Beiträge von Rhynn

    Rhynn drückte den Korken zurück in die Öffnung und gab Owatu seinen Trinkbeutel zurück. Vermutlich blieb ihnen garnichts anderes übrig als im Nest zu schlafen, wenn sie nicht zwangsläufig spätestens Morgen in den Tot stürzen wollten. Die Katze zuckte mit den Schultern als sie seinen wütenden Tonfall hörte.
    Sie wusste es ebenfals nicht, aber die Aussicht auf ein paar Minuten, ohne sich krampfhaft festhalten zu müssen, beeinflusste sie auch dahingehend, dass ihr alle Regeln der Garde inzwischen so unnötig und kleinlich vorkamen, das sie fest entschlossen war es wirklich zu versuchen und setzte sich ein Stück weit auf. Seine mildere Stimme ließ sie wieder aufsehen. Hatte er ihr gerade Hilfe angeboten? Zuerst schrie alles in ihr, das sie seine Hilfe nicht brauchte und ein einfaches "Nein, es müsste so gehen." bahnte sich seinen Weg nach draußen. Dann trafen sich ihre Blicke und in ihrem Kopf begann es zu rattern. Genau dieses eigenbrödlerische Verhalten und dieser ehrgeizige dumme Stolz hatte sie erst in diese Lage gebracht. Fiel es ihr wirklich so schwer hilfe anzunehmen? Er hatte sich schließlich auch von ihr verarzten lassen. Aber es war eine Menge vertrauen nötig wenn sie sich an ihm abstützte... und was wäre wenn er wegen ihr fiele? Er machte auch nicht gerade den besten Eindruck, so wie er auf dem Ast saß. Auf ihren Zügen konnte man nur zu deutlich ihren inneren Konflikt sehen und ihr Schweif zuckte nun wieder ungeduldig hin und her.


    Schließlich rang sie sich zu einem zaghaften Nicken durch. Sie kämpfte sichtlich damit diese Schwäche vor ihm zuzugeben und traute sich nichtmehr recht ihm in die Augen zu sehen." Ich werde ohne deine Hilfe momentan nichtmal von dem Ast aufstehen können, geschweige denn da runter klettern, also brauche ich wohl beides." versuchte sie zu scherzen aber man hörte nur zu deutlich ihre ehrlichen Bedenken, als sie ihre versuchte ein Bein auf den Ast zu bekommen.
    "Wird schon schief gehen..."

    Owatu hielt ihr noch immer den geöffneten Trinkschlauch entgegen und es fiel ihr schwer die Augen offen zu halten. " Ich hab doch auch welches." Setzte Rhynn an halbherzig zu einem Widerspruch an und ließ beinahe erschrocken seine Hand los, als ihr Blick darauf fiel und ihr bewusst wurde wie lange sie sie Grundlos in Beschlag genommen hatte. Seine angespannte Miene entging ihr dabei gänzlich. Schlagartig drehte sich die Welt, als sie nichtsmehr hatte woran sie sich festhalten konnte und Rhynn stützte sich schnell auf den Ast und nachdem Owatu ihr noch immer sein wasser hinhielt, befand sie es für unklug sich auch nun darüber zu Streiten. Sie nahm ihm den Schlauch aus der Hand und trank wenige kleine Schlucke. Das kühle Wasser tat gut und schien auch ein wenig ihren knurrenden Magen zu besänftigen. Sie hörte seinen fast schon rebellischen Vorschlag und es trieb ihr unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht. " Soviel zu dummen Ideen." stichelte sie spielerisch, schien aber selbst keineswegs von dem Risiko gänzlich eingeschüchtert zu sein. " Im Allgemeinen haben sie die ganze Sache sehr... wage formuliert. Ob sie wohl erwarten, dass wir etwas anderes tun als nur hier zu sitzen?" Rhynn konnte nicht umhinn sich auf dem großen Platz einmal umzusehen. Eine Wache schien geradezu lächerlich, noch dazu stand sie häufig mit dem Rücken zu ihnen, es wäre ein leichtes zumindest vom Baum zu fliehen. Gelegentlich deuteten ein paar Passanten zu ihnen herauf andere Winkten und manche schüttelten den Kopf. Ließen sie sie wirklich so unbewacht? Rhynn beobachtete kurz die Häuser die den Platz umringten, konnte aber kaum etwas ungewöhnliches ausmachen. Vielleicht würde sie auf Dauer etwas bemerken. " Ich weiss nicht ob ich da wieder runterkomme." gab sie diesmal ziemlich Leise zu und schlug die Augen nieder. Das Nest befand sich auf dem Ursprünglichen Ast etwas kleiner als Nester der Wilden Greifen in den Baumwipfeln der riesigen Bäume, aber es bot genug Platz, dass wenigstens einer bequem darin schlafen konnte, zu zweit nur wenn sie recht nah beieinander lägen, und zu viert schien es beinahe unmöglich. Doch es war die einzige Möglichkeit auf ein Wenig Schlaf und das beflügelte ihren Willen. " Aber ich kanns versuchen."

    Es fiel Rhynn schwer seine Miene zu deuten, als er ihr den Arm entgegen streckte. War er sorgenvoll? Oder ließ er sich nur widerwillig helfen, weil er keine andere Möglichkeit hatte? Mit etwas skeptischen Blick, bemühte sich die Katzenfrau schnell die Bandage zu lösen, am liebsten hätte sie ein Messer gehabt um den blutdurchtränkten Stoff von seinem Arm zu schneiden, denn ihre Krallen waren für so eine Arbeit keineswegs geeignet. "Grauenhaft... aber man sollte es auch nicht essen..." begann sie mit fast heiserer Stimme und hielt ihm ein kleines Blatt unter die Nase. " Da... aber nicht zu lange kauen.. auf keinen Fall runterschlucken! " warnte sie ihn und legte das Blatt auf seinem Oberschenkel ab. Nicht das sie erwartete, dass er es aus Neugier probieren würde, aber ihr Onkel hatte dergleichen stets von ihr erwartet. Das Blut rann aus dem frisch aufgerissenen Schnitt und eilig legte sie das Blatt mitsamt Paste auf seinen Arm und presste ihre Handfläche fest darauf. Sie hörte Owatus Worte und schüttelte leicht den Kopf. " Wir hatten wohl beide nicht die Besten Ideen...und auch einen schlechten Start.", sah Rhynn nun ein und riss einen Armlangen Streifen von dem Saum ihres Hemdes ab, nachdem sie Owatu bedeutet hatte, wieder selbst die Verletzung abzudrücken. Das Kleidungsstück war ohnehin ruiniert und nun zeichneten sich auch hellrote Blutflecken auf dem Rest davon ab, nachdem sie notdürftig ihre Hände daran abgewischt hatte. Die junge Cath`Shyrr wickelte stramm den Stofffetzen um seinen Unterarm und verknotete auch diese Enden miteinander. Die Anstrengung ließ sie leicht schwanken und Rhynn schlang Beine unter dem Ast umeinander. Vielleicht hätte sie sich doch noch nicht so schnell bewegen sollen, denn nun stieg auch die Übelkeit in ihr hoch. Nach seiner Frage sah sie ihn verwundert an. Es klang nach ernsthaftem Interesse und nicht nach beiläufigem Geplänkel ihr Blick huschte kurz zu ihrem linken Oberarm, der Verband war noch weiss und es dauerte eine Zeitlang bis sie verstand was er meinte.
    " Ehm.. ja.. klar.. wenn die Naht aufgehen würde? "druckste sie ein wenig herum, während sie ihre Gedanken sammelte was ihr ziemlich schwer fiel, da sie sich kaum konzentrieren konnte. " Eigentlich ein Segen, dass wir auf genau diesem Baum sitzen. Aus den roten Herbstblättern kann man ein Pulver herstellen. Es betäubt sehr stark und wird von Heilern verwendet. Aber die frischen hellgrünen Blätter haben bei weitem nicht die Wirkung, aber es stoppt dafür recht schnell die Blutung und lindert ein wenig die Schmerzen." Rhynn hatte von seinem Arm abgelassen und griff stattdessen ungeniert nach seiner Hand und drehte sie mit der Handfläche nach oben." Für deine Hand ist allerdings das Harz besser... wenn man die Paste zu lange auf der Haut lässt.. bekommt man Ausschlag und das passiert bei dem Harz nicht." das Reden lenkte sie ab, von dem Schwindel der sich wie ein Wirbelsturm in ihrem Kopf breitmachte, während sie noch immer seine Entzündung betrachtete. " Und man sollte sparsam damit umgehen, sonst wird dir schlecht und du fühlst dich wie im Fieber..." Rhynn schloss für einen Moment erschöpft die Augen, sie wollte einfach nur schlafen... ein Bett oder fester Boden... alles wäre ihr recht.. solange es kein Ast war. " Was würde ich jetzt für ne Hängematte geben..." seufzte sie und schlug die Augen auf als sie befürchtete einzunicken oder war sie sogar kurz eingenickt? Die Cath'Shyrr schüttelte kurz energisch den Kopf.. es schwindelte ihr noch mehr dadurch aber es vertrieb auch für kurze Zeit die Müdigkeit. Die Greifen unterdess schienen sich ausgetobt zu haben und inspizierten neugierig das Nest, das in den Baum gehängt worden war. Dann sah ihr Greif beinahe verständnislos auf die zweibeiner. Als verstand er nicht recht warum lieber auf dem unbequemen Ast saßen, wenn es doch ein viel bequemeres Nest gab. Fordernd rief der Welpe nach Rhynn die im Sitzen beinahe wieder eingenickt wäre und aufschreckte. " Ich darf nicht ins Nest." antwortete sie in der Sprache der Tiere, weil sie diese Art der Kommunikation von vorhin nicht einfach so erneut abrufen konnte.

    Seine knappe Antwort ließ sie erneut zu dem Tuatanai sehen, nachdem sie peinlich berührt, den Blick abgewandt hatte. Die Befürchtung sie wäre zu aufdringlich, schlich sich erneut in ihre Gedanken. Das verschmußte Wesen der Cath'Shyrr war in der Garde absolut unpassend, wesswegen sie dort stets diszipliniert darauf achtete nie mehr Körperkontakt entstehen zu lassen, als unbedingt nötig. Um so überraschter war sie von dem Drang der sich anbahnte, erneut nach seinem Arm zu greifen. Auch wenn sie sich wünschte, dass er nicht ihre Strafe absitzen musste, hatte er ihr gerade nicht nur physischen Halt geboten, in dem er ihr gestattet hatte sich an ihm festzuhalten, sondern es hatte etwas tröstliches gehabt. In ihrem Inneren herrschte ein wildes Knäuel aus Dankbarkeit, Schlechtem Gewissen und der Verzweiflung, weil sie sich so wie es ihr gerade ging, nicht um seinen Arm kümmern konnte.
    "Lass dir Zeit. " antwortete sie kurz, als Owatu den Blick nach oben zu seinem Greifen wandern ließ.
    " Es dreht sich alles und ich will mich nicht bewegen... sonst würde ich es selbst holen." gab sie nun resignierend zu. Jetzt war ihr ihr Stolz auch egal. Sie beide saßen hier fest und es war ein Wunder, dass sie beide noch nicht das Bewusstsein verloren hatten. Ihr Blick lag nun auf den Junggreifen, die sich gegenseitig anfiepten und die Graue sah immer wieder zu Owatu, den scheinbar eine Gänsehaut gepackt hatte. War ihm kalt? Blutverlusst und Erschöpfung mag sogar einen Tuatanai dazu bringen zu frieren, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn sie nur an eines dieser Blätter käme... dann plötzlich traf sie der stechende gelbe Blick ihres Greifen.
    " Blatt?" zwitscherte es durch ihren Kopf genauso wie das 'Nein' das sie bereits im Nest gehört, nein, gefühlt hatte. Ihr Greif sah fragend zu der Katze hinab und legte den Kopf schief.
    " Hunger?" Rhynn völlig perplex sah kurz zu Owatu dann zu dem Dunkelgefiederten. Sie nickte" Ich brauche die Blätter um ihm zu helfen.", wie von alleine formten sich ihre Gedanken zu einer Antwort und der Dunkle blinzelte kurz und stubste die Graue mit dem Schnabel an, ehe er tapsig auf dem Ast entlang balancierte. Als plötzlich beide Junggreifen zeitgleich begannen,dem Ast auf dem sie saßen, übermotiviert mit Schnäbeln und Krallen, die Blätter auszureissen und Owatu mit Laub zu bewerfen, prustete Rhynn trotz der Situation lachend los. Es sah einfach zu komisch aus.
    " Nicht so viele!" Rhynns lachen wandelte sich in ein kratziges Husten und es flimmerte erneut vor ihren Augen. Nach einer geraumen Weile, die Welpen schienen sich nun damit zu begnügen ihre Krallen am Stamm zu wetzen, wurde Rhynns Blick klarer und obwohl sie Müde und Erschöpft war, fühlte sie sich wieder soweit in der Lage sich aufzusetzen. Vorsichtig robbte die Katze umständlich näher an den jungen Mann und sammelte einige Blätter von ihm ab. " Darf ich?"Rhynn hob erneut fragend die Hand nach seinem Arm um ihm zu helfen um die blutige Bandage zu lösen. Eilig schob sie sich die hellgrünen Blätter in den Mund und begann darauf herumzukauen, es schmeckte widerlich und fühlte sich pelzig in ihrem Mund an, ein Zeichen, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Es war tatsächlich der richtige Baum. Sie schmierte die grüne Pampe auf ein großes Blatt und spuckte undamenhaft aus um den Geschmack loszuwerden und ein Schütteln durchfuhr ihren Körper, während sie das Gesicht verzog.

    Ja darfst du^^ Nur eine übereifrige Postsüchtige Keona die dem Sommerloch die Stirn bieten möchte :D


    Blöder Charakterfluch... *deutet auf Owatu und flüstert* Er ist schuld!!

    Sich lediglich aufs Atmen konzentrieren und nicht den Halt verlieren, dass war das Einzige was Rhynn gerade noch tun in der Lage war. Es dauerte einen Moment, erst dann konnte sie wieder Umrisse erkennen und das Pfeifen in ihren Ohren verlor mit jedem Atemzug an Intensität. Sie sah wie Owatu die Lippen bewegte während sein Blick fast sorgenvoll auf ihr lag. Rhynn versuchte sich auf das Gesagte zu fokusieren. Konnte er nicht lauter reden? Sie vermutete zwar was er sagte.. aber sicher war sie sich nicht. Wenn sie seine Lippenbewegungen und seine dumpfen Laute richtig verstand. Hatte er sich soeben entschuldigt?...Warum?
    Dafür, dass sie hier oben saßen? Oder , dass er beinahe den Halt verloren hatte? Das sie ihm geholfen hatte? Sie sah den jungen Mann vor sich nachdenklich durch ihre halb geschlossenen Augenlider an, der sich gegen den Baumstamm lehnte und ebenso schwer atmete, wie sie. Der Verband an seinem Arm färbte sich gemächlich rot, dort wo der Heiler den Schnitt angesetzt hatte. " Dein Arm..." presste sie hervor und zog scharf die Luft ein als sie sich aufrichten wollte. Sie hob ihre linke Hand um auf seinen Verband zu zeigen und öffnete die Handfläche nach oben, als wollte sie ihm ihre Hilfe anbieten. Doch schien ihr das langsam zu aufdringlich wesswegen sie die Hand wieder sinken ließ, die andere Hand die noch immer nach Halt bei ihm suchte, schien sie in dieser Lage komplett vergessen zu haben. Dann hörte sie den fast wütenden Ausruf der Wache unter sich und verbissen sah sie hinunter. " Es war mir nicht bewusst, dass wir nicht den Ast wechseln dürfen, Herr." rief sie hinunter, doch es klang erbärmlich und sie setzte gelegentlich zu einem schnaufendem Einatmen an. Die Wache schien es nicht weiter zu interessieren und stützte sich wieder auf seinen Speer. " Du musst es abdrücken. Kommst du an eines der Blätter?" sagte sie nun wieder an Owatu gewand. Ihr Körpergefühl kehrte langsam zurück und sie wurde sich jetzt erst richtig bewusst, dass sich noch immer an seinen Unterarm klammerte. Sie fühlte die Wärme seiner Haut und schlagartig löste sie die verkrampfte Hand und gab seinen Arm frei. " Entschuldige.. ich wollte nicht.. es geht schon wieder." Sie strich sich kurz verlegen durchs geflochtene Haar.

    Rhynn rang nach Atem, was nur zur Folge hatte, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Völlig vertieft darin nicht das Bewusstsein zu verlieren, klammerte sie sich an das Holz auf das sie starrte und bekam kaum mit was Owatu tat, bis ihr eigener Ast wackelte und sie dachte der Schwindel hätte sie nun soweit, das sie von ihrem Sitzplatz kippen würde. Doch der laute Aufschrei des Tuatanais drang durch das Pfeifen in ihren Ohren. Erschrocken sah sie sich nach dem Mann um der direkt vor ihr mit einem Arm am Ast baumelte. Sein vor Schmerzen verzerrtes Gesicht zeigte seine Pein, während er seinen bandagierten Arm an den Körper presste. Rhynn stolperte vorwärts, warf sich in einer reflexartigen Bewegung auf den Ast und griff ohne zu zögern nach seinem Arm, der ihn noch in der Luft hielt. Sie hörte sich selbst Schreien, als ihr Körpergewicht sie mit dem Brustkorb gegen das Holz drängte. Doch das Pfeifen wurde lauter und sie nahm beinahe alles wie durch einen Nebel war. Rhynn konzentrierte all ihre verbliebene Kraft auf die Beine die sich um den Ast gewickelt und die Hand die sich fest um seinen Unterarm gelegt hatte. Sie konnte kaum mehr klar denken und streckte ihm die ihre Zweite Hand auch noch entgegen, obwohl er vermutlich nicht danach greifen konnte. Rhynn zog an dem Arm den was anderes war für sie gerade kaum logisch. Die Greifenjungen quietschten laut als sie die schmerzensschreie ihrer Partner hörten und polterten krachend und Blätter sowie Rinde abschüttelnd auf die zwei unter ihnen zu. Rhynn sah nichts mehr so flimmerte es vor ihren Augen und obwohl sie blinzelte und sogar kurz den Kopf schüttelte, ließen ihre Augen sie im Stich. Rhynn verlagerte ihr Gewicht und löste ein Bein vom Baum um das zusätzliche Gewicht auszupendeln dann griff ihre zweite Hand zu und gemeinsam kämpften sie darum Owatu wieder auf den Ast zu befördern. Dann war die Last weg und Rhynn Blind und Taub gleichermaßen lag auf dem Ast klammerte sich sowohl an dem Holz als auch verkrampft an Owatus Arm fest um nicht im Schwindel zur Seite zu rutschen.

    Rhynn folgte Owatus musterndem Blick in die Baumkrone, während sie ihren Greifen hinter den Ohren kraulte. Sein kurzes nichtssagendes Brummen ließ sie nur verständnislos die Augenbrauen heben. War er wirklich so stolz das er diesen Vorschlag ablehnte? Doch sie konnte sich nicht über seinen vermeintlichen Stolz beschweren, war es doch ihr eigener, der sie dazu brachte völlig unüberlegt das folgende zu sagen. " Natürlich kann ich noch klettern." Es war gelogen, kaum ausgesprochen bereute sie es, den Mund aufgemacht zu haben. Sie wollte und konnte nicht mehr klettern. Sie hatte die Nase vom klettern gehörig voll. Rhynn wurde schlecht und allein bei dem Gedanken daran sich an dem Ast hochzuziehen zu müssen verkrampfte sie. Spürte sie doch jetzt bereits bei jeden Atemzug der schmerzhaft an ihren Rippen zog. Doch einen Rückzieher machen wollte sie nun auch nicht. Wenn er klettern konnte, dann sie erst recht. Mit diesem Entschluss rappelte sie sich hoch. Jegliche Anmut der Cath'Shyrr war dahin, so ungelenk balancierte sie über den Ast, lehnte sich stützend gegen den Stamm, ehe sie kaum merklich zusammensackte. Die Greifenjungen kraxelten übermütig, die Krallen in den Stamm schlagend den Baum hinauf. Rhynn streckte sich nach dem nächstgelegenen Ast und biss die Zähne zusammen als der Schmerz ihr stechend durch den Körper schoss. Irgendwie schaffte sie es, auf biegen und brechen die Füße an Stamm abstützend, und abrutschend sich zumindest mit dem Oberkörper auf den oberen Ast zu ziehen. Sie gab sich beste Mühe sich nichts anmerken zu lassen, doch es war nur ihrem Leidwesen viel zu ersichtlich wie sehr sie sich quälte. Rhynn kniete auf dem Ast und stützte sich auf beide Hände.

    Ja über das `Warum` machte sich Rhynn auch so ihre Gedanken, ihre Ausbilderin hatte ihre Impulsive Art mehr als nur einmal verflucht und sie stets als " nicht Gardetauglich" bezeichnet, weil sie statt in der Gruppe zu arbeiten, die meisten Aufgaben versuchte im Alleingang zu bewältigen. Also viel vermutlich diese Frau gänzlich aus dem Raster. Blieben eigentlich nurnoch die Kadettinnen und die Heilerin, aber was konnten die schon in einem Rat der Offiziere ausrichten? Nicht viel vermutlich. Aber vielleicht hatte Owatu viele Führsprecher? Und da die Strafe sie beide gleichermaßen treffen sollten, hatte sie es vermutlich ihm zu verdanken, dass sie nicht Hingerichtet worden waren. Interessiert musterte sie den Mann vor sich und versuchte einzuschätzen, wieviel er wohl in der Garde leistete um eine Unterstützung dergleichen zu erhalten, dass sie sogar vor einer Hinrichtung retten konnte.


    Über seine Aussage über ihren Onkel musste sie schmunzeln. " Nun, eigentlich ist er einer von der Sorte.... die jemanden in einen Tümpel schubsen, um jemanden das Schwimmen beizubringen. Ich kann die Magenverstimmungen garnicht mehr zählen, weil ich die falschen Beeren gegessen habe und er direkt daneben stand und er mich nicht davon abgehalten hat ...." erzählte Rhynn recht freigiebig heraus und versuchte ihn - zu ihrem nachträglichen erstauenen- ein wenig aufzumuntern. Sein fast trauriger Gesichtsausdruck bedrückte sie für einen Moment und es schien nicht so recht zu dem Tuatanai zu passen, der sie so forsch herausgefordert hatte. " Aber ja. Er hat Größe. " ein bewundernder Ausdruck huschte über ihr Gesicht als sie über ihren Onkel sprach.


    Rhynn beobachtete lächelnd das Greifenjunge, welches offensichtlich Gefallen an dem Helm des Wächters gefunden hatte. Den beiden schien es überhaupt nichts auszumachen hier auf dem Baum festzusitzen. Der Dunkelgefiederte drückte frech seinen großen Kopf unter Rhynss Arm durch und forderte schnurrend Streicheleinheiten. Die Katze gänzlich aus der Balance gebracht, kippte leicht zur Seite, konnte sich aber gerade noch so mit einer Hand und beiden Füßen festhalten ohne wie ein Faultier am Ast zu hängen. Sie hörte mit bedauern seinen halbherzigen Wunsch. " Dann würde es vermutlich Nest-Arrest heissen... Wenn du willst tauschen wir Plätze,dann kannst du dich am Baumstamm anlehnen. Ich fürchte ich werde garnicht zum schlafen kommen..." Rhynn rieb sich die schmerzenden Rippen. Dieser Ort ließ kaum eine Möglichkeit, daas sie beide gleichzeitig schlafen konnten. Abgesehen davon, dass sie sich gegenseitig stützen... Und das käme ja wohl nicht in Frage? Zumindest würde sie diesen Vorschlag nichtmachen... Dann wäre sie ja wie Niwyn.. die einen Schwächeanfall vortäuschte nur damit sie in den Armen eines Starken Mannes landete. Nein so eine war Rhynn nicht. Lieber würde sie sich vier Tage lang in den Arm kneiffen bevor sie einschliefe....

    " Naja, traurig wäre es, wenn er kein Wort für dich eingelegt hätte. Aber der General meinte ohnehin, dass es viele Leute gab die sich für uns eingesetzt haben." Warf Rhynn ein und hob kurz den Kopf. Das Harz klebte an ihren Fingern und die Cath'Shyrr rieb ihre Hände gegeneinander und seine Frage brachte sie dazu, erneut die Gestalt auf den Kisten zu suchen. Ihr Onkel war stets in vielbenutzter aber robuster Kleidung unterwegd. Er hatte die Arme verschränkt und sah hinauf zu den beiden Sträflingen. Eigentlich hatte sie alles, was sie wusste von ihrem Onkel gelernt. Er hatte ihr gezeigt wie man jagte und sich im Notfall zu helfen wusste. Und das einfache medizinische Wissen, hatte sie sich zwangsläufig von der Grundausbildung und ihren Eltern erhalten. " Von meinem Onkel..." sie nickte kurz in besagte Richtung und trank dann einen kleinen Schluck von ihrem nun mehr halb so vollen Trinkbeutel." Er kümmert sich um die Tiere im Wald, solche die von Jägern verletzt aber nicht getötet wurden. Es bringt ihm kein Gold, also muss er sich selbst zu helfen wissen, weil er weder Medizin noch Verbandszeug , geschweige denn Essen kaufen kann. Er will es auch garnicht." Schloss sie und hob grüßend die rechte Hand und der dunkelhaarige Katzenmann grüßte sie auf eine ähnliche Art. " Ich war wohl länger im Wald als in der Stadt." In dem Moment sprang ihr Greif auf den Ast, den sie und Owatu belegten und das starke Wanken des Holzes zwang Rhynn dazu alle Muskeln anzuspannen. Nur schmerzlich errinnerte es sie wieder daran wie quälend diese Strafe werden würde, sollten beide müde werden und mit diesen Verletzungen, schien es für Rhynn weder möglich sich bäuchlinks noch auf dem Rücken liegend auf dem Ast auszuruhen. Abgesehen davon, dass sie vermutlich das Gleichgewicht verlieren würde, sollte ihr Geist ins Reich der Träume schippern. Da gab es also nur eine Möglichkeit,.... die vier Tage Strafe ohne Schlaf auszukommen. Doch Rhynn merkte bereits jetzt wie träge ihr Geist wurde und die Anstrengung des gestrigen Tages ließ die Katzenfrau gähnen.

    Rhynn entging der skeptische Blick den er ihr zuwarf, keineswegs. Nach kurzem zögern streckte er ihr seine Hand aber doch entgegen. Rhynn ließ sich etwas ungelenkt auf dem Ast nieder und griff nach der ausgestreckten Hand, wobei sich ihre beider Knie zeitweise berührten. " Ich werde mir deine Hand ansehen." antwortete sie seine Frage, beinahe schalkhaft und löste den Knoten des Verbandes, sorgsam darauf bedacht, weder das klebrige Harz mit irgendwas in Berührung kommen zu lassen, noch das Wasser zu verschütten, ganz zu schweigen davon Owatu mehr Schmerzen als nötig zu bereiten. " Nein, jetzt ernsthaft. Solche Wunden brauchen weit mehr als, nur eine Salbe und einen stümperhaften Schnitt in den Unterarm. Ich habe schon gelegentlich solche Wunden behandelt und ich will nicht das du im Fieberwahn vom Baum kippst." Es entsprach der Wahrheit und sie sprach letzteres beinahe Beiläufig aus. Sie wickelte die dünnen Stoffbahnen von seiner Hand und wie sie vermutet hatte, die Salbe - mit der der Heiler seine Hand beschmiert hatte-hatte eine unschöne braune Färbung angenommen. Was prinzipiell gut war, doch nun lag das Gift, dass die Salbe aus der Wunde gezogen hatte, direkt auf der Haut. " Brennt es oder juckt es nur?" Fragte Rhynn geschäftig, als sie seine Hand über den Abgrund hielt und kurzentschlossen einen Teil ihres Kostbaren Trinkwassers dafür verwendete um die trübe Salbe von seiner Hand zu waschen. Im Grunde war es kaum von belang ob sie nur juckte oder bereits brannte, viel anders machen konnte sie hier oben nicht. Eine Zeitlang betrachtete sie die gereizte dunkelrote Handfläche, bog seine Finger durch und kratzte leicht über die entzündeten Erhebungen. Nun hätte sie die Möglichkeit im Wald die passenden Kräuter zu suchen, wäre es ein leichtes seine Verletzung zu behandeln. Doch hier oben blieb ihr nur diese Möglichkeit- auf das Harz zu hoffen. Vorsichtig und mit sanften Bewegungen, strich sie den klebrigen Baumsaft auf seine Handfläche und massierte es leicht ein. " Glaubst du wirklich, dass er Recht hatte?" warf Rhynn das Thema von vorhin wieder auf den Tisch, nun da sie sich wieder auf die Unterhaltung konzentrieren konnte. Sie hatte ihm zuvor durchaus zugehört ,doch die Wunde ihrer Meinung vorgezogen. " Er hat dir ja offensichtlich nichteinmal zugetraut, dass du es in die Garde schaffst, aber du hast gestern deine Prüfung zum Greifenreiter bestanden." stellte sie fest und sah ihm kurz aber entschlossen in die braunen Augen, ehe das schlechte Gewissen wieder an die Oberfläche drängte. Wenn ich nicht gewesen wäre...
    Die junge Katze, richtete schnell ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Hand vor sich, doch gab es keinen Grund mehr sie noch länger zu behandeln, jetzt wo das Harz gründlich verteilt und mitunter einmassiert war. " Lass es eine Zeitlang atmen." empfahl sie dem Tuatanai und wischte das restliche Harz so gut es ging zuerst an der Borke und dann an ihrer Hose ab um danach den Rest der Bandage an seinem Handgelenk festzubinden.

    Nun, davon war sie auch nicht ausgegangen, dass er ihr böswillig den Tod wünschte, eher iritierte sie die Tatsache, dass er sich scheinbar Sorgen gemacht um sie hatte, obwohl sie ihm herzlich egal sein könnte, ja ihn sogar in Schwierigkeiten gebracht hatte.
    " Das habe ich auch nicht gesagt." stellte sie schnell klar. Doch ihn zu fragen, warum er sich Sorgen gemacht hatte, schien ihr plötzlich furchtbar kindisch und überflüssig. Schließlich war die ganze Stadt erschrocken, als der andere Prüfling abgestürzt war. Trotzdem, hätte es ihm auch egal sein können ob sie abstürzte...
    Außer... er hatte befürchtet, er würde dafür zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie - angestachelt von ihm- tödlich verunglückt wäre. Das umständliche Denken und die körperliche Überbelastung, bereitete Rhynn Kopfschmerzen und sie rieb sich massierend über die Schläfe. Rhynn sah erst wieder auf, als sie seine Frage hörte. Ja warum eigentlich? Rhynn wusste es nicht recht. Das heisst doch, sie hatte schon immer gewusst, dass sie Einhornreiterin werden wollte... doch wieso war das so?
    " Keine Ahnung... Es ist das Gegenteil von dem langweiligen Leben das meine Eltern führen und..." Rhynn beobachtete die umsichtigen Bewegungen die er machte, um sich anders hinzusetzen. Es war nur zu offensichtlich, dass sein Arm ihm ,trotz der Behandlung des Heilers, Schmerzen bereitete. Ein Aderlass reichte meist nicht aus um das Gift aus dem Körper zu bekommen und bedarf normalerweise einer Nachbehandlung. "Meine Tante war auch bei den Reiterinnen... ich weiss garnicht recht, wann das angefangen hat. Gut möglich, dass die Nachbarskinder mal erwähnt hatten, eine Cath'Shyrr könnte keine Kämpferin sein." Redete sie weiter, war aber tief in Gedanken versunken und besah sich den Baum genauer. Die Katze suchte nach Verletzungen des Baumes, doch durfte sie das Harz benutzen oder wäre das Regelwidrig? Das Harz dieses Baumes, ebenso wie die Blätter würden seine Schmerzen lindern und soweit sie vermutete hatte der Heiler seine Hand nicht ausgewaschen. Es war also gut möglich, dass die Brennhaare des Borkenspinners noch immer unter seiner Haut steckten." Und bei dir? Ich wollte nicht lauschen, aber du warst schwer zu überhören. Du wolltest deinem Vater etwas beweisen?" Sie rutschte vorsichtig rückwerts an den Baumstamm. Nunja, sie durften keine Hilfe annehmen, aber sie konnten sich selbst helfen oder nicht?Wenn sie das nicht behandeln würde, konnte es durchaus sein das er Fieber bekäme und Rhynn wurde das Gefühl nicht los, das dies hier mehr eine Prüfung, denn wine Strafe war. Rhynn zog sich unter Schmerzen auf die Beine und entdeckte eine tiefe Kratzspur in der Rinde, die die Jungen Greifen auf dem oberen Ast hinterlassen hatten. Goldene, zähe Flüssigkeit sammelte sich in den Wunden des Baumes und die Katzenfrau streckte sich, um ein wenig davon in ihrer Hand zu sammeln. Die klebrige Masse haftete an ihren Handflächen als sie zurück zu Owatu Balancierte. " Gib mir deine Hand." forderte sie ihn freundlich aber bestimmt auf und entkorkte ihren Trinkschlauch mit den Zähnen.

    Das kannte er? Gedankenverloren sah sie durch ihn hindurch, als sie sich die Worte durch den Kopf gehen ließ, die er an seinen Vater gerichtet hatte. Er hatte von Enttäuschung besprochen. Und auch der Blick des strengen Mannes ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Was konnte Owatu denn noch tun? Ein Greifenreiter genoss größtes Ansehen, und war gleichgestellt, wenn nicht sogar höher als ein Wachtmeister. Rhynn verstand nicht recht, wie man als Vater darauf nicht stolz sein konnte. Sie presste die Lippen missbilligend aufeinander. Ihre Eltern hatten ihre Pläne immer belächelt, aber sie waren trotzallem Stolz und hatten akzeptiert, dass sie nicht den Laden ihrer Eltern übernehmen würde. Was er dann sagte machte sie stutzig. Die Kadettinen waren alle samt mutig und sehr gute Kämpfer. Doch er hatte gerade gesagt das sie anders war. Doch wie meinte er anders? Verlegen zupfte sie an dem Verband an ihrem Arm. Sie war schon immer anders gewesen, hatte mehr Ehrgeiz als die anderen. Sie wollte immer die Erste oder Beste sein, es machte ihr auch nichts aus, sich die Hände schmutzig zu machen. Aber vor allem ließ sie sich nicht so von Männern ablenken, wie die anderen aus ihrer Einheit. Nun bis auf diesmal, wenn auch auf eine andere Art, wie es Liwyn beispielsweise tat. Owatu hatte sie provoziert und sie war drauf eingestiegen und jetzt zahlte sie den Preis dafür, genauso wie er. Zur Antwort bekam der Tuatanai ein gespielt gleichgültiges Schulterzucken. " Zumindest ist keine von ihnen so lebensmüde." Zum ersten Mal lächelte sie den jungen Mann vor sich an, besonders als er ihr erzählte, dass er doch nicht gänzlich verschont worden ist. Doch sein darauffolgender besorgter Gesichtsausdruck traf sie wie ein Blitz. Rhynns freundlich Lächeln erstarb und verunsichert wich sie seinem Blick aus. Warum traf sie das so? Seine Aussage berührte sie auf eine seltsame Art und Weise. Warum hatte er Angst um sie gehabt? Er kannte sie nicht... War ihr nichts schuldig... und im Grunde wäre sie selbst schuld gewesen, auf einen Baum zu klettern, weil sie ihm aus reiner Sturheit und aufgrund einer Provokation ihre ganze Zukunft aufs Spiel gesetzt hatte. Mann konnte sie durchaus für töricht und dumm halten. Skeptisch beäugte sie Owatu, als sehe sie ihn zum ersten Mal wirklich. " Warum?" Fragte sie iritiert und sah ihm direkt in die Augen, biss sich konzentriert auf die Unterlippe.

    Ja, da stellte er die richtige Frage... Warum war sie nicht einfach weiter gegangen, um zu ihrer Familie auf dem Marktplatz zu stoßen? Warum hatte es sie überhaupt interessiert, dass die Prüflinge Bier vor ihrer Prüfung tranken? Es hätte ihr egal sein können. Ach hätte sie doch die Klappe gehalten. Hätte er doch die Klappe gehalten... Warum war sie auf seine Provokation eingegangen? Nun es war einfach ihre Art. Sie haderte noch länger mit sich selbst, wollte ihm zuerst garkeine Antwort geben auf seine Frage. Der stechende Schmerz ließ langsam wieder nach und nun traute sie sixh auch wieder normal zu atmen. " Ich weiss nicht..." gab sie dann doch mit einem resignierenden Seufzer zu und ihre Augen wanderten über die Dächer und Baumwipfel der Stadt. " Vielleicht wollte ich mir nicht sagen lassen, dass ich etwas nicht schaffen kann. Ich wollte es beweisen, weil du daran gezweifelt hast. Und der Rest... war eine Kurzschlussreaktion." Sie entkorkte ihren Wasserschlauch und führte ihn an ihre Lippen trank einen kleinen Schluck und verschloss ihn wieder dann suchte sie seinen Blick und zuckte mit den Achseln. " Jetzt kann ich auch nichts mehr ändern." Und tatsächlich, sie ergab sich mit dieser Klarstellung, der Situation in der sie beide gefangen waren. Es brachte nichts sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Sie hatten sich gegenseitig immer weiter aufgestachelt. " Ich wollte niemanden mit reinziehen." Rhynn blinzelte verwirrt, diese Entschuldigung war ihr unbewusst über die Lippen gerutscht und eilig zupfte sie etwas Moos vom Ast und schnippte es weg, ehe sie sich ihrer Krallen besah. " Immerhin warst du nicht so tollpatschig um gleich zweimal beinahe abzustürzen..." die Katze warf einen Seitenblick auf Owatu.

    Jetzt trieb er es aber zu weit! Wütend drehte sie den Kopf. Er warf Ihr Unbeherrschtheit vor, und obwohl er recht hatte, stand es ihm nicht zu. " Was weisst du schon über mich! Ich habe mein Leben lang auf den gestrigen Tag hingearbeitet! Und dann kommt soeiner!" Sie deutete schwungvoll mit beiden Armen auf den Tuatanai vor sich, aber sie bereute es sofort. Die Bewegung ließ sie keuchen und ihre Beine klammerten sich um den Ast damit sie nicht ausversehen zur Seite kippte. Sie hatte es ihm beweisen wollen, dass sie stark war, dass sie genauso gut war wie die Männer. "Und hör endlich auf mir Tanay-Schimpfwörter an den Kopf zu werfen!" Rhynn wusste nichtmal ob es Schimpfwörter waren, doch die Art wie er es aussprach deutete stark darauf hin. " Vielleicht sollten wir beide die Klappe halten." Stellte sie fest und ein paar Blätter rieselten von oben herab. Die Leiter wurde an den Baum gelehnt und der Gardist hielt ihnen zwei Wasserschläuche unter die Nase. Mit einem" Danke.", nahm sie der Wache das Wasser ab und behielt den Beutel in der Hand ohne recht zu wissen, wohin damit. Das kann ja heiter werden. Rhynn spürte wie sehr diese Sitzhaltung an ihrer Kraft zehrte und das bereits jetzt schon.

    Zuerst lag Verwirrung in seinem Blick, doch dann schien er sich etwas zu straffen. Rhynn hörte seine forsche Antwort und ihre Augen verengten sich zu schlitzen. " Solange du nicht wieder behauptest, ich könnte es nicht...Ansonsten solltest du wohl wirklich den Mund halten."entgegnete sie gereizt ihre Haare stellten sich auf und unbewusst schabte sie mit den Krallen über die Rinde . Ganz schön eingebildet, wenn er glaubt sie würde springen nur ,weil er es sagte. Warum trieb dieser Kerl sie immer wieder so zur weissglut? Sie war stolz ja, aber die Regeln der Stadtwachen hatte sie stets in den Vordergrund gestellt und innerhalb von einem Tag hatte sie gleich mehrere dieser Regeln gebrochen. " Wenn du mich nicht provoziert hättest, säßen wir hier nicht!" knurrte sie ihm entgegen und sah dann hinunter zum Platz. Eine Einzelne Person saß an eine Hauswand gelehnt auf einer Kiste und sah zu ihr hinauf. Die Kleidung, der Hut. Obwohl es weit entfernt war, erkannte sie nur zu deutlich ihren Onkel. Was macht er da? Er hatte die Arme verschrenkt und es erwärmte ihr das Herz als sie vermutete was er da tat. Beistand. Er saß mit ihr eine Strafe ab, vermutlich weil er sich mit schuldig fühlte. Er hatte sie stets ermuntert, sich nichts gefallen zu lassen. Das sie alles schaffen könnte. Und nun hatte Rhynn genau dieses Verhalten hier auf diesen Ast befördert. Ihr Stolz der sie jetzt trotzig den Blick von Owatu abwandte und stattdessen den Jungen oben in den Wipfeln beim spielen beobachten ließ.

    Ein Ruf von unten ließ sie von dem schnurrenden Greifen aufsehen. Eine bekannte Stimme, ihre Sorgenvolle Mutter stand vor dem Gardisten und versuchte hektisch einen Blick auf Ihre Tochter zu erhaschen. "Macht euch keine Sorgen! Ich darf keine Hilfe annehmen!" Ihr Greif begann laut zu kreischen, so als wollte er Rhynns Rufe nah unten imitieren. Dann fiel ihr Blick auf Morun und Rhynn fiel etwas ein. Schnell betastete sie ihren Hinterkopf, erleichtert stellte sie fest das die große Feder noch immer in dem Band klemmte. Sie zog die Feder heraus, und gab sich beste Mühe die Feder soweit wie möglich zu werfen, den Kiel vorraus, wie einen Pfeil. Die große Schwungfeder landete vor ihrem Bruder, der große Augen machte und flink nach der Feder griff. Leuchtende Kinderaugen sahen zu ihr hinauf und zum ersten Mal fühlte sie sich nichtmehr ganz so miserabel. " Hab ich dir mitgebracht!" rief sie in der Sprache ihres Volkes hinunter. Bei den schnurrenden weichen Lauten sah der Greif iritiert auf. Ihr Vater zog vorsichtig am Arm seiner Frau, beide hatten den gleichen hilflosen Ausdruck im Gesicht, als sie sich widerwillig umdrehten und vom Hauptplatz verschwanden. Irgendwo kreischte ein Vogel, dann schoss etwas sehr schnelles an ihr vorbei. Etwas iritiert wanderten ihre Augen zu dem Tuatanai. Rhynn hatte seinen Blick gemieden als sie nun doch zu Owatu schaute, traf sie sein wütender Blick und eiskalt lief es ihr den Rücken runter. "Hasst du mich jetzt doch ja ? Woher der plötzliche Sinneswandel?" Fragte sie Owatu mit überspitzter Stimmlage. Wurde ja auch Zeit... sie konnte verstehen, dass er sauer war. Vielmehr hatte sie iritiert, dass er die meiste Zeit so ruhig gewesen war.Doch dann fiel ihr wieder ein, dass er ja ebenfalls sauer auf ihn sein konnte, er hatte sie schließlich dazu angestachelt. Doch sie hatte es ihm gezeigt! Sie hatte die Prüfung bestanden! Rhynn ließ die Beine rechts und links vom Ast baumeln und sah ihn nun trotzig an.

    Drohend hob ihr Greifenjunges den Kopf und fixierte die Hauptmänner, spreizte dabei leicht die Flügel. Rhynn folgte der knappen Anweisung und im Gänsemarsch gingen sie Richtung Hauptplatz. Schaulustige versammelten sich zu hauf an der Straße, feixten und tuschelten aufgeregt miteinander und zeigten mit den Fingern auf sie. Kein Wunder, die Gerüchte hatten schließlich genug Zeit gehabt um zu jedem vorzudringen. Mit hängenden Schultern kämpfte sich Rhynn, dem Schwindel zum Trotze bis zum Hauptplatz. Der kleine Greif stand nicht still, beobachtete alles, doch zu ihrem Erstaunen blieb er nah bei ihr. Fixierte die Leute argwöhnisch und ließ gelegentlich ein freudiges Fiepen oder ein warnendes Knurren hören, wenn jemand Rhynn zu nahe kam. Die Katze wagte kaum sich unzusehen, doch ihr Gehör konnte sie kaum abstellen. So drang aus weiter ferne ein ungläubiger Ruf an ihr Ohr. Morun. Dann Mutter und schließlich die Beschwichtigenden Worte ihres Vaters. Beinahe wären ihr die Tränen in sie Augen gestiegen, doch die Blöße wollte sie sich hier nicht geben. Nicht vor ihrer Familie, ihren Vorgesetzten, den Gaffern und schon gar nicht vor Owatu. Dieser dumme Tuatanai, hätte er sie nicht so provoziert, wäre es garnicht erst soweit gekommen. Dann würde sie jetzt in einer Taverne sitzen, durfte sich Einhornreiterin nennen und würde morgen mit einem enormen Schädelbrummen aufwachen. Die Wut verdrängte das Schamgefühl. Sie würde auch dies hier durchhalten, beschloss sie. Der große Baum am Hauptplatz war alt und stellenweise Kahl, ein waagrechter Ast hatte den Vorgesetzten, einen perfekten vorwand für diese Strafe geboten. Als sei er allein dafür gewachsen. Owatu kletterte langsam die Leiter hinauf und das Junge folgte ihm spielend. Rhynn rührte sich nicht. Die Strafe gemeinsam antreten hieß nicht unbedingt das sie auf dem gleichen Ast sitzen würden. In der Hoffnung, sie würden die Leiter zu einem anderen Ast tragen sah sie zum Hauptmann. Der ihren fragenden Blick erwiederte. " Worauf wartet Ihr? Rauf mit Euch." Rhynn blinzelte. Sie zwangen sie gemeinsam auf dem selben Ast zu sitzen? Na dann gibts Tote... unsicher setzte sie sich in Bewegung. Setzte den Fuß auf die Sprosse und ein stechender Schmerz durchschoss etwa auf halber Strecke ihren Brustkorb. Die Belastung für die Blutunterlaufenden Rippen war zu groß und ein leichter Schwächeanfall hatte sie kurz von einer Sprosse abrutschen lassen. In ihren Ohren pochte es laut und quälend lang dauerte es bis sie die Hand auf den rauen Ast legte um sich hinaufzusetzen. Am liebsten hätte sie sich bauchlings darauf gelegt, doch das kam nicht in Frage. Ungestüm und tolpatschig erklomm ihr junges die Leiter und schnurrte Rhynn freudig an als es oben angelangt war. " Von jetzt an vier Tage. Futter und Wasser für die Greifen werden euch täglich gebracht. Für euch zwei nur Wasser." Die Leiter wurde weggezogen und Rhynn sah mit leerem Blick auf die Menge. Peinlich berührt von diesem Moment, wäre sie am liebsten Unsichtbar. Begafft von den Bürgern Corandirs, verurteilt und ohne Zukunft, ihr körper zerschunden von den Strapazen. Und zusammen mit einem Tuatanai, dem sie es nichteinmal übel nehmen konnte, wenn er sie hasste . Das Balancieren auf dem Ast war schon eine Herausforderung und immer wieder stach etwas unangenehm, sei es der Rücken, der Arm oder ihr Brustkorb. Alles schmerzte sie und diese vier Tage waren kaum zu überstehen. Trostsuchend fuhr sie mit beiden Händen durch die Federn des Greif. Der laut schnurrte und sich an sie drückte. " Nie wieder mach ich einen Kommentar über Biertrinker...." sagte sie scherzhaft zu sich selbst, doxh zweifelsohne konnte Owatu sie hören. Jetzt wünschte se sich sie hätte den Haferbrei gegessen. Ihr Magen knurrte laut schrie nun auch schmerzhaft nach Nahrung.