So knapp seine Antworten gewesen waren - sie gaben der weißhäutigen Frau offenbar dennoch zu denken. Erst nach einer Weile zierte der Anflug eines Lächelns ihr Gesicht und sie begann, ihrerseits zu antworten. Allerdings blieb sie mehr als vage in ihren Aussagen und in Khoor riefen sie mehr Fragen hervor als dass sie Antworten gaben. Zu was er in der Lage wäre ? Worauf spielte sie da an ?
Die nähere Ausführung, zu der seine Miteingesperrte sich aus irgendeinem Grund dann doch noch entschloss, versteinerte die Miene des Drak'khirs. Unergründlich und ohne jedes Blinzeln starrte er in die andere Zelle hinüber, nicht einmal der helle Blitz, in den die schlanke Gestalt auf ihrem Weg zurück zu ihrer Pritsche für eine Sekunde getaucht wurde, rief auch nur die leiseste Reaktion hervor.
Khoor's Verstand umkreiste die Worte, die er gehört hatte und weigerte sich, sie zu begreifen. Wahrlich - er erwartete nicht mehr besonders viel von den Personen hier oben. Der überwiegende Teil war nahezu unerträglich. Und die wenigen, die er so etwas wie schätzen gelernt hatte ....... nicht einmal sie waren wirkliche Ausnahmen gewesen. Aber eine gewisse Annäherung war möglich gewesen, nachdem Khoor begriffen hatte, dass er ihnen mit seinem Verhalten und Denken ebenso fremd war, wie sie ihm. Aber wie tollwütige Tiere aufeinander gehetzt zu werden, um sich gegenseitig zu töten, weil diese Obeflächler - was hatte sie da für ein merkwürdiges Wort benutzen wollen ? - daran Gefallen fanden, war die ungeheuerlichste Abscheulichkeit, die er je gehört hatte. Es sprengte schlicht seine Vorstellungskraft und alles in ihm wich voller Entsetzen davor zurück. Arkandos dröhnte es in seinem Schädel. Sie sind wie Arkandos. Sie erschaffen Bestien. Willenlose Bestien. Nicht, um zu erobern. Es ist noch perfider. Sie laben und amüsieren sich daran....
Irgendwann blinzelten die Augen wieder. Und die erstarrte ausdruckslose Miene wich grimmigster Entschlossenheit. "Ich töte niemanden!", knurrte Khoor die silberhaarige Frau hasserfüllt an, die in tiefen Schweigen auf ihrer Pritsche saß, auch wenn sein Zorn gar nicht ihr galt.
Geräusche drangen nun an seine Ohren, die nach kurzem Augenblick in die Schritte mehrerer Personen mündeten. Irgendetwas schepperte im Rhythmus ihrer Schritte vor sich hin.
Das Gespräch war zu Ende.
Schon bei den ersten Geräuschen hatten Khoor's Hände sich vom Gitter gelöst, nun trat er auch noch einen Schritt zurück, den Blick aufmerksam auf den Punkt gerichtet, wo die Gruppe erscheinen musste. Der erste, der in das Blickfeld des Drak'khir geriet, wandte sich ihm augenblicklich zu und schwenkte hektisch eine Suppenkelle hin und her. Seine Worte waren ..... Khoor's Gesicht wurde womöglich noch ausdrucksloser, nur seine Augen funkelten wie goldene Edelsteine, legten Zeugnis ab von der unaussprechlichen Wut, die hinter der Fassade loderte und liessen das Gesicht des Unverschämten keinen Moment lang los. Als der Rest den Mann eingeholt hatte - zwei mühten sich mit einem großen Kessel, der auf ein holpriges, zweirädriges Gebilde geschnallt war und das Scheppern verursachte, das zu hören gewesen war. Ein Dritter schien zu Sicherheitszwecken hinterdrein zu stiefeln. Einer am Kessel lachte, während der Letzte leise durch die Zähne pfiff. "Heilige Moravon - Ihr habt nicht übertrieben." ließ er vernehmen und bemühte sich gar nicht, die Abscheu in seinem Blick zu verbergen. Er grinste und sah zu der anderen Zelle. "Da habt Ihr ihn ja richtig geparkt, gleich zwei so Scheusale. Das wird ein Spaß." Der am Kessel, der zuvor gelacht hatte und inzwischen eine gefüllte Holzschale vor Khoor's Gitter präsentierte, sah ihn an. "Was ist nun ? Bekommt er ? Oder geht er mit ? Ich hab gleich Feierabend!" Der Erste lachte irre. "Na Goldauge ? Willst Du ?" Das grelle Lachen erstarb. "Der versteht kein Wort." und wandte sich Uera's Zelle zu. "Im Gegensatz zu meinem Liebling hier." Anzüglich presste er das Gesicht zwischen die Stäbe und grinste breit.
Der Letzte musterte Khoor abermals. "Nein, der verhungert schon nicht. Mal sehen, wie er sich anstellt hernach. Wird's schon begreifen, wenn's soweit ist." Der mit der Schüssel nahm diese fort und deutete zu der weißen Yassalar hinüber. "Die ?"
Der am Kessel Verbliebene warf einen Blick auf Khoor. Er war schön älter, sein graues Kopfhaar ebenso verstruppt wie sein ungepflegter Bart. "Der versteht jedes Wort.", brummte er nur und Khoor's Augen starrten ihn auf der Stelle an. "Dann kriegt er erst recht nichts.", johlte der Erste. "Dem bring ich schon bei, wer sein Herr ist. Nicht wahr, Täubchen ?" immer noch warf er der Frau obszöne Blicke zu.
"Wann kommt der Mann, der mit mir sprechen will ?" Khoor's tiefe Stimme hallte von den Steinwänden und übertönte mühelos das Gejohle des Verrückten.
"Was meint er ?", fragte der mit der Schüssel sofort und der Grauhaarige hob die Achseln. "Kommandant Thalanos hat ihn angeschleppt. Vermutlich den." Einen Moment lang herrschte Schweigen und die Soldaten wandten sich zunächst der anderen Gefangenen zu. Nur der Letzte grinste verächtlich. "Thalanos, ja ? Der kommt nicht, Echsenfresse. Vorher bist Du hier verrottet."