Beiträge von Violet Nissa

    Der Wind war ihr wohl gesonnen und er sorgte immer wieder für kurze Verschnaufpausen, dass sie einfach nur gleiten musste auf der Luft, die sie so liebte. Doch dann kamen wieder Phasen, in denen Violet kräftig mit ihren Schwingen schlagen musste um ihm zu folgen. Doch sie wollte nicht aufgeben, sie war zu neugierig, zu interessiert an diesem Wesen des Meere. Sie wollte ihm folgen, egal wie weit und lange es gehen würde.


    Was hatte er geflüstert? Hatte er überhaupt etwas geflüstert? Sie wusste nicht, ihr war so, als habe sie etwas gehört. Violets Blick senkte sich und blickte hinunter auf das Meer. Dort konnte sie Mallalai sehen, wie er einen Bogen schwamm. Sie flog ihm hinterher. Wusste nicht, was er vorhatte, doch sie folgte ihm. Immer darauf bedacht ihn zu sehen, über ihm zu bleiben, egal wie schwer ihre Schwingen wurden.


    Nach einigen Flügelschlägen konnte sie erkennten, dass er in Richtung Küstenlinie flog. Leicht lächelte sie. Sie war sich sicher, er würde es für sie tun, denn dort war der Wind und die Windströmungen anders als auf dem offenen Meer, hier würde sie gleiten können und ihre Schwingen ausruhen. Er wurde schneller unter der Wasseroberfläche, doch das war hier nun einfacher ihr zu folgen. Dankbar lächelte sie in seine Richtung. Violet wusste nicht, ob er es sehen konnte, sie hoffte es. "Danke" sagte sie wirklich sehr dankbar in seine Richtung und flog weiter über ihm. Hier konnte sie sich auch etwas die Küstenlandschaft aus der Luft ansehen, konnte fremde Wesen sehen, doch keines war so interessant wie Mallalai, dem sie stetig weiter folgte.


    Sie wusste nicht, wie lange sie ihm schon folgte, sie wusste nur, dass sie es nicht bereute. Etwas tiefer flog sie nun, da hier die Wellen nicht so hoch waren. Nun war sie knapp über der Wasseroberfläche, allerdings immer darauf bedacht, nicht in die Nässe zu tauchen oder sie zu berühren.

    Violet glitt über das Meer, über die Wellen, wie Mallalai die Wellen teilte, teilte sie die Luft. Sanft lächelte sie, als sie sah, dass er sich umdrehte in der Hoffnung, dass er sie nicht davon jagen würde. Nein, das würde sie nicht mit sich machen lassen. Sie würde ihn weiter folgen, so weit sie ihre Schwingen tragen würden und sie vor Erschöpfung in das Nass sinken würde.


    Auch als das Meerwesen abtauchte konnte sie noch seinen Schatten von weit oben erkennen und ihm so folgen. Mit zügigen Flügelschlägen blieb sie auf einer Höhe mit ihm. Ihre Schwingen waren weit ausgebreitet und die Sonnenstrahlen drangen hindurch und liesen sie in verschiedenen Tönen erscheinen. Ihr langes Haar hing über den Schultern hinunter in Richtung Meer. Fragend blickte sie Mallalai an, als er sie ansah. Blickte er sie wütend an? Sie wusste es nicht. War da überhaupt eine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. Sie vermag es nicht zu sagen.


    Immer weiter und weiter folgte sie ihm auf das Meer hinaus. Der Wind trug sie wie die Wellen ihn trugen. Sie hatte noch immer ihre Schwingen ausgebreitet, nur wenige Schläge brauchte sie um auf den Luftströmungen entlang zu gleiten. Sie folgte ihm weiter und weiter. Er wirkte eine Anziehungskraft auf sie aus, die sie sich noch immer nicht erklären konnte. Also folgte sie ihrem Gefühl und so mit ihm, tief unter ihr.


    Etwas tiefer flog sie, aber noch in genügend Abstand zur Oberfläche des Meeres. Sie schüttelte ihren Kopf als er flüsterte. "Nein, ich möchte das sehen, wo du lebst" flüsterte sie zurück. Syreniae´ waren normalerweise nicht reiselustig, sie zog es nicht in die Ferne, doch bei Violet war es anders, sie wurde von der Fremde angezogen, vor allem das Meer zog sie an mehr als alles andere. Deswegen lebte sie auch alleine an der Klippe. Schon immer hatte das Meer eine Faszination auf sie und jetzt konnte sie dieser Faszination nachgehen. Hier, so knapp über der Meeroberfläche brauchte sie allerdings mehr Schwingenschläge und es ermüdete sie doch zusehns, also flog sie wieder etwas höher um auf den Windströmungen gleiten zu können und ihm folgen.

    Violet betrachtete Mallalai. Sanft berührte sie seine Haare. Sie fühlten sich weich und fremdartig an, fast wie nasser Sand so weich. Sie war fasziniert von dem Wesen. Als er ihr Handgelenk berührte und umfasste wusste sie nicht recht, was sie getan hatte. Für sie kam diese Bewegung sehr unerwartet. Verdutzt sah sie auf ihr Handgelenk dann auf seine langen Finger. Langsam öffnete sie ihre Hand und lies seine Haare zwischen ihren Fingern entgleiten. Zu ihrer totalen Verwirrung entfernte er sich auch noch. Ziemlich verwirrt betrachtete Violet das Meerwesen, sie verstand nicht, was sie falsch gemacht haben sollte. Nun sah er an ihr vorbei, zum Horizont hin. Sie drehte den Kopf und sah das weite Meer. Dann verstand sie.


    "Das Meer ruft dich?" fragte sie vorsichtig. Violet sah, dass Mallalai sie anlächelte und das berührte ihr Herz, sein Gesicht war so sanft so filigran und dieses Lächeln gab ihm etwas warmes, etwas nahbares. "Darf ich dich begleiten?" fragte sie dann. Sie, Violet Nissa, wollte ihr Land verlassen und reisen, wollte dem fremden Meerwesen folgen, wollte sehen, wo und wie er lebte, wollte ihn begleiten.


    Violet sah Mallalai nach, wie er durch die Wellen glitt. Sie richtete sich auf, breitete ihre Schwingen aus, schüttelte die lila Pracht aus, dass der Sand herunterfiel. Violet erhob sich in die Luft, ihre Schwingen trugen sie leicht in die Lüfte und sie flog zu ihrer Ziege, die sie schnell noch nach oben trieb, dass sie auf den saftigen Wiesen grasen konnte. Ihre Nachbarn würden sich sicher des Tieres annehmen.
    Dann durchschnitten Violets Flügel die Lüfte erneut und sie flog dem Meerwesen hinterher. Er war noch zu erkennen, jedoch nur noch sehr schwach. So flog sie etwas tiefer, dass sie ihn besser sehen konnte, besser vermuten konnte, wo Mallalai schwamm. Nun flog sie etwas über der Meeresoberfläche. Immerwieder musste sie etwas an Höhe gewinnen, damit die Wellen sie nicht erwischten, doch dann flog sie wieder tiefer, sie wollte ihn nicht verlieren. Viele Flügelschläge brauchte sie nicht, sie glitt mehr auf den Winden entlang. Wie er auf den Wellen glitt, glitt sie in der Luft. So verbrauchte sie auch nicht viel Energie.

    Violet verstand, dass der Meereself wohl nicht viele Worte brauchte, sondern ihm kleine Gesten genügten, wenn überhaupt. So entschied, wenn überhaupt mit ihm durch Gesten zu kommunizieren, auch wenn es ihr sicherlich schwerfallen würde. Sie wollte ihm aber durch ihre Worte keine Angst machen. Sie passte sich ihm an.




    An seiner Geste, wie er zu Boden sah, erkannte sie, oder sie hoffte zumindest richtig zu deuten, dass sie ihn anfassen durfte. Violet kniete sich hin und rutschte etwas näher an Mallalai heran, so dass sie besser in seine Haare greifen konnte. Ihre Schwingen hatte sie ausgebreitet, dass sie trocknen konnten, während die untersten sich mit Sand vermischten und dieser sie leicht verklebte. Doch darum würde sie sich kümmern, wenn sie sich hinstellen würde. Jetzt jedoch war ihre Neugierde größer. Sie wollte diese Haare berühren und sich näher betrachten.




    Vorsichtig streckte sie ihren schlanken Arm aus, im immer die Möglichkeit gebend zurück zu weichen, wenn er es nun doch nicht wollte. Die schlanken Finger Violets berührten erst sanft eine Strähne seines Haares. Es fühlte sich so ganz anders an als ihres. Zaghaft glitten ihrer Finger durch das Haar, das so fremd war, wie er selbst. Violet schloss ihre Augen, und wollte nur fühlen, gar nicht viel sehen, von der Schönheit die sie gerade berührte. Als sie etwas anderes als das Haar fühlte öffnete sie ihre Augen wieder um zu sehen, was sie da berührte, es war eine Muschel, die sich im Haar befand. Auch diese befühlte sie ausgiebig. Es war wie eine Muschel, die sie ab und an am Strand fand, und doch fühlte sie sich so ganz anders an, so lebendig.




    Eine Strähne ergriff Violet und hob sie leicht an und betrachtete sie sich genau. Ob sie daran riechen durfte? Es interessierte sie, wie es roch, doch sie traute sich nicht. So sah sie Mallalai fragend an, zog die Strähne vorsichtig in ihre Richtung und rutschte noch etwas näher an ihn heran, dass sie die Strähne nicht so weit ziehen musste.




    Ihre andere Hand legte sie offen auf ihre Oberschenkel, dass wenn er wollte, dass er sie berühren konnte und auch dass er sah, dass von ihr keine Gefahr ausging. Sie wollte ihm einfach zeigen, dass sie nur neugierig war, und keine Gefahr. Sie würde ihm gestatten sie anfzufassen, ohne dass er fragen musste. Er dürfte es einfach so tun. Sie hoffte, dass er das wusste, sprechen wollte sie in diesem Moment nicht, um ihn nicht zu zerstören, dafür war er ihr zu schön.

    Nach dem Hustenanfall blickte Violet in das Gesicht von Mallalai. Sie überlegte ob er lächelte, sie lächelte ihn auf jeden fall freundlich an. Sie war ihm dankbar, dass er sie aus dem Wasser gerettet hatte. Endlich lies auch der Husten nach und sie kniete sich in den Sand ihm gegenüber. Leicht legte sie ihren Kopf schräg und breitete ihre Schwingen aus, dass sie trockneten. An den Federn sammelten sich die Wassertropfen wie kleine Perlen. Sanft lächelte Violet noch immer das Meerwesen an. Ihre Haare fielen über meine Schultern in langen Wellen, durch das Nass etwas dunkler als zuvor aber noch immer kupferfarben. Die Augen mit denen Violet Mallalai ansah waren offen und in ihrer Iris war neben dem Grün noch ein paar vereinzelte blaue Stellen auszumachen. Es schien, als würden ihre Augen leuchten vor Dankbarkeit, die sie dem Meerwesen gegenüber verdankte. Er hatte ihr schließlich das Leben gerettet.




    Violet sah Mallalai an und überlegte wie sie ihm danken konnte. "Ich danke dir" sagte sie leise und sanft. Ihre Stimme war noch etwas rauh vom Husten, aber mit jedem Wort wurde sie wie die Stimme zuvor. Während sie sprach machte sie eine Geste um ihre Worte zu unterstützen. Bei dem Wort "danke" nahm sie ihre Hände und legte sich auf ihre Schultern. Es sah so aus als würde sie sich umarmen. Sie hoffte Mallalai würde sie verstehen. Während sie beim Wort "dir" diese Umarmung wieder öffnet, ihre Handinnenflächen zeigten dabei auf den Meerelfen. Ihre Hände legte sie sich dann in den Schoß mit der Innenfläche nach außen, dass er sie sah. Sie wollte mehr mit ihm sprechen, doch traute sie sich nicht, sie wollte ihn nicht erschrecken.




    Wie Mallalai ihr gegenüber saß verspürte sie erneut den Drang ihn zu berühren. Ihre Hand zuckte leicht hoch, legte sich dann jedoch wieder in ihren Schoß. "Ich würde gerne deine Haare berühren" sagte dann Violet doch mit ihrem ganzen Mut. Um ihm ihre Worte zu verdeutlichen strich sie sich über ihre langen Haare, nahm eine Strähne in die Hand und hielt sie ihm entgegen. Glücklicherweise waren ihre Haar lang genug und sie würden bis zu ihm reichen, ohne dass sie an ihrer Kopfhaut zogen. Violet hielt ihm die Strähne hin und wartete auf seine Reaktion, und ob er verstand, was sie von ihm möchte.

    Das Wasser umfing Violet und sie sankt immer tiefer in dieses nasse Element. Es brennte in ihren Augen und so schloss sie diese. Sie bekam keine Luft mehr und ihr wurde ganz schwindelig im Kopf. Sie wusste nicht mehr wo oben und unten war. Sie verlor jegliche Orientierung. Ihre Schwingen zogen sie immer tiefer und tiefer. Zumindest kam es ihr so vor. Es war eine Unendlichkeit die sie sank, doch dann spürte sie wie etwas ihre Hand packte und zu sich zog. Alles in ihr schrie danach, dass sie Luft brauchte. Sie hoffte er würde verstehen, und sie an Land bringen, oder zumindest hoch heben, dass sie atmen konnte. Doch sie war unfähig zu sprechen oder sich auch nur irgendwie zu bewegen. Nur ihr Kopf arbeitete, ihr Körper hing schlaff da und konnte nur noch fühlen, was er tat.


    Violet spürte, wie er sie sanft in seine Arme nahm und sich mit ihr bewegte. Wo brachte er sie nur hin? Was tat er mit ihr? Noch nie in ihrem Leben war sie jemanden so ausgeliefert wie in diesem moment diesem fremden Wesen. Er hielt sozusagen ihr Leben in Händen. Ob er das wusste? Sicherlich wusste er dies. Sie vertraute ihn, als sie so seinen Körper an ihrem spürte wusste sie, dass alles gut werden würde. Er würde ihr helfen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo auch ihr Kopf sich ausschaltete und sie viel in eine tiefe Ohnmacht.


    Wie von weitem hörte die Syreniae ihren Namen, von einer Stimme, die sie nicht kannte und doch hörte sie sich seltsam vertraut und warm an. Es war eine männliche Stimme. Dann stieg ihr ein Geruch aus Salz und Fisch in die Nase, welcher jedoch auch nicht unangenehm war. Am liebsten hätte sie noch mehr von dieser Stimme gehört und diesen Geruch gerochen, doch da kam auch schon ein anderer Reiz hinzu. Kein Reiz von außen wie die Stimme oder der Geruch, nein, dieser Reiz kam tief von innen aus ihr heraus. Sie musste husten. So musste sie diesem Drang nachgeben.


    Violet öffnete ihre Augen und sah gerade noch rechtzeitig, dass direkt vor ihrem Mund das Ohr von Mallalai war. Sie drehte den Kopf, dass sie ihn nicht direkt anhustete, das gehörte sich nämlich nicht.

    Violet berührte das Haar von Mallalai, es fühlte sich seltsam weich und so fremdartig an, wie dieses Wesen der Syreniae war. Vorsichtig strich sie durch das Haar, bis zu einer Muschel, gerade wollte sie diese Muschel etwas anheben und näher betrachten. Doch dann entfernte sich urplötzlich und für Violet aus heiterem Himmel sich die Strähne aus ihrer Hand. Sie konnte das Gesicht Mallalai´s nicht sehen, da sie hinter ihm war, sonst hätte sie vielleicht einiges erahnen können. Doch so war sie vollkommen fasziniert von diesen Haaren und abgelenkt. Doch nun waren diese Haare aus ihrer Reichweite. Irritiert sah sie das Meerwesen an.




    Violet spürte wie das Meer sich aufbäumte, doch war ihr unklar, warum dem so war. Ihr Blick ging nach oben und sie sah, wie Wellen über ihr zusammenschlugen. Sie spürte wie das Wasser ihre Federn durchnässte. Verzweifelt versuchte sie sich zu erheben um das Unabwendbare doch noch abzuwenden, doch sie konnte nicht. Ihre Schwingen waren bereits nass, genau wie ihr gesamter Körper. Die Syreniae blickte zu dem Meerwesen, konnte nicht seine Mine deuten. Ihre Augen weiteten sich vor Angst, Entsetzen und Panik. Ihre Hände streckten sich nach ihm um Halt zu finden, um nicht ganz unterzugehen, doch das Wasser druchflutete immerweiter ihre Schwingen und beschwerte sie so. Ihre Federn hingen schwer nach unten gezogen, zogen sie mit sich ins Wasser.




    "Hilf mir bitte" kam es aus Violets Mund, sie wusste, sie konnte sich im Wasser nicht so bewegen wie ein Meerwesen, sie wusste, sie war dem Untergang geweiht. Dieses Wesen vor ihr, das sie nach ihren Erfahrungen nach nicht verstehen konnte, war ihre einzige Rettung. Doch würde es ihr helfen? Würde es verstehen, in welcher Not sie sich befand. Sie wusste es nicht, sie konnte nur hoffen, dass er sie verstand, dass er ihr helfen würde. Ihre Augen weiteten sich noch einmal, blickten hilfesuchend zu Mallalai, ehe das Salzwasser sich in ihren Augen ausbreitete und sie nur noch verschwommen ihre Umwelt wahrnehmen konnte. Noch immer hatte sie ihre Hände ausgestreckt nach dem Wesen, das eins war mit dem Wasser.


    Stück für Stück sank sie tiefer im Wasser. Ihre Schwingen waren zu schwer geworden um sie zu tragen oder dass sie sie bewegen konnte. Sie brachte nicht die Kraft auf, um sie zusammenzulegen, welches alleine ihr sicher schon hätte helfen können. Sie war zu schwach, zu überrascht von der Nässe, die sie so überfiel. Sie war noch nie im Wasser gewesen, was ihr jetzt sicher zum Verhängnis wurde. Innerlich scholt sie sich, dass sie das Schwimmen nicht geübt hatte, sie mied normalerweise das Wasser. Doch heute war alles anders gewesen.Um Violet herum war alles nur Wasser und dann schwarz. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie verlor sich im Wasser, verlor das Bewußtsein.


    Das Letzte an das sie dachte war das unbekannte Wesen, das sie nur berühren wollte, weil es so fremd war, so faszinierend. War diese Neugierde, diese Faszination nun der Untergang Violets, oder würde es noch eine Rettung für sie geben? Sie konnte sich das nicht beantworten, sie hoffte es.

    Violet wusste nicht, ob sie zurückweichen sollte vor Mallalai oder nicht. Erst dachte sie, er würde sie angreifen, als sie auf ihn zuflog, als sie ihn berührte reagierte er irgendwie verstört. Sie wusste nicht, ob er angst vor ihr hatte oder ob er glaubte sie könne ihn angreifen. Vorsichtig öffnete sie ihre Hand und gab seine Hand so frei. Dann tat er etwas, was sie auch nicht verstand, Er tauchte die Feder unter und sah sie an. Die Syreniae verstand nicht, was er ihr damit sagen wollte. "Ich verstehe dich nicht", kam es aus ihrem Mund sanft und sehr melodisch. Sie war der Meinung, er wollte ihr etwas mitteilen, doch aus seinem Mund kam nur etwas, das sich anhörte wie ein Pfiff.




    Auch dass er etwas mehr ins Wasser eingetaucht war irritierte sie sehr. In ihren Augen spiegelte sich ihre Verwirrtheit. Sie wusste nicht, ob sie flüchten sollte oder etwas weiter auf ihn zufliegen. Nach unendlichen Sekunden des Überlegens kam sie zu dem Entschluss einmal um ihn herum zu fliegen, damit sie sich seine Haare etwas besser ansehen könne. "Bitte hab keine Angst vor mir", sprach Violet beruhigend. "Ich würde nur gerne deine Haare berühren." sagte sie und fasste sich an die Haare und deutete dann auf ihn, damit er besser verstehen konnte, was sie vor hatte. Dann schwebte sie langsam um ihn herum und streckte ihre schlanken Finger nach ihm aus, damit sie ihn berühren konnte.Vorsichtig berührte sie eine Strähne mit einer Muschel mit ihren Fingern und griff in das Haar.

    Violet stand am Strand und sah hinaus aufs Meer. Würde das unbekannte Wesen auf sie zu kommen oder würde es im Meer verschwinden wie es aufgetaucht war? Ihr Herz schlug schnell, so unendlich schnell, so schnell hat es noch nie geschlagen. Dann sah sie das Wesen. Es bewegte sich. Kurz schien es ihr, als würde ihr Herz einen Schlag ausetzen, nur um dann noch schneller weiterzu schlagen. Das Wesen kam auf sie zu und es hielt etwas in seiner Hand. Nun war es so nah, dass es für Violet aussah, als würde es aus dem Wasser direkt wachsen. Größer und größer wurde der Unbekannte. Im Gegensatz zu ihm fühlte sich die Syreniae klein, sehr klein. Er sprach das unbekannte Wort, das wohl sein Name war erneut aus, wie wenn er ihr sagen wolle, dass sie etwas falsch ausgesprochen habe. Er sprach es hart aus, es war wie wenn er von Violet forderte, dass sie es richtig wiederholen sollte.




    "Ma-la-la-i" spracht Violet das Wort aus. Sanft und gefühlvoll sprach sie jede einzelne Silbe, jede einzelne sehr melodisch gesprochen, fast gesungen. Aber auch nicht so sanft wie ihr letztes Gehauchtes, als er noch im Wasser weit weg von ihr war. Sie wollte ihn nicht verletzen, schon gar nicht, weil sie seinen Namen falsch aussprach, falls es sich bei dem Wort wirklich um seinen Namen handelte wie Violet vermutete. Also gab sie sich sehr viel Mühe.




    Fragend sah sie ihn an. Was hielt er da zwischen seinen Händen? Sie konnte es nicht gleich erkennen. Erst als er sich ihr näherte, erkannte sie, dass er ihre Feder zwischen seinen mit feinen Schwimmhäuten verbundenen Fingern hielt. Sie verstand nicht, was er damit ihr andeuten wollte. Wollte er, dass sie die Feder wieder nahm? Seine Haut war von feinen Schuppen bedeckt, das konnte sie nun sehr genau erkennen und die Syreniae verspürte nun noch mehr das Bedrüfnis ihn zu berühren.




    Er sagte etwas zu ihr und sie verstand nicht, was er meinte. Er hielt ihr nur die Feder entgegen und an seinem Blick und dieser Geste entnahm sie, dass er wollte, dass sie die Feder wieder nahm. Langsam breitete Violet ihre Schwingen aus, wie wenn sie gleich los fliegen wolle, doch das wollte sie nicht. Sie wollte ihm zeigen, dass sie noch sehr viele von den Federn hatte. Die Syreniae sah ihn an. Sie wusste nicht, ob er zuvor ihren Namen verstanden hatte so entschied sie sich, erneut einen Versuch zu starten, in Kommunikation mit ihm zu treten. "Violet" wiederholte sie und deutete dabei auf sich. "Ma-la-la-i" sprach sie sanft und deutete auf ihn. Ihr Gesicht erhellte sich und sie lächelte ihn freundlich an. Sie hoffte er würde sie verstehen.




    Ihn so in seiner Größe vor sich stehen zu sehen weckte in ihr das Bedrüfnis sich ihm zu nähern. Ihre Neugierde war stärker als die Angst vor dem Wasser, so dass sie sich leicht in die Luft erhob und auf ihm zu schwebte. Langsam überwand sie die Distanz zwischen ihm und ihr. Sie wollte, dass er die Feder behielt, sie war der Meinung sie habe ihm gefallen, denn sonst hätte er sie ja nicht berührt als sie über ihm schwebte. Kurz überlegte die Syreniae wie sie ihm zeigen könne, dass sie sich freuen würde, wenn er sie behalten würde. So griff sie sanft und unwahrscheinlich zärtlich nach seinen Händen und drückte sanft seine Finger zusammen, so dass sie die Feder wieder umschlossen. Durch ihre sanfte Berührung wurde auch ihre Neugierde gestillt, wie er sich anfühlt. Es war ein Erlebnis für ihre Finger. Er war so weich und doch rauh. Er fühlte sich so ganz anders an als ihre Haut, seine Haut war schuppig, aber nicht unangenehm.




    Violet flog noch etwas auf ihn zu und drückte so sanft seinen Arm, so dass er ihn anwinkeln musste. Die Faust mit der umschlossenen Feder legte sie auf seine Brust. Innständig hoffte die Syreniae dass er verstand, dass sie ihm diese Feder schenkte. Es war ihr Geschenk an ihn. "Für Sie" sagte sie sanft leise dahin geflüstert. Sie wollte ihn nicht erschrecken. Sanft wollte sie zu ihm sein.




    Wie sie so vor ihm schwebte fiel ihr auf, wie groß er war und wie klein sie doch war. Violet wusste nicht, ob sie vor ihm zurückweichen und angst haben sollte, oder ob sie vielleicht doch seine Haare berühren dürfte. Wie sich seine Haut anfühlte wusste sie ja nun durch dir Berührung an seiner Hand, aber seine Haare faszinierten sie noch viel mehr. Es schien so, als würden manche dieser Muscheln, die in seinen Haaren sich befanden, leben. Sie lies die Hand auf seiner liegen, die an seiner Brust lag. Aufmerksam und offen sah die Syrenia Mallalai an und wartete auf eine Reaktion von ihm.

    Noch immer schwebte Violet um den Unbekannten herum und sah ihn an. Er sah so fremd aus und doch zog er sie an. Sie konnte es sich nicht erklären, was es war. War es die Neugierde nach dem Neuen, nach dem Unbekannten? Hätte man sie befragt, sie hätte es nicht beantworten können. Sie wusste nur, dass sie am liebsten dieses Haar einmal berührt. Ihre schlanken Arme bewegten sich auch langsam auf das Wesen zu. Es war eine sehr sehr langsame Bewegung, kaum wahrnehmbar und doch näherte sich ihre schlanken Finger stetig seinem Kopf entgegen. Ihre Finger wahren sehr feingliedrig, fast wie die Feder ihrer Schwingen. Kurz bevor sie den Kopf berühren hatte können, zog sie ihrer Finger aber wieder zurück. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie dies nicht tun solle, dass dies nicht höflich sei. Sie sollte ihn wengistens vorher um Erlaubnis fragen. Doch wie sollte sie dies tun? Verstand er sie überhaupt?




    Überrascht sah Violet das Wesen unter ihr an. Es brachte etwas aus seinem Mund heraus, etwas, das wohl sein Name war. "Ma-la-la?" sprach sie das nach, wie sie es verstanden hatte sehr sanft und melodisch. Jede einzelne Silbe formte ihre Lippen einzeln. Dabei sah ihn fragend an. Sie wollte wissen, ob sie es richtig ausgesprochen hatte.



    Während die Syreniae das ihr unbekannte Wort, wenn es ein Wort denn sei, aussprach berührte sie etwas an der Spitze ihrer Schwinge. Es fühlte sich sanft und zärtlich an, was sie da berührte, und doch genügte es, dass sie hochschreckte. Wie wild begann sie mit den Flügeln zu schlagen, hoch empor in die Luft in ihr Element. Dabei fiel die Feder aus, die gerade berührt wurde, dies machte Violet jedoch nichts aus. Sie wollte nur weg von diesem Element, das nicht ihres war. Das Wesen unter ihr drehte sich im Wasser. Was es da tat, sah für Violet aus, als würde es tanzen, oder wollte es sie angreifen? Sie war sich nicht sicher. Was war, wenn das Wesen aus dem Wasser kam und sie in das nasse Element hineinzog? Es wär ihr sicherer Untergang, sie konnte sich dort nicht bewegen. So flüchtete sie aus seiner Reichweite aber noch nahe genug um das Wesen zu beobachent. In der Nähe gab es einen Strand dort lies sie sich sanft wie eine Feder nieder. Immer darauf achtend, dass ihre Füße nicht nass wurden stand sie am weißen Sandstrand und sah auf das Meer, dort wo gerade noch dieses Wesen war. Violet war sich nicht sicher, ob es zu ihr kommen würde, aber sie wollte auch nicht einfach verschwinden, dafür war sie zu neugierig. Sie wollte doch diese Haare berühren. Es hatte sie berührt, und es war nicht unangenehm, es fühlte sie sogar angenehm an. Anders als sie es gedacht hätte, aber sie war nun einmal schreckhaft und so hatte sie vielleicht anders reagiert wie dieses Wesen gedacht hatte. Sie war scheu, aber auf der anderen Seite sehr neugierig nach diesem "Ma-la-la".




    Ihre Zunge war zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Sprache. Das konnte die Syreniae nicht begreifen, und so versuchte sie zu sprechen, doch alles was dabei heraus kam, war ein leises, fast geflüstertes, ja sogar gehauchtes, "Ma-la-la" das der Wind davon trug über das Meer.

    Noch immer sah Violet das fremdartige Wesen an. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas gesehen. Fasziniert sah sie es an. Dann regte es sich. Violet wich noch ein Stück weiter und presste ihre Schwingen an den Felsen, zuckte jedoch sofort wieder nach vorne, da sie das nicht leiden konnte. Nur schwer konnte sie wieder Halt auf dem Felsvorsprung finden.



    Das Wesen richtete sich auf, fasziniert sah die Syreniae zu, wie er sich aus dem Wasser erhob. So elegant. Er war eins mit diesem Element, das ihr so vollkommen fremd war. Violet konnte die zarten Schuppen sehen, die seinen großen schlanken Körper bedeckten, sie schimmerten silbrig-blau. In seinen langen Haaren waren kleine Perlen und Muscheln geflochten, es klang fast wie eine Melodie, wie diese aneinander schlugen, als er auftauchte. Die Syreniae lauschte diesem Geräusch und summte leise mit. Es war eine perfekte Harmonie von ihrem leisen Summen und seinen Perlen. Seine Haare waren so anders als ihre, sie waren tiefblau und seidenweiss. Violets Hand griff in ihr Haar und hob es leicht an. Sie wusste dass sie eine Haarfarbe hatte, die selten war. Aber seine sah in ihren Augen noch seltsamer aus. Leicht legte die Syreniae ihren Kopf schräg und blickte von sich zu ihm und wieder zurück. Er war so schlank und so feingliedrig, von anmutiger Schönheit wie Violet fand. Gegenüber ihr müsse er ein Riese sein. Sie war der Meinung, noch nie etwas so schönes gesehen zu haben. Fasziniert glitt ihr Blick über seinen Körper. Sein Körperbau war sehr sehnig, aber nicht unangenehm.



    Violet trat einen Schritt nach vorne und begann ihre Schwingen leicht zu bewegen. Es war eine leichte anmutige Bewegung, nur eine sehr sehr sanfte. Ihre Federn bewegten sich durch den Wind und die Bewegung. Sie flog nun in Richtung des unbekannten Wesens, es war eher ein Schweben, als ein Fliegen. Sie umschwebte es und betrachtete es weiter neugierig. Fast hätte sie ihn berühren können, wenn sie ihre schlanken Arme und Finger nach ihm ausgestreckt hätte. Der Meerelf trug um den Hals eine feingliedrige Kette. An ihr hing ein seltsam geformter Muschelanhänger. Nur sehr schwer konnte sich Violet zurüchhalten, den Drang diese zu berühren, nicht nachzugeben.



    Die Syreniae blickte den Unbekannten offen und neugierig weiter an, nun schwebte sie vor ihm und sah ihn weiterhin an. Ihre Schwingen
    bewegten sich nur leicht, so dass es schien, als würde sie in der Luft stehen„Guten Tag, mein Name ist Violet Nissa“, stellte sie sich höflich vor. Ihre Stimme klang sehr melodisch und harmonisch. Dabei deutete sie mit ihrer Hand auf sich, als sie ihren Namen nannte. „Und wer bist du?“ fragte sie durchaus höflich, dabei öffnete sie bei „du“ ihre Hand in seine Richtung. Sie wusste nicht, ob er sie verstand. Er hatte bis jetzt ja noch nichts zu ihr gesagt, und so war es ihr unklar, ob sie die selbe Sprache sprachen oder nicht.

    Am Felsvorsprung stand noch immer Violet und sang erneut ein Lied. Ihre Stimme war voller Sehnsucht, genau wie dieses Lied, das von der Liebe zwischen zwei Elfen handelte, die sich nicht lieben durften. Sie sang von der Sehnsucht der Frau, nach dem Mann, den sie liebte und nun so weit entfernt von ihr war. Auch Violet sehnte sich nach einem Mann, der sie liebt, der sie auf Händen trägt und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen würde. Diese Hoffnung hatte sie, auch wenn sie mehr und mehr glaubte, dass es eine Träumerei von ihr war.




    Erneut erklang die Stimme der Syreniae weit über das Meer. Kurz dachte sie , etwas gesehen zu haben, dass da etwas im Wasser trieb, doch dann blinzelte sie und es war wieder verschwunden. Sie glaubte sich geirrt zu haben und so sang sie einfach unbeirrt weiter. Ihr Blick aber weiter auf die Weite des Meeres gerichtet, vielleicht würde sie noch einen erneute Bewegung wahrnehmen, die nicht zu der normalen Bewegung des Meeres gehörte.




    War da doch etwas? Ich sollte vielleicht nachsehen. Aber ich kann nicht einfach hinabtauchen, ich kann nicht schwimmen. Ich muss dann einfach hinuntersteigen und nachsehen.




    Violet hörte auf ihre Haare zu kämmen, sah ihrer Ziege nach, wie diese sich auf einem schmalen Weg auf dem Felsvorsprung entlang wieder nach oben bewegte. Sie überlegte ob sie dahin fliegen könne, wo noch eben die Ziege graste, jedoch empfand den Vorsprung etwas klein zum Landen, denn ihre breiten Flügel würden an den Felswänden hängenbleiben. Ihre Neugierde trieb sie an, dass sie sogar ihre Flügel etwas zusammen machte und langsam dem Weg der Ziege hinab in Richtung Wasser folgte. Die Ziege war inzwischen wieder oben angekommen und graste dort weiter.



    Der Gesang der Syreniae verstummte jedoch nicht. Jetzt sang sie ein Lied über eine junge Frau, die mutig in die Welt hinauszog und die verschiedensten Völker Belenars sah. Mit diesem Lied machte sie sich Mut, während sie immer tiefer kletterte, immer dem Meer näher kommend. Fast berührten die Wellen ihre nackten Füße. Ihre Schwingen breitete sie dann wieder aus um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, wie sie sich so mit der Brust an die Felsten gepresst weiter bewegte. Ihre Stimme versagte jedoch nicht, Violet sang weiter und weiter. Ihre Finger glitten über den Felsen und ihre Füße suchten vorsichtig Halt. Die Felswand wurde zunehmend glitschiger durch das Wassern.




    Nun hatte Violet den kleinen Felsvorsprung erreicht, auf dem sie die Ziege gesehen hatte. Langsam drehte sie sich um, dass sie auf das Meer sehen konnte. Kurz zuckte die Syreniae zusammen, als sie zwei silberne Augen entdeckte. Es war ein Meermensch mit silber-blauer Haut. Leicht legte Violet ihren Kopf zur Seite und betrachtete das fremdartige Wesen. Sie hatte noch nie einen Meermenschen gesehen. In ihrem Blick zeigten sich Neugierde, Überraschung und Verzückung. Verzückung darüber, dass sie noch nie jemanden gesehen hatte, der sie so faszinierte. Neugierde, da sie noch nie ein fremdes Wesen gesehen hatte, schon gar keinen Meermenschen. Überraschung, dass er zu ihrem Felsvorsprung hochsah.




    Ihre Stimme war verstummt. Stattdessen drehte sie immerwieder ihren Kopf und betrachtete den Mira´Tanar. Ihre Haare bewegten sich in leichten Wellen über ihre Schultern und Brüste. Die Sonne strahlte Violet an und lies sie in ihren Farben schillern. Sie überlegte noch, was sie als nächstes tun sollte, und entschied sich dafür, einfach nichts zu tun, als den Meermenschen anzusehen.