Ein weiterer schöner Tag hatte in Rosendrie begonnen, die Blumen der Gärten gediehen prächtig im warmen Licht der morgendlichen Lichtsäule und auf den Straßen, war es noch sehr ruhig, nur vereinzelt waren bereits Gärtner geschäftig am Arbeiten um ihre Lieblinge zu hegen und zu pflegen oder für besondere Anlässe die Skulpturen, aus gewachsenen Pflanzen, erneut zurecht zu stutzen. Ja, Rosendrie ist ein herrlicher Anblick für Besucher, die es zum ersten Mal erblicken und es lädt auch genauso sehr zum wieder kommen ein.
Doch für unsere Protagonisten sieht die Sache da schon anders aus. Ein Stück weit unter der Erde, von drei Seiten von solidem Stein umgeben und vor ihr der Weg versperrt durch eiserne Gitter, wurde eine junge Ki, die den bezaubernden Namen Minea von ihrer Mutter erhalten hatte, nun schon seit letzter Nacht im Kerker von Rosendrie gefangen gehalten. Ihre Zelle hatte außer einem Eimer für dringende Geschäfte, und einer Liege die notdürftig mit Stroh bedeckt war nicht viel zu bieten. Man hatte sie dabei erwischt wie sie in einem Garten Spionage betrieben hatte. Nun zumindest lautete so die Anschuldigung, ihren Worten, dass es sich dabei nur um ein Missgeschick gehandelt hätte, hatte man kein Gehör geschenkt und hatte sie stattdessen in eine Zelle verfrachtet, in der ihre magischen Fähigkeiten so weit unterdrück waren, dass sie sie kaum noch fühlen konnte. Auch ihrem Elementargeist und treuem Begleiter Chispa erging es da nicht besser, der seiner Magie beraubt und dadurch nicht einmal fähig zu fliegen, sehr schwach wirkte neben seiner Partnerin. Die Nacht über hatte außer einem Wachwechsel im Kerker ziemliche Ruhe geherrscht, die meisten anderen Zellen waren unbelegt und die wenigen Gefangenen entweder in weiter entfernten Zellen untergebracht oder aber offensichtlich ihrem Schicksal ergeben und hatten geschlafen. Lediglich eine Stadtwache war zur Aufsicht hier unten abgestellt worden, offensichtlich ging man bei den wenigen Insassen nicht von großen Problemen aus. Doch jetzt kam zum ersten Mal wieder Bewegung in die Szenerie. Gefesselt und begleitet von zwei anderen Stadtwachen wurde gerade eine junge Syreniae hereingeführt. Die hier stationierte Stadtwache salutierte und zog anschließend den großen runden Zellenschlüsselbund hervor. "Gefangene Keona Saldari, vorgesehen zur Übergabe nach Yalindea innerhalb der nächsten Tage, wo sie für ihre Verbrechen, vor Gericht gestellt werden wird." verkündete die Wache die rechts von der Syrenia stand. "Steck sie am besten zu der anderen Magierin mit dazu, diese hier wird ja ohnehin nicht lange hier bleiben und dann brauchen wir nicht wieder einen Magier holen der auch eine andere Zelle magisch unterdrückt."
Und damit war auch unsere zweite Protagonistin an diesem weitaus weniger beschaulichen Flecken von Rosendrie angelangt. Wie bereits erwähnt handelte es sich bei ihr um eine junge Syreniae, die bereits in Yalindea eines Verbrechens beschuldigt und schließlich in der vorangegangenen Nacht hier in Rosendrie aufgegriffen worden war. Man hatte sie verhört, allerdings nicht viel Brauchbares aus ihr heraus bekommen und da ihr Verbrechen für Rosendrie kaum eine Rolle spielte hatte man sie schließlich erfolglos hier her bringen lassen. Dennoch wurde ihr sonst hübsches und junges Gesicht von einer dunkleren Verfärbung geziert, die nur zu deutlich darauf hinwies, dass man mit ihr beim Verhör nicht sehr zimperlich umgegangen war. Auch wenn größtenteils von dem von ihr getragenen Stoff versteckt, könnte man auch dort einige Blessuren finden, die sich im Laufe des Tages sicherlich noch blau verfärben würden und bei Berührung Schmerzen mochten. Die Zelle in der sich bereits Minea befand wurde aufgeschlossen, der Syreniae die Fesseln abgenommen und dann etwas unsanft hineingestoßen und die Gittertür hinter ihr wieder geschlossen. "Wir machen uns dann mal wieder auf den Weg Jarn, deine Wachablöse müsste ja ohnehin auch bald kommen." Damit verschwanden die beiden Wachen die die Syreniae her gebracht hatten wieder, der Aufseher kehrte zu seinem Sitz zurück und begann damit den Rest seiner mitgebrachten Mahlzeit zu essen und im Kerker kehrte wieder Ruhe ein. Die Syreniae und die Ki in der Zelle gefangen, für Verbrechen die sie beide nicht getan hatten, oder die zumindest anders passiert waren als es ihnen vorgeworfen wurde. Doch so spielte das Schicksal ab und an. Wer konnte außerdem schon sagen ob sich aus dieser, vom Unglück zweier junger Frauen verursachten Begegnung, nicht auch noch eine glückliche Fügung ergeben könnte.