Beiträge von Ayala

    Es war einige Tage her, seit Ayala die Schule der blitzenden Klingen verlassen hatte. Ihr Prüfungskampf war auf sehr merkwürdige Weise unterbrochen worden, und sie hatte zunächst überhaupt nicht gewusst, was sie davon halten sollte. Sie hatte gar mit dem Gedanken gespielt, lieber zu dieser Schule nicht mehr zu gehen und einen anderen Weg zusuchen, ihre Fechtkünste zu vervollkommnen. Aber jetzt stand sie schon wieder vor dem Gebäude mit dem großen Garten un der hohen Mauer darum. Das eiserne Tor war anders als bei ihrem letzten Besuch verschlossen, und eine Weile stand sie unschlüssig davor. Das Ganze wirkte wenig einladend, und Arvanor Shet'Akil hatte bei dem Abschied damals kein Wort davon verlauten lassen, wie es weitergehen sollte. Doch sie war sich hundertprozentig sicher, dass ihre Bestimmung hinter diesem Tor lag, oder vielmehr in dem, was sie hinter diesem Tor lernen konnte. Ein merkwürdiges Kribbeln durchlief sie, als sie den Griff ihres schlanken Säbels fester packte und an das Tor klopfte. Jetzt umzukehren und wegzugehen würde bedeuten, eine Chance zu vertun, das zu werden, wozu sie geboren war.

    Ayala hatte, nachdem sie Artain bei seinem neu erworbenen Häuschen verlassen hatte, sich in ihr Zimmer in Lord Eisenklinges Haus zurückgezogen und ersteinmal durch ihre Kleidertruhe geschaut. Mit einem leisen Seufzen hatte sie festgestellt, dass sie mal wieder nichts wirklich passendes finden konnte. Das Kleid, welches sie auf dem Maskenball getragen hatte? Ausgeschlossen - viel zu auffällig und viel zu gewagt. Sie wollte sich Artain nicht direkt als männermordender Vamp nähern. Das eher kämpferisch anmutende Gewand, in dem sie sich Sarandir Eisenklinge vorgestellt hatte? Wohl eher auch nicht... schließlich entschied sie sich für ein recht knapp sitzendes Mieder aus dunkelgrünem Samt, dazu eine weiße Bluse und ein schwarzer Rock - das betonte ihre Reize zwar durchaus, aber ohne direkt aufdringlich zu wirken. Dann, mit einem leichten Lächeln, legte sie auch noch das Kollier an, dass Sarandier ihr als Vorrauszahlung gegeben hatte. Das würde zwar leicht fehlt am Platze wirken - ein wenig zu edel für ihre Aufmachung - aber es würde ein Hingucker sein, und der erste Auftakt in dem Spiel, dass sie für Sarandir spielen würde. Schließlich schmückte sie ihr üppiges Haar noch mit den üblichen Federn und Perlenschnüren und, solcherart mit ihrem Aussehen zufrieden, machte sie sich schließlich auf den Weg zum Korallenriff.


    Sie war sicherlich ein wenig früher losgegangen als nötig, aber sie würde Artain auf keinen Fall warten lassen. So langte sie überpünktlich vor dem Gasthaus an und konnte sich noch ein Weilchen damit vergnügen, die ankommenden Leute zu beobachten. Anzügliche Bemerkungen über eine Frau, die allein vor einem Gasthaus wartete, brachte sie ziemlich schnell und effektiv zum Verstummen. Wenn es nötig war, konnte sie einer gefährlichen Raubkatze sehr ähnlich sein.

    Ayala lächelte ein strahlendes Lächeln. "Perfekt!", sagte sie. "Ich werde also heute abend vor dem Korallenriff sein. Und ich werde versuchen, pünktlich zu sein...damit Ihr nicht zu lange warten müsst." In Wirklichkeit war Ayala alles andere als unpünktlich und sie würde es auch diesmal nicht sein. So etwas war einfach unhöflich. In Gedanken plante sie jedoch schon, wie sie Artain mit ihrer Erscheinung beeindrucken wollte. Ihr Lächeln wurde noch ein wenig breiter. "Also dann, bis heute Abend, Artain..." Mit einem Augenzwinkern wandte sie sich ab und verschwand die Straße hinunter.


    [Ihc schreib dann direkt im Korallenriff weiter...]

    "Gut, also das Korallenriff soll es sein." Ayala schmunzelte. hr war es recht - sie mochte den zauberbrunnen, aber dort gab es soviel zu sehen und zu hören, und die Atmosphäre war auch nicht so...privat, im Korallenriff wäre es sicher leichter, ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen. "Ich freue mich - wann sollen wir uns dort treffen? Denn Ihr müsst mir bitte ein wenig Zeit erlauben, mich kurz umzuziehen und frisch zu machen. Und keine Sorge, nass ist es dort nicht sehr." Ayala grinste.

    Ayala sah Artain überlegend an.Welche der zahlreichen Gaststätten Nir'alenars wäre ihm wohl zu empfehlen? Die etwas raueren Lokalitäten der Hafengegend wohl sicher nicht. Auch wenn die "Schwarze Katze" einen netten Namen hatte, war dies kein Ort, an dem Katzen sich wohlgefühlt hätten. Zuviel Schmutz, zuviele Besoffene, und man wusste nie so genau, was alles im Bierfass herumschwamm.


    "Nunja, es kommt einw enig darauf an, was Ihr wollt.", antwortete sie schließlich. "Das Korallenriff ist solide, in einer anständigen Gegend gelegen - am Rande des Händlerviertels - das Essen ist sehr gut und das Bier geradezu legendär. Der Wirt tischt manchmal sehr Exotisches auf - wo auch immer er seine ungewöhnlichen Zutaten auftreibt. Im Zauberbrunnen hingegen sind zwar auch das Essen udn Trinken sehr gut, aber das Ungewöhnlichste daran ist die riesige Glaskuppel, unter der lebende Pflanzen gedeihen - man sagt, dieses Lokal sei von den Elfen gebaut, , und wenn man einmal dort war, glaubt man es auch, so zauberhaft ist es da."

    Ayala hatte sich mit Absicht ein wenig im Hintergrund gehalten und verabschiedete sich auch ein wenig verhalten vom dem Alten. Sie sah ihm noch ein wengi hinterher, als er ging, doch es schien keine Bedrohung mehr zu geben. Man könnte sich fast fragen, ob man den ganzen Spuk nicht nur geträumt hatte. Nicht einmal mehr der Hauch eines fischigen Geruchs lag in der Luft. Ayala merkte, dass sie noch immer die Straße entlangstarrte, als Artains Worte an ihr Ohr drangen. Eine ruhige Gegend?


    "...wenn nicht grade seltsame Fischleute hinter unschuldigen Passanten hinterherjagen.", antwortete sie mit einem Stirnrunzeln. Dann jedoch gab sie sich einen Ruck, lächelte und blickte Artain an. "Vielen Dank für die Einladung.", sagte sie. "Ich nehme sie gerne an. Wo soll es denn hingehen?"

    Als es zur Sache ging - also zur Bezahlung des Häuschens - wurde es Ayala doch deutlich ungemütlich. Sie kam sich reichlich merkwürdig vor bei dem Gedanken, dass Artain seine Ersparnisse für dieses Haus ausgab (soviel hatte sie doch gehört, obwohl sie sich absichtlich mit dem Rücken zu den beiden gestellt hatte und zum Fenster hinaussah), in dem sie möglicherweise auch wohnen würde, und bisher war noch kein Wort darüber gefallen, welche Gegenleistung sie dafür erbringen würde. Sie kam sich mit einem mal wie eine Schmarotzerin vor und nahm sich vor, Artain möglichst bald darauf anzusprechen. Im MOment jedoch blieb ihr nichts weiter übrig als so zu tun, als wäre das Straßenpflaster draußen das Interessanteste von der Welt. Die andere Möglichkeit wäre, sich heimlich still und leise zu verdrücken, aber sie hatte ihre Gründe, warum sie das auf keinen Fall wollte.

    "Uns geht es gut. Alles ist in Ordnung.", erwiderte Ayala fröhlich - zum einen, um den Alten zu beruhigen und aufzumuntern, zum Anderen, weil sie die Aussicht auf ein Abendessen mit Artain ungemein freute. "Keine Sorge, bei Artain ist Euer Häuschen in guten Händen... und Ihr werdet Eure Zeit auf dem Land bestimmt genießen."


    Dann zog sie sich aber ein wenig zurück, denn die geschäftliche Seite des Ganzen ging sie ja nun wirklich nichts an.

    Ayala lachte. "Für Euch ist es bestimmt nicht schwer, aber ihr habt das ja auch gelernt. Was diese Angelegenheit angeht..." Ayala überlegte, wieviel sie davon wohl weitererzählen durfte. Strenggenommen bestimmt nichts, aber man sollte ja nicht immer alles so streng sehen. Außerdem hatte sie ihn ja grade erst um Rat gefragt, da hatte er sicher auch ein Anrecht darauf, ein wenig mehr zu erfahren. "die Sache mit dem Abendessen klingt gut. Da hätten wir auch ein wenig mehr Ruhe..." Die Cath'Shyrr unterbrach sich, als Artain ihr direkt in die Augen sah und wie von selbst breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihren Zügen aus. "Und wir wären unter uns. Ich bin immer noch neugierig darauf, Euch näher kennenzulernen. Aber Ihr habt recht, wir sollten wieder reingehen."


    Sie warf noch einen Blick die Straße entlang, den Fischwesen und dem Passanten hinterher, dann zuckte sie mit den schultern und ging wieder in das kleine Häuschen hinein. Was auch immer das grade gewesen war, wahrscheinlich lohnte es sich nicht, sich allzu sehr darüber den Kopf zu zerbrechen.

    Ayala konnte es ja noch verstehen, dass Zarasshin sich nach ihrem Erlebnis zurückzog. Sicherlich war es ziemlich aufwühlend gewesen. Aber warum der Edelelf ihr nacheilte? Es war an Unbekannten doch bestimmt nicht, sich dort einzumischen. Ayala würde es jedenfalls nicht tun. Sie hätte es als unhöfliche Neugier empfunden. Und so fand sie sich allein mit Dalandir im Garten der Fechtschule wieder.Nicht für lange allerdings, denn genau in diesem Moment kam Arvanor aus dem Gebäude und berichtete von einem Zwischenfall im Gebäude. Sie verstand nur die Hälfte von dem, was er sagte. Die Kreise waren also auch drinnen ausgefallen, nun gut, aber was um alles in der Welt hieß "eine Konditionierung laufen haben"... Mit leicht hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an.


    "Ja, sieht so aus, als hätte die Zahl Eurer möglichen Schüler ziemlich abgenommen.", meinte sie nur. "Nun, wenn Ihr Eure Arbeit fortzusetzen wünscht, ist es Euch lieber, wenn ich später noch einmal wiederkomme?"

    Zarasshin schien die Unterbrechung mehr als unwillkommen zu sein. Ayala wunderte sich ein wenig darüber. Sicher, sie hätte die Ausbildung zur Kampftänzerin niemals erfolgreich abgeschlossen, wenn sie nicht eine gewisse Freude im Klingenspiel und Tanz mit dem Gegner gefunden hätte. Aber wegen einer Unterbrechung einer Übungseinheit direkt so wütend zu wirken? Das war doch ein wenig unverhältnismäßig. Jedoch blieb keine Zeit mehr, darüber länger zu verweilen.


    Denn wenn das plötzliche Aussetzen des Kreises der Meister schon merkwürdig genug gewesen war, so geschah nun noch seltsameres. Neben der Yassalar materialisierte sich ein - ja, ein Geist. Er sah wie ein sehr attraktiver junger Mann aus, dennoch ging eine unbestimmte Bedrohung von ihm aus. Ayala war beileibe nicht ängstlich veranlagt, dennoch stellten sich die feinen Haare in ihrem Nacken auf. Sie war geneigt, seine Drohung ernst zu nehmen und sich tatsächlich ins Haus zurückzuziehen, auch wenn sie strenggenommen wohl nicht das Recht hatte, dort einzutreten. Doch Gegner aus Fleisch und Blut konnte man mit klingendem Stahl bekämpfen, bei übersinnlichen Erscheinungen hingegen sah das Ganze anders aus. Zarasshin jedoch schien dies anders zu sehen, ja, sie forderte den Geist gar heraus! Was danngeschah, könnte Ayala nicht erkennen, nur, dass sich das Gesicht der Yassalar vor Angst verzerrte, und als es vorrüber war, glänzte eine Strähne ihres Haares nicht mehr silbern, sondern war stumpf und grau.


    Ayala sog fauchend die Luft ein, doch enthielt sich jeglicher Kommentare oder Fragen. Sie wusste nicht, was genau die Yassalar getan hatte, doch wusste sie, dass es nichts war, in das sie sich einzumischen wünschte. Besonders, nachdem sie gehört hatte, was Dalandir über den Geist zu sagen hatte. Stattdessen fragte sie nur: "Und seine Warnung? Ist die ernst zu nehmen - sollten wir seinen Rat befolgen?"

    Im allerersten Moment hatte Ayala gedacht, sie hätte ihren Gegner besiegt, als er so plötzlich verschwand, und dass ihre Taktik aufgegangen sei. Doch dann stellte sie recht schnell fest, dass auch Zarasshins Gegner weg war und ganz einfach die Anlage ausgefallen zu sein schien. Denn auch das Leuchten und das Summen hörte auf, nur um einen Moment später wieder einzusetzen, die Gegner erschienen aber nicht wieder. Ayala steckte ihren Säbel dennoch nicht weg, denn es konnte ja durchaus sein, dass dies irgendwie zur Übung gehörte. Fragend sah sie Aracvanor an, doch dessen erstaunter Gesichtsausdruck und seine Worte zeigte ihr, dass auch er nicht wusste, was hier vorging. Er schien jedoch nicht sonderlich beunruhigt, also sah auch sie keinen Anlass, sich groß Sorgen zu machen.


    Allerdings hatte sie nun Zeit, den Neuankömmling auf seinem Pferd genauer in Augenschein zu nehmen. Pferd? Ayala zog eine Augenbraue in die Höhe. Angeber, dachte sie bei sich, sprach das aber nicht laut aus. Sein Benehmen war jedenfalls nicht ganz so mutig wie die Pose. Arvanors Zurechtweisung jedenfalls kam ihr ziemlich bekannt vor. Tangalur hatte oft genug ähnliches von sich gegeben. Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie dem Fechtlehrer zunickte. "Gut, dann bin ich gespannt, Meister Dalandirs Künste kennenzulernen..."

    Ayala, die ausgefallene Kleider liebte - die es überhaupt liebte, aufzufallen - bekam glänzende Augen. "Ich wünschte, ich könnte auch mit Nadel und Faden umgehen.", antwortete sie. "Aber dann... muss ich zugeben, dass ich wieder nicht die Geduld dafür aufbringe. Ich wäre allerdings sehr neugierig, Eure Kreationen einmal anzusehen. Und keine Angst vor Fischwesen...", sie lachte, "Ich würde Euch natürlich jederzeit beschützen vor solchen Gefahren."


    Dann jedoch wurde sie wieder ernst und sah Artain nachdenklich an. "Wenn Ihr Schneider seid, versteht Ihr vermutlich auch Einiges von Modefragen und so weiter, nicht? Vielleicht könnt IHr mir in einer Sache beratend zur Seite stehen.... die mit meinem Auftrag für Lord Eisenklinge zusammenhängt."

    "Keine Ahnung." Ayala starrte wütend die Straße entlang, doch die merkwürdigen Fischwesen waren und blieben verschwunden. Mit einem Ruck, der ein scharfes Geräusch verursachte, stieß sie ihren Säbel zurück in die Scheide. "Sowas hab ich auch noch nie gesehen. Ich hoffe mal sehr, sie haben den Passanten nicht erwischt... widerliche kleine Biester, das." Sie wandte sich um, sah Artain an und bemerkte erst jetzt, wie erstaunt er sie anblickte. Nicht minder erstaunt blickte sie zurück. Was war denn los? Als es ihr wie ein Licht aufging, musste sie lachen, doch ihre Augen wurden eine Spur härter. Hoffentlich gehörte Artain nicht zu den Männern, die nichts davon hielten, Frauen Waffen in die Hände zu geben. "Ja, ich bin eine Kampftänzerin.", sagte sie ruhig. "Ich bin als Kämpferin ausgebildet, das ist mein Beruf..." Ihr Lächeln wurde ein wenig gequält. "Nicht dass er mir viel einbringen würde in einer Stadt wie dieser hier. Ich hoffe, Ihr nehmt nun keinen Anstoß daran."

    Ayala blockte den Säbel, der auf ihre Brust gezielt hatte, und drehte sich dann aus seiner Stoßrichtung hinaus - zumindest schien es, als wolle ihr Gegner zum Stoß ansetzen, aber es konnte ebensogut eine Finte sein. Ihre Drehbewegung würde sie jedoch vollkommen aus seiner Reichweite tragen und stattdessen in seinem Rücken enden. Und noch immer hatte die Katzenfrau keine Probleme damit, jemanden von hinten anzugreifen. Wenn ihre Abwehrbewegung gelänge, würde sie genau das tun. Zarasshin konnte sie im Moment eher nicht helfen, die Yassalar würde allein zurecht kommen müssen.

    Ayala lächelte zufrieden, als Artain das Haus offensichtloich ebenso sehr gefiel wie ihr selbst. Sie wollte gerade eine dementsprechende Bemerkung machen, als infernalischer Lärm von draußen hereindrang. Die Cath'Shyrr stürzte zum Fenster und sah hinaus. Was sich dort unten abspielte, ließ sie erst ungläubig die Augen aufreißen und dann heftig fluchen. "Belars Zähne! Was sind denn das für Kreaturen?" Doch dannhielt sie sich nicht länger mit Fluchen auf, sondern zog ihren Säbel und sprang die Treppe wieder hinunter. Dort unten brauchte offensichtlich jemand Hilfe. Sie schoss zur Haustür hinaus, doch in diesem Moment waren der Passant und diese Fischmännchen schon verschwunden. Ayala sah die Straße hinauf und hinunter und lief ein paar Schritte auf die nä#chste Seitengasse zu, in der Hoffnung, irgendwo noch eine Spur dieser merkwürdigen Wesen zu entdecken.