Beiträge von Ta'shara

    Weg. Von jetzt auf gleich, weg. Gerade noch hatte sie ihnn da stehn sehen und einen Wimperschlag weiter war er verschwunden. Ta'shara zog die Brauen zusammen und durchforstete mit ihren Blicken nachdenklich den Raum, doch außer dem, was sie schon zuvor entdeckt hatte, konnte sie nichts erkennen.


    "Brennan?"
    'Brennan...Brennan ..Brennan...Brennan... Brennan...'
    Verwundert über das Echo drehte sie sich im Kreis. So groß war doch dieser Lagerraum gerade gar nicht gewesen. Und nun erschien er ihr tatsächlich um einiges größer. Die Statuen weiter weg... die altersschwachen Lichtmuscheln höher an der Decke. Und was war das da hinten? Das da an der Wand? Das hing eben noch nicht da. Falsch Ta'shara. Du hast es nur nicht bemerkt, was nicht weiter verwunderlich ist, bei diesem diffusen Licht. Bei näherer Betrachtung sah es aus, wie eine, mit einem Vorhang verdeckte Tür. Das war natürlich die Erklärung... Brennan war da hindurch gegangen, als sie einen Moment abgelenkt gewesen war. abgelenkt wodurch?, fragte eine hartnäckige kleine Stimme. Ta'shara überhörte sie. Während sie sich dem Vorhang näherte, rief sie ein weiteres Mal nach Brennan, etwas lauter diesmal, damit er sie auch hörte.
    "BRENNAN"


    Und tatsächlich erhielt sie Anwort.
    Im gleichen Moment, da ihre Hand den Vorhang zur Seite schob, hörte sie wie von weiter Ferne Brennans Stimme. Doch klang sie keineswegs nach einer Antwort. Eher so, als würde auch er sie suchen. Ta'shara schob den Vorhang endgültig zur Seite und erblickte ein Bild dahinter. Nur ein Bild.
    Sie wollte sich schon abwenden um woanders weiter zu suchen, als etwas an dem Bild ihre Aufmerksamkeit erregte. Auch wenn die Farben für ihren Geschmack maßlos übertrieben waren und furchtbar kitschig wirkten, erinnerte es sie doch frappierend an den Park mit den Bänken. rote Bänke?? Interessiert betrachtete Ta'shara das Gemälde noch eingehender. Sie kratzte mit dem Nagel ein wenig an der Farbe, aber es blieb dabei. Rot. Da war wohl eher ein Dilettant am Werke. Ta'shara entdeckte nun auch auch einen Farbklecks, der völlig deplatziert wirkte. Wieder ging sie ein bisschen näher und strich darüber. Warum sie das tat, konnte sie nicht einmal genau sagen. Dieses Gemälde war eine einzige Beleidigung fürs Auge und doch hielt es sie wider aller Vernunft in der Betrachtung. Dieser Fleck...


    ... Ta'shara schloss die Augen. Ihr war, als hätte sie diesen Fleck schon einmal 'gesehen'... sie versuchte sich zu konzentrieren... tief in sich drin gab es diese Stelle, diese dunkle Stelle, die doch licht sein sollte... ja.... es war diese Stelle, die Brennan berührt hatte. Nachdenklich öffnete die junge Valisar wieder die Augen und ihr Finger strich fasziniert über diesen einen Fleck, bis er unter der Kühle ihrer Haut Gestalt annahm.
    Eine kleine unscheinbare Gestalt, mehr eine Kontur, als das Abbild eines Menschen und doch spürte Ta'shara auf ganz merkwürdige Weise, dass sie diesen Farbkleks kannte.


    Abrupt drehte sie sich weg von dem Gemälde und sah sich in der Höhle um. Sie brauchte ein Laken, ein Tuch, irgendwas, um das Bild darin einzuwickeln. Sie würde es mitnehmen. Das musste sie Brennan unbedingt zeigen.

    "Faszinierend... wie eindrucksvoll... imposant...", murmelte Ta'shara immer wieder, während ihr Auge nach und nach all die Pracht erfasste, die sich ihr im Tempelinneren bot. Allem voran das mannigfaltige Funkeln der Diamanten, die jeder für sich so geschickt geschliffen und im Mauerwerk eingebracht waren, dass sie sich niemals gegenseitig ihrer Perfektion beraubten.
    Dieser Tempel schmeichelte Ta'sharas Sinn für Schlichtheit, Schönheit und Vollkommenheit, wie kein anderer Ort, den sie bislang betreten hatte. Alles fügte sich harmonisch zueinander und lenkte den Blick letztlich unauffällig von ganz alleine zur Göttinnenstatue. Doch gleich dem Maße, wie Brennan ihr liebevolle Beachtung schenkte, ließ Ta'shara ihr Anerkennung lediglich in Form eines Lobes für die hervorragende Arbeit des Künstlers zukommen. Denn nichts anderes war diese marmorne Abbildung für sie: ein gelungenes Kunstwerk.


    "Ein prächtiges Gebäude", meinte sie leise lächelnd zu Brennan, als dieser sich wieder zu ihnen gesellt hatte. "Da haben Baumeister und Steinmetze eine hervorragende Arbeit geleistet." Gefallen schwang in ihrer Stimme und sie konnte Brennan verstehen, der sich wohl fühlte in einem Tempel, einem Raum generell, der die ruhige, besonnene Macht der Dunkelheit widerspiegelte. Ta'shara meinte die Energie zu spüren, die durch die Mauern floss...

    Gleichzeitig mit Brennan setzte auch Ta'shara einen Fuß vor den anderen. Den Teil der Beschriftung, von dem sie annahm, dass sie jeden Moment herunterfallen würde, zunächst nicht aus den Augen lassend, folgte ihr Blick kurz darauf Brennans. Nur einen winzigen Moment lang überlegte sie, ob sie ein Seil würde gebrauchen können, als sie sich auch schon danach bückte. Alles hier erschien ihr heruntergekommen und baufällig. Hinter dem Herzeingang war nichts als Dunkelheit zu erkennen. Ta'shara rechnete mit allem und nichts darin, und ein Seil war ein Seil. Sie steckte es ein und trat an Brennans Hand unmittelbar hinter ihm durch den Eingang.
    Augenblicklich war es dunkel. So vollkommen, dass man glauben konnte, außer dieser Dunkelheit würde nichts mehr existieren. Ta'shara fühlte sich an den Tempel der Shirashai erinnert. Doch im Gegensatz zu dort nahm sie außer Brennan und sich selbst keine weitere Präsenz wahr. Nichts. Selbst die Göttin der Dunkelheit schien den Weg hierher noch nicht gefunden zu haben. Einerseits ein wenig seltsam, da dies doch ihr Refugium war. Andererseits, überlegte sie, war dies ein Ort der Liebe. Der wahren Liebe, wenn man der Beschreibung draußen Glauben schenkte. Etwas, von dem Shirashai, Ta'sharas Meinung nach, noch viel weniger Ahnung hatte, als sie selbst.


    Noch in ihren Überlegungen bemerkte die junge Valisar einen Hauch, der sie streifte. Leicht, wie dünnes Gewebe. Spinnenweben, dachte sie. Es hätte wohl an ein Wunder gegrenzt, hätten diese Tiere nicht längst die Höhle in Besitz genommen. Automatisch hob sie ihre Hand zum Gesicht, um das Spinnennetz zu entfernen. Doch da war nichts. Nur ein Schatten, der in eben jenem Moment lautlos zur Seite glitt. Ta'shara kniff die Augen zusammen, doch der Moment war schon vorbei. So trat sie nun neben Brennan und blickte wieder nach vorne. Wo ein Schatten, da auch Licht.
    Die junge Valisar war nicht erstaunt, dass das Innere der Höhle bis auf eine Bank und einige, mit alten staubigen Laken abgedeckten Möbeln und Einrichtungsgegenständen, leer war. Unter zweien der Tücher ließ sich die Form von lebensgroßen Statuen erahnen. Scheinbar hatte der Raum hier zuletzt dem Jahrmarkt als Abstellkammer gedient.
    Abwartend blickte sie zu Brennan. "Gar so viel offenbar nicht...", gab sie ihm auf seine gemurmelte Frage hin zur Antwort.

    hmhm... ich denke, Verleugnung würde noch am ehesten zum Char der Valisar passen
    Emotionale Isolierung geht ja zu dem Zeitpunkt nicht, da sie über Emotionen nicht verfügt, bzw sich derer nicht bewusst ist.
    Regression ist eine interessante Überlegung... der Rückzug auf eine frühere Entwicklungsstufe schließt dann ja auch - oder in dem Fall gerade - die Zeit mit ein, in der eine Valisar noch sämtlicher Emotionen mächtig war. Das könnte Narion einen Strich durch die Rechnung machen. *grübel*
    Verdrängung kann ich mir nicht so recht vorstellen.


    Bei Ta'shara ist das aber alles nur mit Einschränkung zu betrachten. Zum einen wurde sie als Valisar geboren, also nicht direkt verflucht. Und zum anderen ist sie zur Hälfte eine Ashaironi.

    Brennans Hand in der ihren weckte eine Art Vertrautheit. Ihr gefiel die Wärme, die von ihr ausging, auch wenn sie nicht sagen könnte, dass ihr kalt war. Wieder wanderte ihr Blick zu dem maroden Eingang und der schiefen Beschriftung. Eigener Charme. Aha.
    Nun denn. Seis drum. Sie waren hier, das 'h' schien zu halten, was es nicht versprach und in Brennans Augen standen mit einem Mal Freude und der scheinbar unumstößliche Wunsch, ihr zu zeigen, was es bedeutete Spaß zu haben.


    'Spaß haben' gehörte zwar definitiv nicht zu den vorrangigen Zielen in Ta'sharas Leben. Wohl aber strebte sie nach den wahren, tiefen Gefühlen, die ihresgleichen einst besessen, und die zu empfinden Narions Fluch sie unfähig gemacht hatte. Zum ersten Mal, seit sie den alten Jahrmarkt betreten hatten, zeigte sich ein zaghaftes Lächeln in Ta'sharas Gesicht. Hindirigiert zwar, zeugte es aber dennoch von ihrer Bereitschaft, Brennan zu folgen. Vielleicht würde die Höhle ja halten, was sie versprach: zu offenbaren, was die wahre Liebe ist. Dies zu wissen konnte für eine Valisar letztlich nur von Vorteil sein.

    das ist eine gute Frage. ich hab keine Ahnung, wie das mit Ta'shara wird und wie sie letztlich reagiert.


    Zunächst mal wird ein solcher jemand wohl auf jeden Fall versuchen, reele Erklärungen zu finden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man irgendwann entweder an seinem Verstand zu zweifeln beginnt oder aber, da man auch keine Furcht empfindet, vielleicht alle unheimlichen Ereignisse ignoriert oder deren Realisierung blockiert. So als natürliche Schutzmaßnahme vor dem Überschnappen.


    Das Gehirn kann doch glaub ich solche Blockaden erzeugen, oder?

    Das war nun wirklich der Gipfel!!!
    Allein die Tatsache, dass sie auf Brennan gehört hat und es diesem Jahrmarkt gestattete, sich den ein oder anderen Gedanken von ihr zu erzwingen, war schon bedenklich. Der Umstand, dass sie nun mit Brennan diesen Jahrmarkt besuchte, war besorgniserregend. Aber nicht genug damit.
    Nein!
    Sie, Ta'shara, stand nun auch noch tatsächlich vor dem möchtegernroten Herzeingang dieser Höhle der Liebe!! Kitschiger ging es nun wirklich nicht mehr. Missbilligend glitt ihr Blick über die bröckelnde Fassade hin zu Brennan. Mit hochgezogenen Brauen sah sie den Mann an. Was denkt der sich nur dabei, sie ausgerechnet hierher zu führen? Es gab ansehnlichere Plätze an diesem, für ihr Empfinden völlig überflüssigen Ort! Er wusste doch schließlich, mit wem er es zu tun hatte. Wusste um ihren ausgeprägten Sinn für Schönheit und Eleganz und ihr Unverständnis für solch romantischen - wieder ging ihr Blick hin zu dem Höhleneingang - ... zerstörten, romantischen Zierrat! Ta'shara rümpfte die Nase und sah wieder zu Brennan.


    "Auf der Suche nach Liebe muss man offenbar überall mit Bedacht vorgehen!", merkte sie, mit Blick auf das hängende 'h' , an. Ihre Befürchtung, dass eben jener Buchstabe schon gleich ihr Haupt zierte, war unüberhörbar.

    Ta'shara war beeindruckt. Der Palast strahlte eine Präsenz aus, die im wahrsten Sinne alles andere in den Schatten stellte. Die Dunkelheit war nahezu greifbar; zugleich unantastbar und perfekt. Ein Zustand, dem die Valisar die höchste Achtung entgegenbrachte.


    So schwieg auch sie und beantwortete Brennans Frage mit einem entschlossenen Nicken und einem tiefen, ja zustimmenden Blick in seine Augen. Die Glut darin hatte sie schon einmal gesehen; die erste Nacht, die sie bei ihm verbracht und da er ihr Shirashais Schrein gezeigt hatte. Nicht ganz so intensiv, aber doch seiner tiefen Liebe und Eifer für die Göttin Zeugnis genug.
    Ta'shara seufzte leise. Für einen winzigen Moment schienen ihr die Nacht und Shirashai zur Bürde zu werden. Sie war eine Suchende. Getrieben von dem verzehrenden Verlangen nach Liebe. Doch jener, den sie auserkoren ihr Verlangen zu stillen, war ausschließlich erfüllt von der Liebe zu seiner Göttin! Was erwartete sie hier?


    Die junge Valisar sammelte sich und auch der letzte Rest Nachdenklichkeit verging und machte erneut der kühlen Überlegenheit Platz, die Ta'sharas Leben in der Waage hielt: Wissen, Informationen. Das war es, was sie vom Besuch des Tempels erwartete. Sie war interssiert zu erfahren, wer Shirashai war. Nicht vom Hörensagen, sondern durch die eigene Begegnung mit jener Göttin, die letztlich auch Teil ihrer Selbst war, da durch Ta'sharas Vater zur Hälfte das Blut der in ihr Ashaironi floss. Diese andere Hälfte gehörte zum Volk der Shirashai. Zudem war sie eine Frau.
    Schlug auch das Herz einer Ashaironi in ihr?

    'Schweinekeule', übernahm Ta'shara Brennans Gedanken.
    "Wild oder Hausschwein?" Eine wichtige Frage, denn der Geschmack der beiden Tiere war gänzlich unterschiedlich. Sie persönlich mochte das Hausschwein nicht sonderlich. Sie aß es, wenn nichts anderes zur Wahl stand, weil es ebenso satt machte, aber sie aß es ohne einen besonderen Genuss dabei zu empfinden. Sie aß auch sonst ausschließlich, weil ihr Körper nach Nahrung verlangte, aber sie wusste durchaus, was ihrem Gaumen 'Freude' bereitete und was nicht.


    Die gedankliche Beschäftigung mit dem Essen erinnerte Ta'shara daran, dass sie heute Abend noch nichts zu sich genommen hatte. Eigentlich wollte sie nach ihrem Treffen mit Yass'lân nach Hause, doch dazu war es nun nicht gekommen. Ein Umstand, der mit einem Mal Unmut in ihr hervorrief, denn sie mochte das Gefühl eines knurrenden Magens nicht sonderlich.
    Da kam es ihr sehr entgegen, dass der Tempel nun schon in Sichtweite war. Das etwas abseits gelegene Gebäude des Palastkomplexes jedenfalls schien ihr das passende Bild zu bieten. Kühle ausstrahlend und wie in einen Mantel aus Dunkelheit gehüllt, schien der Tempel neugierig machen und zugleich die zartbesaiteten Gemüter abschrecken zu wollen. Ähnlich wie der kleine Altarraum in Brennans Wohnung. Ob der Tempel seine Gäste und potentielle Jünger auch bewirtet? Die Frage lag ihr auf der Zunge.


    Ta'shara blickte zu Brennan... und verwarf den Gedanken. Ein Glitzern lenkte sie ab. Unmerklich verlangsamte die Valisar ihren Schritt. Doch weder Unbehagen noch Ehrfurcht veranlassten sie dazu, sondern lediglich ihre jahrelange Schule und ihr Instinkt, die sie geboten, eine fremde Umgebung zunächst einmal einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Und dieser Palastkomplex war Neuland. Sowohl in dem Sinne, als dass sie diesem Viertel bisher keine lokale Bedeutung beigemessen hatte, noch war es bislang für sie von beruflichem oder gar ideellem Interesse gewesen. Zugegeben, der Turm der Eleria Anuriel hatte durchaus seinen Reiz mit all den Saphiren, deren Glitzern ihre Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatte. Aber er hatte auch ganz klar den Nachteil der Transparenz. Und solange sie keinen Weg fand, sich mit einem Unsichtbarkeitszauber zu belegen, versuchte sie gar nicht erst, an die Turmspitze zu gelangen.

    "Ich glaube nicht an Märchen", entgegnete Ta'shara unverbindlich lächelnd. Der Rest von Brennans Erklärung interessierte sie wenig. Zwar dienten Gerüchte ihr durchaus als Informationsquelle, doch unterzog sie diese stets einer genauen Betrachtung und prüfte diese auf ihren Gehalt. Ob ihr Bäcker nun Anhänger der Shirashai war oder nicht, ob er dazu stand oder nicht und ob er des Nachts entblößt in irgendeinem Tempel tanzte, war zur Zeit nicht von primärem Interesse für sie. Interessant war der Mann bisher lediglich in Bezug auf eine Sache gewesen. Zu Ta'sharas Bedauern jedoch hatte er sich nicht als genug Mann erwiesen, um ihre brennendste Sehnsucht zu erfüllen.
    Kurz schnaubte sie, fegte den Gedanken jedoch beiseite. Vergangenheit. Selbst für eine Valisar war diese, ebenso wie die Zukunft, war sie oft schon gegenwärtig, ehe man überhaupt damit rechnete.


    Nachdenklich ging Ta'shara neben Brennan her, betrachtete ihn von der Seite. War er ihre Zukunft oder war er schon Teil ihrer Vergangenheit? Was war geschehen, seit er am frühen Abend die Wohnung verlassen hatte? Was war mit dem Orakel?... Ta'shara schüttelte leicht den Kopf, es fehlte ihr an Konzentration. Irgendwas war falsch... und je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr kam sie zu dem Schluss, dass es nicht der bevorstehende Besuch des Shirashai-Tempels war, sondern diese Frau.
    Mit den Jahren hatte Ta'shara ein feines Gespür entwickelt für das Verhalten anderer. Schon allein, um sich selbst darauf einstellen zu können und mit ihrer Gegenwart und ihren Reaktionen nicht mehr Verunsicherung hervorzurufen, als es ohnehin schon oft der Fall war. Unauffällig sah sie nun zu Amelie, beobachtete ihre Mimik, ihre Blicke, nahm die vorherigen Beobachtungen hinzu, die Reaktion auf Ta'sharas Erscheinen, Amelies Suche nach Brennans Nähe und ihr Wunsch nach seiner Berührung...


    Um Ta'sharas Lippen spielte ein kühles Lächeln. Sie hätte nicht einmal Valisar sein müssen, um in diesem Fall eins und eins zusammen zu zählen: Amelie war interessiert an dem Vogelhändler.
    Sei es drum. Das zeugte von äußerst gutem Geschmack. Etwas kompliziert nur, da auch ihr eigenes Interesse an dem Mann von eigentümlicher Intensität war, die sich nur durch diesen einen Moment erklären ließ, da Brennan einen winzigen Teil ihres anderen Ichs geblickt hatte.
    Ta'sharas Lächeln wurde freundlicher. Es würde eine interessante Erfahrung werden, herauszufinden, wie weit sie würde gehen können, gebunden durch den Kodex, um ihre Interessen zu wahren. Und lehrreich auch sicher die Erfahrung, ob Brennan wirklich der Mann war, den sie in ihm vermutete; ob er wirklich die Stärke besaß, ebenbürtig an der Seite einer Valisar zu stehen und zu bestehen, oder ob er am Ende doch fiele, wie all die anderen vor ihm.


    Die junge Valisar nahm ihren Blick von Brennans Antlitz. Auch diesen Gedanken schob sie vorerst einmal beiseite und wandte sich stattdessen an Amelie.
    "Lilliande und Yanariel. Einst hat meine Mutter ihnen gedient, bevor Narions Fluch sie traf... ich kenne sie nicht. Nicht deren Liebe und nicht deren Tempel." Sie sah zu Brennan. Er wusste um ihre Gleichgültigkeit, was Götter und Göttinnen betraf. Er wusste, dass sie für derlei Firlefanz keinen Sinn hatte. Und im Sinne dieses Gedankens fuhr sie fort.
    "Romantik... überladender Kitsch, der von der eigenen Unzulänglichkeit ablenken soll. Nichts als eine schöne Kulisse." Diese Definition hatte sie von ihrer Mutter. Doch ihre Erfahrungen haben sie gelehrt, dass ihre Mutter in dieser Hinsicht mehr als Recht hatte.

    Auch wenn mich die allermeisten Dinge recht kalt lassen, das hier schmeichelt meinen Augen.
    Sehr gelungen! :)


    Brennan wird es sicher lieben.
    Das ganze Sternenmeer unter dem Banner der Shirashai...


    ENDLICH !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :yeah:

    Ein seltsamer Duft ging mit einem Mal von der Nymphe aus. Ta'shara konnte ihn nicht zuordnen, in ihr jedoch löste er eine Empfindung aus, die sie entfernt an das erinnerte, was sie in Gegenwart der erlösten Valisar gespürt hatte. Eifersucht?! Sehnsucht? Irritiert blickte die junge Halbvalisar zu Brennan und schüttelte dann den Kopf. Nein. Das musste wohl etwas anderes sein. Und vor allem nicht aus ihr heraus herrühren. Dennoch blieb ein Rest Vorsicht, der sich noch einmal verstärkte, als die Nymphe sie so derart eindringlich betrachtete. Wie unhöflich! kam es Ta'shara in den Sinn, doch ignorierte sie Amelies Blick. Andere Wesen ließen sich oftmals Schlimmeres einfallen. Dennoch mahnte Amelies Haltung sie zur Vorsicht.


    Und auch Brennan gegenüber wahrte Ta'shara nun Abstand, indem sie sich augenblicklich seiner Berührung entzog. Irgendetwas war anders. Vielleicht lag es an der fremden Frau, vielleicht an dem Vorhaben zum Tempel zu gehen, vielleicht war der Grund auch bei ihr zu suchen. Was auch immer... solange Ta'shara nicht dahinter kam, distanzierte sie sich. Ihre Aufmerksamkeit galt dennoch weiterhin Brennans Erklärungen.
    "Freizügig? Willst du damit andeuten, dass man im Tempel der Göttin auch auf 'diese' Art Ehre erweist?"
    Ihre kühler Blick versenkte sich in Brennans dunklen Augen. Ihm musste bewusst sein, dass, sollte einer der Anwesenden sie auf diese Weise 'begehren', sie dies nicht würde ablehnen können. Sie hatte es ihm erklärt. Sie war eine Valisar und letztlich in ihrem ganzen Dasein einzig bestrebt, in Liebe ihre Erlösung zu finden und den Fluch Narions zu brechen. Mit ihm hatte sie das Lager nur noch nicht geteilt, weil er sie nicht begehrte.

    Ta'shara lachte. Ein leises, perlendes Lachen und nur wer sie kannte, hörte, wie sie dabei schluckte; wie die Perlen kalt zu Boden fielen und nicht etwa wie bunte Blubber in der Luft tanzten und das Aug erfreuten.
    "Warum nicht? Dies ist ein unaufdringlicher, ruhiger Ort. Und ich bevorzuge solche Orte, um meine Gedanken zu ordnen. Kurz, ich komme öfter hier her", erwiderte sie ruhig.
    Ihr Blick ging wieder zu der Frau, als Brennan diese vorstellte. "Amelie. Erfreut, Euch kennen zu lernen." Ta'shara erwiderte lächelnd den Händedruck, während sie dem Mann kurz an sah.
    "Ihr hofft also Shirashai begegnen zu können?" Sicil vor Augen und dessen Blutstein in einer ihrer geheimen Gewandtaschen wissend, ruhte Ta'sharas Blick nun auf der Nymphe. "Gewiss eine interessante Erfahrung, die Euch da erwarten mag", meinte sie dann und sah wieder zu Brennan. Das Leuchten in seinen Augen war ihr nicht entgangen. "Eine Erfahrung, die wir gerne teilen können, wenn Ihr nichts dagegen habt. Auch ich wollte unlängst in den Tempel..."


    Ihre Gründe offenbarte sie nicht. Brennan wusste, dass sie keinen Wunsch hatte, mit dem sie an die Göttin herantreten wollte. Das sollte genügen. Ta'shara wollte ihr Wissen erweitern. Sie wollte lernen, analysieren und ihre Schlüsse ziehen. Niedere Wünsche, wie manche Menschen sie an die Götter richteten, waren ihr fremd.
    "Brennan, was meinst du? Es ist Nacht, hier draußen wird es kühl... eine sich bietende Gelegenheit sollte man ergreifen."

    Sie war noch dabei, die genaue Stunde zu errechnen, zu der sie Yass'lân erneut begegnen würde, als sie den See schon gut an die Hälfte umrundet hatte. Das Gehen hatte sie wieder erwärmt und das Nachdenken sie von der Kühle abgelenkt. Und dann hatte sie es. Fünfvorhalbelf. Ta'shara blickte zufrieden auf und entdeckte nur wenige Meter entfernt auf einer der Parkbänke Brennan .
    Brennan? Die junge Valisar kniff die Augen zusammen. Doch ja. Brennan Targo im Beisein einer Dame, um die er den Arm gelegt hatte. Augenblicklich erkannte Ta'shara die Situation: offenbar hatte der Vogelhändler noch etwas vor an diesem Abend und Ta'shara würde ihm gewiss nicht im Wege stehen. Dennoch sah sie keinen Grund, kehrt zu machen oder gar so zu tun, als hätte sie ihn nicht bemerkt. Erfreut lächelnd also ging sie auf die beiden zu.


    "Guten Abend, Brennan. Wie schön, dich hier zu treffen." Sie beugte sich zu ihm, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, ganz so, wie man es unter Verwandten oder sehr guten Freunden zu tun pflegte und wandte sich alsdann freundlich der Dame zu. Eine sehr hübsche Nymphe. Ta'shara hatte ein Auge für Schönheit und wusste diese durchaus zu honorieren.
    "Auch Euch einen Guten Abend."
    Kurz blickte sie zu Brennan. "Ich bin Ta'shara Yerir. Brennan ist so freundlich und gewährt mir zur Zeit seine Gastfreundschaft."

    Zufrieden atmete Ta'shara die laue Abendluft. Sie hatte sich schnell an das Leben in Brennans Haus gewöhnt, an die ständige Gegenwart der Vögel, die damit verbundene Arbeit und auch an den Nachtelfen Sicil. Dennoch verlor sie ihr eigenes Schaffen nicht aus den Augen. Klar und berechnend folgte sie ihrer Berufung, übte sich in den Praktiken der Diebeskunst und hatte erst drei Nächte zuvor einen reichen Kaufmann um ein paar prächtige Dekorationen gebracht. Eigentlich mehr ein 'Versehen', das ihr gar nicht hätte unterlaufen dürfen, denn bedürftig in dem Sinne war sie nicht. Sie wollte nur in Übung bleiben und hatte deshalb den Bruch verübt. Auf leisen Sohlen war sie durch das schlafende Haus geschlichen, hatte vom Keller bis zum Dachboden etliche Räume durchstreift und war schon wieder auf dem Weg nach draußen, als ihr Blick in der oberen Diele auf zwei kostbare, reichlich verzierte Muschelschalen fiel. Sie erinnerte sich einer Anfrage... länger schon zurückliegend, aber noch immer präsent. Diese beiden Schalen entsprachen genau jener Beschreibung. Blitzschnell kalkulierte sie das Risiko, diese unbehelligt aus dem Haus zu schaffen, einzulagern und an den Mann bringen zu können. In diesem Fall, eher an den Fisch. Denn sie vermied es tunlichst, auf dieser kleinen Insel kurz nach einem Diebstahl solch einzigartige Ware öffentlich zu verhökern. Und als 'öffentlich' bezeichnete sie in ihren Überlegungen auch die Diebesgilde, der sie bislang erfolgreich aus dem Weg gehen konnte.


    So hatte der kürzlich praktizierte Diebeszug Ta'shara nun an den Mondenteich im Park geführt. Neben dem Hafen ein Ort, an dem Meereswesen nach Nir'alenar gelangen konnten. Der Hafen war eine der anderen Möglichkeiten, doch ihr eigener Kontakt mied den Hafen als Umschlagsort. Er hatte seine Gründe, sie wusste darum und akzeptierte dies, auch wenn der Park eine denkbar schlechtere Wahl war für Geschäfte in der Art, wie Ta'shara sie hin und wieder betrieb. Denn die Parkwachen, die hier regelmäßig nach dem Rechten schauten, machten ihre Tauschgeschäfte nicht eben einfacher. Andererseits vermutete hier auch kaum jemand ihren Umschlagplatz in der Nähe und sie war stets auf alle Risiken bedacht, vermied jede Regelmäßigkeit und passte ebenso in das Bild des nächtlichen Parks, wie das Pärchen, das auf der gegenüberliegenden Seeseite auf einer Bank saß.


    Ta'sharas Blicke wanderten über die leise sich kräuselnde Wasserfläche. Yass'lân würde sich nicht zeigen. Nicht, ehe sie wieder gegangen war. Aber im Schutze der Dunkelheit würde er bis knapp unter die Wasseroberfläche heranschwimmen, die in wasserfester Tinte auf Leder geschriebene Nachricht nehmen, die sie zwischen den Zehen stecken hatte und zwei... nein drei Tage später und eine bestimmte Anzahl von Stunden, die sie noch errechnen würde, an anderer Stelle des Sees wieder auftauchen und ihr die Ware abnehmen. Yass'lân und sie hatten eine Art losen Pakt; eine Verbindung, die einzig und allein auf Kalkül basierte, auf kalter Berechnung beiderseits und auch nur deshalb funktionieren konnte.
    Ta'shara kannte die Zeiten, in denen Yass'lân sich im See aufhielt oder im Dessibar, jenem Arm des Silberflusses, der den Mondenteich speiste; in Hörweite also, wenn man bedachte, dass die Valisar sich über ein ganz bestimmtes Klangmuster unter Wasser bemerkbar machte.
    Sie raffte ihre Röcke, setzte sich auf den Steg am Seeufer und ließ ihre nackten Beine im Wasser baumeln. Der Beginn ihrer Kontaktaufnahme. Fünf Minuten etwa vergingen, ehe sie direkt unter sich einen flinken Schatten ausmachen konnte, dunkler noch als das tiefe Wasser. Sie spürte eine ungewöhnlich sachte Berührung an ihrem Fuß, als der Yassalar die Nachricht entnahm und wieder davon schwamm.


    Noch ein paar Minuten blieb Ta'shara sitzen, blickte in das dunkle Wasser und erhob sich endlich. Ihr war kühl geworden und sie entschied, um den See herum zurück zu gehen.