Beiträge von Zisch

    „Dann war die Decke die du mir geschenkt hast purer Eigennutz!! Nach all den Jahren kommts doch raus! Er macht nie irgendwas ohne Hintergedanken!“ entgegnete sie mit überspitztem Tonfall und piekste ihm gegen den Unterarm. Ihre Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit, der der sich bei soetwas nicht durchsetzte hatte in der Nacht nunmal frieren müssen. Es kam oft genug vor, dass sich die anderen zu Dritt oder viert eine Decke teilen mussten, weil Nyx und sie selbst so unbestreitbar die Bessere Decke und die Wärmsten Plätze verteidigten. Das war wohl auch der Grund warum sie nun in der Werft ein regelrechtes Sammelsorium an Decken und Stoffetzen bunkerte. Seine Frage ließ sie ohne Verständnis für ersteres den Kopf schütteln. „ Nein! jetzt durfte ich mir schon nicht Yelindea in Ruhe anschauen! Da geh ich mich jetzt garantiert nicht in ein Zimmer verkriechen!“ meckerte sie und überholte den Schattenschleicher mit einigen schnellen Schritten. „ Ja! Essen!“ brach es aus ihr heraus und mit schwingenden Armen drehte sie sich wieder herum. „ Nur in dem Kaff hier gibts nichtmal gute Mülltonnen!“ grinste sie und deutete auf den Bereich der nicht von Schatten eingehüllt war und wieder auf die Hauptstraße führte bevor sie vorraus lief. „ Wooo gibts wohl was zu ...essen“ die Gnomin luhrte um die Hauswand herum und trieb Nyx mit einem „ Jetzt komm halt endlich du lahme Krücke!“ an

    Zisch musterte das noch immer schmerzverzerrte Gesicht vor sich und nur zögerlich lösten sich ihre Hände wieder von seinem Gesicht. Rothaarige Bestie? Sie lehnte sich etwas zurück. Sie hatte ihm ja beinahe die Vorlage dafür geliefert aber trotzdem-! Der flüchtige Kuss kam überraschend für sie und noch bevor sie zu einer Erwiderung ansetzen konnte. Dieser so kurze Moment zeigte ihr schlagartig auf, dass sie nichtmehr in der Vergangenheit lebten und wieviel sich inzwischen Verändert hatte. Das alles war noch so neu und ungewohnt, dass sie sich im ersten Moment total versteift hatte, bevor sie diese Nähe genießen konnte. Das einzige dass sie gerade wirklich zu Stande brachte war überrumpelt zu blinzeln und ein bisschen verträumt hinaufzustarren zu dem Mann der jetzt nichtmehr nur ihr unnahbarer Bandenanführer war.

    „ Dann krieg ich alle Münzen die wir hier erbeuten?“ hauchte sie nun leise, als hätte diese Geste von ihm sie gerade in tiefste Trance versetzt. „ Und das Kopfkissen...“ plapperte sie weiter. Denn um hochwertige frische Kopfkissen oder allgemein das Bett wurde sich in der Bande bei einem Einstieg in ein Gastzimmer immer gestritten.

    Zisch kniff die Augen zusammen und ihre Lippen waren nur ein dünner Strich, bei seinen Worten und ihre Finger spielten mit den dunklen Perlen. Kneteten sie krampfhaft, denn Irgendwo im Hinterkopf klopfte da die Vernunft an. Dass sie bloß keine Aufmerksamkeit erregen sollten, denn schließlich mussten sie Boreas eine Nachricht überbringen. Die Phoeniax verließen sich auf sie! Aber das war eindeutig eine Herausforderung und überhaupt hatten sie das früher sehr oft getan uns im Grunde mit der steigenden Übung nie erwischt worden. So kannte sie ihn wieder. Für einen Moment war es wieder wie früher und all die Vorsicht wurde abgeschüttelt.

    Ein energisch platzierter Schlag in den unteren Bauch war die Strafe für sein blödes Grinsen und den Vorwurf verweichlicht zu sein.

    „ Köder keine Bestie die du nicht bezwingen kannst, Bohnenstange!“ Lautete ihre provokante Einwilligung und hatte sich gerade herumgedreht um stolz davon zu spazieren, da blieb sie abrupt stehen. Nyx war leicht gekrümmt zusammengeschrumpft und presste die Luft durch die Zähne. Litt offensichtlich schmerzen, dass sie sich kurz grübelisch über die lockigen Haare strich.

    „ Du bist doch sonst nicht so wehlei-„und mit diesem Wort und der Bedeutung die in ihrem Bewusstsein ankam, kam der Schrecken und ein ungemein schlechtes Gewissen. Mit einem Satz war sie wieder bei ihrem Bandenanführer.

    „ E-entschuldigung!!“ stotterte sie hastig und vor allem von ihrer eigenen Unbedachtheit erschrocken. Ihre Finger fuhren schnell tastend über seinen Bauch, die Hände und schließlich seine Wange weil sie bei seiner Haltung sogar da heranreichte. „ Das war ein Reflex! Arrgh ich wollt dir nicht wirklich weh tun!!“ wollte sie ihm versichern und umfasste nun selbst jammernd mit beiden Händen sein Gesicht.

    „ Dafür darfst du die Beute allein behalten... hm?“ versuchte sie eine Entschädigung auszuhandeln.

    Zisch verzog das Gesicht. Seit wann sagte er so offen, dass ihm irgendwas ein Vergnügen war? Auch wenn es geheuchelt war, hatte er immer versucht sich möglichst undurchschaubar bei allem und jedem zu halten. Desswegen war sie immer ein klein wenig stolz gewesen, wenn sie ihn durchschaut hatte. Der Wachmann und Nyx dirigierten sie Wortlos durch das Tor. Der Mann an dem Tisch forderte sie mit ausgestreckter Hand dazu auf ihre Waffe auf den Tisch zu legen, was sie mit genervtem Blick und nach deutlichem Zögern tat. Dieses Ding hatte sie soviele Stunden Arbeits und Entwicklungszeit gekostet, dass sie argwöhnisch auf die Finger sah, die dort an ihrer Waffe herumhantierten. Fast so als drohte sie ihm innerlich, wenn er etwas kaput machte, musste er dafür bezahlen. Doch der Mann schien sein Handwerk zu verstehen und verschloss sogar die aufwendig konzipierte Pulverkammer wieder ordnungsgemäß und gab ihr die Waffe zurück.


    Noch einmal zurücksehend, folgte sie dem Halbdjirin in die angrenzende Gasse und wäre beinahe in ihn hineingelaufen. So nah an ihm stehend musste sie den Kopf in den Nacken legen um ihn anzusehen. Nyx entschludigte sich und die Gnomin winkte ab und blickte nun die Gasse entlang. Eigentlich nervte sie nichtmehr, dass er das getan hatte, sondern dass sie ihm bei solchen Dingen keine Hilfe sein konnte. Er hatte diesbezüglich einen Weg eingeschlagen auf dem sie ihm nicht folgen konnte.

    "Wie ein Gockel... "schnaubte sie leise und überprüfte den Sicherheitshebel an der Muskete bevor sie sich übertrieben verbeugte und dann kokett mit der Hand vor dem Gesicht herumfächerte. " Bei dem Gebimmel vor dem Kackbrunnen" äffte sie die langezogene Stimme der Frau nach, während er über die reichen Leute schimpfte. Als wüsste sie das nicht, wie die draufwaren. Zuerst hatte sie sich gefreut, diesen Ort zu sehen, doch hier waren selbst die kleinen dunklen Hausgassen ordentlich sauber ohne jeglichen Unrat. Das war ebenso befremdlich wie Nyx gehabe gewesen war.

    Die Gnomin schulterte die Waffe und lehnte sich dann mit der Seite gegen die schneeweiss getünchte Hausmauer. Ein beleidigter Gesichtsausdruck wandelte sich langsam wieder zur Verständnis, als sie nun doch zu dem Kartenmagier sah. Er hatte ja Recht. Ohne das wären sie nicht weit gekommen und auch über die Mauer hätten sie keine Chance gehabt.

    "Ich beneide dich um deine Selbstbeherrschung... Ich hätte ja beinahe schon gekotzt, bei dem Geschwafel." es war eine unterschwellige Anerkennung und der Versuch sich irgendwie wieder mit der Notwendigkeit seines Verhaltens und damit mit ihm gutzu stellen. Dann zupfte sie an ihrer Kleidung herum. Es war das Gewand dass ihr Asara gegeben hatte, und war wohl hochwertiger als alles was sie bisher besessen hatte und doch würde sie hier im Vergleich aussehen wie der Ärgste Bettler.

    " Die lassen uns so aber nicht in ein Gasthaus." murrte sie und musste dann Grinsen. " Wenn wir durch die Vordertür gehen natürlich."

    Der Reifrockrahmen drückte unten gegen ihre Füße und gaben oben so garkeinen Halt um sich daran abzustützen, dass sie mit den Rucksäcken nicht so leicht wieder in die Balance kommen konnte, wie sie wollte. Ihre Finger krallten sich in den dichten Tüll und fingen sich an einigen Perlen. Nyx Einschreiten hörte sie anfänglich nur dumpf, bis das Stoffgeraschel endlich aufhörte und die Frau Fächerwedelnd einen Schritt zurücktrat. Vor sich hin knurrend sortierte sich die Gnomin wieder etwas und strich sich schlussendlich die Locken aus dem Gesicht, drei dunkle Perlen fanden sich in ihrer geschlossenen Handfläche wieder.

    Zisch sah sich mit zusammengezogenen Augenbrauen das Schauspiel an. Der ‚ höfliche Zusammenstoß‘ war so ziemlich die erfolgreichste Methode an den Geldbeutel eines anderen zu kommen, aber war das Klug das vor sovielen Leuten zu tun? Und war Nyx garnicht bei der Sache? Ein Diebstahl brachte sie hier nicht weiter! Sie mussten durch das Tor.

    „ Ich bin nicht exzentrisch!“ platzte es verärgert und vollkommen ernst aus ihr heraus, ihr Fuß fegte dabei über den Boden und schoss ein paar Kiesel gegen das Hosenbein des Schattenschleichers. Ihr Verhalten bestärkte zwar unbewusst dieses Schauspiel, aber das tat war nicht der Grund warum sie so reagierte. Zisch war verärgert, dass sie jetzt vermutlich nicht in die Stadt kamen, wegen den reichen Pinkeln und ihrem blöden Geplapper. Um diese Stadt zu erkunden und das Wolkenschiff zu bekommen mussten sie an dieser Blechdose vorbei und das konnten sie sich jetzt wahrlich abschminken. Sie gab hier garnichts ab!

    „ Entschädigung!?“ platzte es aus ihr heraus und sah den großen Münzen hinterher, die den Besitzer wechselten. Dafür war noch nicht genug Zeit vergangen, dass ihr bei dieser Summe nicht das Herz blutete. Sie setzte gerade zu einem ‚Spinnst du?!‘ gegen Nyx an, da schloss sie den Mund wieder. Bestechung.. Nagut... Ihr Kopf funktionierte auch gerade etwas langsam. Nyx legte ein äußerst seltsames Verhalten an den Tag. Seine Bewegungen waren so untypisch für ihn, ebenso verhielt es sich mit seiner Sprache, dem Gesichtsausdruck, einfach alles. Er war wie ein Anderer. Angespannt presste sie die Lippen aufeinander. Das ganze Getue seinerseits war ja schon irgendwie lustig, da würde er schonnoch was zu hören kriegen, doch das schamvolle Schmunzeln, dass die Frau seinem gekünstelten, aber sehr überzeugendem Lächeln folgen ließ, ließ Zisch die Arme vor der Brust verschränken. Du Idiot was versprichst du denn da für einen Scheiss? Warf sie ihm Gedanklich vor, weil ihr noch nicht so recht aufging mit welchem Versprechen er es nun ehrlich meinte oder nicht. Und Heute?! Dann würde er das schön alleine machen können... sie verzichtete garantiert nicht darauf sich die Stadt anzusehen.


    Die Gnomin bemühte sich zwanghaft den Mund geschlossen zu halten, sie wusste ja nicht was er nun wirklich vor hatte.


    „ Das letzte Schiff legte bereits vor einer Stunde ab.“ bestätigte der Wachmann und ließ die Münzen in seine Tasche gleiten, bevor er den Weg freigab. „ Geben sie Hier bitte zur Überprüfung die Waffen ab.“ Die Wache deutete auf einen weisshaarigen Mann der auf einem Tisch gerade eine Einhandschusswaffe überprüfte und sie dem Besitzer zurückgab.

    „ Zum Glockenspiel am Wunschbrunnen?“ säuselte die junge Priviligierte den Halbdjirin an, unbestreitbar lockte sie nun diese raue Verwegenheit und das kleine Abenteuer.

    Zischs Blick huschte immer wieder zu dem ausladenden mit Federn geschmücktem Hut, einer Dame nur wenige Personen vor ihnen in der Reihe. Es wirkte albern, wie ein zerrupfter Papagei, dass ihr auch nach den langen Minuten in der Reihe immer wieder ein leises belustigtes Schnauben entkam. Die Kindliche Vorfreude über etwas Neues, wie diese Stadt Mischte sich mit dem Missfallen über dieses übertrieben protzige Getue. Dass sich diese Stadt so grundlegend von Ilassea unterschied hatte man schon aus der Ferne sehen können. Aber genau das war es auch, dass ihre Neugierde weckte und im Gegensatz zu Nyx wurde ihr Gesichtsausdruck nicht düsterer, sondern schien sich vielmehr aufzuhellen. Ungeduldig stellte sie sich immer wieder auf die Zehenspitzen und versuchte mehr von all dem in sich aufzunehmen. Die Frustration über die ganzen Leute die ihr die Sicht versperrten waren demnach zunächst ihr einziges Ärgerniss. Trotz der Dringlichkeit für ihre Reise, hatte sie ja schon immer etwas anderes als die Handelsstadt sehen wollen.

    Doch als die Leute vor ihr durchs Tor gewunken wurden, kam die Ernüchterung. Der Mann in der glänzenden Blechdose, sah sie kaum an und ratterte eine Litanei runter, bei der langsam eine Augenbraue nach oben wanderte und sie sich so nach vorne beugte, dass man meinen könnte die Gnomin wäre schwerhörig.

    Nur kurz sah sie mit einem Gesichtsausdruck zu dem Halbdjirin auf, der deutlich soetwas sagte wie ,Meint der das Ernst?‘ bevor ihr Kopf wieder herumschnellte und ihre Finger genervt auf den Holzschaft ihrer Waffe trommelten. Sie würde hier absolut garnichts abgeben.

    „ Was soll das bringen? Wir wollen nur auf ein Luftschiff.“ erklärte sie und tapste ungeduldig von einem Fuß aufs den nächsten. Dass sie endlich in die Stadt wollte ließ sie in Anbetracht dieser Verzögerung nur noch genervter Wirken. „ Und wieviele Münzen wir haben geht euch ja mal garnichts an!“ maulte die Bastlerin.

    „ In Anbetracht der Refusion behalten uns vor euch das Privileg der Einreise in die Stadt und ihre Vorzüge zu verweigern.“ antwortete der Soldat trocken und schien bereits den Nachfolgenden in der Schlange zu sich winken zu wollen.

    „ In Anbetracht der Was?!“ die Gnomin blinzelte ratlos. Konnte der nicht so sprechen, dass man auch verstand was er sagte? „ Hey!“ der Ausladende Tüllrock der Frau hinter ihr Drängte die Rothaarige zur Seite und mit aller Kraft stemmte sie sich gegen den Reifrock der drohte sie mit seinen Stoffmassen zu verschlucken.

    Der Junge Bursche verschwand so schnell, dass Zisch sich erst von dem Fässchen Salpeter losreissen musste. Hatte sie ihm nicht desswegen gesagt, dass er sich bei ihr Abmelden sollte, bevor er ging, weil sie ihm noch Sachen mitgeben wollte?

    Irgendwie wollte sie dem kleinen Unglücksraben helfen, jetzt nach all dem fühlte sie sich ein wenig für ihn verantwortlich. Eine Decke oder eine Warme Mahlzeit konnten soviel für jemanden auf der Straße bedeuten, dass sie die Fässer nur ein wenig mehr zwischen die Holzbalken schob und eine alte Packdecke landete unordentlich darauf. Wer wusste schon ob Grashüpfer sich irgendwann von alleine meldete? Wo sie doch sein Versteck garnicht kannte. Ob sie eine Abmahnung von Melrom bekam war ihr dabei herzlich egal. Der hatte auch andere Leute zur Verfügung.

    Schnell flitzte die Kleine Gnomin in die Richtung in der der HalbCorvae verschwunden war. Vielleicht konnte sie ihn noch einholen.. ihm wenigstens sagen, dass er morgen wiederkommen konnte um sich einen Beutel mit Zeug abzuholen. Doch kaum war sie um sie Ecke gebogen lag vor ihr eine gerade leere Flur. Nun viel Möglichkeiten gab es hier ja nicht. Die Gnomin rannte mehrere Hallenlängen ab und war schon drauf und drann, langsamer zu werden, als sie es satt hatte durch die verlasseneren Gegenden zu streunen, nur weil sie hoffte, dem Halbstarken nocheinmal zufällig über den Weg zu rennen. Das Hungebell drang vertraut an ihre Ohren. Die Straßenköter von Ilassea waren berühmt, berüchtigt und so klefften sie nur, wenn sie einen Bereich verteidigten. Und ein Hund rief schnell eine ganze Meute auf den Plan. Wenn auch nicht Tohe, brauchte doch vielleicht ein anderer Streuner Hilfe. Zisch griff nach einer Efeurrebe die sich hier an der Mauer hinaufrankte und Zog sich über den Niedrigen Holzzaun. Und sie sah gerade noch wie ein fellgesträubter Hundeleib durch einen Mauerspalt verschwand. Zisch ließ sich auf die niedrigere Ebene fallen und schmerzlich stauchte sie der Höhenunterschied zusammen. Sie war das einfach nichtmehr gewohnt... Was ihr jedoch nach sovielen Jahren in Fleisch und Blut übergegangen war, war wie man mit den Straßenkötern umzugehen hatte. Im Aufrappeln griff sie nach einer verbogenen Eisenstange, die hier aus dem Unrat hinausragte und folgte dem Gebelle in die benachbarte Gasse. Sie achtete garnicht darauf, wen genau der Hund dort in eine Ecke gedrängt hatte sondern holte nur weit mit der improvisierten Waffe aus und schlug dem Tier, dass ja beinahe die gleiche Schulterhöhe wie sie selbst hatte, schwungvoll gegen die Rippen

    Rhynn blickte kurz über ihre Schulter, als sie Karruns Stimme wieder so nah bei sich hörte.
    *Weil sie ihn für Schuldig halten... aber es tut mir auch weh, dass sie ihn so behandeln.* versicherte sie der Greifin und strich über die weichen Federn. Schmerz und unverständnis lag auf ihren Zügen, als sie dem schwadronsführer zuhörte. Was meinte Karrun damit ihm morgen zu helfen? Durfte sie etwa doch wieder zu ihm? Oder hatte Karrun irgendetwas vor.
    * Ich hab ihm was gegen die Schmerzen gegeben. Er steht das durch und der Magier kann seine Unschuld beweisen. Bis dahin wäre es vielleicht besser, wenn du es den beiden nicht so schwer machen würdest.*
    Hoffentlich verstand die Greifin das nicht falsch. * Wir kriegen noch beide Ärger von Owatu, wenn du total zerrupft bist und nurnoch lange Schlappohren hast* fügte sie schnell noch an und kraulte die Graue unterm Schnabel. Nur einen Kurzen Blick konnte sie auf Selphet erhaschen der versuchte sich hinter Marak durch die Boxentür zu quetschen.
    * Pass auf deine Schwester auf.*sandte sie ihm, doch auch aus seinem Gesicht war die Sorge herauszulesen.
    Nur langsam erhob sie sich, nach Karruns Aufforderung und ihr Blick traf auf den des Mannes.
    „ Das ist nur ein Kratzer.“ winkte die Cath’Shyrr mit einer energischen Handbewegung ab, als Seran um die Ecke gerannt kam. Rhynn hob abwehrend die Hände als Karrun seinen Vorwurf loswurde.
    „ Was nein! Ich hab gefragt! Und die Heilerin hat gesagt ich kann gehn!“ entrüstete sie sich und deutete mit einer Hand auf Rangolf.
    „ Fragt ihn er war dabei.“ Nara‘tee drehte überrascht den Kopf zu dem groben Mann und hob fragend die Augenbrauen, doch Rangolf zuckte nur mit den Schultern.
    „ Halt mich da raus.“ brummte er und wandte sich langsam zum Gehen. Karruns griff um ihren Arm verstärkte sich als er die Frau mit sich zog.
    „ Was hast du Owatu für Schmerzmittel gegeben?“ wollte der Gehörnte wissen, noch völlig außer Atem hielt er sich den Bauch.
    „ Was ist mit ihm?!“ fragte Rhynn erschrocken und sie machte einen Schritt auf den Heiler zu. Hatte sie ihm was falsches verabreicht? Ging es ihm schlecht?
    „ Ich hab ihm die Knochen gerichtet... aber Ich konnte ihm keine anderen Mittel geben, weil ich nicht wusste, was er bereits von dir bekommen hat. Desswegen hab ich nach dir gesucht.“ erklärte er sich knapp.
    „ Roltarwurzel und Ubron zwei Einheiten und eine einheit theorinwurzel in Wasser... und auf die Prellung Samtminze, damit die Schwellung abnimmt.“ erklärte sie schnell und Seran nickte.
    „ Geht ihr jetzt wieder zu ihm?“ fragte sie hoffnungsvoll und ergriff schnell ihre Chance.
    „ Ich komm mit!“

    Die Gnomin fuhr vorsichtig mit dem Dietrich zwischen das Holz. Sorgfältig und Langsam achtete sie auf jeden Widerstand und jedes geräusch. Sie schien zufrieden und pustete einmal in den Spalt des Fasses. Kein Staub.
    „ Du willst schon gehen? Schade... Ich fange an deine Gesellschaft zu genießen.“ murmelte sie und stieß einen Schiffsmeissel grob zwischen die Kante um das Fass aufzustemmen.
    Mit spitzen Fingern hob sie den Deckel auf und hopste Aufgeregt als sie den Inhalt sah. Tauscher wusste wie man Solche Dinge sicher transportierte und sogar die feinmaschigen Säcke mussten ein Vermögen kosten.
    Eilig knöpfte sie die Sicherheitsknoten auf und starrte wie gebannt auf das weisse Pulver.
    Dann griff sie blindlings in ihre Tasche und fische ein altes Paar NetzflickerHandschuhe heraus, nahm eine Prise zwischen die behandschuhten Fingerspitzen und erfreute sich an dem kristallinen Knirschen der Kristalle.
    „Sehr schön... schön schön schön...“ kicherte sie und verknotete den sack wieder.
    „Was? Reinrollen? Nein! wenn Melrom das spitzkriegt bin ich geliefert! Die müssen durchs Fenster!“ kurz Maß sie den Durchmesser ab. Natürlich hatte Tauscher auch daran gedacht. „Ich brauche einen Seilzug und 23meter Seil....“ geschäftig wuselte sie auf den kleinen Schuppen zu und schloss die Tür auf.

    Zisch verfolgte den Weg Jeromes, der um die Häuserecke führte. Neugierig, aber nicht minder vorsichtig, untersuchte sie die kleinen Fässer. Ungeduldig umschritt sie die anhöhe, berührte sie aber nicht, sondern inspizierte sie mit den Augen und lauschte auf jedes noch so köeine Geräusch. Das Pfeifen Tohes bemerkte sie wohl, reagierte aber lediglich mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. War es wirklich nur eine Dankbarkeitsgeste von Jerome? Oder kam es vonjemandem anderen? Tauscher? Sollte sie es dann überhaupt annehmen? Es war nicht unüblich, dass kleine Banden, oder einzelne Straßenkinder, Geschenke zur Beschwichtung oderaus Dankbarkeit an andere überreichten. Und doch würde die Gnomin dieses seltsame Kribbeln des Misstrauens niemals vernachlässigen, egal wie sicher oder überlegen sie sich fühlen würde. Doch wenn sie an all die herrlichen Explosionen und Verwendungsmöglichkeiten dachte, konnte soe kaum widerstehen. Tohe polterte die Kisten hinunter und Zisch hob sogleich eine Hand, als sollte er den Abstand einhalten.
    " Ein Geschenk.... ich muss erst schauen ob es .... ungefährlich ist..." murmelte Zisch und unweigerlich bahnte sich ein risikofreudiges Grinsen an. Als ob Salpeter in einem Fass jemals ungefährlich sein konnte, spätestens sobalt die kleine Sprengstoffexpertin damit fertig wäre, konnte vonungefährlich kaum mehr die Rede sein.
    " Lust darauf zu lernen wie man Bomben baut?" Fragte die Gnomin frech grinsend und zückte einen schmalten Dietrich, mit einemgeknickten Ende aus ihrer Tasche, ehe sie sich erneut ihre Brille vor die Augen schob.
    Vorsichtig suchte sie die Lücke zwischen Deckel und Fasswand nach mechanismen oder Fäden ab umdann das Stück Metall umsichtig in den Spalt schob.

    Der Plan war einfach. Der Magier sah Durchaus noch Hoffnungen für das Schiff, also hieß es ausweiden, Schaden suchen und beheben und vor allem eines, verbessern. Zisch hing in der Seilhalterung neben der Schiffswand und begutachtete den Mechanismus der Auftriebsegel.
    " Zwei-Siebener Segeltuch! Drei fünfer Gall-Scharniere! Und die Schaftstange, rechts muss ich auswechseln!" rief sie Meister Melrom zu,der sogleich etwas in seinem Buch notierte und seine Leute organisierte. In dem ganzen Tumult bemerkte kaum einer wie Jerome die Halle betrat und versuchte, sich bei den vorbeieilenden Handwerkern über Zischs aufenthalt zu erkundigen.
    Der alte Gorn hatte ein Nachsehen mit dem,doch sehr verloren wirkenden, Blonden Jungen und winkte ihn hinter sich her. Der Weg führte einmal zur Hälfte ums Schiff.
    " Zisch! Hey! Und ich dachte ich wär taub..... HEY ! ACHTUNG MATROSE!" rief er schließlich aus vollem Hals und Zisch sah von ihrer Arbeit auf, die Augen waren, wegen den Gläsern ums doppelte vergrößert. Und jetzt da der alte Schiffsbauer ihre volle Aufmerksamkeit hatte, zeigte sich win Lückenhaftes Lächeln und er deutete mit einem verbundenen Daumen auf den pockennarbigen Silberling.
    " Da will dich jemand sprechen."
    Sichtlich verwirrt, zog sich die Gnomin an dem Seilzug die Reling hinauf und sich die Finger an einem Tuch abwischend, stackselte sie über die Planke.
    " Ich, hab was für dich. Das ist das Mindeste was ich tun kann und ich dachte mir, bevor du Ärger bekommst, lass ich es erstmal draußen...."
    Erklärte er müde, aber dennoch lächelte er und zeigte auf die Tür die hinaus führte.
    " Ein Gefallen gegen einen anderen.... ich brauch nichts anderes." versuchte sie zu erklären doch Jerome winkte ab.
    " Eine Lebensschuld kann man nicht begleichen, aber lindern." Die Gnomin folgte dem Straßenjungen durch die Werft Tür dahin, wo ein kleiner Karren stand, drei kleine Fässer und ein paar Säcke waren darauf geladen und er winkte Zisch näher zu sich.
    "Es sah so aus, als wolltest du es haben. Der Typ hätte mir vermutlich das Ohr abgeschnitten, wenn du nicht dazwischen gegangen wärst. Wenn du was brauchst, weisst du wo du mich finden kannst." Erklärte er mit Nachdruck und hob eines der Fässer hoch. " Soll ich dir das irgendwo hinbringen?"
    Zisch sah für eine Weile nur völlig perplex auf den Karren. Der Silberling, hatte das für sie bei Tauscher eingetauscht?
    " Nein... stell es nur da hin." antwortete sie und deutete neben die Regentonne auf eine Kiste.
    " Ich hoffe, du hast dir dafür keinen Ärger eingehandelt..." meinte de Gnomin besorgt ,als Jerome die drei kleinen Fässer stapelte und schließlich kopfschüttelnd verschwand.

    Die Gnomin zog die Füße unter die Decke und grübelte mit starrem Blick. Würde Nyx das tun? Eigentlich rebellierte alles in ihr gegen diesen Gedanken. Nyx war kaltschnäuzig aber skrupelos? Sie hatte schon immer das Gefühl gehabt, das die Bandenzugehörigkeit und seine Prinzipien soetwas unterbanden, aber es war auch gut möglich, dass sie dieses Privileg verwirkt hatte in dem Moment, als sie die Stelle in der Werft angenommen hatte. Zisch überlegte lange und vergaß Tohe zu antworten, als ihr schließlich die Augen zufielen.
    Seltsame Träume suchten sie heim während sie schlief, Träume in denen Nyx sie Rückwerts aus einem Abwasserrohr zerrte wobei sie sich den Arm erneut aufschnitt und ihr vorwarf, ihm seine neuen Bandenmitglieder abzuwerben und ihr stattdessen Kendan Entgegen schubste, ein Tauscher der sie auffing und stattdessen in den Strudel werfen ließ, weil er ihr vorwarf noch immer ein Mitglied von Nyx Bande zu sein und sie betrogen hatte.
    Ein Schlüssel der lautstark im Zylinder herumgedreht wurde, ließ sie schlagartig aus dem Bett schrecken. Nassgeschwitzt rappelte sie sich hoch und kalt zog die Klamme Nachtluft in ihre Glieder. Schnell schlüpfte sie in ihre Kleidung um unten Melrom zu helfen die riesigen Tore zu öffnen, als nach und nach die Arbeiter eintrudelten. Der schlanke Schoner , mit einem gebrochenem Hauptmasten und zerfetzten Segeln wurde mühsam in Position geschleppt, da sie kaum noch manövierfähig, geschweige denn fliegen konnte und dann an die Flaschenzugwinden getäut. Laut kratzte der Kiel über die Halterung und ließ die ganze Werft erzittern, als das Wolkenschiff in die Werft gezogen wurde. Zisch kletterte die intakten Wanden hinauf und takelte ab. Melrom begutachtete das Schiff und machte sich einige notizen, ehe er sich mit dem Magier beratschlagte, ob es überhaupt noch einmal als Wolkenschiff Verwendung finden konnte, oder ob es zu einem kleinen Handelsschiff zu Wasser degradiert werden sollte.
    Die Gnomin löste ein Seil und das vordere Hauptsegel rauschte laut auf das Deck zu der Ruck der durch das Schiff ging, gab dem halb gebrochenen Mast den Rest und krachend brach auch das letzte Stück und stürzte Seitlich hinab in den Graben und zerbrach dabei eines der Oberen hinteren Fenster in der Werft, auf der entgegengesetzten Seite von Zischs versteck.
    " Wer verdammt nochmal hat das Ding gesichert?!? " rief Zisch entgeistert nach unten. Eine der Rahen hatte sie nur um ein Haar verfehlt und soetwas hätte garnicht passieren dürfen.
    "Rolgar hätte das sichern sollen!" rief der Aufseher hinauf während Melrom die Arme über dem Kopf zusammengeschlagen hatte. " Aber du lebst ja noch ... is also halb so wild." Schien er sich selbst beruhigen zu wollen. Zisch machte sich vor sich hin Schimpfend weiter an die Arbeit.

    Der Geruch verteilte sich in der Werft als Tohe sich daran machte seine Kleidung zu waschen. Hauptsächlich stank es nach dem fauligen Fisch, doch eine Note des ranzigen Gestanks der Stinkbombe mischte sich penetrant darunter. Jedoch würde Tohe sein Hemd nicht wegwerfen müssen, da ja nur die Dämpfe hindurch gezogen waren, im vergleich zu Tauscher, der sein ganzes Versteck vergessen konnte, weil sich die Buttersäure im Holz und den Textilien festsetzen würde.
    " Es ist eine Säure, die ich immer von einem Alchemistenlehrling bekomme. Wobei er heute vermutlich selbst schon ausgelernt ist. Aber man muss vorsichtig damit umgehen, du hällst dich am anfang besser an faule Eier und Fischabfälle. Ein Geniestreich, wenn man es mit einer Rauchbombe kombiniert, weil es großes Chaos verursachen kann, wie du heut gesehn hast." kicherte sie und rieb sich die Hände aneinander, wie sie und Nyx diese Entdeckung gefeiert hatten, wurden sieben dieser Bomben und damit ihre ganzen Ersparnisse in die Verstecke anderer Banden geworfen um sie zu testen, doch dann kam ihr wieder in den Sinn, dass diese Erfindung, vermutlich nun jedes Straßenkind in Ilassea kennen konnte, wenn Nyx die Pläne verkauft hatte.
    " Vielleicht zeige ich dir mal wie man eine baut." Machte sie schadenfroh grinsend ihr Angebot und brummelte dann beleidigt und legte sich in die Decke mumelnd in ihr Bett.
    " Wenn Nyx den Bauplan verkaufen kann.... kann ich dir auch zeigen wie das geht.."

    "Sicher hab ich Schuhe..." presste sie zwischen ihren Zähnen hervor, weil das scharfe mittel auf den empfindlichen Fußsohleb brannte. " Nur... die Zeiten, in denen ich sie auch zum Schlafen anhatte, sind glücklicherweise vorbei." grinste sie gequält. Zum einen hatten sie warm gehalten und man musste jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen. Eindringlinge, ein Rettungsversuch, oder wenn die Besitzer des Stalles in der Nacht nach den Tieren schauten und sie schnell wieder verschwinden mussten. Es hatte sie eine geraume Zeit und Überwindung gekostet, bis Zisch sich soweit sicher gefühlt hatte um ihre Sachen nicht überall mithinzuschleppen, als sie in der Werft angefangen und zuerst auf einer Strohmatratze im Segellager geschlafen hatte. " Es.. was?" fragte sie iritiert und folgte Tohes Blick. Sie hatte sich in den Schneidersitz gesetzt, als sie ihre Füße begutachtet hatte und die frischen roten Schürfwunden an ihren Knien zeigten nun in Tohes Richtung. " Nein... die sind nicht vom Marktplatz. Ich bin über Ochsengesicht geflogen und wär beinahe in den Kanal gefallen, als ich ... egal, ist nicht schlimm." Setzte sie schnell nach, das letzte was sie wollte war Tohe jetzt noch ein schlechtes Gewissen zu machen. Als es Zisch zu frösteln begann schlüpfte sie schnell wieder in das Hemd und sah hinüber zum Feuer, das erstaunlich schnell abgebrannt war. Die Gnomin warf neue Scheite in die Tonne und drehte sich zu ihrem Gast um. " Da ist essen drinn und da Seife und die Wanne fürs Waschen und vielleicht passt dir doch noch etwas zum anziehen, sonst kannst du dir ein Laken rumwickeln. " die Gnomin zeigte nacheinander erklärend zuerst auf den hölzernen Schrank, dann wieder zu ihrem Wasserfass und dann auf die Offene Truhe mit dem Sammelsorium an Kleidung. "Nimm was du brauchst, nur Finger weg vom Schreibtisch und diesen Fässern und davon." die Gnomin schlug die Segelschiff Decke aus und ein paar Sägespäne vom Holzboden rieselten auf ihre Füße. " Erschrick nicht, die Arbeiter fangen recht früh an Lärm zu machen. Mein Meister erwartet morgen ein neues Schiff, also muss ich arbeiten. Aber du darfst hier bleiben, aber du solltest nicht runter in die Abfertigung. Is zu Gefährlich da." Die Gnomin wuselte zurück zum Fenster. " Da... wenn du diesen Hebel umlegst, entschärfst du die Falle und sie geht nicht hoch, wenn du raus willst." Sie deutete über genau auf den rostigen Hebel über dem Fenster und betätigte ihn. Sie zerrte zwei Wolldecken von ihrem Bett und legte sie neben den Ofen aus. Tohe passte nur zusammengerollt in ihr Bett, also bot sie es ihm garnicht erst an in ihrem zu schlafen. Dann kletterte sie auf Den Haufen und sah neugierig zu Tohe. " Ich verlange nichts dafür, lediglich das du mir bescheid gibst wenn du gehst. Damit ich mir nicht nochmal Sorgen mache. Ist das in Ordnung?"