Beiträge von Tohe

    Tohe nahm die Hand wieder zurück und begann damit die Federn mit den Fingerspitzen zu durchkämmen, dass sie sich hoffentlich endlich wieder richtig legten.
    Sein Blick haftete dabei auf Zisch, die mittlerweile sogar ihr Hemd ausgezogen hatte. Aufmerksam lauschte er ihren Geschichten und seine Hand hielt inne, als ihm gewahr wurde, wie viel Narben die Gnomin hatte.
    „Hat de Nyx auch so viele?“ fragte er, der Halb-Dijrin kam doch erstaunlich oft vor und war mindestens bei der Hälfte der Verletzungen dabei gewesen. Für einen Moment war ihm so, als wäre es Zisch oft so gegangen, wie ihm heute. Nyx konnte sein Kartenwirbel, der nichts durchließ um sich halten und die anderen bekamen alles ab. Ein bisschen beschlich ihn die Angst, das er, wenn er bei dem Mann bleiben würde, nach ein paar Monaten so aussah, wie Zisch.
    Wobei die Gnomin wohl zumindest nicht sauer auf den Mann war. Sie machte sogar den Eindruck, als wäre sie ein wenig stolz auf all das. Und es sprudelten immer mehr Begebenheiten aus ihr hervor. Bei manschen Beschreibungen, wie dem Versuch mit dem Rasieren, musste er grinsen, weil es sich irgendwie lustig anhörte. Die unbeschwerte Art, wie Zisch erzählte ließ einen dabei vergessen, das es für solcherlei Narben mehr als ein Kratzer als Grundlage brauchte.
    Und damit war auch die Frage geklärt, woher sie so genau wusste, dass der Alkohol notwendig war. Sein Blick huschte kurz zu der Flasche mit der klaren Flüssigkeit. Er verzog nachdenklich den Mund und rang sich dann doch endlich dazu durch nach der Flasche zu greifen um sie an Zisch weiter zur reichen. Denn er hatte keine Ahnung, wievielter davon brauchen würde.

    Als Tohe die Hand auf Zisch Knie legte, verteilten sich die Federn des Arms fast über ihren ganzen Schoß und die Lücke, die er hatte Schneiden müssen, klaffte wie eine Wunde zwischen den zerzausten Federn. Er musst sie unbedingt alle wieder richten, stellte er fest, während die Gnomin mit angespanntem Blick den Arm mit Wasser abtupfte. Das Tuch fühlte sich an, wie ein grober Jutesack, wo sie über die Kratzer und die empfindliche Haut drumherum fuhr. Aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Auch als sie begann, die ersten Splitter herauszurupfen versuchte er so gut es ging Still zu halten. Das die Basteln mit ihrer Brille vor den Augen ein wenig komisch aussah half sogar dabei. Der Anblick lenkte ihn von der Behandlung ab, weil er sich vorstellte, wie sie so als Höhlenforscherin durch enge Tunnel kroch.
    Erst als sie sagte, das da zwei Splitter wären, schaute er wieder auf seinen Arm, verstand aber erst viel zu spät, was sie mit ihren Worten meinte. Unter dem plötzlich heftigen Schmerz zuckte er zusammen und krampfartig spannte er die Finger seiner beiden Hände an. Er lockerte sie erst wieder, als er selbst merkte, wie ihn seine eigenen Fingernägel in den Handballen stachen.
    „Tut mir leid.“ nuschelte er entschuldigend und schaute Zisch an, als er die Hand, erschrocken über sich selber, ruckartig von ihrem Knie löste. Aber er legte sie wieder zurück und nickte, als sie ihn deutlicher vorwarnte. Beim zweiten Mal bemühte er sich seine Hände nicht zusammen zu krampfen, aber gegen das zusammenfahren konnte er nichts tun.
    Dann schaute er wieder zu seinem Arm und anschließend zu Zisch. Wars das? fragte sein Blick, aber er sprach es nicht aus. Statt dessen stellte er eine andere Frage: „Warstdu oft verletz, als du in de Bande von Nyx warst?“
    Irgendwie hatte das, was sie über den Alkohol gesagt hatte so geklungen, als ob sie da mehr Erfahrung mit gesammelt hatte, als nur mit ihrer Hand. Und irgendwie interessierte ihn das in zweierlei Richtungen. Denn vielleicht hatte MaJinny aus einem ganz bestimmten Grund dem dunkelhaarigen Mann ihren Zorn angedroht.

    „Ist das nicht ein wundervoller Abend?“ erwiderte die Gräfin auf die Begrüßung und nickte Sam zu, dann verdüsterte sich allerdings schlagartig ihre Mine, als dieser offenbarte, dass er eigentlich keinerlei Interesse an dem ganzen geschehen hier hatte. Die Lady von Eulenburg hatte auf einen Abend in angenehmer Gesellschaft gehofft, auf einen Gentleman, der mit ihr tanzte und dabei seine Blicke möglichst nicht zu offensichtlich auf ihre Zofe warf. Aber diese Hoffnung wurde nun schlagartig zerstört. Kurz nickte sie zu dem Diener an, damit er auch ihr Wein nachschenkte und seufzte innerlich. Ninja, wenn der Herr von Aves hier eine gute Partie für seinen Sohn suchte, dann musste er wohl oder übel an ihr vorbei, wenn es um ihre Zofe ging. Denn die Eltern des Mädchens würden sehr wohl auf ihren Rat hören. Er enttäuschte sie daher besser nicht vollends und ließ nicht die Schmach zu, die über sie kommen würde, wenn sie den ganzen Abend nicht einmal von ihrem Tischnachbarn zum Tanz aufgefordert würde. Der etwas leidende und beschämte Ausdruck des Sohns entging ihr dabei nicht und ein wenig tat der Junge ihr jetzt schon Leid. Aber sie war nunmal eine Frau, die wusste was sie wollte und das in der Regel auch bekam.
    „Welcher ist euer Lieblingstanz?“ fragte sie den jungen Mann, der gerade ja noch von seinem Vater als Tanzwütig beschrieben wurde. Hauptsächlich erst einmal um überhaupt eine Konversation ans laufen zu bekommen, da der alte Herr sich offensichtlich am liebsten einfach nur an sein Getränk halten wollte.
    Der Blick der Zofe wanderte derweilen sehnsüchtig zu einem weißhaarigen Herren, der zielstrebig über die Tanzfläche schritt. Jede Bewegung von ihm folgte sie mit den Augen und zuckte leicht zusammen, als der junge elegante Herr vor einer Dame halt machte und sie mit einem leichten höflichen Knicks zum nächsten Tanz aufforderte. Zur Pavane de Honor forderte man nicht irgendeine Dame auf, das war ihr nur allzu bewusst. Und schnell wandte sie sich wieder ihrem Tisch zu, da sie sonst befürchten musste von ihrer Herrin einen Tadel zu bekommen. Schließlich konnte sie die Herren hier nicht einfach so übergehen, auch wenn sie von Teotro träumte.





    Tohes Blick wanderte auf seinen Arm. So genau hatte er sich die Verletzung noch gar nicht angeschaut. Ja er wusste, das die Splitter ihm die Haut aufgekratzt hatten und das vermutlich auch noch der ein oder andere unter der Haut steckte. Aber die größten waren ja zum Glück im Hemd hängen geblieben, oder in den Federn. Dann betrachtete er die Zange. Zisch hatte recht, damit würde er die Splitter besser herausbekommen. Er nickte und ließ sich wieder auf den Boden sinken.
    „De andere Kinder wollten immer Federn ausrißen. Und de ein Frau von de Waisenhaus, wollte alle wegmaahe.“ erklärte er sich und seine Stimme war dabei seltsam belegt, weil er immenroch mit Schrecken an die Situation zurückdachte. „Sagte, nur dann wirde sich jemand fir mir interessieren.“ Aber zum Glück hatte sie das nur ansatzweise geschafft, bis die Oberin dazwischen gegangen war und ihn aus den Fängen dieser Frau befreit hatte. Ein Kind mit blutenden offenen Armen, konnte man ebensowenig vermitteln.
    Er schluckte, als Zisch meinte, dass die Splitter von dem Fischfass waren und sackte noch ein wenig mehr in sich zusammen. Es war besser, wenn sie ihm in dem glauben ließ, weil er sich dann nichts anderes ausdenken musste und in irgendwelchen Geschichten verstricken konnte. Allerdings bedeutete das auch, dass er um den Vorschlag mit dem Alkohol nicht drumherum kam. „De brennt immer soo fies.“murmelte er und eigentlich wollte er auch nicht zu MaJinny, weil das bedeuten würde, dass er Morgen nicht in aller Frühe zu Nyx gehen konnte um zu erfahren, ob er Rahla gefunden hatte. Also musste er wohl oder übel den verhassten Alkohol ertragen. Ausserdem würde Zisch dann für etwas ärger bekommen, was sie gar nicht schuld war. Und sie im Unklaren darüber zu lassen, was wirklich passiert war, war eine Sache, aber eine ganz andere, dass sie dafür auch noch ärger bekam. Er konnte sich noch deutlich an die Worte der Frau gegenüber Nyx erinnern, was seine Unverletztheit anging. Seufzend legte den Arm auf den Schoss und versuchte mit der kleinen Zange einen Splitter nach dem anderen heraus zu ziehen, was meistens in zusammengekniffenen Augen endete, weil er oft mehr als einen Anlauf brauchte um die fiesen Mistdinger zu erwischen. Und bei jedem Versuch tat es ein bisschen mehr weh. Schließlich gab er bei den Letzen auf und ließ nun auch die andere Hand in den Schoß sinken.
    „Ich komm da niet dran.“ murmelte er und blickte dann Zisch an. Noch einen Moment zögerte er, dann hielt er ihr die Zange hin, wusste aber nicht so recht, wie er sie bitten sollte, es zu versuchen. „Kannstdu…?“ versuchte er es.

    Tohes Augen blieben wie gebannt auf Zischs Hand gerichtet. Als Zisch nicht nur erzählte, wie das passiert war, sondern auch, dass sie den Fehler begangen hatten es nicht mit Alkohol zu reinigen. Aber seine Schramme war doch gar nicht so schlimm, wie das da gewesen sein musste, schoss es ihm durch den Kopf. So wie die Narbe aussah musste der Schnitt richtig tief gewesen sein.
    Und eigentlich wollte er fragen, warum sie denn nicht mit Stöcken geübt hatten, aber das blieb ihm im Halse stecken und er ließ die Hand, die gerade nach dem Handtuch greifen wollte wieder sinken, und zuckte leicht zusammen, als die Gnomin ihn auf die Federn ansprach. Eigentlich wollte er das gar nicht. Aber das Misstrauen, wenn es um die Federn ging, war ihm so in Fleisch und Blut über gegangen, dass er gar nicht anders konnte. Die Seite, die Zisch vertrauen wollte, musste eine ganze Zeit lang gegen dieses Mistrauen ankämpfen und schließlich zwang er sich dazu zu nicken und ihre Frage zu beantworten. „Dat Hemd isse zu eng, aba et war auch de Ochsengesicht und de Wachen.“ Erklärte er kurz, warum Federn fehlten und konnte ihre Aussage über das Fass erst gar nicht so richtig einordnen. Was meinte sie mit, gar nicht so nah dran? Und was hatte das mit den Federn zu tun?
    Erschrocken sprang er auf und die Decke rauschte zu Boden. Als sie etwas von Zange sagte, das Wort Klein überhörte er dabei vollkommen, weil es nicht das erste Mal war, dass jemand versuchte ihm die Federn auszureißen. Panisch suchte sein Blick nach dem Fenster. Doch als sich Zisch mit einer winzig kleinen Zange wieder umdrehte und sie ihm hin hielt, beruhigte er sich wieder etwas. Damit konnte man nicht gut Federn ausreißen. Aber was meinte sie dann damit? Fragend und irritiert schaute er die Gnomin an, nahm aber die Zange entgegen.

    Zu 1. Habs in der 1. Klasse gelernt XD


    Oh man, da sind wirklich ein paar bei, die nur lehres Geschwafel heraufbeschwören, weil wer macht sich Gedanken darum, wie man sich Bücher aussucht? Also so bewusst?


    Und so Fragen wie 15. zu beantworten fühlt soch doch sicherlich total komisch an.

    Oh das hört sich ja echt anstrengend an.
    Das würde mir auch sowas von gegen den Strich gehen, wenn man so Fragen nur hingeklatscht bekommt und dann sehen soll, wie man damit klar kommt.
    Vermutlich kopieren die Ihre Fragen auch lustig untereinander, bzw lassen sich halt nichts eigenes einfallen, sondern übernehmen Fragenideen. (klingt grad so)



    *drück*
    Vielleicht mehr Schnaps?

    Der Ofen und die Decke zeigten endlich Wirkung und dem Jungen wurde endlich mal wieder so richtig warm. Sein Griff lockerte sich etwas, so das die Decke nicht mehr ganz so eng um ihn geschlungen war.
    „Dann sinde niet besser dran, als bei manche von de Leute, die dir aus de Waisenhaus hohlen.“ überlegte er laut und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, bei der Vorstellung immer in so dunklen Tunneln zu leben und zu schufften, wie die Kanalisation. Sein Blick folgte der geschäftigen Gnomin, wie sie Wasser von Ofen in die Schüssel gab und fragte sich, was sie wohl damit vorhatte, bis sie ihm Kiste und Schüssel vor seinen Deckenhaufen, den er bildete, stellte. Gegen das Wasser, zudem es auch noch warmes war hatte er nichts einzuwenden. Das brannte auch nicht. Trotzdem musste er Schlucken, als die Bastlerin ihm ihre vernarbte Hand zeigte und davon sprach, dass es sein könnte, das ihm die ganze Backe wegfaulte. Das hörte sich durchaus noch schlimmer an als der verhasste Alkohol. Kurz verzog er das Gesicht bei der Vorstellung und beim Anblick von Zischs Hand.
    „Wat hattu gemacht?“ fragte er und befreite nun beide Hände aus der Decke, so dass sich diese vorne leicht öffnete. Der Raum war allerdings mittlerweile warm genug, dass ihn das nichtmehr weiter störte.
    „Eine Solche von de Bettler hab ich…“ Er bracht ab, beinahe hätte er Nyx erwähnt und schlagartig wurde ihm viel zu warm. „Glaub ich… der war gemein und schneller, als er tat.“ versuchte er den Satz fortzuführen und mit seinen alten Erlebnissen mit dem alten stinkenden Bettler von der Treppe zu verknüpfen, aber es blieb konfus. Schnell beugte er sich über die Schüssel und tauchte die Hände in das warme Wasser. Die Decke war allerdings der Meinung die Bewegung nicht so mitmachen zu wollen und rutschte ihm etwas von den Schultern. Und kratze über die empfindliche aufgekratzt Stelle an seinem Arm. Schnell griff er nach der Decke, zog sie wieder hoch und hielt dann inne. Das was Zisch gerade erzählt hatte, konnte ihm ja auch mit seinem Arm passieren. Verlegen biss er sich auf die Unterlippe. Aber wie erklärte er ihr das? Vielleicht konnte er das waschen, wen sie schlief?
    Wieder tauchte er die Hände in das Wasser und führte sie an sein Gesicht. Seine Haltung war allerdings nun etwas verkrampfter, als zuvor, damit die Decke nicht wieder stiften ging. Das die Federn nun hervorlugte, kümmerte ihn hingegen weniger. Er war sich zwar immer noch nicht sicher, ob Zisch sie nun schon kannte, oder nicht, aber das Vertrauen zu der Gnomin war in der letzen Zeit enorm gestiegen.
    Das Wasser löste ein wenig das verkostete Blut und färbte den Inhalt der Schüssel hell rot. Aber es war nicht unangenehm. Ein rotes Rinnsal sammelte sich an seinem Kinn zu tropfen, als er wieder aufblickte.
    „Wat war deine Bande fir ein Art?“ fragte er, wo Zisch gerade die verschiedenen Varianten von Banden aufgezählt hatte.

    Zisch machte einen ziemlich grimmigen Eindruck, man konnte fast schon die Gewitterwolke erkenne, die sich über ihr zusammenbraute. Tohe beschlich die Angst, dass ihm ihre miese Stimmung galt. Aber warum hatte sie ihn dann nicht draußen stehen gelassen? Ja ihn sogar extra mit Decken hinein gelockt? Und nun breitete sich auch noch die wohlige Wärme vom Ofen aus. Immer angespannter beobachtete er ihr Tun und zog die Decke, als wäre sie ein Schutzschild immer enger um sich.
    Doch als sie wieder zu ihm Blickte wandelte sich ihr verbissener Gesichtsausdruck und milde umspielten ihre Züge.
    Vorsichtig befreite er eine Hand aus der Decke und betastete seine Wange. Die Schrammen hatte er schon fast vergessen, was aber vor allem daran lag, dass sein Arm sich diesbezüglich mehr in den Vordergrund drängte, auch wenn man den auch ganz gut ignorieren konnte. Energisch schüttelte er mit dem Kopf, als Zisch den Alkohol hervorholte. Das Zeug bannte wie die Hölle! Und es war eine Strafe. Da tat einem sowieso schon was weh und damit machte man das dann noch schlimmer. Aber Zisch schien ihn zu verstehen, im Gegensatz zu der Oberin, die da keine Einwände geduldet hatte. Zumindest schloss er das daraus, dass die Gnomin das Thema wechselte und mit großen Augen schaute er sie an.
    „Hier?“ fragte er ungläubig und schaute sich in dem Versteck um. Wenn er dies ausschlagen würde, würde er die ganze Nacht frieren. Denn wie er seine Sachen wieder trocken bekommen sollte, wenn er sie gewaschen hatte, dazu hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Die Wärme lulte ihn jetzt schon dermaßen ein, dass er sich am liebsten sofort in der Decke zusammengerollt hätte um zu schlafen. Das einzige, was Zisch tun konnte, war ihn umbringen? Oder? Meldete sich doch kurz sein Misstrauen um irgendetwas einzuwerfen. Doch warum sollte sie das tun? Dann hätte sie ihn ja wohl kaum in den Tunneln gesucht. Er schloss kurz die Augen um diesen Gedanken beiseite zu schieben. Bisher hatte Zisch nur allzu deutlich gezeigt, dass von ihr keine Gefahr ausging… von ihren Bomben schon… und auch von den Leuten, mit denen sie sich umgab. Aber nicht von ihr.
    Also nickte er, wenn auch zaghaft und streckte die Hand zwischen der Decke hervor, als Zisch ihm die Münze gab. Nachdenklich hielt er sie in der Hand. Das Band war lang genug, dass er sie um den Hals tragen konnte, doch dafür musste er die Decke weiter lüften, die gerade so schön warm war. Also schlang er sich das Band ein paar Mal um das Handgelenk und beschloss das erst später zu ändern, denn da konnte es nicht bleiben. Das merkte er jetzt schon. Das grobe Band vertrug sich so ganz und gar nicht mir den Federn.
    „Wasse fir Banden kennstdu noch, ausser de Tauscher und de Rote Bänder?“ fragte er auf ihren Rat hin.

    Die Hälfte der Antwort konnte Tohe nicht mehr verstehen, weil Zisch durch das Fenster gestiegen war und ihre Worte nur noch zu einem Gemurmel wurden. Doch es machte ihm Angst, dass sie nicht so recht glaubte, dass es die Roten waren. Ahnte sie, dass es Nyx war?
    Da tauchte ihr Kopf wieder vor dem Fenster auf und gleich darauf flogen ein paar Decken durch den Raum in Richtung Fenster. Zuerst wollte er dazu ansetzen, dass er doch nicht lange bleiben wollte, dass sie ihm einfach die Münze geben könnte und dann würde er seine Sachen waschen gehen. Aber jetzt, wo die Wärme des Laufens wieder von ihm abfiel lockten die Decken schon sehr. Ja er sehnte sich geradezu danach.
    Kurz blickte er sich um, vergewisserte sich, dass niemand da war und versuchte dann sich der beiden Hemden zu entledigen. Nicht nur die Federn bäumten sich gegen den Stoff, auch die Letzen Holzsplitter, die beim Warten auf Nyx, noch nicht hatte aus dem Hemd zupfen können bohrten sich noch ein wenig weiter in seinen Arm, oder rissen heraus. Das schlimme daran, war aber eher der Umstand, dass er nicht wusste, wie er das Zisch erklären sollte. Aber vielleicht bemerkte sie es ja auch gar nicht. Kurz tupfte er mit dem Hemd die frischen Bluttropfen auf. Dann schüttelte er seine Arme, damit die Federn sich wieder etwas sortieren konnten. Er sah wirklich aus, wie ein gerupftes Huhn. Die kleinen Härchen der Federn standen kreuz und quer, waren zum Teil geknickt und am Handgelenk fehlten ihm nicht nur die Federn, die er abgeschnitten hatte. Die kalte Nachtluft ließ ihn frösteln.
    Schnell stieg er durch das Fenster und griff sich eine der Decken um sie um sich zu wickeln. Das Hemd war eindeutig zu eng gewesen, das merkte er jetzt erst recht, wo die Federn endlich mal nicht von Stoff total eingeengt wurden.
    Als er gänzlich in Zischs Versteck warließ er sich auf den Boden nieder, so dass die Decke auch über seine Beine reichte. Auch wenn er nicht lange bleiben wollte, so genoss er für einen Moment die Wärme.
    „Ich hab dir geweckt.“ Stellte er fest und bedauern lag in seiner Stimme, als ihm bewusst wurde, das Zisch ihr Nachthemd trug.

    Zuerst war er irritiert, wen Zisch mit dem plattnäsigen Ochsen meinte. Von Nyx konnte sie doch nicht reden, auch nicht von Tauscher und dann viel ihm schlagartig wieder der Mann ein, der ihn schon gepackt gehabt hatte. Tohes Herz machte einen aussetze. Es war Nyx gewesen, der ihn von dem Mann befreit hatte, selbst hätte er den Mann nie überwältigen können. Der Rabenjunge schluckte, dann schüttelte er mit dem Kopf. „Bin entkommen.“ Sagte er und setze ein nach einer Andeutung von Ausweichen ein Grinsen auf, bei dem er hoffte, dass sie nicht weiter nachfragte, wie er dem Mann entwischt war. Die Münze hatte er vollkommen vergessen und eigentlich war er sich auch gar nichtmehr so sicher, ob er sie haben wollte. Trotzdem folgte er der Gnomin. Wenn er die Münze hatte, konnte er sie immer noch in seinem Versteck irgendwo vergraben, vielleicht war sie ja doch irgendwann mal für was gut.
    „Bist du de Rote Bänder begegnet?“ fragte er. Die Frage kam ihm tatsächlich bevor ihm wieder klar wurde, dass das ja Nyx gewesen war. Aber gedanklich war er wieder bei der Flucht vor den Roten gewesen. Aber so ihm nachhinein war die Frage garnichtmal so dumm, auch wenn er die Antwort schon kannte. Sie würde von seinem Wissen von Nyx ablenken.
    „Eigentlich wollte ich zu de Meer, aba bin zuerst hier her gekommen,“ erklärte er und deutete auf das Fenster, als sie die Kisten emporkletterten um nochmal klar zu machen, dass er ja durchaus an Zisch gedacht hatte und warum er immer noch voller Schmodder war. Vor dem Fenster blieb er stehen. So stinkend wie er war, wollte sie ihn sicherlich nicht in ihrem Versteck haben. Nachher blieb der Geruch, wenn er schon gegangen war.

    Tohe zuckte zusammen, als Zisch in so anschrie und wurde noch etwas kleiner und schmaler.
    „Ich…“ stammelte er und presste die Lippen aufeinander und für einen Moment ärgerte er sich, dass er nicht einfach weiter gelaufen war. Dass sie so überrascht seinen Namen genannt hatte, ließ ihn annehmen, dass sie ihn gar nicht erkannt hatte, nur irgendwen gesehen hatte. Wäre er doch weiter gelaufen.
    „Ich wollte doch nur de Zeichen da lassen, an de Fenster.“ sagte er schließlich kleinlaut, und machte eine schreibende Bewegung mit dem Finger in die Luft.
    Auf die Frage, ob er wüsste, wie lange sie nach ihm gesucht hatte, schüttelte er den Kopf. Woher sollte er das denn wissen? Das konnte er doch gar nicht! Und er zuckte ebenso zusammen, wie die Tauben, die erschrocken aufflogen.
    „Bin doch zurick gekommen!“ verteidigte er sich. Ja, es war nicht sofort gewesen und er war nicht selbst auf die Idee gekommen, aber das konnte Zisch ja unmöglich wissen. Oder hatte sie auch überall ihre Augen und Ohren?
    Das Zischs harsche Worte daraus geboren waren, dass sie sich ernsthaft Sorgen um ihn gemacht hatte, das verstand er nicht. Das war in seinem Leben noch nie vorgekommen. Doch das Zisch so aufgebracht war, das ließ ihn sich schuldig fühlen. Er verstand allerdings nicht so recht warum.
    „Hab niet mehr zurick gefunden.“ Presste er entschuldigend zwischen den Lippen hervor. Zum Teil entsprach das auch der Wahrheit, denn wo er gerade versuchte sich den Weg in Erinnerung zu rufen, den er bis zu der Nische genommen hatte, musste er feststellen, dass er keine Ahnung hatte, wie er gelaufen war. Und außerdem, selbst wenn er nicht mit Nyx Hilfe da rausgekommen wäre… hätte er wieder zurück in den Tunnel gehen sollen? Jetzt mischte sich etwas Trotz in seine Züge.

    Verdammt! Schoss es ihm durch den Kopf, als die Gnomin rief, dass sie ihn gesehen hatte. Zuerst griff sein Reflex einfach weiter zu laufen. Gesehen zu werden hieß nicht schon gefangen zu sein. Doch während er lief kam ihm der Gedanke, dass er sich bei Zisch nicht mehr blicken lassen konnte, wenn er vor ihr weg lief. Was mochte sie den denken, was er da gemacht hat? Vielleicht hatte sie seine Nachricht gar nicht gesehen und hielt ihn nun für jemanden, der sich zuerst bei ihr einschmeichelt um dann nachts einzusteigen. Seine Schritte waren langsamer geworden und er schaute sich nach der Gnomin um, deren nackten Füße auf das Pflaster klatschten. Nochmal schaute er die Gasse entlang und war hin und hergerissen zwischen, Weglaufen, damit er nichts von Nyx erzählen musste und bleiben, weil Zisch das nicht verdient hatte.
    Vielleicht kam er ja doch irgendwie drumherum, ihr von Nyx zu erzählen? Mit dem Gedanken war er auch schon stehen geblieben und hatte es nicht einmal bemerkt.
    Ein wenig schuldig, schaute er drein, als die Frau näher kam.
    Er hatte sich erschreckt, deshalb war er weggelaufen, legte er sich als Ausrede zurecht. Was in gewisser Weise auch stimmte. Ja es war eigentlich sogar überhaupt nicht gelogen.
    Vom Laufen war ihm warm geworden, wie er feststellte, das erste mal an diesem Tag, das er die kühlen und leicht klamme Tunika auf seiner Haut nicht als unangenehm empfand.

    Das Klacken hatten er nicht gehört, aber ein Rauschen und Schaben, verstehe den Jungen in Alarmbereitschaft. Erschrocken schaute er auf und als die Geräusche zunahmen wurde ihm nur allzu bewusst, das er eventuell zu nah an Zisch Versteck war. Natürlich hatte sie auch hier draußen Fallen! Warum hatte er da nicht eher drüber nachgedacht? Schnell machte er einen Satz Rückwerts von den Kisten und landete mit allen vieren auf dem Boden. Ein kurzer Schmerz zuckte durch seinen Arm und auch immer noch doch die geprellten Rippen. Dann rappelte er sich so schnell er konnte auf. Er wollte nicht noch irgendeine Stinkbombentladung oder irgendwelche Geschosse abbekommen, Für heute hatte er wahrlich genug davon. Und ihm war, als wäre er gerade rechtzeitig zurückgesprungen, als er auch schon ein sehr viel lauteres Klappern und Poltern vernahm. Als er loslief nahm er aus dem Augenwinkel einen rauschenden Schatten wahr und die Gewischte, die das Netz nach unten zogen, verfehlten ihn nur knapp.
    Mit vor Schreck hämmerte Herzen und er Brust, rannte er die Straße hinunter. Er wollte doch nur ein Zeichen hinterlassen. Nicht Zischs Fallen auslösen. Erst an der nächsten Häuserecke blieb er stehen. Und auf einen Blick zurück auf die Werft, wo der rote Schopf der Gnomin im Fenster erschienen war und gut vom Flackernden Licht der Laterne beleuchtet wurde. Er zögerte. Sollte er doch zu ihr hin gehen? Was, wenn sie seine Nachricht gar nicht sehen würde? Oder nicht verstehen? Langsam machte er wieder einen Schritt in Richtung Werft, raus aus dem Schatten. Aber wie sollte er ihr erklären, aus den Tunneln gekommen zu sein, ohne dabei Nyx zu erwähnen. Dieses, verrate nichts von mir ging ihm gehörig gegen den Strich. Nur war Nyx gerade seine einzige Hoffnung, für Rahla und das wollte er auf gar keinen Fall gefährden.
    Also drückte er sich wieder zurück in den Schatten, hoffte, dass Zisch ihn nicht hier stehen gesehen hatte und verschwand in die nächste Gasse.

    Schwer ging der Atem des Jungen, als er sich endlich wieder auf einem geeigneten Beobachtungspunkt in der neuen Gasse niederlassen konnte. Er versuchte es zu unterdrücken, nach Luft zu schnappen, weil er befürchtete, dass ihn das verraten würde. Starr richtete er den blick auf die Taverne und versuchte auch ein wenig den Platz davor im Auge zu behalten. Langsam senkte sich immer weiter die Dunkelheit über das Treiben und in dem Jungen wuchs der Verdacht, dass er die beiden Herren genau in dem Moment, wo er vor dem Besen hatte fliehen müssen, verpasst hatte. Schließlich verhärtete sich das Gefühl. Der Alte hatte so sehr darauf gedrängt, dass sie sich beeilen mussten, dass er langsam nicht mehr glaubte, dass er sie noch aus dem Gebäude herauskommen sehen würde. Verzweiflung machte sich ihn ihm breit und das Gefühl der Unfähigkeit schnürte ihm den Hals zu. Langsam sammelten sich Tränen in seinen Augen, und jetzt, wo das keiner sehen konnte, ließ er sie auch einfach laufen.
    Irgendwann begannen seine Beine einzuschlafen und er fand keine andere Haltung mehr, in der es besser wurde.
    Was kannst du eigentlich? Er ließ die Schultern hängen. Also blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zu seinem Versteck zu gehen. Dabei fiel ihm Zisch ein, der er ja noch ein Lebenszeichen schuldig war. Und eigentlich musste er auch diesen Gestank los werden.
    Sein Weg führte ihn daher erst einmal zur Werft, wo er Zisch, die sicherlich schon schlief, eine Nachricht hinterlassen wollte und danach lautete der Plan zum Meer zu gehen.
    Nur spärlich flackernd erhellte die Laterne vor der Werft die Straße und die Kisten zu Zisch Fenster lagen vollkommen in Dunkelheit getaucht. Leise erklomm er die Kisten, bis zum Fenster. Er hatte lange darüber nachgedacht, wie er Zisch klar machen konnte, dass das Zeichen, oder die Nachricht von ihm war, aber kein anderer was damit anzufangen wusste. Eine Möglichkeit wäre gewesen, einfach das Hemd hier zu hinterlassen, doch das würde er noch gut gebrauchen können, weil das nicht ganz so dreckig war, wie das darüber und irgendwas brauchte er, das ihn in dieser Nacht wärmen konnte. Eine Feder war auch ein Gedanke, doch ehr war sich nicht sicher, ob sie nur geblufft hatte, als sie meinte, dass sie wüsste, was er versteckt. Also legte er den Finger auf das dreckige Glas und schrieb ‚Krashübfer‘ in den Staub, der dort wohl schon seit Jahren weilte. Das leise Klicken, welches beim berühren des Fensters. vom Auslösen irgend eines Mechanismus kündete, ging im Wind unter.



    „Darf ich den Edlen Herren, ihren Tisch zeigen?“ wandte sich ein Diener, mit einer knappen aber achtungsvollen Verbeugung, an die beiden Herren. „Oder darf ich ihnen etwas bringen?“ Fügte er an, aber Sam gab ihm mit einem Fingerzeig zu verstehen, dass er zum Tisch geführt werden wollte. Sogleich setze sich der blonde junge Mann in Bewegung. „Lady von Eulenberg und ihre Zofe die Edle von Weißfurt werden ebenfalls an diesem Tisch sitzen.“ erklärte er in leisem Tonfall, damit die Herren nicht in die unschöne Situation kommen mussten, erst einmal den Namen der Damen zu erfragen.
    Der Tisch bot einen hervorragenden Blick über die Tanzfläche und den beiden Damen konnte man durchaus ansehen, das sie sich auch nur zu gerne dem wirbelnden treiben anschließen würden. Die Zofe, eine dunkelhaarige Schönheit, hob kurz scheu den blick, den beiden Männern entgegen und strich dann verlegen über ihr fliederfarbenes Kleid, das nach der neusten Mode keinesfalls zu viel haut zeigte, aber dennoch ihre Figur umschmeichelte. Lady von Eulenberg hingegen reckte ihnen stolz ihr Kinn entgegen und fixierte vor allem Nyx mit ihren stechenden blauen Augen. Eine ungewöhnliche Strenge ging von der Frau aus und auch wenn sie durchaus nicht mehr so jung wie ihre Zofe war, so hatte sie sich doch eine gewissen Schönheit bewahrt.



    Rahla hasste jetzt schon die Frisur, die ihr Meywan gemacht hatte. Es zipte an allen Ecken und Enden, doch Verreit ließ nicht zu, dass sie auch nur eine Strähne lockerte. Missmutig tapste sie hinter dem Kahlkopf her. Das Mädchen mit den blöden Haaren und den Sommersprossen im Gesicht trug ein langes Kleid aus grüner Seide, welches bei jedem Schritt ein wenig raschelte und gerade um die Taille furchtbar steif war. Auch dieses Kleid hasste sie. Sonst brauchte sie nie zu solchen Anlässen erscheinen, aber Lady Grey hatte ihr klar gemacht, dass das heute anders war. Und vor Verreit war mit Sicherheit kein entkommen. Der unheimliche feiste Mann würde heute Abend nicht einen Schritt von ihrer Seite weichen. Sie wusste gar nicht so genau, woran es lag, er hatte ihr noch nie etwas getan, doch irgendwas hatte er an sich, dass sie sofort seinen Worten folge leisten ließ.
    Etwas überfordert von der schieren Menschenmenge blieb sie in dem Hohen Türrahmen stehen. Seit Monaten war sie nur noch Lady Grey, Meywan und Verreit begegnet und nun waren da plötzlich so viele Leute. Auch Verreit war stehen geblieben und drehte sich nach dem fünfzehnjährigen Mädchen um. Die Musiker hatten gerade das Stück beendet und eine merkwürdige erwartungsvolle Stimmung legte sich über die Gesellschaft. Hier und da verschwanden Paare von der Tanzfläche, oder ein Mann eilte zu einer Dame um sie galant zum nächsten Tanz aufzufordern. Dann verkündete der Tanzmeister, dass der nächste Tanz eine ‚Pavane de honor‘ sein würde und plötzlich geriet Bewegung in die Damenschaft, die ihren Herren aufforderte Blicke zuwarfen. Rahla verstand nicht so ganz, was diesen Tanz besonders machte, auch wenn der Kahlkopf ihr versucht hatte die Tanzschritte beizubringen. Sie hatte diesen tanz einfach nur als besonders langweilig empfunden. Schreiten, schreiten, schreiten, irgendwas kniet sich der Herr vor die Dame und sie muss um ihn herum schreiten, dann der Herr um die Damen… langweilig. Aber die Melodie war recht hübsch.
    Ihr Aufpasser führte sie an den Tisch von Lady Grey.
    „Da bist du ja mein Kind.“ säuselte diese und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    Rahla nickte und ließ sich auf den dargebotenen Stuhl nieder.

    Oh ja *gg* Ich hässlich :yeah: fast es doch gut zusammen.


    Wir hatten mal Siebenschläfer unterm Dach, da hatte man nachts das Gefühl, die reißen die Bude ab und nagen am Dachbalken... Aber die sind soooo niedlich. Ich bin einem auf dem Speicher mal begegnet und konnte ihn anfassen. Soooo flauschig XD


    Unsere Katze war allerdings der Meinung, dass die besonders lecker sind. Deshalb ist die auch liebend gerne auf den Dachboden gegangen. Nicht dass sie sie bekommen hätte (die können schließlich senkrecht die Wand hoch). Aber dann war mal wieder Ruhe im Karton.

    Tohe schluckte und wusste erst nicht, ob er Nyx Worte so einschätzen sollte, dass er ihn einfach nur irgendwie davon überzeugen wollte, nicht mitzukommen, ihm daher einfach irgendetwas erzählte, oder ob er das wirklich so meinte. Er fühlte sich Hilflos, als der Mann meinte, dass er ihn schon jetzt tot sah, wenn er zu dem Anwesen gehen würde. Seine Schultern, die er eh schon hängen ließ, sackten noch ein Stück weiter nach unten. Aber er wollte doch irgendwas tun. Irgendwas. Wenn er ihnen folgte um wenigsten zu wissen, wo dieses Anwesen war? Dann würde er sich zumindest nicht ganz so hilflos und abhängig fühlen. Ja das würde vermutlich schon schwierig genug werden. Wie folgte man jemandem, der das nicht mitbekommen sollte?
    Wieder nickte er, dieses Mal ein wenig Schuldbewusst. Aber er meinte es durchaus ernst, was die Aufforderung anging zu Zisch zu gehen. Er wusste nur noch nicht so genau wann, in welcher Reihenfolge. Wenn er jetzt zuerst zu der Gnomin ging, dann waren die Männer vermutlich weg, wenn er wieder zu der Taverne ging. Wie lang sie wohl brauchten sich für diesen Ball vorzubereiten? Vielleicht gar nicht lange. Vermutlich konnten die das in einem Fingerschnippen erledigen. Er schaute dem seltsamen Mann hinter her, wie er in der nächsten Gasse verschwand. Über die Hoffnung Rahla wiederzufinden, hatte er gar keinen Gedanken mehr daran verschwendet, dass diese beiden Männer mit Karten aufeinander losgegangen waren. Mit Karten! Und zwar keine normalen.


    Er beschloss einen anderen Weg zur Taverne zu nehmen und in der Nähe zu warten, bis die beiden Männer wieder auf die Straße traten. Den Rest musste er sich dann überlegen.
    In einer Seitengasse kauerte er sich hinter ein paar Kisten, seine Haare waren immer noch schwarz. Das hatte er bisher nicht wieder geändert. Langsam setze die Dämmerung ein.
    Während er wartete, den Blick stetig auf die Straße vor dem Gasthaus gerichtet, dachte er darüber nach, wie er Zisch ein Zeichen hinterlassen konnte, wenn sie nicht da war.
    „Scher dich fott, do möffele Lotterbov.“ Die scharfe Stimme einer dicklichen Frau mit Haube und Schürze riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte sie gar nicht auf die Straßen treten gehört.
    Verdammt. Tohe sprang auf und wisch dem Besen aus, denn sie nach ihm schlug. Geschockt sah er sich um, versuchte sich weg zu ducken. Auf die Straße vor die Taverne zu treten war keine Option, da konnten Nyx und Sam ihn sehen. Und dann war sein Plan dahin.
    „Niet!“ rief er aus und hob schützend die Hände hoch. Dann sprang er in Richtung Wand um die Frau zu umrundent.
    „Mäh dat do wech küst!“ rief sie mit einem weiteren Schwinger ihres Besens, der ihn nur ganz knapp verfehlte. Aber die andere Seite des Wegs raus aus der Gasse war frei. Mit schnellen Schritten rannte der Junge die lehmige Straße entlang um möglichst schnell von hinten in eine der anderen Gassen zu kommen, die zur Straße mit der Taverne führten.

    *Schleicht sich an Nyx ran um ihm das Beweismitteltagebuch zu klauen*


    WEnn sie das mit der Einschulung nur als Option sehen, dann ist es doch in Ordnung. Besser so, als hätten sie nichts gesagt und jemand stellt dann fest, dass das auch gegangen wäre, aus welchem Grund auch immer man das wollen würde.

    Nein, nein, nein, das durfte nicht sein. Das schlechte Gefühl in Tohes Magen wurde zu einem schweren harten Stein, der alles in ihm betäubte. Mit weit aufgerissenen Augen schaute er den alten Mann an und seine Unterlippe zitterte. Wie konnte dieser Mann das alles so seelenruhig aufzählen? Was, wenn diese Frau Rahla gerade etwas antat? Klar es war ihm egal, so wie es allen egal war. Hilfe konnte er wirklich nicht von dem erwarten. Er merkte gar nicht, wie er mittlerweile am ganzen Körper zitterte als er die Hände zu Fäusten ballte. Doch ihm blieb nichts anderes, als ihm hinterherzuschauen, als sich dieser, Nyx auffordernd ihm möglichst bald zu folgen, zum gehen wandte. Kurz schaute er an sich herab. Die Tunika war dreckig, wie sonst was und er stank nach Fisch und was auch immer sich in der Stinkbombe befunden hatte. In dem Ultimatum, das der Meister Nyx zum folgen gestellt hatte, konnte er die unmöglich loswerden. Aber spielte das eine Rolle? Erstens wusste er welche Taverne gemeint war und zweitens würde er sowieso nichts Unauffälligeres auftreiben können. Und wer wusste es schon, vielleicht stank er so sehr, dass selbst die Hunde von denen Nyx berichtet hatte vor ihm reiß aus nehmen würden.
    Das sein Oberarm mittlerweile zu pochen und zeihen begonnen hatte, war ihm dabei vollkommen egal. Wenn stimmte, was Sam gesagt hatte, dann konnte er Rahla nicht da lassen. Nicht eine Sekunde länger. Was wenn es jetzt schon zu spät war?
    Und auch Nyx wollte ihn davon abhalten. Aber das konnte er nicht versprechen. Nein damit würde er seine Freundin verraten.
    „Was, wenn et isse dann zu spät?“ fragte er auf Nyx Worte hin. Und er wusste auch nicht, was er ihr ausrichten sollte.Er wollte sie sehen. Was nütze es, wenn sie wusste, dass er hier noch irgendwo war? Er wollte sich selbst davon überzeugen, dass sie es war. Ja Nyxs Angebot war genau, dass was er sich von dem Mann erhofft hatte, aber gerade in diesem Moment reichte ihm das ganz und gar nicht und sein Blick wurde trüb.
    Wenn es nur zu spät war, weil sie gerne dort bleiben wollte, dann war das gerade tatsächlich die beste Befürchtung, die sich bewahrheiten konnte. Trotzdem nickte er. Kreuzte aber vorsichtshalber, nur ganz kurz, wie ein Huschen, die Finger hinterm Rücken.

    Hohes Herz machte einen Sprung und drohte fast zu zerplatzen, als er hörte, was der Alte man zu sagen hatte.
    „Was fir Gerichte?“ fragte er eilig dazwischen, wurde aber wohl überhört, weil der Meister gerade in dem Moment noch einmal betonte, dass sie ihn auf gar keinen Fall mitnehmen konnten. Sein Mund wurde ein schmaler strich- Ja er hatte es verstanden, dass sie ihn nicht mitnahmen. Aber wenn Rahla gar nicht auf dem Ball war sondern, auf dem Dachboden… er ließ lieber nichts von dem Gedanken, der ihm gerade durch den Kopf blitze, anklingen. Nyx hatte recht, so oft gab es den Namen nicht und er musste das wissen. Das sie sie adaptiert hatten passte schonmal. Auf der einen Seite glomm Hoffnung in ihm auf, auf der anderen Seite zog sich sein Magen gerade zu einem bitteren Klumpen zusammen. Er wünschte sich, dass es Rahla war und gleichzeitig auch nicht. Denn dann war sie in den Fängen dieser Lady Grey und das war, laut Nyx nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
    Er wisch einen Schritt zurück, als beide Männer so auf ihn eindrängten. Aber das war nur seine körperliche Reaktion, gegen die er gar nichts machen konnte.
    „Aus de Waisenhaus.“ erklärte er. „War ming Freundin inde Waisenhaus. Aba irgendwann kam wer, de wir niet vormachen konnten dumme zu sein und nahmen de Rahla mit.“ Mit fragenden Augen schaute er die beiden an. Was war denn hilfreich für sie? Und was hatte Rahla schon besonderes, das diese Frau sie haben wollte?
    „Isst großer wie ich.“ kurz zeigte er mit der Hand, um wieviel das Mädchen den Jungen immer überragt hatte. „Und hattde blonde Zöpfe.“ auch dazu folgte eine Handbewegung. „Aber die hattse nietmehr.“ ihm war eingefallen, dass das Mädchen bei Ma Jinny gemeint hatte, dass sie immer gekämmt bekam und keine Zöpfe trug. Aber das reichte doch nicht um jemanden wirklich zu erkennen? Was war denn noch wichtig um jemanden zu unterscheiden? „mh.. esse dinn, wie ich, aha kann Niet so gut klettern.“beim letzen Teil grinste er, weil er sich daran erinnerte, wie er sie einmal auf den Baum im Hof hochgezogen hatte. Während er erzählte klammerte er sich an die Hoffnung, dass Nyx ihm vielleicht tatsächlich helfen würde. Bei dem Meister war er sich aber ganz und gar nicht sicher, der schien an irgendwas interessiert zu sein, was Tohe nicht so recht zu fassen vermochte.