Beiträge von Owatu

    „Regeln?“ fragte Nim skeptisch nach und zog eine Augenbraue hoch. „Meinst du §655: Dem Soldaten ist es nicht gestattet in Form eines kleinen Vogels sich in eine Situation zu begeben, aus der er wohlmöglich alleine nicht mehr heraus kommt?“

    Es sollte die Cath’Shyrr ein bisschen in ihrer Sorge foppen und vielleicht auch daraus reißen, aber gleichzeitig merkte der Elf, dass es ihm nicht viel anders ging. Es zeriss ihn förmlich vor Anspannung und er betete dafür, dass der Mauersegler da jetzt endlich wieder herauskommen würde.

    Sie konnten ihm nicht helfen, wenn er dort in ernsthafte Gefahr geraten würde. Erstens waren sie nicht schnell genug und zweitens gab es tatsächlich sowas wie eine Regel. Man gefährdete nicht die ganze Mission um einen Mann zu retten.. nicht wenn das Risiko so unkalkulierbar war.

    Er traute sich gar nicht, dem Spektakel um das gefangene Einhorn seine Aufmerksamkeit zu schenken. Was, wenn ihm dadurch entging, was gerade im Haus mit Owatu geschehen mochte?


    Was hatte das zu bedeuten? Fragte sich der Mauersegler, während er auf dem Pergament weiter nach unten ging und kleine Fußabdrücke in der noch nicht ganz trockenen Tinte hinterließ.

    Schritte wurden vor der Tür laut und erschrocken, fast schon ein bisschen panisch schlug der Mauersegler mit den Flügeln, wobei die Flügelenden auf die Tinte trafen und noch ein bisschen mehr die Buchstaben verwischten.

    Die Türklinke ging nach unten und der Segler ließ sich nur noch vom Tisch auf den Boden fallen. Um Höhe zu gewinnen und aus dem Fenster zu schlüpfen war keine Zeit mehr.

    Mit schnellem Atem und rauschendem Blut durch die Adern, quetschte er sich zwischen die beiden Bücherstapel, die auf dem Boden standen. Hoffentlich bemerkte ihn hier niemand.

    Die Schritte gelangten in den Raum und Owatu hielt für kurze Zeit den Atem an, als würde das irgendwie helfen unentdeckt zu bleiben.

    „Schick zwei Späher aus. Ich merke, dass die beiden Greifenreiter, der Elf und der Tua in der Nähe sind. Ich will wissen, wie viele sie dabei haben. Aber sag den anderen nichts. Die Männer geraten sonst nur wieder in panik vor den Viechern! Dabei haben wir doch das Beste beispeil, dass…Ahhhhh, was ist denn nun schon wieder!“

    Die Stimme der Hexe – sie hatte sich tief in Owatus Gedächtnis gebrannt – ließ dem Tua’Tanai das Blut in den Adern gefrieren. Und ihre Worte ließen ihn noch mehr die Luft anhalten, auch wenn es schon in der Lunge brannte. Sie wusste, dass sie hier waren? Sie konnte sie Fühlen, oder was? Sie wusste, dass er unter ihrem Tisch saß?

    Erst als die Schritte kurz vor dem Tisch eine rasche Wendung Richtung Fenster machte und die Stimme der Frau leicht hysterisch wurde konnte Owatu die Hexe auch sehen. Seine Entdeckung stand jederzeit bevor. Und er wäre ihr einfach ausgeliefert.

    Sie konnte ihn einfach so zerdrücken. Oder den Hals umdrehn.. oder..

    Sollte er sich vielleicht zurück verwandeln? Hatte er ihr dann mehr entgegen zu setzen?

    Nicht ohne das Amulett, oder?

    Aber Kräftemäßig schon.

    Seine Gedanken rasten und wurden immer mehr von Panik angefeuert.

    Er musste was tun.

    Er musste hier raus!

    Weg… einfach Weg!

    Die Tür knallte zu.

    Stille.

    War sie Weg?

    Irgendeinen Teil hatte er nicht mitbekommen.

    Eine ganze Weile lauschte er in die Stille hinein.

    Konnte er ein Atmen ausmachen? Vielleicht lauerte sie ja auf ihn? Konnte er sich hervorvagen?

    Was, wenn er sich dann der Hexe präsentierte und besser versteckt geblieben wäre?

    Aber das hier war kein gutes Versteck.

    Er musste hier weg.

    Wenn er sich hervortraute aus dem schützenden Bücherstapel.

    Dann hatte er ein bisschen Zeit, oder? Ein bisschen Zeit, bis sie ihn entdeckte. In der Zeit musste er an höhe gewinnen und dann zu Fenster herausschießen.

    Sie war doch Weg!

    Sie musste Weg sein.

    Mit bis zum Hals pochendem Herzen, fast schon zu viel für den kleinen Vogel, kroch er aus seiner Höhle hervor. Schlug panisch mit den Flügeln, die immer wieder auf den Boden aufkamen, bis er genug Kraft aufbrachte um Luft unter die Schwingen zu bekommen.

    Egal, ob die Muskeln schmerzten und rebelierten. Weiterschlagen.

    Unter dem Tisch hervorkommend, nicht umsehend, direkt auf das gekippte Fenster zu.

    Wie ein geölter schwarzer Blitz schoss der Segler aus dem Haus heraus und auf den Wald zu. Nicht zurückblickend und einfach nur noch Schutz bei den Kameraden und den Greifen suchend machte er keine aufwändigen Flugmanöver mehr. Sandte nur noch im Landen Tameqa das, was er in dem Haus gesehen und gehört hatte. Er wusste, dass er ertsmal wieder zu Atem kommen musste, denn auf dem Boden kauernd, verwandelte er sich wieder zurück und drehte sich nur noch schwer Amtend auf den Rücken, bis langsam aber sicher die Erkenntnis ihn durchflutete, dass er das Geschafft hatte und die Angst von dem darauffolgenden Hochgefühl hinweg gespült wurde.

    Bei dem Gespräch fragte sich der Greifenreiter, wie man wohl überhaupt dazu kam, sich dieser Hexe anzuschließen. Was trieb einen dazu? Oder hatte die Frau alle hier unter ihrer Kontrolle? Beherrschte sie ihre Leute? Der Blick des Mauerseglers wanderte immer wieder zum Mineneingang. Was sich da wohl drin befand? Und warum glaubte der eine, dass man seine Freundin dorthin gebracht hatte? Was geschah dort? Immer mal wieder tauchte jemand in dem Zugang zum Stollen auf. Nachdem die Leute hier gefrühstückt hatten, kam es häufiger vor. Aber es handelte sich immer um die selben drei Persone, plus dem Magier, der einmal darin verschwunden war.

    Owatu überlegte, ob er es vagen sollte in die Höhle zu fliegen. Aber eigentlich war ihm das Loch viel zu groß. Kleine Löcher in Felsspalten, oder Zwischen Mauersteinen versprachen Schutz, aber das da war einfach nur unheimlich und er würde fliegend nicht weit kommen, weil er nicht genug sah.

    Noch Einmal flog er auf das grüne Glas in den Fenstern zu, aber dieses Mal beschrieb er keine rasante kehre, sondern ließ sich auf den gekippten Holz am oberen Ende nieder. Ohne das alles verschwimmende Grün konnte er einen viel bessren Blick hinein erhaschen.

    Schwere Möbel, ein Tisch und ein paar Schränke, die das Bild eines Arbeitszimmers ergaben, standen in dem kleinen Raum. Pergament lag auf dem Tisch und neben einer Karaffe mit Wein, lagen Feder und Tinte, sowie einige Bücher. Niemand befand sich in dem Raum.

    Ob er hineinschlüpfen sollte? Vielleicht konnte er dann erkennen, was auf dem Papier stand? Oder was es für Bücher waren? Brachte ihnen das was?

    Leider konnte man sowas ja nie vorher sagen. Das Fliegen hatte erfolgreich die Nagst, die versucht hatte ihn zu beeinflussen, vertrieben. Beim Fliegen war in seinem Element und da hatte er nicht das Gefühl unnütze zu sein, oder etwas nicht zu können. Das Spiel mit dem Wind war pure Freiheit und gab ihm so einiges von seinem Selbst wieder. Doch bei dem Gedanken in diesen Raum hineinzufliegen, der schneller als er sehen konnte zum Gefängnis werden konnte, wenn nur das Fenster zu kippte, kroch die Furcht wieder hoch.

    Nun wurden die Männer unten lauter

    „Red doch keinen Blödsinn!“

    „Ach komm, wenn ichs dir doch sage, der hat ihn mit eigenen Händen gefangen.“

    „Das Vieh ist riesig, wie soll man denn so ein Vieh mit bloßen Händen fangen?“

    „Der ist halt stark.“

    „Ja, aber es ist immernoch ein verdammter Greif!“

    Die Aufmerksamkeit des Mauerseglers richtete sich wieder auf die beiden Kerle, von denen eben doch noch einer dem anderen hatte klar machen wollen, dass seine Frau verschwunden war, woher koam der Themenwechsel?

    Aber der Blick erklärte alles. Der Dijrin war im Begriff Richtung Miene zu gehen und passierte dicht die beiden Söldner.

    Also war der Greifenfütterer ein hier höher Gestellter. Oder loyal zu den Anführern, sodass man vor auf keinen Fall so ein Gespräch führte. Vermutlich hatten hier die Wände auch Ohren und ein falsches Wort beförderte einen in die Mine.

    Was war in diesem Stollen?

    Vielleicht lag die Antwort so nah?

    Mit zitterndem Herzen ließ sich der Mauersegler in den Raum gleiten. Keine Sekunde traute er mehr dem offenen Fenster.

    Der schwarze Vogel landete auf dem Pergament. Aus dieser Perspektive war es gar nicht mal so einfach zu lesen, was geschrieben stand.


    Hochverehrte Herr Bürgermeister, wie sehr liegen Euch die Bürger Eurer Stadt am Herzen? Was seid Ihr Bereit für sie zu geben?

    Und was seid ihr Bereit für Eine Eurer Garde zu geben? Anbei schicke

    Zu spät bemerkte er, dass die Tinte noch nicht trocken war. Und dass dies bedeutete, dass der Schreiber unterbrochen worden war und bald wiederkehren würde.



    Leise und behände kletterte Paranoel zu den beiden auf der Lauer liegenden empor und als er gerade so über die Kante schauen konnte, versuchte er mit leisem ge-psste, auf sich aufmerksam zu machen.

    Nim drehte sich schließlich halb um. Das Gesicht des dunkelhaarigen Elfen war angespannt.

    „Owatu ist im Haus.“ Raunte er dem Kameraden zu.

    „Was?!“ fragte der Schwadronsheiler ungläubig und kam nun doch weiter hochgeklettert. Anscheinend wollte er sich selbst davon überzeugen, dass der Mauersegler gerade do unten nirgends zu sehen war.

    „Eben war er hier.“ Begann er seine Nachricht zu überbringen und schob sich neben Rhynn.

    „Unter den Tüchern ist wohl ein angeketteter Greif. Sieht schlimm aus.“

    „Unter die Plane.“ Antwortete Nim, der mit angehaltenem Atem den Mauersegler verfolgt hatte, wie er unter das Tuch geschlüpft war.

    „Ich bin gespannt, was er darunter findet.“ Meinte der Elf und starrte auf die Stelle, wo der Vogel verschwunden war.

    Ohne sich zu der Katze umzuwenden fragte er nach: „Kennst du noch einen da unten?“ Ein Mann, wohl ein Dijrin stapfte gerade von dem Jäger geradewegs auf das Kontrukt und die Plane zu um dann im hinteren Teil kurz das Tuch anzuheben und nach einigem Hantier darin zu verschwinden.

    „Oh scheiße!“ entkam es dem dunkelhaarigen Mann. Wenn da etwas drin war, was mit Fleisch gefüttert wurde, dann hatte Owatu hoffentlich ein sicheres Plätzchen gefunden.

    „Ich glaube wir brauchen doch deine 24 Pfeile.“ Griff er nun selbst den Bogen fester und legte einen Pfeil auf die Sehne. Einfach ins Tuch schießen und töten, was auch immer darunter war, das wollte er nicht, aber wenn es irgendein anzeichen geben sollte, dass…

    Was denn für eines? Der Mauersegler war so klein, wenn er von dem Vieh unter der Plane gefressen werden würde, dann würden sie das hier oben gar nicht mitbekommen. Und mitlerweile war sich Nim sicher, dass es sich um irgendein Tier handeln musste – und zwar eines mit mächtig Hunger auf viel Fleisch.


    Mit Schrecken beobachtete Owatu, wie der Mann mit dem Greifen umging und für einen Moemnt war es sein eigener Schrecken, das erinnerte ihn doch sehr daran, wie die Wachen in dem Tua’Tanai-Loch auf ihn zugekommen waren. Damals hatte Leander ihn vor dem Schlimmsten bewahrt, aber für den Greifen kam diese Hilfe zu spät.

    *Wir holen dich hier raus.* sandte er dem Männchen. Irgendwie wollte er ihm Mut machen, ihm Hoffnung geben, denn diese ängstliche und elende Körperhaltung des Geschöpfes unter ihm ertrug der Tua’Tanai keinen Augenblick länger. Kurz zuckten die Ohren des Gefiederten, dann schüttelte er den Kopf und reagierte nicht weiter auf seine Nachricht.

    Der Dijrin warf ihm eine Keule zu und gierig machte sich der Greif darüber her. Die Flügel schützend über die Beute gelegt, aber misstrauisch die Augen nicht von dem Mann lassend.

    Owatu konnte hier nichts tun. Er musste zurück. Aber hatte er schon genug herausgefunden?

    Bisher hatte es keine Gelegenheit gegeben um irgendjemandem in einem Hinterhalt aufzulauern.

    Vorsichtig schob er sich wieder unter der Plane zurück, bis er das Blau des Himmels wieder erkennen konnte. Dann ließ er sich von dem Käfig fallen, breitete die Flügel aus und gewann in einer schnellen Kehre an Höhe.

    So schnell er konnte flog er zu den Greifen zurück, die unterhalb des Felsvorsprungs mit Karrun, Paranoel und den anderen warteten.

    Ein kurzer Schrei, als er über die Köpfe der Kameraden sauste, dann zeigte er Tameqa, was er unter den Planen gesehen hatte. Doch hierbleiben konnte er nicht, dass war nur ein kurzer Bericht. Seine Aufgabe war noch nicht erfüllt.

    Ein weiteres mal flog er über die Greifenreiter hinweg und schos dann wieder über den Fluss hin zum Lager.

    Auch Nim spannte sich sichtlich an, nachdem Owatu den Felsen verlassen hatte. Dem Elfen konnte man anmerken, wie verbissen er versuchte dem schwarzen Vogel zu folgen und das er es nicht gewohnt war solche Flugmanöver zu sehen, die scheinbar viel zu dicht an Fenster und Stein herankamen. Nims Finger krallten sich immer wieder in den sandigen Stein und erhielt die Luft an, bis der Mauersegler sich endlich niederließ.

    Nachdem Rhynn den Bogen genommen hatte, kam ihm der Gedanke, wie viele sie wohl von hier aus ausschalten konnten, bis die Ersten bei ihnen waren.

    „Wie viele Pfeile, meinst du, schaffst du, bis sie hier sind?“ fragte er die Katze und machte seinen eigenen Bogen bereit. Sollte Owatu wirklich in Bedrängnis geraten, dann würden sie sie ablenken.

    Die größte Gefahr würde wohl der, oder die Magier darstellen, denn liegend waren sie von da unten mit Pfeilen oder Bolzen nur schwer zu treffen, da müssten sie schon ballistisch schießen, wobei die Äste der Bäume über ihnen dagegen auch ein bisschen Schutz boten.


    Füttern? Wen wollten sie damit füttern? Das, oder der, der unter der Plane war? Owatus Blick wurde wie magisch von den Tüchern angezogen. Ein kleiner spalt stand offen unter den er gut kriechen könnte. Und es war hoch oben, wo die Leute nicht so ohne weiteres heran kamen. Was mochte sich wohl darunter befinden? Wenn dort das zu fütternde war, dann ja wohl irgendein Lebewesen.

    Es machte ihm Angst, in die vermeintliche Höhle des Löwen zu steigen. Aber es war wichtig zu wissen, was sie hier gefangen hielten.

    Lange Atmete der Mauersegler aus und verließ sich dann wieder auf seine Flügel, die ihn zu der Falte brachten.

    Mit dem Kopf voran schob er sich unter das Tuch und schlüpfte in die Aufwerfung zwischen zwei Tüchern. Für einen Moment fühlte er sich geborgen wie in einer Bruthöhle, nur das am Ende des schmalen Gangs kein Nest wartete. Das untere Tuch gab den Holzbalken frei und somit auch den Blick ins Innere des Käfigs, denn genau das war es.

    Völlig entsetzt starrte Owatu auf den braungefleckten Greifen mit dem hellen Kopf. Überall am Körper hatte er kahle Stellen, die eigentlich befiedert sein sollten und offene Striemen zogen sich über seinen Rücken. Federn waren abgeknickt und müde lag der schwere Kopf auf den Vorderläufen.

    Was haben sie dir angetan? Fragte er den Greifen im Geiste, aber ohne es wirklich an ihn zu senden. Der Mauersegler war viel zu erschüttert von dem Anblick. Hatten die Greifenjäger vorgehabt ihre Beute auch hier her zu bringen?

    Und er wusste nicht, was er tun sollte. Befreien konnte er ihn nicht. Auf sich aufmerksam machen? Ihm sagen, dass sie ihn hier heraus holen würden?

    Würde er das überhaupt verstehen?

    Er musste schmunzeln, als Rhynn so vehement der Kleidfrage wiedersprach. Ja so kannte er seinen Flügelmann.

    Als nächstes strif er sich die Tunika über den Kopf und zog sich dann die Hose aus.

    „Darauf zähle ich.“ Antwortete er Ihr, als sie meinte, dass sie ihn holen kommen würde. Er schaffte es dabei sogar breit zu grinsen, obwohl ihm danach gerade gar nicht zu Mute war. Innerlich war er angespannt und hatte tatsächlich das erste Mal Angst davor zu fliegen. Aber es nütze ja nichts. Jetzt konnte er auch keinen Rückzieher mehr machen.

    Nur noch das Amulett baumelte um seinen Hals und zögerlich griff er danach wenn er das jetzt auszog, so nah bei der Hexe….?

    Konnte sie dann über ihn befehligen, noch ehe er sich verwandelt hatte? Und hoffentlich war sein Achak stark genug. Langsam zog er die Rune über den Kopf und kauerte sich dann neben Rhynn.

    „Pass drauf auf.“ Sagte er trocken, weil irgendwie drohte ihm die Stimme zu kippen und sie sollte nicht raushören, dass er einen Heiden Schiss vor der Aufgabe hatte.

    Augen zu und durch!

    Die Gestalt des Mannes zerfloss und nach wenigen Augenblicken saß unweit des Anhängers, der nun auf dem Boden lag, der Mauersegler, der er nun war. Die Flügelspitzen weit überkreuzend hüpfte er näher an den Rand der Klippe und ließ sich zum Fluß herabfallen. Ein kühler Sog trieb ihn weiter nach unten zu dem reißenden Fluß, bis ihn ein paar Flügelschläge über das Wasser hinaus ins Lager trugen.

    Der Jäger hatte gerade damit begonnen den Hirsch mit einer Axt zu zerteilen. Wer ließ denn so eine Jagdbeute nicht Abhängen und häutete sie nicht, sondern machte sie schon vorher klein?

    Rasch trugen ihn seine Flügel um das Verhängte Konstrukt, doch auch dahinter konnte er nicht mehr erkennen. Kleine Öffnungen in den Planen, dort wo sich die Tücher überlappten, luden allerdings dazu ein hineinzuschlüpfen. – Später.

    Ersteinmal flog er auch um die Zelte herum, zum Holzplatz und um das Haus. Hinter dem Haus befanden sich ein paar Hühner und drei Ziegen. Die waren also wirklich länger hier, oder zumindest darauf eingerichtet nicht nur kurz zu verweilen. Das was er im raschen Vorbeiflug durch die Fenster erkennen konnte war nicht viel. Ein paar Möbelstücke, wie in einem Haus der Menschen, oder der Elfen und hier und da erkannte er mal eine, oder zwei Personen.

    Immer näher flog er an die Fenster heran, in der Hoffnung durch die grünen kleinen runden Glasscheiben mehr erkennen zu können.

    Unter ihm lachten Männer auf und der eine Schlug dem anderen kräftig auf den Rücken, oder hatte er die Schulter treffen wollen. „Die? Ne an die kommst du nie ran. Schau sie dir doch mal an… oder vielmehr, schau dich doch mal an, du alter Lumpenhund.“ Gröllte der Bärtige geradezu.

    Owatu beschloss sich einen Platz an der Hauswand zu suchen, von dem aus er alles ein bisschen im Blick hatte und lauschen konnte.

    Auf der Ecke des Hauses ragten die Holznägel vom Fachwerk weit genug heraus, so dass er dort Halt fand und sich niederließ.

    Bisher hatte das doch viel besser geklappt, als gedacht. Wovor hatte er solche Angst gehabt? Es war fliegen! Das konnte er. Da brauchte sich keine scheiß Angst in seinem Magen einzunisten! Und es beachtete ihn wirklich niemand. Wer interessierte sich auch für einen kleinen schwarzen Vogel?

    Diese Männer sicherlich nicht. Die schauten der jungen Frau hinterher – die Rhynn wohl kannte – und stichelten sich gegenseitig.

    Die Axt des Jägers sauste ein weiteres Mal auf die Knochen des toten Hirschen nieder und ein weiterer grobschlächtiger Mann war an den Metzger herangetreten: „Warum bekommt er so was Feines und wir nicht?“

    „Weil du auch von Griespampe leben kannst und er nicht!“ lautete die Antwort und Owatu fragte sich, von wem die beiden Kerle sprachen. So ergab das erstmal keinen Sinn.

    Kurz schloss der Tua’Tanai die Augen, ja er konnte sich viele verscheidene Artes ausmalen wie sie ihn bekamen, obs nun wirklich Entdeckung war, oder aus Spaß, weil er ein Ziel bot, wenn er zwischen dem Haus und den Zelten her schwirrte. Die Leute achten nicht auf Vögel, die können einen Segler nicht von einer Schwalbe unterscheiden. Redete er sich selbst ein, dass eine Entdeckung doch eher unwahrscheinlich war. Zudem sicherlich von denen dort unten keiner damit rechnete das der Wald Ohren und Augen hatte.

    Owatu nickte, auf Karruns Frage mit dem Risiko und zeitgleich begann sich die Angst ein Plätzchen in seinem Magen einzurichten. Doch der Wunsch eine Hilfe und nicht nur ein Anhängsel zu sein, das es zu betüdddeln und zu beschützen galt, war größer als diese Angst.

    „Dann bleib ich hier oben, hier kann ich gut starten.“ Erklärte der Tua’Tanai und wartete noch kurz einen Widerspruch des Anführers ab, doch der nickte nur. „Wenn du irgendwelche Informationen hast, dann komm zu den Greifen und wenn‘s dir zu heiß wird, dann verschwindest du da!“

    Tief atmete der Mauersegler ein und nickte. Ja, das war die Frage, wie lange hielt er es dort unten alleine aus. Er musste auf alles gefasst sein. Aber er durfte auch nicht zu Vorsichtig sein, denn dann bekam er nichts mit.


    Nim schien einen Moment über die Worte der Cath’Shyrr nachzudenken, dann antwortete er: „Ich denke die Gefahr entdeckt, oder durchschaut zu werden ist für ihn geringer, als für dich. Erstens, wir haben kein Kleid dabei, was eine glaubwürdige Verkleidung brauchen würde….oder wolltest du sie im Leibhemd um den Finger wickeln? Zweitens, kennt dich da unten vielleicht wer, du warst schonmal in ihrer Gewalt.“

    Der Elf hatte dabei nicht einmal zu Rhynn herüber geschaut, sondern weiter das Lager beobachtet, damit ihm auch nichts entging. „Und drittens würde Markun sich ganz schön ärgern, den Anlass zu verpassen, wo du mal ein Kleid trägst“ fügte der Dunkelhaarige hinzu, dem die bitterkeit in Rhynns Stimme nicht entgangen war.


    „Ich flieg rüber.“ Meinte Owat u und versuchte dabei alle Emotionen aus seiner Stimme herauszuhalten, als er sich wieder vor die Büche kauerte.

    Seine Finger nestelten schon an den Riemen der Rüstung und lange zog er die Luft ein, als er den Harnisch lösen konnte.

    „Warum sollst du ein Kleid tragen?“ fragte er nach, da er nur den letzen Teil des Gespräches mitbekommen hatte. Oder hatte er sich verhört? Rhynn in einem Kleid war einfach absurd. Kurz stellte er sich die Katze vor, wie sie auf einem dieser Bälle war, die der Bürgermeister wohl gerne mal gab und zu dem hin und wieder sogar Karrun als Schwadronsführer eingeladen war. In seiner Vorstellung dauerte es ganze drei Sekunden, bis der Katze das Kleid und die hohe Gesellschaft zu viel wurde und sie sich über den Balkon einen Weg in den Garten suchte – natürlich ohne die Treppe zu nehmen. Warum war es gleich so ein Anlass, zu der ihm einfiel, wenn er Rhynn mit einem Kleid in Verbindung brachte. Als ob einer von ihnen je zu sowas eingeladen werden würde.

    Aber ein gutes hatte dieser Absurde Gedanke. Er vertrieb ein wenig die Anspannung und die Beinschienen und Schuhe zogen sich fast von alleine aus.

    „Ich bleibe.“ Meinte Nim, aber Owatu und Karrun nickten und robbten langsam zurück, bis sie sich im Schutz des Gebüchs aufrichten konnten.

    „Rhynn hat Recht, wenn wir sie beim Austritt überraschen und Gefangen nehmen könnten, dann wäre es die beste Möglichkeit das Kampflos hin zu bekommen. Nur sind ihre Orte auch nicht allzu weit weg vom Lager. Ein Zögern und sie haben Zeit zum Rufen.“ Überlegte der Tua’tanai. Die Gefahr dabei doch entdeckt zu werden war immens. Aber vielleicht war er gerade auch einfach zu übervorsichtig? Hätte er das vor ein paar Tagen noch für einen guten Plan gehalten? Möglich. A hätte er sich sicherlich nicht schon heranschleichen, entdeckt werden und gefangen nehmen, gesehen. Aber jetzt gerade war es das Erste, was ihm einfiel. Und das gleichzeitig mit dem erdrückenden Gefühl da nie wieder heraus zu kommen. Beschämt über seine eigene Verzagtheit fuhr er mit der Hand über sein Gesicht.

    „Ja das ist ein Risiko.“ Stimmte Karrun ihm zu, „aber die Beste Chance, die wir haben. Und sie rechnen sicherlich nicht damit, wenn wir nicht gerade Kerio schicken… wobei der vielleicht auch noch einen Zauber parat haben könnte…“ überlegte Karrun und machte sich rücklings an den Abstieg. Das er dem Tua’Tanai damit einen Stich versetze, weil es nur noch mehr unterstrich, dass er viel zu ängstlich für diese Aufgabe war, bemerkte der Mensch dabei nicht, weil er sich darauf konzentrieren musste, wo er seinen Fuß hinsetze.

    Noch einmal Blickte Owatu zu dem Lager herüber. Es musste doch eine bessere Möglichkeit geben, herauszubekommen, wann die Männer das Lager verließen und wie viele. Oder ob die Hexe hier war, oder was sie hier trieben, wie sie drauf waren. Wie loyal sie waren. Aber dafür müsste man sich in einen Busch hocken und lauschen, immer der Gefahr ausgesetzt jederzeit entdeckt zu werden, es sei denn…

    … man war ein Vogel.

    War er eigentlich blöd, oder hatte ihn die Angst und das Gefühl eher eine Last zu sein, als eine Hilfe total eingenommen?

    „Ich könnte rüberfliegen.“ Sagte er leise, als trauter er sich doch irgendwie nicht. Denn gleichzeitig kam ihm auch der Gedanke, dass er so ziemlich nah bei der Hexe sein würde, wenn sie denn hier war.. und was, wenn sein Achak nicht stark genug war? Weil er selbst nicht stark genug war?

    Karrun Blickte auf und setze den Fuß wieder dahin, wo er ihn eben weggenommen hatte.

    „Ich könnte sie auskundschaften und belauschen… vielleicht mitbekommen, wann welche das Lager verlassen wollen und in welche Richtung.“ Er zuckte mit den Schultern und versuchte damit vor allem den Gedanken, dem Feind damit besonders nah zu sein, wegzuwischen. Er durfte das nicht an sich ran lassen. a war die beste Möglichkeit für alle. Die, die die wenigsten in Gefahr brachte und die die größte Aussicht auf Informationen hatte. Informationen, die man nicht aus jemandem gegen seinen Willen herausbekommen musste und die man sich nicht anhand von Bewegungsmustern zusammenreimen musste.

    Ja, da stimme ich Valea voll und ganz zu. Zu sehen, dass man etwas alleine nicht schafft, hat nichts mit Versagen zu tun, sondern spricht in meinen Augen von großer Stärke.

    „wenn sie diese Frau dort unten kennt.. dann ist das vielleicht auch andersherum…“ warm Owatu leise murmelnd ein, der durchaus einen Schrecken bekommen hatte, bei dem Vorschlag von Theel. Das war wieder so eine Intrigensache, so eine Heimlich einschleichen Sache. Leuten was vorgaukeln. Dabei hatte der Tua’Tanai einfach kein gutes Gefühl. Und er musste Rhynn alleine lassen, würde vielleicht nicht schnell genug mitbekommen, wen sie Hilfe brauchte. Deshalb war er umso erleichterter, als Karrun den Vorschlag gleich abschmetterte.

    „Einen Teil können wir so sicherlich überwältigen, aber mehr als Fünf oder Sechs werden es nicht werden, ohne das ihnen auffällt, das ihre Leute fehlen. Mit viel Glück würden es mehr.“ Überlegend kräuselte der Tua’Tanai die Nase und ging das Spiel in Gedanken durch.

    Wenn sich welche von dem Lager entfernten, dann konnten sie ihnen auflauern. Dann würden aber bald andere nach ihnen Suchen… was drauf ankam, wie lange sie eigentlich fortbleiben sollten.

    Wenn sie Glück hatten suchte nur ein kleiner Trupp. Wenn sie Pech hatten überhaupt keiner. Oder erst Tage später, weil sie in die nächste Stadt geschickt worden waren. Durchaus ein Punkt, denn man aus den Leuten herausbekommen konnte, aber einer, mit dem man nicht Planen konnte.

    „Wenn wir es schaffen würden sie zu einem Kampfplatz, der von uns ausgesucht ist, zu locken. Dann könnten wir einen Teil vielleicht mit Fallen ausschalten.“ Überlegte er Laut weiter.

    „Ja das wäre durchaus eine Überlegung. Dann können zumindest keine Leute aus Richtungen kommen, die wir nicht kontrollieren können.“ Meinte Karrun, „Nur wie locken wir sie alle in einen Hinterhalt?“

    „Ja das ist die Frage. Vielleicht mit den ersten, die wir in eine Falle locken?“

    Karrun schien nachzudenken.

    „Vielleich bekommen wir aus den Ersten mehr heraus, so dass wir dann weiterplanen können?“ meinte Nim.

    „Ja, oder es muss dann alles sehr schnell gehen.“ Lautete Karruns Einwand.

    „Sicher war so ein Einsatz ja eh noch nie.“ Warf Nim mit einem wissenden Lächeln ein.

    Alle Augen richteten sich auf Rhynn.

    „Welches Mädchen?“ flüsterte Karrun, der entweder die Frau vergessen hatte, oder gar nicht mitbekommen.

    Aber auch Owatu konnte sich nicht an die junge Frau erinnern.

    „Bist du dir ganz sicher?“ fragte der Schwadronsführer nach und Hoffnung schwang in seiner Stimme mit.

    Nun schälten sich drei weitere Männer aus einem der Zelte. Damit waren sie schon bei Neun Männern, von denen fünf mit Sicherheit Söldner oder dergleichen waren einer eher ein Knecht, einer ein Magier oder irgendwas hochgestelltes und zwei noch nicht deutbar, da sie in ihrem Leibhemden und Bruchen vor dem Zelt saßen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich aber in der nächsten halben Stunde ebenfalls Rüsteten war hoch.

    Plötzlich erklang ein hohes schrilles Leuten und schlagartig zuckten die Greifenreiter von der Kante zurück, pressten sich noch mehr auf den Boden, trauten sich kaum zu atmen.

    Waren sie entdeckt worden? Waren die greifen gesichtet worden? Oder Rangolf und Kerio, die unten geblieben waren?

    War Triv zu auffällig?

    Owatu spürrte, wie ihm schneller und schneller das Blut durch die Adern rauschte und gebannt starrte er auf das Lager unter ihnen, so gut er eben nun, von der zurückligenderen Position etwas erkennen konnte.

    Es kam Leben in die Zelte. Mehr Männer und auch einige Frauen traten hervor. Aber es entwicklete sich keine großartige Eile, wie man sie erwarten würde, wenn zum Alarm gerufen wurde. Aber vielleicht waren diese Söldner auch nicht so Pflichtbewusst, wie man es bei der Garde war.

    Angespannt lauerte er darauf zu erfahren, wohin die Leute gerufen wurden. Mittlerweile zählte er zwanzig Personen unterschiedlicher Völker. Nur Tua’Tanai und Satyre waren nicht dabei. Aber immer noch griff keiner Nach den Waffen. War es nur eine Ankündigung? Ein Weckruf?

    Ja war es. Wenige Augenblicke später ging die Tür wieder auf, eine kräftige Frau und ein langer Kerl trugen einen großen Topf auf den Vorplatz unter die Regenplane. Jetzt kam doch Hektik in die Menge und der erste stellte sich mit einer Schüßel direkt neben den Topf, worauf hin die Frau schonmal mit der Kelle zuckte und ihn mit einem Fingerzeig mehr Abstand zuwies.

    Owatu Blickte den steilen Hang hinauf und bei den Worten des Anführers schlug für einen Moment sein Herz schneller. Karrun gab ihm gerade das gefühl, dass er nicht nur ein lästiges Anhängsel war, auf das man aufpassen musste, ihm nicht zu viel zuzumuten. Ja es war ihm aufgefallen, dass alle ihn mit Samthandschuhen anpackten und lieber aus allem heraushielten.

    Leise setze er einen Fuß vor den anderen und nahm die Hände dazu, als der Fels steiler wurde. Geduckt kauerte er einen Moment, bis Nim an die Kante gerobbt war um ihm dann auf gleiche Weise zu folgen.

    Das Bild was sich ihm bot war doch ziemlich anders, als er sich das Versteck aus den Beschreibung heraus vorgestellt hatte. Die Mine schien eine verlassene Golfgräbermine zu sein, die Waschrinne machte einen ziemlich maroden Eindruck und das Wasserrad war halb in sich zusammen gefallen, so dass sich der Bach nur sprudelnd an den Schaufelrädern brach.

    Glucksend und Rauschend plättcherte der Wasserlauf nahe an dem Hauptgebäude entlang, so dass sie gar nicht mal soo leise hier oben sein mussten. Da würden sogar der Magister und Rangolf keine Probleme haben ungehört hier hoch zu kommen.

    Das Holzlager war mit Moos und Pilzen überwuchert, doch es mussten in letzter Zeit ein paar Stämme weggenommen worden sein, denn es gab eine klaffende Wunde in dem Moosbewuchs.

    „Die Mine scheint aufgegeben, aber für irgendwas haben sie Holz benötigt.“ Meinte Owatu an Karrun gewandt, als sich dieser zu ihm vorgeschoben hatte, dann deutete der Tua’Tanai auf das mit Tüchern verhangene Konstrukt. Unter dem schweren Segeltuch zeichneten sich deutlich dicke Stämme ab und und rings um dieses Bauwerk verteilten sich helle Haufen von Sägemehl. Was sie da wohl errichtet hatten?

    Und warum war es verhüllt?

    Hatte sich da gerade ein Schatten drunter bewegt? Oder war es das Wippen des Baumes vom Wind. Nein der Schatten des Baumes reichte nicht bis auf das Tuch. Noch nicht. Aber er konnte sich auch geirrt haben.

    Die zwei Wachmänner schienen nicht sonderlich mit Ärger zu rechnen, denn sie waren schon wieder stehen geblieben und redeten miteinander ohne die Umgebung im Blick zu haben.

    Da trat aus dem Haupthaus ein junger Mann, gekleidet in einer einfachen Hose und einem schmutzigen Leibhemd. Den Eimer, den er in der Hand hielt brachte er zum Fluß, wo er das Gefäß füllte und eilig wieder zurückkehrte.

    Dann passierte lange Zeit nichts, bis schließlich ein Mann aus der Tür trat. Der erste Gedanke, der dem Tua’Tanai zu dem Valisar einfiel, war: Magier! Aber genauso gut könnte der Mann irgendein Adliger in feinen Gewändern sein. Aber nicht nur der lange dunkelblaue Mantel mit den silbernen Verzierungen und dem hochgestellten Kragen, machten ihn zu einer imposanten Erscheinung. Auch seine ganze Haltung strahlte etwas Überlegenes aus.

    Mit langen, aber nicht eiligen Schritten trat der Mann auf den kleinen Vorplatz, blieb kurz stehen um zu den Wachleuten zu schauen, die eilig ihre Haltung gestrafft hatten, als der Valisar in Erscheinung getreten war, und ging dann schnurstracks auf den niedrigen Eingang der Mine zu um in dem Loch zu verschwinden.

    „Irgendwas ist da unten.“ Flüsterte Nim und die anderen nickten Stumm.

    Shirasai und Rache? Ein kalter Schauer lief dem Tua’Tanai über den Rücken. Sie tat das alles aus Rache? Hatte ihn und die drei anderen Benutzt, weil sie sich rächen wollte? An wem?

    Den Priestern von Corandir? Dem Bürgermeister? Das waren doch die Leute, die sie angegriffen hatten- Immer enger schlang er die Arme um seinen Oberkörper, als er über die Gegebenheit nachtdachte.

    Erst die Überlegungen, wie sie am klügsten vorgehen konnten, brachte den Tua’Tanai wieder ein.

    Ja einen Teil würden sie weglocken können. Aber bei weitem nicht alle, bis das auffiel.

    Und Paranoel, Karrun, Rhynn und ihn kannten die Männer in dem Versteck eventuell, da würde irgendeine List nicht funktionieren… es sein denn.. Nein, das konnten sie nicht tun. Er hatte den Gedanken schon energisch beiseite geschoben, da hatte er ihn noch nicht wirklich zuende Gedacht.

    Nur kurz war das Bild aufgeblitzt wie ebene diese vier völlig freiwillig zur Hexe gingen mit der Behauptung, dass von ihr erzittert worden wären. Das ging schief. Spätestens wenn sie die Hexe sahen. Aber… nein!

    Aber es bereitete ihm auch irgendwie Unbehagen, dass sie nicht so 100% Sicher sein konnten, dass dies das Versteck der Hexe war, oder? Oder war Kerios stab du das Zeichen Hinweis genug?

    Warum hatte es das Zeichen nirgends anders gegeben? Die Männer auf der Lichtung hatten es nicht getragen.

    „Nein, diesen Zauber, der euch auf der Lichtung ereilt hat, beherrsche ich leider nicht. Der wäre ja jetzt auch zu praktisch.“ Meine Kerio und man bemerkte deutlich die Verwandtschaft zu Karrun in seinem Sarkasmus.

    „Ich befürchte, wir müssen unseren Vorteil aufgeben.“ Meinte Karrun geknickt. „Solange wir nichts genaues wissen über die Leute in dem Versteck, können wir sie nicht einfach angreifen.“

    Wieder legte er die Hand ans Kinn

    „Es bringt nichts, wenn wir plötzlich von einer Übermacht umzingelt sind, oder Leute angreifen, die nichts mit der Hexe zu tun haben. Die Mine kann einfach nur ein gutes Versteck sein, sie kann aber auch mehr beinhalten.“

    „Davor regte sich zumindest nichts. Aber sie sah tatsächlich nicht so aus, als ob sie geschlossen wäre.“ Berrichette Nara’tee.

    Karrun nickte. „Wir werden noch ein bisschen ausspähen, auch wenn das bedeutet, dass später alle wach sein werden.“

    „können wir nicht irgednein Schlafmittel in ihre Wasserquelle geben?“ fragte Rangolf und schaute dabei Paranoel an.

    „Das ist der Fluss.“ Meinte Nim und deute auf die geschlängelte Line im Dreck, woraufhin der Mensch missmutig den Kopf senkte.

    Erst als er Rhynns Hand spürte schaute Owatu wieder auf. Warum hatte er dem Mann nicht einfach die Fesseln anlegen können?

    „Mhh?“ machte er, als die Katze ihm ihren Bogen hinhielt. Eiegentlich wollte er wiedersprechen, dass sie doch viel besser mit der Schußwaffe umgehen konnte und sie so einen Vorteil vergeudeten, wenn er ihre Waffe nahm. Doch ihre Aussage nahm ihm alles voraus. Etwas unsicher nahm er den Bogen. Solange er auf Tameqa saß würde er ihn benutzen können, nur sollte es dazu kommen, dass er die Greifin verlassen musste, war er mit der Schwertlanze besser bedient.

    „In Orndung.“ Meinte er und legte die Finger Probeweise an die Sehne, bevor er auch ihren Köcher entgegen nahm. Dann würden sie wohl dieses Mal ihre Taktik umdrehen. Er Schoß und sie gab ihm Deckung, falls jemand auf sie zugestürmt kam. Nicht dass sie das nicht auch geübt hatten. Doch in einem richtigen Kampf hatten sie das noch nicht angewendet und dass war ja immer irgendwie was anderes als die Übungen.


    Als Paranoel wieder zurück war, waren auch die anderen Männer damit fertig die Blutspuren des Pferdes soweit unter Laub zu verstecken, dass sie nicht gleich auffielen und Karrun gab das Zeichen, dass sie weitergehen würden.

    Nun war Eile geboten, denn Nara’tee und Nim wussten nichts davon, dass sie aufgehalten worden waren. Was, wenn sie schon am Treffpunkt warteten für die beiden unangenehm werden konnte, weil sie nun mal anhemen mussten, dass was passiert war. Was entweder zur Folge hatte, dass sie zurück zur Stadt gingen, oder sie suchten. In beiden Fällen konnten sie die beiden verpassen.

    Mit einem Pfeil auf der Sehne schlich Owatu neben Rhynn her, jeweils Rechts und Links wurden die beiden von Tameqa und Selphet flankiert. Vorne Weg ging Karrun und Paranoel und hinter ihnen Theel, Kerio und Rangolf. Die Schritte der beiden Menschen hinter ihnen waren deutlich zu hören und bei jedem Knacksen musste man befürchten, dass sie die Aufmerksamkeit des ganzen Waldes auf sich zogen.


    Auf halbem Weg kamen ihnen die beiden Späher entgegen.

    „euch hört man ja drei Meilen gegen den Wind“ deutete Nara’tee lachen, aber leise flüsternd auf Kerio und Rangolf.

    „Wir haben das Versteck gefunden.“ Fuhr er ohne Umschweife mit der wirklich wichtigen Information fort. Rasch kauerten sich die beiden Männer auf den Boden und schoben ein wenig das Laub auseinander.

    „Es ist so, wie wir vermutet haben. Die meisten schlafen noch. Oder zumindest regt sich nicht viel draußen. Hier steht ein Holzlager und hier eine Hütte.“ Schnell zeichnete er zwei Quadrate in die dunkle, unter dem Laub aber trocken gebliebene, Erde.

    Eine weitre Linie schlängelte sich am Rand des Laubgebirges her und wurde mit ein paar geraden Linien verbunden. „Eine Waschrinne, und der Eingang zu einer Mine.“ Ein Stock markierte die Stelle.

    „Drei Zelte und eine Regenplane.. und irgendwas großes, was mit Tuch abgedeckt ist.“ Erklärte Nim weiter.

    „Ich schätze dass in den Zelten so sieben bis acht Personen schlafen können und im Haus mindestens doppelt so viele. Wenn sie denn da schlafen.“

    „Mhh.“ Machte Karrun, „Ich erinnere mich an mindestens noch eine Frau, vielleicht schlafen diese im Haus und der Rest draußen.“ Es war eine Hoffnung auf möglichst wenig Gegner, die alle Teilten, aber trotzdem von dem schlimmsten ausgingen.

    „Könnte wer in der Mine sein?“ fragte Rangolf

    Unsicherheit spiegelte sich auf den Gesichtern der beiden Späher.

    „Wir haben genau zwei Leute gesehen, die Wache gelaufen sind. Ihre Rüstung war.. naja, sehr zusammengeglaubt, aber beide trugen in roter Farbe dieses Symbol auf der Brust.“

    Nara’tee fegte an einer weiteren Stelle Laub weg und zog einen Kreis über dem ein weiterer Halbkreis mit drei Zacken schwebte in den Boden. Anschließend komplettierte er das Bild mit drei Strahlen die nach unten ab gingen.

    Gebannt starrte Owatu auf die Zeichnung. So ein Symbol hatte er noch nie gesehen. Dann widmete er sich wieder dem Lageplan und versuchte sich anhand der Beschreibungen vorzustellen, was sie wohl erwarten würde.

    „Wie können wir sicher sein, dass dies das Lager der Hexe ist?“ fragte Paranoel kritisch nach.

    „Also mein Richtungsgeber, bestätigt, dass wir sehr nah an der Quelle der Macht sind, die den anderen Zauber gewirkt hat.“ Erklärte Kerio und zog den Stab mit den Kristallen hervor, der nun noch stärker leuchtete.

    Auf Liebesbreife wäre Owatu niemals gekommen, bis Rhynn es aussprach. Aber ja das war irgendwie naheliegend bei der Frau. Dinge, die ihm mit Rhynn nicht passieren würde, da konnte er sich sicher sein. Die Frau würde niemals die Truppe verlassen, nur weil sie romantische Briefe von jemandem bekam. Überhaupt konnte er sich Rhynn nicht vorstellen, wie sie Liebesbriefe las. Nicht weil er nicht glaubte, dass es jemanden gab, der ihr einen Schreiben könnte, sondern vielmehr, weil er glaubte, dass sie mit dem süßen geschwalle nichts anzufangen wusste. Eine Rhynn, die auf dem Bett lag und immer und immer wieder die gleichen Zeilen las, dabei verträumt mit den Haaren spielte und sich in die Arme des Schreibers sehnte? Unvorstellbar.. fast schon komisch. Würmer essen: Ja! Liebesbriefe lesen: eher nicht so!

    „Nichts.“ Log der Mann offensichtlich und kassierte dafür einen weiteren Tritt. Wohl dieses Mal die Rache für den Tritt, den der Mensch selbst einstecken musste.

    Rangolf verdrehte ihm den Arm, zumindest packte er ihn fester am Oberarm und Schreiend begann der Mann zu sprechen: „Unsere Herrin wollte ein Einhorn.“

    „Wer ist deine Herrin?“ doch die Lippen des Mannes wurden zu einem dünnen Strich. Offenbar hatte er beschlossen seine Herrin nicht zu verraten. Erneut schrie er auf, als Rangolf die Hände um den Hals des Mannes legte. Es sah gar nicht so aus, als ob der Greifenreiter zudrücken würde. Eher als würde er ganz locker seine Hände auf den Schultern des Mannes platzieren.

    Doch die Lippen, die auch bei Diesem Blau wurden, bewegten sich nicht zum Sprechen.

    „Dann später.“ Erhob sich Karrun, offenbar nicht gewillt denn Mann weiter zu quälen und noch mehr Zeit hier zu vergeuden.

    „Wir haben noch was vor!“

    Ja das hatten sie, aber was sollten sie nun mit Linwyn machen? Und den beiden Gefangenen? Mitnehmen konnten sie sie ja schlecht und jemanden hier abstellen um sie zu bewachen, hieße einen Mann im Kampf weniger zu haben.

    „Also gut.“ Karrun ging auf Paranoel zu, „Hast du was um die beiden eine Zeit lang ruhig zu stellen?“

    „Nichts, was ich wirklich entbehren könnte.“ Antwortete der Elf. Missmutig, aber dennoch verständnisvoll verzog der Anführer den Mund.

    „Dann..“ wandte er sich zu der Elfe, „Ich nehme an du kannst mit einer Waffe umgehen. Welche Waffe führst du üblicherweise?“

    „Äh…“ Stammelte Linwyn, „Bogen und Scimitar.“

    „Mh..“ legte Karrun eine Hand an sein Kinn und blickte sich um. „Tuts auch ein Langes Messer?“

    „Geht sicherlich.“

    Dann ging er zu dem Gefangenen und löste ihm den Waffengurt von der Hüfte um die Langwehr der Elfe zu reichen.

    „Wir müssen noch eine halbe Stunde in diese Richtung und was erledigen.“ Erklärte er ohne mehr zu verraten. „Wir würden dich auf dem Rückweg einsammeln. Schaffst du das?“

    Linwyn schaute sich kurz um: „Kann ich nicht mitkommen?“

    „Die Frage war, ob du in der Verfassung bist das zu schaffen, nicht, was du lieber willst. Einhornreiterin!“ wieß er die soeben befreite zurecht.

    Etwas, dass Owatu auf diese Art und Weise von Karrun noch nie erlebt hatte. Doch um weiter darüber nachzudenken blieb ihm keine Zeit. Tameqa zerrte mit stolz geschwellter Brust und hoch erhobenem Kopf, den anderen Mann zu ihm hin, so dass der Mensch, der noch irgendwas anders im Blut hatte, was Owatu gerade nicht erkennen konnte, seinen Arm hochstrecken musste um nicht noch mehr Schmerzen zu erleiden.

    *Braves Mädchen* Neckte er die Graue, sandte ihr dann aber doch noch, dass er stolz auf sie war.

    Rangolf hielt ihm ein Seil hin, das er auch ganz unterbewusst gleich entgegen nahm. Doch als er das raue Seil bewusst in den Händen spürte, mit dem er den Mann fesseln sollte, kam er nicht darüber hinaus, die Leine durch die Finger zu ziehen. Solche Leute hatten ihm das angetan, hatten der Elfe das angetan, aber dennoch schaffte er es nicht die Hand des Mannes zu greifen und herunter zu ziehen. Wie lange er auf das Seil in seiner Hand gestarrt hatte, bis es ihm jemand abnahm, wusste er nicht.

    Angespannt stand Owatu neben Rhynn und sicherte die Umgebung. In dem Moment gab es nichts anderes, als die Aufgabe dafür zu sorgen, dass nicht doch noch irgendwer aus dem Dickicht hervorbrach. Die Greifen hatten keine Probleme die Reiter zu stellen, doch erst als Tameqa mit einem der Männer sieghaft wieder zurück kehrte, aber keinesfalls zu Karrun brachte, sondern wartete, bis Marak ebenfalls mit dem anderen Kerl zurück kehrte und präsentierte dem schwarzen Greifen stolz ihre Beute, die voller Panik versuchte sich aus ihrem unbarmherzigen Griff mit dem Schnabel zu befreien. – Was ihn aber seinen Arm kosten würde.

    Jetzt wo die Gefahr gebannt war drehte sich auch Owatu zu Karrun und der Frau um. Auf dem hellen Leibhemd des Menschen zeichnete sich deutlich ein Stiefelabdruck auf Brusthöhe ab.

    Schüchtern – so kannte man die Elfe gar nicht – und beschämt Blickte Linwyn in die Runde und zu Rhynn.

    „Ich…“ begann sie stammelnd, „Danke.“ Änderte sie wohl dass, was sie sagen wollte und blickte dabei Karrun in die Augen.

    „Ja was ist passiert?“ forderte der Mensch sie auf Rhynns Frage zu beantworten.

    „Ich…. War auf Patroullie.“ Begann sie und strich sich mit den gefesselten Händen die dunklen Strähnen aus dem Gesicht. „Ich hatte mich von meiner Einheit getrennt… habt ihr Ithilienah gesehen?“ fragte sie gelich und man sah ihr deutlich die Sorge an. Nur konnte Owatu nicht mal sagen, ob sie damit eine Kameradin meinte, oder ihr Einhorn.

    „Wir haben niemand anderen gesehen.“ Antwortete Karrun. „Wart ihr zuzweit unterwegs? Was war euer Auftrag?“ fügte er fragend an.

    Die Elfe schüttelte mit dem Kopf, „Ich.. ich war nur mit Ithilienah unterwegs.“

    Irritiert Blickte Karrun die Frau an und dachte offenbar das gleiche, wie Owatu und Paranoel, der wieder näher gekommen war – War es in der Einhornreiterstaffel nicht üblich zu zweit unterwegs zu sein?

    Da dröhnte ein verächtliches Schnauben von einem der Männer zu ihnen herüber. Rangolf hatte ihn am anderen Arm gepackt und offenbar wandt er sich vor Schmerzen. Die Lippen des Mannes waren blau angelaufen und alamiert sprang Paranoel auf seinen Flügelmann zu.

    „Die ist doch zu uns gekommen!“ spuckte der Dijirn aus.

    Fast gleichzeitig riss Linwyn erschrocken die Augen auf und sie senkte den Kopf.

    „Stimmt das?“ fragte Karrun iritiert und stand nun selbst auf um die Frau auch auf die Beine zu ziehen.

    Die Elfe setze zu einem heftigen Kopfschütteln an, sah dem Menschen aber dabei in die Augen und überlegte es sich anscheinend anders. Sie Schluckte und starrte bei den nächsten Worten auf den Boden: „Ich habe mich unerlaubt von der Truppe entfernt.“ Ihre Stimme begann zu zittern. Aber offenbar hatte sie erkannt, dass Lügen nichts bringen würde, weil die Wahrheit sowieso herauskommen würde.

    „Warum?“ fragte der Schwadronsführer und hatte nichts von seiner Irritation eingebüßt.

    Aufmerksam beobachtete Owatu die Elfe. So gut kannte er sie nun auch nicht, dass er die Frau auch nur ansatzweise einschätzen konnte. Er wusste nur, dass Rhynn nicht gut auf sie zu sprechen war, aber sie trotzdem irgendwie zu ihren Freundinnen gehört hatte. Zumindest damals, als sie noch Kadettin gewesen war. Sein Blick huschte zu der Katze. War das heute auch noch so?

    Er hatte diese Person immer als eher nervig empfunden. Und dass sie nun hier auftauchte und offenbar irgendwie selbst schuld an ihrer Situation war, bestätigte nur dieses Gefühl.

    „Ich…“ sie senkte wieder den Kopf und ihr Blick huschte kurz zu dem Mann, der von Marak festgesetzt wurde, wobei ihre Miene kurz puren Hass wiederspiegelte.

    „ich wollte den Mann hinter den Briefen kennen lernen.“ Presste sie hervor und es kostete sie offenbar Überwindung das auszusprechen. Allerdings war sich Owatu nicht so sicher, ob es daran lag, dass sie zugeben musste eine Dummheit getan zu haben, oder ob sie über ihre eigene Törichtheit beschämt war.

    Karrun hob die Hand mit dem Zeichen, dass sie unten bleiben sollten, dann schlich der Mensch wenige Schritte vorwärts um gleich wieder in die Hocke zu gehen.

    Stille.

    Nur der eigene Atem.

    Hufe auf dem steinigen Weg.

    Gelächter.

    Jeder war bis zum Zerreißen gespannt und hielt fast die Luft an. Aber die Männer mit dem Bündel achteten nicht darauf, was rechts und links neben dem Weg geschah. Bald konnte man die peitschende Schweife der Pferde sehen und leise kam Karrun wieder.

    „Irgendwas bewegt sich in dem Beutel.“ Berichtete er und begann sich die Schnallen der Rüstung zu öffnen. „Wenn die zur Hexe gehören, müssen die nicht wissen, dass Greifenreiter in der Nähe sind.“

    Schnell streifte er die Lederrüstung ab. „Sattel Marak ab.“ Wandte er sich eilig an Rangolf, während er die Amrschienen löste und ebenso hastig abstriff.

    „Und wenn die zur Hexe gehören, dann müssen die da nicht ankommen. Das sind zwei weniger, die uns dort überraschen können.“

    „Schuhe!“ machte ihn Paranoel auf das Wappen der Stadt, am Stiefelschafft, aufmerksam.

    Karrun nicke und zog sich auch die Uniformsjacke aus, so dass er nur noch eine braune Hose und ein leib Hemd trug, dann nickte er dem schwarzen Greifen zu.

    „Haltet eure Ohren bei mir. Marak gibt euch Bescheid, wenn ich Hilfe brauche.“ Sagte er kurz und leise, dann hastete er los und begann zu schreien, als er auf dem Waldweg hinter den Pferden herrannte.

    Bis dahin hatte sich Owatu noch gefragt, was der Schwadronsführer vorgehabt hatte, aber nun wurde es klar. Eine Ablenkungsnummer, der vom Greifen verfolgte Bauer.

    Je nachdem wie sie reagierten würde Marak aus dem Gebüsch springen und Karruns Behauptung unterstützen. Aber erstmal konnte er sie so ganz ungeniert aufhalten.

    Angespannt lauerten die Männer. Stimmen waren zu hören, aber nur Wortfetzen wirklich zu verstehen. Zumindest für Owatu.

    *Was sagt er?* Wandte er sich an Tameqa, die doch eindeutig die besseren Ohren hatte.

    *Er fleht sie an, ihn mitzunehmen. Und drängt zur Eile, wegen dem Greifen* berichtete sie amüsiert.

    *Sie wollen das Bündel aber nicht liegen lassen, egal wie sehr er sagt, dass sie alle sterben werden.*

    „Lass das!“ brüllte einer der Männer und dann schrie Karrun kurz auf.

    *Klang wie ein tritt, oder so*

    Aber ihm nächsten Moment sandte Marak ihnen das Bild, was er gesehen hatte, nämlich, wie Karrun zurück gestoßen wurde, als er versuchte an dem Bündel zu zerren und dann sprang der Greif aus dem Dickicht. Die Pferde wieherten und scheuten.

    Marak zeigte ihnen, während er selber über Karrun hinwegsetzte, dass das Bündel zu Boden gefallen war und ein dunkler Haarshopf viel aus dem Tuch heraus. Feine Gesichtszüge und eine blasse Haut, ließen eine Elfe erahnen. Eine Elfe, deren Gesichtszüge Owatu nur allzu sehr an Liwyn erinnerten.

    Aber darüber nachzudenken war jetzt keine Zeit. Der Befehl war klar gewesen, Marak gab ihnen Bescheid, wenn Karrun sie brauchte und das hier war der Fall. Die Greifen waren mit einem Satz aus dem Gebüsch und jagten den Pferden hinterher.

    Die Greifenreiter hingegen eilten zu ihrem Anführer und der Entführten.

    Alle nickten, als sie Karruns Befehl vernommen hatten und nachdem die greifen wieder gesattelt waren, machten die Männer sich auf den Weg durch den Wald.

    Zu Beginn tröpfelte es nur hier und da ein bisschen von den nassen Blättern herab, doch irgendwann wurde das tropfen doch zu einem ausgewachsenen Regen, wenn auch kein starker. Er reichte aber um allen bis auf die Haut zu ziehen. Würden sie sich nicht die ganze Zeit bewegen, dann hätte die Kälte sicherlich schon bald ihren Triumph feiern können. So aber war es garnichtmal so unangenehm. Das empfand zumindest Owatu, der nichts gegen Regen hatte, solange ihm nicht wieder, wie bei der Nachtwache kalt wurde. Nur die Rüstungen und Sättel mochten das Wetter natürlich gar nicht und von den Bögen wollte er es auch lieber nicht wissen. Da war er schon ein bisschen froh, dass seine Schwertlanze nicht so wetterempfindlich war, wenn man mal davon absah, dass sie Rost ansetzen würde, wenn er sie später nicht mit Öl einrieb.

    Wenn man so den Wald betrachtete, wie die alten Bäume dunkel ihre Stämme in den Himmel reckten um dem Grün das sie umspielte so viel Licht wie möglich zu bieten, dann konnte man die Angespanntheit der Neun Männer und acht Greifen, die dicht hintereinander durch den Hain zogen, nicht verstehen. Es wirkte absolut friedlich. Vögel sangen ihr Lied hinaus in die Welt, Eichhörchnen taten emsig Eichhörnchendinge und hin und wieder schreckte ein Hase vor ihnen aus dem Unterholz hervor.

    Nacheinander hatte ein jeder der Kameraden im Gehen begonnen die Mahlzeit einzunehmenn, die heute nicht besser schmeckte, als gestern und Owatu hatte Paranoels Rat befolgt und die Tinktur erst danach leer getrunken.

    Nach etwa einer Stunden fächerten sie sich weiter auf und Rhynn und Owatu bildeten wieder ihre gewohnte Einheit. Ganz vorne schlich Tameqa mit angelegten Ohren, jederzeit berreit Beute zu machen, so wirkte die Greifin jedenfalls. Danhinter kam Owatu, nicht weniger angespannt und dann Rhynn und Selphet. Die Anderen waren ausser Sichtweite, aber in einer halben Stunde würden sie sich nochmal kurz zusammen finden. Ein Weg ließ parallel zu dem Weg, den sie eingeschlagen hatten. Aber auf offener Straße wollten sie sich nicht bewegen. Doch der Weg hatte ihnen eindeutige Spuren gebracht und die Hoffnung geschürt, dass sie heute auf die Hexe, oder zumindest Männer der Hexe treffen würden.

    Doch auch eine halbe Stunde von dem Ort entfernt, wo Kerio meinte die Hexe aufgespürt zu haben, gab es keine Anzeichen. Aber was hatte er erwartet? Dass hier überall so seltsame Knochenansamlungen,w ie auf der grausigen Lichtung wären? Oder dass andere Dinge in den Bäumen hingen?

    Nicht unweit der Straße hatte sich die Schwadron wieder zusammen gefunden und kauerte sich ins Dickicht, so dass sie vom Weg aus nicht gesehen werden konnten.

    „Irgend etwas auffälliges bei euch?“ fragte Karrun in die Runde und bekam von allen Seiten nur ein Kopfschütteln. Hoffentlich waren sie nicht in die falsche Richtung gelaufen. „Gut, dann werden jetzt Nim und Nara’tee Kundschaften gehen, der Rest schleicht leise vorwärts.“

    Irritirt Blickte Owatu die kleine Flamme an, doch dann erinnerte er sich, wie Triv Rhynns Kleidung wieder getrocknet hatte, nachdem sie gegen Rangolf angetreten war. Skeptisch stand er dem Vorschlag gegenüber, aber Triv war ja nicht Kerio und Rhynn hatte die Flamme auf diese Weise auch schonmal geholfen. Schließlich nickte der Tua’Tanai. Ihm war wirklich kalt in den nassen Sachen und nochmal etwas wärme aufnehmen, bevor sie durch den Regen streifen gingen, war sicherlich nicht verkehrt. Und so siegte die Vernunft über den stolz, sich von der lebendigen Flamme helfen zu lassen.

    Triv strahlte bis über beide flammenden Ohren und leuchtete für einen Moment noch ein bisschen heller. Wärme und Wasserdampf breiten sich um ihn herum aus, als die Lohe ihr Werk vollrichtete. Und nach und nach drang die Wärme auch bis unter seine Rüstung.

    „Danke.“ Sagte er zu dem Elemtar, als seine Haltung auch wieder lockerer und nicht so verfroren wurde. Grinsend stieg Triv noch einmal empor und drehte sich wirbelnd, bis sie sich nach einer kurzen Verbeugung zu Theel aufmachte, der sich auch nach anfänglichem Stirnrunzeln auf das Angebot des Elementares einließ. Anschließend schwebte die Flammenfrau zu Rhynn. „Darf ich dich auch wieder trocken machen?“ fragte sie völlig überdreht und wuselte auf und ab.

    „Wir werden uns bis auf eine Stunde zusammen vorarbeiten und dann sollten wir in kleineren Trupps bis auf eine halbe Stunde ran um dann wirklich jemanden vorzuschicken, der Kundschaften geht.“ Erläuterte Karrun seinen Plan. Der Anführer legte die Stirn in Falten und schien noch weiter zu überlegen. „Wenn wir Glück haben, dann überraschen wir sie bei ihren Morgendingen. Dafür müssen wir aber jetzt los. Wir essen unterwegs.“

    Was wohl so viel hieß, wie schütte mehr Wasser in deine Notration, so dass du sie im Gehen aus einem Becher trinken kannst. Was bei dem Zeug echt egal, war Hauptsache man hatte was im Magen. Und Karrun hatte recht, wenn die Hexe und ihre Leute nicht zu den Absoluten Frühaufstehern gehörten, dann würden sie sie, wenn sie jetzt losgingen, vielleicht noch in Nachtwäsche antreffen, oder zumindest ihre Schergen noch umgerüstet.

    „Hast du den zweiten Teil schon getrunken?“ schlich sich da Paranoel von hinten an den Tua’Tanai an.

    Kurz zuckte Owatu erschrocken zusammen, weil er damit nicht gerechnet hatte und schüttelte dann den Kopf. Die Phiole hatte er völlig vergessen.

    „Dann trink es, wenn du was im Magen hast, dann hält es länger.“ Riet ihm der Elf und der Mauersegler nickte.

    „Wie gehen wir vor, wenn wir auf diese Hexe treffen? Können wir irgendwas gegen sie Ausrichten? Schützen uns diese Dinger vor ihren Zaubern?“ wollte Rangolf wissen und Kerio schaute zu dem Menschen auf.

    Der Magier nickte, allerdings kein bestätigendes Nicken, sondern ein nachdenkliches – ich habe die Frage verstanden-Nicken.

    „Diese Amulette schützen euch nur vor Zaubern, die euren Geist beeinflussen. Das heißt solche, die euch was sehen lassen, was nicht da ist. Oder die euch glauben machen, dass euer Kamerad euer Feind ist. Oder eben der die Kontrolle über euch erlangen will. Möglicherweise werdet ihr das merken, wenn so ein Zauber auf euch gerichtet wird. Mit Kopfschmerzen?“ Kerios Blick wanderte fragend zu Owatu und Paranoel und dieser bestätigte die Nachfrage mit einem Nicken.

    „Aber es gibt auch Zauber, die euren Körper direkt angreifen, wie ein Pfeil, oder ein Feuer. Dagegen hilft das Amulett nicht, denn die Zauberkraft entfaltet sich schon weit vorher. Für die meisten Zauber braucht es aber mindestens Sichtkontakt, also ist eine Deckung, wie bei einem feindlichen Bogenschützen, nicht verkehrt.“

    Kerio schaute kurz zu Karrun und dann nochmal kurz zu Boden. „Ich weiß nicht, ob sie sich mit Zaubern schützt. Es kann sein, dass ihr mit euren Waffen zunächst nichts ausrichten könnt. Es kann aber auch sein, dass wir sie überraschen und sie unvorbereitet so früh am Morgen ist.“ Wieder ging der Blick zu dem Schwadronsführer.

    „Das werden wir aber erst vor Ort herausfinden. Sollte sie sich Schützen, dann werde ich versuchen ihren Schutz zu brechen. Ansonsten versuche ich ihre Macht zu schwächen. Und dann ist sie einfach nur eine Frau.“

    Noch einmal versuchte Owatu den Shclaf aus den Augen zu reiben, aber er fühlte sich keinesfalls erholt. Die letzte Stunde war doch viel zu kurz gewesen und das Hemd unter der Rüstung war immer noch ein bisschen klamm, so dass es die kalte Nachtluft tatsächlich schaffte ihn frösteln zu lassen.

    Nickend gab er zu verstehen, dass er gehört hatte, was seine Kameraden gesagt hatten und wandte sich dann nach links um seinen Posten am Rand des Lagers einzunehmen.

    Auch Tameqa erhob sich nun und schüttelte einmal ihr Gefieder, bevor sie dazu ansetze dem Tua’Tanai folgen zu wollen, doch dieser hielt im Begriff zu gehen inne, als Rhynn ihm etwas zu Essen anbot. Nein Hunger hatte er keinen, dafür war er noch viel zu müde, also schüttelte er den Kopf. „Später vielleicht.“


    Die Zeit tröpfelte nur langsam vor sich hin und jeder Schatten wurde lebendig und bedrohlich, doch im Grunde blieb es still. Der Wind fegte ein wenig durch die Blätter und irgendwann setze leichter Regen ein, der raschelnd auf das Laub auftraf. Jetzt musste er sich völlig auf Tameqa verlassen, denn für ihn überdeckte das Tröpfeln alle anderen Geräusche. Ein Schleicher musste bei dem Regen gar nicht mal so geschickt sein um unbemerkt an sie heran zu kommen. Owatu schlang die Arme um seinen Bauch, und verkeilte irgendwie die Lanze dazwischen um nicht noch mehr zu frieren. Eine Haltung, die Tameqa dazu veranlasste näher an ihren Freund heran zu rücken um ihn von Hinten ein wenig zu wärmen.


    Doch außer das es ungewöhnlich kalt für den Tua’Tanai war, verlief der Rest der Nacht auch ruhig.

    Abwechselnd lief einer von den drei Wachhabenden Patrouille und überprüfte auch den Rest des Lagers und irgendwann musste Tameqa Selphet ablösen, der zuvor Mehèrlion abgelöst hatte, was die frühen Morgenstunden, in denen die Lichtsäule langsam wieder heller wurde noch kälter machte. Aber, schon bald, es war noch nicht ganz hell, regte sich das Lager und Karrun sammelte seine Leute zusammen um das weitere Vorgehen für den Tag zu besprechen.

    Die Männer standen zusammen und jemand hatte das Laub am Boden zur Seite gefegt um darunter in die Erde eine grobe Karte zu zeichnen, auf der nun Kerio mit einem Stock irgendetwas deutete.

    Erst beim Näherkommen erkannte der Greifenreiter, dass der Magier in der anderen Hand noch einen kleinen Stab hielt, der an beiden Enden mit unterschiedlich farbigen Kristallen besetzt war. Einer dieser Kristalle leuchte Rot, wohingegen der Amythistfarbende völlig stumpf blieb.

    „Das wäre ja gar nichtmal so weit weg, vielleicht zwei Stunden.“ Erkannte Karrun gerade, als Owatu zu den Kameraden trat und einen Blick über Rangolfs Schulter auf das Geschehen warf.