Beiträge von Ta'shara

    „Welches Geheimnis meint Ihr, Brennan? Etwa jenes vom Wolf im Schafspelz?“
    Ta’shara lachte kühl auf. „Wenn dies Euer Geheimnis war, dann habt Ihr es nicht sonderlich gut zu hüten verstanden. Ich sagte Euch bereits, dass Eure Augen zu beredt sind...“ Ein kleiner ironischer Zug nistete in Ta’sharas Mundwinkeln als sie den Abstand zu Brennan wieder verkürzte und ihre Lippen nah an sein Ohr brachte. „Und was Shirashai betrifft: Weit weniger begeistert wäre sie wohl, wenn sie wüsste, wie unvorsichtig schnell sich der eine oder andere ihrer Anhänger einem Fremden offenbart!“ flüsterte Ta’shara zischelnd. Allerdings war dies mehr ein 'Schuss ins Blaue'. Denn auch wenn sich ihr ashaironisches Erbe so gut wie ausschließlich in ihrem Äußeren zeigte, wusste Ta’shara kaum mehr über das Volk ihres Vaters und der Göttin Shirashai, als das, was 'allgemeinhin als bekannt’ gelten dürfte. Sie hatte mit diesen Wesen so viel gemein, wie mit einem Fisch. Zumindest ihrer Überzeugung nach.


    Seltsame goldene Kugel?
    Im Geiste überdachte Ta'shara diese Wortwahl und kam zu der Feststellung, dass sie nicht passte.
    "Eine Kugel liegt entweder herum oder sie rollt. Und Sir Elliot tut weder das eine noch das andere. Ganz im Gegenteil ist er ein begnadeter Tänzer... Und was ihn so interessant für mich macht, wollt Ihr wissen?" Ta'shara lächelte geheimnisvoll. "Nun. Er HAT eine Tasche. Deren Inhalt ist nicht wichtig."
    Die Halbvalisar legte wieder eine angemessene Distanz zwischen sich und Brennan und betrachtete ihn erneut. Ein schöner Mensch war er und von ansprechender Gestalt. "Seid Ihr in Begleitung hier?"

    Das, von dem sie glaubte, dass es sich nach Brennens Frage in ihrem Gesicht zeigen musste, erstaunte Ta’shara selbst. Es war ihr nicht möglich, es zuzuordnen. Doch es schien ihr so intensiv und überzeugend, dass sie für den Bruchteil eines winzigen Augenblickes tatsächlich dachte, es wäre etwas anderes als eine der möglichen emotionalen Reaktionen aus ihrem Repertoire, die sie über viele Jahre immer wieder trainiert und einstudiert hatte und über deren Anwendung sie kaum noch nachdachte, so sehr zueigen hatte sie sich diese bereits gemacht.
    Befremden war es, das in den Augen des Halbwesens zu erkennen war. Befremden darüber, dass dieser Mensch sich über Dinge Gedanken machte, für die sie im Normalfall nicht einmal den Ansatz eines Gedankens verschwenden würde. Obwohl, genauer betrachtet war es auch nicht das, was Brennan sagte, sondern mehr noch, dass er sie damit ein wenig aus der Fassung brachte. Oder war es doch der Genuss des Weines? Wieder warf die junge Frau einen skeptischen Blick auf ihr Glas; und stellte es beiseite ehe sie sich gänzlich ihrem Gegenüber widmete.


    Ihre Augen hatten etwas lauerndes, als sie den Mann erneut musterte. Doch entspannte sie sich auch gleich wieder. Sie war sich sicher, dass er ihr wahres Ich unter dem Kostüm nicht ausmachen konnte. Also zielte seine Frage wohl auch nicht in eine bestimmte Richtung.
    „Wohl überlegt, Brennan Targo. Ein wahrer Kenner der Psyche! ... Aber auch der MEINEN?.... Ta’shara Yerir übrigens.“ entgegnete die Frau, zog ihre Hand zurück und machte eine kleine Pause ehe sie forfuhr. „Ich möchte Eurer Aufzählung noch eine weitere Überlegung hinzufügen: Wie wäre es mit der Möglichkeit, dass ich dieses Kostüm trage, weil es mir ...passt?“
    Sie lächelte ein amüsiertes Lächeln, von dem sie überzeugt war, dass es hier angebracht sei. Und sie tat dies ohne darüber nachdenken zu müssen. „Aber nur keine falsche Zurückhaltung. Fühlt Euch frei herauszufinden, welche der Theorien zutrifft oder ob es am Ende einer gänzlich Neuen bedarf.“ fügte Ta’shara schmunzelnd an und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer. Ja, sie war gerade sehr zufrieden mit sich. „Ooh... wo wir gerade dabei sind. Wie steht es mit Euch?“ fragte die junge Valisar herausfordernd und musterte aufmerksam den Mann, suchte mit ihren kühlen Augen seinen dunklen Blick und hielt ihn fest. Seine Augen faszinierten. Das Glitzern darin, als er sie eben angesprochen hatte, war vielversprechend. Und auch, wenn sie es nicht unbedingt als gefährlich für sie einschätzen würde, die Leidenschaft und auch der Hauch an Skrupellosigkeit, die ihnen innelagen, machten den Mann für sie um so interessanter. Und so war Brennan Targo der erste an diesem Abend, den sie für sich als geeignet erachtete und sie setzte ihn auf ihre imaginäre Liste.
    „Nun, Brennan? Mögt Ihr die lichte Gestalt Eriadnes oder seid Ihr eher ... Shirashai zugetan?" Übertrieben mag das Zischeln in ihrer Stimme in Brennans Ohren geklungen haben, als sie den Namen der Göttin aussprach, doch war dies tatsächlich gewollt. "Selbstverständlich liegen meiner Frage nur Eure eigenen Theorien zugrunde.“

    Zugleich forschend und abschätzend ruhte Ta’sharas Blick auf dem Mann. In den Hintergrund gedrängt hat sie ihre schmerzlichen Sehnsüchte, aber nicht gänzlich verdrängt. Und so bekundete ihr Blick nun durchaus ein größeres Interesse an dem Mann, der ihr vielleicht sogar behilflich sein konnte bei ihrem 'kleinen' Problem. falls er sich nicht als eben solch ein Waschlappen herausstellt, wie deine letzte 'Eroberung'! rief sich die Valisar in Erinnerung. Zumindest hatte dieser hier Mumm. Ansonsten hätte er sie kaum so unverholen auf ihre kleine Aktion eben angesprochen.


    Ihr war klar gewesen, dass sie eben auf der Tanzfläche ein Risiko eingegangen war, als sie Elliot in die Jackentasche gegriffen hatte. Aber da sie alles dort belassen hat, wo es hin gehörte, machte sie sich darüber nicht wirklich Gedanken. Interessant war allenfalls, dass jemand sie ‚ertappt’ hatte. Sie würde an ihrer Fingerfertigkeit feilen müssen.
    „Nuuun, dann werde ich mich wohl weiterhin in meinem Geschick üben müssen. Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, mein Herr.“ entgegnete Ta’shara kühl lächelnd und reichte Brennan zum Gruß ihre Hand und betrachtet ihn weiter. „Doch so gut ihr Eure Augen auch zum Beobachten zu gebrauchen wisst, so ‚gesprächig’ sind sie auch. Offensichtlich ist es weniger mein Kostüm, das Ihr faszinierend findet, als vielmehr den Inhalt. Und nebenbei bemerkt... für Euch von Interesse wäre eher die Frage, ob ICH Euch Eure Starrerei übel nehme.“ meinte die Valisar und lächelte süß. Na mal sehn, wie viel DU denn zu verlieren bereit bist...oder zu gewinnen...

    "Wirklich sehr freundlich, aber .. nein Danke. Ich habe keinen Hunger." entgegnete Ta'shara lächelnd. Sie ersparte sich die Bemerkung, dass es auch für Sir Elliot durchaus besser wäre, sich von den Törtchen und Pastetchen fern zu halten. Sie konnte nicht begreifen, was jemand an all dem süßen Kram appetitlich finden konnte. Aber da sie ohnehin nicht die Fähigkeit besaß, an irgendetwas Freude zu empfinden - und an solch banalen Dingen wie Essen schon gar nicht, konnte sie sich letztlich auch kein Urteil erlauben. Essen gehörte für sie zu den notwendigen Dingen im Leben, also tat sie es, wenn sie hungrig war. Aber nie würde sie allein beim Anblick appetitlich angerichteter Speisen auch tatsächlich Appetit bekommen. Sie sah nur, wohin all zuviel Genuss führte. "Später vielleicht." fügte sie dennoch der Höflichkeit halber an und blickte Sir Elliot nach, wie er die Treppe zur Galerie wieder hinunter ging. Kurz verweilte ihr Blick bei einem großen, in dunkle Stoffe gekleideten Mann. Der war ihr eben schon bekannt vorgekommen, als sie ihn beobachtet hatte, um herauszufinden, wie er wohl auf die Tanzeinladung des anderen Mannes, der dann doch eine Frau war, reagieren würde. Kurz überlegte sie, dann fiel ihr der Kostümladen ein.
    Einen Moment sah es aus, als würde er alleine sein, dann aber gesellte sich die Cath’Shyrr von eben wieder zu ihm...
    Ihr Blick wanderte über die Anwesenden. Sie entdeckte ihren Gastgeber in der Menge, verharrte kurz, und schaute sich weiter um. Er würde schon noch in den Genuss des zugesagten Tanzes kommen. Gerade wollte sie sich abwenden und zu dem Priester gehen, als ihr Blick von einem hellen Wesen wie magisch angezogen wurde. Eine Valisar, aus der heraus trotz des kühlen Äußeren ein Licht strahlte, das sie mit Glanz und Wärme umgab. Augenblicklich verspürte Ta’shara diese brennende, nagende Sehnsucht nach dem, was ihnen genommen worden war. Und noch etwas keimte plötzlich in ihr! Etwas, von dem sie bis zu diesem Augenblick nicht einmal wusste, dass sie es empfinden konnte. Eifersucht!
    Vielleicht lag es daran, dass ihr bisher noch niemals ein erlöster Valisar begegnet ist und sie die Geschichten für ausgemachte Spinnerei hielt. Wahrscheinlich sogar war das der Grund, weshalb sie noch nicht wirklich versucht hat, jemanden zu finden... Auf jedenfall traf sie die Erkenntnis, dass es tatsächlich Leute aus ihrem Volk gab, die zu ihren Wurzeln zurückgeführt worden waren, wie ein Schock. Und so waren die unheilvollen Blicke, die sie, Eispfeilen gleich von der Galerie hinunter zu der Valisar schoss, erfüllt von dem, gerade in all seiner Macht entfachten, eigenen, unstillbaren Verlangen nach Liebe und all den verlorenen Gefühlen, in dem sie sich letztlich ebenso sehr verzehrte, wie es die Menschen taten ... nur um ein Vielfaches stärker. Sie glaubte, aufschreien zu müssen und doch gab es nichts, dass eine Erleichterung gewesen wäre, außer....
    Ta’shara zwang sich, ihren Blick zu lösen und die Sehnsucht nieder zu kämpfen. Langsam wandte sie sich ab und hielt auf den Priester zu.

    „Doch doch! Der Wein schmeckt vorzüglich... ganz ausgezeichnet sogar.“ erwiderte sie eilig und nahm das Glas wieder an sich. „Ich dachte nur...“ Ja was?? Was dachte sie denn? Dass dem Getränk etwas beigemischt sein könnte, dass sie vergessen ließ, was sie war und stattdessen die andere Seite ihres Wesens zum Vorschein brachte? Ta'shara lachte hell auf. Sei nicht albern!! Das hier ist ein MASKENBALL!! Da verbirgt man sein wahres Ich und mimte etwas ganz anderes...
    Und endlich war sie bei einem Gedanken angekommen, der sie etwas.. zufriedener stimmte. Natürlich! Hier konnte sie ‚trainieren’ das zu sein, was sie nicht war: ein Wesen, erfüllt von Gefühlen. So wie diese erbarmungswürdigen Menschen, die ihr Herz oftmals offen zur Schau trugen und ebenso oft daran zu Grunde gingen! Etwas, das IHR nicht passieren konnte!
    Und warum schrie sie ihren Triumph in Gedanken nicht hinaus?? Warum wurde sie stattdessen sogar leiser??
    Die Halb-Valisar nahm sich zusammen und rief sich in Erinnerung, wer sie war. Und was sie war.
    "So, Ihr meint also dieser weißgekleidete Herr würde gerne meine Bekanntschaft machen? Hmm. Hättet Ihr denn etwas dagegen, wenn ich ihn bitte, uns ein wenig Gesellschaft zu leisten?"

    Irritiert setzte die Halb-Valisar das Glas ab und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Schwer lag der Geschmack des Rebensaftes darauf und Ta’Shara überlegte angestrengt, woran sie der Geschmack erinnerte. Aber es wollte ihr beim besten Willen nicht einfallen. Und da der Mann noch immer nicht anständig Luft bekam, klopfte sie ihm ohne weiter darüber nachzudenken auf den Rücken.
    "Geht es wieder?" fragte sie ihn und beinahe klang ihre Stimme besorgt. Kurz schüttelte sie den Kopf und drehte sich nun auch noch tatsächlich zu dem Mann in der weißen Robe eines Priesters um. Doch knapp nur fiel das Lächeln aus, das sie ihm schenkte, wobei sie sich selbst über ihr Verhalten wunderte und das Glas in ihrer Hand skeptisch betrachtete.


    „Hmmm.. Händler für Nahrungsmittel also.“ Gerade wollte sie ihn fragen, ob er all seine Nahrungsmittel vorab selbst kostete, bevor er sie in den Verkauf gab, aber irgendwie ... war sie abgelenkt. „Fleisch der Piraten von Windburg? Was ist das? Und Wein... sagt..“ Und mit eben jenem Wort reichte sie Sir Elliot ihr Glas und fuhr dann fort: „.. würdet Ihr wohl so freundlich sein und einmal von diesem hier kosten?“
    Und während sie nun den Mann betrachtete, wurde sie das seltsame Gefühl nicht los, nicht sie selbst zu sein.

    Eine ganze Weile nun schon stand die Frau da, beobachtete das Treiben zu ihren Füßen und auf der Galerie und hing ihren Gedanken nach. Die verschiedensten Gäste waren derweil eingetroffen, durch die Bank weg interessantes Publikum hier, auch wenn der eine oder andere nicht ganz so dem Bild entsprach, das man sich herkömmlich von der feinen Gesellschaft macht. Gerade eben hatte sie noch jemanden beobachtet, der sein vollgeschneuztes Tuch auf einem Tisch mit Knabbereien abgelegt hatte, um sich mit einem weiteren Tuch die schweißnasse Stirn zu wischen und dieses dann ebenfalls auf dem Tisch zu platzieren. Aber wer konnte schon mit Bestimmtheit sagen, ob das nicht zu seiner Maskerade gerörte?? So wie Ellitot eben kurz zuvor noch sagte... und das ungleiche Päärchen da unten im nächsten Moment bestätigt hatte: Der Mann, der von dem anderen zum Tanz aufgefordert worden war, hatte sich geweigert; etwas dass Ta'shara nun nicht wirklich überrascht hatte. Mehr überrascht war sie gewesen, als sich der Mann als Frau entpuppte. Die Halb-Valisar fragte sich kurz, warum sie das nicht sofort gemerkt hatte. So nachlässig war sie für gewöhnlich nicht... Aber vor noch nicht ganz so langer Zeit hatte sie schon einmal so etwas an sich bemerkt. Genaugenommen hatte sie zuvor ein Glas Wein getrunken. Ta'shara schüttelte leicht den Kopf. Das war ja lächerlich.
    Schließlich wusste sie, was sie konnte, durfte und vertrug. Wofür gab es den Kodex?? Wieso solltest du jetzt mit einem Mal keinen Alkohol mehr vertragen? Du betrinkst dich ja schließlich nicht bis zur Besinnungslosigkeit.... überlegte sie, führte demonstrativ ihr Glas an die Lippen und wandte sich an Sir Elliot. "Nein, kein Bekannter von mir. Aber ich sehe auch kein gesteigertes Interesse seinerseits." Ta'shara lächelte kurz und fügte im Plauderton an. "Sagt mir, was macht Ihr beruflich?"

    "Zu trinken nehme ich mir gewiss etwas.." und auch einem weiteren Tanz mit Euch bin ich nicht abgeneigt. wollte sie anfügen, überlegte sich aber ihre Wortwahl noch einmal, nachdem sie eben offenbar nicht ganz den richtigen Ton getroffen hatte. "Über einen weiteren Tanz mit Euch würde ich mich freuen." meinte Ta'shara stattdessen und begleitete ihre Worte mit einem Lächeln. An und für sich tat sie sich nicht schwer, Gefühle zu imitieren. Wenn sie dies wollte, gelang ihr das glaubhaft. Lediglich ein lang aufgesetztes Lächeln wurde ihr recht schnell lästig und in dieser Weise wollte sie auch nicht ständig ihr Gesicht verzogen wissen. Lieber setzte sie dies wohl dosiert und dem Zweck angemessen ein. Leute die permanent mit einem Honigkuchengrinsen in der Welt herumliefen, waren ihr suspekt. Sie nahm sich ein Glas Champagner von dem Tablett und prostete Elliot mit einem dezenten Nicken zu, bevor sie in kleinen, regelmäßigen Schritten die Stufen zur Galerie empor stieg. Geschickt wich sie Entgegenkommenden aus und fast schien es, als würde sie sich einer Schlange gleich zwischen ihnen hindurch und hinaufwinden, doch achtete sie kaum auf ihre Bewegungen. Diese waren ihr zueigen, wie noch so manch anderes Merkmal ihres Vaters.


    Knapp hinter ihr ging Elliot Rotschild. Kurz überlegte sie, was ihn eben so verdutzt hat aussehen lassen, als sie ihn gebeten hatte, sie nach oben zu begleiten. Einen Reim konnte sich die Halbvalisar darauf allerdings nicht machen. Letztlich war es ihr auch egal. Dennoch war sie angehalten sich nach dem Kodex zu richten und dieser besagte nun mal, dass es unhöflich war, jemanden unmittelbar nach einem Tanz einfach stehen zu lassen. Nicht, dass sie oder ihresgleichen dahingehend auch nur einen einzigen Gedanken verschwenden würde. Aber bei all den anderen empfindsamen Wesen war es besser, sich an den Kodex zu halten. Letztendlich musste sie schließlich mit ihnen auskommen, ob sie wollte oder nicht. Zumindest zeitweise war dies unumgänglich.


    Der Blick von der Galerie war in der Tat grandios. Interessiert sah sie sich um. Nach und nach füllte sich der Saal und unter den Gästen erblickte Ta'shara nun auch das ein oder andere bekannte Kostüm. Sie grüßte einen Mann in einer weißen Robe und meinte in ihm jenen zu erkennen, mit dem sie vor Grinoschs Kostümladen beinahe zusammengestoßen wäre. Wieder blickte sie hinab und nun blieb ihr Auge an einer grotesken Situation hängen; "Seht, Sir Elliot, welch sonderliches Gebahren."
    Ein Mann war gerade im Begriff einen anderen offensichtlich zum Tanz zu fordern. Das würde sie verfolgen, ein solches Verhaltensmuster war ihr unbekannt, und so wartete sie mehr als interessiert auf die Reaktion des Mannes in dem schwarzen Anzug.

    Der kurze Moment der Unaufmerksamkeit reichte Ta’shara, um blitzschnell ihre Hand in einer der Jackentaschen ihres Tanzpartners zu versenken. Gleichzeitig klammerte sie sich an dessen Arm, blickte erschrocken zu dem Mann auf und ertastete unterdessen den Inhalt seiner Tasche. Nichts aufregendes befand sich darin, bis auf einen Ring. Der Größe nach konnte er nur an den Finger einer Frau gehören. Könnte passen... Da Ta’shara aber keineswegs vorhatte, etwas zu entwenden, sondern den Griff in die Tasche lediglich als Übung betrachtete, vielleicht verbunden mit der Gelegenheit, etwas mehr über ihr Gegenüber in Erfahrung zu bringen, beließ sie alles an Ort und Stelle, zog die Hand zurück und griff nun damit nach der Schulter des Mannes.
    „Mein Herr... Ich danke Euch! Nicht nur ein begnadeter Tänzer seid Ihr. Dank Eurer Reaktion habt Ihr mir auch die Schmach erspart, zu Boden zu stürzen.“
    Einen Moment betrachtet sie Elliot, als würde sie überlegen.
    „Gerne nehme ich Euer Angebot an, eine kleine Pause zu machen. Doch setzen möchte ich nicht. Würdet Ihr mich stattdessen auf die Galerie begleiten?“

    „Richtig, keine Schönheitswahl, Sir. Und doch ward Ihr derjenige, der von Schönheit anfing zu sprechen gerade eben, als Ihr mich als eine solche bezeichnetet und Euer Ton keinen Zweifel ließ an Eurem Missfallen, das Ihr angesichts dieses ganzen Prunkes empfindet. Doch verzeiht, sollte ich Euch zu nahe getreten sein. ...
    Seht, Ihr mögt mich für schön ansehen, so wie den Großteil der Anwesenden hier. Aber was bedeutet das schon? Für mich hat es keinerlei Bedeutung.“
    Eben so wenig, wie mir dein hochmütiges Getue irgendetwas bedeutet. Doch diesen Gedanken sprach Ta’shara nicht mehr aus. Stattdessen schwieg sie und konzentrierte sich auf den Tanz. Kurz blickte sie sich um. Schwierige Schrittfolgen, die der Mann wählte und dennoch brachte er sie mit bemerkenswerter Sicherheit aufs Parkett, schien trotz seiner Fülle zu schweben und bewegte sich im Tanz geradezu anmutig. Erstaunlich. Mit sicherer Hand führte er die Halbvalisar über die Tanzfläche und der großzügige Platz dort erlaubte einige waghalsige Drehungen.


    „Ihr seid ein begnadeter Tänzer, Sir Elliot.“ kommentierte Ta'shara dessen Tanzweise und obwohl ihre Wangen gerötet waren und ein flüchtiger Betrachter sicher den Eindruck gewinnen konnte, nein musste, dass dieser Tanz eine einzige Freude und wahrer Genuss sei, entbehrte ihre Stimme doch jeglicher Begeisterung. Lediglich eine Feststellung war es, die sie traf.
    „Und Ihr habt allemal recht mit Eurer Annahme. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass nichts und niemand hier ist, was es scheint....“ Wieder blickte sie sich rasch um. Noch immer leisteten nur wenige Tänzer ihnen Gesellschaft. Eine Herausforderung für Ta'shara. Mit einem Mal strauchelte die junge Frau...

    Guten Aaaaaaaaabend... :)


    Schöne Feiertage wünsch ich allen und erholsamen Urlaub, für die, die ihn haben...


    @Männerbodies... Shiai du hast schon recht. Was nützt mich der schönste Körper, wenn ein Vollidiot darinsteckt? ;)
    Andererseits kann ich die Ambitionen die dahinterstecken schon verstehn. Einfach ne Sache des Sichselbstmögens wohl....


    @Sicil
    Is ja nett, wenn die Prüfung ausfällt, weil der Prüfer krank wird. Aber des würd ich mir auch ned als Dauerzustand wünschen.. sonst bleibst ja der ewige Student.. ?(
    Also drück ich dir doch lieber die Daumen, dass dus bald hinter dir hast und es alles gut über die Bühne läuft...


    :))

    Verständnislos sah sie den Mann an und eben diese Verständnislosigkeit lag ihrer Stimme inne.
    Wieso abstoßend? Ta'shara schüttelte leicht ihren Kopf.
    "Ebenso erfreut, Euch kennenzulernen. Ta'shara Yerir, mein Name." Noch immer ruhte ihr Blick auf dem Mann, der nun deutlich distanzierter in seinem Auftreten war. Mutter! Du hast mich gelehrt gemäß dem Kodex zu handeln. Was..?
    "Sagt mir, wie Ihr darauf kommt, ich fände Euch abstoßend? Mit keinem Wort hab ich dergleichen gesagt. Eher ist es Euer Empfinden Euch selbst gegenüber, wie mir scheint. Wäre es Euch lieber, ich würde Euch anlügen? Diese Farbe steht Euch nicht. Ich habe einen ausgeprägten Sinn für Dinge die zusammenpassen und diese Farbe und Ihr tut dies mitnichten. Schwarz würde Euch gut zu Gesichte stehn." Nun lächelte Ta'shara wieder. "Aber nichts destotrotz ist dies sicher kein Grund für mich, einen Tanz auszuschlagen."
    In eben diesem Moment spielte die Musik zu einem neuen Stück auf und die junge Frau blickte Elliot einladend an.
    "Wollen wir?"

    "Protzig...?" Ta'shara sah ihr Gegenüber fragend an. Lächelte. "Nun, um Sir Demonds Verhalten in dieser Weise angemessen beurteilen zu können, müsste ich ihn kennen. Nur dann wäre ich in der Lage zu sagen, ob sein Auftreten protzig zu nennen ist oder ob er ganz einfach nur ein Faible für schöne Dinge hat und sich nicht scheut andere auf diesem Weg daran teilhaben zu lassen...
    Aber Ihr scheint ihn zu kennen und so mag Euch diese Beurteilung vielleicht zustehen." meint Ta'shara lächelnd und betrachtet den Mann nur noch interessierter. Was weißt du, worüber ich mir noch den Kopf zerbreche???


    Doch dieser dickliche Mann entpuppte sich plötzlich auf noch andere Weise als lohnenswerter Kontakt. Das Lächeln verschwand von Ta'sharas Gesicht und zurück blieb eine undurchdringliche Miene.
    "Warum sollte ich nicht mit Euch tanzen wollen?... Etwa weil Ihr übergewichtig seid, ein, entschuldigt bitte, wenn ich dies so frei heraus sage, Kostüm tragt, dessen Farbe wirklich unvorteilhaft ist und Euch in keinster Weise kleidet und Ihr möglicherweise das Gefühl habt, nicht zu meiner Erscheinung zu passen?" Forschend ruht der Blick der jungen Frau auf dem Mann. "Dann dürfte es Euch vielleicht überraschen, dass ich mich keineswegs daran störe und Eurer Bitte nach einem Tanz gewillt bin nachzukommen, vorausgesetzt Ihr seid gewillt, mir Euren Namen zu sagen."
    Noch immer betrachtet sie intensiv ihr Gegenüber, dessen Verlegenheit sie vielleicht sogar berühren würde, wäre sie in der Lage, ähnliches zu empfinden.

    Ein Galantier der alten Schule. Ta’shara war tatsächlich fasziniert, wie Sir Dermond es schaffte mit nur wenigen Worten, gewürzt mit der passenden Dosis Bedauern und einer winzigen Geste seinem Gast, wie vermutlich jedem einzelnen schon vorher, das Gefühl zu vermitteln, die gesamte Feier nur deshalb stattfinden zu lassen, um sie kennen zu lernen. Obwohl dieses ‚leider noch’ in ihren Ohren schon beinahe wieder übertrieben klang. Als Gastgeber sollte er sich schließlich glücklich schätzen, dass so viele illustre Gäste seiner Einladung Folge leisteten.
    Ta’shara lächelte bescheiden. „Aber selbstverständlich. Was gibt es da zu verzeihen. Und ganz gewiss ergibt sich für einen Tanz die Gelegenheit. Später.“
    Mit einem letzten Nicken zu Sir Dermond bewegte sich die junge Frau in den Saal. Sie langte nach einem Glas Champagner, als ein Diener mit einem Tablett ihren Weg kreuzte, nippte daran und sah sich um. Bekannte Personen zu entdecken erwies sich als verhältnismäßig schwierig, da ausnahmslos alle Gäste Masken trugen. So konnte sie mit annähernder Sicherheit nur diejenigen zuordnen, die sie schon in dem Kostümverleih gesehen hatte. Aber da sie sich den Umstand, dass so viele Leute an diesem Abend hier an diesem Fleck versammelt waren, zu nutze machen wollte, würde es ihre erklärte Aufgabe sein, herauszufinden, wer sich hinter welcher Maske verbarg und wie lohnenswert dieses Wissen sein konnte. Und mit dem Herrn in dem goldenen Kostüm, der sie soeben ansprach, würde sie den Anfang machen. Hinter der eigenen Maske entspannte sich Ta’sharas Gesicht als sie sich an den Mann wandte und ihn einer knappen Musterung unterzog. Schwarz würde Euch besser kleiden befand sie, aber das war für sie letztlich wenig von Belang.
    "In der Tat. Beindruckend ist ein trefflicher Begriff für diese Räumlichkeit. Bisher habe ich noch nichts vergleichbares gesehen." antwortete sie ihm während sie ihren Blick demonstrativ durch den Saal hinweg über die Treppe zur Galerie schweifen ließ.

    „Nein, danke. Ich behalte den Umhang an. Mir ist etwas.. kühl."
    Ta’shara nickte dem Pagen freundlich zu, ebenso jenem, der ihr die Türe zu dem großen Saal offen hielt.
    Gut fünf Minuten vor der Zeit, die auf der Einladung genannt war, betrat die junge Frau den riesigen Ballsaal. Demonstrativ blieb sie nach zwei Schritten stehen, sah sich erst einmal um. Schon der erste Blick ließ ihre Augenbrauen hinter der Maske nach oben schnellen und ein knappes doch zufrieden zu nennendes Grinsen begleitete die Mimik. Interessant... wirklich sehr interessant. Hier fielen doch so einige in ihr Beuteschema, stellte die Halbvalisar nach einem weiteren Blick durch den riesigen Saal fest, doch wurde ihre Aufmerksamkeit jetzt von einem Mann in Anspruch genommen, der nur wenige Schritte von der Tür entfernt im Raum stand und ihr bereits erwartungsvoll entgegenblickte. Seine ganze Erscheinung war ein Blickfang. Allein schon seine Kleidung zeugte von außerordentlich gutem Geschmack, einfach im Schnitt, schwarz, aber wohl nach Maß gearbeitet, saß dieser Anzug tadellos. Dies und die Aura, die den Mann umgab ließen keinen Zweifel daran, wen sie vor sich sah. Zweifelsohne Sir Dermond, der Gastgeber dieser Festivität. Ta’sharas Lippen zeigten ein freundliches offenes Lächeln, nicht aufdringlich aber auch keineswegs verhalten zu nennen, während sie auf den Mann zuschritt. Und er beherrschte diese Rolle in vollendeter Perfektion, wie sie feststellen durfte, als er galant einen Handkuss andeutete.
    Ta’shara beugte leicht den Kopf und deutete ihrerseits einen Knicks an, ehe sie sich wieder gerade aufrichtete und ihre Augen in die des Gegenübers versenkte. Ein Test, wie sie ihn instinktiv bei jedem Wesen durchführte, dessen nähere Bekanntschaft sie entweder für erstrebenswert hielt oder aber das sie sich vom Hals zu halten gedachte. Ihr Gegenüber würde merken, zu was hin sie tendierte. Ihren Gastgeber jedenfalls hatte sie auf der Erstrebenswertliste vermerkt. Würde er ihrer eigenen Einschätzung gerecht werden und lange genug ihrem Blick standhalten können?


    „Sir Dermond. Es ist mir eine Ehre Euch kennen zu lernen. Ta’shara Yerir mein Name.“ Aber das dürfte Euch gewiss bekannt sein, nicht wahr? „Ich danke Euch vielmals für die freundliche Einladung. Ein wirklich beeindruckendes Heim, das Ihr das Eure nennt.“
    Ihrer Stimme gibt sie den Hauch Bewunderung bei, der ihr angebracht erscheint angesichts der Ausmaße dieses Anwesens.

    Fast schon hatte Ta’shara damit gerechnet, dass der Herr, der beinahe mit ihr zusammengestoßen war, sie in ein Gespräch verwickeln wollte, etwas wozu sie nun nicht sonderlich viel Lust hatte. Doch entweder hatte er ihre Distanz richtig gedeutet oder aber er hatte es für dringlicher befunden, den Laden zu betreten. Beides war ihr Recht, denn das Ergebnis kam ihr entgegen. Und so machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Haus.
    Kaum wähnte die Halbvalisar sich alleine, fiel sämtliche Maskerade von ihr ab. Nicht dass es ihr schwer fallen würde, diese in Gesellschaft aufrecht zu erhalten, doch war es ihr zuweilen lästig. Das Päckchen mit dem Kostüm legte sie ohne sonderliches Interesse erst einmal beiseite und widmete sich den wichtigen Dingen. Sorgfältig überprüfte sie die beiden Eingänge zu ihrem Haus sowie sämtliche Fenster auf deren Einbruchsicherheit hin. Anschließend stattete sie ihrem Arbeitsraum einen Besuch ab und widmete sich der Buchführung. Lästig aber notwendig... schließlich wollte sie bei ihren Einbrüchen nicht den Überblick verlieren und so hielt sie in einem raffinierten Code fest, bei wem sie sich wann schon einmal bedient hatte und was sie dort hat mitgehen lassen. Ebenso führte sie Buch über die Aktivitäten der Gildenmitglieder, denn unüberlegt und dumm wäre es wohl, innerhalb kurzer Zeit die gleichen Leute berauben zu wollen. Für den zufälligen Betrachter erschloss sich lediglich eine Liste sämtlicher Einrichtungsgegenstände, die sich im Haus und auf dem Grundstück befanden, die legal erworben waren und ab und zu ebenso legal den Besitzer gewechselt hatten. Völlig harmlos also. Als Ta’shara die Bücher auf dem neuesten Stand hatte, schloss sie diese fort und machte sich daran, sich für den Ball zu richten...


    In gewohnter Manier war sie nach kurzer Zeit gebadet, angekleidet und frisiert, wobei das Wort an sich in Ta'sharas Ohren nach mehr Aufwand klang, als ihr Haar letzlich vermuten lassen würde, denn sie trug es so, wie jeden Tag. Locker fiel es ihr in sanften Wellen über die Schultern und floss den Rücken herab.
    Die Droschke, die sie wohlweißlich bereits heute morgen reserviert hatte, kurz nachdem sie die Einladung in Händen hielt, wartete schon vor ihrer Türe. Ein letzter prüfender Blick in den mannshohen Spiegel in ihrem Flur zeigte ihr eine bildhübsche junge Frau in einem aufwendig gearbeiteten Kostüm, welches nicht nur rein äußerlich die Ashaironi in ihr zum Vorschein brachte und eine gehörige Portion Sinnlichkeit ausstrahlte, sondern keinen Zweifel ließ, dass Ta’shara es auch verstand, diese geschickt einzusetzen und mit einem Mann zu teilen...


    Die Halbvalisar griff nach ihrem Umhang und während sie sich nun anschickte, das Haus zu verlassen, zauberte sie ein Lächeln in ihr Gesicht, freundlich und liebenswert für den Kutscher, dem sie sich sogleich gegenüber sah. Ihre Gesichtsmaske, die Augen und Nase bedeckte, verbarg auch ihren Blick, als sie den Mann auf dem Kutschbock einen Guten Abend wünschte und das Ziel der Fahrt nannte.
    Gut zwanzig Minuten später traf sie bei dem Anwesen Sir Dermonds ein, entlohnte den Kutscher und entnahm der Tasche in ihrem Umhang die Einladung, die sie dem Pagen zeigte, als dieser danach verlangte.