Beiträge von Tamar

    Tamar schmunzelte beinahe belustigt über die aufgeregten Worte der Cath’Shyrr. Es lag ihr fern, sich ernsthaft über Violet lustig zu machen, denn im Gegensatz zu manch anderen Leuten legte sie durchaus wert auf eine höfliche Umgangsform. Trotzdem konnte sie nicht ganz verhehlen, dass die zickige Reaktion auf ihren Kommentar sie amüsierte. Doch mit einem tiefen Atemzug riss sie sich zusammen.


    Sie schenkte Violet einen mitleidigen Blick. Es tat ihr leid, dass sie offensichtlich so auf sich und ihr Äußeres fixiert war, dass sie durch eine so einfache Bemerkung schon auf die Palme zu bringen war. Sie lächelte freundlich. „Dann ist ja jetzt alles in Ordnung.“ Sagte sie mit samtiger Stimme. „Wir werden Euch dann nicht weiter stören.“ Fügte sie dann hinzu, denn sie hatte bemerkt, dass sich Ascan wieder ihrer Hauptaufgabe zugewendet hatte.


    Ihr Blick wanderte zu ihm und der Kleinen. Trotz der Absurdität des Ganzen entlockte ihr der beinahe schon idyllisch zu nennende Anblick ein Lächeln. Sie verfolgte seine Bewegung mit den Augen, als er aufstand, und sah ihn dann fragend an.

    @ Captain Aran: Das ist absolut nichts besonderes. Jeder Mann steht auf Frauen in kurzen Röcken oder Hotpants. Mach dir deswegen keinen Kopf!


    *hat soeben ein Päckchen erhalten* Meine Tasche ist da! *froihüpf* :yeah: Und sie ist fantastisch!

    Geiler Kommentar :thumbup: Und ich schätze, bei der Mehrheit der billig angezogenen Karnevalsweiber träfe das genauso zu (nur fehlt denen wohl die innere Stimme, die sie darauf hinweist).
    Aber tröste dich, es gibt Schlimmeres! Leute die das ganze Jahr über so wahnsinnig sind zB. In der örtlichen Disco hier ist jeden Mittwoch eine Frau in Unterwäsche und Strapsen, die abgeht wie Schnitzel. Dass sie sich das Outfit mit ihrem Körper eigentlich nicht leisten kann, brauche ich ja wohl nicht extra zu erwähnen. :D

    Ich schätze, was man anzieht hängt vom eigenen Selbstbewusstsein ab. Wer mit sich zufrieden ist, kann sich auch spaßeshalber in einem ulkigen Kostüm entstellen! (Könnte aber auch daran liegen, dass eine Minderheit der Leute tatsächlich nicht nur auf Fasching geht, um irgendwen abzuschleppen *g*)
    In diesem Sinne: helau und guten Tag!

    *gibt hier auch mal ihren Senf dazu*
    Schöne Schauerromantik, der Shizar-Smiley :thumbup: Wirklich sehr schick. Wobei mir der Tassia-Smiley immer noch am besten gefällt- naja, du kennst mein Faible für Schwerter... :blush:

    Ein paar Mal musste Tamar blinzeln ob der augenscheinlichen Unverschämtheit, mit der die Fremde ihr begegnete. Ein dunkler Schatten glitt durch ihre Augen. Sie sah Violet abschätzend an.


    „Hm, etwas ramponiert in der Tat… aber ich bin mir sicher, Ihr saht vorher schon so aus. So viel Schaden kann die Kleine hier also gar nicht angerichtet haben.“ Sagte sie trocken, ohne dabei eine Miene zu verziehen. „Aber falls Euch so viel daran liegt- ich will mein Gewissen nicht damit quälen, dass Ihr heute Nacht nicht gut schlafen könnt! Milena.“ Sie wandte sich der Kleinen zu. „Milena, würdest du dich bitte bei der Dame hier entschuldigen?“


    Das goldblonde Mädchen sah sie ein wenig verdutzt an und machte zuerst nicht den Anschein, ihr gehorchen zu wollen, dann aber kam ein seltsames, unbestimmtes Leuchten in ihre Augen. Sie nickte, sah dann zu Violet und sagte artig: „Entschuldigung, dass ich Euch angeschubst habe.“


    Tamar nickte zufrieden und strich über den Kopf der Kleinen. Sie lächelte Violet freundlich an, als wäre ihr die Garstigkeit der eigenen Worte entgangen. „Ich hoffe, Ihr seid jetzt glücklich.“

    Es ging hektisch zu in der Menge. Tamar war von der Kleinen mitten ins Gedränge gezogen worden. Ein heftiger Rempler von rechts hatte ausgereicht, um sie die Hand des Mädchens verlieren zu lassen. Glücklicherweise fiel der kleine Goldschopf noch gut in der Menge auf. Tamar folgte ihr hastig und rief mehrmals, konnte sich aber nicht recht zu Milena durchdrücken. Als sie sah, dass die Kleine stehen blieb, atmete sie erleichtert durch und zwängte sich zu ihr durch.


    „Da bist du ja. Ich hätte dich beinahe im Gedränge verloren!“ sagte sie erleichtert zu Milena und strich ihr übers Haar. Das Mädchen nickte und sah ein wenig schuldbewusst aus. „Gut, aber jetzt bist du ja wieder da. Komm, gib mir deine Hand, damit wir uns nicht noch einmal verlieren.“ Tamar nahm die kleine Hand wieder in die ihre. „So, und jetzt schauen wir erst noch, wo er hin ist…“


    Tamar reckte den Kopf, um sich nach Ascan umzusehen. Erst jetzt bemerkte sie die Frau, welche Milena so eindringend anstarrte. Sie bemühte sich um ein freundliches Lächeln, obwohl sie vor sich selbst kaum verbergen konnte, dass etwas im Blick der Frau lag, das ihr Unbehagen bereitete. Sie reckte das Kinn leicht vor. „Entschuldigt, kann ich Euch irgendwie helfen?“ fragte sie freundlich.

    Tamar schwieg einen Moment lang verwundert. Ein weinendes Mädchen vor sich und einen beinahe tröstenden Ascan… beides Dinge, auf die sie nicht unbedingt gefasst gewesen war.
    Vorsichtig strich sie der Kleinen die Haare aus dem verheulten Gesicht.


    „Milena heißt du? Mein Name ist Tamar.“ Sie lächelte aufmunternd. „Keine Sorge, wir finden deine Eltern bestimmt.“ Das Mädchen schniefte ein wenig ungläubig, bis Tamar sich erhob und ihr die Hand anbot. „Komm, suchen wir deine Mama.“
    „Mir eine… meine Mama suchen?“ Da nickte die Kleine, wischte sich rasch die Tränen am Ärmel ab und griff dann Tamars Hand. Die junge Frau lächelte.
    „Also, wo hast du sie denn zuletzt gesehen?“ „Da!“ Milena deutete mitten in die Menge und wollte sofort loslaufen. Mit einem Lächeln ließ sich Tamar mitziehen. Sie drehte rasch den Kopf nach Ascan um und bedeutete ihm mit einer freundlichen Kopfbewegung, ihr zu folgen.

    Sie hatte über ihre Schulter zu dem Künstler gesehen, der anscheinend ein Bild von ihnen zu malen versuchte. Eigentlich hatte sie mit einer Antwort Ascans gerechnet; umso mehr erschrak sie, als seine Stimme von einem lauten Schluchzen unterbrochen wurde.
    Tamar wandte ihm rasch den Blick zu und zog erstaunt eine Augenbraue hoch, als sie das kleine, weinende Mädchen sah. Viele Gedanken schossen durch ihren Kopf, das war ihren Augen deutlich anzusehen. Wer war das Kind? Kannte Ascan es? Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die Kleine sich mit einem unglaublich herzerweichenden Blick ihr zuwandte.


    „Oh, meine Kleine.“ Sie kniete sich ohne zu Zögern auf den staubigen Boden vor das Kind, so dass sie auf Augenhöhe waren. Vorsichtig wischte sie eine der Tränen von der rosigen Wange des Mädchens. „Was hast du denn?“
    „Ich…“ Die Kleine sah Tamar mit den großen, tränenfeuchten Augen an und schluchzte. Sie warf sich an die junge Frau.


    Für einen Moment war Tamar sehr perplex, das konnte sie nicht verbergen. Dann lächelte sie mitleidig und fuhr mit der Hand über den goldbelockten Kopf der Kleinen. Ihr Blick fand Ascan. „Kennt Ihr die Kleine?“ fragte sie leise.
    Dann wandte sie sich sofort wieder der Kleinen zu und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Man konnte meinen, es sei nicht das erste Kind, das ihren Weg kreuzte, so ruhig und liebevoll, wie Tamar mit der Kleinen umging.

    Langsam zog sie die Hand zurück, als Ascan sie los gelassen hatte, und fuhr beinahe unmerklich noch einmal mit dem Daumen über die Handfläche, als wolle sie die eben gespürte Berührung Revue passieren lassen. Sie strich eine der dunklen Haarsträhnen hinters Ohr, bevor sie sich neben ihn setzte. Den Abstand zu ihm schien sie dabei genau bedacht zu haben, saß sie doch weit genug weg, um der Höflichkeit genüge zu tun, aber doch nicht so weit, als dass er glauben musste, sie würde ihn meiden. Für einen Augenblick lang genoss sie das ruhige Schweigen. Ständig wollte ihr jemand etwas erzählen, das war der Fluch ihres Berufes- umso mehr genoss sie es, für einen Moment lang nur dem Plätschern des Brunnens zu lauschen.


    Ein sanfter Windstoss drängte sich vom Brunnen her an ihnen vorbei und trug den feinen Duft, der Tamar anhaftete, hinüber zu Ascan. Jemandem, der so offenkundig Wissen über das Parfümhandwerk aus Corandir besaß, konnte dieser zarte Geruch nach Hagebutten und Jojoba durchaus bekannt vorkommen.
    Der Wind spielte mit Tamars offenem Haar, ließ an ihrem Gesicht entlang tanzen. Sie verfolgte es mit den Augen, die dann langsam weiter wanderten, bis sie an der Straßenmusikerin hängen blieben. Sie sah die Freude und Hingabe, mit der die Frau trotz all der schweren Gerätschaften an ihrem Körper musizierte, und sie sah die glühende Begeisterung in den Augen der Kinder. Eine verträumte Leichtigkeit mischte sich in ihren Blick.


    „Die Freude von Kindern…“ murmelte sie. „Es gibt wenig in dieser Welt, das schöner ist als ein fröhliches Kinderlachen. Jeder noch so triste Ort beginnt zu leuchten, wenn in ihm ein Kind lacht. Wir sollten versuchen, uns auch im Alter diese Freude zu bewahren.“ Tamar wandte ihm wieder den Kopf zu und lächelte. „Findet Ihr nicht auch?“

    Ein wenig erschrocken zuckte Tamar zusammen und drehte sich der Stimme zu. Sie war sich nicht einmal sicher, ob jenes Wort ihr gegolten hatte, aber die Stimme hatte so nah geklungen… Sie hielt eine Hand über die Augen, um nicht vom Licht geblendet zu werden. Dann sah sie ihn, diese dunkle Gestalt, die sich vor dem kristallklaren Wasser des Brunnens so deutlich abzeichnete. Tamar blinzelte erstaunt, als habe sie nicht erwartet, ihn wieder zu sehen.


    Ascan… Das hatte er eben gesagt. Noch bevor Tamar die Frage, was er damit gemeint haben könnte, zu Ende denken konnte, wusste sie die Antwort schon. Natürlich, das hatte sie im Gedränge beinahe vergessen. Bevor sie darauf reagierte, fiel ihr aber noch etwas anderes ein. Sie schmunzelte.
    „Schleicht Ihr Euch immer so von hinten an andere heran? Manch schreckhafte Natur könnte das durchaus missverstehen und Euch im Reflex angreifen.“


    Sie beschloss, es bei dieser kleinen spitzfindigen Bemerkung zu belassen und reichte ihm die Hand. „Ascan also? Ich bin Tamar Yalin. Freut mich.“

    Die Menge, die sich über den Markt schob, war ebenso dicht gedrängt wie bunt. Wer hier nicht auffallen wollte, brauche sich keine sonderliche Mühe zu geben. Tamar war daher nur für einen kurzen Moment verwundert, als sie den Fremden aus den Augen verlor. Sie blieb stehen und sah sich um, aber die Vorstellung, in diesem Gewühle jemanden wieder zu finden, war beinahe utopisch. Zudem war sie machtlos gegen die immer weiter drängelten Besucher, die sie unaufhaltsam mit sich rissen wie ein Fluss ein kleines Blatt.


    Erst als sich die Menge lichtete, konnte sie wieder stehen bleiben, ohne sich den Ellbogen anderer Leute ausgesetzt zu sehen. Sie sah sich um, ob noch Hoffnung bestand, den Fremden wieder zu finden. Eine Gestalt in einem langen schwarzen Mantel musste doch unter den üblichen Marktbewohnern auffallen! Ihr Blick schweifte über den ganzen Platz. Da, am Brunnen- nur für einen kurzen Augenblick hatte sie eine dunkle Gestalt sehen können, bevor sich erneut laut schwatzende Leute an ihr vorbei geschoben hatten.


    Obwohl sie sich nicht sicher war, was sie gesehen hatte, machte sich Tamar zum Brunnen auf. Eine Spur war besser als keine, und sie empfand es als unhöflich, nicht wenigstens nach ihrem Gesprächspartner zu suchen. Sie schlängelte sich zwischen den Marktbesuchern hindurch und sah sich erneut um, als sie am Brunnen angekommen war…