Ein letztes Flüstern im Wind

  • Nicht lange nach Kaera und Yenvar kam auch Lunarel an den Hallen der Magie an und sah seine Begleiterinnen von gestern und die Menschenansammlung. Einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht ging er zu seinen Bekannten. "Guten Morgen! Was ist denn hier passiert?"

  • "Guten Morgen", begrüßte Yenvar Lunarel. "Dort liegt ein toter Elf auf dem Boden. Neben ihm steht mit Blut geschrieben: So wie ihm wird es Allen ergehen!"


    Sie wartete einen Moment und erklärte dann weiter: "Kaera und ich glauben, dass es möglicherweise durch einen Menschen zu diesem Mord kam und nicht unbedingt durch die Fee. Was meint ihr?"

  • "Ein toter Elf? Doch nicht etwa der, der gestern das Buch gestohlen hat, oder?" meinte er überrascht und auch besorgt.

  • Kaera nickte Lunarel zur Begrüßung zu.


    "Ich glaube nicht, dass das unser alter Bekannter ist. Erstens habe ich ihn nicht erkannt und zweitens glaube ich kaum, dass der sich so einfach ermorden ließe. Aber es wäre doch interessant zu erfahren, wer das ist und was hier vor sich geht. Lasst uns versuchen zu Lindaron zu gelangen... wenn man uns denn einlässt."


    Zielstrebig ging die Nymphe zum Haupteingang. Sie pochte dagegen und wartete eine Antwort ab. Natürlich tat es ihr leid, dass der Elf dort ermordet vor dem Tor lag und als grausiges Beispiel diente, aber er war nicht mehr zu retten. Andere vielleicht schon und darauf kam es doch jetzt an.

    Nutze die Talente, die du hast,
    die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen. :stern:


    Henry van Dyke

  • Lunarel verzichtete darauf einen Blick auf den Elfen zu werfen und folgte Kaera zum Eingang. Etwas mulmig war ihm jedoch zumute, wenn er daran dachte, dass der Mord in Verbindung mit der Fee stehen könnte.

  • Kaera sah Yenvar an. "Sollen wir darauf Rücksicht nehmen? Jemand der einen Teil der Hallen der Magie leitet ist seiner Meinung nach sicher immer schwer beschäftigt. Wir wollen ihm ja nur zur Hand gehen und Arbeit abnehmen, ganz einfach. Das wichtigste ist sowieso erst einmal eingelassen zu werden. Bei einem Toten vor der Tür, werden Fremde sicher nicht mit Kusshand eingelassen."


    Etwas ungeduldig pochte sie erneut gegen die Eingangstür. Sie befürchtete natürlich genauso wie Yenvar, dass Lindaron sie abwimmeln würde. Doch sie hatte keine Lust auf derartige Spielchen. Nur weil er hier ein wenig was zu sagen hatte, sollte er sich vor ihr nicht aufspielen. Die Nymphe wollte schließlich auch aufklären, was in der Stadt vor sich ging und dabei nicht auch noch behindert werden.

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    Henry van Dyke

  • Die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarren. Niemand von Ihnen konnte sich daran erinnern, dass die Tür bei ihrem ersten Besuch geknarrt hatte. Ein eisig kalter Luftzug schoß den Wagemutigen entgegen.

  • Lunarel schaute seine Gefährten an und blickte dann wieder nach vorne. "Nun zumindest kann man nicht sagen, dass sie uns nicht hereinlassen. Aber sag mal Yenvar, war es gestern auch schon so kalt da drinnen?" Langsam ging er in das Gebäude hinein.

  • Die Kälte war äußerst unpassend für die momentane Jahreszeit, auch wenn man in einer Kuppel unterhalb der Meeresoberfläche war. Niemand, absolut niemand kam ihnen entgegen. Äußerst merkwürdig. Wo waren die Alle? Nichts war zu sehen. keine Seele weit und breit. Nur ein seltsames Raunen und Rauschen war in der Luft. So als ob weitentfernte Stimmen irgendwo redeten. Nur konnte man nichts verstehen von dem Gesprochenen..

  • Yenvar fröstelte leicht. "Nein, so kalt war es bei weitem nicht", antwortete sie Lunarel. "Und hört ihr dieses Rauschen? Es klingt, als wären hier irgendwelche Leute. Aber nicht direkt bei uns....als wären sie in einer anderen Sphere."

  • Kaera trat hinein und sah sich verwirrt um. Ihr fröstelte. Sie gab Yenvar recht.


    "Lasst uns weitergehen... wer weiß was das zu bedeuten hat. Wo war denn der Raum, in dem ihr das letzte Mal wahrt? Kannst du dich erinnern, Yenvar? Sonst... Vielleicht sollten wir rufen, aber wenn hier irgendetwas mit einem Fluch belegt ist... womöglich ziehen wir ihn dann auch auf uns. Vielleicht hat die Fee, oder irgendjemand anders das Gebäude und die, die darin sind, verflucht, so dass sie hier gefangen sind und nichts tun können. Ich verstehe kein Wort... was sagen die nur... Auf jeden Fall behagt es mir nicht hier stehen zu bleiben." Unbewusst griff Kaera zu dem Dolch, den sie von Althaire genommen hatte.


    Langsam ging die Nymphe weiter. Bislang hatte sie noch nie Geister erlebt. Natürlich wusste sie nicht sicher, ob es überhaupt welche gab, andererseits war sie der Meinung, dass in einer Welt, in der Magie existierte, auch so etwas da sein musste. Oft schon hatte genau dieser Gedanke sie getröstet; jetzt jedoch war er irgendwie unheimlich. Sie mussten Lindaron finden und ein ernstes Wörtchen mit ihm wechseln.

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    Henry van Dyke

  • "Das letzte mal öffnete eine Frau eine Art Portal. Es war ein waberndes Feld durch das man zu Lindaron kam. Als ich hindurchtrat, hatte ich das Gefühl, mich würden viele Wesen berühren. Es war sehr merkwürdig", erinnerte sich Yenvar. War dieses Feld nun zerstreut? Sie schüttelte leicht den Kopf. "Wahrscheinlich hilft es, wenn wir einfach nach Lindaron rufen." Sie folgte Kaera und rief mit klarer Stimme: "Lindaron!"

  • "Irgendwie erinnert mich die Atmosphäre an einen verlassenen Palast, den ich mal erkundet habe. Es war zwar im Grunde ganz anders aber auch wiederum nicht." meinte Lunarel leise während er durch das Gebäude ging. Lauschend wandte er den Kopf, um zu ergründen, von wo die Stimmen kamen oder vielleicht sogar zu verstehen was da gemurmelt wurde.

  • Kichern und Lachen drang aus einem Raum. Im nächsten Raum hörte man einen monotonen Singsang. Gespenstisch. Von allen Ecken und Räumen her drangen die Geräsuche an die Ohren der Suchenden aber nichts war zu sehen. Als ob jemand einen Schleier der Verborgenheit über die Sicht der Anwesenden gelegt hätte, nur dabei das Gehör vergessen zu haben schien.

  • Kaera war unheimlich. Es war als habe man ein Spukschloss betreten. Sie hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Die Nymphe hatte keinerlei magischen Fähigkeiten von ihrem Vater geerbt, nur ein wenig seines Wissens gelehrt bekommen. Aber die Geschichten über Spukschlösser hatten immer die Abenteurer erzählt und nicht ihr Vater. Doch die Abenteurer hatten keine wirkliche Lösung für Spukschlösser gehabt. Jedes Schlösschen benötige seine eigene Erlösung, hatte ein Schwertkämpfer ihr eines Nachts am Feuer erklärt.


    So lief die Nymphe einfach weiter den Gang entlang in dem sie sich befanden. Sie öffnete einige Türen und schielte in die Zimmer hinein. Yenvars Rufe hatten etwas entrücktes in dieser seltsamen Atmosphäre und doch holten sie Kaera irgendwie auf den Boden zurück. "Vielleicht sollten wir die Ringe benutzen und den einzigen Magier fragen, mit dem wir in Kontakt stehen. Vielleicht weiß Althaire, was wir tun können...", meinte sie leise zu den anderen beiden. Sie begann unwillkürlich leise zu sprechen, obwohl sie ja niemanden hier stören konnte."Andererseits hat dieser Ort vieleicht auch zu viel Magie und könnte diese Fähigkeit der Ringe zerstören oder verzerren, wenn wir sie hier benutzen..."

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    Henry van Dyke

  • "Also entweder ist die Magie in Althaires Turm stärker, anderer Art oder die Ringe sind schon kaput, denn schließlich mussten sie dort in der Kiste bleiben." meinte Lunarel. "Ich wäre dafür wir gucken erstmal weiter und wenn wir immernoch nichts finden, können wir es mal probieren." Er hielt sich dicht bei Yenvar und Kaera, während sie das Gebäude durchforschten.

  • Ein vorbeihuschendes Schemen war kurz aus den Augenwinkeln zu bemerken. Aber so plötzlich wie es da gewesen war, so schnell war es auch wieder verschwunden. "Und denkt immer daran meine lieben Schüler, Feuermagie ist gefährlich!" Aus einem anderen Raum war schallendes Gelächter zu hören: "Binus, Du kleiner Nichtsnutz von einem Graubold, gib die Alraune her." Wieder aus einer anderen Ecke hörte man lautstark: "Ich rufe Euch herbei ihr Geister der Winde, zeigt euch mir!" Nur war absolut Nichts, rein gar NIchts, zu sehen.

  • "Also so langsam wird es mir richtig unheimlich. Ist unsere Wahrnehmung so verzehrt? Ich verstehe das nicht", bemerkte Yenvar. Gedankenverloren spielte sie dabei an ihrer Kette mit dem roten Stein herum, die sie von Althaire erhalten hatte.


    Schritt für Schritt wagten sie sich gemeinsam weiter vor.

  • "Entweder unsere oder die anderer," meinte Lunarel, während er versucht den Raum komplett im Überblick zu behalten. "Vielleicht sind wir ja die Geister und hören was eigentlich normal ist. ... Allerdings halte ich das bei einer Leiche vor der Tür für etwas unwahrscheinlich."

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