Beiträge von Behru

    Behru hielt inne und fing an zu lachen, als Kea wieder vor ihr auftauchte. Sie griff nach der Kleinen und stupste sie auf die Nase.
    "Du bist mir ein Fischchen, hihi." Sie blickte zu Moro und dann wieder zu Kea.
    "Ich? Geschwommen? Genug schon, nur noch nicht hoch genug." Ein diabolisches Grinsen setzte sich auf die Züge der Nixe und mit einer ruckartigen Bewegung packte sie Klein-Kea an den Füßen und zog sie mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit hinter sich her.


    "Das soll dich lehren, mich zu ärgern." Flachste sie herum und umschwomm geschickt ein paar Korallen, mit einer Geschwindigkeit, die man einer solch kleinen Nixe kaum zugetraut hätte. Dann hielt sie plötzlich inne und hob Kea hoch auf ihren Arm. Breit grinsend sah sie die Meereselfe nach dieser rasanten Fahrt an.

    "Woher ich die Zukunft weiß?" Behru lächelte. Ein wissendes Lächeln. Warm und voller Zuversicht.
    "Einfach weil ich sie weiß. Und weil ich sie in meinem Herzen spüre." Sie legte den Kopf schief, kniff ein Auge zu und betrachtete Argon. Ihre Miene wurde zu einer skeptischen Grimasse.


    "Fühlt ihr nicht, was euch die Zukunft bringt? Wisst ihr nicht, was ihr noch erreichen und sehen wollt? Ich spüre sie schon so lange und freue mich schon sehr, wenn sie endlich eintritt und... alles wunderbar wird."
    Behru lachte und ließ sich zurück fallen. Mit einem leisen Platschen glitt ihr Oberkörper wieder komplett in das Wasser.
    "Natürlich weiß ich keine Daten und keine Einzelheiten. Aber ich weiß, dass ich glücklich werde. Und das ist doch am Wichtigsten, oder?" Jetzt grinste die Nixe. Breit und fröhlich und offensichtlich ging plötzlich der Schalk ein wenig mit ihr durch, als sie Argon mit ihrer Schwanzflosse Wasser ins Gesicht spritzen ließ.

    "Es wird kein Anderseits geben!" Widersprach die kleine Nixe erstaunlich laut und in ihrer Stimme lag ein Stück weit Wut.
    "Ich weiß es und ich bin mir sicher." Behru schloss die Augen und legte sich die Hände auf ihr Herz. "Vielleicht findet nicht ein jeder die ewige Liebe, aber in meinem Lebensfaden ist es eingewebt, das weiß ich."


    Sie seufzte leise. Nur weil diese Zweibeiner verbittert waren, brauchten sie nicht so tun, als wenn es einem jeden Wesen so gehen würde. Hoffentlich waren nicht alle Zweibeiner so.. so seltsam. Sie schüttelte leicht den Kopf und öffnete dann wieder die Augen.


    "Gibt es etwas, dass ihr zu finden wünscht in eurem Leben? Oder lebt ihr nur für den nächsten Tag? Ohne den Wunsch, ohne die Hoffnung.. ja, ohne die Gewissheit, eines Tages etwas zu finden und zu besitzen, was euch auf immer glücklich machen wird?"

    "Eigentlich ist hier alles sicher." Antwortete Behru in ihrer gewohnt unbekümmerten Art.
    "Man muß nur aufpassen, dass man sich nicht im Seetang verfängt." Ein breites Grinsen glitt wieder über ihr Gesicht.


    "Aber wenn ihr die Westströmung nehmt, werdet ihr immer Reisenden treffen, denen ihr euch anschließen könnt oder mit denen Kea mitschwimmen kann. Das ist eine der beliebtesten Handelsrouten und sehr viele Wohlhabende und freundliche Kaufleute reisen darüber." Plapperte sie wie nebenbei und schwam ein wenig umher.
    Behru war rastlos. Sie hatte den Kopf heute noch nicht aus dem Wasser stecken können..

    "Keuschheit?"
    Behrus junges Gesicht wurde noch ein wenig roter und sie senkte den Kopf.
    Die nächsten Worte sprach sie langsam und wohl überlegt, die Augen waren geschlossen.


    "Nein, nein, es gibt viele Paare, aus denen Kinder hervor gehen, wenn ihr das meint. Aber.. aber darüber redet man eigentlich nicht mit einem Fremden."
    Scheu sah Behru wieder zu Deloran herüber. Nixen waren eher selten schweigsam, was die körperliche Liebe an ging, aber Behru war noch nicht lange volljährig und ihre Vorstellung der Liebe war noch immer hoffnungslos romantisch.

    Aus großen, dunkelblauen Augen sah Behru an.


    "Es ist Liebe. Warum soll die Liebe durch den Körper begrenzt sein? Warum sollte mich das Wasser aufhalten, wahre Liebe auch an Land zu finden?" Fragte sie und diesmal klang sie wie eine kleine Philosophin. Doch war das eine Diskussion, die Behru schon zu oft geführt hatte um keine Argumente zu besitzen. Ihre Eltern, ihre Freunde, alle die sie kannten meinten es wäre unsinnig daran zu glauben, dass Nixe und Landbewohner tatsächlich durch Liebe verbunden sein konnten.
    Aber Behru wußte, dass ihr Schicksal nun mal genau diese Liebe beinhalten würde.


    Tordis Worte hingegen erschreckten die blonde Nixe. Nein, vielmehr überraschten sie sie und Behru hielt sich gleich die Hand vor den Mund. Hatte sie tatsächlich laut von sich gegeben, dass sie all diese Worte nicht kannte? Sie hatte gedacht, es wäre nur ein Gedanke gewesen!
    Was mochten die Zweibeiner nun von ihr halten? Wahrscheinlich würden sie denken, sie wäre ein dummes, weltfremdes Ding.
    Behrus Wangen färbten sich wiedermal rot und schüchtern hörte sie Tordis und Deloran weiter zu.

    Zunächst sah Behru Deloran ein wenig erstaunt an, dann legte sich jedoch eine leichte Röte auf ihre Wangen und sie lächelte den Elfen scheu an.


    "Sicherlich sind einige auch sehr eigensüchtig, aber was hätten wir schon davon, Seemänner zu ertränken?" Sie schüttelte den Kopf und das langsam trocknende Haar wirbelte wie ein blonder Strudel umher.


    "Nein, die meisten von uns versuchen zu helfen und die Schiffbrüchigen an Land zu bringen. Oder eben nach Nir'alenar. Nein, viel grausamer sind doch die Seemänner."
    Wie ein scheues Reh wandte Behru den Blick von Deloran ab, sah unsicher zu Tordis um dann einen nicht näher definierbaren Punkt anzuvisieren.


    "Sie brechen unsere Herzen, nehmen unsere Liebe, nur um uns dann zu vergessen.." Behru fasste sich an ihr Herz und dachte an Elue, die an ihrem gebrochenen Herzen gestorben war.

    Behru hörte Tordis interessiert zu, verzog dann jedoch die Mundwinkel.


    "Was.. was ist ein "Schotte"? Ist das ein Beruf?" Die jugendliche Stirn der kleinen Nixe lag in Runzeln, während sie die Frau neben sich ansah. Das war nicht das einzige, was sie nicht verstand. Hemisphäre, Flaschenpost.. Behru war doch nur eine einfache Kellnerin, die im Meer lebte und von der Welt der Trockenen viel weniger wußte, als ihr eigentlich lieb gewesen wäre.
    Zudem schien Behru Tordis sehr gebildet. Wie sie sprach, sich bewegte, die langen schlanken Beine.. dagegen mußte sie wohl dumm und ungeschickt wirken.


    So in ihren Gedanken versunken seufzte Behru leise. Wie sollte sie hier nur ihre Liebe finden? Die meisten Männer waren wahrscheinlich viel zu verwöhnt von den schönen Frauen, die an Land lebten. Die altbekannte Melancholie umfasste die Nixe wieder, doch sie versuchte sich zusammenzureißen.


    "Bestimmt wurde der Kapitän von Nixen oder Meereselfen gerettet. Wir versuchen eigentlich jedem zu helfen, der sich zu uns verirrt.." sprach sie leise.

    "Dann bist du halt nicht altmodisch, sondern ein wenig..." Behru grinste breit und zwinkerte der Freundin dann zu. "...anders." Gleich darauf fing die Nixe an zu lachen und schwamm auf Misha zu um sie zu umarmen.
    "Aber ich mag dich trotzdem." Witzelte sie weiter herum, wie als wenn Misha einen Makel besaß. Dabei wußte Behru zu gut, dass man über sie selbst gerne schonmal sagte, dass sie seltsam wäre. Doch Behru störte das nicht. Sie mochte nunmal Nir'alenar und die Landbewohner.
    Und Misha war eine der wenigen, die das zwar nicht verstehen konnte, aber respektierte. Ein Grund, warum Behru die Nixe so sehr mochte und ihre Freundin niemals ernsthaft beleidigen würde.

    "Misha ist ein wenig altmodisch." Meinte Behru ihre Freundin entschuldigen zu müssen. Das jemand das Land nicht faszinierend fand, war für die Nixe unverständlich. Darum kam dieses Thema auch selten zwischen Misha und Behru auf - denn Behru mochte ihre Freundin und so hatte sie irgendwann beschlossen, diese Eigenart Mishas einfach hinzunehmen und mit ihr nicht weiter über dieses Thema zu streiten.


    "Ja, ich war schon öfter in Nir'alenar." Antwortete sie dann auf Moros Frage. "Ich kenne da einen hübschen kleinen See, von dem man die Handelsstraße der Stadt beobachten kann. Neulich habe ich gesehen, wie ein ganzer Troß von Wagen aus Nir'alenar kam. Und die Wesen hatten alle sehr seltsame Kleidung an." Berichtete Behru und ihre Wangen nahmen wieder diese leicht rote Farbe an, die zeige, dass sie aufgeregt war.

    "Nein, nicht wirklich" antwortete Behru und schüttelte den Kopf. Das feuchte Haar klebte ihr strähnig an den Wangen.


    "Ich war noch nie in diesem Viertel und wollte es mir mal ansehen." Wahrheitsgemäß enthüllte sie den Grund ihres Daseins und wedelte dann mit der dunklen Schwanzflosse.
    "Wisst ihr, den Zugang zu diesem Brunnen habe ich erst vor Kurzem entdeckt." Die kleine Nixe lächelte ihre beiden Gegenüber an und deutete dann auf Tordis Buch. "Ich mag Geschichten. Wovon handelt diese?"

    Eigentlich fand Behru es wieder eher ein wenig nervig, dass Misha sich gleich als Fremdenführerin anbot. Kea war niedlich, sicherlich - aber im Endeffekt waren Wasserbewohner doch immer die gleichen langweiligen Wesen wie immer.


    Erst als Moro Nir'alenar erwähnte, wurde Behrus Interesse geweckt und sie schloß sich Mishas Angebot an.
    "Jaja, ihr findet hier sicherlich schnell eine Arbeit. Soweit ich weiß, sucht auch der Fischer, der unsere Wirtschaft beliefert, jemanden der ihm beim Fang und Ausnehmen hilft." Die kleine Nixe nickte geistesabwesend. Ihr Blick war starr ins Blaue gerichtet, bis sie sich irgendwann wieder fing und Kea und Moro anlächelte.


    "Wenn ihr nicht von hier seit, woher kommt ihr? Ihr erwähntet gerade Nir'alenar - seit ihr tatsächlich ab und an in der Stadt?" Ja, dass war es, was Behru interessierte. Beleriar, Nir'alenar.. und vor allen Dingen die Landbewohner.

    Fast ein wenig "neidisch" sah Behru die junge Frau an. Deloran war so höflich zu ihr. Viel höflicher, als er es zu Behru gewesen war. Nun gut, diese Frau hatte ihn ja auch nicht versehentlich nassgespritzt.


    Ihre Frage verstand Behru dennoch nicht. Warum schon sollte sie hier sitzen? Oder.. war dies eine dieser berühmten Fangfragen? Behru wußte, dass Philosophen oft Gedanken hatten, die anderen Wesen nicht in den Sinn kam. Sie sahen die Welt wohl ein wenig anders und vielleicht hatte der Sturz die junge Frau auch aus ihren tief philosophischen Gedanken gerissen. Die Arme.. ging es Behru durch den Kopf.
    "Seit ihr eine Philosophin?" Fragte sie dann aber ungeniert. Zu groß war ihre Neugierde.

    Behrus Gesicht war zu einer eigenartigen Grimasse verzogen. Sie beobachtete Misha aus den Augenwinkeln - zumindest hatte sie das zunächst versucht. Nun starrte sie ihre Freundin aber direkt an und überlegte ob Mishas Blick etwa das enthielt, was Behru darin zu erkennen glaubte. Interesse für Moro.
    Pff.. manchmal war ihre Freundin wirklich seltsam. Ein Meereswesen, wie langweilig. Und dazu noch jemand, der schon ein Kind besaß. Behru würde ihrer Freundin den Kopf waschen müssen. Möglichst bald.


    Doch Moro riss Behru aus ihren Überlegungen und überrascht blickte die Nixe den Meereselfen an.
    "Ich arbeite hier in der Nähe." antwortet sie wahrheitsgemäß und blickte wieder zu Misha, die die hübsche Muschel begutachtete. "Misha ist oft im Garten und holt mich danach von der Arbeit ab. Nur heute mußte ich auf sie warten." Behru kicherte.

    "Ihr braucht mir nichts zu schenken!" Rief Behru Paden noch hinterher, doch war der - flink wie nur ein Eichhörnchen sein kann - schon fort und Behru mit Argon allein.


    Die kleine Nixe errötete abermals und sah nun Argon an.
    "Aber er hätt mir nichts holen müssen. Und ihr müßt mir auch nichts schenken." sprach die Nixe und senkte den Kopf. Sie freute sich sehr, dass den beiden ihre Geschenke gefielen und tatsächlich erwartete sie keine Gegenleistung.
    "Beides lag doch auf dem Boden herum und ist nicht viel wert."


    Behru strich sich durch das Haar und plötzlich fiel ihr ein, dass Paden sie ja noch etwas ganz anderes angesehen. Mit fast panischem Gesichtsausdruck sah sie ihr Gegenüber an.
    "Die Zukunft? Ich.. ich kenne meine Zukunft." sprach sie leise. "Ich muß mir darüber keine Gedanken mehr machen."

    Behru lachte.
    "Ihr würdet wohl einen guten Triton abgeben, wenn ihr gerne nass sein." Amüsiert blickte sie Deloran an. "Und es gäbe mit Sicherheit eine Möglichkeit, wie auch ihr an die Quellen kommen könntet. Ich könnte euch eine zeigen, die.."


    Behru wurde je unterbrochen, als sie aus den Augenwinkeln neben sich etwas niedergehen sah. Nicht unweit des Brunnens lag eine Frau, ein aufgeklapptes Buch neben ihr.
    Die kleine Nixe wirbelte herum, hob ihre Flosse aus dem Brunnenbecken und sah Tordis besorgt an.


    "Habt ihr euch weh getan?" Besorgt hielt Behru nach einer Pfütze Ausschau, die sie verursacht haben könnte.

    Behru kicherte wieder. "Du gibst da eine hübsche Figur ab. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn wir dich da hängen lassen. Wir könnten Eintritt nehmen, für ein besonders gelungenes Kunstwerk. "Misha im Tang" oder so."


    Trotz ihres Kommentares kam Behru näher an ihre Freundin geschwommen und versuchte Moro zu helfen. Sie zerrte und rupfte an dem störrischen Seetang.


    "Wie hast du das wieder gemacht, Misha? Du brauchst wirklich jemand, der auf dich aufpasst. Ich kann doch nicht immer um dich herum schwirren!" Behru lachte weiter ihr glockenähnliches Lachen. Während dem Versuch die Freundin zu befreien, sah sich die Nixe den Meereselfen genauer an. Sie kannte ihn nicht.


    Unverblümt stellte sie Moro ihre Frage. "Ich bin Behru. Sind sie ein Freund Mishas?"

    "Es ist auch schön, dass ihr noch hier seid." antwortete Behru brav und ihr Herz klopfte schneller. Er mochte sie! Aufgeregt begannen Behrus Hände zu zittern. Sie wußte nicht, ob ein Landbewohner sie schon jemals gemocht hatte. Nein, ganz bestimmt nicht. Sie kannte ja zu wenige. Aber dieser hier freute sich jetzt schon, sie wieder zu sehen. Ob ihr großer Traum doch noch in Erfüllung ging?


    Fast wären der kleinen Nixe die beiden hübschen Gegenstände aus der Hand gefallen und wieder auf den Boden gesunken, doch im letzten Moment riss sie sich zusammen, hielt die Muschel und das Schneckenhaus ein wenig fester und schwamm wieder auf Argon und Paden zu.


    "Ich habe tatsächlich etwas gefunden." Stolz verkündete die Blonde ihren Erfolg und hob die Hände hoch um Muschel und Schneckenhaus zu präsentieren. Keck lächelte sie Paden an.
    "Könnt ihr fangen, Paden?" Mit einem schnellen, gezielten Wurf schleuderte Behru das Schneckenhaus in Padens Richtung. Erst zu spät der Heftigkeit ihres Wurfes bewußt, antwortete sie: "Oh.. entschuldigt, im Wasser muß man immer etwas fester werfen, als hier.." Wieder färbten sich ihre Wangen rot und sie entschloss sich, Argon die Muschel selbst zu überreichen.


    "Ich.. ich hoffe sie gefällt euch."

    Behru konnte ein kleines Kichern nicht unterdrücken, als sie aus den Augenwinkeln das Wasser aus Delorans Kleidung fließen sah. Schüchtern hielt sie den Kopf jedoch weiterhin gesenkt,


    "Ja, Wasser ist immer gemütlicher, als diese trockene, staubige Luft." Erklärte sie mit ihrer klaren Stimme.
    "Aber ich fürchte, dann werdet ihr heute schon zum zweiten Mal wegen mir nass." Eine seltsame Logik, die die kleine Nixe an den Tag legte.


    "Wir haben dort unten ja warme Quellen. Manche sind gar so heiß, dass man nicht in ihre Mitte schwimmen darf, weil man sich sonst verbrühen würde." Langsam aber sicher taute die Blonde wieder etwas auf, hob ihr Köpfchen und plapperte drauf los, ganz egal ob es Deloran interessierte oder nicht.