Beiträge von Minea Sionnach

    "Nun ja", setzte Minea an und dachte an die Worte zurück, die zuvor gewechselt worden waren. "Boreas scheint ihr eine Überfahrt angeboten zu haben, also ist sie zunächst mal unser Pasagier. Und wie es aussieht ist sie eine geweihte Priesterin der Gottheit Alaria. Chispa hat sie vorhin recht unfreundlich darauf angesprochen, dass ihr Augenlicht fort zu sein scheint, ich hoffe, sie nimmt es ihm nicht übel. Er weiß manchmal wirklich nicht, wann er besser still ist.. " Sie war etwas ins Grübeln gekommen, doch Zoraks Frage riss sie wieder aus ihren Gedanken. "Uhm.. Also.. Sie sieht es vermutlich nicht, aber.. ich vermute, es wäre höflicher, zumindest eine Hose zu tragen. Wäre das in Ordnung?" Forschend sah sie in seine goldenen Augen. Ihr war sein Unbehagen nicht entgangen. Als er jedoch erklärte, dass er sich wohl bald würde zurück verwandeln müssen, schürzte sie unwillig die Lippen. Sie liebte ihn in jeder Gestalt, doch... Mit einem Mal schoss sie regelrecht nach vorne um ihn nochmals wild zu küssen. Wenn ihnen schon nicht mehr viel Zeit blieb, wollte sie sich wenigstens noch einen Kuss holen, bevor sie nach oben gingen. Als sie sich leicht außer Atem wieder von ihm löste, grinste sie breit. "Na gut, wenn das so ist, werde ich dich wohl bitten, die Hose zu holen und ich mache die Waschschüssel so lange sauber, ja? Dann können wir uns vorstellen und... dann sehen wir mal weiter, was meinst du?"


    Chispa war unterdessen von hinten an Niiv heran geflattert und beäugte sie skeptisch. Er hatte einen Blick auf den salzverkrusteten Saum ihres Mantels erhascht und da gab es etwas, das ihm nicht ganz verständlich war. Mit ausgestrecktem Finger tippte er gegen den Stoff um ihn gleich darauf wieder zurück zu ziehen. "Duu, sag mal!", rief er dann aus, als er etwa auf Höhe ihres Gesichts gestiegen war. "Wie hast du das ausgehalten, so lange im Wasser zu stehen? Das ist doch so... so.. nass!" Das ganze entsetzte Erstaunen eines Kindes schien in seiner Stimme zu liegen. Keona hinter ihm nahm er in dem Moment gar nicht wahr, so irritiert war er von der Vorstellung. "Wenn Minea nass wird, dann trockne ich sie immer ganz schnell!", brüstete er sich und ihm schwoll stolz die Brust an. "Das kann ich gut, sagt sie immer! Ich kann auch gut Feuer machen und Licht und.. sowas." Über all dem vergaß er sogar ganz, gegenüber der eigentlich Fremden misstrauisch zu sein. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er langsam aber sicher ein gewisses Vertrauen in das Urteil von Boreas und Keona über Fremde Leute legte. Schließlich hatte bisher keiner von den neuen Gesichtern Minea etwas böses tun wollen.

    Bei der Erwähnung der Lichtung sah Minea beinahe verträumt auf. Ihre Gedanken wanderten zurück an diesen fast schon vollkommenen Ort, der wie für sie geschaffen schien. Ein abwesendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie blinzelte mehrmals, bis sie Zorak wieder klar vor sich sah. "Ich weiß es nicht, aber.. wenn es irgendwie möglich ist, gehen wir wieder hin.", beschloss sie und grinste etwas breiter, bevor sie sich dem letzten Blutfleck widmete. Zufrieden überprüfte sie nochmals, ob sie auch nichts übersehen hatte, schließlich wollte sie keine Spur von diesem... Vorfall zurück lassen. Dabei stellte sie fest, dass Zorak bereits Gänsehaut hatte. Ihm musste es langsam kalt werden! Sie beeilte sich, ihn mit dem zweiten Tuch abzutrocknen und rubbelte extra etwas fester, um ihn wieder aufzuwärmen. Dann drückte sie ihn fest an sich. "Ist dir immer noch kalt?", wollte sie leise wissen. "Oh, und ich schätze, ich sollte dich noch mit dieser Priesterin uhm... Niiv bekannt machen. Sie wird wohl die nächsten Tage mit fahren, soweit ich es verstanden habe." Grübelnd ging sie das Gespräch mit der Frau noch einmal durch. Sie machte einen freundlichen Eindruck. Hoffentlich.. konnte sie über Mineas Aura hinwegsehen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass es an ihrer Aura lag, dass die Leute sie nicht mochten. Schließlich hatte sie immer gedacht, es läge an ihr selbst, oder an der Art, wie sie etwas sagte. Anders herum wusste sie nun auch, dass sie nichts dagegen tun konnte. Wie also damit umgehen? Sie musste es einfach auf den Versuch ankommen lassen, beschloss sie zögernd. Allderdings machte es ihr auch Sorgen, was die Priesterin über Keonas Bruder gesagt hatte. Sie würden ihn irgendwie befreien müssen. Denn für die Ki kam der Gedanke, ihre Freundin in die Hände derer zu geben, die sie so zugerichtet hatten, wie sie sie damals in der Zelle kennen gelernt hatte, nicht in Frage. Aber es musste doch einen Weg geben, oder nicht? Sie, Keona und ihre Elementare waren schließlich auch schon aus einem Gefängnis ausgebrochen, wieso also nicht in eines einbrechen?

    Minea grinste leicht, als Zorak ihren Vorschlag mit dem Sprachen lernen überging. Wie es schien hatte er keine große Lust darauf. Aber womöglich war es wirklich der falsche Zeitpunkt. Sie waren alle noch etwas aufgewühlt, das waren nicht unbedingt ideale Vorraussetzungen um an ein neues Thema heran zu gehen. "Na dann..", erklärte sie und gab ihm einen Kuss. "wollen wir mal eine Waschschüssel besorgen!" Doch bevor die Ki aufstehen konnte, kam Zorak auf die Jäger zurück. Mit gerunzelter Stirn sah sie zu ihm auf und hob die Hand, um ihm sanft über die Wange zu streichen. "Keine Sorge, mein Liebster. Das werden wir beide nicht zulassen." Noch einmal küsste sie ihn, aber dieses Mal tiefer, inniger. Dann löste sie sich von ihm und sah sich im Zimmer um. Sicherlich dürfte sie sich die Waschschüssel von Boreas und Keona ausleihen, wenn sie sie hinterher wieder reinigte. Sie stand auf und griff danach, füllte ein wenig Wasser aus einer nahe stehen Karaffe hinein stellte sie neben ihm ab. Sie wollte keines von Boreas' Tüchern mit dem Blut ruinieren, also gab sie Zorak einen Kuss auf die Nase, wie sie es sich beinahe schon angewöhnt hatte und flüsterte nur: "Warte hier, ich bin gleich wieder da.", um schnell nach draußen und unter Deck zu huschen, wo sie den Stoff, den der Kapitän ihr für Verbände zur Verfügung gestellt hatte, lagerte. Sie riss zwei handliche Stücke ab und lief eilig wieder hinauf. Irgendwie wollte sie ihn keinesfalls zu lange alleine lassen. Der Schock saß noch zu tief in ihren Knochen. Kaum war sie wieder im Zimmer, hockte sie sich vor ihm auf den Boden, tauchte eines der Tücher in die Schüssen und begann damit, ihn von oben nach unten abzuwaschen. Das zweite Tuch hielt sie zum Trocknen zurück.

    Minea lächelte der Priesterin, auf ihre Worte hin freundlich zu, auch wenn das die andere Frau scheinbar nicht sehen konnte. "Ich.. danke dir.", erklärte sie und schaute dann, während Niiv mit Keonas Hilfe den Weg nach draußen fand, zu Zorak auf. "Möchtest du auch an Deck? Wir könnten die Zeit aber auch dazu nutzen, Belerianai zu üben. Ganz wie du willst." Sie schlang ihm die Arme um den Hals und lehnte sich an seine Schulter. "Worauf hast du Lust?" Nach einer kurzen Pause fügte sie noch hinzu: "Aber damit eines klar ist: Ich werde dich nicht mehr so schnell aus den Augen lassen! Sollen die nur versuchen, an mir vorbei zu kommen..." Sie spürte, wie ein Teil der Wut wieder zurück kam, doch diesmal ließ sie sich nicht davon beherrschen, sondern konzentrierte sich auf den wunderbaren Mann vor ihr. "Vielleicht sollten wir aber auch erst mal dieses Zeug erst einmal abwaschen..", seufzte sie.
    Chispa sah Niiv nur einen Moment hinterher, schnappte dann nach Ipatis Hand und zog sie grinsend nach draußen. "Na komm schon! Hier drin wird es öööde!" Damit flatterte er zur noch offenen Tür hinaus und vom Schiff hinunter. Dann erst löste er seinen Griff und schlug zwei schnelle Saltos. Herausfordernd sah er zu der Windelementar und wartete darauf, dass sie ein eigenes Kunststück vorführte. Ein nunmehr fröhliches Glitzern strahlte in seinen Augen. Er genoss die Zeit mit Ipati einfach zu sehr und glücklicherweise war die Stadt bereits ein gutes Stück weg.

    Noch immer unsicher verfolgte Minea das Gespräch der beiden Frauen. Vermutlich hatte sie zuvor einfach zu leise gesprochen und es war untergegangen. Die Priesterin schien jedenfalls freundlich zu sein, soweit die Ki das beurteilen konnte. Es würde also nicht allzu unangenehm werden, mit ihr zu reisen, wie es aussah. Mit Sorge beobachtete sie aber dann die Reaktion der Frau auf das Abheben der Wolkentänzer. Vermutlich war sie noch nicht daran gewöhnt, mit Luftschiffen zu fliegen, das könnte sich allerdings auch auf ihren Kreislauf niederschlagen und unangenehme Folgen nach sich ziehen. Zumindest für die Geweihte selbst. Etwas lauter als zuvor erklärte sie deshalb: "Sollte dir übel werden oder.. schwindelig, sag bescheid. Ich müsste noch etwas dagegen haben." Minea hoffte, sie würde sich bald an das Gefühl gewöhnen können, denn ansonsten würde es wirklich eine unangenehme Reise für sie werden. Chispa erhob sich unterdessen, flatterte einen Moment rastlos auf und ab, bevor er zögernd zu Ipati flog. "Magst du mit mir eine Runde ums Schiff drehen oder so..? Mir wird es hier drinnen zu eng." Er war noch immer frustriert, dass er sich nicht hatte austoben können und mit Frust konnte er noch nie sonderlich gut umgehen. Es war also wahrscheinlich wirklich besser, wenn er nach draußen ging, dachte Minea bei sich und griff geistesabwesend nach Zoraks Hand.

    Unter Zoraks beruhigendem Gemurmel beruhigte sich Minea langsam wieder. Sobald sich ihr Kopf wieder halbwegs geklärt hatte, wurde ihr klar, was für einen Fehler sie beinahe begangen hätte. Wenn sie diese Wachen erwischt hätte, hätte sie womöglich alle ihre Freunde in ernste Schwierigkeiten gebracht. Endlich hob sie den Kopf, mittlerweile auf dem Boden, halb auf Zoraks Schoß hockend. "Ich lasse nicht zu, dass so etwas noch einmal passiert.", erklärte sie dann fest. "Das nächste Mal bleibe ich bei dir." Damit legte sie ihm die Arme um die Schultern, um ihn eng an sich zu drücken. Sie würde ihn nicht mehr einfach so in einer solchen Situation alleine lassen. Später würde sie das noch mit Boreas besprechen müssen, vielleicht gab es eine gute Möglichkeit, das umzusetzen. Auch Chispa schien sich, gemeinsam mit ihr, wieder beruhigt zu haben. Noch immer schnaubend setzte er sich auf Zoraks Kopf und starrte etwas finster vor sich hin. Die Feuermagierin drehte sich nach den anderen beiden Frauen um. Peinlich berührt stellte sie fest, dass die beiden ihre Vorführung scheinbar ebenfalls mitbekommen hatten. "Ich... ehm.. Tut mir leid, das gerade eben. Ich wollte nicht...", sie verstummte wieder, unsicher, wie genau sie in Worte fassen sollte, was sie ausdrücken wollte. Etwas unsicher verbarg sie, wie automatisch ihre Ohren unter den Haaren. Chispa unterdessen stieß einen verächtlichen Schnauber aus. "Wir hätten uns diese Wiederlinge schnappen sollen..!" Er war also immer noch verärgert.. "Lass es gut sein, Chis.", ermahnte Minea ihn leise.

    Die Ki ließ sich ohne Gegenwehr mitziehen oder fast schon mittragen, doch ihr Gesicht war noch immer eine Maske der Wut und ihre Oberlippe hatte sich wie von selbst leicht zurück geschoben. Sie hatte zu lange im Wald verbracht, um sich derartige Körpersprache nicht anzugewöhnen. Nur die allzu vertrauten Arme um sie hielten sie davon ab, um sich zu schlagen, um diese Bastarde zu finden und.. was auch immer ihr dann einfallen würde. Sie ballte die Hände zu Fäusten, atmete tief durch in dem Versuch, sich wieder zu beruhigen, doch es half nicht viel. Halbwegs bekam sie mit, wie Zorak beruhigend auf sie einredete, fragte, was ihr fehlte und ähnliches, doch sie konnte sich nicht genug darauf fokussieren, um ihm eine sinnvolle Antwort zu geben. Chispa flatterte unterdessen unruhig und angespannt von einem Eck des Raumes ins Nächste, als suche er einen Ausweg. Minea nahm ihre Umgebung kaum wahr, doch die allgemeine Unruhe, die sich mittlerweile im Raum ausbreitete wirkte sich auch auf sie aus und sie wand sich in dem Griff, der sie an Ort und Stelle hielt, um sich zu Zorak umzudrehen und alles andere auszublenden. Noch immer zittrig vor Zorn lehnte sie die Stirn an seine Brust und konzentrierte sich auf ihre Atemzüge. Einen nach dem anderen. Bemühte sich, dazwischen kurz inne zu halten, den Atem zu verlangsamen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder mitbekam, was um sie herum gesprochen wurde.

    Minea stolperte beinahe auf Zorak zu, der ihr als Mensch entgegen kam. Sobald sie ihn sah, blieb sie stockend stehen und starrte ihn an. Ihr Blick glitt über die unzähligen Wunden und die klebrige Flüssigkeit, die an ihm herunter lief. Kurz zuckten ihre Augen an ihm vorbei in die Kajüte, wo Obst zermatscht am Boden verstreut lag. Sie bemerkte kaum, wie sich ihre Hände zu zitternden Fäusten hallten und sich Tränen der Wut ansammelten und ihre Sicht trübten. Chispa auf ihrer Schulter flatterte mit brennendem Haar auf, ausnahmsweise einmal völlig still, während auch ihm langsam klar wurde, was hier geschehen sein musste. Minea streckte ebenfalls stumm die Hand aus um ihn mit dem Feuerzauber zu heilen. Die Flammen leckten über seinen Körper und innerhalb von kürzester Zeit waren die kleinen Wunden geheilt. Mit bebenden Nasenflügeln drehte sie sich langsam um. Ihre Gedanken rasten, genau wie ihre Wut auf diese widerlichen Unmenschen. Wie könnten sie es wagen?! Sie machte den ersten Schritt und flüchtig steifte sie der Gedanke an ihre Freunde. Wenn sie jetzt niemand aufhielt... Doch wollte sie aufgehalten werden? Ein wilder Schrei, der beinahe nicht mehr Menschlich klang, entrang sich ihrer Kehle und ihre Schritte wurden immer schneller, während sie hinauf stürmte um den Wachen zu folgen und.. was auch immer ihr dann einfiel. Chispa folgte ihr ohne einen Laut mit rot glühendem Augen und flammenden Haaren und Flügeln. Die Oberlippe der Halbdämonin waren hochgezogen und das erste Mal in ihrem Leben fühlte sie das Blut ihres Vaters in ihr kochen. Dieser Tag würde für diese Männer nicht gut enden.. es sei denn..

    Minea stand lauschend und mit großen Augen in der Ecke. Sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Würden die beiden Fremden mitkommen? Unbehagen breitete sich in ihrem Magen aus. Früher oder später würde die Ki sicher irgendetwas tun um sie zu verärgern und das würde dann negative Konsequenzen für ihre Freunde haben.. Beinahe zuckte sie bei der Vorstellung zusammen. Dann wanderten ihre Gedanken hinaus aus der mittlerweile fast engen Kabine. Zorak.. Er saß noch immer unter Deck und niemand sagte ihm, was los war. Er musste schon halb verrückt vor Sorge sein! Hoffentlich hatten sich die Wachen wirklich einfach von ihm fern gehalten. Mit einem letzten Blick zu den anderen im Raum flitzte Minea mit gesenktem Kopf und Chispa auf der Schulter hinaus und dann so schnell es ging unter Deck, um nach ihrem Bären zu sehen.

    Als Boreas sich über das Versteck beugte und die Hand nach Keona ausstreckte, ließ Minea sie zögernd los und machte ihr Platz zum hinaus kommen. Mit steifen Gliedern folgte sie ihr dann und sah sich noch immer mit Angst in den Augen im Raum um. In der Tür stand ein Fremder, der jedoch den Eindruck machte auch zupacken zu können, er wirkte irritiert, vielleicht auch verwirrt. Ihr Blick flog weiter. Eine Priesterin saß auf dem Bett und die Ki hatte den Eindruck, dass sie irgendwie niemanden wirklich fixierte sie schaute nur ungefähr in die Richtung der anderen. Chispa flatterte noch immer direkt vor ihrem Gesicht Der Feuerelementar kam entgegen den Worten des Kapitäns noch näher an Niiv heran, stützte die kleinen Hände auf ihrer Nase ab und guckte forschend in ihre Augen, dann ließ er wieder von ihr ab und platzte heraus: "Ich glaube, deine Augen sind kaputt!" Es lag ein solches Erstaunen in seinen Worten, dass dieses einen Moment zu Minea hinüber schwappte, bis sie sich zusammen riss und leise aber bestimmt den Feuergeist zur Ordnung rief: "Chispa! Komm sofort her! Sowas sagt man nicht!" Grummelnd und vor sich hin schimpfend, dass er sich gar nichts gemacht hätte, flatterte er zu der Ki und setzte sich auf ihre Schulter, die Lippe schmollend vorgeschoben. Minea aber hoffte, dass ihre merkwürdige Aura, wie Keona es ihr erklärt hatte, die Fremden nicht wieder gegen sie aufbringen würde und wich langsam in ein Eck des Raumes zurück.

    Als sie die ersten Tränen in dem blassen Lichtschein kullern sah, war es endgültig vorbei mit Mineas Selbstbeherrschung. Die Angst und Anspannung saßen noch immer tief in ihren Knochen und nun sah sie voller Sorge zu ihrer Freundin, die offenbar durch die neuen Informationen, die diese.. Niiv dort draußen verkündet hatte, völlig verzweifelt war. Langsam hob sie die Arme, unsicher, was sie tun sollte oder auch nur konnte. Dann bemühte sie sich einfach so gut es auf dem engen Raum und in der steifen Position eben ging, die andere Frau zu umarmen. Sie achtete nicht einmal mehr großartig darauf, ob sie entdeckt würden oder nicht. In diesem Moment wurde es ihr einfach zu viel.. und nicht nur ihr, wie es schien. Chispa begann immer heller und rötlicher zu leuchten, und beinahe auch zu zittern oder zu vibrieren. Zu spät bemerkte Minea was los war, und im nächsten Augenblick explodierte er förmlich. Glücklicherweise diesmal nicht im wörtlichen Sinne. Er schoss nach oben, sodass die Falltüre mit einem Dumpfen Scheppern auf den Boden knallte und flitzte zu der fremden, die da auf der Bettkante saß, um Dinge zu sagen, die Keona zum weinen brachten. Schnaubend machte er vor ihrem Gesicht halt. "Hey! Was soll das?! Du kannst hier nicht einfach rein kommen und Keona zum weinen bringen!! Und du..", damit drehte er sich zu Boreas um, auch ihn funkelte er an. "Mach mal was, sie läuft ja komplett aus, da ist überall Wasser!!" In dem letzten Satz schwang fast schon Panik und Entsetzen über dieses so gefährliche Element mit und er machte große Augen.

    Minea hatte den gedämpften Stimmen draußen mit weit aufgerissenen Augen gelauscht. Ihr Herz hämmerte so laut gegen ihre Brust, dass die Ki schon halb erwartete, dass die Wachen dem Geräusch würden folgen und sie finden können. Doch das geschah nicht. Boreas schien wirklich alles im Griff zu haben. Selbst die verräterische Feder konnte er erklären, auch wenn Minea die Nase Kraus zog, bei der Vorstellung. Zorak war nicht so, aber er hatte anders herum sicher nichts dagegen, so dargestellt zu werden, solange es ihrer aller Sicherheit diente. Noch immer hatte sie einige Federn im Gesicht doch durch die kleine Bewegung begann es nun heftig in ihrer Nase zu kitzeln. Sie wagte nicht, sich zu rühren, unterdrückte mit aller Macht den Reflex. Zu groß war die Angst, dass sie entdeckt würden. Doch als sich die Schritte endlich entfernten, merkte sie, dass sie nicht mehr lange standhalten konnte. Verzweifelt hielt sie sich mit den Fingern die Nase zu, hoffte, es irgendwie abwenden zu können, doch dann war der Nieser raus und auch die Hand vor ihrem Gesicht vermochte daran nichts zu ändern. Man hatte es draußen sicher gehört! Panisch sah sie zu Keona, machte sich bereit, zu kämpfen, hoffte gleichzeitig, dass das nicht nötig sein würde. Chispa hüpfte ein zwei mal auf und ab, ungeduldig und darauf versessen, endlich den Leiten da Oben einzuheizen, wie er es schon die ganze Zeit gewollt hatte. Minea warf ihm einen warnenden Blick zu und er hielt sich wieder still, wenn auch mit gequältem Gesichtsausdruck.

    Minea hatte die Windmagierin bald in der Kapitänskajüte gefunden und da es das Beste wäre, wenn man sie beide möglichst gar nicht sah, einigten sie sich darauf, in der Kajüte erste Meditationsübungen zu machen. Die Ki verschwand aber noch einmal unter Deck um Zorak zu wecken und ihm zu erklären, dass er sich unter allen Umständen zurückhalten müsse, für den Fall dass jemand das Schiff durchsuchte, und ihn in der Mannschaftskajüte vorfände. Sie erklärte ihm auch, dass sie selbst und Keona sich versteckt halten würden, sollte es dazu kommen, und dass sie dadurch nicht in Gefahr wären. Sie hoffte, das würde ihn genügend beruhigen, dass er sich daran hielt. Bald darauf saß sie Keona gegenüber, beide im Schneidersitz und versuchte sich zu konzentrieren, wie die andere Frau es ihr beschrieb. Minea tastete sich langsam heran mit einigen Erinnerungen, bei denen sie aus verschiedenen Orten gejagt worden war und Chispa beschwor daraufhin die Bilder herauf, die ihn glücklich durch brennende Zweige flitzend zeigten. Zunächst war sich die Ki unsicher worauf genau die Übung abzielte, da Chispa und sie eher als Einheit fungierten als als zwei Personen. Zu lange waren sie nur aufeinander angewiesen gewesen, als dass sie sich so sehr als Einzelpersonen wahrnahmen. Doch mit voranschreiten der Übungen bemerkte sie auf einmal Unterschiede, auf die sie zuvor nicht so geachtet hatten. Als gäbe es auf einmal zwei Arten von Freude in ihrem Kopf. Zwischen halb zusammen gekniffenen Liedern schielte sie zu Keona hinüber, die mit gerunzelter Stirn und einem fast verzweifelten Gesichtsausdruck da saß. Die Ki meinte sogar eine Träne erkennen zu können, während Ipatis Gestalt beinahe wie ein Gewitter anmutete. Minea wollte nicht taktlos sein, daher schloss sie wieder die Augen und bemühte sich, eine Szene zu fokussieren, in der sie, aller Hoffnung beraubt, in der Geisterwelt umher irrte. Dann würde ihre Konzentration gestört. Draußen schien sich ein Aufruhr angebahnt zu haben. Nur ein Blickwechsel mit Chispa und er sah nach draußen um ihnen aufgeregt von einigen Männern in Uniformen zu berichten, die vor dem Schiff herum lungerten. Sie wechselte einen weiteren Blick mit Keona und schon standen sie auf, packten alles Verdächtige zusammen und zwängten sich in das enge Versteck unter dem Teppich. Minea hatte einige Federn im Gesicht und sie spürte Keonas Atem an der Wange. Zum ersten Mal war die Ki wirklich froh über ihre geringe Größe. Mit angezogenen Knien machte sie sich so klein wie möglich und wartete angespannt darauf, dass Boreas zurück kam und ihnen Entwarnung gab. Immerhin spendete Chispa ihnen etwas Licht, auch wenn er sich zurück hielt, um sie nicht zu verraten.

    Blinzelnd öffnete Minea die Augen. Die Strahlen der Lichtsäule bahnten sich bereits ihren Weg, die Treppe hinunter und sie schaute sich verwirrt nach Zorak um, der sie in seinen Bärenpranken hielt. Chispa hatte sich für die nacht wieder entschuldigt, da er Ipati Gesellschaft leisten wollte. Zumindest hatte er das zu Minea gesagt. Ein fröhliches Grinsen wollte sich auf ihrem Gesicht ausbreiten, doch noch immer irritierte sie, wie lange sie geschlafen hatte. Normalerweise war sie noch vor Anbruch des Tages wach. Irgendwann zuckte sie die Achseln, drehte sich um und strich Zorak gedankenverloren durch den Pelz. Womöglich lag es einfach an der Magischen Erschöpfung und vielleicht auch daran, dass sie sich an Bord dieses Schiffes endlich sicher und geborgen fühlen konnte, wie sonst nirgends. Nicht einmal in den Wäldern, die sie und ihr Partner früher durchstreift hatten. Allerdings waren sie beide damals auch noch alleine gewesen, ganz ohne Freunde und auch ohne Zorak, ohne den sich die Ki nicht mehr vorstellen konnte, auch nur aufzuwachen. Sie erinnerte sich, dass Boreas davon gesprochen hatte, dass er jemanden suchen wollte um das Schiff besser auszurüsten. Nun, er war vermutlich bereits unterwegs, der Stärke des Lichts nach zu urteilen und wenn er Keona mitgenommen hatte.. Waren sie alleine. Andererseits.. es war auch gut möglich, dass die Windmagierin sicherheitshalber an Bord geblieben war, falls sie auch in dieser Stadt gesucht wurde. Mit einem kurzen Strecken wand sich die Ki aus der wohligen Umarmung und machte sich daran, die Decks nach ihren Freunden abzusuchen.

    Minea sah überrascht auf den Blitz, der auf Keonas Geheiß hin in den Sand einschlug. Das war wirklich beeindruckend, wie sie fand. Dann bildete die Magierin eine Feuerbarriere um sich herum. Die Ki sah interessiert zu, als Chispa erfreut aufflog und einmal prüfend um die Front herum flatterte um dann mit vollem Karacho gegen die Flammen zu donnern. Er prallte ein oder zweimal ab und schlüpfte dann einfach durch die Barriere aber durch den Schwung purzelten er in den Sand und überschlug sich ein paar mal und kullerte auf Keonas Füße zu. Er strahlte die Magierin an. "Das war lustig, können wir das noch mal machen?!"
    Minea lachte und griff dann zu einem eigenen Zauber. Sie sprach einige Worte und verwandelte sich daraufhin in reines Feuer. Sie sah zu Keona und Grinste, um dann einen weiteren Zauber zu sprechen. Ein Feuervogel aus Flammen schraubte sich in die Luft und die Ki lenkte ihn auf den Stein von zuvor. Langsam trat ihr der Schweiß auf die Flammende Stirn, während der Feuervogel den Stein mehrfach attackierte und schwarzen Ruß hinterließ.

    Minea sah fasziniert zu, wie Keona das Holz davon fegte. Wenn sie in der Luft wären und ein Angreifer nahe am Rand des Wolkenschiffs stand.. Keona hatte Recht, das wäre wirklich sehr praktisch. Die Ki lächelte der anderen Frau freudig zu. Dann machte sie einen Schritt nach vorne und dachte kurz nach, dann holte sie Luft. "Also meine Tiergestalt hält auch nur etwa eine Stunde und es funktioniert eigentlich mit jedem Tier, das ich gut genug kenne. Ein Lagerfeuer kann ich auch entzünden und wenn jemand Hunger hat..", sie brachte ein verlegenes Lächeln zustande. "Kann ich einen Beerenstrauch wachsen lassen, der eine Person satt macht. Und ansonsten.." Sie drehte sich zu dem Stein und beschwor einen Flammenblitz herauf, der eine ordentliche schwarze Stelle darauf zurück ließ. Allerdings spürte sie bereits, wie sie die Erschöpfung leicht befiel. Schließlich hatte sie zuvor schon die Verwandlung vollbracht.
    Chispa ließ sich von Ipatis Wiebelwind die Haare zerzausen und grinste zu der Windelementar, um kurz darauf hinter sie zu fliegen und eine Art Konfetti von winzigen Funken über sie herab regnen zu lassen.

    Minea tappste unschlüssig an den Waldrand heran, wollte aber nicht recht aus dem Schutz der Bäume treten. Dicht hinter ihr stand Zorak noch immer in seiner Bärengestalt, im Gegensatz zu ihr. Sie waren eine ganze Weile durch den Wald getobt, die Ki hatte sich irgendwann an die neue Größe gewöhnt und war sogar, wenn auch etwas ungeschickt, auf einen Baum geklettert, um sich als Revanche für sein Erschrecken zuvor, auf den deutlich größeren Rücken zu stürzen. Und sie hatte ihn tatsächlich überraschen können, wie sie zufrieden festgestellt hatte. Irgendwann war allerdings der Zauber verpufft und sie kniete auf allen Vieren und völlig nackt, mit offenen, in das Gesicht fallenden Haaren am Waldboden. Wie sie jetzt so im Buschwerk versteckt dastand, wünschte sie, sie hätte ihre Kleidung nicht mitten am Strand fallen gelassen. Hilfesuchend sah sie zu Zorak, ob der ihr nicht die Kleidung bringen könnte, doch dann warf sie nur einen kurzen Blick auf die anderen, die scheinbar eher miteinander beschäftigt waren, und flitzte wie ein geölter Blitz zu dem Stoffhäufchen, um sich die Bluse überzistreifen. Dannach fühlte sie sich schon wieder wohler und zog sich ruhiger fertig an. Kurz darauf gingen sie zu den Magieübungen über. Mit Zoraks Hilfe schob die Ki einen Felsen Richtung Wasser, der als Ziel dienen sollte und Chispa jonglierte mit einigen selbst gemachten Feuerbällen.

    Minea neigte dankbar den Kopf vor Boreas und ignorierte dabei das Ziehen an ihrem Ohr, das Zorak mit seinen Zähnen verursachte. Er schien wirklich begeistert zu sein und die Ki freute sich darüber, etwas gefunden zu haben, das ihn so freute. Mit einem letzten Blick zu den anderen beiden lief hinter Zorak her, der eine richtige Schneise in das Unterholz geschlagen hatte. "He, warte mal, du hast immer noch die längeren Beine!", rief sie ihm in der Tiersprache nach und bemühte sich, aufzuholen. Die großen Prämien waren noch ungewohnt, bisher hatte sie sich eher in kleinere Tiere verwandelt, etwa einen Vogel. Theoretisch könnte sie sich wohl auch in einen Fisch oder etwas ähnliches verwandeln doch das hatte sie natürlich noch nie versucht. Zu groß war die Abscheu vor dem nassen Element gewesen, als dass sie sich in ein Tier hätte verwandeln wollen, das quasi darin lebte. Wenn sie sich in den Wäldern hatte verstecken wollen, hatte sie sich gelegentlich auch in einen Fuchs verwandelt und festgestellt dass sie sich in dieser Form auch recht wohl fühlte. Sie ging nun langsamer, sah sich aus der neuen Perspektive im Wald um und hielt nach Zorak Ausschau, immer seiner Spur folgend.

    Minea legte ihren Stab vorsichtig im Sand ab und sah dann zu Zorak, der seine Nase in ihr Fell steckte und sich an sie schmiegte. Sie gab einen undefinierbaren Laut von sich, der in ihrer Menschlichen Gestalt wohl ein ausgelassenes Kichern gewesen wäre. Scheinbar gefiel Zorak ihr Zauber und sie freute sich darüber. Sie stubbste ihn mit der Nase an und schleckte dann einmal über seine Schnauze. Sie sah das Funkeln in seinen Augen. Vielleicht könnten sie ja eine kleine Pause einlegen? Sie sah zu Chispa, der sich prompt erhob und vor sich hin grinste. Ihm schienen die beiden Bären vor ihm wohl auch zu gefallen. Boreas hingegen machte einen leicht skeptischen eindruck. Die Ki übermittelte Chispa eine Frage und nickte dann in Richtung des Kapitäns. Der Feuerelementar nickte feierlich und flatterte dann zu Boreas. "Minea fragt, ob nicht eine Pause vor den Magieübungen möglich wäre..?" Sein Blick flog kurz zu Ipati. Er wäre auch nicht Böse, um ein wenig Zeit, dann könnte er mit ihr eine Weile um die Wette fliegen oder so etwas.. Minea trottete langsam auf die anderen zu und schaute ihren Käpt'n bittend an. Nur ein kleines Bisschen! Dachte sie sich. Sie könnten doch danach gleich weiter üben und zeigen und Magie wirken.

    Die Ki wich einem weiteren Hieb aus, doch plötzlich wurde sie in ihrer Bewegung gestoppt. Sie sah auf und musste feststellen, dass Zorak ihren Stab mit den Zähnen gepackt hatte und kurz darauf ruckte er daran, dass es Minea auf ihren Hintern warf. Er stellte sich auf die Hinterbeine, den Stab im Maul und hielt ihn außerhalb ihrer Reichweite. Verdutzt hockte die Ki im Sand, doch dann schnaubte sie und stand gelassen auf. Sie sah zu Zorak auf und drehte sich scheinbar ungerührt um. Ihr Blick wanderte über die Zuschauer, sie sah gerade Boreas etwas fragend an, doch sie hatte den Eindruck, dass sie alle genug gezeigt hatten, was sie ohne Magie konnten. Nun, dann war wohl mal die Magie dran, nicht wahr? Was sie vorhatte, würde allerdings etwas voraussetzen, das ihr etwas unangenehm war.. Nun, sie war unter Freunden, und sie sollten zeigen, was sie konnten.. Sie atmete tief durch und stellte sich dann mit dem Rücken zu den Zuschauenden und Seitlich zu Zorak, um dann damit zu beginnen, ihre Hose aufzuknüpfen und ihr Mieder abzulegen. Stiefel und Stoff fielen nacheinander in den Sand. Sie spürte die Blicke aller Anwesenden auf sich, und bemühte sich, nicht rot zu werden. Noch verhüllte sie die Bluse größtenteils. Sie hielt sie vorne fest, drehte sich zu Zorak um, und sprach die Worte, während sie die Bluse auszog. Noch während der Stoff zu boden fiel, setzte die Verwandlung ein. Braunes Fell bedeckte sie, als sie auf alle viere fiel. Sie zuckte mit den runden Ohren, sah zu Zorak, der nun etwas weniger riesig wirkte und grinste mit einer Bärenschnauze. Sie war nicht annähernd so groß oder muskulös wie er, aber nun stand sie als Bär vor ihm, lief die wenigen Meter auf ihn zu und stellte sich ebenfalls auf die Hinterbeine. Nun reichte sie auch an den Stab heran, wie sie zufrieden feststellte. Wie er zuvor, brüllte sie nun ihn an, allerdings mit einem neckenden Blitzen in den Augen. Dann packte sie mit den Zähnen ihre Waffe und zog sanft daran, während sie ihre Pranken auf seine Fellüberzogene Brust legte.