Shizar schnaubte und blickte zur Seite. Ein Atemzug hob ihre Brust, senkte sie, als sie ihn wieder ausstieß. Ihr ganzes Leben war ein Gebilde, das sie mit eigenen Händen aus den Scherben ihres Geburtsmakels errichtet hatte. Vielleicht ließ sich ein neues Leben errichten, doch …
„Ganz gleich, wie oft ich neu beginne. Sie werden mich wieder finden.“ Es klang bitter, aber es war die unausweichliche Wahrheit. Etwas, das sie erst jetzt vollkommen begriff. „Vielleicht sollte ich mich auf die Schwelle des Shirashai-Tempels legen und dort abwarten, bis …“
Sie brach ab und biss sich auf die Zunge. Zu viel. Sie hatte zu viel gesagt. Wie eine Närrin. Etwas, das Shizar niemals in ihrem Leben gewesen war. Ihre Finger ruhten auf der unteren Kante des Fensters, trommelten unruhig darauf. Dann schüttelte sie den Kopf. Ihr Blick glitt zu dem Mann, der ihr gegenüber saß und ihre Augen verengten sich, als sie ihn musterte … an die ungewöhnliche Farbe dachte. An den Ball des Fürsten … ja. Sie kannte diese Augen. Und sie erinnerte sich an den Tanz. Sie hatte in dieser Nacht nicht mit vielen Männern getanzt. Jetzt, da sie ihn ansah, fand sie Ähnlichkeiten. In der Form seiner Lippen, der Farbe seiner Haut. Sie erinnerte sich … auch wenn sie wenige Worte gewechselt hatten. Wie ironisch, einem Mann in den Gassen zu begegnen, den sie für einen dieser unerträglich von sich eingenommenen Adeligen gehalten hatte …
„Das seid Ihr gewesen?“ Ihre Lippen zuckten, beinahe amüsiert. „Welch seltsamer Grund, eine Frau vor ihren Häschern zu bewahren. Wenn ich eine schlechte Tänzerin gewesen wäre, hättet Ihr mich also meinem Schicksal überlassen?“