Shiais Blumen- und Kräuterladen

  • Auch Silene lenkte ihren Blick auf den Garten, lauschte und bemerkte, dass die Flötistin und der elfische Harfist ihr Spiel beendet hatten und sich nunmehr leise unterhielten.Der Garten - war er nicht ein Abbild des Gärterns, der ihn sich geschaffen hatte?
    Wenn Shiais Garten einer dieser Gärten war, so konnte sie sich glücklich schätzen. Sie besaß eine solch riene Seele, einen solch guten Kern, dass Silene beim Gedanken an diesen das Feuer der Sehnsucht wieder zu spüren bekam. Es hockte in ihrer Brust wie ein Parasit, wie ein gehässiger Funke, der sein Futter gerochen hatte und begann an ihrem gefrorenem Herzen zu nagen.


    "Ihr werdet sehen, Shiai, dass jedem dass widerfährt, dass er sich verdient hat.", sagte die Valisar kühl, ohne den Blick vom Garten abzuwenden. "Und Ihr habt verdient, dass Ihr Euch von der Schwere Eures Herzens befreien könnt."


    Die Seherin wusste um Shiais Inneres, sie wusste um die Gedanken und Fragen, die aus der Vergangenheit stammten, die miteinander fochten als ginge es um Leben und Tod - die verwickelt in ihren Kampf ihre Seele verletzten.


    "Ihr wisst einen Ort, eine Zuflucht.", ergänzte sie und sah an den Flecken, an dem sie den kühlen Elfen Aravilar zuletzt gesehen hatte. "Ihr müsst ihn nur aufsuchen."

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • "Vielen Dank für eure Wort. Ich hoffe ihr habt recht," erwiderte Shiai. Bei dem letzten Satz war sie sich nicht sicher auf wen sie anspielte, tippte aber auf Aravilar. Sie sah zu wie auch die letzten Gäste gingen. Alles in allem, war das fest wohl ganz gelungen und vielleicht würde der ein oder andere wieder hier herkommen. Dann aber um etwas zu kaufen. Doch für sie überschattete der Besuch von Kia dieses Jubiläum.
    "Kann ich euch noch etwas anbieten?" fragte sie an die Valisar gewandt.

  • Es ist sicher., dachte Silene und wandte den Blick von der Elfe ab. Es hat sich oft genug bewahrheitet um als Sicherheit zu gelten. Die Valisar leerte ihren Becher und stellte ihn beseite, dann schüttelte den Kopf und zeigte ein freundliches Lächeln auf ihren kalten Lippen.
    "Ich danke Euch, Shiai, doch es ist nun an der Zeit zu gehen." Silene verschränkte die Arme locker vor der Brust und beschloss Shiai nun ihren Gedanken zu überlassen, nachdem sie ihre Plicht erfüllt hatte. Sie hatte neues gelernt, und das erfüllte Silene mit einer sehr aufbauenden Stimmung, wen man es so nennen konnte. Sie war sich in diesem Moment gewiss, ihre rechte Pflicht getan zu haben.


    "Ich schätze Euer Fest hat den gewünschten Effekt erzielt und es werden in nächster Zeit mehr Kunden nach Euren Fähigkeiten und Eurem Wissen verlangen.", sagte sie noch, während sie sich langsam in Richtung des Tisches bewegte, an dem die beiden Musiker noch saßen und sich unterhielten. Silenes Rahmentrommel lag unangetastet auf dem Tisch. "Ich wünsche Euch eine schöne Zeit Shiai, behaltet meine Worte im Gedächtnis so wie ich Eure behalte.", sagte sie mit einem letzten Blick auf die Elfe, nahm ihr Instrument zur Hand und wandte sich zum Gehen, wie sich auch Izarinâth und Llienth höflich bedankten und sich verbaschiedeten.

    Nur ewigen und ernsten Dingen / Sei ihr metallner Mund geweiht
    Und stündlich mit den schnellen Schwingen / Berühr' im Fluge sie die Zeit
    Dem Schicksal leihe sie die Zunge / Selbst herzlos, ohne Mitgefühl
    Begleite sie mit ihrem Schwunge / Des Lebens wechselvolles Spiel
    Friedrich Schiller - Das Lied von der Glocke

  • "Ich danke euch noch einmal," antwortete Shiai und bedankte sich auch bei den anderen beiden Musikern. "Wir werden uns sicher wieder einmal über den Weg laufen." Sie öffnete ihnen die Tür.
    Es war Zeit aufzuräumen. Eine gute Ablenkung. Immerhin musste sie morgen wieder aufhaben. So war das ihre letzte Aufgabe für diesen Tag. Danach schlief sie schnell ein, denn die Feier hatte doch an ihren Kräften gezehrt. Dennoch stand sie am nächsten Morgen wieder pünktlich in ihrem Laden. Nur etwas müder und bedrückter war sie als sonst.

  • Lange dauerten die Arbeiten an Shiai’s Haus. Noch länger die Arbeiten an ihrem Garten. Doch nun endlich waren sie fertig.
    Vor dem Haus ist ein schlicht gehaltener Garten, der nur durch wenige Büsche mit bunten Blüten geschmückt ist. Beim Betreten ertönt eine Glocke, die Shiai auch im hinteren Garten hören kann. In der Regel begrüßt sie dann schnell den neuen Gast, dem schon der Duft der verschiedenen Pflanzen in die Nase steigt. Neben einem hölzernen Tresen mit drei Stühlen, stehen nur noch vereinzelte Hocker in dem Geschäftsraum. Ansonsten finden sich dort alle Arten von Pflanzen. Von bunten Blumen zu einfachen Kräutern reicht das Sortiment. Hinter dem Tresen befindet sich eine Treppe in die privaten Gemächer der Elfe. Außerdem führt eine Tür in den hinteren Garten. Dort züchtet Shiai die Pflanzen, die nur draußen gedeihen können. Neben Sträuchern und Kräutern kann man hier seltene und einzigartige Blumen entdecken. Einige sind spezielle Züchtungen der Elfe und lassen sich nirgendwo sonst auf der Insel finden.

  • Mit einem Grinsen stellte die Elfe ein Schild im Vordergarten auf. In großen Buchstaben pries es die Neueröffnung des Ladens an. Nun passte ihr Haus endlich wieder zu ihr. Der kitschige Wasserfall, der zu dem auch teuer in der Haltung war, war verschwunden. Stattdessen war alles nun schlichter gehalten als vorher und somit lenkte nichts mehr von den Pflanzen ab. Zufrieden ging sie zurück in das Haus und traf die letzten Vorbereitungen. Sie hatte nicht mehr vor wie bei der Letzten Feier etwas zu verschenken und dazu auch noch zu servieren. Nein es ging alleine darum, den Kunden bei betreten ihr vielfältiges Angebot zu zeigen und dabei auch zu verkaufen.

  • An diesem Abend verließ Shiai bedrückt ihr Haus. Trotz der Neueröffnung hatte sich ihre wirtschaftliche Situation nicht verbessert. Die Leute schienen lieber irgendetwas zu pflücken, als einen vernünftigen Strauß zu kaufen. Lieber irgendetwas auszubudeln und in ihren Garten zu pflanzen als wohlbedacht etwas langfristig anpflanzen zu wollen. Die Elfe fühlte sich abgespannt, erschöpft von ihren ewigen Sorgen. ´Mit gesenktem Kopf verließ sie ihr kleines Grundstück und machte sich auf in Richtung Park.

  • Shiai saß oben in ihrem Schlafzimmer und ließ eine Gerade über sich ergehen. "Du hättest ihn noch mal ins Haus bitten müssen. Wieso hast du ihn gehen lassen. Wenigstens ich hätte dann noch etwas Spaß gehabt" So ging es noch eine ganze Zeit und so fühlte sich die Elfe am nächsten Tag zerschlagen.

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