"In letzter Zeit steht mir nicht der Sinn nach gemeinschaftlicher Zerstreuung. Wenn man stetig dazu genötigt ist, auf gesellschaftlichen Anlässen in Erscheinung zu treten, sehnt man sich nicht selten nach der Einsamkeit und einem Glas Wein, der sie lindert."
Sicherlich entsprach dies nicht derWahrheit, doch Sarandir bevorzugte es, sein Gefühlsleben für sich zu behalten. Wie schnell würde sich jedes seiner Worte wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt verbreiten und von den Aasgeiern ausgetragen werden, die den Klatsch und Tratsch brauchten wie die Luft zum Atmen, wenn er sich jedem anvertrauen würde, der für wenige Augenblicke seinen Weg kreuzte.
Zudem vermutete er, daß sein Gegenüber durchaus mehr als nur zwei Gläser Wein vertragen konnte, wenn es darauf ankam. Zumindest wirkte sie nicht unbedingt wie die Dame, die sich darüber bekümmerte, was schicklich und unschicklich war - denn solcherlei Frauen trieben sich selten allein in Gasthäusern herum um ihren Kummer zu ertränken. Sie taten dies zuhause, in der Geborgenheit und der Verschwiegenheit ihrer eigenen vier Wände. Es war gut, daß Tara sein inneres Schmunzeln nicht sehen konnte.
"Nun, warum trinkt ihr dann nicht mit mir, Karia. Und erzählt mir von dem Kummer, der euch so sehr belastet, daß ihr zwei Gläser Wein braucht, um ihn zu ertränken."
Ob Sarandir sich über die Rothaarige amüsierte, war schwer zu erkennen. Obgleich seine Worte darauf hindeuten mochten, blieb seine Miene ernst und ließ nicht darauf schließen, ob sie ironisch gemeint waren.