Owatu Blickte den steilen Hang hinauf und bei den Worten des Anführers schlug für einen Moment sein Herz schneller. Karrun gab ihm gerade das gefühl, dass er nicht nur ein lästiges Anhängsel war, auf das man aufpassen musste, ihm nicht zu viel zuzumuten. Ja es war ihm aufgefallen, dass alle ihn mit Samthandschuhen anpackten und lieber aus allem heraushielten.
Leise setze er einen Fuß vor den anderen und nahm die Hände dazu, als der Fels steiler wurde. Geduckt kauerte er einen Moment, bis Nim an die Kante gerobbt war um ihm dann auf gleiche Weise zu folgen.
Das Bild was sich ihm bot war doch ziemlich anders, als er sich das Versteck aus den Beschreibung heraus vorgestellt hatte. Die Mine schien eine verlassene Golfgräbermine zu sein, die Waschrinne machte einen ziemlich maroden Eindruck und das Wasserrad war halb in sich zusammen gefallen, so dass sich der Bach nur sprudelnd an den Schaufelrädern brach.
Glucksend und Rauschend plättcherte der Wasserlauf nahe an dem Hauptgebäude entlang, so dass sie gar nicht mal soo leise hier oben sein mussten. Da würden sogar der Magister und Rangolf keine Probleme haben ungehört hier hoch zu kommen.
Das Holzlager war mit Moos und Pilzen überwuchert, doch es mussten in letzter Zeit ein paar Stämme weggenommen worden sein, denn es gab eine klaffende Wunde in dem Moosbewuchs.
„Die Mine scheint aufgegeben, aber für irgendwas haben sie Holz benötigt.“ Meinte Owatu an Karrun gewandt, als sich dieser zu ihm vorgeschoben hatte, dann deutete der Tua’Tanai auf das mit Tüchern verhangene Konstrukt. Unter dem schweren Segeltuch zeichneten sich deutlich dicke Stämme ab und und rings um dieses Bauwerk verteilten sich helle Haufen von Sägemehl. Was sie da wohl errichtet hatten?
Und warum war es verhüllt?
Hatte sich da gerade ein Schatten drunter bewegt? Oder war es das Wippen des Baumes vom Wind. Nein der Schatten des Baumes reichte nicht bis auf das Tuch. Noch nicht. Aber er konnte sich auch geirrt haben.
Die zwei Wachmänner schienen nicht sonderlich mit Ärger zu rechnen, denn sie waren schon wieder stehen geblieben und redeten miteinander ohne die Umgebung im Blick zu haben.
Da trat aus dem Haupthaus ein junger Mann, gekleidet in einer einfachen Hose und einem schmutzigen Leibhemd. Den Eimer, den er in der Hand hielt brachte er zum Fluß, wo er das Gefäß füllte und eilig wieder zurückkehrte.
Dann passierte lange Zeit nichts, bis schließlich ein Mann aus der Tür trat. Der erste Gedanke, der dem Tua’Tanai zu dem Valisar einfiel, war: Magier! Aber genauso gut könnte der Mann irgendein Adliger in feinen Gewändern sein. Aber nicht nur der lange dunkelblaue Mantel mit den silbernen Verzierungen und dem hochgestellten Kragen, machten ihn zu einer imposanten Erscheinung. Auch seine ganze Haltung strahlte etwas Überlegenes aus.
Mit langen, aber nicht eiligen Schritten trat der Mann auf den kleinen Vorplatz, blieb kurz stehen um zu den Wachleuten zu schauen, die eilig ihre Haltung gestrafft hatten, als der Valisar in Erscheinung getreten war, und ging dann schnurstracks auf den niedrigen Eingang der Mine zu um in dem Loch zu verschwinden.
„Irgendwas ist da unten.“ Flüsterte Nim und die anderen nickten Stumm.