Nachtwandler

  • Shizar schnaubte und blickte zur Seite. Ein Atemzug hob ihre Brust, senkte sie, als sie ihn wieder ausstieß. Ihr ganzes Leben war ein Gebilde, das sie mit eigenen Händen aus den Scherben ihres Geburtsmakels errichtet hatte. Vielleicht ließ sich ein neues Leben errichten, doch …


    „Ganz gleich, wie oft ich neu beginne. Sie werden mich wieder finden.“ Es klang bitter, aber es war die unausweichliche Wahrheit. Etwas, das sie erst jetzt vollkommen begriff. „Vielleicht sollte ich mich auf die Schwelle des Shirashai-Tempels legen und dort abwarten, bis …“


    Sie brach ab und biss sich auf die Zunge. Zu viel. Sie hatte zu viel gesagt. Wie eine Närrin. Etwas, das Shizar niemals in ihrem Leben gewesen war. Ihre Finger ruhten auf der unteren Kante des Fensters, trommelten unruhig darauf. Dann schüttelte sie den Kopf. Ihr Blick glitt zu dem Mann, der ihr gegenüber saß und ihre Augen verengten sich, als sie ihn musterte … an die ungewöhnliche Farbe dachte. An den Ball des Fürsten … ja. Sie kannte diese Augen. Und sie erinnerte sich an den Tanz. Sie hatte in dieser Nacht nicht mit vielen Männern getanzt. Jetzt, da sie ihn ansah, fand sie Ähnlichkeiten. In der Form seiner Lippen, der Farbe seiner Haut. Sie erinnerte sich … auch wenn sie wenige Worte gewechselt hatten. Wie ironisch, einem Mann in den Gassen zu begegnen, den sie für einen dieser unerträglich von sich eingenommenen Adeligen gehalten hatte …


    „Das seid Ihr gewesen?“ Ihre Lippen zuckten, beinahe amüsiert. „Welch seltsamer Grund, eine Frau vor ihren Häschern zu bewahren. Wenn ich eine schlechte Tänzerin gewesen wäre, hättet Ihr mich also meinem Schicksal überlassen?“

  • "Für jemanden der mir gerade den Kampf bieten wollte, seit ihr jetzt sehr aufgeberisch. Ich denke es ist kaum in eurem Sinne sich auf des Tempels Stufen zu legen und euerem Schicksal zu ergeben", erklärte Klavius ungläubig.


    Doch diese Emotion verblasste schnell, als Shizar ihrem Charm wieder eine Chance gab und entlockte dem Schatten ein angenehmes Lachen.

    " Nein meine Liebe, so schlecht kann niemand tanzen, das ich ihn dem Tot überlassen würde. Seid euch gewiss, euer Tanz hat mir wohlige Freuden geschenkt und die Nacht verflog viel zu schnell", versicherte der Schatten ehrlich und amüsiert.



    "Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, wenn ihr erlaubt.

    Es gab vor langer Zeit das Heim eines Jungen. Seine Eltern litten unter einem Fluch, gerade Wegs aus den verdrehten Gedanken Shirashais. Die Familie lebte zurückgezogen und brachte kein Aufsehen auf sich. Ihre Tarnung, ihr Gebaren war perfekt. Bis eines Tages, das falsche Ohr, an der falschen Wand lauschte. Eine Tratschdirne, wie sie schlimmer nicht sein konnte. Gerüchte und Gerede, brachte das Dorf auf und die Bewohner stürmten mit Fackeln um Mistgabel zu dem Anwesen. Die Familie hatte den Leuten nie ein Leid getan, aber dies spielte keine Rolle. Der Pöbel wollte, was der Pöbel wollte. Sie brannten das Haus nieder und mit ihm die Eltern des Jungen.

    Verlohren und verängstigt, begab sich der Junge auf die Flucht. Lebte von Kleintieren, schlief im Dreck und versteckte sich auf einem Bauernhof bei den Schweinen.

    Als man ihn entdeckte, wollte man ihn als Landstreicher niederstrecken und die Rache Shirashais schien ihn wieder zu treffen, doch ein Mann erreichte den Hof. Ein Mann mit Einfluss und Macht, welcher die Qualitäten und das Potential des Jungen erkannte. Er nahm ihn in seinen Dienst, bildete ihn unter harten Umständen aus und formte ihn. Dieser Junge ist heute ein Mann, der sich dem Schicksal nicht ergibt und Dinge tut, die niemand erahnt. War es Glück? Oder vielleicht die Hand eines anderen Gottes, der einen Weg für ihn vorgesehen hatte? Es war wie es war z d spielt heute keine Rolle mehr.

    Ihr seht also, dass das Schicksal oft verschrobene Wege geht, aber man es lenken kann, wenn man den Weg sieht. Die Frage ist also, wollt ihr euren Weg suchen, oder wollt ihr euch einer Göttin ergeben, die nur Leid für bereit hält, solange ihr eure Seele nicht vergiften lasst", schloss Klavius seine Erzählung ab und gab Shizar etwas zu überlegen.

    "Aber vielleicht wartet auf dem Weg der Erlösung noch der ein oder andere Tanz auf euch", konnte sich Klavius einfach nicht verkneifen.

  • Aufgeben … nein, sie hatte niemals aufgegeben. Sie hatte um dieses Leben und ihre Freiheit gekämpft. Und trotzdem … gab es Dinge, die sie verdammten. Die Schattenmagierin legte den Kopf schief und musterte den Mann, während sie seiner Geschichte lauschte. Es war eine Geschichte, wie sich zu viele um die Göttin der Nacht und ihre Taten rankten. Von Leid, verursacht durch Eitelkeit und Hass. Viele mochten sich von ihr angezogen fühlen, doch Shizar hatte zu genügend dieser Geschichten gehört. Ihr Verstand hätte niemals so verdreht sein können, sich der Göttin der Nacht anzuschließen, selbst wenn der Großteil der Lyadar-Familie es getan haben mochte. Die Dummheit ihrer Vorfahren war dennoch zu ihrem Verhängnis geworden.


    Es war seine Geschichte. Sie hegte keinen Zweifel daran. Sie hatte bestürzt sein sollen … aber wann immer die Göttin der Nacht das Spielfeld betrat, blieben Trümmer zurück. Trotzdem … mochte es erklären, warum er in dieser Nacht zu einer der Spielfiguren auf Shirashais Spielfeld geworden war. Nicht für sie allein … Shizar stellte es fest und es hinterließ einen leisen Stich in ihrer Brust, den sie verdrängte.


    »Ihr müsst mich nicht herausfordern«, sagte Shizar schließlich. »Ich bin nicht närrisch genug, auch nur in die Nähe des Tempels zu gehen, solange ich bei klarem Verstand bin.«


    Sie fixierte den Mann mit ihren silberhellen Augen. »Ich bin sicher, dass Shirashai diesen Jungen auf ihre Weise gezeichnet hat. Aber dennoch … er konnte seinem Schicksal entkommen. Ich werde es niemals können. Nicht, solange das hier mich mit ihrem Brandmal zeichnet.«


    Shizar streifte den Mantel und den Ausschnitt ihres Kleides über ihre Haut und entblößte ohne Scham ihre Schulter. Die leichten Schuppen darauf, die ihr Ashaironierbe offenbarten. Und … den Silberstern der Göttin der Nacht, den keine Magie hatte auslöschen können. Ein blasses Zeichen, das im Dämmerlicht der Kutsche glühte wie der Mond.


    »Ihr habt auf alles eine Antwort. Aber habt Ihr auch darauf eine Antwort, Klavius? Wie man der Göttin der Nacht entkommen, wenn sie ihr Zeichen in die Haut eines unschuldigen Kindes gebrannt hat?« Sie sah über ihre Schulter zu dem Mann auf der anderen Seite der Kutsche.

  • Zarte Schuppen zierten ihre Haut, als sie ihre Schulter entblösste. Auf der makellosen silbrigen Haut prangt der Nachtstern der dunklen Göttin. Klavius spürte ein seichten Ruf in seinem Geist, sein Erbe war damit verbunden. Aber dieser Ruf war ziellos, Klavius hatte seinen Schutzherren. Askalar war sein Patron und dies würde so bleiben. Die dunkle Göttin würde ihn nicht sehen, Göttin der Dunkelheit oder nicht, niemand durchblickte die Schatten des Diebesgottes.

    Aber diese Schuppen... Sein Blick hatte ihn nicht getrügt. Asharoniblut? Oder vielleicht Drachenblut? Auf jedenfall war es sehr reizvoll an zu sehen und gab der Frau eine reizvolle Note. Klavius konnte sich nicht gegen das Gefühl wehren und mußte innerlich zugeben, daß Shizar etwas in ihm regte.


    "Nein meine Liebe. Ich weiß viel, das gehört zu meiner Aufgabe, aber ich weiss bei weitem nicht alles. Ich lebe nur nach einer einfachen Regel. Komplexe Probleme erfordern eine simple Lösung.

    Eine simple Lösung wäre vielleicht der Handel mit einem anderen Gott?

    Magische Artefakte oder Magie selbst. Oder einfach die Suche nach der Lösung?

    Alles beginnt mit der Frage, warum sie euch zeichnete", schloss Klavius.


    Zumindest würde er selbst diese Aufgabe so angehen. Es gab immer einen Gott, mit dem man handeln konnte und nicht jeder Handel war schlecht oder erforderte die eigene Seele.


    Die Kutsche hingegen, schien nach langer Fahrt endlich ihr Ziel zu erreichen. Langsam bog sie um eine Kurve, die Geräusche der Hufe kamen zum verstummen, die Pferde schnaubten zufrieden und der Kutscher stieg ab.

    Die Tür der Kutsche öffnete sich und gab den Blick auf eine Tür frei, welche geöffnet stand. Fackeln erhielten den Eingang und die helle Steinmauer um sie herum. Dahinter lag ein Gang, in dem man nur eine Kommode, einen Bodenteppich und Holzboden erkannte.

    Ein Mann in Pagenkleidung eilte herbei, um der Dame beim aussteigen zu helfen.


    Klavius machte eine einladende Geste und lächelte galant.

    "Wenn ich euch bitten darf, mein Gast zu sein? Hier seid ihr sicher und vor den Augen der Göttin geschützt. Dieses Domizil ist Askalar geweiht. Ihr müsst erschöpft und hungrig oder zumindest durstig sein."

  • Shizar streifte den Stoff wieder über ihre Schulter und wandte sich zu dem Mann um, der nachdenklich wirkte. Gewiss, er hatte das Erbe ihres Vaters entdeckt. Oh, wie sehr sie sich bemüht hatte, es vor fremden Augen zu verbergen. Doch jetzt … war es sinnlos. Warum nicht noch mehr offenbaren, wenn ihr Geheimnis ohnehin in die falschen Hände gefallen war? Sie würde nie mehr Shizar aus dem Geschlecht der Lyadar sein.


    „Warum sie mich gezeichnet hat, weiß ich nur zu gut“, antwortete sie schließlich. „So wie ich weiß, was ich hätte sein sollen. Vielleicht hat sie meine Eltern damit strafen wollen, weil sie sich ihr verweigert haben.“


    Die Schattenmagierin stieß den Atem aus und ließ die Finger noch für einen Moment auf ihrer Haut ruhen. Unbewusst krümmten sie sich, als könnte sie das Zeichen von ihrer Haut kratzen. Doch auch dies … zwecklos. Sie wusste es zu gut.


    „Aber glaubt mir, ich bin des Handelns mit den Göttern müde. Ich würde kaum mehr erreichen, als ein Übel gegen ein anderes einzutauschen. Aber ich will frei sein. Ungebunden. Nicht länger von einem fremden Willen gesteuert. Und niemandem verpflichtet.“


    Ihre Stimme klang hart und ihre Augen funkelten wie kalte Steine. Doch Shizar sagte nichts mehr, als die Kutsche vor einem Haus anhielt und die Tür geöffnet wurde. Es war gewiss nicht das, womit sie gerechnet hätte. Aber sie hütete sich davor, noch einmal ein Urteil über den Mann zu fällen, dem dieses Haus gehörte. Sie würde fehlgehen, ohne Zweifel.


    Wortlos ließ sie sich von dem Pagen aus der Kutsche helfen und musterte die Fassade des Hauses. Dann nickte sie. Sie besaß kaum eine andere Möglichkeit. Und sie wollte nichts mehr, als den Straßen und dieser verfluchten Nacht zu entkommen.

  • Klavius betrat das alte Herren haus, welches nicht auf dem üblichen Weg erworben werden konnte. Stein und Fachwerk bildeten das Domizil, welches dem Gott der Diebe geweiht war.

    Shizar würde folgen und die wenigen Bediensteten würden sich um alles kümmern, ohne grosse Anweisungen zu brauchen.


    "Seid euch gewiss, niemand hier wird wissen, daß ihr mich mit eurer Anwesenheit beehrt habt. Alles was in diesen Mauern geschieht, bleibt auch in diesen Mauern", erklärte Klavius und Schritt den Flur entlang in einen Eingangsbereich, welcher von 4 Säulen getragen wurde und eine breite Treppe enthielt, welche in die obere Etagen führte.

    Vertäfelte Holzwände und Gemälde zierten den alten Raum. Der Boden war aus polierten Marmor und Öllampen sorgten für ein warmes Licht und unterstrichen den alten Charakter des Herrenhauses.

    Natprlich hätte Klavius dieses Haus niemals kaufen können, stammtenes aus einem alten Adelsgeachlecht.

    Aber sein Arbeitgeber besass ein gewaltiges Kontingent und schätzte den Wert seiner Arbeit sehr. So war die Notwendigkeit von Illusion und Einfluss notwendig und Klavius bekam ein weiteres Leben als Fassade.


    Ein Buttler der in diesen Mauern die Leitung inne hatte, verneigt sich kurz und sprach in leisen Ton.

    "Mein Herr, eine Nachricht ist mit einer Lieferung angekommen, die keinen Aufschub duldet!"

    "In Ordnung. Geleitet die Dame in das Gästezimmer, damit sie sich frisch machen kann und bringt sie dann zum Kaminzimmer. Der Koch soll etwas auftischen, das eine Dame geziehmt", wies Klavius an und richtete sich dann an Shizar.

    "Verzeiht, eine dringliche Angelegenheit von kurzer Dauer. Geoffrey wird sich um euch kümmern und euch alles zeigen. Ich stosse als bald zu euch. Fühlt euch als mein Gast und geniesst die Sicherheit."

    Mit diesen Worten verneigt sich Klavius leicht und verschwand in einen Flur.


    Geoffrey hingegen wies würdevoll auf die Treppe und ging gemässigten Schrittes voraus.

    " Wenn die Dame mir folgen möchte! Ich werde euch euer Zimmer zeigen. Ein Mädchen wird warten und euch dann zum Kaminzimmer des Herren bringen, wo ihr zu Tisch sitzen könnt. Wenn es euch an etwas mangelt, läutet einfach die Glocke in eurem Zimmer", erklärte der alte Mann und führte Shizar durch das Anwesen.

  • Shizar folgte dem Diener durch das Herrenhaus, während sie ihre Umgebung in sich aufnahm. Fragen brannten auf ihrer Zunge. Aber sie zweifelte nicht daran, dass die Dienerschaft kein Wort über die Lippen bringen würde, wenn sie auch nur eine davon äußerte. Dies zumindest glaubte sie über ihren Gastgeber zu wissen. Wer gegen seinen Willen sprach, würde nicht lange in diesen Mauern leben. Falls die Diener überhaupt wussten, dass er mehr war als ein gewöhnlicher Adeliger. Vermutlich glaubten sie, dass er nicht mehr als ein Angehöriger des Adels war, der sich des Nachts gern in der Stadt herumtrieb. Nicht, dass es wenige davon gegeben hätte.


    Sie unterdrückte ein Seufzen und sah sich um. Nichts ließ daraus schließen, dass dies mehr als das Haus eines reichen Bewohners der Stadt war. Von den aufgestellten Büsten bis hin zu den Gemälden an den Wänden, die auf sie hinabsahen. Besaßen sie tatsächlich Augen? Ab und an konnte Shizar sich nicht des Eindrucks erwehren, dass sie beobachtet wurde.


    Schließlich führte der Diener sie eine breite Treppe hinauf, die offensichtlich zu den Gästezimmern des Hauses führte. Magische Lampen an den Wänden tauchten den Gang in ein warmes Licht und ein kurzes Aufblitzen von Heimweh zuckte durch ihren Geist. Ihr Zuhause, das ihr nicht mehr offen stand. Denn ohne Zweifel würden sie dort bereits auf sie warten. Alles, was sie besaß … was sie war … verloren.


    Sie presste die Lippen zusammen, als der Diener eine vertäfelte Holztür öffnete und sie mit einer Verneigung in den Raum entließ, in dem sie bleiben sollte. Ein großzügiges Bett mit seidenen Kissen und Decken auf einem kostbaren Teppich. Bestickte leichte Vorhänge in dunklen Juwelenfarben gewährten eine gewisse Abgeschiedenheit. Eine Frisierkommode. Samtene Sessel und ein Diwan. Ein Tischchen, auf dem eine Karaffe stand, die höchstwahrscheinlich Wein enthielt. Kristall, gewiss. Hohe Fenster, hinter denen sie zweifellos das Adelsviertel von Nir’alenar finden würde, wenn sie die schweren Vorhänge öffnete. Nicht überraschend. Nicht ungewöhnlich. Sie hatte nichts anderes erwartet.


    „Ich danke Euch“, sagte Shizar und der Diener verabschiedete sich mit dem Versprechen, ihr das Mädchen zu senden, das sich ihrer annehmen sollte. Nun … sie selbst hätte es bevorzugt, allein zu bleiben.


    Shizar seufzte und ließ sich auf den Diwan sinken, während sie die Karaffe und die zugehörigen Kelche musterte. Vielleicht sollte sie sich betrinken, bis sie einschlief … oh, sie war keineswegs hungrig. Es würde keinen Unterschied machen. Aber es würde die nagende Verzweiflung in ihrem Inneren betäuben. Zumindest für eine Weile, bis sie wieder nüchtern war. Und wach.


    Sie schüttelte den Kopf, ein schiefes Lächeln im Gesicht, das eine bittere Note besaß. Am Rande ihres Blickfeldes bewegten sich die Schatten, als Dandara sich ebenfalls auf dem Diwan niedersinken ließ. Die Fee blieb stumm, doch über ihr Band spürte Shizar dieselbe Verzweiflung, die auch sie erfasst hatte.

  • Klavius wusste, das es sich um kein dringendes Problem handelte, nur um ein Prozedere. Seine Schritte führten ihn über steinerne Stufen in den Keller des Hauses. Neben einem Weinkeller und Vorratsräumen, befand sich in dem alten Tonnengewölbe auch ein kleines Verlies und ein Brunnen. Eigentlich war es weniger ein Verlies, als ein paar kleiner Räume, die zu Zellen umgebaut waren.

    Ein größerer Raum am Ende des Kellers, besaß eine Anbindung zur Kanalisation der Stadt und war ein perfekter Übergabe Ort, wenn es um Details ging, die niemand bemerken sollte. Es gab etliche Wege unter der Stadt, die man nutzen konnte, wenn etwas inoffiziell sein sollte.

    Wie eben in diesem Moment. Drei Gestalten mit Kapuzen warteten in dem Raum, welcher mit Kisten, Fässern und Säcken bestückt waren. Alte Regale und ein Schreibtisch mit einer kleinen Lampfen, standen in der Mitte des Raumes.

    Die Männer sahen gefährlich aus, doch als Klavius den Raum betrat, stellten sie sich anständig auf und schienen einen Spur Nervosität zu verströhmen. Sie wussten um wen es sich handelte und es war nciht ihre erste Übergabe. Alle drei verneigten sich kurz, während der vorderste einen Schritt vortat und etwas auf den Schreibtisch legte.

    "Die Lilie ist überaus zurfrieden mit Euren Diensten", sprach der Mann heiser und sein Bart bewegte sich bei jedem Wort mit.


    Die Lilie war ein Code für den Fürsten persönlich. Einer von vielen, um seine Feinde zu verwirren.

    "Er sendet euch seine besten Grüße und eine fürstliche Belohnung."

    Klavius begutachtete den Beutel voller Edelsteine und den gefessetlten Menschen, welcher in der Ecke des Raumes stand. Der Schatten nickte zufrieden und ging an ein altes Regal, um etwas heruas zu nehmen und es dem Mann zu geben.

    "Bringt den Verbrecher in eine Zelle", wieß er an und richtete sich mit einem Beutel an den Vorsprecher.

    "Entrichte der Lilie meinen tiefsten Dank. Dies hier, erwartet sie mit großer Freude und ungeöffnet. Richte Ihr aus, dass das Spinnenetz leer ist und das Kind wieder ruhig schlafen kann", gab Klavius genaustens zu Wort.


    Der Mann nickte und als seine Kumpanen zurückkehrten, verließen sie den Raum in die Kanalistaion und verschwanden in der Dunkelheit.

    Der Schatten hingegen vergewisserte sich, das die Zellen seiner Gefangenen verschlossen waren und machte sich auf, in das Kaminzimmer zu gehen, in dem Shizar warten würde.

    Das jemand in sein Domizil einbrechen würde, befürchtete er nicht. Er zahlte der Diebesgilde genug Gold, das sie diesen geheimen Eingang mit ihrem Leben beschützten und geheim hielt. Außerdem rankten sich genügend Myten und Geschichten um diesen Keller, das es niemand wagte, ihn zu betreten. Für jeden Dummen allerdings, gab es die eine oder andere Falle, eine Lebendfalle natürlich....

  • Ein Feuer loderte im Kaminzimmer und seine Wärme erfüllte den großzügigen Raum. Shizar ließ zu, dass sie in ihre Glieder floss und den Frost daraus vertrieb. Es mochte das Erbe ihres Vaters sein, das sie Kälte nur schwer tolerieren ließ. Das Ashaironiblut in ihren Adern, das die Hitze des Südens gewohnt war, die Shizar nicht kannte. Jetzt saß sie nahe den Flammen in einem der ledernen Sessel und besah sich ihre Umgebung.


    Es hatte nicht lange gedauert, bis das angekündigte Mädchen erschienen war, um sich ihrer anzunehmen. Ein hübsches blondes Ding, still und pflichtbewusst. Keine der Dienstbotinnen, die darauf aus waren, das Bett ihres Herrn zu wärmen und jede Konkurrenz beäugten wie ihre persönliche Feindin. Doch Shizar mochte sich täuschen. Vielleicht wirkte sie so desolat, dass sie nicht mehr wie eine ernstzunehmende Konkurrenz wirkte. Nach dieser Nacht würde es sie nicht verwundern.


    Das Mädchen hatte ihr geholfen, die Spuren der Nacht zu beseitigen, bevor es sie hinabgeführt hatte. Ihr Haar besaß wieder seinen dunklen Schimmer und fiel wie ein Schleier über ihre Schultern, ihre Wangen und Lippen waren nicht länger aschfahl. Als wäre sie der eitle Gast im Hause eines ebenso eitlen Adeligen. Doch nichts war weiter von der Wahrheit entfernt.


    Sie verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln und ließ den Blick über die Wände gleiten. Die kristallenen Lampen, die Portraits von Fremden. Niemand darauf ähnelte dem Herrn dieses Hauses. Nicht, dass sie es erwartet hätte.


    Die Schattenmagierin lehnte sich mit einem Seufzen zurück und schloss die Augen. Es mochte leichtsinnig sein, doch sie glaubte nicht, sich in Gefahr zu befinden. Ein Kelch Rotwein ruhte in ihrer Hand. Ein Diener hatte eine Karaffe auf dem edlen Holztisch abgestellt. Vergessen ... für eine Weile. Selbst wenn sie nicht ernstlich vorhatte, sich zu betrinken, bis sich ihre Zunge löste.

  • Nun konnte er sich wieder seinem Gast und dem interessanteren Thema widmen.

    Geoffrey hatte ihm bereits eine Abendgarderobe heraus gelegt und Klavius zog sich um, während Shizar im Kaminzimmer wartete. Im Moment hatte der Fürst keinen Auftrag für ihn, somit war der Schatten angehalten, Augen und Ohren offen zu halten. In dieser Zeit aber, konnte er seinen Dingen nach gehen, als ob er das nicht ohne hin getan hätte.

    Seine bequemere dunkle Kleidung sass wie angegossen, sein Hunger war gestillt, ja beinahe überfressen, und die Nacht noch jung.


    Als er das Kaminzimmer betrat, saß Shizar vor dem Kamin mit einem Kelch Wein und schien sich zu entspannen. Eine Anmutige Schönheit, die aber auch bissig sein konnte, dass wusste der Schatten von seinen nächtlichen Ausflügen. Das Mal der Nachtgöttin auf der Schulter, war ein herber Schlag gewesen, dachte er doch, das es sich nur eine Magiern handelte. Aber dieses Abenteuer versprach aufregend zu werden.


    "Verzeiht, dass ich euch wartem lies", begann er höflich und setzte sich in den gegenüber stehenden Sessel am Kamin. Die Wärme des Feuers war herrlich und Klavius nippte an einem Kelch mit Wein, nach dem er ihn sich genopmmen hatte. Trinken konnte er ihn leider nicht, zu groß wäre die Ungemach für seinen Körper. Aber der Geschmack war herrlich und "trinken" galt dem sozialen Aspekt als dienlich.


    "Ich hoffe, ihr seid bisher zufrieden mit eurem Versteck und habt alles was iihr braucht? Wenn nicht, sagt es ruhig und meine Diener werden sich kümmern!"

  • Shizar schlug die Augen auf und musterte ihren Gastgeber, der die Zeit gefunden hatte, sich neu anzukleiden. Tatsächlich - in dieser Umgebung und diesem Licht wirkte er wie ein Adeliger, der gedachte, sich seinem Gast zu widmen. Keineswegs wie ein Nachtschatten, der sich in den Gassen des Seeviertels herumtrieb. Nun … vermutlich hatten sie dies gemein.


    Die Magierin hob eine Braue und ihr Zeigefinger tippte auf den Rand ihres Weinkelches. „Es ist ein merkwürdiges Versteck, inmitten des Adelsviertels gelegen und vermutlich für aller Augen sichtbar. Aber nein, es fehlt mir an nichts, ich danke Euch.“


    Wenn man von ihrem Zuhause und ihrem Leben absah, das sie in dieser Nacht verloren hatte. Shizar schwenkte unruhig den Weinkelch. Sie würde einen Weg finden müssen, zu ihrer Villa zurückzukehren und zumindest all jene Dinge an sich zu bringen, die für sie unverzichtbar waren.


    Die Schattenmagierin nagte an ihrer Unterlippe und hob dann die Schultern. Eine anmutige Bewegung, so wie beinahe jede ihrer Gesten es war. „Allerdings werde ich Euch nicht lange zur Last fallen. Ich muss mich um meine Angelegenheiten kümmern und dies wird mir nicht möglich sein, wenn ich mich verstecke wie ein scheues Kaninchen, das im Unterholz hofft, dem Fuchs zu entgehen.“

  • "Die meisten Blicken suchen nicht in ihrer Mitte und die meisten Menschen sehen nur das offensichtliche. Die Leute sind von Natur aus nicht aufmerksam. Oder habt ihr die Dächer in der Gasse beachtet?", lächelte süffisant.


    Klavius konnte die Bedenken der Frau verstehen, aber anders als er, war sie kein Leben in Masse gewohnt, ohne dabei aufzufallen. Seine Blicke musterte Shizar freundlich und labten sich an ihren Augen und anmutigen Bewegungen. Wie sie sich auf die Lippe bis, der tippende Finger am Rand des Kelches. Sie schien eine überlegte Frau zu sein.


    "Oh ihr seid keine Last, glaubt mir. Ihr seid sehr angenehme Gesellschaft meine Teure. Ich kann verstehen das ihr einiges zu regeln habt, ich könnte euch behilflich sein, wenn ihr das möchtet", bot der Schatten an.

  • „Nun, womöglich habe ich nicht damit gerechnet, einen Schatten zu besitzen“, gab Shizar spitz zurück und beugte sich nach vorn, um den Kelch abzustellen.


    Tatsächlich hätte sie es tun sollen. Sie hatte sich zu sehr auf Dandaras Magie und Morwys’ sicheres Netz verlassen. Und es war ein gewaltiger Fehler gewesen. Allerdings war es zu spät, sich Vorwürfe dafür zu machen. Es war geschehen. Sie konnte die Zeit nicht zurückdrehen.


    Die Schattenmagierin atmete aus und setzte sich wieder zurück, um Klavius zu mustern. „Und wie könnt Ihr mir helfen, Klavius? Indem Ihr meinen Feinden auflauert und sie mit einer einzigen Berührung zur Strecke bringt?“


    Eine Frage schwang darin mit, verborgen zwischen den Worten und dennoch nicht zu überhören: Was seid Ihr? Wer seid Ihr? Sie hatte es bereits laut ausgesprochen und keine Antwort erhalten. Womöglich würde es auch jetzt nicht geschehen.

  • "OH jetzt lasst ihr mir zu viel Ehre teil werden", lachte Klavius amüsiert.

    "Ich habe lediglich Interessen und bin neugierig, wer sich des Nachts in den Gassen herum treibt."


    Der Schatten konnte Shizar's Drang nach Wissen spüren. Er versuchte sich förmlich in seinen Kopf zu bohren und jedes Geheimnis zu ergründen, das der Mann in sich verborgen hielt. Und Shizar konnte ausdauernd sein, wenn Klavius sie richtig einschätzte.


    Der Schatten begnete dem Blick der Frau mit Ebenbürtigkeit. Seine Hand schwenkte leicht den Kelch und eine Augenbraue hob sich leicht, in seinem Gesicht.


    "Hilfe ist auf vielerlei Weisen möglich, aber den Tempel der Nacht nieder zu reissen, gehört nicht dazu. Ich könnte euch helfen, eure Besitztümer zu beschaffen. Ich kenne da einen ausgezeichneten Schmuggler. Aber ich denke eure Frage zielt mehr auf mein Wesen ab und das Wissen darüber?

    Seid ihr denn vertrauenswürdig genug, damit umzugehen", warf nun Klavius gefestigt ein, während das Feuer leise knistert und tanzende Schatten auf die Holzwände des Raumes warf.


    "Ich denke, ihr könnt ebenso mit einer Berührung töten, erinnere ich mich an eure Gesten, welche in der Gasse verpufften. Was habt ihr getan, das die Nachtmutter euch jagt?"

  • „Gewiss“, gab Shizar ironisch zurück. „So wie ich Interessen besitze.“


    Und natürlich antwortete er nicht. Nicht direkt.


    Shizar hob die Schultern und lehnte sich auf dem Sessel zurück. „Ob ich vertrauenswürdig bin, kann ich Euch nicht beantworten. Wenn ich Eure Frage bejahe, kann es ebenso eine Lüge sein. Ihr werdet es also selbst herausfinden müssen. So wie ich herausfinden muss, ob meine Geheimnisse bei Euch sicher sind oder ob noch in dieser Nacht meine Jäger aufkreuzen und mich aus dem Schlafgemach entführen, das Ihr mir überlassen habt. Worte sind Asche, nicht mehr. Es liegt keine Garantie darin. Also werde ich die Taten abwarten müssen - so wie Ihr.“


    Ihre Haltung blieb still. Shizar faltete die Hände und legte sie in ihrem Schoß ab. Keine Spur von Unruhe. Ihre Worte waren Feststellungen. Überzeugungen. Schließlich hatte sie nichts mehr zu verlieren.


    „Und muss man etwas getan haben, um den Zorn der Göttin der Nacht zu wecken? Ich würde geboren, das genügt“, gab sie trocken zurück. „Ein Abkömmling einer Familie, die Shirashai treu ergeben war und deren Eltern es trotzdem gewagt haben, sich ihr entgegenzustellen. Es heißt, auf der Oberwelt gäbe es viele Hohepriesterinnen von meinem Blut. Allerdings lege ich keinen Wert darauf, ihnen auf ihrem Weg zu folgen. So wenig, wie mein Ersatz Wert darauf legt, dass ich ein langes Leben besitze.“

  • "Nun, solch einen Aufwand zu betreiben, nur um euch wie eine Jungfrau aus meinem Schlafgemach rauben zu lassen, wäre ein wenig sinnlos, findet ihr nicht?"


    Klavius Augenbrauen war gehoben und ein Schmunzeln lag in seinen Augen. Die Ausführung der Dame war sinnvoll und logisch, ihr Befürchtungen realistisch, aber was sollte er machen?


    " Also haben sich eure Vorfahren mit der Göttin überworfen und ihr zahlt den Preis. Hinzu kommt, daß ihr die erste Wahl wart und die Dame an eurer Stelle, ihr Schmach tilgen will? Das würde bedeuten, daß die Göttin selbst euch nicht töten will. Ein guter Ansatz, wenn ihr mich fragt. Aber ich denke, euch wurmt viel mehr, wer oder was ich bin! "


    Klavius war nicht dumm, hatte die spitzen Fragen gemerkt und vor allem die unbequeme Resignation Shizar's, keine Antwort zu bekommen. Der Schatten fand dies einerseits amüsant, andererseits wurde es Zeit, das Spiel zu beenden.


    "Hmm, lasst mich überlegen, wie ich es euch bei bringe", überlegte er und blickte dabei ins Feuer. Seine Worte mussten weise gewählt sein.


    "Nun, so wie ihr ein Abkömling der Nacht seid, so bin ich ebenso einer. Euch musst überaus bewusst sein, daß dieses Wissen um mich, euch das Leben kostet, solltet ihr es offenbaren. Das ist keine Drohung, das ist eine unumstössliche Tatsache. Und wenn nicht durch mich, dann durch andere meiner Art und glaubt mir, diese wollt ihr nicht kennen lernen. Für diese... Wesen, seid ihr nur Nahrung nicht mehr. Und ich will, daß ihr euch das wirklich klar macht. "


    Der Blick des Schatten machte unmissverständlich klar, das es kein Wenn und Aber gab, kein Vielleicht oder ein Zögern. Ja oder Nein, ohne ein Zurück.

  • „Wirke ich auf Euch wie eine Frau, die nicht weiß, wie man ein Geheimnis wahrt?“, fragte Shizar kühl und fixierte Klavius. „Ich habe mein Leben damit verbracht, mich den Blicken einer Göttin zu entziehen und dem Fluch zu entkommen, der mich zeichnet. Was immer Ihr seid, schreckt mich nicht. Ich bin nicht so dumm, tödliche Geheimnisse offen auf der Zunge zu tragen und sie an den Meistbietenden zu verschachern.“


    Sie rührte sich nicht. Beinahe wirkte sie wie eine Statue. Shizar mochte wissen, wie man Männern ihre Geheimnisse entlockte - in den Laken oder mit einem Versprechen, das sie nicht einzuhalten gedachte. Aber sie war weder töricht noch verblendet genug, ihre Künste an einer Kreatur einzusetzen, deren Macht sie nicht einzuschätzen vermochte. Selbst wenn diese Nacht ihr die Geduld dazu gelassen hätte.


    „Also offenbart es oder behaltet es für Euch, wenn Ihr glaubt, dass ich nicht mit Eurem Geheimnis umzugehen vermag. Es liegt bei Euch, ob Ihr mir Vertrauen schenkt.“

  • Klavius lächelte spielerisch. Er bewunderte den Mut der Frau, vor einem Wesen der Nacht zu sitzen und so felsenfest zu sich zu stehen, ohne zu wissen, was als nächstes geschehen konnte. Dazu gehörte sehr viel Mut.

    Mit überschlagenen Beinen sass der Schatten zurück gelehnt in seinem Sessel, die Arme auf den Lehnen ausgestreckt, seine Weinkelch schwenkend.

    Natürlich reizte es Klavius, daß Spiel weiter zu spielen, die Scharade um Mut und Macht, das geistige Kräftmessen.

    Aber er wollte es auch nicht zu weit treiben. Es war lange her, das er Gesellschaft hatte und er genoss das Gespräch. Er wollte sehen, ob Shizar hielt, was sie versprach.



    "Nun ihr geht davon aus, das ich ein Monster bin, eine Kreatur der Nacht, geboren um zu töten, in den Schatten lebend", begann er.

    "Allerdings bin ich gezwungen euch mein Wesen zu zeigen, damit ihr begreift, welche Hilfe ich suche. Nun ich lebe nicht in den Schatten, ich BIN der Schatten. Ich habe diesen Mann nicht einfach getötet, um euch zu beschützen. Meine Berührung nahm ihm seine Lebenskraft, damit ich leben kann. "


    Klavius ließ die Worte wirken und das Knacken des Feuers unterstrich die kurze Stille. Der Schatten war gespannt, ob es ein Flimmern von Unsicherheit in ihren Augen gab.

  • Shizar zog die Stirn in Falten, während sie den Worten des Mannes lauschte, der entspannt vor ihr saß. Sie versuchte zu verstehen, zumindest dies war an ihren Zügen abzulesen. In ihrem Kopf wiederholten sich die Szenen, die sich in der Gasse abgespielt hatten. Der Moment, in dem der vermeintliche Händler zu Boden bestürzt war. Ohne eine Wunde oder die Einwirkung von Magie. Ihr Blick glitt zu dem Wein in der Hand des Schwarzhaarigen, zurück zu seinem Gesicht. Sie erinnerte sich an Worte. Zusammenhänge, die einen Sinn ergaben. Ein Fluch ... keine Magie. Ein Fluch ...


    Sie schluckte. „Ich gebe nicht vor, zu verstehen, was Ihr seid oder was Ihr getan habt. Aber ich werde mich hüten, Euch zu berühren.“ Sie wies mit dem Kinn auf den Wein. „Und dennoch trinkt Ihr ebenso wie ich.“


    Eine Feststellung, in der eine Frage lag. Sie unterdrückte ein Schaudern bei dem Gedanken daran, was eine Berührung des Mannes mit ihr tun könnte. Shizar verschränkte die Hände in ihrem Schoß. Sie zitterten nicht, aber die Temperatur in dem Raum schien gesunken.

  • Sie war eine gefestigte Frau, das musste Klavius ihr lassen.


    "Ich bin ein Kind der Nachtgöttin, was zugegebener Maßen sehr betrüblich ist. Aber ihr missverteht mich. Es ist nicht so, daß ich alles aussauge, das mich berührt oder meine Gier danach, mich alles töten lässt. Meine Ausbildung als Kind hat mir Disziplin und Übersicht eingebracht. Zudem lebe ich nach einem strengen Kodex. Ich nehme nicht von Unschuldigen und niemals von Kindern. Ich bin versiert und beherrscht, plane im Vorraus. Zumal diese Fähigkeit kontrollierbar ist und im Notfall kann ich damit Gutes tun. Eine Wunde heilen oder euch vor der Schwelle des Todes bewahren. Tatsächlich lehne ich die Nachtmutter ab und da kommt ihr ins Spiel", führte Klavius ausführlich aus.


    "Ich möchte, daß ihr mir helft etwas zu finden, das mich im Notfall nährt, damit ich an der Grenze des eventuellen Todes, dem Drang wiederstehen kann, meinen Kodex zu brechen. Ich will die absolute Kontrolle. Ein Talisman, ein Kraut, ein Zauber oder ähnliches. Im Gegenzug helfe ich euch, einen Weg zu finden, euch der Nachtgöttin zu entziehen... Und bitte schlagt jetzt nicht vor, ein Notfallkaninchen in der Tasche zu tragen", lachte Klavius über seinen Scherz.


    "Ich werde mich niemals an euch laben, das versichere ich euch. Mein Kodex verbietet es und ich könnte nicht die Arbeit verrichten, die mir anvertraut wurde."

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