit der Spitzkanne über das Altholz, ehe sie ihren Anzünder in die Öffnung hielt.
    Schlagartig fing das Holz Feuer und die Lichter tanzten auf den Wänden ihres Verstecks. Für gewöhnlich machte sie nie Feuer, doch das Schlechte Gewissen der Gnomin trieb sie dazu und sie stellte noch eine alte verbeulte Kupferkanne mit Wasser auf das Gitter über der Öffnung. Es war ihre Schuld, das er voller Fischabfällen war, und wegen ihr, hatte er durch die Kanalisation irren müssen.
    Auf seine Aussage hin, winkte die Erfinderin ab.
    " Ich konnte eh nicht schlafen. Ich war noch wach." nuschelte sie vor sich hin und ihr Blick lag auf dem Deckenhaufen, aus dem der weisse Haarschopf und die großen Augen hervorlugten.
    Rote Kratzer zeichneten seine Wange. Noch etwas woran sie Schuld war, hatte sie ihm zuviel zugemutet? Nyx hatte auch nie Rücksicht auf sie genommen. Seine Schule war unbarmherzig. Friss oder Stirb, hätte sein Grundsatz sein können und als sie damals sich nicht alles von ihm hatte sagen lassen wollen, hätten sie sich beinahe darum, wer Recht hatte , geprügelt.
    " Ich... soll ich mir deine Verletzung ansehen?" Sie deutete auf ihre eigene Wange und ließ kurz den Blick neugierig über den Rabenjungen schweifen. Die Neugierde brannte beinahe in ihr, was genau versteckte er ? Ja es hatte etwas mit Federn zu tun, doch, Flügel hatte er definitiv nicht, ao wie die Syreniae. Außerdem hatte er enorme Fingernägel, wie sie gerade feststellte als sie auf die Krampfhaften Finger achtete die die Decke umklammerten. Keine Rasse die sie kannte, wies solche Merkmale auf. Langsam flutete die Wärme in den Verschlag und Die Gnomin zog eine kleine Kiste aus der Ecke. Eine große durchsichtige Flasche klaren Alkohols und einige saubere Bandagen lagen darin. " Es wäre besser wenn sich jemand darum kümmert. Du..." die Gnomin brach ab. Sollte sie ihm diesen Vorschlag unterbreiten? Sie war damals froh gewesen eine Nacht in einem warmen und sicheren Versteck verbringen zu können, also entschied sie sich dafür und schoss alle Vorsicht in den Wind. Irgendwie glaubte sie nicht, das Tohe ihr irgendetwas böses wollte.
    " Du kannst heut nacht hier schlafen, und bleiben bis deine Wäsche sauber und wieder trocken ist, wenn du willst."
    schlug sie vorsichtig vor und zog die Kupfermünze aus ihrer Hose und legte sie auf einen kleinen Ambos und angelte nach einem Werkzeug und dem Hammer um ein kleines Loch in das Metall zu stanzen. Danach friemelte sie eine lange feste Schusterschnur durch das Loch und verknotete die Enden zu einer Kette um sie dem Rabenjungen hinzuhalten. " Hier. Es ist besser du trägst sie nicht offen, nicht das die anderen Banden auf blöde Ideen kommen. Aber werf sie auch nicht weg. Das wäre dumm."

    Stiefel tapsten über den Steinboden, wie Zisch grinsend bemerkte. Frei nach dem Motto, Gib ihnen Platz und sie werden dir folgen, schien der Rabenjunge nach ihrem beinahe unbekümmertem Verhalten, ihrer Aufforderung zu folgen. Zisch hatte schon oft die Erfahrung gemacht, je weniger man Straßenkinder bedrängte um so schneller verloren sie ihr Misstrauen. Doch warum War Tohe derart misstrauisch, dass er sich nicht ankündigen wollte, sondern versucht hatte ihr eine Nachricht zu hinterlassen? Ein wenig nachdenklich kletterte sie auf das Fass. Es gab doch enorm viele Ungereimtheiten die sich einfach nicht logisch zusammenfügen wollten, bei jedem anderen hätte Zisch kein Blatt vor den Mund genommen, doch sie wollte Tohe nicht gleich wieder verschrecken in dem sie ihn zur Rede stellte und direkte Fragen stellte.
    Tohes Frage riss sie aus ihren Gedanken und lenkte sie auf eine bereits beiseitegeschobene Vermutung. " Hm, Nein. Ich war fast die ganze Zeit da unten unterwegs, doch ich habe keinen der Roten gesehen, nur Tauschers Leute und ein paar Schmuggler. Ich glaube auch nicht recht.... das diese Schläger..." die Gnomin zog sich die Regenrinne hoch während sie sprach und erklomm dabei die Sprossen um schließlich durch ihr fenster zu schlüpfen. Das Licht flutete nach draußen und Zisch sah in durch das leere Fenster in Erwartung, dass jeden Moment Tohes Kopf zum Vorschein käme. Als er nicht auftauchte steckte sie ihren roten wuschelkopf hinaus und sah verwirrt zu dem Straßenkind.
    " Was ist? Willst du Wurzeln schlagen? Komm rein ich hab bestimmt noch ein Stück Seife da. Glaub mir, der Geruch ist nichts dagegen, wenn sie hier einen alten Fischerkahn anschleppen." Versuchte sie ihn zu beruhigen, als sie seine missliche Lage erkannte.
    " Wenn du dich besser fühlst, lass die Klamotten draußen." mit diesen Worten zog sie sich wieder zurück und zog ein paar Decken aus ihrem wirren Stapel, der das Bett bildete und warf sie in Richtung Eingang.

    Obwohl er größer war als Zisch,schien er zusammenzuschrumpfen und für einen Moment bedauerte die Gnomin ihn so angefaucht zu haben, aber jahrelange Gesellschaft von rauen Werftarbeitern und vor allem Jahre in Nyxs Bande ließen kein einfaches Ich-hab-mir-Sorgen-um-dich-gemacht zu.
    " Ich war beinahe in jedem stinkigen Kanal Ilasseas, auch in den Bereichen die keiner, der sie noch alle beieinander hat, betritt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten die Diebe dich oder mich erwischt. Da hilft nicht mal mehr Tauscher..." begann sie nun milder und musterte den Rabenjungen. Seine kleinlauten Antworten stimmten sie nachdenklich. Wie lange war er durch die Kanäle geirrt bis er den Weg hinausgefunden hatte? Sie waren doch recht tief in den Abwassern unterwegs gewesen, eigentlich zu tief um alleine wieder hinauszufinden. Mit schuldbewusstem Blick und gerunzelter Stirn sah sie auf seine Kleidung. " Du bist ja immernoch voll Schnodder. Komm ich hab deine Münze gefunden. Gut das du noch lebst.... den plattnasigen Ochsen hätte ich sonst höchstpersönlich in den Strudel geworfen. Er hat dir doch nichts getan oder?" Während dem Sprechen hatte Zisch sich umgedreht und in recht gemütlichem Tempo den Weg zurück zur Werft angetreten ohne sich noch einmal umzudrehen und nachzusehen ob der Straßenjunge ihr folgte.

    Zisch war um die Ecke gerannt und kam immer näher an die Gestalt heran, die, wie sie erkannte langsamer geworden und schließlich stehen geblieben war. Triumph wallte in ihr auf, denn ihre Taktik schien aufgegangen zu sein. Zwischen den Gassen war es so dunkel, dass sie erst recht spät erkannte um wen es sich bei dem Einbrecher gehandelt hatte.
    " Tohe?" Überraschung schwang in ihrer Stimme mit, als sie in den schuldigen Gesichtsausdruck blickte.
    " Was... warum, bei allen saufköpfigen Matrosen, läufst du denn weg? Ich hab doch..." brach die Gnomin ab um Luft zu holen. " gesagt, mach dich bemerkbar.... wenn du vorbei kommst."
    Zisch stützte sich nun leicht auf ihre Knie, der schnelle Spurt forderte seinen Tribut ihr Atem ging schwer doch erst jetzt wo sie ihn vor sich stehen hatte, und er nicht sprach sondern sie nur verschreckt ansah, flammte Jähzorn auf. Jähzorn darüber wie lange sie durch die Kanalisation gewandert war, weil sie befürchtet hatte der Windvolkmischling sei in das Brackwasser gefallen oder geworfen worden und jämmerlich ertrunken oder schlimmeres, wenn er sich in die Tunnel der Diebe gewagt hätte. " Hast du eigentlich eine Ahnung, wie lange ich nach dir gesucht habe?? " hallte nun ihre hohe Stimme durch die Nacht und schreckte im nahegelegenen Werftgebäude einige Tauben auf. " Ich dachte du krepierst da unten! Ausweichen schön und gut, aber man kommt zu seinen Leuten zurück! Bei allen rothaarigen Klabautern...." schnaufte sie nun aus und hielt sich die brennenden Rippen und sah den Straßenjungen fragend an.

    Die Gnomin starrte in die Dunkelheit und verdrießlich auf das leere Zusammengeballte Netz das auf dem unteren Dach lag. Schnell blickte sie sich um einen Fuß hatte sie bereits aus dem Fenster gestreckt als sie eine schemenhafte Bewegung an einer Häuserecke sah. " Hey! Warte!" rief sie hinaus und schlüpfte flink aus ihrem Versteck. Wer war das gewesen und vor allem, was wollte er? Einer von Tauschers Leuten? Oder doch Tohe? Die Gnomin rutschte die abgegriffenen Sprossen hinab und sprang eilig weiter um schließlich auf dem Pflaster zu landen. Das fadenscheinige Hemd flatterte in der kühlen Nachtluft und ihre bloßen Füße huschten über die Steine als sie dem vermeintlichen Einbrecher nachstellte. Die Person verschwand und Zisch rannte auf die Stelle zu. Was wenn es tatsächlich Tohe war und jetzt geflohen war weil er Angst hatte, er könnte sich bei ihr nichtmehr zeigen? Schnell warf sie sich den Gurt ihrer Muskete um die Schulter und beschleunigte ihre Schritte. " Ich hab dich gesehn! Bleib stehen!" Rief sie erneut auch wenn sie bluffte. Wer auch immer das war, vielleicht würde er ja tatsächlich halten. Innerhalb der nächsten zwei Schritten schlitterte sie um die Ecke und die Kieselsteine schnitten unangenehm in ihre Fußsohlen. Wie lange war es schon her dass sie Barfuß auf der Straße unterwegs war.

    Zisch lag in ihrem Bett, ihr schuldbewusster ruheloser Geist ließ sie nicht schlafen. Ihre braunen Augen starrten auf die flackernden Schatten die die Laterne auf die Holzwände warf und im Geiste ging sie einen Plan für den nächsten Morgen an. Hatte sie einenTunnel vergessen? Was, wenn die Diebe ihn erwischt hatten? Sollte sie Tauscher um Hilfe bitten? Bei MaJinny vorbeischauen schien ihr auch keine schlechte Idee. Unruhig und im begriff sich wieder aufzurappeln und nochmal in die Kanalisation zurückzukehren, obwohl ihre Kleidung noch immer zum trocknen an der Leine hing, hörte sie ein leises Klappern. Die Gnomin spitzte die Ohren und Blickte mit leerem Blick gegen das verhangene Fenster. Ein zartes Klicken verriet den ausgelösten Mechanismus. Eine schwere Holzkugel rollte durch ein Rohr und lößte einen Metallstift und damit das Gewicht von der Wand das polternd zu Boden rauschte. Zisch realisierte erst viel zu spät, dass irgendjemand oder irgendetwas, das versteckte Fallnetz-welches gut versteckt im Dachgiebel- ausgelöst hatte. Eilig sprang sie aus dem Bett, nicht ohne sich zu bewaffnen. Ein Einbrecher? Oder wollte sie sogar hoffen, dass es Grashüpfer war? Aber sie hatte ihm doch mehrfach gesagt woe gefährlich es war, einfach so bei ihr einzusteigen. Die Gnomin riss den Vorhang zur Seite und stieß das Fenster mit dem Fuß auf und starrte hinaus.

    Die Gnomin rannte durch die Gänge während ihre schnellen Schritte von den Wänden widerhallten. Manchmal blieb sie stehen um zu lauschen, doch lediglich Tauschers Leute rannten noch immer durch das Tunnellabyrinth auf der Suche nach den rotbebänderten. Wo war der dumme Junge nur hin? Hatte sie nicht betont, wie gefährlich es hier unten war? Die Gnomin schlitterte um eine Ecke und stolperte über etwas weiches, schürfte sich die Knie auf den rauen Fliesen auf und wäre beinahe in den Kanal gefallen, konnte sich aber gerade noch so an einer Eisenleiter festhalten. Erschrocken drehte sie sich um, befürchtete und sah bereits im Geiste einen erschlagenen Tohe auf den kalten Steinen liegen. Doch es war nicht Tohe der da vor ihren Füßen lag, der Mann blutete am Kopf zwei schwarze Federn lagen auf dem Boden, zerknickt und dreckig, außerdem klebte auf der Schulter des Mannes eine ebenso klatschnasse Spielkarte und nicht unweit glitzerte etwas in dem Schwachen Licht, das durch ein Gitter flutete. Die Kupfermünze... " Tohe?!!!" Rief die Gnomin und das Echo rief zurück. " Was hast du Ogergesicht mit Tohe gemacht?!" Schrie sie nun den klatschnassen Bewusstlosen an und trat ihn gegen den Oberschenkel. Der Gedanke an die seltsame Herkunft der spielkarte formte sich garnicht richtig aus Sorge gegenüber Zohe. Der Tritt bewirkte rein garnichts, denn der schwarzhaarige rührte sich auch weiterhin nicht. Warum war er so nass? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Schnelle Schritte kamen näher und Zisch glaubte, Tohe folgte ihrem Ruf und würde jeden Augenblick um die ecke biegen. Doch der blonde zerzauste Kopf von Jerome kam zum Vorschein, schwer atmend und noch immer würgend blieb er stehen, stotterte fast beim reden.
    " Tauscher hat gesagt... puuuh.. hmpf.. ich soll schauen dass dir nichts passiert. Urgs... nicht .... dass er dir nicht zutraut... aber.." Zisch sah wie sich der Silberling quälte also schaltete sie sich ein. " Der da hat was mit dem Jungen gemacht!" Rief sie und funkelte den Bewusstlosen böse an. Es wäre ihre Schuld, wenn dem Grashüpfer irgendetwas passiert war. Schnell hob sie die Kupfermünze auf und schoß beiläufig die Federn und weiteren Unrat mit dem Fuß in den Kanal, als würde sie ihrer Wut freien Lauf lassen. " Ich will wissen was passiert ist!" betonte sie und eilte in die Strömungsrichtung die Tunnel hinab.
    Die Gnomin wanderte Ruhelos durch die Tunnel, suchte dabei beinahe jeden Abwasserkanal ab, auf der stundenlangen Suche nach dem Vogeljungen.
    Frierend und erschöpft, gab sie irgendwann auf, die Lichtsäule war schon lange der Nacht gewichen als sie zurück zur Werft kam und dennoch kein Auge zumachen konnte.

    Zisch war gerade im Begriff bei Tauscher einzuschlagen, ignorierte dabei jegliche Alarmglocken. Doch ein Geräusch verlangte schlagartig ihre Aufmerksamkeit. Eine Lunte. Und irgendetwas fiel polternd den Luftschacht hinab in Tauschers Versteck. Viel zu langsam reagierte sie und schaffte es nicht rechtzeitig von dem Sessel hinunter, und konnte geradewegs neben den Beinen des Windvölklers vorbei einen Blick auf die Konstruktion erhaschen, die auf dem roten langfaserigen Teppich landete. Völlig perplex starrte sie auf die Stinkbombe, eine Bauweise die sie selbst erfunden und schon lange nichtmehr zu Gesicht bekommen hatte. Es gab nicht viele die wussten, wie diese funktionierte, geschweige denn wie man sie bauen konnte. Die Zwillinge, Mergo und.... Nyx. Tauscher sprang zur Seite und stand nun zwischen der Gnomin und der Bombe. Laut hallte die kleine Explosion, die die Phiolen im Inneren bersten ließ, durchs Gemäuer und verstärkte den Knall zu einem ohrenbetäubenden Donnern. Zisch, die halbwegs vorgewarnt war, schob sich ihre Brille über die Augen und hielt sich Mund und Nase zeitgleich zu, während die Ratten allesamt in Panik, die Flucht antraten. In ihren Ohren pfiff ein hoher frequenzton, doch dank ihrer Brille sah sie zumindest ein wenig durch die Rauchschwaden. Hektisch sah sie sich nach Tohe um, doch die zweite Leibwache die verwucht hatte sich vor Tauscher zu werfen erbrachen sich auf den Teppich, nachdem sie eine volle Ladung des übelkeiterregenden Gasgemischs eingeatmet hatte. Jerome schaffte es immerhin zu einem Eimer, würgte auf den Knien und keuchte laut. Tauscher hatte die Augenzugekniffen, aber eilig sein Halstuch aus teurer Seide vor Mund und Nase gepresst. Er wirkte wütend, ja beinahe außer sich, als er Zisch zunickte, dass sie ihm folgen sollte. Doch die Gnomin war bereits auf halben weg durch den Raum, weil sie befürchtete, Tohe sei vor lauter Panik hinausgerannt und würde sich in den vielen verworrenen Unterirdischen Gassen verlaufen. Ihre Lungen brannten vor verlangen nach Luft, doch Zisch würde hier nicht einatmen. So schnell wie möglich, folgte sie dem Gang den sie gekommen waren. Die Luft wurde klarer, aber sie wusste, der Gestank würde bleiben. Das Mittel lief aus, sobalt der kleine Sprengsatz explodierte und kontaminierte damit praktisch den ganzen Raum. Hinter sich hörte sie Tauscher wütend schnauben und scharf holte sie Luft als sie aus der Tür stolperten. Nach der Kriegserklärung, wies er schimpfend den Hünen an, den Kundschaftern bescheid zu geben und Ignorierte Zischs versuch, dem Händler zu erklären, dass sie nicht glaubte, dass die rotbebänderten so taktisch vorgehen würden, wo sie die offenen Angriffe keineswegs scheuten. Geschäftig wuselte er vor seinem Versteck herum und pfiff mehrfach laut um seine Ratten zusammenzutrommeln. Eifrig tipselnd kamen sie aus dem Versteck und die Rattenjungen krabbelten in seinen halblangen Mantel, während er der dicken Schwarzen einen Zettel ins Halsband steckte und sie wegschickte. " Die Bandenkriege hören nie auf. Das werden sie büßen. Ich habe zu tun. Besuch mich wieder mal." Es war keine Bitte, und das wusste Zisch. Doch noch hatte sie nicht eingeschlagen. Wenn morgen nicht drei Fässer vor ihrem Versteck stehen würden, musste sie nicht wiederkommen.
    Schneller als Zisch schauen konnte, verschwand der fluchende Tauscher durch einen schmalen Gang und Jerome stolperte hustend und würgend aus der Tür. " Wo ... hmpf... wo is der Dürre Junge?" Erklang die Stimme des Pockennarbigen und die Gnomin drehte sich erneut erschrocken um und Eilte die Gänge entlang und suchte nach einem Zeichen von Tohe.

    Tauscher grinste verschlagen und zog eine Augenbraue hoch, als Zischs Augen bei seinem Angebot groß wurden und kindliches Staunen wurde nur zu deutlich, als sie leicht mit den Füßen wippte. Melrom bestellte stets nur fertiges Schießpulver und nur soviel wie sie tatsächlich benötigten um ein Schiff auszurüsten. An reines Salpeter zu kommen, vor allem in den Mengen die Zisch wollte, war äußerst schwierig. Doch Tauscher konnte ohne Zweifel alles auftreiben was sie brauchte. Gedanklich überschlug sie ihre Liste und die Gefallen die Tauscher ihr schuldete. Wie von alleine schritt sie dabei den letzten Abstand zum Sessel und kletterte hinauf, als Tauscher ihr charmant lächelnd eine Hand reichte. Ein leises unterbrochenes Schnauben kam von einer der Leibwachen, die es offenkundig lustig fand, dass Zisch mühe hatte alleine auf den hohen Sessel zu kommen. In Zischs Augen glomm die Wut, doch das war nichts im Vergleich zu denen Tauschers. Lautlos erhob er sich und schnell legte er eine Hand in den Nacken der Frau, die es nicht wagte sich zu rühren, obwohl er ihr offensichtlich Schmerzen bereitete.
    " Wir lange bist du nun schon bei mir?" Erklang seine Stimme nun eiskalt in dem Kuppelförmigen Raum, die Frau wagte es kaum ihm in die Augen zu sehen als sie antwortete.
    " 4 Jahre, Herr."presste sie durch die Zähne.
    " Dann solltest du wissen, dass ich Leuten, die meine Kundschaft ungebührlich behandeln, mit herausgeschnittenen Zungen in den Strudel werfen lasse, egal wie lange sie schon bei mir sind. Nicht war Jerome?" drohte ihr der Windvölkler und Zisch holte er damit wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Tauscher forderte viel und gab nur das nötigste und alles was ihm gegen den Strich ging wurde ohne großes Federlesen bereinigt. Jerome nickte und Zisch vermutete, da Jerome noch recht Jung war, dass er den Posten des Silberlings nur dem Umstand zu verdanken hatte, dass seinem Vorgänger eben so ein Schicksal wiederfahren war. " Ja, Herr..." antwortete sie leise und kniff dabei resignierend die Augen zusammen, bis der Windvölkler seinen Griff lockerte und seine Stimme obwohl weiterhin drohend, etwas mildes annahm. " Gut. Jetzt geh. Teron braucht Begleitschutz bei der Lieferung."
    Nachdem Tauscher die junge Frau Richtung vorhang gedrängelt hatte wand er sich wieder an seine Gäste.
    " Nun... Zisch was sagst du? Ich spendiere dir... drei kleine Fässer Salpeter. Völlig ohne Hintergedanken, kein Handel. Keine Gegenleistung... nur in Gedenken an die alten Zeiten." Erklang wieder seine schmeichelnde Stimme doch seine Augen verrieten etwas anderes und er streckte seine Rechte Hand aus damit sie einschlagen konnte. Kurz zuckten seine Schultern als er noch anfügte.
    " Siehe es als Prämie und als wohlwollenden Einstieg... vielleicht kommst du mich ja öfter besuchen. Ganz wie in alten Zeiten."
    Ein Lächeln, dass wohl jede Frau in den Bann ziehen konnte, zierte sein Gesicht, doch die Gnomin blieb skeptisch. " Ich stand in alten Zeiten bei dir tief in der Kreide, ich musste ja irgendwie meine Schulden abzahlen...Keine Hintergedanken? " fragte sie vorsichtig und zwang sich zur kritischen Beobachtung des Mannes. Er hatte mit seinem Angebot ihren Nerv getroffen, sie wollte das Salpeter und vielleicht würde sie doch in Zukunft noch das ein oder andere weitere Benötigen? Tauscher war niemand dessen Groll man auf sich ziehen wollte, vor allem nicht wenn er sich selten Großzügig zeigte. Zisch hob langsam die Hand um einzuschlagen.
    " Gut. Geschenke die nichts kosten, nehme ich gerne an." versuchte sie noch einmal zu betonen und konnte dennoch ein Grinsen nicht verkneifen. " Deine Handelspunkte sind immernoch die gleichen? Dann zeige ich Tohe alles weitere..."

    Tauschers Mund verzog sich zu einem seltsam undeutbaren Lächeln.
    "Warum redest du so leise, Tohe? Ich weiss wer du bist. Und es ist interessant, dass du keinen Decknamen benutzt, oder versuchst mich anzulügen. Das sagt viel über deine Person aus." meinte er, bewegte sich aber nicht auf den Straßenjungen zu, sondern blieb neben Zisch stehen. "Dir passiert hier nichts. Ich bin kein Unmensch und ich habe es absolut nicht nötig." gab er zum Besten, als er erkannte wie unsicher der Vogeljunge war. Die fette Ratte rutschte von der Sitzfläche und schritt gemächlich auf Tohe zu, die rote Nase schnüffelnd erhoben. Zisch kramte in ihrem Mantel und förderte den Apfel zu Tage um ihn Tohe zu reichen.
    " Da... gib ihn ihr." schlug sie vor und deutete nickend auf die blinde Schnapsratte und wedelte mit dem Apfel ehe sie sich wieder an den Mann wandte. Der anerkennend nickte als er den gestohlenen Apfel sah.
    " Tohe will lernen zu überleben.. und ich dachte mir, Tauscher hat sicher noch Interesse an guten Geschäften und du Schuldest mir, mehr als nur einen Gefallen. Vielleicht reicht es ja für eine Kupfermünze... ?" Zisch spielte mit dem Armband herum. Die Silbermünze mit den zwei Kerben, war ein Zeichen, welche hohe Stellung sie in seiner Bande hatte und höher waren nur Tauscher selbst mit seiner Goldmünze und seine Leibwachen mit den Silbermünzen und den drei Kerben. Skeptisch begutachtete Tauscher das dürre Kerlchen dessen Kleidung noch immer von Schmodder tropfte. " Wie könnte er mir denn von nutzen sein? Was hast du eigentlich angestellt?" Während die erste frage an sich selbst gerichtet war, stellte er nun die zweite frage direkt Tohe, wartete aber kaum eine Antwort ab und wandte sich an eine Schublade und kramte darin herum.
    " Aber natürlich, Zischs Freunde sind meine Freunde... zumindest die meisten. Hier Tohe..." gab er grinsend zum besten und hielt die Kupfermünze vor sich. " Diese Münze, berechtigt dich dazu, mit den anderen Kupferlingen zu handeln, wir werden sehen wie viel zumir nützen kannst."