Beiträge von Mysthral

    'Nun.. äh.... nein ?' wäre die Antwort gewesen, die Mysthral auf be- und unterstützen auf der Zunge gelegen hatte. Aber er hatte nur verschmitzt gelächelt. "Wenn Ihr es sagt, Ipati."
    An der zweiten Stelle war es mit drei leichten Abhobelungen nicht getan. Mysthral legte fast zärtlich die Hand auf die Schiffswand und murmelte "Keine Sorge, wir kriegen es wieder hin, ja ?" und setzte zu weiteren Schüben an. "Reisen würde ich sehr gern einmal." seufzte er dann zu Ipati. "Ich fürchte nur, dass es ein Traum bleiben muss. Eine Passage auf einem der wenigen Wolkenschiffe oder auch ein Pferd kosten mehr als mein Vater in zwei Monaten verdient. Und verdienen kann ich in der Zeit auch nichts...... deshalb höre ich so gern zu, was andere mir erzählen können." Er nahm den winzigen Hammer vom Gürtel und klopfte prüfend gegen die Planke, die er gerade bearbeitet hatte und lauschte angestrengt. "Siehst Du, nichts passiert." tröstete er das Schiff sanft. "Das klingt vernünftig, dass Boreas steuern soll." grinste er dann Ipati an. "Wer weiß, wo die Wolkentänzer sonst landet, wenn es doch Ji San sein soll. Ist es nicht auch Sinn einer Überraschung, dass man nicht weiß, worum es sich dabei handelt ?" zog er sie mit Unschuldsmiene ein wenig auf. Ipati machte ihm Spaß. Niemals hätte er gedacht, dass ein Elementarwesen SO sein könnte.... aufgeweckt, freundlich, lustig. Gar nicht unheimlich oder furchteinflößend. "Vielen Dank für das Lob, Ipati." freute er sich. "Es ist so noch nicht ganz fertig. Aber wenn am Ende nichts mehr zu sehen ist und die ausgebesserten Stellen so robust wie vorher sind, bin ich zufrieden."

    Mysthral schmunzelte über die Worte des Windgeists zu Oreithyia. Kurz zog er verwirrt die Brauen zusammen und fragte unwillkürlich nach "Be..... ?" Er hatte nicht den leisesten Funken Ahnung, wie es zu einer Verbindung zwischen Magiern und ihren Elementargeistern kam. Er hatte aber auch noch nie mit einem solchen Wesen Kontakt gehabt, geschweige denn sich mit einem unterhalten.... er wollte keinesfalls etwas Falsches sagen. Neugier hin oder her. Und Mysthral lag die Neugier der Katzen im Blut. "Ich glaube, Ihr habt eine sehr gute Wahl getroffen, Ipati. Oreithyia ist sehr hübsch. Und nett ist sie auch, glaube ich." versuchte er also lieber dem Windgeist etwas zu schmeicheln. Fast zärtlich führte er dann den Hobel über die erste kleine Beschädigung, prüfte den Abrieb mit der Hand und verstellte etwas an seinem Werkzeug und hobelte dann noch zweimal über diese Stelle - während er auch Ipati zuhörte.
    "Ji San..." flüsterte Mysthral und überlegte. "Mein Vater sprach davon, dass es dort Häuser und Schnitzereien gäbe wie nirgendwo sonst auf Beleriar." Er nickte verstehend dazu, dass die Zeit immer knapp bemessen war auch wenn er gestand "Wie schade! Ich stelle es mir sehr aufregend vor an fernen Orten mit fremden Leuten in Bekanntschaft zu treten, ihre Gebräuche zu erfahren und zu sehen, wie sie leben...." Er kam gar nicht dazu, die Gedanken zu beenden, denn schon saß Ipati auf seiner Schulter und wirkte etwas verstimmt. Fasziniert stellte Mysthral fest, dass er keinerlei Gewicht verspürte. "Jetzt sofort gleich ?" fragte er amüsiert zurück. "Oder darf Kapitän Boreas auch noch mit ?" Nicht zu fassen - er scherzte mit einem Windgeist ! Der junge Mann lächelte sanft. "Sicherlich plant der Kapitän für Euch eine ganz besondere Überraschung, Ipati. Und nur deshalb dauert es ein wenig länger." Sacht setzte er den Hobel an der nächsten Stelle des Schiffrumpfs an.

    Sie entstammte dem Wind.... Mysthral hätte gern mehr erfahren, denn die Antwort war zugleich einfach und faszinierend. Er konnte sich nicht vorstellen, wie das vor sich gehen mochte. Aber etwas in der Stimme des kleinen Wesens hielt ihn zurück und er lächelte. "Aber jetzt habt Ihr Oreithyia. Sie kümmert sich um Euch und Ihr kümmert Euch um sie." Er überprüfte routinemäßig noch einmal den Halt seiner Haken und nickte. "Ja, das sollte halten. Zumindest hat es das bislang immer." und zwinkerte Ipati auf ihre Worte dann fröhlich zu. "Na dann kann mir ja so oder so gar nichts passieren, nicht wahr ?" Mysthral befestigte Hobel und Hammer an seinem breiten Gürtel und ließ sich gewandt auf der Reling nieder, seine Beine baumelten außen am Schiffsleib. Konzentriert entwirrte er die Seile und prüfte noch einmal gewissenhaft, ob der etwas weiter unten befindliche Rollmechanismus gängig war und das Seil glatt hindurch zog. Erst dann glitt er geschickt in die beiden Beinöffnungen hinein, die ihn direkt unterhalb seines Gesäßes stützten, so dass er nun mit dem Gesicht Richtung Schiffswand sitzend neben dem Schiff in der Luft hing. "Habt Ihr schon viele Orte auf Beleriar gesehen außer Nir'alenar ?" frage er Ipati neugierig, während er sich mit seinem Seilzug auf die Höhe der Beschädigungen manövrierte. "Wo war es am Schönsten ?"

    "Nicht auf einem, das diesen Hafen hier noch verlassen kann." gestand Mysthral lächelnd und deutete etwas wehmütig zu den anderen Piers hinüber, wo eine stattliche Anzahl der unterschiedlichsten Schiffstypen zu sehen war. Nur ihr Anblick selbst war bei fast allen alles andere als stattlich. Wie leerstehende Häuser schienen auch Schiffe irgendwann zu Ruinen zu werden, wenn es nichts mehr für sie gab außer dem endlos nagenden Zahn der Zeit und das Meerwasser, dass sie sanft hin und her wogte in ihrem endlosen Schlaf. "Aber schon als Kind bin ich einigen von denen dort herum gestrolcht, weil ich wissen wollte, wie sie gebaut sind. Um es zu verstehen..." erzählte er bereitwillig und grinste als der kleine Windgeist für einen kurzen Moment verlegen ins Stottern geriet. Allmählich verlor Mysthral seine Scheu vor dem magischen Wesen. "Ihr seid zu beneiden." gestand er Ipati während er die Sachen zur Reling hinüber trug. "Es heißt, es sei fast unmöglich auf einem der Wolkenschiffe anheuern zu können." Vergnügt stellte er fest, dass der Windgeist mit ihm gemeinsam noch einmal den Schaden begutachtete. 'Fliegen müsste man können' dachte er bei sich. "Von zwei Völkern!" antwortete Mysthral bereitwillig und hakte die Seilkonstruktion an der Bordwand des Schiffes ein. Zuckte dann zurück als das feine kleine Gesicht so unmittelbar direkt vor seinem eigenen Gesicht auftauchte. "Huch!" entfuhr es ihm überrascht, aber er musste sogleich über sich selbst lachen. "Mein Vater ist ein Mensch und meine Mutter eine Cath'Shyrr." antwortete er dann. Das ungezwungene Interesse des Windgeists vertrieb den letzten Rest Nervosität, den er ihm gegenüber verspürt hatte. "Und Ihr, Ipati ? Habt ihr auch... Eltern ?" fragte Mysthral gespannt.

    Als er das Schiff fast erreicht hatte, sah Mysthral den Windgeist dann auch. Hoch oben vom vordersten Mast herab flog er geschwind zum Deck hinunter und linste ihn von Deck aus pfiffig an. Der Blick war ansteckend und Mysthral grinste unwillkürlich zurück als Ipati sich bemerkbar machte und ihm zuwinkte. "Ich... äh..." so nah vor seinem Gesicht machte der Windgeist den jungen Mann doch etwas nervös "... ja, das kann ich." fing er sich wieder. 'Nur immer weiter lächeln !' beschwor er sich innerlich. "Das ist gar nicht soo schwierig. Mehr eine kleine Schönheitsreparatur." Mysthral erinnerte sich noch gut daran, dass Ipati irgendwie dafür verantwortlich war und an den schuldbewussten Blick und wollte das Wesen möglichst nicht aufregen sondern lieber weiterhin so nett lächeln sehen. "Gern ! Ich freue mich, wenn ich Gesellschaft habe." antworte er Ipati aufrichtig auf die Frage und betrat die Planke, um an Deck der Wolkentänzer zu gelangen. Die Frage nach seiner Haarfarbe verblüffte Mysthral, die freie Hand griff unwillkürlich nach einem Büschel seines Haares. "Ich habe es von meiner Mutter vererbt bekommen." grinste er dann. "In ihrer Familie soll es gang und gebe sein. Aber ihres ist viel feiner - das Strohige muss ich wohl Vater in die Schuhe schieben." An Deck angelangt sah Mysthral sich einige Augenblicke lang fasziniert um. Er konnte einfach nicht anders - ein prächtiges Schiff !. "Dann wolln' wir mal, hm ?" fragte er Ipati vergnügt und trat oberhalb der Kratzer an die Reling. Er beugte sich vor, um sich den Schaden noch einmal genau zu betrachten und ging dann zu seinem Rucksack zurück, um einige Dinge heraus zu nehmen - eine vorgefertigte Seilkonstruktion, einen feinen Handhobel, einen fast zierlichen Hammer..... "Gehört Ihr und Oreithyia schon lange zur Crew dazu ?" fragte er das kleine Wesen dabei neugierig.

    Der Morgen war voran geschritten als Mysthral abermals das elterliche Haus verließ an diesem Tag - aber bis Mittag war es noch hin. Einen geräumigen Rucksack mit seinem Werkzeug über der Schulter und ein Vesperpaket in der Hand eilte er flinken Fußes zurück zum Hafen. Hinter ihm lag eine intensive Beratung mit seinem Vater über die nächste Rohmaterialbestellung und eine wesentlich ausgelassenere Erzählung über Mysthral's Erlebnisse an diesem Morgen und den Auftrag, den er gewonnen hatte. Den Blick, den seine Eltern tauschten als er sich dorthin auf den Weg machte, blieb dem jungen Mann verborgen. Mysthral mied dieses Mal die brodelnde Menschenmengen des Marktes und trabte durch die zu dieser Tageszeit noch recht unbedenklichen Gassen des Seeviertels. Der Weg war etwas länger aber dafür kam Mysthral wesentlich schneller voran. Nur einmal musste er - wie auch alle anderen Passanten - dem bekloppten Pony eines Bäckers ausweichen. Es war allseits bekannt, dass dieses Vieh sich mit Hufen und Zähnen den Weg frei zu machen pflegte, wenn man ihm nicht freiwillig vorher auswich.
    Erst als er den Landungssteg und die Wolkentänzer wieder sehen konnte, wurde Mysthral langsamer. Nun würde es sich zeigen, wie er mit einem Elementargeist zurecht kommen würde. Er flehte Minaril in einem kurzen Gebet an, dass Ipati gute Laune haben möge und betrat den Steg. Langsam näherte er sich dem Wolkenschiff. "Ipati ?" Wie redete man so einen Geist eigentlich an ? Er hatte keine Ahnung - und wünschte sich, er hätte früher an dieses Problem gedacht und sich danach erkundigt.... nun war es zu spät. "Seid Ihr da ?" rief er also und hielt nach dem kleinen Windgeist Ausschau.

    "Gern geschehen!" antworte Mysthral auf den Dank. Weitere Hilfe benötigten Boreas und seine Steuerfrau zunächst nicht. Mysthral rang noch innerlich mit sich, ob er dies eher bedauerte oder sich darüber freute. Immerhin konnte er so schneller mit der Arbeit am Wolkenschiff beginnen. Nun allerdings verstand er, warum der kleine Windgeist zurück geblieben war. "Ipati und ich werden uns hoffentlich verstehen." nickte er und bemühte sich, nicht zu zeigen, dass es ihm damit schon ein klein wenig mulmig war - er allein mit einem magischen Wesen! Um so strahlender fiel sein Lächeln an Oreithyia aus und er bedankte sich etwas überschwänglich dafür, dass sie ihrem Windgeist noch einmal Bescheid sagen würde, dass er mit Boreas' und ihrem Einverständnis an der Wolkentänzer arbeiten würde. "Dann werde ich zum Nachmittag auf jeden Fall dort sein." versicherte er Boreas noch. "Oder falls ich Euch..." er lächelte die Magierin höflich an "... zwischendurch beim Transportieren des Nachschubs zur Hand gehen kann...?" Mysthral nickte auch Kapitän Boreas noch einmal zu. "Dann wünsche ich ein erfolgreiches Geschäft! Bis später!"

    "Oh..." ein wenig überrascht blickte Mysthral die Magierin an. Meinungsverschiedenheiten mit ihrem Windgeist ?? nur gut, das er nicht gefragt hatte. Das kleine Wesen genoss man zunächst dann wohl besser mit etwas Vorsicht. Und Höflichkeit. Höflichkeit war immer gut, beschloss er für sich. "Bestimmt macht Ihr Eure Sache als Steuermann hervorragend. Auch wenn ich Euch und der Wolkentänzer natürlich gern auch in der Zukunft mit meiner Arbeit aushelfen würde, wenn es noch einmal nötig sein sollte." zwinkerte er Oreithyia zu als sie für kurze Zeit die Gelegenheit für den Wortwechsel hatten. Je näher sie dem Marktplatz kamen, um so mehr musste Mysthral die Schubkraft auf den Wagen dosieren, aber Boreas steuerte so geschickt, dass ihm das leicht möglich war. Zumal die Magierin auch noch klug Leute ansprach, die sie vor sich hatten. "Das ist ein guter Platz!" nickte der junge Mann beifällig als sie den Standort offenbar erreicht hatten. Er hatte mit seinem Vater einige dieser Stände selbst entworfen und zusammen gebaut und so gelang es ihm ohne Probleme, Boreas beim Aufbau zur Hand zu gehen und seine Anweisungen umzusetzen, während Oreithyia bereits charmant die Kauflustigen ansprach und bediente. Mysthral gefiel, wie selbstverständlich die beiden Hand in Hand arbeiteten. Als der Stand schließlich fertig da stand, wandte er sich an Boreas. "Kann ich noch etwas für Euch tun oder Euch zur Hand gehen ? Sonst würde ich mich nun empfehlen, um mein Arbeitswerkzeug zu holen und mich den Arbeiten an Eurem Schiff zu widmen."

    Mysthral's Augen funkelten zufrieden als er Boreas' Begrüßung vernahm. Er stellte ihm jetzt auch die attraktive Frau an seiner Seite vor. Ehrfürchtig lupfte Mysthral seinen gewaltigen Hut - wenn auch nur gerade eben angedeutet. Eine Windmagierin ! und das kleine Elementarwesen gehörte zu ihr, wie er nun auch begriff. "Die Freude ist ganz meinerseits, Oreithyia !" grüßte er die Dame höflich. "Auch mein Weg führt ins Händlerviertel." nickte er Boreas dann lächelnd zu und begab sich hinter den Karren, den die beiden hinunter auf dem Steg gebracht hatten, um diesen zu schieben. "Habt Ihr einen Stand auf dem Marktplatz, Herr ?" fragte Mysthral neugierig. Womöglich ergab sich dort eine weitere Auftragsmöglichkeit... eine Kleinigkeit instand zu setzen oder etwas Ähnliches. Der junge Mann hoffte darauf, die Bekanntschaft mit dem Kapitän eines Schiffes weiter vertiefen zu können. Und dafür - so glaubte er - machte man sich am Besten nützlich. Der Karren war in Gang und rumpelte voran und der junge Mann konnte sich endlich auch der Magierin zuwenden. Kurz überlegte er, ob er fragen sollte, wie es überhaupt zu der leichten Beschädigung gekommen war, erinnerte sich dann aber an die Miene des kleinen Geists und ließ den Gedanken fallen. Ein klein bisschen unheimlich war dies Wesen ihm doch noch und keinesfalls mochte er Ipati oder seine Magierin erzürnen. "Es ist mir eine Ehre an der Wolkentänzer mein Talent beweisen zu können." lächelte er deshalb aufrichtig und bekannte. "Ihr habt großes Glück auf einem so feinen Schiff und unter einem solchen Kapitän lernen zu dürfen, Oreithyia."

    Aufmerksam hörte Mysthral den Worten zu und nickte dann eifrig. "Einverstanden!" und da die schwarzhaarige Dame oben auf Deck nach Boreas verlangte, fasste er sich jetzt auch kurz. Das fehlte gerade noch, dass der Kapitän ihn für einen Schwätzer hielt... "Es wird nicht lange dauern!" sprach er und deutete auf die Gebäude am Hafen. "Unsere Lagerhalle befindet sich gleich dort hinten." und stob dann förmlich davon, über den Bootssteg zurück und eiligen Fußes zur Halle seines Vaters hin. Der Schlüssel drehte sich leicht in dem mächtigen Schloß, welche das Lager vor Unbefugten sichern sollte. Drinnen atmete Mysthral erst einmal tief durch. Wie hätte er ahnen können, dass der Tag so vielversprechend beginnen würde ? Doch dann riss er sich zusammen und kontrollierte schnell aber sorgsam die vorhandenen Bestände. Es gab keinen Grund, jetzt seine Pflichten zu vernachlässigen. Und er hatte das unbewusste Gefühl, dass so etwas auch keinen guten Eindruck auf Boreas und seine Begleitung machen würde. Schließlich nickte er zufrieden, verschloss die Halle wieder sorgfältig und begab sich zurück zum Landungssteg, um auf seine neue Bekanntschaft zu warten.

    Das kleine Geisterwesen blickte etwas schuldbewusst drein und Mysthral entspannte sich zusehends trotz seiner Gegenwart - wozu auch das verwegene Lächeln und das Funkeln in den Augen des Kapitäns großen Anteil hatten. Sein Gesicht schien die Sehnsüchte wieder zu spiegeln, die immer öfter in dem jungen Mann empor kamen. Die Worte Boreas' liessen ihm das Herz höher schlagen und ein Strahlen überzog sein Gesicht. Um seines Übereifers Herr zu werden, verneigte Mysthral sich tief. "Mich nennt man Mysthral, Herr!" Die vertraute Anrede, die Boreas ihm angeboten hatte, traute sich noch nicht ganz über die Lippen des jungen Mannes. "Ich werde die Wolkentänzer mit allergrößtem Respekt und Sorgfalt behandeln - das versichere ich." Wenn das wahr wäre, dass das Schiff ihn wirklich ausgesucht hätte - Mysthral mochte dies kaum zu Ende zu denken. "Ich werde sogleich mein Werkzeug holen und beginnen." nickte er eifrig. Und hätte das wohl auch getan, wenn er nicht den Schlüssel zur Lagerhalle noch rechtzeitig in seiner Hand bemerkt hätte und dies ihn wieder ein wenig aus seinen Träumen zurück holte. Oben am Landungssteg erschien nun wieder die hübsche Frau. Sie schien etwas hinter sich her zu zerren ? "Das heißt.... ich müsste im Lager noch eben etwas für meinen Vater nachsehen....." murmelte Mysthral entschuldigend. "Aber wenn Eure Zeit es erlaubt.... und Ihr in die Stadt wollt und eine weitere helfende Hand gebrauchen könntet... ?" fragte er dann lauter und richtete erwartungsvoll den Blick auf Boreas.

    Mysthral wuchs gefühlt gleich einige Zentimeter in die Höhe als er das offene, sympathische Lächeln im Gesicht des Kapitäns sah. Unfreundlich ? Nein! Seine Frage war schon berechtigt gewesen, so wirklich einen Grund oder eine Berechtigung konnte Mysthral ja schließlich nicht vorweisen, sich so nah an seinem Schiff auszuhalten. Außer seine Neugier natürlich.... "Dann macht sie ihrem Äußeren alle Ehre!" antwortete der junge Mann bewundernd auf die Worte Boreas und antwortete artig weiter. "Nein Herr - ich gehöre nicht zu den Werftarbeitern. Ich bin der Sohn von Menerion, dem Zimmerman." Bei den letzten Worten vermochte Mysthral den Stolz nicht aus seiner Stimme heraus zu halten. "Aber ich komme oft her, um die Schiffe anzusehen." er lächelte sanft. "Ich glaube, sie haben eine Seele, Herr. Und sie hier..." seine Geste schloss das ganze Schiff ein ".. ist eine stolze und eigenwillige Dame - voller Mut und Tatendrang." Die schwarzhaarige junge Frau beugte sich derweil über die Reeling.... und an ihrer Seite tauchte ein kleines Geschöpf auf. Mysthral hatte schon von Elementargeistern gehört - phantastische ebenso wie unheimliche Geschichten - und für einen Moment verfolgte er mit großen Augen den Ausbruch und den sich anschließenden Flug des kleinen Wesens. Ob dies der Windgeist war von dem der Kapitän gerade erst gesprochen hatte ? Die Worte schienen es zu sagen... Gleich darauf räusperte er sich auch schon verlegen - so schön die junge Frau auch war und so faszinierend der kleine Geist - das Sagen hatte für Mysthral ganz eindeutig der Mann vor ihm. Freundliche Belustigung schimmerte in Mysthral's Katzenaugen als er dem kleinen Wesen versicherte. "Das hätte ganz bestimmt jedem passieren können." Vermutlich sollte er dem kleinen Geist dankbar sein - was auch immer der angestellt hatte... es hatte ihm ein Gespräch mit einem wirklich namhaftem Mann und angesehenem Händler und Kapitän beschert. Und dieser fragte..... fragte tatsächlich.... ein ungläubiges aber nicht minder strahlendes Lächeln trat in Mysthral's Züge. Fast liebevoll glitten seine Augen zu den Beschädigungen hinauf. "Ich würde es nur sorgfältig abhobeln, Herr. Dann glatt schleifen und mir einem besonderen Lack wieder neu polieren." erklärte er überzeugt. "Es ist kein wirklicher Schaden entstanden." Dann dämmerte ihm in seine Begeisterung hinein, dass das gar nicht die Frage gewesen war. Mysthral straffte die Schultern und blickte Boreas gerade in die Augen. "Wenn Ihr es mir übertragen würdet, Herr - dann solltet Ihr erst das Ergebnis sehen und dann entscheiden, was meine Arbeit Euch wert ist!"

    Name des Charakters: Mysthral
    Volkszugehörigkeit: Mischwesen
    Herkunft: Heimat derzeit: Nir#alenar
    Geburtstag: 12. Shu'sharei 1425 (Patengott Kharad)



    Beschreibe Deinen Charakter äußerlich:
    Mysthral ist nicht besonders groß - höchstens 1,70 m - und von graziler Gestalt, die sich mit auffallend lässiger Eleganz bewegt. Aus dem herzförmigen Gesicht blicken sein Gegenüber große mandelförmige und grün-goldfarben gesprenkelte Augen an und stets scheint ein ebenso freundliches wie vergnügtes Funkeln in ihnen zu wohnen. Mysthral's Stupsnase unterstreicht diesen Eindruck noch. Die Kleidung des jungen Mannes ist sauber und zweckdienlich aber gediegen. Fast immer sitzt ein überdimensionaler Hut auf seinem Kopf und ist tief bis über die Ohren hinunter gezogen - womöglich damit er größer wirkt und stets ist unter seinem Umhang ein breiter Gürtel zu sehen an dem diverse kleine Beutel ihren Platz haben. Üppiges Haar fällt Mysthral bis auf die Schulterblätter hinab und ist von undefinierbarer Farbe - graue, braune, weiße und schwarze Strähnen tummeln sich wild durcheinander.



    Beschreibe sein Innenleben:
    Mysthral ist jung, aufgeweckt und neugierig. Er ist in den Straßen Nir'alenars aufgewachsen und kennt sowohl die Licht- wie auch die Schattenseiten der großen Hafenstadt. Durch das behütete und auch durchaus angesehene Elternhaus im Händlerviertel hat das Leben bislang keine echten Narben in ihm hinterlassen - auch wenn ihn die eine oder andere Erfahrung dazu veranlasste, gewisse Anpassungen an sich selbst vorzunehmen. Auch der Spott Gleichaltriger über seine geringe Größe veranlasste ihn irgendwann dazu, dem mit Listigkeit und Cleverness zu begegnen. In ihm lebt der unbewusste Drang, ein neues Kapitel in seinem Leben zu beginnen auch wenn er mit seinem Leben bei seinen Eltern und im Handwerksbetrieb seines Vaters nicht unzufrieden ist.



    Erzähle uns etwas aus dem Leben Deines Charakters / seiner Vergangenheit:
    Mysthral ist ein Mischwesen aus einer recht ungewöhnlichen Verbindung. Seine Mutter ist eine Cath'shyrr und so ist es wenig verwunderlich, dass sein Vater sich fast vom ersten Augenblick an in sie verliebte. Dass die Cath'shyrr den menschlichen Handwerker erhörte und ihr Volk für ihn verließ, ist wohl nur damit zu erklären, dass sie im Wesen etwas aus der Art der Cath'shyrr geschlagen war. Ansehen, Prunk und Intrigen waren der jungen Katzendame zuwider und darin lag wohl auch der Grund, weshalb sie mit einem Menschen ihre Heimat verließ, um ein eher einfaches aber erfülltes Leben in Liebe und Treue mit ihm zu führen. Eine solche Verbindung wäre in ihrem Volk ohnehin nie akzeptiert worden. Das Paar reiste zunächst umher bis es sich zuletzt in Nir'alenar niederließ und ein Geschäft für Holzarbeiten aller Art eröffnete - vom Dachstuhl eines Hauses bis zu fein ziselierten Schnitzereien auf Möbeln oder zur sonstigen Dekoration.
    In Mysthral lebt das Erbe beider Völker. Zum einen die unstillbare Neugier und der Stolz des Katzenvolks, welches ihn Wissen aufsaugen läßt wie ein Schwamm. Besonders seine Mutter legte Wert auf gepflegte Umgangsformen und auf eine gewisse Schulbildung. Ebenso lebt in ihm aber auch der bedachtsam-sorgfältige Geist seines menschlichen Vaters, von dem Mysthral auch ein Talent für die Bearbeitung von Holz und einen fast natürlichen Blick für komplexere Konstruktionen jeglicher Art mitbekommen hat.
    Mysthral ist seinen Eltern sehr zugewandt, verspürt in sich aber auch den unbezähmbaren Drang, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.



    Fragen / Anmerkungen:

    So vertieft war Mysthral in den Anblick und in seine Gedanken, dass ihm zunächst völlig entging, wie sich auf dem Deck des Schiffes etwas regte. Erst als eine klare Stimme von oben herab erklang, hob der junge Mann den Kopf wobei eine Hand unwillkürlich den Hut an Ort und Stelle hielt. Selbst wenn Mysthral den Händler nicht schon hier und da einmal gesehen hätte - allein dessen Kleidung und sein Auftreten hätten ihm verraten, dass es der Kapitän selbst war, der ihn angesprochen hatte. Noch ehe der junge Mann höflich lächeln konnte, tauchte noch eine ausnehmend attraktive, schwarzhaarige Frau neben Boreas an der Reeling auf und sah ebenfalls zu ihm hinunter. Der Händler mit der beeindruckenden Statur schritt bereits die Planke zum Landungssteg hinunter und Mysthral wich ehrerbietig etwas zurück, um ihm Platz zu machen. "Ich entbiete einen Guten Morgen!" Mysthral deutete eine leichte Verbeugung an und nickte auch zu der Dame hinauf. Dann lächelte er den Händler an. "Verzeiht, wenn meine Neugier mich etwas ungebührlich erscheinen ließ. Nein, Hilfe benötige ich nicht. Aber danke!" Dem folgte eine weitere kleine angedeutete Verneigung. "Ich sah nur, dass Euer Schiff wieder eingekehrt war in der Nacht und..... nun, ich sah die leichten Beschädigungen dort..." Mysthral deutele mit der freien Hand zu den Kratzern hinauf "... und fragte mich, wie sie wohl am Vorteilhaftesten instand zu setzen wären, wenn ich...." Mysthral bremste sich gerade eben noch und schluckte das 'dafür verantwortlich wäre' hinunter. ".... damit beauftragt wäre." lächelte er stattdessen. "Ein stolzes Schiff habt Ihr da, Herr!"

    Die Tür der Werkstatt fiel mit leisem Klicken hinter dem jungen Mann ins Schloß. Fast genießerisch steckte er die etwas zu kurz geratene Nase in die frische kühle Morgenluft. So würde sie nicht mehr lange sein. In unbewusster Geste zog Mysthral seinen gewaltigen Schlapphut tief hinunter in Stirn und Nacken und umrundete das Haus seiner Eltern bis zur Straße und schlenderte dann ohne Eile die menschenleeren Strassen entlang Richtung Marktplatz. Auch hier war noch kaum etwas vom Leben zu spüren, dass in wenigen Stunden dort toben würde. Nur wenige Händler und Kaufleute waren schon vor Ort, richteten etwas an ihren Ständen oder sortierten ihre Auslagen ein. Der eine oder andere nickte Mysthral grüßend zu und der junge Mann erwiderte die Grüße freundlich. Seine Hand klimperte spielerisch mit einem Schlüsselbund während er seine Schritte hinunter zum Hafen lenkte. Dort besaß sein Vater ein bescheidenes Lagerhaus und Mysthral war an diesem Morgen mit dem Auftrag unterwegs die Bestände auf Richtigkeit zu prüfen und festzustellen, welche Materialien aufgrund der aktuellen Auftragslage demnächst nachbestellt werden mussten.
    Am Hafen angelangt, verweilten Mysthral's Augen auf den Schiffen, die dort vor Anker lagen und sich im sanften Wellengang sacht hin und her wiegten. Obwohl er dem Wasser selbst nicht allzu viel abgewinnen konnte - die Schiffe bedeuteten ferne Länder, fremde Leute, Reisen und Abenteuer..... Mysthral liebte es, sie zu betrachten und in seinen Träumen zu begleiten und fast kannte er jedes einzelne von ihnen. Ein Anlegeplatz, der in den letzten Tagen leer gewesen war, war heute Morgen wieder besetzt. Neugierig näherte sich Mysthral dem eleganten Wolkenschiff und betrachtete es genauer. An Bord war es noch ebenso ruhig wie zuvor in der Stadt. Der Blick des jungen Mannes verweilte auf einigen Kratzern im Holz des Schiffrumpfs und seine Stirn legte sich mit leichter Mißbilligung in Falten. Nix Ernstes, nein das nicht - aber Kratzer in Träumen erschienen ihm unpassend und er spürte, wie es in seinem Rücken unter dem Umhang unmerklich zuckte. Noch näher heran trat er , in Gedanken schon mit der geeignetsten Reparatur für diesen Schönheitsfehler beschäftigt.