Wieder geschah eine Zeit lang nichts. Es war nach wie vor nur der Weihrauch, der sich gen Himmel schlängelte und doch von den Zeltplanen gefangen gehalten wurde. Ruhig floss Silenes kühles Blut, ruhig schlug unhörbar ihr gefrorenes Herz, langsam und leise ging ihr Atem.
"Ihr seid jung.", sagte Silene neutral, ließ es offen, ob sie dies überraschte, ob es abwertend oder völlig belanglos war. Denn keine Regung war zu sehen, nichts, was man hätte einschätzen können und zugleich auch nichts, dass einen Zweifel aufwarf. Auch Silene legte die Fingerkuppen aneinander, legte die Hände vor sich auf den Tisch und versenkte ihren Blick in den funkelnd grünen Augen der Cath'shyrr.
Silene analysierte in ruhigen Zügen, ließ ihren Geist leise streifen durch das Gewebe der Zeit. So vieles spiegelte sich in dem lebendigen Wesen vor ihr, so vieles, dass sie, wenn sie es vermocht hätte, Neid empfunden hätte. Wie einseitig und abstrakt dagegen sie doch war, Sehnsucht wand sich sacht in ihrer Brust. Blattgrün, waldgrün, lichtgrün wie die junge Sonne auf von Morgentau benetztem Birkenlaub, glänzten die Katzenaugen, doch gleichsam kühl gefärbt war ihr Haar. Spott, Zweifel, Unbehagen. Silene sah ein Schicksal, dem das Grün trotzte, es überwand mit jedem Lidschlag, bevor es noch geschehen war. Ein Charakter der einem ungeschliffenen Edelstein glich, bereit sich abzustoßen an den Rauheiten des Lebens, nur um sich zu veredeln. "Ich kann Euch vielerlei erzählen, von Zeiten, die längst vergangen sind, von Zeiten die vielleicht kommen werden. Was Ihr hören wollt, was ihr nicht hören wollt. Seid Ihr gekommen mich zu prüfen, zu zweifeln?"
Silenes Lippen schlossen sich kühl und blass, erstarrten und fügten sich in ihre kalte Erscheinung ein, ehe sich eine Bewegung einschlich. Ein Hauch von Unperfektheit, ein Hauch von Regung, ein Zucken des Mundwinkels. Längst nicht genug, um ein Lächeln zu sein.