Der Tempel der Minaril

  • Es war das erste Mal, dass Ayala den Tempel der Minaril in Nir'alenar betrat. Es fiel ihr zugegebenermaßen auch ein wenig schwer zu glauben, dass dies die gleiche Göttin sein sollte wie die Mutter ihrer Rasse, Yana'yia. Es gab Leute die behaupteten dies, und tatsächlich gab es ja auch ähnliche Wesenszüge - die Freude am Geheimnisvollen und an Rätseln, der Hang, aus allem eine kleine Schau zu machen, auch eine gewisse Sinnlichkeit.... nun, wenn diese beiden Göttinnen die gleichen waren, stellten die Menschen hier sie jedenfalls flasch dar. Yana'yia, oder, wenn man so wollte, Minaril, sollte doch ein wenig raubkatzenhaftiger aussehen. Aber dies hier war der Ort, der einem Tempel der Yana'yia noch am nächsten kam, und deshalb begab sioe sich hierhin, da sie dringend ein wenig Ruhe brauchte und auch Antworten auf einige Fragen suchte. Es war zwar ganz und gar nicht gewiss, dass Yana'yia klare Ratschläge erteilen würde, aber sie würde ihr bestimmt helfen, die Antworten selbst zu finden.


    Da war zum Einen dieses merkwürdige Gefühl, dass sie in Arvanors Fechtschule beschlichen hatte, dieses Gefühl, dass sich hinter dem, was sie schon gelernt hatte, noch eine ganz neue Welt der Fechtkunst verbarg, auf die sie hatte einen Blick erhaschen dürfen - und seitdem war sie sich sicherer als je zuvor, dass mehr in ihr schlummerte als das Dasein als Kampftänzerin oder Söldnerin. Dann war da Artain - ein Cath'*Shyrr wie sie, sie fand in ausgesprochen sympathisch, aber gleichzeitig war er so anders als sie. Sie hatte bis jetzt noch nichts von jedem Abenteuergeist gespürt, der sie so oft packte. Eigentlich sollte sie, statt sich mit ihm näher einzulassen, sich lieber daran begeben, Sarandir Eisenklinge für sich einzunehmen, was ihr wesentlich mehr Nutzen bringen würde. Und doch fand sie ihn zwar amüsant, fühlte sich aber nicht besonders zu ihm hingezogen. Und nicht zuletzt fühlte sie gerade wieder die alte Sehnsucht nach ihrer Heimat und ihrem Clan - hier unten unter dem Meer fühlte sie sich manchmal wie eine Gefangene. So schön es hier sein konnte, es gab keine Sonne, nicht den Duft ihrer heimatlichen Wälder...


    Ayala straffte die Schultern und betrat den Tempel. Es wollte ihr komisch vorkommen, vor der <Statue Minarils zu beten, die Yana'yia nur bedingt ähnlich sei, dennoch legte sie ihre mitgebrachte Gabe, einen Schal aus dunkelviolettem Samt mit eingebrannten verschlungenen Mustern, vor der Staue ab und ließ sich dann nach der Art ihres Volkes in einiger Entfernung im Schneidersitz nieder. Mit ihrer dunklen Stimme beganns ie leise zuu summen. Langsam versank sie in tiefer Meditation.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!