Beiträge von Khoor

    Noch während er sprach und sich an den Kopf tippte, funkelte es in grauen Augen auf. Doch dann hatte die schlanke weißhäutige Frau den Blickkontakt unterbrochen und starrte stattdessen den Steinboden an, die Augen in eine weite Ferne gerichtet, die nur sie allein sehen konnte.
    Khoor bemühte sich gar nicht erst darum zu ergründen, was ihr Sinnen nun ausgelöst hatte. Seine Worte, ein Erlebnis, vielleicht der Plan, der sich in ihrem Kopf befand. Sie würde sprechen - oder sie würde nicht sprechen. In sie zu dringen kam nicht in Frage, auch wenn viele Oberflächler aus irgendeinem Grund zu glauben schienen, sie hätten quasi ein Recht darauf, dass jedermann ihre Neugier zu befriedigen und ihnen die tiefsten Geheimnisse seiner Seele zu offenbaren habe.


    Irgendwann schien sein Schweigen ihr ihre Abwesenheit bewusst zu machen, denn ihr Blick kehrte zurück und sie wandte sich Khoor wieder zu. Ihre Worte nahm er mit ausdruckslosem Gesicht zur Kenntnis - es musste etwas für sie außerordentlich Bewegendes gewesen sein, was sie gerufen hatte, da sie nun so überflüssige Worte an ihn richtete. Insgesamt unterschied sie sich ganz erheblich von den vielen Oberflächlern, denen er bislang begegnet war - und das nicht nur äußerlich. Nur konnte der Drak'khir nicht sagen, ob womöglich ihr ganzes Volk so anders war oder ob es an der besonderen Situation lag, in der sie sich hier im Verließ befand.
    Ihre Frage schien ansonsten aber zu ihrer Zufriedenheit beantwortet, denn sie gab das Fragerecht an ihn zurück.


    Khoor blickt kurz den mittlerweile verschwundenen Wärtern hinterher. Eine Frage also noch .....
    Er sah sie wieder an, immer noch mit Zweifeln. Diese weiße Haut. Allerdings hatte er von ihr noch keinerlei magische Einwirkung gespürt, vielleicht täuschte diese rein äußerliche Ähnlichkeit auch und es gab keine völkische Verbindung zwischen dieser Frau und dem Unheimlichen. Oder Frauen besaßen die Magie nicht. Auch ihre Augen waren anders. In ihnen spiegelten sich Gefühle, auch wenn sie sehr darauf bedacht war, keinerlei Gefühle zu zeigen.
    "Bei meiner ......... Gefangennahme" Khoor's Stimme grollte bei diesem Wort erneut als er daran dachte, aber er hatte sich entschieden "war noch ein anderer Mann zugegen. Er behauptete, der Oberbefehlshaber der Stadtwache zu sein." Er fasste den Entschluss, nichts über das Äußere dieses Mannes zu sagen, beobachtete die Frau jetzt aber mit noch größerer Aufmerksamkeit als bisher schon. "Könnt Ihr mir mehr über ihn sagen ?"

    Eiserne Entschlossenheit war die Reaktion im Gesicht und in den grauen Augen der blassen Frau, die einen Finger an die Lippen legte. Nicht hier. Und nicht jetzt. Vielleicht war das der Grund, warum es ihr so wichtig war, dass er in diese Arena folgte - weil es dort bessere Möglichkeiten gab, sich abzusprechen. Denn wenn dort das geschah, was diese Gefangene behauptet hatte, dann würde es dort viele bewaffnete Wärter an den offensichtlichen Fluchtpunkten geben. Und ihrer beider Aktionen würden ineinander greifen müssen, wie ein Uhrwerk.
    So begegnete Khoor ihrem noch weniger als gehauchtem 'Später!' nur mit einem knappen Nicken, kaum mehr als ein Zucken seines Schädels.


    Betont lässig kehrte die Silberhaarige wieder zu ihrer ursprünglichen Vereinbarung zurück. Khoor registrierte zwar, dass ihre Mimik und ihr Blick die vorgebliche Lockerheit Lügen straften, schob es aber darauf, dass ihre Frage - entgegen des Handels - einen persönlichen Anstrich hatte. Allerdings auf eine Art und Weise, die angesichts dieser neuen Entwicklung vernünftig war. Es wäre dumm gewesen, den Plan nicht auf ihrer beider Stärken hin abzuklopfen und darauf aufzubauen. Der Drak'khir verzog sein Gesicht ein wenig. Ein anderer Drak'khir hätte es 'friedlich gestimmt' genannt - für einen Oberflächer war es wohl eher eine unbestimmbare Grimasse.


    "Das kommt auf den Gegner an." kam es ernst und dunkel aus seinem Mund. "Bei berittenen oder großen Gegnern ist das Schwert die beste Waffe. Kleinen und wendigen Gegner ...." jetzt grinste Khoor eindeutig etwas anzüglich - zur eigenen Befriedigung als kleine Strafe für den Bruch des Abkommens sozusagen " ... begegnet man am Besten mit dem Streitkolben. Der Dolch ist die Waffe der Heimlichkeit und die Lanze streckt den weiter entfernten Gegner nieder." Eindringlich sah er in die starren grauen Augen hinein. "Ein Krieger muss an vielen Orten dienen und die Wahl der Waffe, so er denn eine Wahl hat, bestimmt der Gegner." Langsam hob nun der Drak'khir die Hand und tippte sich gegen den Kopf. "Weil die beste Waffe hier oben sitzt." endete er dann und fügte nur in seinem eigenen Kopf stumm hinzu 'Es sei denn, ihm brennen angesichts einer ausweglosen Lage und einer Überzahl an Gegnern gerade alle Sicherungen durch.'
    Eigentlich wäre er nun wieder daran, seine Frage zu stellen - doch Khoor schwieg und sah sein Gegenüber nur weiterhin unablässig an. Zum einen war er nicht sicher, ob ihre Frage damit auch beantwortet war. Zum anderen zögerte er, sie nach dem weißgesichtigen Mann mit den schwarzen Augen zu fragen. Allein bei dem Gedanken an ihn, fühlte der Drak'khir eine unangenehme Kälte sich von seinem Nacken über den Rücken ausbreiten.

    Weiß doch ;)


    Nee - ich mag Ananas echt gern und ich liebe Pizza *nickt eifrig* ...... aber zusammen ? *grusel*
    Ich kann auch nicht verstehen, wie man sich den lecker gebackenen Camenbert mit Preiselbeer-Kram ruinieren kann :tired: .

    Aber mit schinken? :D
    Also ich würds mal ausprobieren, aber ob das so schmeckt... ich bin da eher skeptisch^^


    Pssssst ! *hust* es gibt Leute, die sich Ananas auf Schinken auf Pizza legen....... :boggled:


    ............ 8) hab ich gehört *dumdidumdidum*



    @ Tilla - So ein Kind will ich auch *schmoll* - das Hundekind kommt IMMER vor dem Wecker angesch***** :motz:



    @Yarea ... :oh: das war doch Tiermedizin, richtig ? Echt jetzt ?
    Also - da hätte ich das jetzt nicht gedacht.

    Gesellschaft


    Bei den Drak'khir ist es verboten, andere Drak'khir zu töten. Das ist ein Ausfluss ihrer Vergangenheit (kann im Kompendium nachgelesen werden). Natürlich kommt es dennoch vor, dass es zu Auseinandersetzungen und/oder Unfällen oder auch zu Kämpfen kommt.
    In Amedije (Khoor's Heimatstadt) wird jedem jungen Drak'khir Achtung vor und ein strenges Ritual für den Umgang mit getöteten Gegner gelehrt, um sie an die unrühmliche Vergangenheit als willenlose Tötungsmaschinen zu erinnern. Es soll dadurch, dass den Toten eines Kampfes Ehre zu erweisen ist, verhindert werden, dass ein Drak'khir - trotz seiner Prädestiniertheit zum Krieger - nach Kämpfen seinem aggressiven Drachenerbe verfallen kann und ist damit sowohl Ausfluss ihres strengen Kodex wie auch mentale Hilfe für den einzelnen.

    Verwendete Sätze oder Redewendungen


    Mrdn schân klyh dygr!
    ----> Sonst sterbt ihr alle ! (wortwörtlich - werdet sterben ihr alle sonst)


    "Hayr corênne, Brad !"
    ----> Wohl der Heimkehr, Bruder


    Mhtrm w'achtchâr pighlus mâl enhâ wa mrdwahd'oya ost aslar châdyk al mro."
    ----> Ihr kämpftet ehrenhaft und Euer Tod bereit mir keine Freude.
    (wörtlich: Ehrenhaft kämpftet Ihr und Euer Tod ist keine Freude in mir.)

    Mit einem Nicken wand der Drak'khir sich ab und machte sich unverzüglich daran, zwischen den Büschen und Sträuchern nach abgestorbenen Geäst zu suchen. In der Nähe der Stelle, an der Kyleja Azar in Augenschein nahm, befreite er eine Stelle von Gras und setzte das dürre Holz mit Zunder aus seinem Umhang in Brand. Ein kleines Feuer sollte für ihre Zwecke genügen und war auch nicht so aufwendig zu unterhalten. Als das Feuer zuverlässig über das Holz leckte, sammelte Khoor einen weiteren Arm voll und legte ihn daneben ab. Es kam ihnen zu Hilfe, dass es wohl länger nicht geregnet hatte in dieser Gegend. Von seinem Sattel löste er sodann einen größeren Beutel aus Leinen, um der Weißen Stute zwei Hände voll Mais zu reichen - Azar würde warten müssen, bis nach der Behandlung.


    Danach suchte Khoor eine freie Stelle, an der ein Feuer mit den nötigen Maßnahmen keinen Schaden würde anrichten können und begann damit, die Körper der toten Wölfe einzusammeln und an dieser Stelle aufzubahren. Wie Kinder hob er sie auf seine Arme und legte sie so vorsichtig ab, als fürchte er, ihnen nachträglich noch Schmerzen zufügen zu können. Sein Arm pulsierte spürbar dabei und Khoor wusste, dass das nur ein Vorgeschmack auf den morgigen Tag war. Wie eine Mahnung, das Angebot Kyleja Beor's noch einmal zu überdenken.
    Erst als er alle Leichen zusammen hatte, ging er vor ihnen in die Knie und legte jedem einzelnen die Hand auf den Kopf. "Hayr Corênne, Brad ! Mhtrm w'achtchâr pighlus mâl enhâ wa mrdwahd'oya ost aslar châdyk al mro." sprach er leise dabei und spürte nur durch das leise Rascheln des Grases, dass seine Begleiterin inzwischen zu ihm hingetreten war, so lautlos näherte sie sich. Offenbar war sie fertig mit der Behandlung des Pferdes.
    Er beendete sein Ritual, erhob sich dann und sah sie an. "So wird es in meinem Volk gelehrt. Ich hoffe, es ist den Gebräuchen hier angemessen." sprach er ruhig und trat einen Schritt zurück, um Kyleja nicht den Weg zu versperren. "Wenn Ihr soweit seid, können wir essen. Und wenn Ihr Euer Angebot noch aufrecht haltet, mir Führer nach Miriador zu sein, würde ich die Bedingungen dafür noch einmal mit Euch erörtern."

    Khoor's Mundwinkel waren sacht nach oben gezogen und seine Augen blickten ruhig und mit freundlichem Schimmern darin auf die junge Frau herab, die seine ehrliche Anerkennung mit anmutiger Geste und angemessenen Worten erwiderte. Der Drak'khir war ein Krieger, dennoch war er nicht auf Krieg aus, doch dieser Kampf hier schien die Atmosphäre zwischen ihnen gereinigt und Luft für eine neue Ebene der Begegnung geschaffen zu haben. Khoor hatte in der Auseinandersetzung ein Ventil für seine angestaute Empörung gefunden und nun war wieder mehr Ruhe in ihm eingekehrt. Mit ruhigen Augen betrachtete er auch die schwarzhaarige Frau. Sie war eine exzellente Kämpferin, das hatte sie gerade bewiesen - aber sie war auch noch sehr jung und die auf ihrem zarten Gesicht und ihrer Kleidung noch sichtbaren Spuren des Kampfes verstärkten diesen Eindruck noch. Khoor ermahnte sich, ihr mit mehr Geduld zu begegnen - es war nicht ihre Schuld, dass sie aus zwei völlig verschiedenen Gesellschaften stammten.


    Auch wenn er es nicht erkennen ließ, so nahm er sehr wohl zur Kenntnis, das sie seinen Namen nicht nur behalten hatte sondern auch noch fehlerfrei wiedergab - das war dem Drak'khir bislang ausgesprochen selten widerfahren auf der Oberfläche. Auf ihr Angebot, sich die Stelle anzusehen, an der ihn der Wolf gepackt hatte, blickte Khoor Kyleja Beor schweigend, aber unverwandt freundlich an. So viele Dinge hier oben, die er nicht verstand. Warum fragte sie ihn danach - wo doch immer zuerst eine Frau versorgt werden musste. Sie waren das Wertvollste, was ein Volk besaß - neben den Kindern, denen sie das Leben schenkten. Forschend suchte er die junge Frau nach Verletzungen ab, fand jedoch nur Blut, das nicht von ihr selber stammte und beschloss daher zu schweigen. Es war des Kampfes genug gewesen für heute. JEDES Kampfes.


    "Ich weiß Euer großzügiges Angebot zu schätzen, Kyleja Beor. Ich versichere Euch, dass ich kaum einen Kratzer davon getragen habe." Auch wenn die Stelle morgen mit Sicherheit bei jeder Bewegung Schmerz verursachen würde - Arkandos hatte genau gewusst, weshalb er fast unverwüstliche Kampfroboter aus Menschen und Drachen hatte züchten wollen. Khoor verneigte sich leicht bevor er sich etwas abwandte.
    "Azar! Dardâsch!" erklang es befehlsgewohnt und das mächtige Tier näherte sich ihm unverzüglich, um wie in Bronze gegossen neben dem Krieger stehen zu bleiben.
    "Aber wenn Ihr Eure Heilkunst Azar angedeihen ließet, wäre ich Euch zu Dank verpflichtet." wandte der Drak'khir sich wieder an die junge Frau und um ihr zu zeigen, dass er ihren Fähigkeiten vertraute, mied er strikt jeden eigenen Blick auf mögliche Verletzungen des schwarz-braunen Streitrosses. Es erschien ihm ein für beide Seiten akzeptabler Kompromiss. Sie wurde von ihm mit ihrem Angebot nicht vor den Kopf gestoßen und er kam seiner Verpflichtung gegenüber seinem treuen Untergebenen nach. "Wenn Ihr erlaubt, entfache ich derweil ein Feuer und richte etwas zu Essen für alle - sofern Euerm Pferd etwas Mais erlaubt ist - nachdem ich den Toten die gebotene Ehre zuteil werden ließ."

    Die Silberhaarige überzeugte sich zunächst davon, dass die Wachmänner mit ihrem Eintopf auch sicher weiter gezogen waren bevor sie wieder näher an die trennenden Gitterwände herantrat. Und trotzdem waren ihre Worte nur ein gewisperter Hauch, dessen Sinn Khoor mehr erriet als dass er ihn wirklich hörte. 'die einzige Möglichkeit....' Khoor's Blick huschte für einen Lidschlag lang zu seiner Zellentür. Ja - das hatte sie gesagt. Wenn es überhaupt eine Chance zum Entkommen geben sollte ...... dann, wenn sich diese Tür für die Arena öffnete.


    Er sah gerade wieder zu ihr hin als sie den Kopf wieder nach vorn nahm. Anscheinend hatte sie ihn in den Nacken gelegt. Genervt ? Oder um Ruhe bemüht ? Und glomm da nicht eine fast unmerkliche Spur Misstrauen in ihren Augen auf ? Khoor vergaß für den Moment seine Empörung über die Vorgänge in dieser Arena - das Gebaren der blassen Frau gab ihm Rätsel auf. Sie hatte offenbar lange genug Zeit hier drin verbracht, um sich über erfolgversprechende Fluchtmöglichkeiten Gedanken zu machen. Und hatte aus seinen Fragen wohl ersehen, dass er diese Situation ebenfalls so schnell wie möglich ändern wollte. Anscheinend brauchte sie auch jemanden, um ihren Plan verwirklichen zu können - einen anderen Grund konnte der Drak'khir sich für ihre Aufforderung, dabei mit zu machen, nicht vorstellen.
    Immerhin kannten sie sich erst wenige Stunden.
    Und was dazu kam - sie war sehr wahrscheinlich eine Verbrecherin. Und angesichts dessen, was Khoor bislang von den Oberflächlern gesehen und erfahren hatte, bestand sehr wohl die Möglichkeit, dass sie ihn zwar brauchte - aber keinesfalls aus purer Freundlichkeit mitnahm sondern ihn durchaus als Fluchthelfer und Opfer zugleich einplante. Oberflächler dachten fast ausnahmslos an sich selbst. Und scherten sich nicht darum, ob andere dafür über die Klinge sprangen - das hatte der Drak'khir sehr schnell begriffen. Vielleicht war das so, dass der Einzelne nicht mehr zählte, wenn man so zahlreich war wie sie. Er würde sehr SEHR vorsichtig sein müssen.


    Fast hätte der Drak'khir höhnisch schnaubend aufgelacht als ihm bewusst wurde, dass er sich eigentlich schon entschieden hatte. Geräusch und Mimik unterdrückend, machte er - wie als Antwort auf ihren auf ihn deutenden Finger - einen Schritt nach vorn und umfasste wieder die Gitterstäbe seiner Zelle. Mit langsamen, grimmigen Nicken beantwortete er die eindeutige Geste der Silberhaarigen. "Was muss ich wissen ?" zischte er leise hinüber.

    Khoor war gerade wieder auf den Beinen als seine zierliche Kampfgefährtin sich wieder neben ihm postierte. Der Kampf war an ihrem Äußeren nicht spurlos vorüber gegangen, aber sie hatte ganz schön unter den Angreifern gewütet und mit leuchtenden Augen nickte der Drak'khir ihr anerkennend zu. Für mehr war im direkten Kampf keine Zeit. Noch drei Wölfe waren übrig und formieren sich ebenfalls neu. Drohend machte Khoor mit erhobenem Dolche einen Schritt auf den links außen postierten Wolf zu. "Das Angebot gilt noch !", donnerte seine Stimme das Tier an, dass sich mit drohendem Knurren und hart an den Kopf zurück gelegten Ohren zusammen duckte, um sich mit der Schnellkraft seiner Hinterbeine dem Angreifer entgegen werfen zu können. Gelbe Augen krallten sich in goldbraune Augen, jeder der beiden bereit, auf die leiseste Bewegung des anderen zu reagieren.
    Doch plötzlich senkte der Wolf den Kopf, stieß ein halblautes Kläffen aus, drehte auf der Stelle ab und verschwand. Die anderen beiden taten es ihm gleich und noch ein weiterer Wolf, der stark zwischen den Augen blutete, rappelte sich auf und folgte den Flüchtenden.
    Für ein paar wenige Augenblicke war noch das schnelle Trappeln der Pfoten und das Rascheln von Blättern zu hören - dann war der Spuk vorbei und nur noch die Körper der toten Tiere zeugten von dem Kampf auf Leben und Tod, der gerade noch hier getobt hatte. Noch in Kampfbereitschaft witterte der Drak'khir den Wölfen nach - doch sie verschwanden tatsächlich.
    Khoor entspannte sich, öffnete die Hand, so dass der Dolch zu Boden fiel und mit der Klinge leise zitternd in der weichen Erde stehen blieb und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, um sich zu der schwarzhaarigen jungen Frau umzudrehen. Mit sicheren Bewegungen strich der Hüne die Kapuze zurück und löste dann das Tuch, dass ihm als Gesichtsschutz diente. Ehrerbietig verneigte er sich. "Es war mir eine Ehre, an Eurer Seite zu kämpfen, Kyleja Beor. Eure Hand ist schnell und Euer Auge scharf. Ein guter Kampf !"

    Alle Aufmerksamkeit der Wärter richtete sich nun auf die weiße Frau in der Zelle gegenüber. Khoor starrte finster ins Nirgendwo. Dieser kurze Moment der Unsicherheit .... diese überflüssige, fast hasserfüllte Bemerkung des einen ...... er hatte das Gefühl, als ob es eine Lüge gewesen sei.
    Und dieser Thalanos sehr wohl auftauchen würde.
    Nur wann ? Das stand wohl im ewigen unterirdischen Funkeln der Calzitkristalle mancher Höhlenwände verborgen - und Khoor war nicht gewillt, sich auf eine vermutete Hoffnung von 'früher' anstatt 'später' zu verlassen. 'Ich gehe in die Arena' klang es an seine Ohren und Khoor's Blick sowie seine Gedanken kehrten zurück aus dem Nirgendwo und fixierten die schlanke silberhaarige Frau über die Köpfe der Wachmänner hinweg, die teils johlend, teils Übelkeit erregend ihre Zustimmung zu ihren Worten erkennen ließen.
    Was sagte sie da ?
    Die grauen Augen suchten ebenfalls seinen Blick und für einen kurzen Augenblick erschien ein farbiger Glanz in der zuvor farblosen Iris, ein Funkeln gleich einem Amethyst in der Tiefe unter der Erde, wenn der Schein einer Fackel auf ihn traf. Schon einen Lidschlag später war es verschwunden, hinterließ in dem Drak'khir aber das untrügliche Gefühl, dass ihr das nicht aus Versehen passiert war. Sie wollte ihm damit etwas sagen.
    Kurz zuckte sein Blick den Wachmännern hinterher, die mit ihrem obskuren Terrinen Gestell tiefer in den Gang gezogen waren, die Kelle klapperte am Metall des Behälters - anscheinend war er hier mit der Frau doch nicht völlig allein in diesem Teil des Gefängnisses. "Mist ... das nicht gewusst" " vorsichtig sein...." " ...und die ganz unten ? ... kein Spaß mehr .... die Neue wehrt sich wenigstens" Ein dreckiges Lachen. Wortfetzen der versucht leisen Unterhaltung drangen an seine Ohren, auf die Khoor sich aber keinen rechten Reim machen konnte.
    Wollte die blasse Frau etwa, dass er sich ebenfalls für diese Arena meldete ? Freiwillig den Weg zurück ging zum Ursprung und der ewigen Schande seines Volkes ? Khoor's Augen verengte sich zu Schlitzen. Mehr denn je zuvor glich sein Gesicht dem eines lauernden Reptils. Tief in seinem Inneren führte die Vernunft (Sie kann es nicht wissen !!) einen verzweifelten Kampf gegen den brodelnden Wirbel aus Zorn, der ihn zu überfluten drohte.
    "Wieso ?" zischte er mühsam beherrscht aber fast lautlos zu ihr hinüber.

    So knapp seine Antworten gewesen waren - sie gaben der weißhäutigen Frau offenbar dennoch zu denken. Erst nach einer Weile zierte der Anflug eines Lächelns ihr Gesicht und sie begann, ihrerseits zu antworten. Allerdings blieb sie mehr als vage in ihren Aussagen und in Khoor riefen sie mehr Fragen hervor als dass sie Antworten gaben. Zu was er in der Lage wäre ? Worauf spielte sie da an ?
    Die nähere Ausführung, zu der seine Miteingesperrte sich aus irgendeinem Grund dann doch noch entschloss, versteinerte die Miene des Drak'khirs. Unergründlich und ohne jedes Blinzeln starrte er in die andere Zelle hinüber, nicht einmal der helle Blitz, in den die schlanke Gestalt auf ihrem Weg zurück zu ihrer Pritsche für eine Sekunde getaucht wurde, rief auch nur die leiseste Reaktion hervor.
    Khoor's Verstand umkreiste die Worte, die er gehört hatte und weigerte sich, sie zu begreifen. Wahrlich - er erwartete nicht mehr besonders viel von den Personen hier oben. Der überwiegende Teil war nahezu unerträglich. Und die wenigen, die er so etwas wie schätzen gelernt hatte ....... nicht einmal sie waren wirkliche Ausnahmen gewesen. Aber eine gewisse Annäherung war möglich gewesen, nachdem Khoor begriffen hatte, dass er ihnen mit seinem Verhalten und Denken ebenso fremd war, wie sie ihm. Aber wie tollwütige Tiere aufeinander gehetzt zu werden, um sich gegenseitig zu töten, weil diese Obeflächler - was hatte sie da für ein merkwürdiges Wort benutzen wollen ? - daran Gefallen fanden, war die ungeheuerlichste Abscheulichkeit, die er je gehört hatte. Es sprengte schlicht seine Vorstellungskraft und alles in ihm wich voller Entsetzen davor zurück. Arkandos dröhnte es in seinem Schädel. Sie sind wie Arkandos. Sie erschaffen Bestien. Willenlose Bestien. Nicht, um zu erobern. Es ist noch perfider. Sie laben und amüsieren sich daran....


    Irgendwann blinzelten die Augen wieder. Und die erstarrte ausdruckslose Miene wich grimmigster Entschlossenheit. "Ich töte niemanden!", knurrte Khoor die silberhaarige Frau hasserfüllt an, die in tiefen Schweigen auf ihrer Pritsche saß, auch wenn sein Zorn gar nicht ihr galt.
    Geräusche drangen nun an seine Ohren, die nach kurzem Augenblick in die Schritte mehrerer Personen mündeten. Irgendetwas schepperte im Rhythmus ihrer Schritte vor sich hin.
    Das Gespräch war zu Ende.


    Schon bei den ersten Geräuschen hatten Khoor's Hände sich vom Gitter gelöst, nun trat er auch noch einen Schritt zurück, den Blick aufmerksam auf den Punkt gerichtet, wo die Gruppe erscheinen musste. Der erste, der in das Blickfeld des Drak'khir geriet, wandte sich ihm augenblicklich zu und schwenkte hektisch eine Suppenkelle hin und her. Seine Worte waren ..... Khoor's Gesicht wurde womöglich noch ausdrucksloser, nur seine Augen funkelten wie goldene Edelsteine, legten Zeugnis ab von der unaussprechlichen Wut, die hinter der Fassade loderte und liessen das Gesicht des Unverschämten keinen Moment lang los. Als der Rest den Mann eingeholt hatte - zwei mühten sich mit einem großen Kessel, der auf ein holpriges, zweirädriges Gebilde geschnallt war und das Scheppern verursachte, das zu hören gewesen war. Ein Dritter schien zu Sicherheitszwecken hinterdrein zu stiefeln. Einer am Kessel lachte, während der Letzte leise durch die Zähne pfiff. "Heilige Moravon - Ihr habt nicht übertrieben." ließ er vernehmen und bemühte sich gar nicht, die Abscheu in seinem Blick zu verbergen. Er grinste und sah zu der anderen Zelle. "Da habt Ihr ihn ja richtig geparkt, gleich zwei so Scheusale. Das wird ein Spaß." Der am Kessel, der zuvor gelacht hatte und inzwischen eine gefüllte Holzschale vor Khoor's Gitter präsentierte, sah ihn an. "Was ist nun ? Bekommt er ? Oder geht er mit ? Ich hab gleich Feierabend!" Der Erste lachte irre. "Na Goldauge ? Willst Du ?" Das grelle Lachen erstarb. "Der versteht kein Wort." und wandte sich Uera's Zelle zu. "Im Gegensatz zu meinem Liebling hier." Anzüglich presste er das Gesicht zwischen die Stäbe und grinste breit.
    Der Letzte musterte Khoor abermals. "Nein, der verhungert schon nicht. Mal sehen, wie er sich anstellt hernach. Wird's schon begreifen, wenn's soweit ist." Der mit der Schüssel nahm diese fort und deutete zu der weißen Yassalar hinüber. "Die ?"
    Der am Kessel Verbliebene warf einen Blick auf Khoor. Er war schön älter, sein graues Kopfhaar ebenso verstruppt wie sein ungepflegter Bart. "Der versteht jedes Wort.", brummte er nur und Khoor's Augen starrten ihn auf der Stelle an. "Dann kriegt er erst recht nichts.", johlte der Erste. "Dem bring ich schon bei, wer sein Herr ist. Nicht wahr, Täubchen ?" immer noch warf er der Frau obszöne Blicke zu.


    "Wann kommt der Mann, der mit mir sprechen will ?" Khoor's tiefe Stimme hallte von den Steinwänden und übertönte mühelos das Gejohle des Verrückten.
    "Was meint er ?", fragte der mit der Schüssel sofort und der Grauhaarige hob die Achseln. "Kommandant Thalanos hat ihn angeschleppt. Vermutlich den." Einen Moment lang herrschte Schweigen und die Soldaten wandten sich zunächst der anderen Gefangenen zu. Nur der Letzte grinste verächtlich. "Thalanos, ja ? Der kommt nicht, Echsenfresse. Vorher bist Du hier verrottet."


    Etwa fünf Schritte linker Hand setzte seine Begleiterin gerade mit einem eleganten Sprung über einen der Angreifer hinweg und verletzte ihn mit dem Dolch zwischen den Augen. Khoor erledigte den Rest und zerschmetterte dem blutenden Tier mit dem Streitkolben den Schädel. Der Schwung trug ihn etwas zu weit von der beabsichtigen Position fort, was einer der Wölfe offenbar sogleich hatte ausnutzen wollen und mit geifernden, gefletschten Zähne hochschnellte und sich im Sprung auf Khoor's Kehle zu befand. Mitten in der Luft erschütterte jedoch etwas den Leib des Tieres, warf ihn aus der Bahn und tot landete er vor den Füßen des Drak'khir's, der zitternde Schaft eines Pfeils in dem leblosen Körper zeugte davon, was geschehen war. DIESE Fähigkeit der jungen Kämpferin war ebenfalls sehr willkommen. Khoor brach sein hastiges Abwehrmanöver augenblicklich ab und orientierte sich neu. Im Rücken der schwarzhaarigen Frau katapultierte die Aufprallwucht zweier tellergroßer Hufe soeben einen weiteren hinterrücks angreifenden Wolf gut anderthalb Meter in die Höhe und ließ diesen schwer auf den Boden krachen. Der zunächst recht koordinierte Angriff des Wolfsrudels wurde nun hektischer, nachdem ihre Formation durchbrochen war, aber auch noch verbissener. Khoor's Streitkolben brachte einen Wolf aus dem Tritt als er ihm den Lauf zerschmetterte aber gerade als der Drak'khir über ihm stand und ihm mit gezieltem Hieb das Rückgrat zerschlug, brachte ihn die Attacke eines weiteren Wolfs aus dem Gleichgewicht und ließ ihn zur Seite taumeln. Khoor ließ den Prügel fallen, aber der Angreifer machte den Fehler, die Zähne in die Außenseite seines Oberarms schlagen zu wollen. Die feste Drachenhaut verhinderte das, dennoch ging Khoor unter der Wucht des Aufpralls zu Boden und stieß ein zorniges Zischen aus, denn auch wenn das Tier ihn nicht verletzte - der Schmerz des von den Zähnen gequetschten Fleisches war mörderisch. Wütend tastete der Drak'khir nach dem Dolch an seinem Gürtel und hieb wutschnaubend immer wieder auf die Seite des Tieres ein, bis dieses im Todeskampf endlich von seinem Arm abließ und sterbend nach dem Dolch schnappte. Hastig rappelte Khoor sich auf, um zu sehen, wie der Kampf stand...

    Für einen winzigen Moment lang, den Bruchteil einer Sekunde nur, hatte Khoor tatsächlich den Eindruck, die zarte Fremde sei kurz davor, auf ihn loszugehen. Was für ein abenteuerlicher Eindruck - nicht nur angesichts der körperlichen Verhältnisse. War es dermaßen erschütternd für sie, dass er - gemessen an den Oberflächlern - so vollständig anders dachte und handelte ?
    Dem Drak'khir blieb jedoch keine Zeit, darüber nach zu denken, ob ihrer beider fremdartige Erwartungshaltungen womöglich der Grund dafür waren, dass das Gespräch so eine unerfreuliche Entwicklung genommen hatte, denn von jetzt auf gleich änderte sich alles. Azar stieß ein leises warnendes Schnauben aus, kam näher und witterte dabei mit hektischem Ohrenspiel über die gesamte Fläche des Lagerplatzes. Khoor tat es ihm gleich und augenblicklich nahm er die raubtierhaften Ausdünstungen in unmittelbarer Nähe war.
    Noch bevor Khoor den Riemen des Sattelzeugs vollständig gelöst hatte, der seinen Streitkolben am Platz hielt, brachen schon mehrere, wahrhaft riesige Wölfe aus den Büschen und Hecken aller Seiten ihres Platzes hervor. Sie waren umzingelt !
    Khoor griff die Waffe, richtete sich auf und deutete mit der Hand auf den Rücken der Schwarzhaarigen. "Bhânja!", fauchte er das mächtige Streitross an, das ohne Umschweife mit hart angelegten Ohren und drohend erhobener Hinterhand in den Rücken der jungen Frau tänzelte, keinen Zweifel darüber aufkommen lassend, dass es ein ernst zu nehmender Gegner war und sich zur Wehr zu setzen verstand.
    Khoor verschwendete keinen einzigen Blick darauf, ob der Hengst Folge leistete - etwas anderes war gar nicht vorstellbar. Seine zierliche Begleitung hatte bereits in jeder Hand einen Dolch und die Art und Weise, wie sie die Waffen hielt, machte auch beim flüchtigen Hinsehen auf den Drak'khir den Eindruck, als ob sie damit sehr wohl umzugehen verstand. "Sie sind sehr willkommen gerade!", beantwortete er ihre Bemerkung hastig, den massigen Körper bereits in erstaunlich schnelle Bewegung gesetzt. "Wir müssen sie zwischen uns bringen !" erklärte er ihr sein Vorhaben, sich nicht einkesseln lassen zu wollen und stürmte mit beidhändig gepacktem Streitkolben auf den Raum zwischen zwei Wölfen zu. Mit jeweils langen Ausfallschritten schwang er die mit Metalldornen besetzte, massige Spitze der Waffen gegen die Wölfe zu beiden Seiten. Der rechte schaffte es, dem Wüten des Drak'khirs mit einem tollkühnen Seitwärtshaken auszuweichen, aber den linken erwischte Khoor mit voller Wucht und das schmerzerfüllte Jaulen des Tieres erklang fast zeitgleich mit dem krachenden Geräusch seiner splitternden Rippen und seines aufplatzenden Fleisches während es durch die Luft flog und reglungslos liegen blieb, wo es hingeschleudert wurde. Solchermaßen durch den Kreis der Angreifer gebrochen, wandte Khoor sich unverzüglich um. Grimmig nickte er seiner Kampfgefährtin zu.
    "Ghuyb schôt ! Mrdn schân klyh dygr!" donnerte er die Wölfe an und stürzte sich unverzüglich auf den nächsten erreichbaren Gegner ....

    "Khoínoor ... Charad ... dek ... l'Bryre" vervollständigte er Drak'khir den Anfang seines Namens überaus langsam und deutlich, jedes Wort ein schmerzhafter Nachhall in seiner Seele. So viele senkten das Haupt, wenn sie seiner ansichtig wurden und es war seine allerhöchste Pflicht, ihnen allen gerecht zu werden. Khoor war es sehr schwergefallen, zu akzeptieren, dass er auf der Oberfläche ein Niemand war und auch entsprechend behandelt wurde. Nicht, weil er besonders überheblich oder versessen darauf gewesen wäre, aber wer konnte von heute auf Morgen abstreifen, was 50 Jahre lang eine Selbstverständlichkeit gewesen war ? Und hier, an diesem armseligen Ort .... war er noch weniger als ein Niemand.
    "Und ja ! Und ja !"
    Seine Miene verfinsterte sich ein wenig bei den knappen Antworten, wo sie zuvor noch in aufrichtiger Anerkennung das geschmeidige Spiel der Muskeln unter dieser ungewöhnlichen weißen Haut und der etwas schäbigen Kleidung zur Kenntnis genommen hatte, als die Silberhaarige die Gitterstäbe losgelassen und sich im spärlichen Raum der Zelle anmutig und fließend auf und ab bewegt hatte. Das WAREN persönliche Fragen, aber die schlanke weiße Frau war in Vorlage getreten und die Ehre verbot, sie nun vor den Kopf zu stoßen, in dem er die Antworten vollständig verweigerte. Auch wenn sich Khoor nicht erschloss, warum sie dies für wichtig erachtete. Gemessen an den Zahlen der Oberflächenvölker gab es nicht viele Drak'khir, aber es gab sie. Und Khoor verstand besser als je zuvor, warum man keinen von ihnen auf der Oberfläche sah. Dort gab es nichts als das, was jeder Drak'khir hasste und fürchtete. Und in Amediye wurde wohl kaum etwas sehnsüchtiger erwartet als seine Rückkehr. Jeden einzelnen Tag, an dem die Spiegel wieder das Licht über die Narbondel hinweg fluten ließen und ein neuer Tag anbrach unter der Erde.
    Khoor atmete tief durch, um die Gedanken daran zu vertreiben und nickte langsam.
    "Ihr habt Recht: Ich bin fremd hier und es war ursprünglich nicht meine Absicht, diese Stadt aufzusuchen. Aber ich verlor in Sian 'Darai zwei meiner Waffen und man sagte mir, dass diese Stadt berühmt sei für die Kunst ihrer Waffenschmiede. Nur deshalb kam ich her. Die Information war korrekt." Zum ersten Mal seit seiner Festsetzung dachte Khoor an den zwergischen Schmiedemeister. Was würde Meister Xoron von ihm denken, wenn er nicht pünktlich erschien, um seine Sachen abzuholen und ihn zu entlohnen ? Azar ... seine Sachen ..... das Amulett ....
    Khoor's Miene wurde entschlossen. Es musste einen Weg hinaus geben !
    "Sagt mir mehr über diese Arena!", nahm er seinen eigenen Fragestrang wieder auf. "Was steht zu erwarten, wenn diese Tür..." sein Kopf zuckte in Richtung seiner eigenen Zellentür " ... sich dafür öffnet ?"

    Ihr Gesicht schien zu einer starren Maske erfroren zu sein bei seinen Worten. Khoor zuckte vor innerer Anspannung beinah zusammen als sie sich schließlich doch wieder bewegte, die Fäuste sacht gegeneinander rieb und das Leben in ihre grauen Augen zurück kehrte. Tatsächlich zuckte sein Kopf nach hinten als sie in einer einzigen geschmeidigen Bewegung dicht an die Wand aus Eisenstäben heranglitt und Gesicht und Körper dagegen presste - nicht ohne dass ihr Blick erneut zuvor umher glitt und in den Gang hinein sicherte. Khoor erinnerte sich schmerzlich an die Explosion auf den Sinneszellen seiner Zunge beim Erwachen. Nur einen winzigen Spalt weit öffnete er die Lippen und sog sacht die Luft aus der Richtung des Ganges ein, in die sie lauschte. War dort jemand ?
    Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Wenn, dann befand sich derjenige so gerade eben außerhalb der Reichweite, in der seine Präsenz in der bewegungslosen Luft hier unten noch sicher auszumachen gewesen wäre. Aber WENN da jemand war, dann war derjenige es schon die ganze Zeit gewesen, denn gehört hatte Khoor absolut nichts. Aber eine andere gänzlich unbekannte Präsenz streifte seine Sinne und es dauerte tatsächlich ein, zwei Sekunden, bis dem Drak'khir klar wurde, dass es diejenige seiner Gesprächspartnerin war. Sie war völlig anders als alle Präsenzen, die er bislang hier oben bewusst wahr genommen hatte.


    Er kam jedoch nicht dazu, genauer darüber nachzudenken, was das bedeuten mochte, denn der leicht zwischen den Gitterstäben hindurch gepresste Mund begann zu reden und erhielt unverzüglich all seine Aufmerksamkeit. Die bedurfte ihre sehr leise Stimme auch. Den Mann kannte sie nicht - aber dennoch hatte sie eine Vorstellung, was sein Erlebnis hier bedeuten mochte.
    Die weiteren Worte schienen der weißen Frau Unbehagen zu bereiten. Erneut spähte sie in den Gang und eine ausdrucksvolle Falte entstand auf der zuvor so glatten Stirn.
    So eindringlich war die gezischte Warnung, dass Khoor darüber über die freche Anrede komplett hinweg sah. Starr und ohne Blinzeln hielt er den Blick der grauen Augen. Sagte sie ihm da, dass seine Information über Gesetze und Richter falsch waren ? Und es keine Hoffnung auf Entkommen gab, wenn man nicht selbst dafür sorgte ?
    Nur am Rande war er sich ihrer weißen Finger bewusst, die sich um die Gitterstäbe krallten. Was sagte sie da ? Man kam nur hier heraus, wenn man tot war ?
    Die Gedanken rasten in Khoor's Geist. Sagte sie die Wahrheit ? Die Oberflächler nahmen es sehr häufig nicht all zu genau damit - eine Ungeheuerlichkeit, die Khoor zwar sehr bald erkannt - aber an die er sich wohl niemals würde gewöhnen können. Und wenn er noch 200 Jahre dazu verdammt wäre hier oben herum zu laufen. Andererseits ........... Hatte es den schwarzäugigen Mann interessiert, ob der widerliche Oberflächler mit dem dünnen Bärtchen die Wahrheit gesagt hatte bei seinem jämmerlichen Geschrei ? Nicht mit dem leisesten Anzeichen ! Aber - es war der Schwarzäugige gewesen ..... und Khoor erschauderte innerlich noch immer, wenn er an die magische Klaue dachte, die ihn gepackt und auf die Stelle gebannt hatte. Vielleicht gab es in dieser schmutzigen Stadt so etwas wie Recht und Gesetz gar nicht, wenn man auf offener Straße - noch im Tageslicht - einfach so überfallen und ausgeraubt wurde. Und dann HIER landete, wenn man sich dagegen zur Wehr setzte. Der Gedanke allein verschlug dem Drak'khir den Atem. Wenn es tatsächlich wahr war, was sie da sagte .....


    Der Glanz, der zum Ende in die Augen der silberhaarigen Frau stieg, entging Khoor nicht, denn immer noch starrte er sie mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht unentwegt an und trank gierig die Worte aus ihrem Mund, ohne dass etwas von dem eigenen Gedankenkarussell von außen zu sehen gewesen wäre.
    Jetzt - zum Ende - weiteten sich die goldbraunen Augen doch in offenkundigem Unverständnis. Wer sollte ihn kämpfen sehen wollen ? Gegen wen ? Und von was für einer Arena sprach sie da ?
    "Vergebt mir.", begann er, beugte sich etwas vor und passte sich beim Sprechen unwillkürlich der Lautstärke an, die ihre Stimme vorgegeben hatte. "Ich verstehe nicht ganz den Sinn Eurer Worte." bekannte er offen. "Aber wenn ich Euch richtig verstehe, ist diese eine offene Tür der Weg, der hier heraus führt. Nicht wahr ?" Er machte eine Pause und neigte ehrerbietig leicht den Kopf in einer Art und Weise, die sehr an die abgehackte Kopfbewegung einer Eidechse erinnerte. "Doch verzeiht! Ihr seid an der Reihe mir Eure Fragen zu stellen."