[Corandir] Greifenreiterprüfung

  • Das kalte Wasser ließ sie schaudern und es zog unangenehm an ihrer Haut als sich ihre Härchen aufstellten. Wie hasste sie Wasser... doch was notwendig war, musste eben sein. Das Verwässerte Blut rannte ihren Rücken hinab und was sie nicht für möglich gehalten hatte, trat ein. Ihr wurde tatsächlich noch kälter. Rhynn presste sich die Arme näher an den Körper um ein Zittern zu unterdrücken und antwortete nicht auf seine unnötige Entschuldigung, aus Angst ihre Stimme könnte beben.
    Jede seiner Berührungen auf der Wunde schickte ihr einen dumpfen Schmerz durch den Rücken, doch als sich das mit dem Stechenden Brennen mischte, Als Owatu den Faden ergriff und daran zog, half auch das zusammenpressen der Zähne nichts um einen Schmerzlaut zu unterdrücken. Auf seine Warnung hin nickte die Katze und atmete mehrfach tief ein und aus um sich zu sammeln und auf das kommende Vorzubereiten. Doch es kam genau was sie befürchtet hatte. Ein halbherziger Ruck an dem Faden und Rhynn sog scharf die Luft ein bemühte sich Still zu halten. Es schien ihm wirklich leid zu tun, doch Rhynn hatte kaum einen Kopf dafür wie Sorgenvoll seine Stimme diesmal klang. Denn Obwohl sie es nicht wollte, bahnte sich eine leichte Wut an unterstützt durch den Schmerz, der in ihrem Rücken pochte und die Kälte die ihr in die Glieder trieb. Ja die ganze Situation nervte sie.... doch ein weiterer Ruck diesmal unangenehmer, ließ kaum Gedanken in ihrem Kopf zu. " Solltest du nicht NICHT rumzupfen?" keuchte Rhynn leise und ihre Stimme klang zitternd und schwach. Doch ihre Aussage tat ihr direkt danach leid, weil der Tuatanai eigentlich garnichts dafür konnte. Ohne das passende Werkzeug war dies zu befürchten gewesen.
    Die Cath`Shyrr hatte diesmal kaum zeit sich zu sammeln, da zog Owatu ein letztes Mal an dem Faden und Rhynns laut kam einem Fauchen gleich. Die Schnittwunde pochte im Schlag ihres Herzens von der Traktion und revangierte sich mit einem unleidlichen Brennen. Doch der Brei den Owatu vorsichtig darauf verteilte, brachte eine enorme Linderung, es löste zwar nicht den Schmerz doch das überreizte Hautgefühl verlor sich. Für einen Moment gestattete sie ihrem Körper eine leichte Entspannung, die sie aber Zittern ließ. Ein Blutiger Verband wurde von Owatu in ihr Gesichtsfeld gereicht und seine Frage riss sie wieder aus ihrer Starre. Wie Automatisch griff sie mit der Hand um um nach der Stoffbahn zu greifen.
    Oder? sie hörte seinen Einwand und drehte den Kopf. Sie sah auf das feine Leder auf das er zeigte und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie hatte zwar gesagt sauber.. aber desswegen das feine Leder ruinieren? Abgesehen davon.... " Nein.. ich glaube wir zeigen beide schon genug Haut.. und Leder gezielt zu schneiden..." Rhynn brach beim Sprechen ab und hob den Verband umständlich hoch um nach einer Sauberen Stelle zu suchen. Ein Ding der unmöglichkeit, wie sie feststellte.. aber vielleicht konnte sie wenigstens ein Stück des sauberen Leders zur Abdeckung der Wunde verwenden? " Naja.. vielleicht.. wie groß ist der Offene Schnitt?" nach seiner Angabe hin, nahm sie ihre Daumenkralle zur Hilfe um ein Stück möglichst gerade von dem Leder abzutrennen. Leder ohne Werkzeug zu behandeln, war beinahe genauso schwer wie einen Faden mit den bloßen Fingern und das Hemd dabei ordentlich zu halten, würde garnicht gehen, ohne ihm das Stück Leder vom Körper zu reissen. Sie blickte kurz erschrocken fragend zu Owatu und löste auch ihre zweite Hand von ihrem Oberkörper um ihre zweite Hand zur Hilfe zu nehmen. Eilig bedeckte sie sich wieder und reichte ihm das Handteller große Lederstück nachdem sie es von dem Rest trennen konnte. Mit hochrotem Kopf räusperte sie sich und drehte sich wieder so zu ihm dass er die Verletzung behandeln konnte und reichte ihm danach den blutigen Verband.

  • Ja das Leder zu zerreißen würde sehr viel schwieriger werden, als einen Stoffstreifen abzutrennen, aber es war zumindest fein genug, so dass es sich reißen lassen würde. Die Katze wollte es aber doch lieber mit dem Verband versuchen, wie ihm schien, bis sie ihn fragte, wie groß der Schnitt war. Kurz bemaß er die Länge mit den Fingern, dann versuchte sie es doch mit ihren spitzen Krallen und der Tua’tanai hoffte nur noch, dass sie im Leder nicht abrutschen würde und mit der scharfen Spitze ihm ins Bein fuhr. Dann hielt sie inne, kurz trafen sich ihre Blicke, als auch der Mann von seinem Lendenschurz aufblickte, aber er verstand viel zu spät, wo ihr Problem lag. Sie ließ ihr Hemd nun gänzlich los und noch ehe es ganz in ihren Schoß gefallen war, versuchte Owatu verlegen irgendwo anders hin zu schauen. Es gelang ihm nicht ganz und er merkte, wie ihm die Hitze zu Kopf stieg. Was war eigentlich los mit ihm? Bei einer Tua wäre ihm die Situation sicherlich nicht peinlich gewesen.
    Erst als sie sich räusperte traute er sich wieder der Katze zuzuwenden und nahm das herausgetrennte Stück Leder an.
    Sorgsam verband er wieder Rhynns Rücken und die Blutflecken bildeten ein merkwürdiges Muster auf der Bandage, die eindeutig nicht mehr so fachmännisch angebracht war, wie zuvor.
    „Ich hoffe das hält.“ Meinte er, als er einen Knoten machte, „Du bewegst dich besser einfach nicht mehr.“ Versuchte er grinsend hinterher zu schieben, aber irgendwo war ihm das durchaus ernst. Sie sollte besser nicht riskieren dass noch eine weitere Naht aufging, oder die Paste auf der offenen Wunde verrutschte.

  • Eine flog übers Greifennest

    Weiter zog der Wind in Eile,
    denn es rief die Ferne ihn
    Weiter zog der Wind in Eile
    und das Mädchen folgte ihm
    Wie die Jahre so vergingen
    Wuchs die Freundschaft mit dem Kind
    Und so zogen sie gemeinsam,
    das Mädchen und der Wind

    Einmal editiert, zuletzt von Keona Saldari ()

  • Owatu nahm ihr die Bandage ab und Rhynn wich dabei seinem Blick aus. Er wickelte schließlich provisorisch einen Verband um die verletzte Stelle, um den Umschlag an seinem Platz zu belassen.
    " Wie ? Soll ich den Rest der Strafe genauso sitzen bleiben?" fragte sie genauso scherzend. " und wenn du wieder beim Klettern abrutscht? Wer fängt dich dann?" Schließlich wurde ihr Lächeln breiter. " Es fühlt sich schon viel besser an... Danke." Bei den Worten hatte sie den Kopf gedreht um ihrem Mithäftling in die Augen sehen zu können. Sie hatte eine Hand bereits erhoben, die sie ihm zur Bestärkung ihrer Worte auf den Unterarm legen wollte. Doch sie zögerte und zog dann hektisch die Hand wieder zu ihrem Körper zurück. Das war genug Nähe, wie sie meinte und wäre nun mehr als nur aufdringlich. Umständlich stülpte sie das Hemd über ihren Kopf und Kämpfte sich zurück in das löchrige Hemd. Es half zwar reingar nichts gegen die Kälte, doch wenigstens Bedeckte es sie ausreichend. Ein wenig irritiert davon dass das Wetter so garnicht zu ihrer Gefühlten Temperatur passen wollte beobachtete sie wieder die Passanten unten am Platz. Ihr Onkel hatte sich nach einer kleinen Runde scheinbar wieder auf seine Kiste gesetzt und schien sich einen Spaß daraus zu machen der Wache kleine Steinchen im Hohen Bogen gegen seinen Helm zu werfen. Der junge Kadett schien sich zwar danach umzusehen, konnte aber nicht so recht feststellen, woher der steinchenregen kam.

  • „Ich habe nicht geplant ein weiteres Mal beim Klettern abzurutschen!“ antwortete er bestimmt, und er kam nicht umhin verlegen ihrem Blick auszuweichen. Aber als sie sich bedankte schaute er sie wieder an und nickte. „Zum Glück weißt du was diese Blätter können.“
    Nun da Rhynn wohl versorgt war forderte Tameqa wieder seine Aufmerksamkeit. Und während er den kleinen Greifenkopf kraulte, bis es ihr wieder genug war, ließ auch er den Blick über den Platz schweifen. Der Onkel war wohl wieder zurück Gegangen, dennoch fragte er sich, ob er irgendwas gemacht hätte, wenn er einen schwerwiegenden Fehler bei der Behandlung seiner Nichte, begangen hätte. Oder ob das auch zu seinen Lehrmethoden zählte, bei sowas nicht einzugreifen.
    Irgendwie war dieser Tag ruhiger als der letzte, oder kam es ihm nur so vor? Der Marktplatz war zwar belegt, aber ihm schien es so, als ob die Leute gestern schon ihre Neugierde befriedigt hätten und da sie beide heute keine weiteren Anstalten mehr machten irgendwo hin zu klettern, sondern einfach im Nest sitzen bleiben, verebbte langsam das Interesse. Irgendwann kam tatsächlich eine Wachablösung für den stotternden Gardisten, der ihnen auch neue Wasserschläuche brachte. So konnten sie wenigstens das wieder entstehende Loch in ihrem Magen mit Wasser füllen. Doch der Hunger nagte sehr an seinen Kräften und es war noch nicht ganz dunkel geworden, da hatte er schon das dringende Bedürfnis zu schlafen. Schlafend würde die Zeit einfach viel schneller vergehen. Wobei er durchaus auch mit dem Gedanken spielte zu versuchen wach zu bleiben, damit Rhynn mehr Platz im Nest hatte. Aber er kam recht schnell zu dem Schluss, dass er das nicht lange durchhalten würde. Er trank ja jetzt schon immer mal wieder nur um irgendwie die aufkommende Übelkeit, die wohl einfach vom Hunger und den Strapazen der letzten Tage kam, nieder zu kämpfen. Es würde die Platzsituation also eher nur um ein paar Stunden anders aussehen lassen. Dann würde er einfach nicht mehr anders können, als sich entweder dazu zu legen, oder vom Ast zu kippen.
    So schmal wie er sich irgendwie machen konnte legte er sich ins Nest. Setzte sich aber bald schon wieder auf, weil sich Tameqa an ihn kuscheln wollte und somit kein Platz mehr für Rhynn im Nest war. Also musste er es doch mit dem wach bleiben versuchen, weil er wohl schlecht das Greifenjunge aus dem Nest schmeißen konnte.

  • Rhynn sah schuldbewusst auf den Tuatanai. Nahm er ihr die scherzhaft gemeinte Aussage übel? Sie wusste seinen Gesichtsausdruck nicht so recht zu deuten, doch seine nächste Aussage erleichterte sie ein wenig. "Wenn ich einen Baum und seine Wirkung kenne, dann wohl den der bei Verletzungen hilft." Die Katze lachte kurz auf, bei dem Gedanken daran wie oft sie tatsächlich, kleine und größere Schnittverletzungen, mit diesen Blättern hatte behandeln müssen. Auf Bäume klettern und im dornigen Unterholz kleine Lebendfallen aufzubauen, in scharfkantigen Felsvorsprüngen nach Nestern suchen, hatten ihr schon viele Verletzungen beschert, so dass sie sich zwangsläufig fragte ob sie eigentlich lebensmüde war, bei ihrem Onkel, freiwillig soviel Zeit zu verbringen.
    Eine zeitlang schwiegen die beiden und Rhynn beobachtete mit gespitzten Ohren den Wachwechsel. Die Katze erhoffte sich dadurch an Neuigkeiten heranzukommen, doch der der seine Wache nun antreten würde, schien nur sichtlich genervt von seinem stotternden Kameraden, dass er sich entschied ihn möglichst desinteressiert anzubrummeln bis er von alleine verschwand. Auch die Bürger der Stadt schienen nicht sonderlich erpicht darauf, so deutlich zu tuscheln, dass sie irgendwas verstehen konnte. Aber Selphet schien den Gefallen daran gefunden zu haben, die Rinde des Baumes mit seinem schwarfen Schnabel abzuschaben um sie dann hinab auf den Wachmann zu bröseln.
    Die Lichtsäule schwand bereits kaum merklich, als Rhynn sah wie sich Owatu müde im Nest zusammen rollte. Der frische Wasserbeutel hatte gut getan und auch der Umschlag verfehlte seine Wirkung nicht. Sie beobachtete interessiert wie sich die Graue an Owatu kuschelte und sie meinte ein leises Schnurren ging von der Greifin aus, doch der junge Mann schien unruhig und setzte sich wieder auf, als Rhynn ihre Hände in dem weichen warmen Gefieder vergrub. " Alles in Ordnung?" Fragte sie mit besorgtem Blick." Du kannst ruhig schlafen... ich bin noch nicht müde ich kann dich ja wecken, dann könnten wir uns abwechseln." schlug sie vor, weil es durchaus sein konnte, dass Owatu die Situation heute Morgen unangenehm war, so wie ihr, dass sie in so einer Lage auch noch seine Nähe gesucht hatte. Rhynn versuchte die anbahnende Scham über ihre Unbeherrschtheit zu verdrängen, doch gelang es ihr nur mäßig. Mit warmen Ohren kraulte sie Selphet am Nacken, denn das Jungtier schien zu merken, wie Rhynn noch immer fror und wich seit der Behandlung durch Owatu, keinen Zentimeter mehr von ihrer Seite. " Es ist wirklich kein Problem." versicherte sie ihm nachdrücklicher auf seinen skeptischen Gesichtsausdruck hin.

  • „Ich… so ist kein Platz für uns beide hier, und wenn Tameqa ein Teil des Nestes haben will, dann muss ich wohl warten, bis ich schlafen kann.“ erklärte er und kraulte dabei den grauen Kopf. Nicht das die Greifen das jetzt als Aufforderung wahrnahm zu gehen. Das wollte er auf gar keinen Fall.
    „Wie kannst du noch nicht müde sein?“ fragte er die Katze und konnte das nicht so recht glauben. Zugegebnermaßen hatten sie heute nicht viel mehr getan, als ihre Strafe abzusitzen, trotzdem war er erschöpfter und müder, als wenn er den ganzen Tag durch den Wald gerannt wäre. Kurz überlegte er, ob er wirklich ihr Angebot annehmen sollte, oder darauf bestehen, dass sie schlief, schließlich war es nicht seine Wunde, die heute wieder aufgegangen war und bei Rhynn bestand durchaus die Gefahr, dass ihr Fieber stärker wurde.
    Verlegen pullte er an dem Harz herum, was sich langsam mit etwas Nachdruck lösen ließ. Doch er konnte nur mühsam ein Gähnen unterdrücken, weshalb er sich mit ihrem Nachdruck auf den Plan einließ. So viele Argumente gegen ihre Behauptung, dass sie noch nicht Müde war hatte er nunmal nicht, ausser denen, die sie als Lügnerin bezichtigen würden.
    „Wehe du weckst mich nicht und kippst vom Baum.“ versuchte er mit einer Gewissen Drohung zu sagen.
    Kaum hatte er sich wieder hin gelegt, da breite Tameqa auch schon einen ihrer Flügel über ihm aus und das letze, was er bewusst mitbekam war die wohlige wärme der Greifin.



    Als er wieder wach wurde, war es immer noch dunkel und er brauchte eine ganze Weile um Traum von Wirklichkeit zu unterscheiden und dass tatsächlich irgend etwas über seinen Arm strich, er nicht in der Kaserne in einem Bett lag und vor allem, das Rhynn ihn wecken wollte, wenn sie schlafen wollte. Bei dem Gedanken war er dann doch schlagartig wach, weil er die leise Befürchtung hatte, dass es schon weit nach Mitternacht war und die Katze so lange ausgehalten hatte.

  • Rhynn zuckte mit den Schultern, eigentlich war sie müde, doch er sollte ohne Bedenken schlafen können. "Ich weiss nicht." Gab sie zur antwort und sah hinauf zur Kuppel, die ihr die Antwort praktisch vor den Kopf stieß. " Es ist noch nicht dunkel, vermutlich liegts daran." Nur um in Geiste hinzuzufügen, dass es zu kalt war um zu schlafen. " Und bei deinem knurrenden Magen, kann ohnehin niemand schlafen." Setzte sie noch grinsend einen drauf, obwohl ihrer vermutlich genauso laut seinen Unmut zum besten gab. Er schien zu zögern. Kaufte er ihr das nicht ab? Rhynn zwang sich einen beschwichtigenden Gesichtsausdruck aufzulegen. Doch nach einer Drohung, machte er es sich in dem Gewirr aus ästen und Stroh wieder gemütlich.


    Selphet drückte sich an die Katze und versuchte offensichtlich soviel Wärme an sie abzugeben wie er eben konnte. Ein beruhigendes Schnurren ging von dem Jungtier aus, als wollte er sagen, dass schon alles gut werden würde. Sie konnte es nicht sagen wie lange sie auf dem Ast saß ehe sie nun eben auch erschöpft rückwerts an den Stamm zurück robbte, und sich entgegen ihrer Schmerzen an den Stamm zu lehnen. Am Anfang zählte sie die Menschen auf dem Platz, um sich von der Müdigkeit abzulenken, doch mit zunehmender Dunkelheit, nahmen die Besucher des Platzes ab und der Katze viel es zunehmend schwerer sich wachzuhalten. Soweit dass sie sogar ein paar ihrer Zöpfe löste, um sie neu zu flechten, obwohl es ihr Schmerzen bereitete den Arm höher zu heben. Doch auch dies lernte sie zu nutzen und überwandt damit wieder eine Zeitspanne. Wenn sie hier erstmal wieder runterkäme... schwor sie sich... würde sie nie wieder die harten Matratzen in der Kaserne verfluchen und die Mahlzeiten in der Kantine auch nicht. Eigentlich hatte sie nur kurz die Augen schließen wollen, doch entschwand sie viel zu lange in einen Schlaf und drohte zur Seite zu kippen. Selphet drückte sie wieder halbwegs gerade doch, die Katze schien auch nach mehrfachem Wecken immer wieder einzunicken. Der Junge greif balancierte über dem Ast auf das Nest zu und schmiegte seinen Kopf an den Arm den Tuatanai um ihn zu wecken, während die Cath'Shyrr wieder einschlief. Dann versuchte er es ein wenig nachdrücklicher und zwickte leicht in die gebräunte Haut und quietschte kurz verzweifelt.

  • Es war gar nicht Rhynn, wie ihm schlagartig bewusst wurde, sondern Selphet, der nicht bösartig, aber bestimmt mit seinem Schnabel ihn in die Schulter zwickte. Sein Blick suchte nach der Katze, die, wie er feststellte gar nicht im Nest war, sondern am Stamm lehnte. Und die Aufkommende Wut darüber, dass er von ihrem vernachlässigten Greifen geweckt wurde verpuffte in dem Moment, wo er feststellte, dass sie wie ein nasser Sack auf dem Ast hing und drohte jeden Moment runter zu rutschen. Törichte Frau! schalte er sie in seinem Kopf und rappelte sich hoch. Was an, weck mich bevor du zu müde wirst, hatte sie eigentlich nicht verstanden?
    „Rhynn?!“ fragte er scharf, aber er konnte vom Nest aus nicht so recht erkennen, ob das bis zu ihr durchdrang. Ausserdem befürchtete er, dass wenn sie hochschreckte erst recht fallen würde.
    Er rappelte sich aus dem Nest auf und Temaqa schaute ihn mit einem fragenden Quitschen an. Owatu schüttelte zu Antwort, verärgert über die Katze, den Kopf, dann kletterte er auf den Ast zu der Cath’shyrr hin.
    Er packte sie an beiden Armen, damit sie auf keinen Fall zur Seite kippen konnte und schüttelte sie Sachte. „Rhynn, du kannst hier nicht schlafen! Warum weckst du mich denn nicht?“ So ganz schaffte er es nicht seine Verärgerung aus der Stimme zu bannen, obwohl er es versuchte.

  • Rhynn wurde erst von einem scharfen Schmerz in ihrem Oberarm geweckt. Verwirrt schlug sie die Augen auf und ein verärgert aussehender Owatu blickte ihr entgegen, der sie festhielt. Der tuatanai Schimpfte beinahe mit ihr, doch seine Worte drangen nur langsam in ihr Bewusstsein. Er rüttelte an ihr, was den Schmerz nur verschlimmerte und sie drückte seine Hand von ihrem Linken Oberarm und presste durch die Zähne. " Au! Ich hab nur kurz die Augen zugemacht! Ich wär doch nicht eingeschlafen!" log sie, zumindest hätte sie das vorgehabt. Die Katze rieb sich über die Bandage die eine verräterische Wärme ausstrahlte und die Haut spannte überreizt unter dem Verband. Ihr Blickfeld schien seltsam getrübt, und sie dachte im ersten Moment, es läge an der Tatsache, gerade erst die Augen geöffnet zu haben. Kurz schüttelte sie den Kopf und rieb sich mit der Handfläche über die Augen. Ihre Annahme schien sich zu bestätigen, als sich ihr Blick wieder klärte. Doch das dumpfe Pochen in ihrem Arm blieb, trotzig erwiederte sie seinem ungläubigen Gesichtsausdruck. " Gut.. ich bin eingeschlafen... aber ich war vorhin wirklich nicht müde, und ich wollte dich schlafen lassen.....zufrieden?" Just in dem Moment, als sie dies Ausgesprochen hatte, erfasste sie ein Zittern, nun da Selphet sie nichtmehr wärmte, sondern neugierig hinter Owatu vorbeilugte. Rhynn straffte sich ein wenig, jetzt noch mehr Schwäche zeigen, wollte sie nicht. "Störrisches Gör! Hör auf zu diskutieren. Mach einfach mal das was man dir sagt! Musst du dir immer erst das Hirn einrennen?" Schallte es über den Marktplatz, die Stimme wurde von einem starken Cath'Shyrr Akzent begleitet. Der Lärm hatte offensichtlich ihren Onkel geweckt und die Worte ließen Rhynn schlagartig trotzig zur Seite blicken.

  • Sie war viel zu warm, schoss es ihm durch den Kopf, als sie endlich die Augen aufmachte und sich gleich aus seinem Griff befreite. Nur dass sie tatsächlich die Dreistigkeit besaß zu behaupten sie hätte nicht geschlafen, lenkte ihn von dem scharfen Schmerz ab, der dabei durch seinen rechten Arm schoss und ihn kurz zusammen zucken ließ. Seine Hand hatte er vollkommen vergessen gehabt, vor allem, dass er sie nicht benutzen sollte.
    Es tat ihm durchaus Leid sie so schmerzhaft geweckt zu haben, aber das war doch wohl besser, als dass sie vom Baum gekippt wäre?“ Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch und die Katze gab doch zu eingeschlafen zu sein.
    „Du hast gesagt, du weckst mich. Das war doch klar…“ er brach ab. Es hatte eh keinen Sinn mehr jetzt noch zu diskutieren. Sie machte einen elenden Eindruck und er begann sich vor allem darüber zu ärgern, dass er auf ihr Angebot eingegangen war. „Sogar dein Greif war der Meinung, dass es besser ist mich zu wecken, als zu versuchen auf dem Ast durchzuhalten.“ Erklärter er ihr ruhiger, als ihm jemand zur Hilfe kam Erstaunt schaute sich der Tua’tanai um, bis er den Onkel erblickte, der zu ihnen herüber geschlichen kam, Dankbar nickte er dem Mann zu.
    „Du schläfst besser im Nest weiter.“ Sagte er bestimmt und bot ihr die eine Hand an, damit sie sich daran hochziehen konnte. „Hör auf deinen Onkel!“ fügte er an und blickte nochmal zu dem Cath’Shyrr. Er schien wohl diese Erfahrung schon öfter mit seiner Nichte gemacht zu haben. Und er fragte sich, welche der Lehrmethoden, die dieser Mann ihr angedeihen lassen hatte, wohl genau aus solchen Situationen entstanden waren.

  • " Was war klar?" fauchte sie leise und ihr Kopf drehte sich wieder zu ihm. " dass ich diese Strafe nicht schaffen würde? Das ich die Nacht nicht wach bleiben kann?" die Hitze stieg ihr zu Kopf und Ihre Augen reflektierten das Licht, der Laterne des Gardisten am Fuß des Baumes. Eigentlich hatte sie garnichtsmehr dazu sagen wollen, doch seine Worte brachten sie dazu, noch ehe sie irgendetwas überdenken konnte. Wie schaffte er es nur immer sie zur Weissglut zu treiben?
    " Du schickst mich ohne Abendessen ins Bett, ja? Ich bin kein Kind! Und ich kann selber gehen." Ihre Finger krallten sich in die Borke, als sie versuchte sich am Stamm hochzuziehen und ignorierte seine angebotene Hilfe. Umständlich rappelte sie sich hoch mit vor Schmerzen rebbelierendem Körper. Ihren Beinen fehlte die Kraft und sie fühlte sich seltsam dumpf im Geiste.
    " Geh weg.. ich kann so nicht ins Nest, wenn du da rumstehst."grollte sie im Fieber. Eigentlich hatte sich ihre Meinung über den Tuatanai seit ihrem ersten Treffen gewandelt, doch jetzt gerade arbeiteten zwei Leute gegen sie. Ihr Onkel und er. Und der einzige bei dem sie sich wehren konnte war, Owatu. Ihre wackeligen Knie voreinandersetzend tastete sie sich über den Ast auf den Mann zu und machte eine kurze scheuchende Handbewegung. Selphet tipselte unruhig vom Ast knurrte und fiepte gleichzeitig als könne er sich nicht entscheiden welchem Impuls er nachgeben wollte, seine Verzweiflung oder die Wut von Rhynn, die er ebenfals spürte.
    Nun da Rhynn die Stimme erhoben hatte schaltete sich nun doch die Wache ein. " Hey! Es ist mitten in der Nacht! Könnt ihr euer Gezänk auf ein minimum reduzieren?! Ihr sollt nicht streiten, sondern eure Strafe absitzen."

  • Das war ja klar, das sie ihn hätte wecken müssen, war eigentlich der vollständige Satz in seinem Kopf gewesen, aber nachdem sie ihn so anfauchte hatte er keine Lust weiter darauf einzugehen.
    Es war nur allzu deutlich, dass es ihr schwer viel alleine aufzustehen, aber sie schlug eindeutig seine Hand aus. „Bitte, mach halt was du willst“ entgegnete er ihr schließlich, nachdem sich die erste Verwirrung über ihre Worte gelegt hatte. „Aber wundere dich nicht, wenn du am morgen mit zermatschtem Gesicht auf dem Boden aufwachst!“ warum hatte er sich noch gleich die Mühe gemacht sie zu wecken? Für einen Moment blieb er stehen. Er ließ sich nur ungern scheuchen. Aber damit sie ins Nest gelangen konnte und das war nunmal bitter nötig, musste er ihr wohl irgendwie Platz machen. Ausweichen war auf dem Ast ein Ding der Unmöglichkeit, weshalb er notgedrungen zurück zu Nest kletterte.
    „Ja daran wirst du dich noch gewöhnen müssen, Frauen sind irgendwie so.“ wandte er sich ruhig und verbrüdernd an Selphet, der unruhig schien. Tameqa interessierte das ganze irgendwie fast gar nicht. Die Graue hatte nur leicht den Kopf gehoben und beobachtete das ganze Geschehen.
    Dann schaltet sich plötzlich der Gardist ein und Owatu bedachte ihn skeptisch. Er hatte ja eh nicht zu schlafen hier, schoss es ihm durch den Kopf und beinahe hätte er das auch laut ausgesprochen, so aufgebracht wie er gerade war. „Eigentlich…!“ er brach rechtzeitig ab, auch wenn der letze Halbsatz ihm Rhynns Unmut eingebracht hatte. Der Cath’Shyrr war noch etwas näher gekommen und lenkte damit zu Owatus Glück den Gardisten wieder von den beiden Sträflingen ab. „Weiter dürft ihr nicht.“ gab der Gardist seine Anweisungen an den Katzenmann weiter.
    „Oh das brauche ich auch gar nicht.“ lautete die gelassene Antwort des Onkels, dann wandte er sich an seine Nichte. „Jetzt lass dich einmal nicht von deinem Sturmschäden leiten, sondern sei vernünftig. Ich für meinen Teil habe keine Lust deiner Mutter zu erklären, warum ihr Kind von einem Baum gefallen und dabei zu Tode gekommen ist.“
    Irgendwie hatte er einen merkwürdigen Unterton in seiner Stimme, wie Owatu befand und ehe der Tua’tanai sehen konnte, wie die Katze auf diese Ansprache reagierte, drehten sich die vom schein der Laterne unheimlich blitzenden Augen ihm zu. „Junge, wie sah die Wunde aus? War sie stark gerötet? Kann es sein das Rhynn mittlerweile Fieber hat?“
    Owatu versuchte sich zu erinnern, aber er hatte keine Ahnung, ob die Wunde, die re behandelt hatte mehr gerötet gewesen war, als sie sollte. „Vielleicht.“ lautete seine Antwort, die auch auf die zweite Frage zutraf. So wie die Katze gerade drauf war, würde er sie nicht anfassen dürfen um das zu überprüfen. „Ich glaube schon.“ fügte er an um nicht nur eine total nutzlose Antwort zu liefern. Die aber, auch nicht wirklich viel Hilfreicher war, wie er feststellen musste, als er es ausgesprochen hatte.
    „Kind, ist dir kalt?“ fragte er dann wieder an Kylan gewandt.

  • Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis er sich in Bewegung setzte und zurück ins Nest kletterte. Ja rede du nur... feixte sie innerlich, als ob Männer besser wären. Die Katze folgte ihm ungeschickt in das Strohgewölle und sah sich um. Platz gab es gerade kaum und nur desswegen blieb sie stehen. Ihr Onkel war näher herangetreten und sprach mit zuerst mit dem Gardisten, nur um sie dann zu Tadeln und ein Schlechtes Gewissen zu machen. Das ist auch nicht das erste Mal, wo mir sowas passieren könnte, maulte sie innerlich nach. Ihre Gedanken kreisten dabei um gefährliche Kletterpartien in felsigem Gelände, ein Ort wo ihre Krallen rein garnichts brachten, oder die risikoreichen Schießübungen, bei denen es um Schnelligkeit ging und man gleichzeitig ausweichen musste.
    Dann fragte er Owatu Dinge, die ihr Kopf nur langsam zusammensetzen konnte. Gerötete Wunde? Zuerst dachte sie an ihren Rücken, doch der tiefe Schnitt am Schulterblatt fühlte sich nicht so ungesund an. Doch es gab eine Verletzung, die sie sich nicht hatte ansehen wollen. Langsam, als hätte sie Angst davor, was jetzt gleich käme, löste sie den Verband der ihren linken Arm bedeckte. Die letzten drei Schichten waren tropfnass und klebten an der Wunde.
    " Wem wäre so denn nicht kalt?!? Außer ihm vielleicht." Schimpfte sie gereizt los , deutete zuerst auf sich und wedelte dann mit der losen Bandage in seine Richtung, bei dem Anblick des beinahe nackten Körpers. Vorsichtig nestelte sie weiter an den Stoffbahnen rum.
    " Rhynn...." begann der Katzenmann ruhig und schüttelte fast belustigt den Kopf. " Es ist ungewöhnlich warm... für die Nacht."
    Mehr brauchte es nun auch für Rhynn nicht und sie nickte knapp.
    " Hm.." kam nur die resignierende Antwort und hob die letzte Schicht von der entzündeten Wunde. Nun wurde ihr bewusst, wesshalb ihr so schwindlig war und wie hoch das Fieber sein musste konnte sie nur erahnen. Langsam ließ sich die Katze am Rand des Nestes nieder und starrte dabei auf die Naht. Der ganze Bereich war angeschwollen, gerötet und unnatürlich nass, während die Fäden spannten, als würden sie jederzeit reissen.
    " Lasst EUCH was einfallen." Seine Stimme klang ruhig, doch betonte er dieses Wort nachdrücklich, während er einfach da stand, als wartete er darauf wie sie wohl handeln würden. Normalerweise würde Rhynn, wenn sie die Möglichkeitrn hätte, die Nähte öffnen alles ordentlich säubern und je nachdem wie schlimm das Gewebe beschädigt worden war, die Verletzung ausbrennen oder sie wieder zunähen und mit Umschlägen behandeln. Doch hier oben gab es kaum Möglichkeiten und eine falsche Vorgehensweise konnte sie ihm Ernstfall - auch wenn dieser hier kaum einer war- das Leben kosten. Ihr erster Blick huschte zu ihrem Onkel, doch der ließ nichts durchscheinen, widerwillig und beinahe beschämt sah sie zu Owatu. " Ich... würde normalerweise alles aufmachen... aber ich kanns hier ja nicht wieder zunähen." Leise fast ein Flüstern schien ihre Stimme zu sein. Und ihr Onkel hatte recht.. die Katze musste tatsächlich erst wogegen rennen bevor sie Hilfe annahm. " Lassen wir es so und hoffen das die Blätter wirken? Oder machen wir es auf um es zu säubern?"

  • Ha, dachte er. Ich bin es nicht mit dem falschen Temperaturempfinden hier, als ihm der Katzenmann bestätigte, dass es eine warme Nacht war. Allerdings wisch der kleine Triumph doch augenblicklich sorge, weil das eben bedeutete, dass Rhön Fieber hatte und er keine Ahnung, wie er ihr helfen konnte. Hätte er sie doch mal dazu verdonnert zu schlafen und wäre selbst wach geblieben ärgerte er sich und kletterte hinten wieder aus dem Nest um der Katze mehr Platz zu bieten. Langsam ließ er sich auf dem Ast neider.
    Ungläubig schaute er den Katzenmann an. Das war nicht sein ernst! Der wusste sicherlich ganz genau, was zu tun war, aber wollte sehen, was sie sich einfallen ließen? Rhynn, die vielleicht gerade nicht mehr so ganz klar denken konnte und er der, ein wirklich miserabler Heiler war? Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und kurz trafen sich angespannt die Blicke von Owatu und dem Onkel. Der Mann wollte nicht ernsthaft, das es seiner Nichte noch schlechter ging, oder? Doch bevor er sich einen bissigen Kommentar einfallen lassen konnte, lenkte Rhynn seine Aufmerksamkeit auf sie.
    Ja sie konnten es schon wieder aufmachen, das würde ohne Messer aber auch schon ziemlich schmerzhaft werden. Und zu würden sie es auf gar keinen Fall mehr ohne Nadel bekommen. Als Faden könnte man ja zur Not auch noch Haare nehmen, oder? Er hatte keine Ahnung, das hielt vermutlich nicht. Und auch die Fäden der Raupen waren alles andere als klebrig genug. Das einzige, was hier klebte war das Harz.
    „Könnte man das Harz verwenden?“ fragte er und hielt seine Hand hoch, wo der Baumsaft ja auch ganz gut die Wunde verschlossen hatte. „Ich weiß nicht, was es macht, wenn wir es einfach noch zwei Tage so lassen? Können die Blätter denn den Eiter da rausziehen?“ er war sichtlich unsicher. Bei sowas brauchte er einfach Anleitung.
    „Was haben wir denn zur Verfügung?“ Begann er laut zu denken und schaute sich um, während er die Dinge aufzählte, die ihm auffielen, „Federn, Haare, Krallen, Stroh, Äste, Blätter, Raupen, vielleicht auch andere Insekten, ihm, das Harz, Leder, vielleicht könnte man einen Faden aus der Bandage lösen? Wasser, einen Eimer…. ihm…“ .. einen nicht hilfreichen Onkel, fügte er nur in Gedanken hinzu. Nochmal wanderte sein Blick zu dem Mann, der aber wirklich keine Anstalten machte sich einzumischen. Kein wunder, warum Rhynn so stur war, er hatte sie vermutlich genau dahin gedrängt.
    Tameqa stupste ihn leicht an und schmiegte ihren Kopf an sein Bein. Ja und zwei Greifen.
    Mh.. und zwei Greifen, die nicht ausdrücklich zum Ast-Aarest verurteilt wurden waren, sondern eigentlich nur wegen ihnen hier oben waren. Langsam formte sich ein Plan in Owatus Kopf.

  • Rhynn hörte seinen Vorschlag und überlegte.
    " Kommt darauf an... wie stark es blutet.. wie tief die Wunde ist.. wie schnell das Harz aushärtet.. vielleicht wenn wir es mit strammen Bandagen kombinieren... aber ich weiss nicht wie sich das Harz verhält, wenn die Wunde so nass ist.." entgegnete die Katze und knibbelte mit einer scharfen Kralle an dem Knoten herum. Von ihrem Onkel brauchten sie keine Hilfe zu erwarten, ohne Hinzusehen, wusste sie genau welchen Gesichtsausdruck er gerade an den Tag legte. Wie ein Lehrer der einem eine Aufgabe gestellt hatte und erwartete, man müsse die Antwort doch kennen. Auf seine Frage hin, hielt sie den Arm ein wenig ins Licht der Laterne und drückte nur leicht auf den Wundrand und entzündetes Wundsekret quoll zwischen den Nähten hindruch.
    " Ich schätze wenn wir es so lassen... werd ich morgen den ganzen Tag schlafen und gegen Ende könnt ihr mich vom Baum tragen..." klang ihre Stimme bitter und sie schüttelte den Kopf. Die Blätter konnten unmöglich so tief vordringen.
    " Ich.. mach es auf...." beschloss Rhynn und biss die Zühne zusammen, in Gedanken daran wie schmerzhafg das werden würde. Doch Owatu begann Dinge aufzuzählen und durch den Nebel hindurch überlegte sie weiter nach der Nadel und Faden Möglichkeit.
    " Wenn wir kleine Knochen hätten ... oder Gräten... könnte ich eine Nadel herstellen..." Genau in dem Moment viel das Wort Federn... Federn hatten einen kiel.. und wenn man die sogar als notdürftige Kanüle benutzen konnte.. warum also nicht versuchen?
    " Selphet?" sie sah mit fiebrigen Blick zu dem Greifen, der sofort aufmerksam die Ohren aufstellte. Doch wie sagte man einem Jungtier, dass man eine Feder brauchen würde? Sie wollte ihm nicht einfach eine rausrupfen, dass konnte womöglich das Ende des Vertrauens bedeuten. Vor Owatu erwähnte sie ihre Überlegung nicht. Sie war sich nichtmal sicher ob es überhaupt funktionieren konnte. In ihrem Geiste suchte sie diese Verbindung und sah dem Braunen dabei in die Augen. Obwohl sich ein hohles Gefühl anbahnte, ähnlich dem Überraschungsmoment, wenn man die letzte Stufe einer Treppe übersah, konnte sie diesen Moment der Verbindung kaum werten. Verzweiflung bahnte sich an. Wie sollte sie das jemals lernen? Wenn sie nicht mutwillig mit ihm reden konnte, so dass er sie verstand?
    " Hilfe?" Schallte es plötzlich durch ihren Geist. Der Greif war nun auf sie zugegangen und zum ersten Mal schaffte es Rhynn wirklich bewusst zu Antworten. Intuitiv sandte die Katze ein Bild seiner Stärkeren Federn an das Jungtier.
    " Könnte ich eine Haben?" seltsam fremd klang ihre eigene Stimme in ihrem Kopf und die Cath'Shyrr schüttelte überrascht den Kopf als hätte sie Wasser im Ohr.
    " Du, nicht fliegen..." kam die belustigte Antwort. Was wollte das dürre Zweibeinige Wesen mit einer Feder anfangen? Doch das Greifenmännchen zögerte nicht lange und streckte den Kopf unter einen Flügel und durchforstete das unfertige Gefieder mit dem Schnabel und zwickte letztendlich eine stärkere, handlange Deckfeder ab. Stolz präsentierte er ihr sein Fundstück und kuschelte sich an die erschöpfte Katze.
    " Danke." antwortete sie nun wieder in Belerianai, nachdem sich die Verbindung gelöst hatte. Noch während sie den Federkiel zwischen ihren Fingern drehte suchte sie den Blick des Tuatanai.
    " Ich weiss nicht obs überhaupt geht... aber ausprobieren kann man es ja." Erklärte sie sich knapp und spaltete die schöne glänzende Feder mit einer Kralle.

  • „Dann sollten wir es wirklich auf keinen Fall so lassen!“ sagte Owatu bestimmt. Das Rhynn die nächsten zwei Tage im Fieberwahn im Nest liegen würde, war mit Sicherheit keine Lösung.
    Er beobachtete, wie sie anfing die Naht aufzumachen, wollte ihr irgendwie dabei helfen, wusste aber nicht wie, so dass er mitten in der Bewegung inne hielt. Ihre Krallen waren tatsächlich am besten dazu geeignet die Fäden wieder aufzubekommen. Viel besser als seine Finger. Man sah ihr aber an, wie schmerzhaft und mühsam das sein musste und mittendrin brach sie ab und rief ihren Greifen zu sich. Redete sie mit ihm? Versuchte sie es? Es war ihm nicht ganz klar, aber als das Jungtier begann sein Gefieder zu richten deutete Owatu das erst so, als würde er auf irgendetwas warten, weil er nicht so recht wusste, warum er zu Rhynn kommen sollte, bis zu dem Augenblick, als der Greif ihr eine Feder von sich gab und die Katze sich bedankte. Der Schnabel war scharf genug um den dicken Kiel durchzubeißen ohne dass er brach.
    „Was genau hast du damit vor?“ fragte er, als sie den Kiel teilte und die ganzen kleinen Federhärchen entfernte. Sie hatte ja zuerst eine Möglichkeit gesucht eine Nadel herzustellen, aber ob das mit dem gespaltenen Federkiel ging? Oder hatte sie etwas anderes vor?
    „Kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte er und sammelte den Verband ein, den sie gelöst hatte. Hier gab es zu mindestens noch stellen, die nicht dreckig waren, so dass man ihn nochmal benutzen konnte.

  • " Mädchenkram ... " antwortete sie knapp wobei sich ein Grinsen anbahnte., denn Nähen war, dass was ihr Vater nur zu gerne als Mädchenkram bezeichnete.
    " Wenn ich es hinbekomme, haben wir Nadel und Faden in einem." Versuchte sie ihre verworrenen Gedankengänge zu erklären. Die Schweissperlen standen ihr auf der Stirn und die Feder rutschte ihr durch die klammen Hände, als sie Owatus besorgte Nachfrage hörte sah sie kurz zu ihm auf und lächelte müde.
    " Vielleicht, solltest du mir eine drüber ziehen... dann kannst du in Ruhe Nähen und ich spar mir die Schmerzen." die Katze wünschte sich beinahe, er würde es tatsächlich tun und nur sicherheitshalber fügte sie hinzu, als sie die Kralle erneut ansetzte um einen Schmalen Streifen der Feder abzuteilen. " Aber pass auf, das ich dabei nicht abstürze...". Rhynn ließ sich Zeit, das musste sie auch, denn ihre Muskeln zitterten und ihr war schwindlig, als sie ein wenig ernsthafter anfügte. " Verband... Blätter.. Wasser... ein Messer wäre schön... etwas Eintopf auch ... ein warmes Bett... selbst gegen die alten Strohmatratzen aus der Kaserne hätte ich nichts..." versuchte sie sich selbst abzulenken und teilte gemächlich ein dünnes Stück des Federkiels ab und bog es prüfend zwischen den Fingern. " Es wird mehr Stiche brauchen als ein normaler Faden, weil man es nicht knoten kann... aber besser als nichts." Sie reichte dem Tuatanai das feste Band und machte sich daran einen zweiten abzutrennen um diesen ebenfalls an Owatu weiter zu reichen. "Reibst du die mit einem Blatt ab?" Sie hatten nichts zum Abkochen oder desinfizieren, also blieben nur die Blätter.

  • Immer noch schaute Owatu der Frau neugierig zu und so langsam erschloss sich ihm der Plan. Denn biegsamen Teil der Feder gleich mit als Faden zu nehmen, war wirklich die beste Möglichkeit, die sie hier oben hatten.
    „Und danach darf ich mich auch noch um deinen Kopf kümmern.“ Versuchte er scherzhaft zu sagen, meinte das aber eigentlich sehr ernst.
    „Mh, ich fürchte, die Blätter, die ich noch habe werden nicht reichen, ich geh besser noch ein paar hohlen, vielleicht finde ich auch noch etwas Eintopf unterwegs und ein Bett… man weiß ja nie.“ Stieg er auf Rhynns Worte ein, die eindeutig ja nicht ernst gemeint waren, aber die Katze vielleicht etwas von dem Ablenken würden, was gleich kommen würde. Oder auch um sich etwas von dem ablenken zu können was gleich kommen würde. Irgendwie hätte er lieber mit ihr getauscht. Im Schmerzen aushalten war er wesentlich geübter, als ihm nähen mit einer Feder. Ja er hatte gerade tatsächlich das Gefühl, dass ihm die Seite, auf der er gerade Stand mehr Angst machte, als wenn er an Rhynns Stelle dort sitzen würde. Er erhob sich und versuchte hinter dem Nest einen Ast zu sich zu ziehen, um an ein paar mehr Blätter zu gelangen. Nach und nach bröselte das Harz aus seiner Hand, während er vorsichtig mit zwei Fingern versuchte Blätter vom Ast zu lösen. Notgedrungen hielt er die gesammelten Blätter mit dem Mund fest, weil ihm die Hände ausgingen. Das seine Hand und sein Arm, die Bewegung ganz und gar nicht mochten, ignorierte er dabei. Das war gar nichts zu dem, was die Katze gleich aushalten musste.
    Als er wieder zurückkam, reichte die Frau ihm einen Teil des Nähkiels und er tat, wie sie ihn anwies.
    „Wie bekommen wir die naht am besten wieder auf?“ er schaute dabei auf seine Hände, „Ich wird vermutlich wieder viel zu viel daran herumzupfen.“ Fügte er entschuldigend hinzu und er überlegte fieberhaft, wie er die engen Knoten lösen konnte, ohne dass das unnötig lange dauerte. Das Einzige, was ihm noch einfiel, mit dem man sicherlich ganz gut die Knoten lösen konnte, war ein Schnabel – sein Schnabel. Der wäre durchaus klein und fein genug. Aber mit den Verletzungen, die er hatte war fliegen vermutlich fast unmöglich. Damit er überhaupt in die Luft kam, müsste er sich vermutlich aus dem Nest fallen lassen, aber der Auftrieb würde ohne Flügelschläge nicht reichen. Und selbst wenn er das schaffen sollte, wo sollte er sich an Rhynn festhalten während er versuchte die Naht zu öffnen. Nein, das war keine hilfreiche Idee.

  • Tatsächlich lenkte Owatus Scherz sie von der Situation ab und lächelnd sah sie von ihrer Arbeit auf und ihr Blick traf kurz den des jungen Mannes. " Du kannst ja sogar sympatisch sein." Es klang keinesfalls provokant, mehr so als freue sie sich darüber, das er nicht ständig so distanziert ja fast abweisend wirkte. " Vergiss nicht den Umhang... wenn zufällig einer vorbeiflattert..." setzte sie noch einen drauf, und hoffte ihre Aussage soeben war nicht ungebürlich oder klang nach einem Verzweifelten Annäherungsversuch. Oder lag das am Fieber? Verunsichert fuhr sie sich einmal über die Stirn. Ja vermutlich lag es daran, das sie so unbedacht plauderte. Sie versuchte die Schultern zu straffen und sich zusammenzureissen, doch es brachte nur nochmehr Schmerzen, also sackte sie wieder zusammen.


    Die Frage nach den Nähten, ließ sie das unausweichliche Aussprechen.
    " Ich hatte zuerst an Selphets Krallen gedacht... doch ich fürchte, das könnte es noch schlimmer machen...Es wird wohl eine Mischung aus schneiden und reissen..." verzog die Cath'Shyrr das Gesicht, denn der Druck den sie Aufbauen musste, um die Fäden durch zu trennen, würde vermutlich genau das bewirken, weil sie keine Spannung aufbauen konnte.
    " Keine Sorge, du musst diesmal keine Fäden ziehen.. ich mach das. " prüfend fuhr sie mit dem Finger über die Naht und sog scharf die Luft ein.
    " Es muss ausgespült werden, da wirst du einen besseren Blick drauf haben, schätze ich."
    Nachdem sie alle Materialien hergerichtet hatten, biss sie auf einen dünnen Zweig und setzte ihre natürliche Waffe unter einem Faden an, alleine der Zug daran raubte ihr schier den Atem. Ohne Vorwahnung, riss sie beinahe ruckartig an dem ersten Knoten. Ob er riss oder durchgeschnitten war, konnte sie nicht sagen, es war ihr auch egal. Das maltretierte Fleisch brannte wie Feuer und Rhynn wurde schwarz vor Augen. Bei Jedem anderen wäre sie wohl vorsichtiger gewesen, aber wollte es einfach hinter sich bringen. Noch ehe der Schleier vor ihren Augen verschwand, setzte sie zum zweiten Anlauf an. Ihre Zähne schmerzten vom draufbeissen und der Geschmack von Galle verstärkte ihre Übelkeit. Doch es gab nicht viel, dass sie hätte erbrechen können. Wundsekret mischte sich mit dem Frischen Blut, dass ihren Arm hinab lief. Nach einer kurzen Pause, musste sie sich aufraffen weiter zu machen. Das konnte ihr keiner Abnehmen, auch Owatu nicht.

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