Ayala, steckte, noch immer wütend, ihren Säbel wieder weg, als sie gleich von zwei doch recht vornehm wirkenden Herren angesprochen wurde. Deren Bemerkungen über ihr Benehmen waren nicht grade dazu geeignet, ihre Stimmung zu heben. Was stellten die beiden sich eigentlich vor, was sie hätte tun sollen - in Ohnmacht fallen? Ängstlich aufschreien? In Tränen ausbrechen? "Wie benimmt sich denn eine Dame, der gerade ihr letztes Geld gestohlen wurde?", erwiderte sie etwas heftiger als geplant. Dann atmete sie einmal tief durch, fuhr sich mit der hand durch die langen Haare, um sie wieder etwas zu ordnen und zwang sich dann zu einem entschuldigenden Lächeln. Es galten hier in der Stadt nuneinmal andere Konventionen als bei ihrem eigenen Volk in der Wildnis. Der leicht amüsierte Audruck des anscheinend vornehmeren der beiden Herren war dennoch ganz dazu geeignet, sie noch mehr auf die Palme zu bringen. Nur mühsam beherrschte sie sich. "Verzeiht. Eure Hilfsangebote sind sehr liebenswürdig, doch ich fürchte, es ist zu spät. Der kleine Dieb ist auf und davon, und ich muss mir jetzt schleunigst etwas überlegen, wo ich heute nacht unterkome und wie ich wieder zu ein paar Münzen für meinen Lebensunterhalt komme...das einzig Erfreuliche an der ganzen Geschichte ist, dass sowieso so wenig in meinem Beutel war, dass der Dieb wenig Freude daran haben wird." Ayala verzog das Gesicht zu einem ein wenig schiefen Lächeln.
In diesem Moment stieß ein weiterer Herr zu der kleinen Gruppe, der ihr mit einer lässigen Bemerkung ihren Beutel wieder zuwarf. Reflexartig fing sie ihn auf; bei Yovrils Worten jedoch musste sie sich ein Grinsen verkneifen. Auch wenn der Neuankömmling ihr eben wenigstens diesen Tag gerettet hatte, so hatte der Magier recht. Er plusterte sich auf. Außerdem verbreitete er einen ziemlichen Gestank mit seinem merkwürdigen, glühenden Stäbchen, welches er in den Mund steckte und offensichtlich daran saugte. Es gab wahrhaftig seltsame Leute hier in der Stadt. Sie kam zunächst auch gar nicht dazu, ihm zu danken, denn ersteinmal fing er ein Gespräch mit Yovril an und - sie traute ihren Augen nicht - klaute Äpfel vom nächsten Stand. Ayala zog eine Augenbraue in die Höhe, wandte sich ohne ein weiteres Wort zu diesem Stand um und legte in einem von dessen Besitzer unbemerkten Augenblick aus ihrem geretteten Beutel ein paar Kupfermünzen auf dessen Theke.
Dann, da die beiden anderen sich nun darüber unterhielten, ob man den Jungen wieder eingfangen sollte - warum hatte der Neue eigentlich ihren Beutel retten können, aber den Jungen entkommen lassen? - wandte sie sich an Sarandir. Unter Anderem auch deshalb, weil er der Vornehmste der Anwesenden war und es nie schaden konnte, solche Leute zu kennen. "Noch einmal vielen Dank für Euer Hilfsangebot, Monseiur. Ich habe mich vorhin tatsächlich hinreißen lassen, doch seht - je weniger besitzt, in eine desto üblere Lage bringt es einen, dieses Wenige auch noch zu verlieren." Die Cath'Shyrr lachte leise und mit einem leicht schnurrenden Unterton. "Ihr seht jedenfalls so aus, als würden solcherlei Sorgen Euch nicht plagen." Sie zwinkerte ihm zu; in diesem Moment jedoch schienen Yovril und Kerry sich wieder daran zu erinnern, dass sie noch da war und wandten sich mit ihren Fragen an sie.
"Meine Herren, vielen Dank - besonders Euch für die beherzte Rettung meines Beutels. Es ist tatsächlich noch alles vorhanden, was vorher darin war...da ich aber nicht annehme, dass der Bursche, der ihn gestohlen hatte, noch aufzufinden ist, so bedarf ich Eurer Hilfe nicht mehr..." Die Cath'Shyrr lächelte freundlich, doch in diesem Moment fiel ihr ein, dass dies vielleicht nicht so ganz stimmte. Vielleicht konnte ihr dieser Kerry, der sagte, er sei von hier, in einem weiteren Punkt nachhelfen, oder auch einer von den anderen Beiden. "Das heißt,", fuhr sie deshalb fort, "vielleicht gibt es ja doch etwas - wenn Ihr großherzig übersehen könnt, dass ich sowieso schon in Eurer Schuld stehe. Auch ohne den kleinen Dieb wird meine Börse in kürzester Zeit völlig geleert sein, wenn ich nicht bald eine Arbeit finde. Womöglich kennt Ihr Euch hier besser aus als ich - wisst Ihr eine Möglichkeit? "
Ayala lächelte gewinnend und sah die drei Herren an, ehe sie eine elegante Verneigung andeutete. "Die Kampftänzerin Ayala, Tochter des Tangalur aus dem Vilk der Cath'Shyrr würde sich freuen, in die Dienste eines jeden ehrlichen Mannes zu treten - oder einer jeden ehrlichen Dame."