Nacht des 4. Tages
Die Kerze flackerte ein wenig im Luftzug. Die Wände, das kleine vergitterte Fenster, die stabile Holztür mit den massiven Riegeln drinnen wie draußen vermochten nicht, den Raum so zu verschließen, dass er frei von Zug gewesen wäre. Tamrin starrte durch das Licht der Kerze, welches tanzende Schatten an die kargen Wände warf, aus dem Fenster in die tiefe Schwärze der Nacht hinaus. Dieser Ort schien niemals zu schlafen. Und auch Tamrin sah sich noch außerstande zu schlafen obwohl die Stundenzeiger der Uhren längst über den höchsten Punkt des Zifferblatts gewandert waren, seit er aus der Pfandstube Tilla Acai's hierher gekommen war. Immer wieder klang von draußen gedämpfte Musik zu ihm herein, leise unverständliche Stimme gefolgt von lautem Geschimpfe oder dem Poltern schwerer Stiefel, die an den Füßen eines Betrunkenen gegen irgendetwas gestoßen waren, was diese unsanfte Behandlung mit lautem Scheppern oder bösem Fauchen quittierte. Tamrin schmunzelte still in sich hinein und sah wieder zu der Schreibfeder in seiner Hand und dem noch jungfräulichen Blatt Pergament vor sich. Erinnerung ........Er würde sich erinnern wollen an diese verrückte, aufregende Zeit, dessen war er sich gewiss. Nicht nur an die bloßen Fakten, sondern auch an die Gedanken und die Gefühle, die ihn dabei bewegt hatten, wenn er in ferner Zukunft nochmal den Weg würde zurückverfolgen wollen, den er gekommen war. Nachdenklich presste er die Lippen aufeinander, setzte die Feder an und begann zu schreiben .......
Regungslos habe ich da gestanden und zu den Mauern der Stadt in der Ferne hinüber gesehen. Gut – Ferne war relativ, ich hätte es auf etwa eine Stunde Fußweg geschätzt - und später stellte sich heraus, dass das in etwas stimmte..Und nach der Euphorie über den Aufbruch und der ganzen Aufregung spürte ich, wie ich langsam auch ein wenig nervös wurde.Cûrudan's weißes Haar war alles, was mich noch zu dem zurück bringen könnte, was mir lieb und vertraut war.Aber ich redete mir energisch ein, dass die Leute hier im Grunde auch nicht viel anders sein würden als Zuhause. Gute Leute, nicht so gute Leute, törichte Leute, raffinierte Leute, böse Leute.Es tröstete mich in diesem Moment nicht, dass mein Vater mir immer sagte, ich solle ihn nicht um seine Beherrschung beneiden - weil der Preis dafür hoch gewesen sei. Dennoch weiß ich, dass ich ungehalten über mich und meine Nervosität war als ich das Haar in die Phiole steckte und in meinen Rucksack tat ..........................
Thread "Eine fremde Welt" / Händlerviertel
........................ Die volle Gaststube des Korallenriffs war der faszinierendste Ort, den ich je gesehen habe. So viele Vertreter mir unbekannter Völker - dazu die Musik und der Geruch. Wenn ich nicht so erschöpft gewesen wäre, hätte ich mich dort am Liebsten in eine Ecke gesetzt und mich nur sattgesehen an der Pracht. Ich glaube, Meister Alertin hat es mir angesehen und mich deshalb so kompromisslos in Richtung meines Bettes geschoben. Ich muss gestehen, dass ich auch fast sofort eingeschlafen bin als ich endlich dort im Bett lag und noch einmal an Tári dachte. Mein erster Tag - aber ich glaube, ich habe jemanden gefunden, der eine Freundin werden könnte.
Sorgfältig setzte Tamrin einen Punkt hinter sein letztes Wort und lächelte in sich hinein. Seine Augen huschten zum flackernden Kerzenlicht hinüber. Ziemlich abgebrannt war sie schon - er würde sich neue besorgen müssen, notierte er sich im Kopf. Kurz rang er mit sich, ob er noch weiterschreiben würde heute Nacht. In leisem inneren Zwiespalt sah er zu seiner Lagerstatt hinüber, die verführerisch einladend in den tanzenden Schatten lag, die das unruhige kleine Licht in den schlichten Raum hinein zauberte. Er seufzte und legte die Feder aus der Hand, um ihren Lockungen nach zu geben. Es war ein anstrengender Tag gewesen und er würde den Schlaf gebrauchen können. Sorgfältig trug er die Kerze zum Bett hinüber, stellte sie auf dem festen Lehmboden ab und löschte sie erst als er sich in den Kissen zurecht gelegt hatte. Er würde Morgen weiterschreiben, sagte er sich noch bevor er einschlief.