Beiträge von Khoor

    Azar spitzte die Ohren und schnaubte leise zum Zeichen, dass sich hinter der Wegbiegung etwas befand. Der Drak'khir belohnte seinen aufmerksamen Begleiter in dem er ihm kurz die behandschuhte Hand auf den Hals legte, schenkte der Sache aber keine allzu große Aufmerksamkeit - wähnte er doch das Goldgräberlager hinter der nächsten Flusskehre vor sich liegen zu sehen.
    Um so überraschter verhielt Khoor den Hengst als der nächste Flussabschnitt mitnichten den Anblick eines größeren befestigten Lagers bot sondern nur den eines freilaufenden zierlichen weißen Pferdes.


    Verwirrt sah der Drak'khir genauer hin. Das konnte doch wohl kaum ....... ? Nein, die Nymphe war in eine ganz andere Richtung davon geritten. Khoor runzelte die Stirn. Diese mickrigen Oberflächenpferde waren schwer auseinander zu halten - stellte er für sich fest. Den Hengst wieder in Bewegung gesetzt, ereilte ihn die nächste Überraschung. Eine zierliche blonde Frau gehörte offenbar zu dem Pferd und schien hier eine Rast eingelegt zu haben. Schon wieder eine Frau mutterseelen allein! Wobei..... warum war sie nicht weiter in das Lager geritten ? Und wo zur Hölle WAR dieses verfluchte Lager, das hier eigentlich sein sollte ?


    Er nahm den Hengst energischer zwischen Kandare und Beine, so dass der - wie gelernt - laut aufschnaubte und etwas Spektakel auf der Stelle machte. Khoor wollte der Frau Gelegenheit geben, ihn zu bemerken, um nicht unerwartet aufzutauchen und sie womöglich noch zu erschrecken. Er ließ Azar näher an sie herantreten, die waffenlosen Hände hoch genug haltend, dass die Frau sie sehen können sollte und in gebührendem Abstand mutierte das Streitross wieder zur Statue, während Khoor sich ehrerbietig vor der Fremden verneigte. Das musste genügen, denn weder Kapuze noch seine Gesichtsmaske gedachte Khoor abzunehmen. "Verzeiht die Störung Eurer Rast, verehrte Dame!" begann er höflich. "Mein Name ist Khoínoor Charad dek l'Bryre. Darf ich Euch um eine Auskunft ersuchen ?"

    Meinst Du, wir könnten loslegen ? Ja, oder ?
    Ich freu mich nämlich drauf, mit Dir zu spielen :):bounce:


    Und wenn doch noch wer Lust auf Einsteigen bekommen sollte, kriegen wir den schon noch irgendwie unter, meine ich.

    Soooo... nachdem ich nun selbst satte 6 Monate mit Abwesenheit 'geglänzt' habe und Ky in der Zeit wohl leider auch gar nicht hier war, habe ich sie mal auf Warteschleife geschrieben, so dass sie ggf wieder rein könnte, falls sie doch noch einmal die Spiellust überkommt.


    Hätte denn sonst jemand Interesse daran, in dem Thread mit einzusteigen ?


    Er spielt ca. 18 bis 20 Monate vor Heute.
    Falls jemand einen Char hat, der sich dort bei Miriador herumtreibt - mit oder ohne eigenes Anliegen, ganz wie beliebt - und Lust hätte, sich auch dort in der Geisterstadt ein bisschen zu gruseln :oops: , würde ich mich sehr freuen.


    Treffen könnte man sich ja dort in der Goldgräber-Ansiedlung - bin da aber auch für jede andere Möglichkeit offen.
    Und für Fragen natürlich auch :)

    Zwei Tage nachdem er auf Kyleja Beor getroffen war, verhielt Khoor seinen Braunen und ließ ihm die Zügel damit er in dem Flüsschen vor ihnen seinen Durst löschen konnte. Wenn er die Wegbeschreibung der Nymphe richtig im Kopf hatte, dann hatte er sein Ziel fast erreicht. Nur noch den Fluss überqueren und hinter der nächsten Wegbiegung sollte dann die Goldgräbersiedlung liegen, von der sie ihm erzählt hatte. Gedankenverloren starrte der Drak'khir auf den glänzenden dunkelbraunen Hals vor sich, immer noch unschlüssig, ob es nun erfreulich oder doch eher bedauerlich war, dass sich Kyleja's Weg dann doch so unerwartet schnell von dem seinen getrennt hatte. Unumgänglich war es selbstverständlich gewesen, nachdem sich heraus gestellt hatte, dass ihr Bekannter verschwunden war und in ernster Gefahr schwebte. Gemeinsam hatten sie die Hintergründe - soweit es möglich gewesen war - aufgedeckt und dann war Kyleja ohne auch nur das geringste Zögern aufgebrochen, um ihrem Freund zu Hilfe zu eilen. Wie die Ehre es gebot und es hatte Khoor mit so ziemlich jedem Fehltritt versöhnt, den die junge Nymphe sich in seiner Gegenwart geleistet hatte. Ein unmerkliches Lächeln zuckte über des Gesicht des Drak'khir als er die Zügel wieder aufnahm und den Hengst in den Fluß hinein dirigierte. Über zwei Tage in Gesellschaft einer Nymphe. Ob ihm das jemand glauben würde, wenn er es in Amadiye erzählte ?

    Recht leichtfüßig für seine massige Gestalt wich der Drak'khir der ersten Attacke zunächst einfach nur aus. Das Schwert beschrieb eine stählerne Bahn an ihm vorbei und der Schwung der Attacke trieb seinen Angreifer ein gutes Stück weit an ihm vorbei, wobei sich ein frustriertes Röcheln aus dessen Kehle löste. Im Hintergrund wogte die Menge, ihr bis zum finalen Stoß stetig angeschwollenes Raunen löste sich nun in vereinzelten 'ahhh' und 'ohhh' Rufen und Pfiffen auf, die hier und da das nach einem abrupten Stopp wieder abschwellende Gemurmel der unzähligen Stimmen durchbrachen. Als schmaler Schlitz standen die Pupillen in Khoor's Augen und zerlegten jede Bewegung seines Gegners in einzelne Bildsequenzen. Vergessen war der Übelkeit erregende Gestank dieses Ortes und der Leute, zitternd vibrierten die feinen Sinneszellen an seiner Zunge und sogen den Geruch des anderen tief in sich hinein und damit jede verdammte Information, die er über ihn bekommen konnte. Der erfahrene Krieger in ihm sah augenblicklich, wie ungeübt und umständlich der Andere agierte, beinah als hielte er zum allerersten Mal ein solches Schwert in der Hand. Stolpernd kam die Gestalt zum Stehen, brüllte auf und warf sich herum, um sogleich erneut auf Khoor los zu stürmen. Der Drak'khir stutze überrascht angesichts der Informationen, die ihm die Ausdünstungen der Gestalt zu trugen. Was... ?
    Brennender Schmerz am linken Hüftknochen und das sich kreischend überschlagende Gejohle der Zuschauer ließen Khoor zornig fauchen. Das schartige Schwert hatte seine Hose zerfetzt und ihm die Haut aufgerissen. Er konnte von Glück sagen, dass der Schlag viel zu schwächlich gewesen war, um tieferen Gewebeschaden anzurichten und vom Knochen gestoppt worden war. Die Wunde war nicht gefährlich, aber sie reizte Khoor und stachelte seine Wut an. Wut über diese Intrigen, Wut über die Wächter, den Abschaum auf den Rängen, die schmutzige dünne Frau vor ihm, die das Schwert gepackt hatte als wolle sie damit einen Teppich ausklopfen. Die Überraschung hatte ihn unaufmerksam werden lassen und er war einen Hauch zu kurz ausgewichen.
    Während die Frau wie irre schrie, vielleicht aus Triumphgefühl, und darum kämpfte, ihr Gleichgewicht für den nächsten Angriff zurück zu erlangen, kämpfte Khoor eisern darum, vor Wut über seine Unaufmerksamkeit nicht die Beherrschung zu verlieren und den blutroten Nebel zurück zu drängen, der schon wieder knapp hinter seinem Sichtfeld lauerte. Er ballte die schmerzenden Finger zu Fäusten, um die Klauen zurück zu halten, die sich aus seinen Nagelbetten schieben wollten, um der Lebensmüden da vor ihm die Kehle zu zerfetzen, wenn sie noch weitere dieser lächerlichen Angriffe wagen sollte.
    Dieses Mal waren seine Sinne ungetrübt und anstatt ihr auszuweichen, drehte er sich mühelos in ihre Bewegung hinein und packte sie fest an den Oberarmen. "Hör auf, Oberflächenweib!" brüllte er sie aus Leibeskräften an, ignorierte dabei eisern den widerlichen Gestank ihres Körpers und ihren nach Rauchkraut stinkenden, schweren Atem und schleuderte sie von sich fort. Sie flog gute zwei Meter durch die Luft und fiel schwer zu Boden. Der Drak'khir traute seinen Ohren kaum, als er ihr hysterisches Lachen vernahm, mit dem sie sich erstaunlich schnell wieder auf die Beine rappelte. "Nei-hein!" schrie sie ihn an. "Nei-hein, Du wirst mich nicht fressen, Monster!" und stürzte sich erneut mit dem Schwert auf ihn. "Sie haben es mir gesaaaaa..." der ausgemergelte Körper flog ihm entgegen. Doch Khoor war nun voll bei der Sache und auch die Worte dieser Wahnsinnigen vermochten daran nichts mehr zu ändern. Grob griff er nach ihr kaum dass sie nah genug war und hielt sie einem Schraubstock gleich vor sich fest, entwand ihr das Schwert und warf es fort. Ihr gewölbter Bauch verriet ihm, dass seine Sinne ihn nicht getrogen hatten. "Dasssss war eine Lüge, Menschenweib! Hör auf zu Kämpfen!" und stieß sie abermals von sich, so dass sie wieder im Sand der Arena landete.
    Fassungslos sah der Drak'khir zu, wie sie wieder auf die Füße kam und schreiend zu dem weggeworfenen Schwert hinüber taumelte. Wutentbrannt folgte er der Verrückten während die Arena um ihn herum im ohrenbetäubenden Kreischen der Zuschauer unter zu gehen schien....

    Khoor stoppte sein Kreiseln als erwieder dort angelangt war, wo er kurz zuvor noch selbst diesen Ort betreten hatte. Lanzen und gezückte Schwerter waren auf ihn gerichtet, nicht wirklich wachsam, aber da. Dahinter …... Khoor hatte den flüchtigen Eindruck von Betriebsamkeit. Rufe drangen an sein Ohr, das Klirren von Ketten und schweren Türen, die zu fielen. Vielleicht war sein Gegner noch auf dem Weg. Die Zeit sollte er nutzen.
    Das Raunen der Menge schwoll wieder an als Khoor unbeeindruckt, wenn auch in angespannter Haltung, umher zulaufen begann, geduckt und lauernd in die Menge und die Arena spähte,was ihm ein noch unheimlicheres Aussehen verlieh als schon seine bloßen rassetypischen Attribute es taten.
    Starr blickten die geschlitzten Pupillen umher. Der Drak'khir bewegte sich parallel zu den Ruinen, hinter deren Mauerwerk die Zellen lagen, auf den wuchtigen Turm zu, der mit dem Felsmassiv eine Spitze bildete. Der Sand war recht tief. Er würde schnelle Manöver behindern und bei langem Kampf an den Kräften zehren. Khoor musterte die Banner unterhalb der Balustrade, sie wogten sacht im Wind. Trocken. Sie würden mit etwas Nachhilfe gut brennen. Und zugleich wagemutige Wärter davon abhalten, in die Arenahinunter zu springen. Denn während Khoor langsam von diesem letzten Turm aus an der Außenmauer vorbei auf einen kleineren Turm zuschritt, sah er immer wieder auch Bewaffnete unter den Leuten, die sich dort oben drängten. Hier und da rief ihm jemand etwas zu. Gegenstände wurden geworfen. Münzen, wie Khoor missbilligend feststellte. Aber auch Tücher und verdorbene Lebensmittel.
    Was für ein erbärmlicher Haufen Oberflächler dort oben.


    Auch unten patrouillierten zwei bewaffnete Wärter an diesem Abschnitt der Mauer. Es würde kaum ein Problem sein, Fackeln aus den Vorrichtungen im Mauerwerk zu nehmen, jedenfalls nicht für einen zwei Meter großen Drak'khir – wenn diese ausgeschaltet oder anderweitig beschäftigt wären.
    Khoor zuckte urplötzlich heftig zusammen und verharrte, sein Blick hing an dem kleineren mittlerenTurm, versuchte, die steinerne Barriere zu durchdringen. Er fühlte die Berührung. Wie ein eiskalter Schatten, der ihn leichterschaudern ließ. Unwillkürlich wappnete er sich gegen den magischen Zugriff. Aber der blieb aus. Der eisige Moment wabberte an ihm vorbei, die Gewißheit blieb. Dort, irgendwo in diesem Turm,musste Swalmor sein. Ruckartig setzte Khoor seine Gliedmaßen wieder in Bewegung und ging weiter. Zwischenzeitlich hatte sich eine einzelne Stimme erhoben, wohl um die Menge auf das Bevorstehende einzustimmen. Die Worte übertönten ihr ständiges Wogen und Murmeln, trafen auch auf seine Ohren, doch er befand sie für belanglos und bemühte sich erst gar nicht, ihren Sinn und ihre Bedeutung zu verstehen obwohl er die Leute auf sie reagieren hörte mit „Ahhhs“ und Ohhhs“, Zwischenrufen und Lachen hier und dort. Verschwendung von Wahrnehmungskapazitäten, nichts weiter.


    Der Drak'khir begann sich stattdessenzu fragen, wie seine unerwartete Verbündete sich den Ausbruch wohlvorstellen mochte. Verwirrung und Ablenkung …. wenn sie etwas auftreiben konnte, dass dem Feuer Nahrung gab und seine Gier lodernd entfachen würde – ja.
    Aber wie sollte es dann wohl weiter gehen ?
    Khoor blieb etwa auf halber Höhe des zweiten Teils der Befestigungsmauer zwischen dem mittleren und dem letzten Turm stehen. Unzweifelhaft befand sich dort, zwischen diesem wieder sehr wuchtigen Tum und dem Felsmassiv das Eingangstor dieser Anlage. Halb zerstört und die Überreste der gewaltigen Torhälften und dieser Zerstörung waren dazu genutzt worden, es von dieser Seite aus zu verbarrikadieren. Schutt, Steine, Holz und scheinbar auch Unrat boten kein Durchkommen. Und um auf den breiten Gang hinter der Brüstung zu gelangen, war er nicht hoch genug. Auch dort oben entdecke Khoor Bogenschützen. Links neben ihm verlief immer noch gemauert die ruinöse Wand aus Stein, die ihm schon vom Weg aus den unterirdischen Gängen her bekannt war. Ob es dahinter noch etwas anderes gab als Zellen ? Räume ? Die vielleicht einen Fluchtweg boten ? Er konnte nur hoffen, dass die blasse Frau die Gegebenheiten sorgfältig ausspioniert hatte und wusste, was sie zu tun hatten.
    Ganz vorsichtig witterte Khoor in Richtung Tor. Der beissende Gestank des Haufens, der Leute und über allem der bestialische Geruch dieses Krauts, das hier alle zurauchen schienen, ließen ihn heftig zusammen zucken und den Mund augenblicklich wieder schließen. Nein - was er bislang gesehenhatte, war alles andere als vielversprechend für ein erfolgreiches Entkommen aus diesem Loch. Dennoch dachte der Drak'khir keine Sekunde lang daran, der weißen Frau und ihrem Vorhaben eine Absage zu erteilen. Ein Wort war ein Wort, es gab nichts anderes.


    Ein Hauch von Unruhe erfasste die riesenhafte Gestalt. Etwas hatte sich verändert.
    Das Summen und Brummen der Menge war verschwunden – fast totenstill war es urplötzlich in der Arena undKhoor fuhr herum als der erste Schrei.... ein Warnschrei, wie er fast erstaunt feststellte, sein Ohr erreichte. Einige Wärter hatten schon fast wieder den Eingang zu den Zellen erreicht.
    Und direkt auf ihn zu bewegte sich eine Gestalt, eine recht kleine Gestalt, mit beachtlicher Geschwindigkeit trotz des Sandes. Im flackernden Licht der Fackeln spiegelte sich das scharfe Metall eines Kurzschwerts und schien beinah ein Leuchten hinter seinem Wirbeln zu hinterlassen. Vor Dreck und Lumpen war ansonsten kaum etwas zu erkennen außer wirre braune Haare. Khoor's Körper reagierte ohne Zutun, alle Muskeln spannten sich, die Augenwaren nur noch schmale Schlitze und mit einer Leichtigkeit, die man ihm kaum zugetraut hätte, tänzelte er bedächtig auf der Stelle, um diese erste Attacke abzuwehren. Es hatte begonnen....

    Tolles Bild, Valea :up:


    Der Style war mir tatsächlich erst etwas zu hell. Sehr ungewohnt.
    Aber wenn man zwei drei Minütchen Geduld hat ........ :)
    Jetzt gerade für Khoor find ich ihn richtig richtig gut !!

    Das Lächeln der blassen Frau blieb gezwungen. Es überraschte Khoor nicht. Wie lange mochte sie wohl schon nach ihrer Freiheit und ihrer Heimat dürsten ? Hier in diesem noch schäbigeren Loch in einer schäbigen Stadt, die diese Götter der Oberfläche wohl geschaffen haben mussten, um jedem vor Augen zu führen, dass man immer noch tiefer in den Abgrund sinken konnte, selbst wenn man es nicht glauben mochte.
    Sein Zorn glomm lauernd unter der Oberfläche seiner Beherrschung und Khoor konzentrierte sich bewusst auf die Informationen und Anweisungen, die die Meeresfrau ihm noch zuflüsterte. Er zischte ein wenig, weil sie bezüglich der Stoffe eher schnippisch als präzise antwortete, und fixierte sie. Die Umschreibung, wie sie an Öl zu kommen gedachte, entlockte dem Drak'khir ein halbes Lächeln, auch wenn ihm bei ihren Lockerungsübungen erneut auffiel, dass sie bis in die letzte Haarspitze hinein durchtrainiert war. Er kam jedoch nicht mehr zu einer Erwiderung, denn jenseits der Mauer brandete das Geschrei der Menge auf und lenkte die Aufmerksamkeit des Drak'khirs auf sich. Stumm lauschte er den sich wie irre überschlagenden Stimmen, hier und da glaubte er einzelne Schreie wie 'Tod' oder 'Abstechen' heraus zu hören, war sich aber nicht sicher. In den tosenden Lärm hinein kamen vom Ausgang in die Arena her Schritte auf die Verließe zu. Und Khoor würdigte seine Verbündete keines Blickes mehr. Vier Mann blieben vor seiner Zelle stehen und Khoor starrte erneut in leblose Augen hinein. Nur einer war normal und wirkte in seinem zappeligen Gehabe im Vergleich zu den marionettenhaften Bewegungen der anderen Drei fast als habe er den Verstand verloren. Der Drak'khir erkannte den vorlauten Bengel, der schon bei der Essensausgabe dabei gewesen war. Die Schlüssel öffneten das massive Vorhängeschloss und die Wachen traten ein. Khoor's finsterer Blick heftete sich auf den Boden, aber er gab keinen Laut von sich und ließ die Männer gewähren, die ihm abermals Handschellen und ein Halseisen anlegten. Danach tastete einer der Drei ihn auf versteckte Gegenstände ab, was Khoor mehr überraschte als erzürnte. Erst als er der Wache, die die Führkette des Halseisens in der Hand hatte, durch die Zellentür folgte, näherte sich der Mensch. Khoor rümpfte die Nase und bereute dies augenblicklich, denn ein stechender Schmerz fraß sich augenblicklich in seinen Schädel und Khoor hätte dem Hänfling dafür gern den Hals rum gedreht. Der Kerl stank abscheulich nach Schweiß und dem allgegenwärtigen Kraut, dass in dieser Stadt geraucht wurde. Seine Augen waren glasig und standen im völligen Gegensatz zu seiner euphorischen Stimme und den übertrieben Gesten. Er tätschelte Khoor's Schulter. "Du wirst mir heute einen Dienst leisten, Echsenmann. Nicht wahr ? Wir haben es extra für Dich ausgesucht." Er gluckste irre. "Was Leichtes." und übernahm dann zum ehrlichen Erstaunen des Drak'khir die Führung des kleinen Trupps. Khoor runzelte die Stirn. Wenn alle Wachen diesem dort ähnelten, dann sollte eine Flucht tatsächlich gut zu bewerkstelligen sein. Aber irgendwie glaubte er nicht so recht daran.


    Schon waren sie am Durchgang angelangt und hindurch getreten. Der Drak'khir blieb unwillkürlich stehen bei dem sich bietendem Anblick. 'Arena' war beileibe nicht der falsche Begriff für das, was da vor ihm lag. Eine große freie Fläche von Sand, um ragt von gewaltigen Trutzmauern mit drei wuchtigen Türmen. Auf der Balustrade, die an der Mauer entlang lief, tobte nun mit ohrenbetäubenden Geschrei die Menge. Allerdings nicht nach ihm - denn auf der Fläche waren Wachen noch damit beschäftigt, einen leblosen Körper mit Stricken fortzuziehen während ein halbnackter Mann mit einer Lanze herumsprang und in die Menge winkte - vier Wachen mit gezückten Schwertern im Schlepptau. Und jetzt sah Khoor auch, was seine Verbündete gemeint hatte. Große farbige Banner und Flaggen säumten die Mauern, zum Teil hingen sie bis von den Zinnen der Schießscharten hinab und der Drak'khir nickte zuckend. Stoffe!
    Im Kopf des Drak'khir legte sich ein Schalter um, hundertfach trainierte Dinge übernahmen die Regie in seinem Körper und blendeten zunächst das Gekreische der Menge aus. Die Echsenaugen verengten sich, bis von der Pupille nur noch ein kaum wahrnehmbarer Schlitz zu sehen war. Abgehackt zuckte der Kopf des Drak'khir umher, auf der Suche nach dem Magier. Wo mochte Swalmor stecken ? Er war hier, daran hatte Khoor keinerlei Zweifel. War hier, um sich das Spektakel von Hass, Wut, Euphorie und Todesangst nicht entgehen zu lassen. Es musste ein regelrechtes Festmahl für ihn sein. Khoor registriere kaum, dass der Lanzenmann fortgeführt wurde. Dafür zuckte er wie unter einem Peitschenhieb zusammen als sich unerwartet seine Handschellen öffneten. Er starrte in die Augen des Alten. Dem mit dem Kautabak, ebenfalls von der Essensausgabe. Der hielt seinen Blick, bevor er kopfschüttelnd mit Khoor's Handschellen von dannen zog. Die Spitze eines Schwertes war in Khoor's Rücken zu spüren, gerade so, dass sie leicht durch Hemd und Haut drang. Gedrungen wäre ..... So verspürte Khoor nur den Druck auf den Schuppen seiner Wirbelsäule. Keine Handschellen ....... aber anscheinend auch keine Waffen. Oder folgte hier noch irgendein Ritual, dass er nicht vorhersehen konnte ? Langsam trat er vor, in die Arena hinein. Der starre Blick suchte die erwähnten Fackeln, die seinem Körper bei jedem Schritt ein neues unheimliches Abbild auf dem sandigen Boden zudachten. Die Menge war verstummt bis auf einzelne Zwischenrufe, musterte ihn. Und er starrte zurück. Jedem einzelnen dieser tollwütigen Hunde hätte Khoor am Liebsten direkt in die Augen geblickt. Etwa in der Mitte der Fläche drehte er sich etwas ratlos um. Sollte hier nicht auch irgendwo ein Gegner stecken ?

    Einen Augenblick lang fragte Khoor sich ernsthaft, ob die bezaubernde junge Frau vor ihm wohl Gedanken lesen konnte. Fast kam es ihm so vor als er die gehauchten Worte nun doch noch hörte, nach denen er erst so vergeblich gesucht hatte. Aber gab es so etwas überhaupt ?
    Unwillig schüttelte der Drak'khir den unnützen Gedanken ab - was Kyleija zu dem Goldgräber berichtete, den sie im Sinn hatte, war hundertmal wichtiger im Moment.
    Er räusperte sich ein wenig verlegen und hasste das Gefühl. "Nein. Ich habe noch nicht einmal davon gehört, dass Miriardor eine solche unheimliche Anziehungskraft überhaupt ausüben könnte. Aber weil Ihr sagtet, Euer Bekannter glaubt, dass es die Geister sind, die ihn nicht gehen lassen ....." Khoor hob die Schultern ".... es ist vielleicht nicht besonders einfallsreich..." gab er zu "... aber dann sollten die Geister auch wissen, wie jemand aus ihrem Bann befreit werden kann. Man könnte sie fragen, meint Ihr nicht ?" Die Frage war dem Drak'khir ernst. "Spiegel und Schmuckstücke sagt Ihr ....." fuhr er gedankenverloren fort. Die Zweifel in der Stimme seiner schwarzhaarigen Begleiterin waren nicht zu überhören gewesen. Dann runzelte er die Stirn. "Wir sollten uns nicht davon abschrecken lassen, auch wenn es sich verrückt anhört, und für alle Fälle gerüstet sein. Es könnte nur schwierig sein, an solche Dinge aus der Stadt heran zu kommen. Oder habt Ihr Quellen, wo so etwas erworben werden könnte ? Bei den Goldsuchern vielleicht ?" Khoor fuhr sich mit der Hand über das Kinn. "Angeblich gibt es bestimmte Zeichen, mit denen man Geister bannen oder sich vor ihnen schützen kann. Sie werden mit Kreide gefertigt und können wohl auf allen möglichen Gegenständen oder auch auf dem Boden angebracht werden. Oder auch Amulette mit solchen Zeichen. Aber selbst wenn das wahr ist - ich habe keine Ahnung, wie solche Zeichen aussehen oder wie man an so etwas heran kommt. Ich hoffte auf die Erfahrung der Goldsucher mit diesen Dingen. Und auch darauf, dass manche von ihnen schon selbst den Geistern begegnet sind, vielleicht mit ihnen sogar sprachen und darüber sprechen würden. Sagte Euer Bekannter mal etwas in dieser Richtung zu Euch ?"

    Jenseits der Mauer waren die Geräusche angeschwollen. Ein ständiges Raunen, unterbrochen von Beifall und vereinzelten Ausrufen der Bewunderung oder der Überraschung verschafften der Menge dort draußen die Illusion als habe sie eine gemeinsame überlaute und verzerrte Stimme. Aber dem Drak'khir auch die Gewissheit, dass alle Aufmerksamkeit sich nach dort draußen orientierte und so wandte er den Blick nicht von der weißhaarigen Frau in der Nachbarzelle und wartete auf die Erklärung für die eigenartige Bezeichnung, die sie benutzt hatte.


    Sie wirkte fast ein wenig melancholisch als sie zu einer Erklärung ansetzte. Vor unerwarteter Überraschung weiteten sich Koor's Augen als sie zu sprechen begann. '..im trockenen Staub sonnenverbrannter Städte leben..' So ähnlich hätte er die Oberflächler durchaus auch beschreiben können. Auch wenn er gegen die Sonne an sich nichts einzuwenden hatte, obwohl er selbst sie natürlich noch nie gesehen hatte. Er war schließlich auf Beleriar geboren.
    In den grauen Augen stand Schmerz als sie weitersprach. Davon, dass auch sie kein Angehöriger dieser Welt war und deshalb von den Oberflächlern als Monster betrachtet wurde. In Khoor's Kopf überschlugen sich die Gedanken. Erst als sie mit allen Zeichen, dass sie das als bittere Ungerechtigkeit empfand, den schlanken Hals von ihren Haaren befreite und die blassen Häute, die kaum sichtbar waren, leise erzittern ließ, begriff der Drak'khir wirklich, was sie meinte. Und jetzt ergab auch dieses Wort einen Sinn. 'Trockenhäute.....'
    "Ihr seid ein Meeresgeschöpf." stellte er mit tonloser Stimme fest, just in dem Moment als die schlanke Frau dies bestätigte. Ihr Äußeres sagte ihm deswegen allerdings immer noch nichts. Die gängigen Arten der Oberflächler hatte er sich zwangsläufig aneignen müssen, die Meeresbewohner hatten allerdings keine Rolle gespielt in seiner Vorbereitung.


    '...dem Ozean geraubt...' sagte sie. Konnte es denn wirklich möglich sein, dass das alles kein Zufall war ? Dass sie ebenso Opfer einer falschen Anklage ........ nein, einer regelrechten Intrige in diesem Fall, geworden war ? Gut, er überragte die meisten Oberflächler um einiges - aber es hatte niemand gewusst, wie er aussah.
    Doch der Zwerg.
    Nein. Khoor wies den Gedanken entschieden von sich. Das hätte der Schmiedemeister nicht getan, da war er sich sicher.
    Wenn alles, was er erlebt hatte, inszeniert gewesen war - wieso dann die Überraschung bei Swalmor ? Oder hatte er nur einen Glückstreffer gelandet ? Wie kurios das alles war. Und wie bitter. Sie wurde als Monster gesehen - und war wahrscheinlich gar keines. Er war ein Monster von Geburt an, die Oberfläche hatte es nur vergessen. Und jetzt sollte er hier eines sein, weil er ungewöhnlich aussah ?
    Und sie ? Ihr hatte er in Gedanken Unrecht getan und spätestens jetzt stand er wohl in ihrer Schuld. Es beruhigte den Drak'khir, dass er ihr sein Wort bereits gegeben hatte.
    Khoor liebte seine Heimat, sein Volk. Es macht ihm nichts aus, in den kühlen Felsgewölben weit ab der Augen aller sonstigen Völker zu leben. Sie bargen ihre ganz eigene Schönheit und Wunder. Und trotzdem empfand er Unbehagen dabei, hier in dieses Verließ gesperrt zu sein. Auch, weil er der Sache selbst nur Unverständnis entgegen brachte - aber auch die Enge der Zelle war beklemmend.
    Aber sie ? Wie entsetzlich musste es für ein Wesen wie sie sein in einem Käfig eingesperrt zu sein, wo sie selbst die Kuppel über Beleriar als Einschränkung empfinden musste, wenn sie die unendliche Weite der Welt kannte ? Ohne Grund ?


    "Ein Wesen des Wassers will mit dem Feuer seine Freiheit erkämpfen ?", fragte er ohne eine Antwort zu erwarten. "Was ich tun kann, damit ihr wieder in Eurem Element und bei Eurem Volk leben könnt, will ich tun.", versicherte er ihr noch einmal. "Sagt, gibt es Fackeln, die nicht von Wachleuten gehalten werden ? Wie sind sie befestigt ? Und wo ? Und an welche Stoffe dachtet Ihr ?"
    Um die Panik unter den Leuten auszulösen, die sie für ihre Flucht benötigten, würden sie ein enorm großes Feuer brauchen. Flammen, die sehr schnell um sich griffen. Es würde also nichts nützen, einzelne Personen in Brand zu stecken. Das würde zwar für Verwirrung sorgen - aber für eine wirkliche Massenpanik war das allein zu wenig. "Kann man an Öl kommen ?" fragte er nachdenklich. "Waffenöl, oder etwas ähnliches ?"

    Sie schien sich immer noch absolut sicher zu sein, dass ihr Plan funktionieren würde und Khoor entspannte sich merklich. Nervosität schmälerte nur unnötig die Konzentration und fehlende Konzentration führte meist zu Fehlern. Das Adrenalin wurde da sein, wenn er es brauchte, das wusste er. Von hinten drang leises Jammern an seine Ohren und er sah sich danach um. Die engen Stäbe verhinderten den Blick auf das Geschehen, aber Khoor hatte den Eindruck, dass auf der anderen Seite der Käfige, ganz am Ende der Reihe, jemand gegen seinen Willen aus seiner Zelle gezogen wurde. Er zischte leise. Die sehnige weiße Frau stand mittlerweile ebenfalls am Gitter und sah zu der fackelbeleuchteten Öffnung hinüber. "Verstanden!" gab er leise aber mit fester Stimme zurück. Der Drak'khir kam gar nicht auf die Idee, seine Fluchtgenossin könnte seine Worte vergessen haben, dass er niemanden zur Belustigung einer Zuschauermeute töten würde. Oder seine Worte nicht ernst genommen haben.


    Sie trat nah zu ihm hin und wo Khoor sie nun so unmittelbar aus der Nähe sah, verfestigte sich beim Anblick ihres gestählten Körpers mit den geschmeidigen Bewegungen und den definierten Muskeln trotz des trennenden Gitters seine vorherige Einschätzung. Eine schnelle, wendige und ziemlich sicher präzise ....... nun ja - Killerin. Ein langer kräftezehrender Ringkampf war sicher nicht ihre Sache und lange festhalten konnte sie wohl auch kaum jemanden. Er sah wieder zu dem Durchgang hinüber, der gerade von einer Gruppe passiert wurde. Wärter erkannte er, aber mehr nicht. Dafür übertönten jetzt die Geräusche von draußen das unangenehme Pfeifen und Jaulen des Windes. Es klang tatsächlich als würde dort draußen eine größere Anzahl von Leuten jemandem zujubeln und Beifall klatschen. Grimmig nickte er zu den Worten der weißen Frau an seiner Seite. Eine Panikwelle klang vielsprechend, doch dann stolperte sein Verstand über etwas, was sie da gerade gesagt hatte. Langsam wandte er ihr den Kopf zu. "Trockenhäute ?" fragte er leise aber die Verwunderung in seiner Stimme war dennoch nicht zu überhören.

    Lange hatte Khoor die junge Frau angesehen - nicht unfreundlich aber auch ohne jedwede sonstige Gefühlsregung, die sich in seinem Gesicht abgezeichnet hätte. Seine Gedanken kreisten um die Frage, was ihre Worte zu bedeuten hatten. Ihr Lächeln war weder abweisend noch verstimmt - ganz im Gegenteil. Aber die Entschuldigung hatte sie nicht angenommen. Wie, glaubte sie, sollte dies wohl keinen Schatten über ihre Zusammenkunft werfen ? Er war sich nicht sicher, ob er sie nicht doch richtig eingeschätzt hatte. So verhielt es sich nun mal an der Oberfläche.
    Und dennoch schien der jungen Frau nicht an einem Zerwürfnis zu liegen. Sehr sonderbar.
    Khoor drängte sein Unverständnis darüber zurück und ließ das Thema fallen.
    Er war sicherlich doppelt so alt wie sie, vielleicht noch älter - er sollte Nachsicht mit ihr haben, wenn er schon gezwungen war, von seinem eigenen Verhaltenskodex nicht abweichen zu können.


    "Der Mann klingt exakt nach dem, was ich suche.", gab er stattdessen zu. "Er könnte idealer nicht sein, um es ganz genau zu sagen. Bitte glaubt mir, dass Ich Eure Überzeugungskünste nicht in Zweifel ziehen wollte. Ich möchte nur niemand gegen seinen Willen zu etwas zwingen, wenn es nicht unumgänglich ist."
    Wie könnte er auch ? Wenn es so etwas wie die allübergreifende Furcht eines ganzen Volkes gab, dann war es die Furcht der Drak'khir davor, dass jemand erneut ihren Willen unterjochen und sie zu fremdbestimmten Geschöpfen mit fremdbestimmten Taten machte. Das einzige, das jeden Drak'khir zum erbarmungslosen Killer gegenüber demjenigen machen würde, der es versuchte. Nein, zwingen war keine Option für Khoor - solange es nicht gerade um sein eigenes Leben ging.
    "Glaubt Ihr, er könnte anders denken, wenn wir ihm anbieten, für ihn nach einem Weg zu suchen, Miriador endlich verlassen zu können ?" Die Situation, die die junge Frau von ihrem Bekannten beschrieben hatte, mutete Khoor an wie ein Albtraum. Vielleicht ließ sich der Mann damit locken und umstimmen.
    "Vielleicht kennt Euer Mann auch Möglichkeiten, wie man sich die Geister vom Leib halten kann. Wenn man es überhaupt kann.", fügte der Drak'khir stirnrunzelnd hinzu. "Meine diesbezüglich zusammengetragenen Auskünfte sind mehr als spärlich."

    Irgendwann sah er nicht mehr hin. Die Aneinanderreihung immer wieder neuer Phantasien des Grauens übertrafen jedes Bild, das man sich in seinen furchtbarsten Albträumen vielleicht ausmalen mochte - der Drak'khir musste sie nicht sehen. Es rief in ihm keine Abscheu hervor, keinen hehren Zorn gegen den oder die Verantwortlichen.
    Kein Rachegefühl, vielleicht nicht einmal mehr Mitleid strenggenommen. Es war ihm schlicht nicht möglich, die Bilder zu begreifen, ihnen irgendeinen Sinn zu zuordnen und das machte ihn fassungslos.
    Stumpf verharrte Khoor's Blick auf dem Rücken des Mannes, der ihn führte. Nur hin und wieder huschte er zu Boden, um einem Hindernis notdürftig auszuweichen.
    Hier eine Abzweigung, dort eine Kurve, gerade aus, eine Kehre, eine weitere Kreuzung, wieder gerade aus - aber dem untrüglichen unterirdischen Orientierungssinn des Drak'khir's war klar, dass es im Grunde nur stetig gerade aus ging. Aber dann hätte es wohl nicht genügend Platz gegeben, um hier unten beinah eine ganze Armee einsperren zu können.
    Vor einer massiven Tür kam der kleine Troß zum Stehen, dahinter führte eine Steintreppe wieder nach oben. Hin und wieder stieß einer der Wärter Khoor unsanft von hinten mit dem Knüppel an, da er mit seiner Fußfessel nicht schnell genug die Stufen hinauf kam. Khoor vergaß sein gereiztes Zähnefletschen über dem Anblick, der sich oben bot. Eine Art Gewölbedecke erstreckte sich über ihm, immer noch gewaltig und beeindruckend, obgleich der Zahn der Zeit unverkennbar an ihr und den eingezogenen Mauern genagt hatte. Hier und da waren Steine aus den Wänden gebrochen, fast alles war von Moos überwuchert und der Wind hatte feinkörnigen Sand längst in jede Ritze geweht, welche er erobern konnte.
    Jetzt allerdings wehten nur die gedämpfte Geräusche einer größeren Zahl von Leuten herein, die sich irgendwo auf der anderen Seite der Mauer befinden mussten. Dort musste diese "Arena" sein und Khoor fragte sich unwillkürlich, ob er diese Bezeichnung tatsächlich wörtlich zu nehmen hatte. Was war das hier für ein Bauwerk ?


    Fackelschein drang durch einen Ausgang weiter vor ihm, doch bevor der Zug diesen erreichen konnte, bog der Wächter mit seiner Kette in der Hand links um und führte Khoor in einen weiteren Käfig hinein, mit enger gesetzten Gitterstangen diesmal. Khoor erkannte, dass hier zahlreiche solcher Käfige nebeneinander standen. Fast alle waren besetzt, aber die Stäbe so eng, dass er unmöglich alle überblicken konnte. Anscheinend waren sie einst für wesentlich schmalere Insassen als Menschen gedacht gewesen. Zum Teil lagen ihre Insassen auch nur am Boden oder hatten sich in einer Ecke verkrochen soweit das möglich war. Aus den Augenwinkeln nahm der Drak'khir war, dass die blasse Frau nur einen Käfig weiter geführt und dann dort hinein entlassen wurde. Khoor ballte die Fäuste als der Wachmann mit dem leblosen Gesichtsausdruck die Kette vom Halseisen löste und die Zellentür hinter sich schloss. Er dreht sich um und starrte in die Nachbarzelle hinüber, wartete aber, bis auch bei der blassen Frau kein Wärter mehr in der Nähe war. Bislang hatte Khoor keine Ahnung, wie sie sich eine Flucht vorstellen mochte. Die einzige Option, die ihm in den Sinn kam, wäre die Überwältigung der Wachleute unten im Stollen gewesen. Riskant und gefährlich - Besessene waren nicht mit normalen Gegnern zu vergleichen - und wenn der Bann brach, würde der Dämon es spüren. Es würde also auch sehr schnell vonstatten gehen müssen. Möglich wäre es, aber es wäre auch mehr eine Verzweiflungstat als ein echter Plan. Und Khoor glaubte nicht, dass dies nicht auch seiner Partnerin wider Willen klar war.
    Er musterte sie unleidig, während er nah an das Gitter heran trat und in die Richtung sah, wo vermehrter Fackelschein den Durchbruch in der Mauer kennzeichnete. Was würde ihn dort erwarten ?
    "Worauf muss ich achten ? Ein bestimmtes Signal ? Und was tun ?", fragte er leise zischend - dieses Mal ohne die Silberhaarige Frau anzusehen. Dies hier war nicht mehr der Ort für Höflichkeiten.

    Mit einem tiefen Nicken deutete Khoor jeweils eine Verneigung an, bevor er Becher und Brot von der schwarzhaarigen Frau entgegen nahm - auch wenn er bezüglich des Weins mit den Worten "Ich bitte Euch um Verzeihung, Kyleja Beor - ich würde Euren köstlichen Wein unter anderen Umständen niemals ablehnen. Aber glaubt mir bitte, dass es so unmittelbar nach einem Kampf besser ist, meine Sinne und meine Beherrschung nicht zu beeinträchtigen." höflich um Verständnis für die Ablehnung ihres Angebots bat. Stattdessen füllte er den Becher mit Wasser aus seinem Trinkschlauch.


    Nachdem Kyleja das Mahl sozusagen offiziell eröffnet hatte, bediente sich auch der Drak'khir an den bereitgelegten Sachen und schnitt Schinken für beide herunter. Bewusst reichte er seiner Begleiterin nichts, auch wenn er sich sicher war, dass der jungen Frau nicht bewusst war, dass sie ihn nach Drak'khir Gepflogenheiten gerade subtil und dezent zum Beischlaf aufgefordert hatte als sie ihm das Brot reichte. Und sie sich auch nichts dabei gedacht hätte, wenn er diese Geste erwidert hätte.
    Aber bei einer temperamentvollen, stolzen Drak'khir Dame konnte so ein Fauxpas leicht mit einem Dolch in der Hand des Unverschämten enden - und so war es wohl klüger, sich solche Gepflogenheiten der Oberflächler gar nicht erst zu eigen zu machen.
    Dennoch lag ein leises Schmunzeln auf Khoor's Gesicht, weil es ihn nachhaltig daran erinnerte, wie fremd er und diese schöne junge Frau sich waren. Aufmerksam lauschte er ihren Worten.
    Einmal zwischendrin wirkte sie beinah amüsiert als sie davon sprach, dass sie den betroffenen Goldgräber schon würde überzeugen können.


    "Fürchtet der Mann sich ?", fragte er nachdenklich nach. "Das habe ich von vielen gehört, die über die Stadt sprachen. Die Geister sollen den Lebenden nicht freundlich gesinnt sein. Und ich hörte auch, dass viele, die des Nachts die Stadt betraten, nie wieder gesehen wurden. Wenn Euer Mann sich zu sehr ängstigt - vielleicht kann er mir auch mit einer genauen Beschreibung der Örtlichkeiten und einer Karte weiterhelfen. Es soll sein Schaden nicht sein. Und besorgt Euch nicht, falls er sich nicht überzeugen lässt. Eure zwei Dukaten bekommt Ihr für Eure Führung, nicht für das Gebaren dieses Mannes." versicherte er ihr ernst. "Ich nehme Euer Angebot an."


    Die Freundlichkeit war dennoch auf Khoor's Zügen geblieben, auch wenn er die junge Frau noch einmal prüfend betrachtete, dann erneut in die Flammen blickte und bedächtig nickte. "Ich nehme auch Eure Entschuldigung an, Kyleja Beor. Ihr konntet nicht wissen, dass es für einen Angehörigen meines Volkes eine Unhöflichkeit ist. Mein Volk lebt seit sehr langer Zeit fast vollständig zurück gezogen von dem Leben hier auf Beleriar. Die Drak'khir achten die Tochter der Eriadne, die Herrin des gläsernen Turms, aber darüber hinaus leben wir in unserer eigenen Welt und vermeiden den Kontakt zu den anderen Völkern. Sie kennen uns oft nur noch als Legende - wenn sie überhaupt von uns wissen - und haben keinerlei Vorstellung von unseren Sitten und Gebräuchen. Ich hätte das berücksichtigen müssen."
    Ironischerweise schien die Oberfläche vergessen zu haben, wofür sein Volk einst gestanden hatte - Hass, Angst und Abscheu waren mit ihm in Vergessenheit geraten. Aber einfacher war es nicht geworden.
    Er sah die junge Frau wieder an. "Verzeiht Ihr mir meine Unbedachtheit, Kyleja Beor ?"

    Trotz ihrer jungen Jahre beruhigte Kyleja's Einschätzung den Drak'khir. Dann stand dem Eintritt dieser Wölfe in die nächste Welt auch nach Oberflächengesichtspunkten wohl nichts mehr im Weg.


    Beide wandten sich ab und Khoor nutzte die Gelegenheit, seinen Streitkolben einzusammeln. Er würde ihn am Morgen reinigen, nur den Dolch unterzog er bereits jetzt einer kurzen aber sehr gründlichen Reinigung im Wasser. Er nickte der schwarzhaarigen Frau zu als er ans Feuer trat und sich unweit neben ihr niederließ. "Sehr gern probiere ich Eure Früchte, Kyleja Beor.“ antwortete er ernst. "Leider kann ich Euch nichts aus meiner Heimat anbieten, weil ich schon zu lange unterwegs bin und meine Vorräte von dort längst aufgebraucht sind. Aber ich habe etwas Brot und Schinken.“ oder zumindest das, was sich hier oben so nannte – obwohl die kulinarische Seite der Oberfläche zwar ungewohnt war für Khoor – aber durchaus etwas, was überraschend selten seinen Unmut auf sich zog. "Und vor dem Wald hatte ich das Glück, einige schmackhafte Wurzeln zu finden. Das wäre, was ich zum Mahl beisteuern kann.“ erklärte er, nachdem er die besagten Sachen aus seinen Satteltaschen hervor geholt und jetzt zwischen ihnen ausbreitete, jedes Stück sorgfältig eingewickelt. "Verzeiht mir!“ sagte er automatisch und legte den frisch gesäuberten Dolch dazu, damit sich jeder bedienen konnte.


    Dann folgte sein Blick dem Kyleja's in die lodernden Flammen hinein und beobachtete gedankenverloren ihr Spiel aus eleganter Umschmeichelung, Tanz und dann wieder feuriger Abstossung voneinander, welche immer wieder knisternde Funken in die Schwärze der Nacht versprühten. "Ich wollte einen der Goldsucher anheuern, mich in die Stadt zu führen, weil ich hoffe, dass sie sich in den Ruinen gut genug auskennen, um mir die Stellen zu zeigen, wo ich des Nachts auf Geister treffen kann.“ setze Khoor nach einer Weile des Nachdenkens zum Sprechen an. "Ich dachte mir, dass ich diese Stellen des Nachts allein wiederfinden könnte, wenn ich den Weg dahin markiere. Kennt Ihr vielleicht jemanden, der dafür geeignet wäre, Kyleja Beor, und mich zu ihm bringen ? Und was würdet Ihr dafür verlangen – als Entlohnung ?“ Der Drak'khir betonte das letzte Wort unüberhörbar, aber seine tiefe sonore Stimme blieb dabei ruhig, ohne einen Anflug von Aggression oder Vorwurf darin. Sie würde sich an die gereizte Szene ebenso erinnern, wie er sich erinnerte. Sein Innerstes wehrte sich gegen Erklärungen jeglicher Art – aber dennoch hatte er sich dazu entschieden, ihr die Möglichkeit zu geben, ihm vielleicht ihren in seinen Augen ungehörigen Wissensdurst verständlich zu machen. Wenn es sie denn noch interessierte. Und ob dieser Wissensdurst dann Antworten rechtfertigte oder verdiente - das würde sich zeigen.

    Goldbraune Augen brannten sich in graue Iriden, die weiße Gefangene war kurz davor zu Antworten und Khoor brannte darauf, sie zu hören. Ein dumpfes Rumpeln hinter dem Drak'khir zerriss den Bann, der für Sekunden zwischen den beiden unterschiedlichen Wesen bestanden hatte und versiegelte ihr die Lippen. Vor Enttäuschung schlug Khoor die Fäuste kurz oberhalb seines Kopfes gegen die Gitterstäbe und schloss die Augen.


    Schritte drangen an seine Ohren. Von auffallend vielen Füßen und der Hüne wandte den Kopf zu ihnen hin. Sechs Wachen waren die Tür hinter seiner rechten Schulter herein getreten. Khoor zuckte nach kurzer Musterung innerlich vor ihnen zurück. Äußerlich war den Männern nichts anzusehen, auch wenn ihre einförmige Kleidung schon bessere Tage gesehen hatte. Aber ihre Gesichter. Und ihre Augen. Sie wirkten wie tot, Puppen ohne Gefühl und vielleicht sogar ohne Verstand. Und die Knüppel an ihren Gürteln waren Zeugnis, dass sie selbigen aus jedem widerspenstigem Gefangenen heraus prügelten, wenn es nötig war. Der Drak'khir trat von den Gitterstäben zurück. Lauernd betrachtete er die willenlosen Figuren und beobachtete, wie einer einen Sack auf den Zellengang entleerte und Handschellen, Ketten und Riemen einen Haufen bildeten.


    Sein Blick huschte zu seiner neuen Verbündeten, die ihm einen auffordernden Blick zu warf und dann den Männern, die zu ihr hingetreten waren, bereitwillig die Arme rücklings entgegen streckte. Khoor's Augen huschten zu seiner Zellentür. Dort warteten bereits zwei der Männer, der Schlüssel vor der Öffnung. Einer sah ihn durch die Stäbe an, ein vierter wandte sich gerade um. Khoor wappnete sich - aber auf der geistigen Ebene blieb jeder Anschlag aus. Die toten Augen sahen ihn an, aber es ging keine Macht von ihnen aus.
    Mit unwilligem Schnauben streckte der Drak'khir die Arme vor, den Männern entgegen. Es widerstrebte ihm zutiefst, aber mahnte sich, an seine Verbündete zu denken. Sie hatte seine Zusage - und die umfasste kein zusammengeprügeltes Wrack sondern einen Krieger. Besser, er vermied alles, was seinen Zorn nur unnötig anstacheln würde. Wenn er hier die Beherrschung verlor, würde es keine Arena geben.


    Der Mann vor ihm zeigte keinerlei Regung. Als habe er Khoor schon immer für diesen Marsch vorbereitet, entnahm er dem Haufen ein paar massive Handschellen und legte sie dem Drak'khir an. Mit einem weiteren Paar band er Khoor an das Gitter, der Schlüssel kreischte im Schloss. Der zweite Mann draussen reichte dem Drinnen zwei besonders große Handschellen mit langer Verbindungskette, mit welchen seine Oberarme kurz über den Rücken gefesselt wurden. Als die Fessel am Gitter sich öffnete, legte sich ein Kopfeisen um Khoor's Hals. Er knirschte mit den Zähnen, gab aber sonst keinen Laut von sich. Dermassen verkettet mutete das Seil, mit dem der vierte Mann Khoor's Schrittlänge begrenzte, fast lächerlich. Der erste hakte die Kette in das Halseisen und zog energisch daran. Mit hasserfüllten Augen folgte Khoor ihm wie es das Seil um die Knöchel zu ließ. Nicht einen Blick warf er der blassen Frau zu. Wehe, wenn sie keinen erfolgversprechenden Plan haben sollte - er würde ihr jeden einzelnen ihrer dürren Knochen brechen. Tief in seinem Inneren wusste Khoor, dass seine fiktiven Rachegedanken unsinnig waren, aber er brauchte etwas, worauf er seinen zutiefst verletzten Stolz lenken konnte, während er wie ein räudiger Hund hinter dem Wachmann her trippelte TRIPPELTE, denn zu mehr reichte das verfluchte Seil nicht. Scharf rechts ging es nach der Zellentür, zurück durch die Tür, durch die die Männer gekommen waren. Nicht einmal die höhlenartige Umgebung vermochte Khoor zu besänftigen, weder die massiven Felswände noch das vertraute dämmrige Licht, das nur unzulänglich von Fackeln erhellt wurden, die in großem Abstand an den Wänden befestigt waren. Khoor's Augen passten sich automatisch den Lichtverhältnissen an und so stolperte er zumindest nicht über Steine oder Knochen, die hier und da im Gang lagen. Er hatte den Eindruck als wenn es hinab ginge, tiefer in dieses Felsmassiv hinein.


    Irgendwann machte der Gang eine Kehre und jetzt konnte Khoor Einbuchtungen gegenüber den Fackeln erkennen. Aufmerksam sah er in die erste hinein als sein Trupp sie passierte. Seine Augen weiteten sich. An einem Gitter hing eine Gestalt. Es war nicht zu erkennen, ob sie menschlich war, ob sie Mann oder Frau war. Blutunterlaufene Augen starrten aus einem zerstörten Gesicht zu ihm hin, die verfilzten Haare klebten in Platten am Schädel und bekleidet war sie nur mit Fetzen. Keinen Laut gab sie von und das war vielleicht das Furchtbarste an ihr. Nichts als dieses Starren. Auch die weiteren Einbuchten offenbarten ein Sammelsurium an geschundenen Leibern und ihr armseliger Anblick vertrieb die Wut aus Khoor's Innerem. Was er sah, bestärkte sein Bild von Rhusstin Swalmor. Die Oberflächler waren intrigant und scheinheilig, ohne Ehrgefühl und es fiel Khoor schwer zu sehen, was sie einander anzutun imstande waren. Doch was er hier zu Gesicht bekam, sprengte an Grausamkeit jedes Vorstellungsvermögen. Das war nicht das Werk der Oberflächler, hier in den Gängen offenbarte sich dem Drak'khir die Anwesenheit von etwas Üblerem ....

    Sie reagierte. Khoor wusste selbst nicht, was er erwartet hatte – aber in ihren grauen Augen dieselbe Spur des Entsetzens erahnen zu können, dass auch seinen eigenen Rücken hinauf gekrochen kam, steigerte sein Unbehagen beim Gedanken an den Schwarzäugigen um ein Beträchtliches. Rhasstin Swalmor ….. der Name sagte ihm nichts. Vielleicht sollte ihn das ein klitzekleines bisschen erleichtern, denn dann war dieser – ja was eigentlich ? - zumindest nicht DAMALS zugegen gewesen. Oder jemand aus seiner Sippe nicht. DAS hätte Khoor gewusst. So wie jeder Drak'khir es gewusst hätte. Und wenn er den Namen geändert hatte ? Khoor fühlte, dass er den irrationalen Gedanken Einhalt gebieten musste. WENN dieser unwirkliche Oberbefehlshaber etwas wusste, dann würde er all seinen Verstand und seine Sinne benötigen, um ihm zu entkommen. Sein Gegenüber rettete ihn, denn sie bot einen höchst grotesken Anblick als ihre Zunge, wie das einzige noch Lebendige in ihrem zur Maske erstarrten Gesicht, ihre Lippen befeuchtete. Sie wusste mehr.


    Khoor's Augen schienen sie verschlingen zu wollen und er hielt unwillkürlich den Atem an. Der Schwarzäugige würde in dieser Arena sein …... Augenblicklich bereute Khoor den Entschluss, dort ebenfalls hin zu gehen. Es war mehr als nur ein unbestimmtes Gefühl, dass er diesem Mann eigentlich besser nicht noch einmal unter die Augen kam. Vielleicht hatte er die Begegnung vergessen …...... 'So wie Du ihn vergessen hast, was ?' flüsterte ihm sein Unterbewusstsein höhnisch zu. Und der Drak'khir atmete so tief durch, dass der mächtige rasselnde Atemzug seine Brust erbeben ließ und scharf die Luft durchschnitt. Verständnislos starrte er auf den Wassereimer, zu dem das Nicken der weißen Frau seinen Blick gelenkt hatte. Was für ein „Geschenk“ sollte DAS sein ? Ihre weiteren Worte bestärkten Khoor darin, dass es eine Torheit war, sich auf diese Arena einzulassen. Er wollte von diesem Mann nicht beobachtet werden. Und schon gar nicht wollte er ein Schmuckstück seiner Sammlung, oder noch verheerender, ein Forschungsobjekt für ihn sein.


    "Er ist ein überaus mächtiger Magier.“ stieß der Drak'khir mit tonloser Stimme hervor. "Verdorbene Magie, die den Willen und den Lebensfunken in anderen Geschöpfen angreift. Aber er kann nicht allein so mächtig sein. Da ist noch etwas anderes in ihm.“ sprach er dunkel und erschauderte abermals. "Ich kenne nur eine Sorte Wesen, die sich an Grausamkeiten, der Todesangst und dem Leid sterblicher Geschöpfe dermaßen ergötzen. Für die es beinah ihre Lebensessenz ist......“
    Und dann machte es im Nachhinein Sinn, gestand der Drak'khir sich ein. Der Magier-Dämon hatte nach ihm gegriffen - mit einer Kraft, die ihn eigentlich hätte umhauen müssen. Wenn – ja wenn er nicht selbst ein magisches Geschöpf wäre und ihm deshalb eine gewiss Immunität gegenüber Magie immanent wäre von Geburt und noch viel weiter darüber hinaus an. Vom Augenblick der Erschaffung seines Volkes an. Khoor's Blick suchte die grauen Augen. "Ich muss hier schnellstmöglich heraus!“ gestand er ernst. "Wie gut ist Euer Plan wirklich, weiße Frau ?“