Die Rache des Goldenen Narren

  • Das Adelsviertel lag still vor seinen Besuchern. In manchem Haus war Licht zu erkennen, andere waren dunkel. Vermutlich waren die Bewohner ausgegangen und frönten an anderer Stelle ihren gesellschaftlichen Pflichten.
    Die Serpentinenallee hatte ihren Namen aufgrund ihrer speziellen Beschaffenheit erhalten. Sie schlängelte sich in Windungen durch das Adelsviertel, gab den Blick auf herrschaftliche Häuser hinter Mauern und ihre gepflegte Gärten frei. Wer hier lebte, genoss Ansehen und verfügte über die finanziellen Mittel, die Sorgenfreiheit erlaubten.
    Auch das Anwesen der Pelagor gehörte zu den Häusern, die sich hier in die Höhe reckten. Es war ein weitläufiges Gebäude aus weißem Marmor, von hohen Säulen gestützt und von duftenden Gärten umgeben. Und offenbar waren die Bewohner des Hauses an diesem Abend zuhause geblieben. Hinter hohen Fenstern konnte man hellen Lichtschein erkennen, der bis auf den sauberen Hof strahlte, der sich hinter dem eisernen Tor mit dem Wappen der Familie erstreckte.

  • Endlich schienen sie an ihrem Ziel angekommen. Doch Aminas siegessicheres Lächeln verstarb, als sie das Anwesen betrachtete. Mit gerunzelter Stirn besah sie sich das Familienwappen, welches an dem Eisentor vor dem Anwesen prangte. "Pelagor? Wieso Pelagor?" Mit fragendem Blick wandte sie sich dem Rest der Gruppe zu und ihre Augen fixierten Djasihra in Erwartung einer Antwort. Scheinbar hatte sie doch nicht gut genug zugehört, als ihre Gefährtin die Trunkenbolde nach dem Weg fragte. Niemand von ihnen schien das getan zu haben.

  • Merlan hielt inne als Amina sie die Frage stellte. "Ich denke der Einwand unserer spitzzähnigen Dame ist berechtigt," meinte er zu den anderen. "Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich denke ihr habt vorhin einen anderen Namen erwähnt."

  • "Hmm da waren wir wohl im Eifer des Gefechts etwas ungestüm und haben nicht nachgedacht. Vielleicht lag es am Alkohol. Ich hab jedenfalls gedacht wir wären richtig gewesen. Bei den Göttern, wie dumm aber das kann passieren. Also dann sollten wir wohl woanders hingehen." Syran wirkte etwas durcheinander und es war ihm ein wenig penlich, wie ein Depp in die falsche Richtung mitgegangen zu sein.

  • Die Ashaironi schien sie, nach einer Erklärung verlangend, anzustarren. Doch Djasihra zuckte nur verwirrt mit den Schultern.
    "Es mir Leid tun. Ich dachte Pelagar sei, ähm, Floskel? Nicht wissen ich das sein Name gewesen", entschuldigend sah sie ihre Gefährten an. Hatten nicht einige zuvor erwähnt, sie wüssten wo das gesuchte Grundstück sei?


    "Und jetzt? Weiss jemand wohin müssen wir?"

  • Sil'anya sah unzufrieden auf das Wappen.
    "Hmpf.... Und jetzt kennt keiner den Weg? Wollen wir von diesem Anwesen jemanden fragen oder erregt das zu viel Aufmerksamkeit?" Die Windfrau war verärgert, aber ihr Ärger richtete sich nicht gegen jemand bestimmtes.

  • Ob Djasihras Entschuldigung winkte Amina lediglich ab. "Niemand muss sich entschuldigen. Wir sind doch alle einfach hier her gelaufen".


    Dann richttete sich ihre Aufmerksamkeiti auf Sil'anya. "Sie sind im selben Gewerbe tätig. Vielleicht kennen sie sie. Wir sollten da nach fragen", überlegte sie.

  • Es dauerte eine Weile, bis eine Reaktion auf das Klopfen erfolgte. Dann näherte sich offenbar jemand der breiten Eingangstür und öffnete diese. Es war auf den ersten Blick ersichtlich, dass es sich um einen Diener handeln musste. Er war ordentlich in seine Livree in den Farben der Familie gekleidet und zog eine weiße Braue empor, während er die Ankömmlinge musterte. Es war offensichtlich, dass Besuch zu dieser späten Stunde seinen Unwillen erregte. Noch mehr, da es sich wohl kaum um Besucher von Stand handelte.


    „Ja? Ihr wünscht?“


    Seine Stimme war näselnd und hochmütig, ganz so, als müsse er mit einem lästigen Insekt kommunizieren. Hinter ihm war die Eingangshalle der Pelagor sichtbar. Schimmernde Rüstungen glänzten im Licht wertvoller Kerzenleuchter, ersetzten die Statuen, die man in anderen Häusern an dieser Stelle fand. Eine weite Treppe führte empor. Ein weicher, blauer Teppich schimmerte darauf samten und ein heller Rocksaum trat auf dem Absatz in Erscheinung.


    „Isor? Was gibt es? Wer stört zu dieser späten Stunde? Ist irgendetwas …“


    Die Frauenstimme verstummte, ihre blauen Augen weiteten sich. Sie war beinahe nicht zu erkennen, doch das strohblonde Haar und die schmale Gestalt verrieten sie schnell, auch wenn sie in den edlen Kleidern fremd wirkte. Dara. Es gab wenige Zweifel daran, auch wenn das Licht nicht gut genug war, um sie vollends zu erreichen. Erschrocken wich sie in die Schatten zurück. Nur ihre Stimme blieb, auf eine Art bestimmend, wie man sie von ihr nicht erwartete.


    „Wir empfangen um diese Zeit keine Besucher, Isor. Sag ihnen, dass sie zu einer anderen Zeit wiederkommen sollen.“

  • Als Merlan schon dachte es würde niemand öffnen schwang die Tür auf. Der Diener schien nicht gerade erfreut, verständlich zu dieser späten Stunde und der Magier war mal wieder froh, dass ihm ein solches Leben erspart geblieben war. Er war gespannt was Amina und Sil'anya wohl vorbringen wollten um ihr Erscheinen zu rechtfertigen, doch plötzlich wurde er von einer Frau im Hintergrund abgelenkt. Dara? Merlan war sich zunächst nicht ganz sicher, doch auch die Frau schien die Gruppe zu erkennen, was seine Zweifel in den Hintergrund trieb.

  • Aminas Stirn legte sich in Falten. War das etwa? Konnte das sein? "Dara?", brachte sie etwas verwirrt hervor und blickte die Blonde an. Und vorsichtshalber, bevor dieser Isor oder Dara selbst ihnen noch die Tür vor der Nase zu knallen konnte, schob sie einen Fuss vor und verschaffte sich dreist Einlass in die Villa. "Was tut Ihr hier?"

  • "Ja die kennen wir doch", entfuhr es Syran. "Werte Dame für eine einfache Angestellte ist dieses Anwesen unbezahlbar. Ich denke Ihr habt da etwas zu erklären, oder?" Syrans Stimme bekam einen gefährlich drohenden Unterton, sein Körper wirkte angespannt wie eine Katze die kurz davor war, ihre Beute anzuspringen. Seine Augen blitzten bedrohlich funkelnd.

  • Sil'anya war überrascht, aber auch erfreut über die neue Entwicklung. Sie trat rasch einen Schritt vor, bevor ihnen noch der Weg ins Haus versperrt werden konnte.
    "Sagt, ihr seid doch nicht etwa die Schwester von Dalinor Tamiras?" sprach sie eine Vermutung aus von der sie hoffte, dass sie nicht zu weit daneben lag.

  • "Isor! Hol die Wachen!"


    Daras Stimme schallte durch das Haus und sie wich hastig zurück, war schon beinahe wieder die Treppe hinauf verschwunden, als sich die Stimme der Windfrau in das Geschehen mischte und sie aufhielt. Der Diener war bereits zu einer Glocke unterwegs, die in der Nähe der Tür hing, leicht zu erreichen, wenn Ärger drohte. Es war keine Frage, dass diese Glocke das sofortige Erscheinen der Wachen nach sich ziehen würde, sobald seine Hand das Seil berührte.


    "Warte, Isor."


    Dara hielt ihn auf, trat dann langsam die Treppe hinab. Ihre Augen musterten die Gruppe eingehend, waren zu misstrauischen Schlitzen verengt. Der Diener verharrte in der Nähe der Glocke, bereit, das Seil jederzeit zu betätigen, wenn es notwendig wurde.


    "Woher wisst ihr das?"

  • Djasihra hatte nicht wirklich viel von der Idee gehalten, einfach die Herrschaften in diesem Anwesen zu fragen. Doch wie es aussah war es ein Wink des Schicksals gewesen, dass sie sich hierher verlaufen hatten. Die grosse Djirin hatte sich im Hintergrund gehalten. Diese Aufgabe war für sie mit entschieden zu viel Gesprächen verbunden, in denen sie kaum von Nutzen sein konnte. Die Sprachbarriere hinderte sie zu sehr.


    Die Entdeckung Aminas überraschte Djasihra. Tatsächlich, das war das blonde Mädchen dieses Anwaltes. Aber wieso arbeitete eine Adelstochter bei einem Advokaten? Die Vermutung der Windfrau und Daras Bestätigung liessen sie dann endgültig beinahe aus den Latschen kippen. Nicht nur dass sie nie auf diese Idee gekommen wäre, auch dass Dara es so unumwunden zugab verwunderte die Dunkelhaarige doch sehr. Dieser Abend barg viele Überraschungen und ergab sicherlich eine gute Geschichte.


    "Ich ehrlich gesagt keine Ahnung, würde mich auch interessieren wie du darauf gekommen Sil'anya?"

  • Auf Sil'anyas Vermutung hin hatte Dara innegehalten und Isor aufgehalten. Während Dara die Treppe hinunter trat, verfolgte Amina aufmerksam jeden ihrer Schritte. Sil'anya schien mit ihrer Vermutung Recht gehabt zu haben, denn Dara bestritt es nicht. Insgeheim stimmte sie Djasihra zu. Auch Amina konnte sich keinen rechten Reim darauf machen, woher Sil'anya das wissen wollte. Vielleicht hatte sie aber auch einfach nur geraten. Ihre Blicke weiterhin auf Dara gerichtet, wurde Amina langsam ungeduldig.

  • Sil'anya lächelte zufrieden.
    "Schickt euren Helfer von der Glocke weg. Ihr wisst, warum wir euren Bruder suchen. Wenn ihr uns helft ihn zu finden, werden wir uns eher überzeugen lassen ihn nicht dem Advokaten und damit den Wachen zu überlassen, sondern einem Auftraggeber, der ihm eher wohl gesinnt ist. Vielleicht lasst ihr uns das lieber drinnen besprechen..."

  • Dara war Dalinors Schwester? Darauf war Merlan noch nicht gekommen. Die Hinweise verdichteten sich jedenfalls, dass besagter Bruder vielleicht wirklich der Goldene Narr sein könnte. Insofern würde es für Dara auch Sinn machen sich in eine Position zu begeben in der sie wahrscheinlich über alle Entwicklungen innformiert werden würde, was bei dem Advokaten durchaus wahrscheinlich war. Ob die Kutsche wohl Pelagor gehörte? Vielleicht würde er das ja noch herausbekommen.

  • Daras Blick verfinsterte sich, aber dennoch gab sie Isor ein Zeichen, von der Glocke zurückzutreten. Der Diener wirkte mürrisch, tat aber, wie es ihm befohlen wurde. Die Augen der Adeligen fixierten die Windfrau und sie presste die Lippen aufeinander, wies dann aber auf die Treppe.


    "Folgt mir und seid um Eriadnes Willen nicht so laut. Solche Dinge bespricht man besser in der richtigen Umgebung und nicht in der Eingangshalle, wo die ganze Dienerschaft mithören kann."


    Mit diesen Worten drehte sie sich um und stieg die Treppe hinauf. Ihre Anspannung war in ihrer Haltung deutlich sichtbar. Dara war keineswegs erfreut über diesen Zwischenfall.


    Isor wartete ab, behielt die Gruppe genau im Auge und verharrte im Eingangsbereich. Der Diener würde sich erst in Bewegung setzen, wenn alle nach oben verschwunden waren.

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