Seoul konnte sich nicht bewegen, gefangen durch ein Messer an der Kehle einer anderen. Alles drehte sich um die hilflose Hellhaarige. Sie musste von dem Gewicht ihrer Tatenlosigkeit ja erschlagen werden! Wie auch immer, Losifa selbst konnte etwas tun und musste es um jeden Preis durchziehen. Vielleicht entwirrte sich die Situation.
Hier ging es um alle. Sie durfte sich ihren egoistischen Fantasien und diesen „Was-wäre-wenns“ nicht hingeben. Durfte einfach nicht. Stärke, um andere zu schützen? War wohl nötig, manchmal.
Tief vergrub ihr grüner Blick sich in den Augen des Mannes, der sie hielt. Genau gegenüber und fast auf Augenhöhe, er war nicht sehr groß. Er sah sie an, ihre Worte hatten seinen Blick angezogen. Beschwörend fixiert – festgenagelt! Langsam färbten sich ihre Züge zu einem Lächeln, dem verführerischen, trägen Augenaufschlag, der jeden Mann zum Schmelzen bringen konnte. Hoffte sie. Für Zweifel war kein Platz. Dunkle, volle Lippen öffneten sich und eine süße Zunge wurde gezeigt. Dann wieder blinzeln. „Junge, das war nicht klug von dir“, säuselte sie bedauernd. „Denn ich bin giftig.“ Noch einmal fuhr die Zunge heraus, doch gespaltene Enden zischelten seinem Gesicht entgegen. „Eine Schlange!“, wurde gerufen, für Eriks Ohren wohl bestimmt.
Kurz darauf fühlte sie sich auf den Boden gleiten, aber gefährlich schnell wieder aufgerichtet, öffnete das Maul und zeigte die langen Giftzähne. Ein Zischen, eine Drohung.
Nur kurz, bevor er seinen Schock überwunden hatte, jedoch nachdem er längst zurückgestolpert war. Jeder gesunde Mensch würde das tun. Reflex. Plötzlich stand wieder die blasshäutige Frau. Trat schnell an den Handlanger heran, fesselte ihn in einer Umarmung, die Spitzen ihrer langen Zähne auf seiner Nackenhaut. Schlangenzähne. Waffen.
Verdammt, sie war es nicht gewohnt, so lange auszuharren! Ein Auge zuckte. Seoul!