Zwei Katzen im Korallenriff

  • Ayala hatte, nachdem sie Artain bei seinem neu erworbenen Häuschen verlassen hatte, sich in ihr Zimmer in Lord Eisenklinges Haus zurückgezogen und ersteinmal durch ihre Kleidertruhe geschaut. Mit einem leisen Seufzen hatte sie festgestellt, dass sie mal wieder nichts wirklich passendes finden konnte. Das Kleid, welches sie auf dem Maskenball getragen hatte? Ausgeschlossen - viel zu auffällig und viel zu gewagt. Sie wollte sich Artain nicht direkt als männermordender Vamp nähern. Das eher kämpferisch anmutende Gewand, in dem sie sich Sarandir Eisenklinge vorgestellt hatte? Wohl eher auch nicht... schließlich entschied sie sich für ein recht knapp sitzendes Mieder aus dunkelgrünem Samt, dazu eine weiße Bluse und ein schwarzer Rock - das betonte ihre Reize zwar durchaus, aber ohne direkt aufdringlich zu wirken. Dann, mit einem leichten Lächeln, legte sie auch noch das Kollier an, dass Sarandier ihr als Vorrauszahlung gegeben hatte. Das würde zwar leicht fehlt am Platze wirken - ein wenig zu edel für ihre Aufmachung - aber es würde ein Hingucker sein, und der erste Auftakt in dem Spiel, dass sie für Sarandir spielen würde. Schließlich schmückte sie ihr üppiges Haar noch mit den üblichen Federn und Perlenschnüren und, solcherart mit ihrem Aussehen zufrieden, machte sie sich schließlich auf den Weg zum Korallenriff.


    Sie war sicherlich ein wenig früher losgegangen als nötig, aber sie würde Artain auf keinen Fall warten lassen. So langte sie überpünktlich vor dem Gasthaus an und konnte sich noch ein Weilchen damit vergnügen, die ankommenden Leute zu beobachten. Anzügliche Bemerkungen über eine Frau, die allein vor einem Gasthaus wartete, brachte sie ziemlich schnell und effektiv zum Verstummen. Wenn es nötig war, konnte sie einer gefährlichen Raubkatze sehr ähnlich sein.

  • Artain war den ganzen Nachmittag - nachdem er sein zukünftiges Häuschen und Ayala verlassen hatte - in Nir'Allenar unterwegs gewesen und hatte sich durch die Straßen treiben lassen. Das Wetter war herrlich und warm gewesen und als die Sonne begann zu sinken machte sich der Cath'Shyrr
    auf den Weg zum Korallenriff.
    Als er um eine Häuserecke kommt sieht er das Gasthaus und schon im nächsten Moment schon fällt sein Blick auf Ayala, die in ihrem dunklengrünen Mieder und dem dunklen Rock vor dem Gebäude steht. Auf Artains Gesicht zeichnet sich sofort ein feines Lächeln ab und er beschleunigt seinen Schritt ein wenig.
    "Guten Abend, ich hoffe Ihr wartet noch nicht sehr lange." Artain schenkt Ayala ein strahlendes Lachen. Er freut sich auf ihren gemeinsamen Abend.

  • "Aber nein.", antwortete Ayala. "Ich bin auch grade erst gekommen." Sie lächelte Artain freundlich an und ließ ihm dann den Vortritt ins Innere des Gebäude, wobei sie nicht umhinkonnte, seine schlanke Gestalt zu bewundern. Mit solch einer lässigen Eleganz konnten sich eben nur Cath'Shyrr bewegen... einmal mehr wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihr eigenes Volk hier unter dem Meer doch vermisst hatte. Und doch war an Artain etwas gänzlich anders als an den Cath'Shyrr, die sie aus ihrer Heimat kannte. Hatte er nicht erzählt, er sei hier unter dem Meer aufgewachsen? Wie ihn das wohl geprägt haben mochte? Sie wusste schon, dass er erstaunlich wenig von einem Kämpfer hatte, aber grade das schien sie irgendwie magisch anzuziehen. Ja, es versprach ein interessanter Abend zu werden.

  • Artain betritt vor Ayala das Korallenriff. Der Schankraum des Gasthauses strahlt eine warme Gemütlichkeit aus, die sich sofort auf Artains Stimmung schlägt und den Cath'Shyrr zum lächeln bringt. Nach einigem umsehen entdeckt Artain einen Tisch der ein Stück entfernt von der Theke ist an der schon Einige ihr Bier trinken. "Was haltet Ihr von diesem Tisch?" Artain deutet auf den Tisch blickt dabei aber in Ayalas grüne Augen. "Dort sind wir etwas von dem Tresen entfernt. Und wenn mich meine Erfahrungen aus meinem Heimatdorf nicht täuschen, dann kann es dort gegen Abend auch oft etwas lauter zugehen." Artain zwinkert.

  • "Ganz wie Ihr meint.", antwortete Ayala und folgte Artain zu dem Tisch. Sie blickte sich alerdings einmal sorgfältig in der Kneipe um, ehe sie sich setzte - die Instinkte einer Kampftänzerin schliefen eben nie. Auch wenn hier kaum gefahr drohen mochte, so legte man solche Gewohnheiten nicht mal eben so ab. Und so gefiel ihr auch die Wahl des Tisches ganz gut - von dem aus man gut würde beobachten können, ohne selbst allzu viel zu sehen.


    Mit einem Lächeln setzte die Cath Shyrr sich und bestellte, als der Wirt kam, einen Met. Sie hatte eine ziemliche Vorliebe für Süßes, der sie ab und zu gerne nachgab. Dann streckte sie ihre langen Beine von sich und lehnte sich zurück. Unter halbgeschlossenen Liedern hervor sah sie Artain an. "Ich meine , Ihr hättet gesagt, Ihr wäret schon auf der Insel geboren. Wie hat es Eure Familie nach Beleriar verschlagen?"

  • Als der Wirt an ihren Tisch herantritt wartet Artain bis Ayala ihre Bestellung aufgegeben hat ehe Artain selbst bestellt.
    "Ich hätte gerne ein Bier und etwas Brot mit Käse." Artain blickt dem Wirt einen Moment nach ehe er sich an Ayala wendet.
    "Ich hoffe es stört Euch nicht, dass ich etwas esse."


    "Ja, ich wurde hier geboren und bin in einem kleinen Dorf einen halben Tagesmarsch von hier entfernt aufgewachsen. Meine Mutter wurde nicht hier geboren. Sie war an Bord eines Schiffes als dies in einem Sturm sank. Mein Vater starb vermutlich. Aber meine Mutter ist hier auf Beleriar wieder erwacht. Sie war schwanger. So kam es, dass ich hier geboren wurde." Artain lächelt schief. "Ich schließe aus Eurer Frage, dass Ihr nicht hier geboren wurdet. Wie kommt es dann das Ihr hier seit?"


    Doch ehe Ayala antworten kann tritt der Wirt an ihren Tisch und stellt zwei Becher ab, dabei schwappt etwas Bier auf den Tisch. Der Wirt schiebt Ayala den Met zu und Artain das Bier. "Das Brot und der Käse kommt gleich." Artain nickt dem Wirt kurz zu, wendet dann aber seine Aufmerksamkeit wieder Ayala zu.

  • Ayala rümpfte unwillkürlich die Nase, als das Bier auf den Tisch schwappte. Zum Glück hatte ihre Kleidung nichts abbekommen. Sie konnte den Geruch von Bier nicht ausstehen, und ihr Geruchssinn war zwar nicht so gut wie der eines Wolfes, aber gut genug. Vorsichtig rückte sie ein wenig vom Tisch ab, um nicht nähert als nötig an der Bierlache zu sitzen. Dennoch antwortete sie Artain, dass es ihr natürlich nichts ausmache, wenn er etwas aß. Dann hörte sie sich seine Geschichte an. Ihre Augen färbten sich dunkel. Das Schicksal ihrer Mutter war ihrem nicht so unähnlich. Auch sie hatte Schiffbruch erlitten und dabei jemanden verloren, den sie bis heute vermisste. Erus Gesicht stand ihr deutlich vor Augen. Nur, dass sie nicht schwanger gewesen war... und Eru lebte immer noch bei ihrem Heimatstamm.


    "...nein, ich bin tatsächlich nicht hier unter dem Meer aufgewachsen.", erwiderte sie, lange nachdem Artain geendet hatte und sich womöglich schon fragte, in welchen Tagträumen seine Gefährtin sich grade verlor. "Ich kenne die dichten Laubwälder und die goldene Sonne Erianors...und ich hoffe, dass ich sie noch einmal wieder sehen darf, wenn nicht in diesem Leben, so vielleicht im nächsten. Ich wuchs bei meinem Clan in den tiefen Wäldern auf und würde von meinem Vater zur Kampftänzerin ausgebildet. Als meine Ausbildung beendet war, begab ich mich, wie es üblich war, auf eine längere Fahrt, um Erfahrungen außerhalb der Heimat zu sammeln. Nun, das Schiff, auf dem ich mich befand, geriet in einen Sturm und sank, und ich erwachte hier unten, abgeschlossen vom Tageslich, von der Sonne und von meinem Clan. Manchmal frage ich mich, ob es besser gewesen wäre, in den Wellen den Tod zu finden." Für einen Augenblick verlor sich Ayalas Blick in der Ferne.


    Doch dann lächelte sie rasch und das abenteuerlustige Blitzen kehrte in ihre Augen zurück. "Aber andererseits kann man auch in der Stadt gut jagen, und hier unter dem Meer gibt es Wunder, die ich längst noch nicht alle gesehen habe. Also, warum nicht das Leben nehmen, wie es kommt."

  • Artain bemerkte Ayalas reaktion als das Bier überschwappte und nahm sich vor den Wirt zu bitten die Lache aufzuwischen. Schließlich war es sein Bier, dass hier auf dem Tisch liegt.
    Als Artain Ayalas Geschichte hört legen sich Falten auf seine Stirn. Ihr Schicksal schien dem seiner Mutter sehr ähnlich zu sein.
    "Meine Mutter hatte auch diese Gedanken. Das hat sie mir einst erzählt. Doch hatte sie - wie sie mir erzählte - mich und wollte daher weiterleben." Artain lächelt Ayala schief an. "Nun hat sie einen Mann gefunden der sie liebt und den sie ebenfalls liebt. Es ist keine Cath'Shyrr aber das ist ja hier unter den Wellen nicht ungewöhnlich." Artain nahm einen Schluck Bier.
    "Was ist ein Klingentänzer? Ich habe bisher nie etwas genaues gehört. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen." Artains letzte Worte klingen ein bisschen wie eine Entschuldigung.

  • Ayala lachte warm. "Eine Liebe zu haben ist sicher das Beste, um am Leben zu bleiben. Vielleicht finde ich ja auch eines Tages so einen Mann. Nun...", sie zögerte kurz und nahm einen Schluck Met. Liebesbeziehungen - kein Thema, bei dem sie allzu gern verweilte. Auf dem Gebiet hatte sie sich bisher nicht hervorgetan. "... Klingentänzer? Habe ich das wirklich gesagt?" Wieder lachte sie. Ihre Begegnung mit Arvanor lag nicht allzu weit zurück. Es war definitiv zu früh, schon mit anderen darüber zu reden. "Nein, ich bin Kampftänzerin... das ist eine Technik, die bei unserem Clan verbreitet ist. Der Sage nach hat es ein Elf namens Antaraleon meinen Vorfahren mal beigebracht. Kämpfer und Waffe bilden eine Einheit, und die Gewandtheit des Kämpfers und die Schärfe der Waffe verbinden sich zu einem tödlichen Tanz.... ein Stil, der es weniger auf schiere Körperkraft denn auf Geschwindigkeit und elegante, fließende Bewegungen anlegt, also wie geschaffen ist für eine Cath'Shyrr. Ohne groß angeben zu wollen - ich bin eine der Besten." Es klang wirklich nicht angeberisch, aber sehr selbstsicher. Ayala wusste, wie gut sie war und sah auch keinen Sinn darin, es zu verschweigen. "Und ich bezweifle, dass viele hier unter den Wellen schon einmal was von uns Kampftänzern gehört haben... aber erzählt, wie wächst man als Cath'Shyrr unter lauter Menschen auf? Und wie komt es, dass Ihr Euch für das Schneiderhandwerk entschieden habt?"

  • "Ja, meine Mutter ist richtig aufgeblüht, als sie sich verliebt hatte und diese Liebe dann auch noch erwidert wurde." Zu Ayalas Worten das sie eines Tages vielleicht auch einen Mann findet nickt Artain, denn das waren auch seine Gedanken, nur sollte es seinem Geschmack nach eine Frau sein.
    Als Ayala weiterspricht lauscht Artain ihren Worten. "Das klingt sehr interessant. Könnt Ihr mir das wohl zeigen? Ich meine wie es aussieht. Der Kampftanz." Artain lächelt er kann sich nicht genau vorstellen, wie es aussehen soll, aber es würde ihn doch sehr interessieren. "Ich habe leider keine Ahnung vom Kämpfen. Außer vielleicht die kleinen Rauferreinen, in die sich Heranwachsende doch so häufig verstricken." Artain lacht leise.
    "Ich bin eigentlich wie jeder andere in dem Dorf aufgewachsen, natürlich wussten alle, dass ich anders war. Aber es hat sie nicht so sehr gestört, oder sie haben es mich nur nicht merken lassen."
    Artain nimmt einen Schluck des Bieres. Unterdessen kommt der Wirt mit einem Lappen und wischt das Bier vom Tisch, leise entschuldigt er sich.
    "Und Schneider bin ich geworden, da ich schon immer eine Liebe für Stoffe und deren Schnitt gehabt habe." So spricht Artain weiter als wäre der Wirt gar nicht an ihren Tisch getreten.

  • "Klar - irgendwann kann ich Euch gerne zeigen, wie ein Kampftänzer kämpft. Vielleicht nur nicht grade hier und jetzt.", erwiederte Ayala und lachte erneut. Sie merkte, dass sie ziemlich viel lachte, wenn si9e mit Artain zusammen war. Hoffentlich hielt er das nicht für albern, aber sie konnte ihn nunmal gut leiden Auch wenn er wirklich ganz anders war - oder vielleicht deswegen - als die anderen Männer, mit denen sie sich bis jetzt eingelassen hatte. "Wenn Ihr mögt, kann ich Euch das sogar beibringen. Immerhin seid Ihr Cath'Shyrr, also solltet Ihr die nötigen Vorraussetzungen mitbringen. Ein Zwerg würde es da schon schwerer haben."
    Die Kriegerin unterbrach sich, als der Wirt kam und das verschüttete Bier aufwischte. Forschend sah sie dabei Artain an. Ob er überhaupt viel vom Leben der Cath'Shyrr wissen konnte? Natürlich würde seine Mutter im einiges erzählt haben, aber das war ja etwas ganz anderes, als in einem echten Clan mitten in den Wäldern aufzuwachsen. Erst als der Wirt wieder weg war, sprach sie weiter. "Aber mit Eurer Liebe zu Stoffen und Schnitten könnt Ihr mir vielleicht helfen. Ich hab Euch ja von diesem Auftrag für den Graf Eisenklinge erzählt. Für den Auftrag ist es nötig, dass ich mich als ein wenig exzentrische Adelige aufführe. Allzu schwer sollte mir das eigentlich nicht fallen, aber vielleicht könnt Ihr mich beraten, was die neueste Mode und dergleichen angeht?" Sie hatte die Stimme gesenkt - es musste wahrhaftig nicht jeder mitbekommen, was sie plante. Vielleicht war es schon nicht allzu klug, Artain nach so kurzer Bekanntschaft einzuweihen, doch hatte sie das Gefühl, ihm vertrauen zu können.

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