Beiträge von Elaiya Shiya'Sandra

    "Meint Ihr?" Elaiya sah immer noch ein wenig ängstlich aus, und auch der Tannenduft hing noch deutlich wahrnehmbar in der Luft. Die Halbelfe hob Shir'elei hoch und drückte die Katze an sich, als könne ihr das Sicherheit geben. So beobachtete sie den fremden Magier und fand sein Verhalten ziemlich merkwürdig. Hoffentlich hatte er wenigstens Recht. "....ich hoffe nur, dass die Meerelfen möglichst viele Seemänner noch retten können.", fügte sie etwas zusammenhanglos hinzu und blickte weiterhin zu dem sinkenden Schiff. Sie hatte keine Ahnung, wie hoch das Meer reichen mochte und wie Menschen eine solche Reise durch das Waser überstehen konnten. Bei dem Gedanken an die unendlichen Wassermassen überlief sie wieder ein Schauer, und sie drückte Shir'elei fester an sich, und wie um sich selbst zu beruhigen, summte sie eine kleine Melodie. Die Katze zappelte und maunzte, so dass Elaiya sie schließlich wieder loslassen musste. Das Tier sprang zu Boden, warf dem fremden Elfen einen etwas schiefen Blick zu und rieb ihren Kopf an Elaiyas Beinen. Das zauberte ein kleines, nervöses Lächeln auf das Gesicht der Halbnymphe. Sie strich dem Tier über den Kopf und sah dann wieder zu Aravilar auf. "Verzeiht,", sagte sie schließlich, "Ich habe mich noch nicht einmal vorgestellt... ich bin Elaiya Shiya'Sandra, Tochter der Dryade M'anendi und des Elfen Seranon Shiya'Sandra..." Auch das war wieder ziemlich zusammenhanglos, aber es viel ihr grade schwer, ihre Gedanken zusammenzuhalten.

    "Was gibt es denn zu verzeihen?", fragte Elaiya deutlich verwirrt - verwirrt nicht nur davon, dass Aravilar sich dafür entschuldigte, sie gesehen zu haben, sondern auch über seine deutliche Zurückhaltung. Ein leichter Pfirsichduft ging von ihr aus. Hatte sie irgendwas falsch gemacht - oder konnte Aravilar sie am Ende gar nicht leiden? Das täte ihr wirklich leid...


    Dennoch behielt sie ihr freundliches Lächeln bei. "Mir geht es auch gut, danke - soweit zumindest. Wenn man davon absieht, dass ich noch kein Quartier gefunden habe, und keine Möglichkeit, mir hier einen Lebensunterhalt zu verdienen... was wohl auch daran liegt, dass ich die Stadt noch viel zu groß und verwirrend finde. Und genau jetzt habe ich einen Laden oder dergleichen gesucht, wo ich etwas zu Essen bekommen könnte..." Elaiya sah Aravilar einen Moment direkt an. Ihre Bernsteinaugen leuchteten warm. "Es ist sehr freundlich, dass Ihr mir Eure Hilfe anbietet. Warum sollte es mir nicht recht sein? Ich weiß nur nicht, wieviel Eurer Zeit ich in Anspruch nehmen darf - sicher seid Ihr ein vielbeschäftigter Mann?"


    Elaiya errötete leicht, und der Pfirsichduft mischte sich mit einer Honignote. Hoffentlich hatte sie ihn jetzt nicht zu sehr überfallen. "Wenn Ihr mir ein preiswertes Gasthaus oder so zeigen könntet, das vielleicht auch Zimmer vermietet - zumindest, bis ich etwas... Dauerhafteres gefunden habe?"

    Die Zuckerkringel dufteten verführerisch und lenkten Elaiya von dem Spektakel um das Ferkel ab. Aber zwei Seesterne...? Das Leben in Nir'arelan war ohne Frage teurer als das in Waldheim. Und solange sie nicht wusste, wie sie sich ihren Lebensunterhalt hier verdienen sollte, sollte sie besser vorsichtig mit ihren Ersparnissen umgehen und dem, was ihr Vater ihr zugesteckt hatte. Möglicherweise würde auch die weitere Ausbildung in der Halle der Künstler etwas kosten.


    Andererseits... sie hatte seit dem Morgen nichts gegessen und ihr Magen knurrte beim Duft des Gebäcks vernehmlich. Und auf zwei Seesterne mehr oder weniger kam es wahrhaftig nicht an, wenn sie nicht bald irgendeine Arbeit fand. "Gut - ich hätte gerne einen Zuckerkringel... oder nein, ich nehme zwei.", fügte sie hinzu, als sie Shr'eleis vorwurfsvollen Blick bemerkte. Mit einem Lächeln reichte sie der alten Frau vier Seesterne.

    Verlegenheit rötete Elaiyas Wangen, und zu dem Fichtenduft mischte sich ein leichter Duft nach süßem Honig. War ihr Fluchtinstinkt wirklich so deutlich gewesen? "Es tut mir wirklich leid.", antwortete sie. "Keinesfalls wollte ich Euch verletzen... ich versichere Euch, was mein Vater über das Volk der Nachtelfen erzählt hat, lässt mich eher Mitleid empfinden als... Angst. - Ich hoffe, es stört Euch nicht, dass ich das sage..."


    Der Honigduft verstärkte sich mit Elaiyas Verlegenheit. Sie wusste im Moment nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte - es war schon merkwürdig genug, sich mit jemandem zu unterhalten, der mehrere Meter über ihr saß. Sein Lächeln jedoch wirkte freundlich und zauberte als Antwort ein Lächeln auf ihre eigenen Lippen, das ihr Gesicht, welches dem ihrer Mutter so sehr ähnelte, und ihre Bernsteinaugen zum Leuchten brachte.


    "Wollt Ihr nicht herunterkommen?", fragte sie, einem plötzlichen Impuls folgend. "Es unterhält sich leichter von Angesicht zu Angesicht..."

    Elaiya war schon einige Tage in der Stadt und begann, sich allmählöich etwas sicherer zu fühlen. Zumindest hatte sie sich schon länger nicht mehr verlaufen. Daher beschloss sie, es zu wagen und zu diesem magischen Spectaculum hinzugehen, von dem man in allen Gassen getuschelt hatte. Als sie mit Shir'elei den Marktplatz erreichte und sah, welche Menschenmenge sich dort angesammelt hatte, bereute sie diesen Beschluss jedoch sofort. In dieses Gewühl würde sie sich nicht stürzen, nein, auf gar keinen Fall! Ziemlich am Rand suchte sie sich also einen Platz und versuchte, einen Blick auf die Bühne zu erhaschen, aber es war hoffnungslos. Sie war einfach zu klein.


    Sie wollte sich schon wieder abwenden, als plötzlich Unruhe in der Menge vor ihr entstand. Wie aus dem Nichts tauchte ein Ferkel vor ihr auf und raste davon. Zwei Feen flatterten ihm hinterher, offensichtlich im Bemühen, das Tierchen einzuholen... und Shir'elei schien Lust zu haben, ebenfalls an dieser Verfolgungsjagd teilzunehmen. Grade noch rechtzeitig schnappte Elaiya sich ihre kleine Freundin und hatte nun eine zappelnde, sich wehrende Katze auf dem Arm. Es war nicht leicht, ihren Krallen auszuweichen - doch wollte sie sie in diesem Gewühl nicht verließen. Wer wusste, ob sie sie jemals wiederfinden würde.

    Elaiyas Unsicherheit wich bei den Worten des Fremden langsam einer seltsamen Faszination. Sie lachte leise, und diesmal klang es echter. "Nur, dass ich kein Mensch bin - meine Mutter ist eine Dryade, und mein Vater ist ein Elf. Soll ich Euch also erlauben, in mein Leben kurz als Beobachter einzudringen? Aber was ich grade getan habe, wisst Ihr ja schon..."


    Die Halbelfe stockte einen Moment, als der Fremde sein Gesicht dem Licht zuwandte und sie erkannte, dass es sich um einen Nachtelfen handelte. Ihr erster Impuls war, schlicht wegzulaufen, aber sie erinnerte sich daran, was ihr Vater über dieses Volk gesagt hatte. Es waren alles Lügen, was man sich erzählte... nun, so lange er da oben war, konnte er ja nicht wirklich gefährlich werden, also konnte sie genauso gut bleiben und versuchen, sich selbst ein Bild zu machen.


    "...ich hatte mich verlaufen. Eigentlich sollte mein Weg mich ins Künstlerviertel führen.", sprach sie da weiter, wo sie abgebrochen hatte. "Nun, aber verzeiht - wenn wir uns indieser... schönen... Nacht weiter unterhalten wollen, so sollt Ihr doch wenigstens meinen Namen kennen. Elaiya Shiya'Sandra bin ich, und die Katze, die Euch dank ihrer guten Nase und ihres feinen Gehörs entlarvt hat, ist Shir'elei."

    "Eine schöne Nacht?" Elaiya klang nun auch ein wenig vorsichtig, und ein leichter Duft nach Fichten ging von ihr aus, wie immer, wenn sie nervös wurde. Ein Fremder, der sich im Schatten oben auf einer Statue verbarg? Dazu die goldenen Augen, die fast wie Kerzen durch die Dunkelheit leuchteten - das ganze fand sie ein wenig unheimlich. "Nunja, ich weiß es nicht - ich habe mich, wie ich gestehen muss, verlaufen. Nun, zumindest habe ich jetzt den Marktplatz wiedergefunden... doch sagt,", fuhr die junge Frau noch vorsichtiger fort, "Hat es einen bestimmten Grund, dass Ihr dort oben auf der Statue sitzt?"


    Sie hob den Kopf, um noch besser sehen zu können, und ihr goldenes Haar - zu Silber gebleicht im Mondlich - spielte mit dem Wind. "Ich meine - so gemütlich kann es da oben ja auch nicht sein. Lauert Ihr jemandem auf?" Ein leicht nervöses Lachen folgte diesem Versuch, ihre zunehmende Unsicherheit zu überspielen. Ein merkwürdiger Fremder...

    Elaiya rückte unwillkürlich ein wenig näher an Aravilar heran, und der Duft nach tannennadeln verstärkte sich. Die Ereignisse beunruhigten sie, und erinnerten sie auch daran, dass sie unter dieser Kuppel eingesperrt waren.... sie waren eingesperrt und konnten nirgendwohin flüchten, wenn wirklich etwas passierte. Die die Insel umgebenden Wassermassen schienen sie plötzlich niederzudrücken. In dieser Situation über Bücher zu sprechen, erschien ihr im ersten Moment absurd, und sie sah die fremde Frau, die den ihr ebenfalls noch fremden Elfen ansprach, etwas entgeistert an. Im zweiten Moment war das aber vielleicht doch nicht so abwegig. "Ihr habt recht, Herr.", antwortete sie dem Elfen. "Wenn Ihr meint, dass Vergangenes uns hier helfen kann... wäre es nicht sinnvoll, nachzuschauen? Wisst Ihr vielleicht wo? Vielleicht... vielleicht könnten wir nachlesen gehen, wenn es in der Stadt eine gute Bibliothek gibt?"


    Das gäbe ihr einen Vorwand, vom Marktplatz wegzukommen - die Menschenmassen, die inzwischen nach der Erzmagierin der Stadt schrien und liefen, verstärkten noch das bedrückende Gefühl, das die nahen Wassermassen ausgelöst hatten.


    Inzwischen war sichtbar geworden, dass es sich bei der dunklen Masse um ein sinkendes Schiff handelte. Unwillkürlich blieb Elaiya, die sich schon halb abgewendet hatte, wieder stehen. Neugier und Mitleid packten sie gleichermaßen. "Ein Schiff von der Meeresoberfläche!", sagte sie leise. "Die armen Leute... und wir können nicht hinaus, um ihnen zu helfen..."

    Über Elaiyas Gesicht zog sich ein erfreutes Lächeln, als sie unter den Leuten, die hier unterwegs waren, plötzlich Aravilar zu erkennen glaubte. Ja, in der Tat - er kam auf sie zu. Die junge Frau fragte sich, warum er dabei so schüchtern wirkte, schließlich hatten sie gerade erst zusammen ein ziemlich haarsträubendes Erlebnis überstanden - aber erneut stellte sie fest, dass sie diese Mischung aus Verträumtheit und Schüchternehit anziehend fand - zumindest anziehend genug, um diesen Elfen besser kennenlernen zu wollen.


    "Guten Tag, Aravilar!", grüßte sie ihn, und ihr Lächeln wurde noch eine Spur wärmer und offener. "ich freue mich, Euch schon so bald wiederzutreffen. Ist es Euch gut ergangen siet ... seit diesem merkwürdigen ereignis?" Den Hunger hatte sie zunächst einmal vergessen.


    Shir'elei strich unterdessen herausvordernd um Elaiya herum und funkelte Aravilar aus ihren Bernsteinaugen an.

    Es war schon recht spät- um genau zu sein, später, als dass es Elaiya noch behaglich gewesen wäre, durch die Straßen dieser großen Stadt zu laufen. Doch sie hatte sich schlicht verirrt auf dem Weg von der Halle der Künste zu ihrem Übergangsquartier, das sie schließlich in einem der Gasthäuser genommen hatte. Ziemlich ziellos irrte sie jetzt herum. Schließlich landete sie auf dem Marktplatz mit der großen Statue Arion Falkenauges in der Mitte. Sie seufzte erleichtert. Wenigstens wusste sie jetzt, wo sie war. Von hier aus müsste es doch eigentlich möglich sein, zurückzufinden. Elaiya sah sich nach ihrer Begleiterin um. Shir'eley, die gefleckte Sandkatze, schnupperte am Fuße der Statue herum...


    Sie rief leise nach dem Tier, doch reagierte es nicht. Elaiya rief noch einmal, da sie sich nun endlich auf den Weg nach Hause machen wollte, und als die Katze noch imer blieb wo sie war, ging sie schließlich hinüber. Sie lachte leise, als sie zu erkennen glaubte, was das Tier aufhielt. Eine andere Katze schlich gerade fort und leckte sich das Maul; sie hatte wiohl irgendetwas zu fressen gefunden, und Shir'elei wollte nun herausfinden, ob dfür sie etwas übriggeblieben war. Doch nein... beim Näherkommen stellte die Halbelfennymphe fest, dass der Blöick der Katze eindeutig nach oben gerichtet war. Sie folgte diesem Blick, und ihre Bernsteinaugen weiteten sich ertsaunt. Saß da oben tatsächlich jemand?


    "Guten Abend...", rief sie vorsichtig in die Dunkelheit, die Kopf undSchultern der Statue einhüllte.